Pester Lloyd, Dezember 1911 (Jahrgang 58, nr. 298-309)
1911-12-16 / nr. 298
. T ©. Abomnement: Für Budapest: ährig 44 K., halbjährig 22 K., vierteljährig 11 K., monatlich 4 K. Für das Inland: Ganzjährig 48 K., halbjährig 24 K., vierteljährig 19 K., monatlich #4 K. 40 K. Mit separater Postversendung des Abendblattes viertejährig 2 K. mehr. Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt, Für das Ausland mit direkter Kreuzbandsendung vierteljährig : Für Deutschland 18 K., für alle Übrigen Staaten 21 K. Abonnements werden auch bei sämtlichen ange age sé ent jelére land gegen( 1) Frankreich, Spanien und Portugal besteht die Vermittlung der Postämter nicht und als Abonnement muss direkt in unserer Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma Saarbach, News Exchange in Mainz, 58. Jahrgang MORGENBLATT Budapest, Samstag, 16. Dezember 1911 3. Blockner, B. Eckstein, Györi & Nacy, Wien, bei Book ,Herzfeld, Ed. Braun, Inseratenaufnahmes "In Budaj in der Administration des „Pester Fe V., Mária Waldrerutete Nr. 12 und in den Annoncen-Bureaus ı Paulus & Co., Sigm. Lenker, Jul, Leopold, Ani Mezei, Rud, Mosse, Jul, Tenzer, Jos, Schwarz, 4. Danneberg, M. Dukes, Haasenstein , Vogler, Rud. Mosse, J. Rafael, H. Schalek, je Im Auslande: Berlin : Rudolf Mosse Dresden : Invasidendank . Paris: John F. Jones & Co. Einzeln : Morgenblatt in Budapest 12 Heller, in der Provinz. 44 Heller. Abendblatt in Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Haller, Redaktion und Administration: V., Mária Valeria-utcza 12.— Manuskripte werden in keinem Falle zurückgestellt. — Unfrankierte Briefe ‘werden nicht angenommen Az. 208, / . . » vor A Das österreichische ‚Abgeordnetenhaus. Von Graf Stefan Tia. Vor einigen Monaten haben wir uns in den Spalten dieser Revue mit dem Ergebnisse der österreichischen Wahlen beschäftigt und die Wirkung des allgemeinen Wahlrechtes auf, die österreichischen Parteiverhältnisse zu ergründen und in objektiver Treue zu reproduzieren, verfurcht. Wir haben auch den Umstand kurz berührt, daß daz allgemeine Wahlrecht hinsichtlich der politischen Befähigung und Schulung das Niveau des österreichischen Abgeordnetenhauses wesentlich herabgedrühkt hat. Auch diesen Teil der Frage können wir nicht angehen, da es ja einen der Leitstellung der Mictung und des prinzipiellen Inhaltes der nationalen Politik vollkommen adänuaten Beruf der Abgeordnetenwahlen bildet, in das Parlament jene Individuen zu entsenden, die die Eignung besißen, die Abgeordnetenfunktionen entsprechend zu versehen. Die Abgeordnetenwahlen haben eine bestimmte Art der politischen Selektion zu besorgen. Für ein gutes Wahlsyslem können wir nur ein solches ansehen, das auch diese Aufgabe richtig erfüllt und die Ausübung der auf das Parlament übertragenen nationalen Rechte den aus der Gesichtspunkte der Bildung, der geistigen Fähigkeit und politiigen Energie stärksten Individuen der nationalen Gesellshaft anvertraut. Regierung der ganzen : " ·Das trifft für jedes Parlament der Welt zu,da ja die gesetzgeberische Arbeit selbst darunter leidet,wenn sie nicht denh sik zu geeignetsten Elementen der nationalen Gesellschaft zufällt,und ist geradezu die Vorbedingung I der parlamentarischen Regierung Ein Wahlsystem,das die parlamentarische Leitung ist diestände vondividuen legt,die zu dieser Aufgabe nicht geeignet sinds schwift tief beschämende Zustände, nist Die parlamentarische Regierung vollends ab und macht sie unmöglich. Der Pfaxlamentarismus wird unmöglich,sobald die Muße-Masse,des Parlaments aus Männern hervorgeht, die keine hohe politische Bildung befssen, in den Fragen „per nationalen Bolitit 5 ° Sein Urteil, zu bilden vermögen, Anernt er um der der Führung der bestufensten Staatsmänner der Nation eine zur Lösung ihrer Aufgabe Fähige Regierungspartei Welt, eine Frage des Ceins oder Nichtseins auch hinsichtlich der nationalen Politis in Ungarn, tarische Regierung gar nicht zu denken, aus und Opposition schaffen und so die unentbehrlichsten Vorbedingungen der parlamentarischen Regierung sichern. Das ist eine Frage des Seins ‚oder Nichtseins Rang der parlamentarischen eine ungarische Nationalpolitik ohne parlamentondern vielmehr ist. Es also nicht bloß, aus dem Gefühlspunkte des freiheitlichen Fortschrittes, dem der nationalen Existenz unsere erstrangige Pflicht, mit Hilfe der von dem nahen Nachbar gelieferten Erfahrungen zu untersuchen, das allgemeine Wahlvert nach dieser Neitung, hin eröffnet, ar: NR Dieses Beginnen ist ‚frei von persönlichen Momenten, oder einer herabgebenden Tendenz den Mitgliedern des österreichischen Abgeordnetenhauses gegenüber. § 1 Nichts steht uns ferner, als über die Jdndividualität und den allgemeinen Menschheitswert dieser Herren ein, Urteil fällen zu wollen. Wir glauben von jedem Mitgliede des österreichischen Abgeordnetenhauses gern alles Schöne und Gute. Das kann uns jedoch an der Prüfung denen nicht hindern, ob diese Herren üben jenes Maß der politieren. Bildung und Eignung verfügen, das allen sie fähig machen solrde, die nationale Politik in die richtige Bahn zu leiten, die nationalen Interessen zu wahren, ‚die ‚nationale Selbstverwaltung erfolgreich zu handhaben. Ein wertvolles Material liefert für diese Untersuchung ein, in der jüngsten Vergangenheit erschienenes beleibtes Büchlein, in dem Fri Freund neben einer Statistik der österreichischen Wahlen, sämtliche Mitglieder des Abgeordnetenhauses in Bildern und mit biographischen Daten vorführt. Diese Daten berufen auf der Angabe der Betreffenden, können , daher keinesswegs für sie ungünstige Irrtümer enthalten, so daß der Gesamteindruck, den wir aus der Zusammenstellung dieser Daten schöpfen können, nicht ungünstiger sein man als die Wirklichkeit. Die Sache besist für die Zukunft unserer Nation eine weit einmeichendere Bedeutung, als daß wir Halbe Arbeit Leisten dürften. Das Bild, das unsere, auf rubrizierte Zifferngruppen zusammengezogenen Konklusionen zeigen, it dennoch bloß ein matter Abklatsch der Wirklichkeit. Wir finden Daher die Aufzählung der Namen, der Beschäftigung und Bildung der Abgeordneten voraus, damit die Lage in ihrer ‚ganzen drastlichen Unmittelbarkeit vor dem Leser stehe. a .· Es folge k nun eine nach Nationalitäten und Parteien gruppierte Normensliste der Mitglieder des österreichischet Abgeordnetenhauses mit,g-cx"Angabe ihres bürgerlichen Berufs und ihres Bildungsgrades.Dann heißt es in dem Essay weiter:« sss . Die auf die Parteistellung, Beschäftigung und den Bildungsgrad der Abgeordneten bezüglichen Daten sind aus den folgenden nach Nationalitäten gruppierten Tabellen erzähtlich: »— » wo welche Aussichten ist M. Tiddeden IM. Bolen:ee; i VL Sitaliener: fen Laut des Resultats dieser Gruppierungen Bildugsgrad der Abgeordneten der einzelnen Nationalistäten folgender: 7)Darunter 7 Volksschullehrer. ‘ h . . hat gelebt Feuilleton. Jubiläumsaustellung im Künstlerhause, Bonner Rutting:Rothanfer. Die Ungarische Landesgesellschaft für bildendeiünfte feiert Die fünzigste Jahresirende ihrer Gründung nicht zum ersten Male. Sie beging ihr fünfzigstes Geburttafell: bereits im Frühjahr , Kamala hatte auch ein untadeliger Medienschaftsbericht über alle Phasen ihres Lebenslaufes Aufschluß gegeben, wenn wir ung zecht entfinnen, so datierte auch, man nicht spricht, vergessen, anderwärts dem Gtaate zufallen, des Königs aus jenen Zagen. Allein, da die Gesellschaft die Form der Säbelfeier ändert, sie vornehmlich in ihrer Ausstellung repräsentiert wissen will, darf man ‚ruhig nochmal: mittun, zumal gemacht, die Gesellschaft für bildende Kunst bei uns denn doch mehr als anderswo bedeutet. ‚Sie hat nicht viel von sich reden der aber man darf ihr das BVerdienst nicht daß sie allein eine gute Weile das Kunstleben in Ungarn alimentiert und Aufgaben vollführt hat. Die der ungarisen Bester Kunstverein um das eine Gesellschaft mit mehreren tausend Mitgliedern wurde und wie man aus den beschränkten Ausstellungsläden aus der Andräffgstraße, im Stadtwäldchen 309, die wenigen kräftigen den ‚Stoff da3 Männer, Kunst heißt. . Wer an Bewerbung finden, stattliche i, Im dann in wie Julius dem alten Dianabadgebäude, aus den dunklen Dülen in der Akademie in einen Prachtbau. baz. Künstlerhaus ‚gejagt, ein Stüdlein Lunt, Bau und Leidensgeschichte. . Art ein Ruhmestitel für Die sich an der Wiege Andraffy Zeil das heute bildende beExste stand an der Seite der Gesellschaft für bildende Künste, . Dh aus persönlicher Neigung, wie’ heute‘ sein Son, bas it nicht von Belang. Es genügt vollaus, daß es zu Anfang der Sechzigerjahre Kavaliere in Ungarn gab, Die für Kunst Sinn, Zeit und Geld Hatten. Auch Geld. Es war einmal Feines für Miete da. Graf Julius Andrássy öffnete die Brieftasce und enthob die Gesellschaft dieser Sorge. Sachte, wuda darin Die Ast faat. Der Himmel weiß, woher den Leuten die Liebe für die Kunst kam. Trefort, Henßlmann, Georg Rath waren Hintereinander da, auf der alte Pulffy stand auf dem Plan und über Jahr und Nacht sak die Gesellschaft für bildende Künste im ihren eigenen Hause auf der Andraffystraße. Man konnte für eine Weile ans Arbeiten denten. Solange der Raum reichte. Und als die Familie so zahlreich, wurde, daß sie ihn sprengte, tat, Die Gesellscchaft, was der wohlhabende Bürger tut, wenn er eine größere Wohnung nehmen muß. Diese Uebersiedlung fiel bereits in die Neunzigerjahre. ·sWasserthepxskefchah,lebt zu scharf in der allgemeinen Erinnerung,als dass man darüber viel Worte verlieren wüßte. Die Gesellschaft hat Künstler großgezogen, Ausstellungen veranstaltet, das Bublitum an Begriff und Bertigäbung von Kunst gewöhnt. Wer, nach Umfräsen redjitet, wird den Millionen, Die Dani der Gesellshaft und Rollen kamen, den Respekt nicht verweigern. Una "bünnt aber, Daß hier nicht mit trockenen Ziffern argumentiert werden kann. Diese Gesellschaft hat mit Ehren ihren Beruf erfüllt, soweit das im Bereich des Möglichen lag. Sie hätte mit mehr Lärm vielleicht noch mehr aufmweifen können, aber sie war, au so ein Brennpunkt schäßbarer Bestrebungen, Sammelstelle seines oft inmponierenden Talentaufwandes. Und man darf nie vergessen, dass sie eigentlich, eine neue Welt erschaffen hatte. Auch der Tiebe - Gott hat die feine nicht fehlerlos gemacht. Und die Gesellschaft für bildende Kunst Hatte als menschliche Einrichtungs ihre Mängel. Wir nannten einige jener "beherzten Männer,die ihre ‚Zeiten waren. Aggressive Kampfmaturen " waren nicht -Darunterz: eher Werbende.. Die, dem. Leuten. Lust am) der. Sache beizubringen, abzuschmeicheln versuchten. Auch Führer in bestimmten, haarscharf markierten Richtungen waren nicht da. Man ist patriarchalisch veranlagt bei ung. In allen Dingen, auch in Dingen der Kunst. (Es bilden fs Zustände heraus, die dann Wurzel schlagen und in Friesden nicht mehr zu beseitigen sind. Zustände und Personen. Die Personen ernigen sich Rechte, das heißt, sie üben sie nicht fraft ihrer Begabung, kraft des fremden Vertrauens. Und die Art, wie sie die Rechte übten, führte zu Bwijt, ‚Unzufriedenheit, Ausscheidungen. Der Zug nach Dezentralisation hat die Gesellschaft für bildende Künste eine gute Weile um den Ruhmestitel gebracht, daß sie die einzige berufene Vertreterin ungarischer Kunstbestrebungen sei. Ein Unglück ist das, offen gestanden, nicht. Es stünde schlimm um Kunst, die es in dem Kreise einer einzigen Gestellchaft erschöpft. Die Zugehörigeit zu einem Berbande legt‘ unbedingt irgendwelche Tejen, geistige und persönliche Verpflichtungen auf. Man muß also nicht Beter sehtreien, wenn in einem großen Künstlerverein Spaltungen eintreten, die auf künstlerische Ursachen zurücgeführt werden künnen. Die Frage it dann nur, ob dieses DBoneinandergehen der Sache Ruben bringt. Nun it andererseits wieder unlernbar, da, eine übertragende, führende Persönlichkeit auch den Rahmen einer großen Vereinigung so ausweiten kann, "daß Darin die gegenläßlichen Elemente Raum finden. Solche Persönlichkeiten, die sich ohne Eichen für ihre "Tendenzen ein» gejebt hätten, fehlten aber bei uns. Das war die Ursache, wenn in den legten Jahren über das Walten von Martereinflüssen immer lauter geklagt wurde. Cinem Zeile bei Herren, denen man das Wort überließ, mangelte das Herz für künstlerische Bestrebungen, die den ihren zuwider liefen. Was anders war als ihr Geschmach, galt ihnen als franse»Kunst. Sie vergaßen dabei, daß es Franse Kunst eigentlich nicht gibt, nur Künstler, die am Absenderfichtetten" und Berirrungen Franken. “Die Kunst für sich it etwas durchaus Gesundes. Sie scheidet von selber alles atte, was ihren. . Grundbegriffen widerstrebt. "Und dann die großmütige Stiftung wie eine anständige Frau, Die Geldsicte der Gesellschaft in Wien Hilflose. Kunstgeschichte: Ding bemühten, zugleich aus glaubt, wird von 43 ein hier: der H . 38 A He bé