Pester Lloyd, September 1912 (Jahrgang 59, nr. 206-218)

1912-09-01 / nr. 206

‚ ‚ «»«..oekatroem ,qxumeenmummbendie vereinigte po­­;«s»iitio­ n«»seit Monaten alszettett,um das Land zu so dasser »Entrüstung gegen­ die Urheber des sogenannten Ver­­­fassun­gsbruches«zu entflammen­,das fällt den Arbeitern,­­­die auf der Hut sind,um sich von ihren jüngsten­ or­­­benen Freundetc nicht,übertölpeln­ zu lassen,i1icht im Traume ein.. .Das Land ist ruhig.Der Opositionslärm ist verpufft,­­sdein Huttd hat si­ch­ durch ihr hinter dem Ofen hervor­­locken lassen.Kein Unmut grüllt;keitcOrkantobt;die politischen­ Leidenschaften haben sich­ in die Höhle der »Winde verzox­en,und s kein Reoluslfindsets"in des­­ganzen Opposition,dem es glückte,die Pforte di­eer Höhle sprengen zu können..Dent ganzen Sommer über hieß es in der oppositionellen Presse,augenblicklich herrsche zwar Stille,aber man warte blo­ß,bis der Herbst­ kommt,da würde man schon schauem wie das gan­ze Land mit stüm­­mischer Begeisterung sich der oppositionellen Bew­egung ar­schließen,­­ wie der Drfan dann die Negierung wegfegen und die Majorität zertrümmern werde. Nun ist der Herbst da, kaum z­wei Wochen trennen uns noch von dem Wieder­­­­zusammentritt des­­ Reichstages, — und noch immer ver­harrt das Land, in seiner würdevollen, Hugen Ruhe. Die Mitglieder der Partei der nationalen Arbeit erstatten ihren­­ Wählern ihre Rechenschaftsberichte und gehen dabei mit der O­pposition gar nicht glimpflich um. Dennoch regt sich nirgends Widerspruch gegen bdiese Politik, vielmehr offen­­bart ich allenthalben, ein fortgefeßtes Behagen an dem neuen Stande der Dinge, daran, daß die Obstruktion zu Boden geworfen­ und dem Parlament die Möglichkeit fruchtbringender Kulturarbeit wiedergegeben ist. Der an­­­gesagte Sturm will Ji duchaus nicht einstellen und so hartnäßig ist Die politische Winddstille, daß die oppositio­­nellen Abgeordneten e3 sind, die — offenbar in der nieder­­schmetternden Engfindung, die Kühlung mit der Boltsseele verloren zu haben — ihre Rechenschaftsberichte unter allerlei­­ Vorwänden abjagen, oder doch­­ hinausschieben. Jüngstens wird für Die angehende Herbitration der stärkste oppositionelle Trumpf verkündet: man geht mit­­ der Idee Schwanger, eine drastischeste Reizung noch in in zu geben, um die öffentliche Meinung aus ihrem Gleichmut auszusheichen. Diese lebte Bombe if der Plan, doch wenn es im Parlament wieder zu Cfandalszenen kom­mt, auch Graf Julius Andeaffy sich werde durch die Polizei aus dem Gaal schleppen lassen. Man tente sich, auch Graf Julius Andeaffy! Wird da die Sonne nicht ihre Antlig verhülfen, auf daß, ihr Feurches Licht nicht, so unerhörten " Frevel bescheine? Wird: Die Erde nicht in­­ ihrem ewigen Kreislauf innehalten vor Entgegen, daß man auf ihrem Runde ein so sehredliches Carrileg zu be­gehen matt? Ach, wenn Herr Barlit mit seiner­ bewährten Hand die Eihalter des Grafen Julius­ Andraffy berührt, werden sich, da nicht Die Gräber auftun, in denen Die Helden der ungarischen Freiheit seit Hunderten von Jah­ „zen jelummern, und werden nicht die Gebeine dieser Heroen, mit Sper und Bogen bewehrt, an die Stütte solcher Greuel rafen, um die Milsetäter zu vernichten?.... Allerdings, wie es bis nun den Anschein hat, wie diese Vergeltung in der Tat von den toten Vorfahren geübt werden; denn die Gegenwartsnation scheint unheil­­bar verrannt in den Wahn, das Parlament dürfe nicht durch Kramwalle entweiht werden, und wer sich dennoch zu solchen Allotria hergibt, gegen den mife mit aller Schärfe vorgegangen­ werden, mag er von noch so guten Witern herstanmen.­­ Mitten in D diese trostlose Verwahrlosung­ der oppo­­sitionellen Sache und in die Durch sie hervorgerufene ver­­zagte Kopflosigkeit gelt nun imerwartet und stilstörend zwingt. Deine Hüfte a­­, errre­ nnlag, 1. Se teve Fe ..­­—­­ Der Pananakonflikt. Budapest, 31. August. In das lärmende Getümmel der amerikanischen Wahl­­fam­pagne mengen sich allerlei bedenkliche internationale Streitfragen. Nun fehlt es allerdings weder diesseits noch­ jenseits des Ozeans an Stimmen, die auch diesen Konflikts­­tort als von der Parteien Taktit heraufbeichtwaren einstellen möchten. Williem Tafts Wahl aus führen Taften vieles­ zu wünschen übrig. Da läge nun die V­ersuchung nahe, den Amerikanern vor Augen zu führen, wie wenig all­ die umsturzähnlichen Neuerungen, die seine Gegenkandidaten in Aussicht stellen, angesichts der internationalen Verm­id­­lungen am Plate wären. Das bedächtige, etwas zaghafte Wesen, das man dem derzeitigen Präsidenten der nord­­amerikanischen Republik zum­ Vorwurf macht, erscheine da­­ umso begehrenstretter, je weniger Woodrow Wilson seine Kräfte nach dieser Richtung erprobt und je ungestümer Theodor Roosevelt die feinigen nach allen Seiten ange­­spannt haben wird. Nun sind aber die betreffenden Streit­­fragen und in erster Reihe die soeben sanktionierte Panama bill weit ernsterer Natur, als daß sie leichtfertig zum Gegenstand ähnlicher parteipolitischer Experimente gemacht werden konnten.­­ Die hohe verkehrspolitische Bedeutung des Panamas kanals«fi«1r alle Völker und alle Länder liegt auf der Hand.«Dchlan,das Verkehrshinderniss der schmalen­ Landenge zu beseitigen­,«ist­ sehr altH Ers geht bist auf Karl—V.zurück un­d s ist später von Alexander v.Hum- Wirschaftiget es nachsteht,­und«·auw­ Engltnbinfein im Verkehr mit Oftasten und Australien die Suezstraße nicht mit der Panamastraße vertauschen dürfte. Trogden hat England ein besonderes A Interesse an dem­ Kanal. , lange vor dem ersten Gpatenstich, am­ 19. April 1850, wurde zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten der sogenannte Clayton-Bulmersche Vertrag abgeschlossen, in dem die künftigen Rechtsverhält­­nisse bezüglich des Kanals geregelt erschienen. Im Sinne dieses Vertrages sollte der Kanal ein ,Geldient an die Kulturmenschheit‘ darstellen, daher es sich „von selbst­ ver­­stand“, daß­ er allen Nationen für alle Zeiten unter völlig gleichen Bedingungen zugänglich sein wird. In K­riegs­­eiten mußte denn auch die Neutralität des Kanals te­­eftier und das Blocaderecht dünnte auf ihn nicht Hy­po werden. Bald darauf drängte sie aber in Washington der Gedanke in den Vordergrund, Die neue Straße zur Kräftigung der einseitigen amerikanischen Biutigaftsinteressen rücksichtslos auszuwügen. Befreiung der nationalen Flagge von allen Lasten und Kanalgebühren für alle­ fremden Flaggen war schon damals das Losungswort des volks­­tümlichen­­ Iingoismus, der­ damit wieder einmal „dem­ britischen Leu auf den Schweif zu treten“ versuchte. Das ließ sich England aber nicht ı­aj und so kam nach langwierigen Verhandlungen endlich im Jahre 1901 der vielgenannte Hay-Paincefote-Vertrag zustande, der jede wie imm­er geartete differenzielle Behandlung Englands als ausgeschlossen erscheinen ließ. In der ur­sprünglichen Fassung der seßt sanktionierten Bill wurde dieser Verpflichtung Amerikas Rechnung getragen. Den Präsidenten ward damals bloß das Recht eingeräumt, eine­ sechs Kronen nicht übersteigende Gebühr einzuführen, unbeschadet der aus den Verträgen hervorgehenden Gleich­­berechtigung der englischen Flagge. Später wurde aber Die Vorlage in dem Sinne abgeändert, daß die amerikanische Küstenschiffahrt von jeder Gebühr befreit wird. Nun ist in diesem Falle der Ausbruck „Cabotage” ziemlich elastisch. Er kann auf amerikanische Schiffe langer Fahrt beispiels­­weise von Neivyort bis San Francisco, ausgedehnt werden, Schiffe anderer Staaten­­ können dagegen von dieser Begünstigung nur dann Gebrauch machen, wenn sie im Kriegsfalle dem amerikanischen Seekoommando unter» ist auch nicht vertenft gewesen, Datobs Hüfte nach dem göttlichen Kampfe. Sie war schmeidig geblieben und gelenkig. Allzuseht gelenkig. Dieser Mann war beständig auf der Jagd uah­ Menschen. Er wußte, dag ihm die Gunst der Menschen ‘ notwendig sei, um ans Bier zu kommen. Aber weit not­­wendiger noch war seinem nach außen gew­endeten, auf äußerliche Wirksamkeit gerichteten Wesen der Beifall, die Anerkennung und das Bewundern der Menschen. Und er aubte, daß, er die Kunst besäße, sie alle zu fangen. Er hatte unbedingtes Vertrauen in Die rodende Gewalt der vebsamkeit, und er war beredsam wie sein anderer. Aber er versch­wendete diese Macht des Wortes, er schüttete sie aus, er ließ sie hinraufchen wie einen Nöhrbrunnen, da sie machtlos wurde. Ex hegte diese Wunderkraft nicht mit Burüdhaltung, so daß die Lust der anderen, ihn zu hören, gestiegen­­ wäre, sondern er gab sie ohne Aufforderung an alle­ fort, so daß manche — und oft die wertvollsten — Davor zurückwichen. Er fing jeden Menschen, und die Kraft seiner Persönlichkeit war groß. Aber er fing zu viele, fing sie nur für die Dauer einer Stunde, und sie ent­­glitten ihm, wenn er dann gleich einem Sieger nach ihnen greifen wollte. In seinem Wesen lag es, hinreifend, viel­­geltütig, interessant, manchmal sogar Dämonisch zu sein. tv. es war in seinem Wesen, das sich überall und nach tausend Seiten hin aufschlof, zu verrinnen und ihn aufzu­­lösen. Voll Reichtum mar Diesen Mann, aber sein Reich­­tum hatte die Tragik der Vergeblichkeit. Beinahe gelegmäßig erscheint es also, dass ihm der Wunsc seines Lebens unerfüllt blieb. Beinahe geseh­­mäßig, daß ihm der Preis, um den er kämpfte, das erste Mal, da er ihn Halb schon in Händen hielt, wieder­ ent­fiel, und Dafs er ihn Das zw­eite Mal ganz nur er rang, um ihn bloß halb zu nühen und zu geniegen.. Die tiefere und schmerzlichere Tragik dieses Lebens aber bleibt es, daß wir es heute gar nicht willen, ihm heute gar nicht nachrühmen können, er wäre ein großer Direktor am Burgtheater geworden. Und daß wir di nicht ein­­mal sagen dürfen, ein großer Führer sei unserem Burg­­theater verloren gegangen. Vielleicht wäre seine Direktion ersprießlich gei­eten, wenn er nach Adolf Wilbrandt hätte Seine Neiguicht,sein Geschm­ack,sein Pathos und seine ganze Art die Klmxst anzuschauen all dies war erzogen­ vom Liberalismu­s der Siebzigerjahre,all dies zwar durchwirkt von jenem»klassischen Stil-Ums zweiter-Hand, detr unsere Väter an Wilbmudts unds Lindner bewundert ‘haben. Er ist ein Epigone gewesen, und seine Tragik war es, so hart an den Rand zweier Epochen gestellt zu sein, so unglücklich zwischen zwei Generationen, die sich be­kämpfen, zu leben, das sein Wesen zwviefach hinwegge­­­spült werden mußte. Er hatte die Unrast all solcher Spät­­‚Inge, denen­ das Heramnasen einer neuen Zeit wie ein unverstandenes Rufen, wie ein ungeduldiges­­ Fieber im Blut sic) regt. Und er konnte, wie alle die vergeblich Talentierten, seinen Blat nicht finden, weil er für­ das eine Mal zu spät und für das andere Mal zu früh ge­­kommen war. Als man ihrı jet endlich ins Burgtheater einlieh, war es glei, am Auftakt seines Waltens zu merken, bag er Dent Theater seinen neuen Gedanken, Tritte neue We­r­bendigkeit zu geben hatte. Zu spät? Er hat in zwei Jahr­­en fünf bis sechs Slassikerdramen inszeniert, hat so und so viele neue Stückk auf die Bühne gebracht. Auch wenn wir in Nacficct nehmen, dass er alt, müde und zermürbt an solche Arbeit ging, ist es, doch Arbeit gewesen, ein ge­nügend großer Sampler, von Arbeit, daß­ sich seine­ Art darin, wenn auch noch so schwad,­­widerspiegeln mußte. Es it Arbeit gew­esen, auf die er sich ein Leben lang vor­­ausgedrüct, was lange in ihm für­ das Burgtheater aufgespart und aufge­speichert war. Und wahrhaftig, seine Art hat sich denn auch­n der Arbeit, die er zwei Jahre lang verrichtete, abgespiegel Nicht­s dvnd Burgtheaters geholt, als ob und oder blar, sondern deutlich und prägnant. Diese Art aber war durch, und doch epigonisch. Wenn er sprach, konnte er Dingelstedt, veraltete Dregse it geistreichen Entwürfen spielend überwinden. Doc wenn er die Hände selber ans Theater legte, und nichts anderes, war dann jah man mur Dingelitedt, Diefer enticheidende Yugendeindrud baftete in ihm, er­ iwar nicht imstande, sich bei der Arbeit davon zu befreien, und er gab als Direktor, gab als Me­difreue nichts als seine Jugendeindrüche wieder, seine Phantasie, die ohne selbstformende Wirklichkeitskraft­tief­ung auf der Bühne immer nur sein großes Jugend­­erlebnis hervor, welches Dingelstedt und Wilbrandt hieß Uns aber konnten, Dingelstedt und Wilbrandt sein Erleb­­nis mehr bedeuten. Er hat vom eigenen Wesen Kent Burd­­‚theater keine neue Farbe hinzugefügt, denn jedes Kolon­g das er brachte, gleichsam wie aus dem gab alten­­ Feine war,­arbentopf - Auffrischung, ging unmerklich, vorbei, und es war in diesen zwei Jah­­ren, die „Burg“ ganz unpersönlich, ganz aus sich aus alten Träumen Theater spielen würde. Wo das­­ MWesen Bergers zum Borschein kam, fühlte man sich seltsam angerührt, hatte Merkzeichen, die für die menschliche Fivenart VBerners, nicht aber für seine Fähigkeit als Direktor wichtig schienen. Menschlich wurde er damit vielleicht noch we­gálan noch­ mehr rätselhaft. Als Direktor stieg er durch sie weder­ im­ Wert no im Rang. Dieser überlebensgroße Mann, der in seinem Aeußeren so­ wirkte, als ob er rücksichtslos und von einer stilvollen Brutalität sei, war ganz weich und sentimental in seiner Theaterführung. Er schien beständig­ ergriffen, seine endliche Vereinigung mit dem Burgtheater zu feiern Er ließ im Repertoire, ließ an allen Gedenktagen,­­die e ausfand, die in jedem Zug Sentimentalitäten erkerner und war sicher, daß man sie mit ihm teilen müsse. Dier wichtige Mann, Der aussah, als ob er die­ Kraft gr wie ges­­ des selbst an Geschenken seiner Persönlichkeit bereitet und gefreut hatte. In ihr hätte er ganz umwvill zügiger Bitternis und herber Anmut befäße, war umt so wi

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