Pester Lloyd, Mai 1912 (Jahrgang 59, nr. 116-128)
1912-05-16 / nr. 116
ER ER M TR ERE RT eR ER hat, bek ihr von anderer Geile her mit von der Hand eingemacht wird. Die Geduld, wenn auch nicht der Me fo Ddody der Partei der nationalen Arbeit, und vor allem des Landes ist bis auf den legten Resz erschöpft. Was weiter kommen kann, wird der obstruierenden Partei vielleicht in der allernächsten Zeit Schon: auf das maner Te Hau werden. Wir würden in ihrem Interesse wünschen, daß sie nicht von der unheilvollen Neugier besellen sein möge, zu erfahren, was dann eintritt, wenn ihr ebermut die Grenze des Erträglichen überfährten "hat ! Kaiser Wilhelm und die Reichslande. (Telegramm des „Bester Lloyd“) Berlin, 15. Mai. Wenn Kaiser Wilhelm von seinem Frühjahrsaufenthalte aus Korfu zurückkehrt, pflegt er in Karlsruhe die erste Station zu machen und die badische Hauptstadt ist daher schont wiederholt der Schauplan wichtiger politischer eg aranya geworden. Diesmal ist von den eingehenden Besprohungen des Saifers mit dem Neidhstanzler, dem Staatssekretär v. Kiderlen und dem Freiherrn v. Marschall schlechterdings nichts in Die Deffentlichkeit gedrungen und es ist wohl ‚auch möglich, daß die Bedeutung dieser Besprechungen von der Presse überhaupt überträgt worden is. Da die Abwesenheit des Kaisers diesmal fast acht Wochen ge Dauert hat, verstand es sich ja von selbst, bak Kok des kurzen Besuches des Reichskanzlers auf Korfu Material für solche Besprechungen in genügender Fülle vorhanden war, ohne daß es sich um weltbewegende neue Entschlüsse zu Handeln brauchte. Nun ist aber Die Rückkehr des Kaisers doch nicht ohne eine kleine Censation verlaufen. Bei der vorgeitrigen Tafel im Hause des Staatssekretärs Freiherrn Zorn v. Bulach in Straßburg soll der Kaiser Reuherungen getan haben, ‚Die ‚vor »allem im Reichslande selbst und in Frankreich lebhafte Erregung hervorriefen, aber auch Die Deutsche Breite angelegentlich beschäftigten. Die betreffenden Reußerungen waren offenbar nicht birett für Die Deffentlichkeit bestimmt. Sie sind auch nur von dem Bürgermeister feloft, an den sie gerichtet waren, in die Deffentlichkeit gebracht worden, sondern von einem namhaften elsässtichen Abgeordneten, dem L Landtagspräsidenten und Reichstagsabgeordneten Dr. Ridlin, der sie zufällig mitangehört hatte. Eine authentische Wiedergabe der Neuerungen ist Denn auch anscheinend nicht zu erwarten. Nach der Lage der Dinge it aber kaum ein Zweifel daran möglich, mag die Worte wenn auf nicht genauso wie sie im ‚Matin’und in einem reichsländischen Blatte wiedergegeben waren, fjodoch ähnlich gelautet haben, und da der Saiser dem Straßburger Bürgermeister wirklich gesagt hat, die Dinge könnten so nicht weiter gehen und wenn sie sich nicht änderten, so würde Die im Vorjahre gewährte Verfassung wieder aufgehoben und aus dem N Reichslande eventuell eine prewhischerovinz gemacht werden Auch das klingt durchaus glaubhaft, dass der Staifer den Ausdruck gebraucht habe, die Elsaß-Lothringer hätten ihr bisher nur von der angenehmen Celite kennen gelernt, sie möchten sich hüten, ihn auch, von der anderen Seite kennen zu lernen. Dagegen wird von Ohrenzeugen bestritten, daß der Kater den Ausdruch gebraucht habe, er werde die Verfassung in Cherbenschlagem. .. gefürchtet, der Kater werde Dieder in der Tat zunächst in der Ka des sogenannten Gnadenfonds und des Dispositionsfonds des Statthalters, sodann in der Angelegenheit der Kaiserjagdb und zi allerlegt wo im der Erörterung des Jelena- Verhältnisses in der deutschfeindlich geleiteten Fabrik Grafenstaden eine ‚Haltung angenommen hat, Die man selbst dann als ‚ein ‚Zeichen mneden Undantes ansehen konnte, wenn man ih im allgemeinen hütet, moralische Kategorien auf das politische Leben anzuwenden, die aber zumindest auf eine bedauerliche politische Direktionslosigkeit schliegen hassen. Man hatte bazum Meidslande anscheinend auch selbst gefühlt und hatte daher mal den Besuch in Straßburg und Met, der sonst regelmäßig auf dem Frühjahrsprogramm des Kaisers Stand,unterlassen. Der Besuch ittum doc ausgeführt worden. Aber gerade deshalb mochte es dem Saiser notwendig er feinen, ihn nicht so deuten zu lassen, als ob er damit sein Wohlgefallen und seine Zufriedenheit mit dem Stande der Dinge in Elsaß-Lothringen ausdrücken wollte. Hier liegen offenbar Die psychologischen Wurzeln der Weußerungen des Slaffers, und Groß des Lärmes, der sich zunägst erhoben hat, darf man annehmen, daß sie schliehich nicht ungünstig wirken werden. Was sich von selbst versteht, it, bakt der Kaiser, wenn er in Privattuchgesprächen seinen berechtigten Unmute über gewohlte Bor Tommmitse in Glsaß-Lothringen Ausdruck gegeben hat, an nichts anderes gedacht habe, als an eine Verfassungs- Änderung auf geieglichem Wege und unter Mitwirkung der verfassungsmäßig hbiezu berufenen Saboren Zurzeit denkt aber niemand an irgendeine geießgeberiige Aktion, dur welche die Verfassung von 1911 wieder beseitigt würde, obwohl sie namentlich dann nicht zu den absoluten Unmöglichkeiten gehören würde, wenn Die Hinneigung zu Frankreich andauernd in einem Maße zutage treten sollte, daß schließlich wichtige Lebensinteressen des Reichslandes bedroht werden sollten. Es hat sich eben erst nur um ein temperamentvolles quos ego gehandelt, das vielleicht nicht einmal zu der Annahme zwingt, daß der Kaiser selbst die Verhältnisse im Reichslande besonders tragisch nehme. Ju Reichstage wird die ganze Angelegenheit voraussichtlich Schon am Freitag beim Etat des Neidigkanzlers zur Sprache kommen.Botshafter Donnerstag, 16. Mai 1912 England und Dentfdland. Bon Ferdinand 8, Leipnif, ; London, 18. Mai, Die politischen Gedanken, Die Freiherr dr. Marschal in London zur Diskussion zu Stellen beabssichtiet, sind heute in authentischer Form noch nicht bekannt. Einige Organe der reichsdeutschen Presse, vornehmlich jene, die als Wortführer der pangermanischen Strömung auftreten, haben wohl die Wünsche einer besonderen politischen Richtung zum Ausdruch gebracht und diese im eine Form gekleidet, die man in England als den Berjuch einer Ginschüchteang empfindet. Damit wird gewiß, nur das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erreicht werden, und wenn jemand Ursache haben wird, den hauptwistlichen UWebereifer zu beklagen, so wird es nur der hervorragende Diplomat sein, denn derart, völlig überflüssig, Hindernisse in den Weg gelegt werden. Die Aufgabe des Freiherrn v. Marschall ist wahrlich seine leichte, und wenn es dem erfolgreichsten Diplomaten unserer Zeit gelingt, auch das Wert, das ihn nach London führt, glückich zu verrichten, dann wird er nicht nur seinem Vaterlande, sondern der kulturellen Entwicklung unseres Erdteiles einen unvergänglichen Dienst geleistet haben. Die Vorbedingung seines Erfolges ist aber, schaffen, -matisch hervorbringen muß. Dieses , dah die Verhandlungen nicht von Mistrauen beeinträchtigt werden, Kogifc gedacht, mie also jebt in Diesem erwartungsvollen Tagen, die dem Eintreffen des deutschen Diplomaten in London vorangehen, von der ernsten Breite alle Anstrengungen gemacht werden, um in der Deffentelichkeit eine Atmosphäre gegenseitigenvertrauend zu in dem Augenbilde, wo Die evéságrosztagök einfegen, miüsfen Engländer wie Deutsche von der Beruhigung erfüllt sein, daß Die verantwortlichen Vertreter ihrer nationalen Interessen auf der Grundlage des Rechtes und der Billigkeit miteinander verhandeln und bestrebt sein werden, Die vorhandenen Gegenfälle Derart auszutst gleichen, daß die Sonst der neuzuschaffenden Tatsachen die erhofften freundschaftlichen Beziehungen gleichsam auto»tel wid von der Hauvinistischen Presse Deutschlands, Deren Webertreibungen von dem Reichskanzler erst jüngst beklagt wurden, im voraus vereitelt, denn sie erwedt in ihrem Lejerkreise Erwartungen, die notwendigerweise Enttäuschungen im Gefolge haben müssen. Selbst der größte Erfolg, den Freiherr dr. Marschall unter den gegebenen Verhältnissen zu erringen vermag, wird, den leichtfertig hervorgerufenen Hoffnungen gegenübergestellt, als gering er Me und darum jene Befriedigung nicht aufkommen lassen können, welche die vornehmste Vorauslesung der Entmidklung vertrauensvoller Beziehungen ist. Auf die Art der Einzelheiten kommt es indessen nicht hier an, Was feststeht, it, daß der Saiser seinen Aufenthalt in Straßburg bewußt hat, um sein starkes Mißtrauen über die Haltung des Elsäser Landtages auszusprechen, Motor fahren oder reifen, oder sich anders angenehm ber Schäftigen hätte tönnen. Die Cache wäre ja begreiflicher erwesen, wenn Aymer Kapital aus seinen Büchern getuagen hätte, obzwar er es ja nicht brauchte, aber sie all die Mühe umsonst zu machen, erschien ihr ‚ganz besonders salbern. so lachte sie demm nur, wenn Aymer langweilige Vorträge über die Mission des Künstlers hielt, und da ihre Sachen dem Strange sülberner Gloden glich und all ihre Grübchen zum Borschein brachte, so hatte es die Wirkung, Aymer vergessen zu machen, da er ein ziemlich ungewürdigter Romancier, und ihn nur daran denken zu lassen, daß er ein außerordentlich glücklicher Gatte: set. · J» »»,Es«·geschah drei Jahre nach ihr derheiratung—,daß ich wieder etwas von Mrs.Rymecl Burton hörte."Ichiwa«t tief vergraben in meinem Jungle,aberd·ocht·nicht so tief, Daß das Echo des Rufes diefer Dame mich nicht mit meiner wöchentlichen Post erreicht hätte.Generarjerie Wurtpnlws als berühmt geworden,Undi waß nicht nur wegen ihrer Schönheit und ihres sozialen’Charme«s,sondern auch ,durch·ihren’Erfolg als Schriftstellerisc.Ich entdeckte bald,daß sie einen Roman geschrieben hatte,der fast der Schlager der Saison wurde,eine jener sensertionellen Erzählungen,die sich wie Lauffeuer verbreiten,wenn sie das große» büicherfressende Publikum einmal ergriffen habem Und es schien,als ob»Der Fluch der Grafschaft«dies getan,hätte, die Verleger zeigten eine Auflage nach der anderen an, ein populärer Theaterdirektor arbeitete den Roman zu einem Schauspiele um, das allabendlich volle Häuser machte, und das außerordentlich präsentable Porträt der Mies. Aymer Burton, „der glänzenden Romanscriftstellerin der höheren Kreise”, wurde von den Herausgebern illustrierter Wochenblätter vielfach begehrt. Ich [teh mir das Buch kommen und las es mit gemischten Gefühlen. Es ermangelte ‚einer gewissen Geschichlichkeit in bezug auf die, abel und Konstitftion drchaus nicht, auch war etwas Scharf: Jinn , auf die Erfindung der Episoden verwendet., Die Autorin hatte si skrupellos eine gewisse, nur allzı wahre Efandalgeschichte angeeignet, die all jenen wohlbekannt war, die Die Seite, denen sie und Aymer angehörten, besucstett, und hatte deren sensationelle und peinliche und dramatische Rüge zu einer tohen, aber ziemlich effektvollen Erzählung aufgearbeitet. Ich habe niemals ein literarisch wertloseres Buch gelesen. Die Drammatik darin war fürchterlich, der Stil alltäglich und unfein bis zur Grenze der Gemeinheit, die Charakterzeichnung Tindish und die „Kritik des Lebens“ pueril. Das sind nicht die Eigenschaften, die den Erfolg eines Romans, in unserer Differenzierenden Zeit erkämpfen. Ich war nicht überraft, daß das Buch Abjas fand, aber ich fan, Halb amüsiert, halb mitleidig, darüber nach, was der Gatte der Autorin, der Anhänger Wakelins und der höheren Kultur, wohl von dem Werte seiner Frau denken mochte. ———_— man e. — ——— en Ueber das, was die Dame selbst machte, blieb nicht viel Zweifel übrig, wie ich bemerkte, als ich sie bei meiner Heimrede nach England aufsuchte. Sie glaubte ganz uns befangen, daß ihre Arbeiten („Der Fluch der Sana ‚hatte zu Dieser Zeit schon einen Nachfolger erhalten) sie ziemlich hoch unter die zeitgenössischen Autoren stellten, in welcher Meinung sie nicht nur ihres Verlegers zufriedenstellende Ausweise, sondern auch vielfache Anzeigen,Rezensionen und Lobhymnen bestärkten. Ihr Haus war ein regelrechter Versammlungsort von Literaten und Journalisten, deren Einfrägung der Fähigkeiten ihrer Gastgeberin duch Die Tatsache,, daß diese reich und schön und „reich“ war, nicht unbeeinflußt blieb. Das, was sie für die literarischen Spielereien ihres Gatten hielt, betrachtete sie noch, immer mit nachsichtigem Mitleid. Ed erkundigte mir Danach, was schöpfernde Feuer in ihr entzündet habe. „Das Fam von Rynter her,“ sagte sie. „Sehen Sie, er ödete mich immer damit an, daß er von der Mission der Literatur und ähnlichen Zeuge sprach, und wenn ich dann Darüber, spottete, daß er den ganzen Tag über seinen Büdern bocte, so sagte er, ich verstünde eben die Schwierigkeit der Sache nit. Ich sagte, daß ich glaubte,er wäre nichts halb so schwer als er vorgebe, und, daß ich, meinte, ic könnte einen besseren Roman als die feinen schreiben, wenn ich nur wollte, Er erwiderte mir, 19. solle nicht dumm sein, und das ärgerte uic), so bemächtigte ich, mich ganz einfach, jener Geschichte über Die ‚Kalikomte-Broiuns und verflocht moc einige Pinge feinen zur Hand nehmen würden, amisierte ihn ,ebenso fer, wie die behagliche Gönnerschaft, die Die. Schriftstellerin, die Erfolg hatte, dem Schriftsteller, der nur Miterfolge erlebte, angedeihen ließ. „Sie ist ein liebes kleines Ding,“ sagte er, Denn er war noch verliebt, „obzwar sie auf einem intellektuellen Niveau steht, welches es ihr einfach unmöglich macht, den Unterschied zwischen ihrem eigenen Geschwält und berücksichtigensivierter Arbeit zu begreifen. Ich miß gönne ihr den Lorbeerklang nicht, wenn es je Spalt, macht, ihn zu tragen.“ « . ..,"Es«kleidet sie entschieden gut,«sagte,ich«,dorthin ‚bildend, wo Majorie Burton, von einer reinen Gruppe ihrer Verehrer umringt, fak. ..« » ( , Alles kleidet sie, was sie tut, obzwar natürlich diese Phase nicht angedauern wird. Selbst. die Idioten, die ide schmeicheln und Huldigen, werden es, nicht zuwege bringen, dem unliterarischen Unsinn, den sie schreibt, noch viel länger zu Billigung und Abjab zu verhelfen. Allenfalls berührt mich das Ganze nicht. Natürlich fchreibe ich weiter und ebenso natürlich; erwarte ich von ber armer Memorie und ihrem Bublikum nicht, hat sie mich begreifen zuerst das