Pester Lloyd, Juni 1911 (Jahrgang 58, nr. 128-140)

1911-06-01 / nr. 128

. " a Donnerstag, 1. Juni 1911 s. Ze. fich hat Debreczener Kollegium nicht nur bei uns, sondern auch im gebildeten Auslande das größte Ansehen erworben und wurde, in den Achtundvierzigerjahren selsit von N­umänen start, frequentiert. Diese Tradition des Debreczener Kollegiums hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, frei von jeder Einseitigkeit, bei Hochhaltung des unverfälschten, urungarischen Stimmung.) Wenn man noch in Betracht zieht, daß Debreczen der Knotenpunkt des Urungartums ist, kann man sich wohl der Auf­fassung nicht verschliegen, daß bei der Erwägung, wo für die unga­­risch-nationale Kultur ein neuer Altar errichtet werden soll, Debreczen in der ersten­­­eihe der in Betracht kommenden Städte : Mag­hat. (Zustimmung links.)­­ . Dechdyer beschäftigt sich sodann mit der Frage der Autonomie der israelitischen Konfession.Mehrere Redner haben diese F­rge be­­handelt,es munß aber mit Bedauern konstatiert werden,daß­ es nicht gelungen­ ist,­s die Frage in das wichtige Licht zu rücken Als Kenner dieser Frage,sieht sich Redner verpflichtet,sie in ihrer Gänze aufzus­tellen.Die ersten Bestrebungen zur Emanzipation der ungarischen Juden haben sich in der bewegten Zeit dc­reißigerjahre deseX. Jahrhunderts kundgegeben.Schon im Reich StaglsZsel wurde von der Ständetafel ein einschlägiger Entwurf angenommen,der aber in der Magnatentafel derart abgeändert wu­d­de,daß die Frage durch ihn nichts weniger als gelöst ers­chie.Der G.­A.XX:1848 wäre der nächste Schritt gewesen,wenn man seine Geistigkeit auf die Juden ausgedeh­nt hätte,was aber nicht geschah).Die ungarischen Juden haben dessem ungerichtet im Freiheitskriege tapfer mitgekämpft,und als die Ungarn unterlegen sind,mußten dies Juden eine schwere Kriegssteuer,zahlen.Mr König hat dani­ diesett Schatz dem Juden­­­tum zurückgegeben­,indem er die Gründung eines jüdischen Kultur­­fonds veranlaßte. Dann kam­­ die Wiederherstellung der Verfassung „und der israelitische Jongre wurde einberufen, der damals auch ein Statut ausarbeitete. Dieses Statut konnte infolge verschiedener stö­­render Einflüsse nicht durchgeführt werden und die Judenschaft hat sich gespaltet, ein Teil hat sich von den Kongressisten getrennt und gesondert organisiert, was von dem damaligen Kultusminister Theodor Bauer, genehmigt wurde. Das war der Ausgangspunkt jener Anarchie, die in der heutigen Organisation der ungarischen Juden­­ besteht und einen Fortschritt zur höheren Kultur verhindert.­­ Aber auch­­ Bauler spricht von einer Partei, nicht von verschiedenen Kon­­fessionen. Das Abgeordnetenhaus hat wiederholt Gelegenheit gehabt, ss mit der Spaltung in der Judenschaft zu beschäftigen. Am 18..März 187­0 hat das Abgeordnetenhauss die Voll­streckung der Kongreßbeschlüsse sistiert,der Kongreßausschuß aber hat demgegenüber gefordert,«daß die Statuten unartikuliert und mit der­­egestraft versehen werden. Im Jahre­ 1880 hat das Abgeordneten­­haus­ am 12. März gegen die separatistischen Bestrebungen der ortho­­logen Juden Stellung genommen. Die Kultusminister Trefort und Csáty haben wiederholt in­ Entscheidun­gen ausgesprochen, daß­ es nur eine einzige jüdische L­on­­fession gibt, und daß daher von einer besonderen Konfession der­­ Oithodorgen seine Nede sein kann. Aus religiösem Gesichtspunkte be­­trachtet, können wir in dem ungarischen Judentum eigentlich Feine Untersiede konstatieren. Die Differenzen bestehen mir in liturgis­­chen Bräuchen und in Tempeleinrichtungen. Bedauerlich­­ ist, daß diese nicht wesentlichen Unterschiede, die sich allerdings in fanatischer Parteilichkeit äußern, schuld : darum tragen, daß die Vertimmlingen : des G.A. XX:1848 über die rezipierten Konfessionen Hinsichtlich der­­ rezipierten, israelitischen Konfession nicht haben wolle Geltung ertei­­l Kultusminister. "Julius ."dhen können(8uftimmmng),daß»diese Konfess­i­on noch ü­ber keine Autonomitz verfügt.Und doch hat im Jahr els sehr damalige Klassiksim,A1­ge»opdnetenha«"11se»"ein­er«».’ver,stehe"garwohlbas»Best-"licbe»ii··depthaelitew als.det.An­hän­ge keiner rizzipierten Religion,ihre Autonomie­­ zu organisieren und zu sichern.Eine«Stötrung dieses­ Bestreben­s ist in einer Vewidmung dess gewesenen Kultusministerscitg Lukwi­g­s zu sehen,in der von zwei israeliitischen Konfessionen die RedejI. Erschwohl später die schädliche Wirkung dieser Differenzierung ein und interpretierte jene Verordnung in dem Sinne, daß Diese Unterscheidung­ nur bis zu dem Zeitpunkte bestehen könne, da für die Israeliten eine­­ Landesautonomie geschaffen sein wird. Durch verschiedene­­ Negierungsverordnungen und Verwaltungsmaßnahmen geht jedoch, das einheitliche Religionsgefet aus dem Jahre 1848 in Brüche. (Zustimmung finta.) Es ist also auch auf verfassungsrecht­­die Gesichtspunkte dringend geworden. Die­ gesamte­­ ungarische Sudenschaft in jenen Rahmen einzufügen, der Gewähr­ dafür­ bietet, daß die also vereinte X­udenschaft ihre Kulturpflichten erfüllen werde. Dieser Rahmen Fan auch sein sogenannter orthodorer­­ sein. Denn für die Orthodoren ist ein vor 300 Jahren von einem Stra­­lauer.Rabbiner verfaßtes Werk, der Schulhan Arud, maßgebend, das nie, als Gejeh anerkannt wurde, Ä­­· .Me größte Afmerksamkeit muß dem Rabbinerseminar und der iraelitischen Lehrerpräparandie zugewendet werden, damit dort die­­ Anhänger der Orthodoxie das Uebergewicht verlieren. Die Maffe der ungarischen Inder" m wünscht modern gebildete, ungarische, fortschritt­­liche Ceelsorger (Beifall), also eine Ausbildung der Rabbiner und »Hragliiischen Lehrer, die von der Nationalkultur — so, wie es auc­h Graf Albert Apponyi, für die Ausbildung der Tatgolischen Priester verlangt — sich nicht isoliert. (Beifall) Das ungarische Judentum hat seinen reinen nationalen Sinn, wiederholt auch dadurch betriejen, "dag es große Stiftungen für kulturelle were ohne Unterschied der Konfessionen errichtet hat. (Zustimmung.) Dieses Judentum verdient, “seiner geieglich gewährleisteten Mechte teilhaftig zu werden, und man darf den Liberalismus, der da8 fordert, gewissen konfessionellen Streitigkeiten nicht­ aufopfern. (Bestimmung links.) Wir misten zurückehren zu dem liberalen Geiste, der in Ungarn eine tausend­­jährige Geschichte Hinter sich hat und nicht einmal von Stefan Da­fovsty geleugnet wird. Wenn wir also im Liberalismus einig sind, dann soll die Lösung der Frage des Landesstatuts,­­ der Landes­­autonomie der ungarischen Judenschaft im Simme des Gesehes ebestens erfolgen. (Zustimmung.) Graf Stefan Tiba Hat­ darin nicht redst, eine einheitliche Organisation scheitere an den­ Differenzen unter " der­ Judenschaft selbst. Mit Energie ann sie Herbeigeführt werden. K­ongreß der ungarischen Der Kultusminister möge­ die Entscheidung darüber, wie diese Orga­­nisation wu­rchgeführt werden soll, dem einzuberufenden Landes­­-Subdenschaft überlassen und durch­­ die Ehaffung dieser Organisation jene Grundlage befestigen und weiter ausbauen, in der die nationale Kultur, das nationale Leben murzeln. (Lebhafte Zustimmung und Applaus rechts und finta. Der Renner wird von Abgeordneten aller Parteien beglückwünset.) Präsident Albert Berzeviczh übernimmt nach der Pause " der Borsig, Abgeordneter Heinrich Béla . “Hier im Abgeordnetenhause wurden gewisse geistige Strömun­­gen kritisiert, über die mich der Redner sprechen will. Die Delitatesse muß jeden lehren, daß nicht nur das wichtig ist, was jemand sagt, sondern auch, wer es sagt. Gegen diese Delitatejse hat der Abgeord­­nete Samuel’Ke­cen gekündigt, als er über die Kongregationen sprach. Wenn aand seinen Vater so gewählt hat, wie der Abge­­ordnete elemert, dann ist er nicht notwendig gegen die Kongre­gationen loszuziehen­ (Bewegung rechts und links), aber auf den Spuren des Abgeordneten Stefan Matovictíy möchte der Redner nicht folgen, den seine Leidenschaft leicht auf das Gebiet des glühenden Halses fortreißt. Der Redner möchte gern den Mut des Grafen Albert­­ Apponyi befolgen, diese Streitfragen aus der Debatte auszuspalten. Das geht aber nicht. Die Fragen sind­­ vorhanden und sie werden weiter glimmen, auch wenn wir nicht von igne sprechen. Wir hören Tag für­ Tag die Schlagworte Liberalismus und Reaktion, Radikalismus und Konservativismus. Das nüchterne un­garische Publikum ist aber sein dankbares Medium für die radi­­kalen Schlagworte und es ist bestebt, den Mittelweg einzuhalten. Nedner ist ein Anhänger der Freiheit des Gedankens, aber die Ver­­wiesung, die unter der Devise der Gedankenfreiheit in Ungarn ge­trieben wird, kann er nicht billigen, denn die­ Apostel dieser Agitation verurteilen jeden Andersdenkenden und möchten ihn­ am liebsten ver­­brennen. Wir müssen und vor Uebertreibungen nach jeder Richtung " hüten. Der Nenner kommt nun auf einige Schulfeegen zu prechen. Die Staatsmänner haben einen Teil der in der Schule liegenden Macht aus den Händen gegeben, doch wird ihnen dafür seine Anerkennung zuteil. Redner ist sein Gegner des konfessionellen Unterrichtes, ver­­langt aber ein anderes Maß für die ungarnfreundlichen Schulen als für die, in denen nationalistischen Tendenzen gehuldigt wird. Die Feinde des Landes erziehen. (Lebhafte Zustimmung.) Die Tätigkeit der Schulinspektoren kann nur dann erfolgreich sein, wenn ihnen ge­nügende Macht eingeräumt wird, gegen die ungarnfeindligen kon­­fessionellen Schulen mit Erfolg vorzugehen. (Allgemeine Zustim­­mung.) Vielleicht könnte man auch das große Publikum, ähnlich wie bei der landwirtscaftlichen Inspektion, in die Dienste der Schul­aufsicht einbeziehen. Die große Zahl der ohne Schule gebliebenen Schulpflichtigen ist sehr bedauerlich, insbe­­ondere in den Nationalitätengegenden. Da bedarf es dringender Hilfe. (Lebhafte Zustimmung.) Die Mittel­­schulen sind ü­berfüllt, worauf auch die Erfolglosigkeit des Mittels­cchulunterrichtes zurückzuführen ist. Man dürfte in einer Klasse nicht mehr als dreißig bis vierzig Kinder unterbringen. (Zustimmung.) Auf dem Gebiete der Professorenbildung gibt es große Mängel, die Universitätsprofessoren erziehen Gelehrte, aber feine Lehrer. Das Er­­gebnis ist daher ein sehr trauriges. Der Renner beschäftigt sich sodann sehr eingehend mit den Schulbüch­ern und mit der Prüfung derselben. Brüäsident: Ich bin gezwwungen, den Herrn Abgeordneten zu ermahnen, daß das Abgeordnetenhaus beschlossen hat, um 112 Uhr auf die Internetrationen überzugehen. Diese Zeit ist eben mit einer­­ Viertelstunde vorüber. . Abgeordneter Heinrich Belm (fortfahrend) verweist darauf, daßs es eine besondere Pflicht der Negierung sei, für dem ungari­­schen Sprachunterricht und für die Pflege der ungarischen Sprache zu sorgen. Er bedauert nur, da dem Minister für Unterrichtszmede so wenig Mittel zur Verfügung stehen. Diese aber bemilsigt er bereitwilligst. Das Budget nimmt der Redner an. (Lebhafte Zur­flimmung reits und im Zentrum.) Die Debatte wird hierauf abgebrochen. Präsident Albert Berzeviczh : Ichbeantrage,·ldaßng Abgeordnetenhaus szfeine nächste Sitzungmorgen,Donterg tägl vormittags quo Uhrhalte,in der die heute abgebrochene Mbatte des Unterrichtsbudgets fortwietzt ,wer»den soll.(Zustimmung.)Ich­ beantrag­ zugleich,mit Rücksicht auf die nahenden Pfingstfeiertage,daß das Abgeordnetenhaus in Anbetracht seine­ dringend gewordene­n Aktsgaben gelegentlich der Pfingstfeiertage nur vier«Ruhetagehalte,und zwar vom­ Samstag bis intlusive Dienstag.(Zustimmung.)Die erste Sitzung nach den Pfingstfeiertagen wird also Mittwoch,7.Juni,die letzte vor den Feiertagen aber Freitag, 2. Juni, vormittags 10 Uhr stattfinden. (Zustimmung.) Ich erhebe das also zum Zeichluß.­­» .«Folgen die Jäterpellåtionemz Abgeordneter Defidcholönyi will eine Frcpgeljehwidelji,in Heret hofft,die«Unterstütz­ung des ganzen Hausegohnes unterschied der Parteien zu f indem die klägliche Lage auf der Margaretheninsel und die stiefmütterliche Behan­dlung der dort besin­dlichen Sportaolqgen.Der einfaiche sistzet der Marga­­rethenixtfeL Erzherzog Josef,achtete darauf,daß die Margareth­en- insel ein herzlicher Blumenpart bleibe, der zur Verfügung des publi­­kums steht. Die­­ Insel ist nun in den Befig der Hauptstadt und unter die Verwaltung des Hauptstädtischen Baurates gelangt. Was it geschehen? Die Wege sind nun aufgerissen, die Kommunikation ist unmöglich, die herrlichen Blumenbeete sind Kahl und­ Unkraut wuchert an Stelle der Blumen. Die Margaretheninsel hat seinerzeit, als Erz­herzog­ Josef die Umgestaltung der Insel vornahm, mit dem Unga­­rischen Athletikklub einen Vertrag abgeschlossen, der beiden Vertrags­­teilen gewisse Verpflichtungen auferlegt und dem Klub ein Gebiet für Sportanlagen sichert. Erzherzog Josef bestand angesichtse des Umstandes, daß hier von einem nühlichen kulturellen Verein die Nehe­it, nicht darauf, daß der Klub alle Verpflichtungen erfülle und erließ einige Noten, die allzu hoch festgestellt waren. Ministerpräsident Alexender Weierle erklärte bei der Verhandlung über den Geleg­­entwurf betreffend den Ankauf der Margaretheninsel, daß die Ver­­träge­ und Vereinbarungen unverändert übernommen werden, und sagte, es sei w­ünschenswert, daß der untere Teil der Insel als Sport­anlage erhalten bleibe. Für eine Sportanlage sind gewisse Vorschrif­­ten maßgebend, die zum Beispiel besagen, daß eine Sportanlage ein geschlossenes Gebiet bilden muß, damit das Budlitum ohne Kon­­trolle nicht eindringen künne. Nun wurde die Umfriedung der An­lage ohne Befragen des Mubs abgetragen, die Tore wurden ent­­fernt und an deren Stelle wurde ein etwa 50 Zentimeter hoher leben­­der Zaun angepflanzt. Die Folge war, daß der Footballverband dem Klub die Veranstaltung von Matches untersagte und der Klub wird eines sicheren Einkommens verlustig. Diese Verfügung greift daher die Existenzinteressen des Klubs an, der infolge des Entfalls der Einnahmen in Konkurs geraten muß. Der Ungarische Athletik­lub verfügt ferner auf der Insel über Tennisgründe. Diese können vom Klub vermietet werden, Mum Hat der Baurat den Klub ersucht, ihm Der Klub hat die Gründe für Mat vermietet. Diese sind aber, auch jehr noch voll­ommen unbrauchbar, mit Mörtel, Steinen und Sand bebeizt, der Wind treibt den Schmuck von diesen Gründen auch auf die bewußten Tennispläge. Unmittelbar neben den Tennisplägen wurde ein Ma­­schinengebäude errichtet, das in Zukunft alles mit Rauch überschütten wird. Der Baurat hat die Repräsentationen des Klubs in der schroff­­sten Meise zurückgewiesen. Der Klub wollte auf die Frage des Prakhtzinses in­ der Weise regeln, daß er dem Baurat die Amortisa­­tionssumme des investierten Betrages und außerdem sechs Prozent­­ Zinsen für das investierte Kapital anbot. Auch dieser Antrag wurde rundweg abgelehnt. In London werden, um nur ein Beispiel anzu­führen, von der Stadtverwaltung 246 Footballgründe den Bürgern unentgeltlich zur Verfügung gestellt, außerdem gibt es eine­ Menge von Plägen für Criquet-, Hodey- und andere Spiele. Im Hydepart ist jedermann das unentgeltliche Baden erlaubt. Der Redn­er unter­­breitet sodann die in unserem­­ Abendblatte bereits mitgeteilte Inter­­pellation, die an den Ministerpräsidenten geleitet wird,­­vier Tennisgründe für den Monat April zu überlassen. Die Ereignisse im­: Marostordaer Komitat, die lange­­ Zeit hin­­duch die Gemüter eines ganzen Komitat und­ sogar die­ öffentliche Meinung des Landes in Aufregung verlegten, fanden im Hunyader Komitat ihre Fortlegung. Der Beizegespan wurde im Wege eines D­isziplinarverfahrens seines Amtes enthoben und die Negierungs­­organe werden da­raum stehen bleiben. Das alles kompromittiert die Abgeordneter Graf Theodor Batthhány : ungarische Verwaltung sehr empfindlich. Ohne auf die Details­­ ein­zugehen, erzählt der Renner die­­ Vorkom­mnisse , in­ der­­ gestrigen Generalversammlung des Komitats Hunyad, in der ein Antrag eingebracht wurde, daß das Komitat an das Abgeordnetenhaus eine Petition richte, in der die schon bekannten Vorgänge im Ber weh­ungsausschuß mitgeteilt werden sollten.. Das Petitionsrecht der Munizipien it im § 2 des 6.­A. XXI: 1886 gesichert. Alle Bes­­ichte, die über Die Generalversammlung in Budapest eingetroffen sind, besagen, daß der Obergespan gegen den Antrag auf Unter­­breitung einer Petition nichts einzuwenden hatte. Er lieh sogar die Debatte über den Antrag des Repräsentanten Aladár Ajtay zu, übernahm au­, den Bogen, in dem die namentliche Abstimmung verlangt wurde, dann aber hat er anstatt die Abstimmung anzu­ordnen, eine Deklaration abgegeben, in der er sie auf den Stande­punkt stellt, daß er seiner Verantwortlichkeit bewußt. Die Ober­gespansitelfe aber eine staatsrechtliche Würde sei, die dem Abgeord­­netenhause seine Rechenschaft schuldig it (Bewegung auf der äußersten Linken); man könne also über einen Antrag, der nicht vollfiiedbar it, nicht abstimmen. Der Obergespan hat daher die Entscheidung vereitelt. Die Frage der Rechenschaftsleistung, der Obergespane ist ungeregelt. Wenn es also überhaupt ein Petitions­­recht gibt, müssen mangels geießlicher Verfügungen solche Angelegen­­heiten vom öffentlichen Interesse durch Petitionen vor das Abgeord­­netenhaus gelangen können. Dieses Recht hat der Obergespan ver­­legt. (Zustimmung auf der äußersten­ Linken.) Wenn aber tatsächlich eine solche gejegliche Verfügung besteht, auf der der Munizipal« ausfhuß Die Person des Obergespans Feiner Kritik unterziehen kann, so hat der Obergespan den Fehler begangen, abs er die Des­batte über die Petition überhaupt zuließ. Wie dem auch sei, hat der Obergespan ungeießlich gehandelt, und das darf nicht ungeahndet bleiben. In einer erponierten Nationalitätengegend muß die Regie­­rung doppelt­ darauf achten, da die Gesete liberal gehandhabt und den Nationalitäten­ seine Gelegenheit gegeben werde, sich über Ges­teß esverlegungen der ungarischen Verwaltung zu befragen. E38 handelt sie hier in seine politische Verfolgung, um seine partei-­politische Aktion, da im Lager der Gegner des Obergespans der Ehrenpräsident der Partei der nationalen Arbeit, viele Anhänger der gewesenen Verfassungspartei, Mitglieder der Unabhängigkeitspartei und auch­ der Nationalitätenpartei fiy befinden. Wenn tatsächlich Unterlassungen begangen werden, so soll der Beizegespan Pogang ebenso wie jeder andere Schuldige bestraft werden. Man soll aber in­ gleichem Maße messen und auch im Komitat Bihar, wo angel« sie ähnliche Zustände herrschen, endlich Ordnung machen. Die Interpellation, deren Wortlaut wir im Abendblatte vera öffentlicht haben, wird an den Miniterpräsidenten als Minister des Innern geleitet. ". ,­­«." .im Sinne deis ungarischen Gesetze [Ei -Härt, Puritanismus..­­Lebhafte Zur. » .­­Schluß bes Sitzu­ng um 77 Uhr. . N A Mom Tage. Budapest, 31. Malı Die Audienz des Ministerpräsidenten bei dem Stönig. Die heutige Audienz des Ministerpräsidenten Grafen Karl Khuen-Hederpäry bei dem König währte eine Stunde. Der Kabinettschef hielt über laufende Re­­gierungsgeschäfte Vortrag. Nach der Audienz fand eine Hoftafel statt, der Graf Khuen-Hederbäry und Sekretär Dr. Stefan v. Barczy zugezogen waren. Während im Speisesaale des­ Böhmaschlattes die Tafel stattfand, ging üben Gödöllő ein gewitterartiger statten Negen nieder. Der Regen war indessen von kurzer Dauer, uad 3 Uhr Lehrte Graf Khuen-Heberváry, von seinem­­ Dekretäu begleitet, mittels Automobils nach Budapest zurück. TUE Die Konventionen mit Bulgarien. Die österreichisch-ung­arisch-bulgarisc­he Konsjularkonvention, sowie die Konven­­tion über die Auslieferung von Verbrechern wurde heute in Sophia unterzeichnet. Minister­­präsident Gerc­om gab zu Ehren der in Sophia weil­­enden österreichischen und ungarischen Delegierten ein Diner. Stürmische Kongregation in Déva. Aus Déva wird gemeldet: Die Kongregation des Komi­­tats Hunyad leste heute ihre Beratungen fort. Gleich nach der Eröffnung der Ligung veranstaltete die Opposition förmliche Obstruktionsszenen. Es dauerte lange, bis die Ruhe soweit hers gestellt wurde, daß das Protokoll der gestrigen Eigung authensi­fiziert­ werden konnte. Ein Antrag, dem suspendierten Vize» gespan die Hälfte seines Gehaltes auszufolgen und den Vers­haltungsausschuß anzumweisen, er solle seine Kompetenz,nicht überschreiten, wurde nach langer Debatte angenommen. Der Obergespan meldete gegen den zweiten Teil des­ Beschlusses den Nefurs an. "" Nun folgte die Verhandlung eines zweiten oppositionellen Antrages,die Kongregation solle sofort hinschlicklich der Vertree­bung des Vizegespans beschließen-Der Ober­gespann erklärte mit Berufung auf das Gesetz,erkön­ne diesen gesetzs­widrigen Auftrag nichts zur Verhandlung zu lassen.Diese Erklärung rief einen gro­ kz­en Lärm hervor.’ Wkehters Mitglieder wollen auf einm­al zur Gesch­äftsordnung, sprechen.Indem großen Lärm sind nur die Stimmen der Mitglieder Andor Barcsay und Aladár Ajb­asz vernehmen,die gegen die Erklärung des Obergespans prote­­­tierten.Schließlich ordnete der Obergespan die Abstimmung an.Mit einer Mehrheit von drei Stimm­en wurde beschlossen, innerhalb 35 Tage eine Kongregation zur Wahl eines stellvert­retenden Vizegespans einzuberufen. Der präsidierende Ober­­gespan meldete gegen diesen Beschluß, der den Statuten wider­­spricht, den Nefurs an. Michael Leitner interpellierte über die angeblichen feßerverlegungen bei der" Uebergabe des B Vizegespansamtes. Obernotär Ludwig Couhay erklärte, Die Uebergabe sei bora schriftsmäßig und in Ordnung erfolgt, der Vizegespan betrach­­tet sichh jedoch — obwohl er suspendiert ist — noch weiter al­ Beamten und hat sein Amt nicht vollständig übergeben. Diese Erklärung des Obernotard erregte einen förmlichen Sturm. ‚chulinspektor Karl Dénes, der nur schwer zu Worte kam, bestätigte, daß das Vorgehen bei der Uebergabe des Die­gespansamtes vollkommen gefeblich und Eorrett war. Die Wut der DOpposition kam nach Dieser Erklärung wieder mit elemen­­tarer Macht zum Ausdruch. Es entsteht ein Tumult, die Oppo­­sitionellen hauen auf die Ti­che und Bänke ein. Fortwährend ertönen Rufe, daß die Erklärungen des Obernotärs und des Schulinspektors Lügen sind. Die Versuche einzelner Anhänger des Obergespans, der Opposition zu antworten, bleiben­­ vers­teblich. Die Mitglieder Michael Leitner und Andor Bars­osgy erhalten wenn unparlamentarischer Ausdrücke Oid­­nungsrufe, BERN {

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