Pester Lloyd, Februar 1912 (Jahrgang 59, nr. 27-39)
1912-02-01 / nr. 27
PESTER LLOYD Bun. , eles SANT ee das kezére 143 x « "I « x « tt « " wer; EIN 1 ges I 3 I 4 Donnerstag, 1. Februar 1912 .2e Die Lösung der Unteroffiziersfrage von besonderer militärischer Seite. — „pensionsberechtigtem“ Unterkommen fidj Die Zahl der Ber fand, sondern es sollen aud zur Komplettierung der Kriegsstände die Reserven des Heeres und der Landwehren über Unteroffiziere verfügen. Die bei noch vollkommener Jugendkraft sich als länger dienende Unteroffiziere eine besondere Diensteserfahrung angeeignet haben. Da bei dem aufreibenden Frontdienst im allgemeinen ein achtjähriger Präsenzdienst als günstigstes Reitenmarimum unge werden kann, bis zu welchen der Beibehalt eines Unteroffiziers in der Front erwünscht it, so soll von nun an nur mehr die zwölfjährige, sondern schon die jede-, beziehungsweite zehnjährige Präsenzzeit, den Anspruch auf eine besondere Bonifikation gewähren, darüber hinaus wäre der Beibehalt von Unteroffizieren bis zum 35. Dienstjahre (b. 1. bis zu d dessen Pensionierung) nur Ausnahmefällen vorbehalten. Durch die nach dem zweiten bis zehnten Präsenzdienstjahre in die Reserve überlegten Unteroffiziere werden im Mobilisierungsfalle — wie oben erwähnt — die Hefervestände über eine große Zahl längergedienter, gut geschulter und erprobter Unteroffiziere für aufzustellende Feld- und Neuformationen verfügen. Die Vermehrung der länger dienenden Unteroffiziere und deren rascherer Umfahr als Grundprinzip aufgestellt, wollen wir nun auf die vom militärischen Standpunkt als günstigst ernannte Regelung der Unteroffiziersfrage detaillierter eingehen: Es ist beabsichtigt, jede Unterabteilung (Kompagnie, Estadion, Batterie) mit zirka acht bis zehn längerdienenden Unteroffizieren zu dptieren, von denen der älteste Die neueinzuführende Charge eines Stabsfeldwebels (Wachtmeisters, Feuerwerfers) befreiden wird. Diesem würde außer dem Wirkungskreis desjebigen „Dienstführenden” auch noch ein Teil jener Obliegenheiten zufallen, welche jett, nachdem hiefür seine geeigneten Unteroffiziere vorhanden sind, von Curbarternoffizieren versehen werden müssen. Der Gesamtbedarf des Heeres an längerdienenden Unteroffizieren würde sich bei der gedachten Dotierung mit rund 31.000 ergeben (davon zirka 25.000 Frontunteroffiziere), und zwar 3000 Stabsfeldwebel, 4000 eldhwebel, 12.000 Zugsführer und zirka 600 Horporale. Von diesen 31.000 längerdienenden Unteroffizieren soll der größte Teil, rund 16.000 (speziell die meisten steontunteroffiziere) nur vier bis acht Daher (inklusive der pflichtgemäßen Präsenzdienstzeit) im Präsenzdienste behalten und dann mit einer hohen Abfertigung entlassen werden. Die Höhe der Abfertigung it noch nicht festgestellt, dürfte sich aber in folgenden Grenzen bewegen: nach vollendeten vierten Dienstjahre 700 bis 1000 Stronen, nach vollendeten fünften Dienstjahrte 1200 bis 1600 Stonen, nach vollendeten sechsten Dienstjahre 2400 bis 2600 Stonnen, nach vollendete siebenten Dienstjahre 2700 bis 2800 Stronen, nach vollendeten achten Dienstjahre 3000 Kronen. Die Hohen Abfertigungen, sowie das Dienerzertifikat, welches schon nach sechsjähriger Dientzeit dem längerdienenden Unteroffizier zu einer Staatlichen, pensionsberechtigten Amtsdienerstelle verhilft, werden die Kardinalpunkte des neuen Projekes bilden.In Oesterreich alleinstehen 28.000’Dienerposten zur werben wesentlich vermehren wird, umso mehr, Da das Dienerzertifikat seinen Defikerm ein tascheres Definitivum sichern wird als jenen, welche ohne Zertifikat eine staatliche Aushilfsdienerstelle erworben haben. Durch diese grundlegenden Maßnahmen wird es möglich sein, mit erfejzwinglichen Mitteln für Friedensund Kriegsstände eine große Zahl junger, sehr leistungsfähiger, längerdienender Unteroffiziere,peziell auch in der Korporals- und Zugsführercharge zu sichern, wobei Diese Versorgungsart aber auch in allgemein wirtschaftlicher Beziehung sehr günstig wirken kann: der noch im leistungsfähigsten Alter in Die erwerbenden Berufsklassen des Zivild zurückehrende’ Unteroffizier, bringt “einen relativ bedeutenden Betrag baren Geldes mit, so daß er Grundbefig erwerben oder arrondieren, auf Wirtschaften lastende Schulden oder Anteile ausbezahlen, ein Gewerbe oder Geschäft beginnen und eine Familie gründen dann, so dass die für Abfertigungen jährlich verausgabten Summen größtenteils wieder der Bolfswirtschaft zugutekommen, also im Aderbau und im Gewerbe befruchtend wirten werden Nicht weniger wichtig als die ökonomischen werden jedoch auch die sozialen Vorteile dieses Systems sein: die beurlaubten Unteroffiziere werden von nun an nicht mehr die ältere und unzufriedene Bevölkerung der größeren Städte vermehren, sondern sie werden zufrieden, wirc eine längere intensive militärische Erziehung geschult und diszipliniert, wohl ads stolz auf ihre Dienstleistung in ihre Heimat zurückkehren, und jene soliden Schichten der bürgerlichen wähnt bleiben: Gesellschhaft verdichten, denen. Die staatserhaltende Idee. basiert. Sie werden als ‚selbständige Bauern, Handwerker usw. auf ihre Angestellten in staatsund militärfreundlichem Sinne Einfluß nehmen, anarchistischen Tendenzen entgegenwirfen und befähigt sein, ‚die militärische Jugenderzielung , größere Dimensionen annehmende derung? Seinen anderen ‚auf, und das freiwillige Chjiekwesen zu fördern. , ·nicht unerdie bei uns immer Erwerbsauswansals nach einer Zeit von etwa vier Jahren mit etlichen tausend Klaren Gesparnis heimzukommen. Mit welchen Opfern an Leben und Gesundheit werden diese Summen heute von gebrauderer. eriltiert nicht. Amerika herein die verstorbenen AuswanKriegsministerium sind in der 1. November 1911 wohl nur leitung auf Grund des Anstellungslátus Wien, 31. Januar, Die Sorte jener Unteroffiziere, die mit ihrer Praris und etéájisz gátja einen Typus in der Armee Darstellten, auf deren derben Schultern big Xalt des inneren Dienstes einer Unterabteilung verläßlich ruhte, deren ganz 363 Sinnen und Trachten im Dienste aufging, und denen der Soldatenstand Lebensberuf war, it beinahe mit gestorben. Die moderne Taktik basiert auf individueller Einzelausbildung, hat von Jahr zu Jahr größere Orderungen an die geistigen und physischen Kräfte der SIniteuftoren gestellt — erhöhte Zeistungen, mit welchen die bisherigen Verbesserungen der materiellen Lage des Unteroffiziers leider nicht im Einklang stehen. Dei der Dienstesfreude, die unsere Unteroffiziere im allgemeinen auszeichnet, fühnte eine bevorzugte soziale Stellung — wie sie zum Beispiel der reichsdeutsche Unteroffizier genießt — diesen Nachteil, bei nicht allzu realistischer Lebensanschauung, wohl ausgleichen — dochh hierin wurzelt eben bei uns die Schwierigkeit des Problems ! Die Unteroffiziersfrage wird bei uns als eine lediglich militärische Frage behandelt, während deren artikliche Lösung doch tief in das soziale und nationalökonenische Leben des Staates hineingreift ! Ein tüchtiges, materiell zufriedengestelltes Unteroffizierskorps, für dessen späteres Weiterkommen in bürgerlichen Berufen vorgesorgts, wird nicht nur Das einzig verläßliche Gerippe unserer Friedens- und Kriegsstände sein, sondern jene tausende, Die Ioyal gesinnt und vom Bewußtsein der Notwendigkeit einer Sozialen Weber- und Unterordnung Durchdrungen, alljährlich von der Fahne zur heimatlichen Scholle ziehen, werden einen staaterhaltenden Faktor Darstellen, der mit dem Weberhandnehmen verschiedener Unterströmungen von zunehmendem Werte sein wird. Nicht nur ein Gebot der Rücksichtnahme auf den einzelnen, sondern eine logische nationalökonomische, Forderung it e3 aber auch, jene Kräfte, die unverbraucht, geschult und diszipliniert die Neihen des Heeres verlassen, derant in Die Seite der bürgerlichen Berufszweige einzureihen, daß ihre Willen und Können bei entsprechender materieller Sicherstellung dem eigenen Lande — dem Staate — erhalten bleibe, Nicht Die Härte des Dienstes und die während der Dienstzeit etwas karg bemessenen Gebühren sind es, Die unsere Unteroffiziere vom Weiterdienen abhält, sondern die berechtigte Sorge um die Zukunft, die gleichzeitig auch nachteilig auf das soziale Ansehen des längerdienenden Unteroffizier wirkt. Die Aussicht, nach zwölf Jahren harter Arbeit eine Amtsdienerstelle zu erringen, war wenig verlabend und außerdem noch sehr gering! In den vertrossenen zehn Jahren wurden von sämtlichen ausgedienten Unteroffizieren in Oesterreich; 3635 Beamte und 3509 Diener (zusammen 7144) — in Un- Doc; noch ein gewichtiger Umstand Welchen Mai dem bis Zwed Eine Statistik über hat Darf bei feljcraft amüsierte. Auch wenn es sich darum handelte, den Gewinn bei vergeblichen Schuldnern einzuholen, verlor er den Witz nicht. Er verstand, es wohl, den Mahner zu spielen, ohne die Haltung dabei zu verlieren. Hier ein Beispiel, as er England verließ, um wieder nach Paris zurückzukehren, Hatte er bei einem Ritter eine Schuld von etwa tausend oder zwölfhundert Guineen stehen, die er nicht auf das Berlusttonto feßen wollte. Da ein auffälliger Abschied nicht wirkte, das Gedächtnis des Schuldners aufzufeuchen, schrieb er folgenden, ehr Tafonischen Brief: „Nyloxd, erinnern Sie sich des Grafen von Gramont und vergessen Sie den Ritter For nicht“... Denkt man bei Diesen Geschichten an ein Buch, das vor mehr als hunderünfzig Jahren erschien, an den „Hofmann“ des Grafen Balthasar Castiglione, so wird man keinesiwegs entdeden, dochei das höfische Wesen seit den Tagen der urbinatiischen Herzoge feiner entwickelt hat. Zur Grunde genommen war der französische Hofmann titck seiner Geschmeidigkeit ein viel roherer Patron, als das Idealbild der italienischen Adeligen bei Castiglione. Obwohl das Zeitalter ein bewegtes war,vermied esder Chevalierz sich irgendwie als Held zuteigen.Jndens Kriegen gegen Bayern, Spanien, Die Niederlande ac. stellte Frankreich Feldherren wie den Prinzen von Condé, Zurenne und den Marschall von Gramont (ein Bruder des Chevalier) ins Treffen. Dort, wo die Cage harmlos anging, war dann immer ein Heer von Höflingen ins Lager, denen es darum zu tum war, Sich Dun, irgendwelche Zwischendienste beliebt und nüßlich zu zeigen. In den Memoiren it nun eine Föstliche Historie wiedergegeben, die er während der Belagerung von Arras ereignete und den Chevalier zum „Helden“ hat. Es war die Zeit deren und der königliche Turenne belagerte Arras. Die Ostung verteidigte den Prinz Condé, der damals abtrünnig wurde und zu den Spaniern überging. Der Hof war auf den Ausgang sehr neugierig und die Königin Anne D’Autriche sagte demjenigen einen Kuß zu, der zuerst die Nachricht vom Ausaann der Belagerung bringen ließen sich die langvermißten Hofgschichten so glückd; gebwesen sein, daß er in größter Eile von London Grabe geschaufelt Hatte. Im Inn 1660 mußte der Chevalier von Grantont Paris verlassen, weil es ihm einfieh, einer Dame die Liebe anzutragen, auf die der König ein Auge getworfen hatte. Die Affären des Königs waren Heilig und wer sich hier Frevferiti zeigte, durfte der Strafe gewiß sein. so ging denn der Chevalier nach London, wo zwei Jahre vorher das strentge Regierungsamt Cromwells unter den Händen seines unfähigen Sohnes zusammenbrach und die Stuarts kurzerhand ihren Thron zurückerhielten. Der Ton am engstigen Hofe war womöglich noch freier als jener am französischen. Karl II. und sein Bruder, der Herzog von York (nachmals Jakob II., der lette Stuart), gingen mit dem guten Beispiel voran. Mehr wie die Hälfte der Memoiren Hamiltons sind erfüllt mit den Schilderungen der Liebeshändel am englischen Hofe, wobei der Chevalier teilweise verschtwindet. Hamilton läßt eben Die Zügel Schießen und amüsiert si an den Geschichten, die er zumeist als Augenzeuge miterlebt. Das Ende des vierjährigen Aufenthaltes in England war, dass der Chevalier mit einer schönen Frau heimkehrte, nachdem er Gnade gefunden hatte. Hier schliefen Die Memoiren. Der Herauser berichtet in seinen Anmerkungen über die weiteren Schicsale des Memoirenschreibers und seines Helden. Der Chevalier soll von der Nachricht seiner Begnadigung Hamilton, mit denen er vergnüßte liége bis Baschied fragte einer der £ 3 jetzum Caluk eine Bemerkung über den französischen Adel erlaubt, die ich zwar bei den Lektüre aufdrängte, doch vielleicht angesichts dieses leichten Wertes etwas schwerfällig gelten könnte. Die Politik der Kardinalminister Nichelton und Mazarin, die ganz der Befestigung der monarchischen Staatsgestalt zugetwendet war, verlieh dem Adel eine neue Rolle, indem sie ihm allmählich die alte aus den Händen nahm. Der so gewichtige und einflußreiche Landadel, der mit dem Volke noch Berührungspunkte hatte, wurde entkräftet und dem Hochadel, der von der allerhöchsten Gunst gedieh, die Bahır geöffnet. Nazürfi drängte sich alles nach der Hauptstadt, wo gleichzeitig das neue Leben mit einem Aufwand geführt wurde, welcher alles Bisherige überbot. In der Provinz entfremdete sich das Bürgertum von Adel min vafcher, und es begann sich eine Stuft zur zeigen, die später alle M Prächte und Aeukerlichkeiten der Epoche verschlingen sollte. Vorläufig ahnte man das Ende noch nicht, aber erst auffällig, daß die repräsentativen Dokumente der ganzen Zeit, so adj die „Memoire du Chevalier de Gramont“, mut für das höfische Leben ein Auge hatten. Das it ein Symptom, und die Politik der Kardinäle hat das Königtum ebenso erhöht, wie sie sicherlich an seinem arm