Pester Lloyd, Oktober 1912 (Jahrgang 59, nr. 231-243)
1912-10-01 / nr. 231
— ,,..,--...--» .«-«kEka·-KI«LOYD "effen, wenn es nottun sollte, auch das Neuperife geschehen werde. Es muß vor allem in ganz Europa das Bewußtsein sich durchringen, daß der Entschluß dazu in Dieser Monatshie ‚besteht. Das höchste Interesse aber besiten mir ásta ‚aus Diesent Grunde an der Erhaltung des Friens. Darum wird die Leitung unserer auswärtigen Politit ihre Pflicht am milisamsten dann erfüllen, wenn sie zunächst um die Erhaltung des Friedens sich besorgt zeigt und daran solange feilhält, als mit den Iteressen der Monarchie vereinbart werden kann. An dem Augenblicke jedoch, in dem diese Vorauslegung wider Erwarten zum Wegfall käme, bleibt nur die Sorge für die Wahrnehmung unserer Interessen entscheidend. Die Erlassung der Mobilisierungsorders in Sophia und Belgrad — bis «gegen Mitternacht war eine ähnliche Meldung aus Athen nicht eingelangt — ist immerhin ein Ereignis von .. nicht zu unterschägender Bedeutung. Man muß sich jedoch ‚ebenso hüten, es zu überschäßen. Es gilt nun die Augen ‚offen. halten und vor allem zuzusehen, was die Große möchte auszurichten imstande sein werden. | ..««-.sie(1.-«-..»«..-«...ks;«-w?.""i·:·ss»Ist-WOR.«-«-WM»YE«L«i·-x"s"l« -.«ss.g «Nizssz«ks«—kvskss»7yp»x:7sz FRE AR; Ver ar a ger Et bát fe iz KR 4 , ; «'-· · ;-. ( s JOHN- Dienstag, if. Oktober 1912 Die Mobilisierung in den Balkanfanzen. (7 Telegramme des ‚„PBester Lloyd“) Die Mobilisierung in Bulgarien, Sophia, 30. September.. A0 UHr 30 Minuten vormittags.) Soeben verlautet, die Regierung plane vorläufig Die Mobilisierung von nur drei südbulgarischen Divisionen In diplomatischen und Finanzfreisen glaubt man noch immer nicht an den Krieg. « die Regierung, Sophia, 30. September. (4 Uhr nachmittags§.) Die Mobilisierungsorden wurde heute mittags um 12 Uhr sowohl in Sophia wie in Belgrad und Athen erlassen. Die montenegrinischen Truppen sollen bereits seitgeitern mit den türkischen Truppen im Gefecht stehen. In Sophia wurde die Mobilisierungsorder vorläufig nur an die Provinztruppen erlassen. Hier wird die Publikation des Mobilisierungsbefehls durch den „Staatsanzeiger“ für diesen Abend erwartet. Das Amtsblatt wird außer der Mobilisierungsorder an eine Moratoriumserklärung enthalten, folgte das Dekret betreffend die Einberufung der Eoleranje zu einer außerordentlichen Eession für Samstag, 5. Oktober. Zugleich mit der Mobilisierungsorder wid im ganzen Lande der Belagerungszustand erklärt Die Agence Télégraphique Bulgate meldet: Infolge der in den legten Tagen eingetroffenen ,alarmierenden Nachrichten , über die Konzentrierung beträchtlicher thekiischer Streitkräfte in der Umgebung , von Adrianopel und an der bulgarischen Grenze um jeder Eventualität zu begegnen, genötigt, heute die Mobilisierung zu proklamieren. Dirigierung einiger Bataillone au die Grenze, Sophia, 30. September. Einige Bataillone wurden heute bereits an die Grenze Gehrungen Bulgariens haben dirigiert, in den diplomatijdjen Kreifen in Sophia Bestürzung hervorgerufen. Ein Diplomat einer Großmacht erklärte: Wir haben Begeisterung in Sophia. · . «" Sophia, 30. September. Die Mobilisierung wurde um 5 Uhr nachmittags offiziell bekanntgemacht. Die Nachricht wurde mit großer Begeisterung aufgenommen. Bald manifestierte eine zahlreiche Menge in den Straßen. Die Manifestanten trugen Exemplare der Mobilisierungsorder und brachen, ununterbrochen Hochrufe aus. Vor der italienischen Gesandtschaft kam es zu lebhaften Ovationen für Italien. In der Stadt herrscht reges Leben. "0 ° Die Mobilisierung in Serbien: · — ««-«--Belgt.sd,s30.September. A Antrag der serbischen Regierung«ordnete der König nachmittags die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee um In einem nachmittags vom König unterzeichneten Uras wurde die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee angeordnet. Die Stuptina ist für den 14. Oktober einberufen. Die Motivierung der Mobilisierung. Belgrad, 30. September. Die heute nachmittags angeordnete allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee wird offiziell mit der teilweisen Mobilisierung der türkischen Armee, der Ansammlung türkischer Truppen im Bilaret Koljoivo und an der serbischen Grenze begründet, wodurch das Territorium Serbiens bedroht erscheint. Feindselige Absichten der Türkei gegen Serbien gehen mich aus der alle Rücksichten der Korrektheit verlegenden Verfügung der türkischen Regierung hervor, wonach das serbische Kriegsmaterial, für dessen Durchfuhr die türkische Regierung bereits die Erlaubnis erteilt hatte, in feindseliger Absicht und ohne jede Veranlassung von Seiten Serbiens im Auftrage der türkischen Regierung angehalten wurde. Die Stimmung in Belgrad. An Belgrad, 30. September: Die Mobilisierungsnachricht verbreitete sich in der Stadt wie ein Lauffeuer. Sie wurden allgemein als Befreiung von der quälenden Ungewißheit der bisherigen Lage aufgenommen und gebilligt. Während man in der Oeffentlichkeit bereits für die allernächste Zeit die Kriegserklärung an die Türkei erwartet, hofft man in politischen Kreisen, daß es den Großmächten gelingen werde, die Türkei zur "Befriedigung, der Forderungen der Balkanstaaten, die auf gründliche Reformen in der europäischen Türkei, gerichtet sind, zu bewegen , und so die S Kriegsgefahr zu beschwören. ‚Von serbischer Seite wird die Autonomie Altserbiens verlangt, da nur dur die Autonomie für die serbische Bevölkerung in der Türkei erträgliche Lebensbedingungen geschaffen werden könnten. ° ; | Die Autonomie für Altserbien und Novibazar. Belgrad, 30. September. Eine Ertraausgabe des Amtsblattes veröffentlicht den vom König unterzeichneten Ufas, wonach die allgemeine Mobilisierung der serbischen Armee angeordnet wird. Die Redakteure aller Belgrader Blätter wurden auf die Stadtpräfektur gerufen und dort aufmerksam gemacht, daß sie aus Gründen der ‚nationalen Sicherheit über Truppenbewegungen und sonstige militärische Vorkehrungen nichts veröffentlichen dürfen, was ‚dem Lande schaden könnte. Serbien will auf der Forderung der Autonomie für Altserbien und Novibazar bestehen. Wenn diese nicht gewährt wird, erscheint der Krieg unvermeidlich. Zwischen den Balkanstaaten herret volle Uebereinstimmung. über ihr Vorgehen und alle Mißhelligkeiten sind ausgeglichen. Die Durchsuchr des serbischen Kriegsmaterials. Konstantinopel, 30. September. Die Nachrichten, daß die Pforte die Durchfuhr des serbischen Kriegsmaterials gestattet habe, sind fasch. Der serbische Gesandte Nenadovics hat nachmittags neuerlich energische Schritte unternommen und die Gestattung der Durchfuhr verlangt. Von serbischer Seite wird erklärt, daß Serbien, seine weitere, Demarche mehr unternehmen und seine Haltung nach der heutigen Antiwort der Pforte einrichten werde, Bestellungen des serbischen Kriegsministeriums des Deutschen Babriten. Köln, 30. September. Nach einer Meldung der „Kölnischen Zeitung“ sind bei deutschen Fabriken große Bestellungen vom serbischen Kriegsministerium eingelaufen. Nachrichten der griechischen und bulgarischen Gesandtschaft in Berlin, Berlin, 30. September. Der König von Griechenland ist heute über Wien nach Athen weitergereist. Der griechische Besandte erklärte, daß er bisher seine Nachricht von einer Mobilisierung in Athen habe, im Gegenteil, die Nachrichten, die er heute bekommen habe, lauten eher beruhigender. Auf der hiesigen babbarischen Gesandtschaft in die Mobilisierungsorder bereits eingegangen, zugleich mit dem Befehl, da sämtliche in Deutschland weilenden bulgarischen Offiziere in ihre Heimat abzugehen haben. ‚Unter diesen befinden si auch zwei Militärpiloten. .. ssp -«"«.Der Eindruck in,sonst auf«indpel.s.- Konstantinopel, 30. September. Der Pforte wird gemeldet, daß Bulgarien, ohne Truppen s an der Grenze zu konzentrieren, Vorbereitungen treffe tie, Requirierung von Waggons und Vieh, sowie Sendungen von Munition. Der gestrige Ministerrat Hat beschlossen, die Truppen an der Grenze sind, wie es heißt, auch die Mandertruppen zu verstärken. Teoschen glaubt man in amtlichen Streijen nicht an den Krieg. ·« Jah fig -Die Bor die Angelegenheit auf eine zu leichte Wage genommen, sehen aber erst heute, daß sie eine [drernste wird, Bi : | «· Ba HN: — ; der Marchesa Nerli, unser Neifeziel. ‚über Pachthöfe Ende welche an, den Berghang hinhestreuten (poderi) des SHerrengutes (possesso).“ . Wir figritten hojes. wird Am Hoftor langsam ‘die einsame Straße tat sich nun die hinauf, bald einer Aupresjenallee, bald einem Waldiwege schöner Fernsicht aufglich. Immer Gegenüber lag die Bergmulde von Madonna del Cafo, hinter deren seitlichen Kanıine Fierole liegt. Aus der Tiefe schimmerte das leere Kiesbett eines wilden Bergwassers. Gegenüber in einer geraden Entfernung von etwa zwanzig Minuten guhhte der rotgelbe Turm eines alten Sattells aus dem tiefen Grün eines Aupreifenwaldes. Bald standen wir unter den Mauern eines Paket„Sor Paolino, Sor Paolino !“ riefen oben einige, Kinderstimmen. Wir erstiegen einige Staffeln und befanden uns auf dem mit großen G Steinplatten belegten Hausplabe (aia), der dem toskanischen Bauern als Tenne zum Dreschen dient. Der Pächter (capoccia), die Pächterin (massaja), Kinder und Hühner empfingen uns mit gutmütiger Neugier; einige Jagen wırden gewechselt, einige ‚Zigarren verschenkt, und wir stiegen dann dur den grauen Olivenwald zum Herrenhaus hinauf. »Noch eins,«sagte mein Begleiter,bevor wir eintraten.»Geben Sie deanattere ihre Kaxche gleich bei der Begrüßung. Diese Leute haben gegen fremde Gesichter ein vages Mißtrauen, sie deuten gleich an geschäftliche Kniffe, Ihre Karte allen derartigen, Konjekturen ein Ende ‚machen.“ Stand die ganze Verwaltung: Fattore, Battorella und Sottofattore. Letterer ist nicht viel mehr al der Laufbursche und der Knecht des Verwalters. Während die ersten Fragen hin und wieder flogen, Schaute ich mich im Hofe um. Das Hufeisen des Grundplanes fügt hier auf das Herrenhaus zwei sich gegenüberliegende Haller Leiterhalle. · "« »·". »««Der Fattore,ein untersetzter Mcmti,miiklangem Vollbarte,regelmäßige 11 Zügen und großkesnschwarzenk Augety führte Uns«erszttdex x gefüllten Zohest "Kufe11,itxidelcheix die gestampften Trauben in voller Gärung fochten. Man läßt sie einige Wochen gären und zieht sodann den Wein, ohne ihn gepreht zu haben, in Die Stüller ab. Dieses Abziehen heißt sinnatura. Exit dann kommt Die Tretter unter die Breite (strettoio), um den sogenannten secondo vino zu liefern. . Mit einem Aufguß von Wasser erhält man schließlich noch das Acquarello, welches der französischen Miquette entspricht. Unterdessen hatte die Fattorella das Essen bereitet. Wir befanden uns in der milden Region des gebratenen Hühnertums, und es erschien denn auch neben dem Beefiteat, das wir selbst an der Grättion gekauft, ein pollo in umido, zu Ddeutisch ein Hühnerragout, Die nie fehlende Schüffel der Faktoreien. Den Pominowein, den man uns hier servierte, werde ich so leicht nicht vergessen; er war mir eine Offenbarung; denn bisher hatte ich den Ruf dieses Weines nicht recht begreifen können. Eine Flasche Strohwein "(vin santó) Frönte : den . Nach th. DBnziwitchen erzählte der Fattore mit der sicheren" Jnder geget1überliegen 1dq 11"allestast den die Oelmühlen und die Wein-und Oelpiesen nochtmüßig da; dennpichs im November beginnt die Oliveuerut.Im oberen Grade der Breitenhalle fanden wir einen lüftigen Caal, den zur Hälfte die gabbie — geflochtene, jadartige Körbe mit weiten Maschen, in welchen Die gemahlenen Oliven gepreßt werden —, zur Hälfte die sogenannten , stoie füllten. Auf diesen etagierten Binsenmatten trocknen die Trauben, welche im Dezember oder Januar dem neuen Weine als „governo*“ (gleichsam als Direktion oder als bestimmendes Element) beigelegt werden. „Was soll" dieseg governo denn , ausrichten ?“ fragte ich den Jattore. „Gli da la grazia, al vino, signore !“ (Er soll dem Weine die Anmut, das heißt Burett und Wohlgeihmach verleihen.) Wir besuchten endlich die Weinkeller und die Delgewölbe. Wie bei den Alten, dient noch hier der große Bajentrug (orcio) als Delfaß. Meine Begleiter schürften ihre Delmutter Töffelweise mit dem Behagen des Eskimos, der gern ins Trangläschen guht. An dieser Spezialität von Teinsgelagen mußte ich mich allerdings von vornherein fir kampfunfähig erklären. im und naiven Beredsamkeit des tosfanischen Landmannes von seinem ganzen Tun und Lassen, wie er als armer Sottofattore lange Ihhre des Verwalters ‚Hund gerwesen, endlich den „gran ssalto" zum Fattore habe machen können. Ich fragte schlechte ihm nach seinen Kindern. „Wollen nahen?“ verlebte sie er halb im Ernste. ‚Bifen Die nicht, hab ein ‚Fattore ‚so wenig , heiraten darf, als ein Kapuziner, daß die Verwalterfrau, sondern nur seine Köchin des üt, Dag Die Feine Familien ernähren will, wo einer allein Herrschaft für die .Die Einrichtungj ist weder human, noch sittlicher Pächter ist deszattoreitloser Regel entspant und so past verkauft.Seizte Gunst kann jenen fördernkfjem Zumthr vernichten. Hat der Wächter nun ein schönes Weib, eine hübsge Tochter, so gehören sie dem Fattore, wenn dessen Köchin nicht einzuschreiten, weiß. Eine andere Bezfucung bildet die nahe Hauptstadt. Wer am Freitag, die Piazza della Signoria in Florenz mustert, darf "die Geschäfte durchaus nicht nach der Menge der hier beisammenstehenden Fattori messen. Vielleicht die Hälfte Dieser Leute kommt, um zu flanieren oder den heimlichen Wein des Vergnügens zu schlürfen. Darumier il namentlich die Kombination der Spielhölle mit der Kuppelei, verstanden, welche unter den reitagsleuten sehon manche Opfer gefordert hat, und die Tadsamkeit der Questurini (Gendarmen) fortwährend in Anspruch nimmt. Das Uebel hat natürlich seine Grenzen. Der Zuttore eines soliden Padrone i in der Regel selbst ein rechtsehaffener Mann, während auf versehuldeten Gütern und unter verfehrvendemischen Befibern auch die Verhalter zügellos zu leben pflegen. In solchen Faktoreien wird der Delundea a hırurids besitzet, oft sogar nicht mehr im Exidgeschosse, sondern im Appartement der abwesenden Herrschaft; dafür wird er in Notfälle dem Padrone bezeugen, daß der Kaufpreis, den der Fattore ihm zu nennen beliebt, der richtige und wahre sei, - . . · » » «,,Ich habe heute kein«Glück,"«seufzte»mein,Ft"ihrer,»als wir·de«ti Berghin unterkutschichten·»Der·Fattor hält bockbeinig seine Preise feix.Wissen Sie was ZAg der SXainx Die Kufenhalle ortal. Seite, des Die und die PreifenHofes acht Steingebäude , oder schließt eine bis neun die sind « Mauer «mit "Wie Wirtschaftszwerte genügt?“ Vattorella nicht, »s» ...Graf--Berchtold über die Mobilisierung. (Eelégramm bes ,Beftér $Ioyb") ; NE "Wien, 30. September. Am Heeresausschusse der österreic- 1.6 Air D %egation, Zi der Wunsch ‚ausgesprochen, den Minister des Aeußern Grafen Berchtold zu Hören. Ministerpräsident Graf Stürgth begab sich im Wagen TE EEE FERN! en mL —, ee nn m nd