Pester Lloyd, März 1912 (Jahrgang 59, nr. 65-78)

1912-03-16 / nr. 65

k. ch -.-­­a ze SE­LEK -««»L:8·-ss»·-—·ss"«,«.·.. in TE sa PESTER LLOYD . .. . wir " " . [4 enge stet-wiedek in vie seinek sizilianischen Nackus..«:ki"sire glaube aus der Fühlen Temperatur des Diplomatischen We Kampfatmosphäre des Parlaments zurücksehnte,. nicht, daß dem Marchese di San Giuliano die vornehmste « Dienstkonzentrierten Denkens zu frellem ,dazu»die physischen Wirkungen eines wenn auch nicht ge­ « . Ich bezweifle jedoch,daß es s einer­, impulsiven Charakterbeschaffenheit gegeben wäre, seine fraglos hervorragenden intellektuellen Energien in den Nimmt man jährlicen, 10 doch immerhin Kräfte zehrenden Leidens, so mag der oben angedeutete Vorwurf der Gegner des inisters einen Schein von Berechtigung gewinnen. Welchen Plag nimmt nun Marchese di San Giuliano in der internationalen Politäk ein? Welche sind seine jad­­­lichen Ziele und­ duch welche Sentimente werden Diese f­­ördert oder beeinträchtigt? Mein Besuch bei Gr. Erzek "Lens galt nicht dem Anrede einer politischen Aussprache,­ondern nur der Absicht, persönliche Eindrücke von einem lautem Manne zu gewinnen, der heute im Vordergrunde des diplomatischen Interesses steht, übrigens, wie er mir lächelnd versicherte, „seit feiner , bisher Lofalisierte, Der Minister Hat Geburt“ das Prinzip befolgt, niemals für die Zeitung zu predjen. Geswiß eine etwas vage­ Zeitbestimmung, Die der tihefe auch gleich auf die hr seiner Ministerschaft einschränkte. Ich glaube mich jedoch zu der Behauptung dollauj berechtigt, daß die hier folgende Skizzierung der ‚piele der italienischen Bolitit sich mit den von der Heu­­tigen A, der Gonsulta konzipierten Anschauungen in den großen Linien hebt. Die vornehmste Aufgabe der­­ italienischen Politik ist es heute, die von dem Parlament ratifizierte Annerion von Tripolis und der Siyrenai­a in den zunächst noch umstrittenen Gebieten zur Tat­erwirklichung­en Aufgabe? Einmal die Umwandlung Arkei und Italien "geführten Krieges in eine Pazifizierung der Kolonie, was natürlich­ zur­­ " Borbedingung hat, daß die Türkei die bekannten Frie­­­densbedingungen Italiens annehme. Wenn die Europa­­_ Mmächte, die sich für den Friedensschluß interessieren, Die­­ Zürfer veranlassen können, si­ in zu fügen, so wird Italien solches Friedensdokument gern a 5 a9 zu gestalten. Welche Möglichkeiten bieten sich der in das Unvermeidliche­­ unterfertigen. Eine solche Möglichkeit scheint aber in diesem Augenblide völlig aussichtslos.­ Das italienische Kabinett fih­aho, und zwar ohne, langes Zögern, ent­­fließen müssen, den gegenw­ärtigen Zustand ihren Alt­­en günstiger zu gestalten. Sie wird eine energische Aktion einleiten, sich über gewoisse Einschränkungen, die sie sich bisher, selbst auferlegt hat, Hinwegfegen mäüssen.­­ 1­8 ist nicht schiver zu erraten, da­ diese Aktion der Flotte angerwiesen toied, deren VBerwegungsfreiheit in Zukunft wohl ne in ziwei Meeren, im bat­en und im Ionischen ein­ Pan bleiben soll. Das römische Kabinett geht von er Vorauslegung aus, das Italien große Opfer brachte, indem es den Strieg aus Rücksicht für fremde Interessen und es sieht keinerlei Schwierigkeit voraus, Die sihh seiner erweiterten Aktion entgegenstemmen könnte. Und da die Türkei eine nennensiwerte lotte nicht besigt, zweifelt man hier nicht daran, daß ein etet­ gücheres Auftreten dem Kriege ein baldiges Ende bereiten werde. Es kann nicht die Aufgabe dieser Urtikeln bilden, Die Chancen des Krieges zu beurteilen. Es bleibt aber zu untersuchen, in welchem Make der Krieg die diplomatische Bituation Italiens beeinflußt. Trog der Zugehörigkeit zum Dreibunde war Italien immer politisch darauf an­­gew­iesen, sich Die Freundschaft der Mittelmeermächte wart zu halten. Heute muß er auf diese Politik weiter denn je eingeseht woren sein. Es kann Italien nicht gleichgültig sein, ob Frankreich und England ihm freundlich oder Co­urt, ge wohl . Er ist zunächst f Aamierig zu beant­worten, diese 5 # ‚Italiener, und als Staatsmann der Vertreter der Italieni­­­schen Interessen. Da mun im gegenwärtigen Augenblick das Interesse Italiens die Aufrechterhaltung des Drei­­bundes notwendig bedingt, kann man wohl sagen,­ daß der Minister des Aenkern dem Dreibundgedanken auf tichtig ergeben ist. Individuell scheint er eine Vorliebe für England zu hegen, dessen­ erste Universität ihn für seine hervorragenden B Danteforschungen zum Ehrendoktor er­­­ wählte. Dieses Sentiment heißt aber auch eine politische Grundlage, da ro Italien nach der Begründung seines nordafrikanischen Kolonialreiches auf eine weit intensivere Mittelm­eerpolitik wird einrichten müssen. Im welchem Maße kann die Regierung in der Beolgung der angedeu­­­teten Politik auf die Volksstimmung recmen? € 3 ich nne verkennbar,­ daß­ die Dreibundidee infolge der jüngsten Bröi­chenfälle mit Frankreich sowohl intensiv gestärkt als auch extensiv verbreitet wurde, und dass in dem einen­verhältnisse die francophile Strömung an Einfluß verlor. Italien und die Friedensaktion. In der internationalen Presse hat sich die Meinung fundgegeben, daß­ dem Schritt der Botschafter der Groß­­mächte auf der Consulta seinerlei Erfolg beschieden sein sönne. In dieser Formulierung it die Stepsis eine über­­triebene zu trennen. &3 liegt in der Natur dieses Diplo­­matischen Schrittes, dem m die Abit zugrunde lag, ein Friedensdokument vorzubereiten oder die Idee einer europäischen Vermittlung überhaupt sofort zu verwirk­­lichen, daß man von einem Mesultat oder von einem­ ehfälogen exit in einem späteren Zeitpunkte wird sprechen entet. 68 handelte es in diesem Augenblick nicht­ um einen P Vorschlag, sondern Bloß uut eine Anfrage, ob n­ie über den Friechen u sprechen, und wer ja, unter welchen Bedingungen Die Fe­ingeneigtheit sich in eine Tat umgehen Tiefe. Mar­chese di San­­ Giuliano. hat diese Anfrage nicht i­ be­­antwortet. Er wird aber heute oder morgen die Vertreter für Ente ein Wild, der zu schaffende Zustand in Zukunft politische Verwid­­lrk ergäbe. In dent Uebereinkormen, das Oesterreich Ungarn mit der Türke betreffend Bosnien und Die Herzegovina abschloß, dürften im diesem­­ Betracht An­­haltspunkte zu finden sein. Was die­ materielle Entschädi­­gung der Türkei betrifft, hätte man sich in einem­ früheren Zeitpunkte wohl leichter verständigen können. Heute it Italien weniger geneigt, sich in diesem Punkte freigebig zu zeigen. Sind aber die Verhandlungen einmal so weit gediehen, dass schließlich nur mehr Die finanziellen Fragen zu erledigen bleiben, so wird das römische Kabinett sich der Erwägung räsonabler Wünsche nicht verschließen. Diese­ne ungefähr die prinzipiellen Leitgedanken, die Marchese di Can Giuliano den Botschaftern Des Mächte als Antwort­ des römischen Kabinetts mitteilen wird. In den Hiesigen diplomatischen Kreisen nimmt man an, daß­ der zweite Schritt, der in Konstantinopel erfolgen wird, durchaus nicht dem tele dienen soll, diese Bedin­­gungen der Pforte mitzuteilen. Man wird auch dort ein­­e Vorgehen beobachten und das ottomanische Sax­inet auffordern, auch seinerseits die Bedingungen mitzut­­­eilen, unter welchen es geneigt it, Frieden zu schließen. In einem späteren Zeitpunkte wird es die Aufgabe der Staatskanzleien bilden, die beiden Antworten, jene Ita­liens und der Türkei, zu prüfen, m­iteinander zu vergleichen und zu untersuchen, ob eine Grundlage­ gegeben it. Die fi. der Fortführung der Verhandlungen empfiehlt. Es ist nun nicht ausgesehoffen, daß­ die V­orbedingungen einer­ weiteren Mediation­ günstig oder zumindest bez« fprechend genug sein werden, um zunächst die ‘Frage eines Waffenstärlitendes in Erwägung zu den Chancen eines Friedensschlusses wäre­ diese Formel. sehr ginlig, weil derart­ der Streit auf das Diplomatii­he­biet verlegt und­ Zeit gewonnen würde. Man könnte das von leidenschaftlichen Stimmungen beherrschte Terrain verlassen und den all in seiner Sachlichkeit beurteilen. Dst diese Art der Lösung überhaupt erfolgversprechend . Die Diplomaten bekennen js nicht zum Optimismus. Vornehmlich die Kenner der türkischen Verhältnisse besigen nicht den Mut, den Fall als einen leichten darzustellen. Man bezweifelt, daß die Türkei die wesentlichste Grund-­­ Bedingung der italienischen Formel annehmen werde, und lehnt ‚sie diese ab, dann muß jede weitere Bemühung ergebnislos bleiben. Teogdem hat der Schritt der Mächte fon jebt ein hochbedeutsames Resultat ergeben, das auf die sünftige Politik Europas nicht ohne Einfluß, bleiben fan. Das erfreuliche Resultat ist, daß der Schritt über­haupt möglich war. Denkt man an die Situation, die noch vor wenigen Monaten die europäische Politik beherrschte, so wird man zugestehen müssen, Daß es sein geringer diplomatischer Erfolg war, die Mächte wieder einmal zu einer einheitlichen­ Anschauung zu befehlen, die Gegner von der wenigen Monaten gleichsam unter einen Qui zu bringen. Das it, unabhängig von den weiteren Ergebnissen des erfreulichen Zusam­menwirkens, shon an, ji ein Dr [es­er für die europäische Politik von großer Tragweite ein fan. Die Frage, die­ fil weiter aufdrängt, ist diese: Wird in ruhiger Gelassenheit zuschauen, oder Denkt das römische Kabinett daran, seine Aktion in gesteigertem Maße fortzu­­­iegen? Ich glaube, von den kom­menden , Ereignissen nicht widerlegt Fi: werden, wenn ich hier mitteile, daß die ita­ tienische Kriegsaktion an eine Ausdehnung des Kampf­terrains denkt und diesen Gedanken schon fest mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln vorbereitet. Es liegt in der Natur der Sache, daß Diese er­weiterte und, wie man berjüd­ert, viel energischere Aktion vornehmlich von der Flotte bestritten werden wird. Diese Angaben,­­ d­ie alle gemein sie auch gehalten sein mögen, erleichtern sehr die weitere präzise Bestimmung des zukünftigen Aktions­­gebietes. Das Adriatische und das Ionische Meer bleiben aus den bekannten politischen Ursachen aus dem Plan ausgeschaltet. Man wird also mit dem Erscheinen der italienischen Flotte in anderen das ottomanische Reich umspülenden Gewässern rechnen müssen. Die künfzigen Aktionen zur See werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach im Megäischen Meere und in den Dardanellen ab­ ipielen. Nicht­­ die Großmächte Zeit hatten, die­ Ant­wort des römischen K­abinetts auf den­­­iplomatischen Schritt zur Kenntnis zu nehmen. Dann aber wohl Schlag auf Schlag, denn die hiesige Regierung steht unter dem Druck einer Volksstimmung, die endlich entscheidende Resultate sehen will und zu ungeduldig­ ist, time sic) in der Rolle des Zuschauers lange zu gefallen. Eine andere Frage: freilich it es, ob selbst eine deutlich erkennbare Niederlage die Türkei veranlassen wird, Klein beizugeben. Diese Frage wurde mir in Konstantinopel vor wenigen Wochen mit einen energischen „Nein“ beantwortet. Und da Sich seither nichts ereignete,­ was einen Wandel der Anschauungen hätte hervorrufen können, wird die Art» wort heute wohl noch immer die nämliche sein. Italien den­ weiteren Bemühungen der Großmächte zu Eigenschaft - Initiative des leitenden Staatsmannes: mangelt. bes ziwildhen ber die großzügige | |. | Sergeugter Freund des Dreibundes? ‚Italien überhaupt geneigt jet, | nenheit, die Mühe und die Anspannun eines ganzen enfihen verlangten. Dazur hat er mehr als vierzig Bände Literatur geschaffen, die unsterblich geworden it. Und er außerdem noch, dazuwischen Zeit gehabt, ein eigenes at Ben zu führen, rauen zu lieben, unglücklich, zu sein und Hunderte Briefe­ zu schreiben, deren geistiger Gehalt allein fon hinreichen würde, ihn zum großen Dichter zu machen. ahehftig und dieser Mann hat manchmal... a. »Jn»diefeanu"che sind:nun Arbeiten,d­ie er fo.neben­­­her geleistet hat, vereinigt. Arbeiten, Die er­snmitten seiner a aften Arbeit noch fertig­en konnte, die er aus Vermel gefgüttelt und ja achtlos eingestreut hat, daß, es ihn später gar nicht der Mühe wert frhten, noch einmal nach ihnen umzubilden und sie aufzubewahren. Zeitun­­­redaktionen haben bei ihm­ angeklopft, die Herausgeber bon­­ Magazinen, von Monatsschriften, Ananas und Modeheften haben sich an ihn gewendet, um­ ihre leeren Blätter durch ihn amüsierlicher zu machen. Und er ver­fütendete sich an die Bedürfnisse des Tages, weil seine tägliche Bedürftigkeit davon den schmalb­en Lohn empfing, weil er die paar Louisdors brauchte, weil sie ihr lobten und weil er in seinem unerschöpflichen Reichtum nicht, be­­orgt war, si zu erschöpfen, sich „auszuschreiben“. Er schrieb einfach seine Gedanken ein, und er hatte immer Gedanken. er schrieb unter allen möglichen Namen, weil er die Wichtigkeit seines eigenen Namens nicht jedem bon und jedem Mbichungel aus seiner Werkstatt ein­­en mollte. Er schrieb über den Luxus, über die leganz, über die Frau comme il faut, über den Jargon der Mode, über Kleider, Möbel, Spiten, Schleier,­­ über „den Geldsmod. Und auf jeder Seite findet man Worte daß sie arbeiten, er wilde ein Bierschreiber genannt wer­­den,­ ein Industrieller, ein fizer Kerl, von einer bverdüdje­tigen Geschichlichkeit. Man würde ihn hinter ‚feinen ‘ver­­triebenen Dednamen herborstöbern, im Erde feinen eleik denungieren. Denn nichts ist in unserer, sonst so zeichen ‚Zeit ärmer und engherziger geworden, als der Begriff, den wir, uns, von der schriftstellerischen Arbeit und Frucht­­barkeit machen. Aber, Gott sei Dant, er it tot, Honoré de Balzac, und er darf also für ein unantastbares Vor­bild gelten. Er ist der Inbegriff des Schriftstellers, der Spiegel und das Echo der Welt. Er konnte fi nicht verbrauchen, nicht abstumpfen, er konnte in seinen Ge­danken, konnte an Stoffen, an Gestalten, an Konflikten, an Problemen nie verarmen, weil ja die Welt sich nie verbraucht, fi nie abstumpft, nie an Ereignissen,­ Ge­­stalten und Problemen verarmt. Und da er fähig mut, die Unermeßlichkeit des Lebens in sich aufzunehmen, konnte er auch nie „fertig“ werden. Er konnte mut sterben. Und nun erscheint ein neues But von ihm. Mehr als ein halbes Jahrhundert nach seinen Tode. Der Schrift­­stelle­r. Fred, ein subtiler Kenner der französischen Litera­­tur, hat diese verschollenen Aufgabe gesammelt, vereinigt und die Zeichnungen von Gavarni, Bertrand und Bertall, zu denen Balgacs Pflaudereien und Beh­aftungen den be­gleitenden Zert bilden, mit dabei. Es ist ein wertvolles,­­ köstliches Buch geworden, für das man danken soll, Und ein ergreifendes Buch. Denn wie es aus der Tiefe der Jahrzehnte her zu uns kommt, ist es uns, als sei Dies wunderbar glühende Gehirn Balzacs immer noch lebendig und arbeite immer noch, immer noch weit e­s sn Eile geh ! — Samstag, 16. März 1912 Die Kirife. Budapest, 15. März. Die Berufungen zum König, Graf Iulius Andräffn, der morgen vom König in Audienz empfangen werden wird, hat sich Heute nac­h mittags nach Wien begeben. Geheimer Rat Koloman v. Széll, der ebenfalls zur Audienz berufen wu­rde, weilt bereits seit gestern in Wien. Stellungnahme der Munizipien. .. Aus Rimakombat wird telegraphiert: An der Ostung des ständigen Auslaufes der Komitate Gömdi und Kishont wurde pen eine Resolution ange­nommen, in der dem Ministerpräsidenten Grafen K­hat­en Hederváry und der gering für ihr­ patriotisches Verhalten in der Frage der Abänderung der pe­gos, a das Bermnaten ausgesprochen und de wartung Ausdruch verliehen wird, daß die Regierung aucj teten weiterhin im. Dieser Frage mit aller Energie i­erde, -- ·

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