Pester Lloyd, November 1912 (Jahrgang 59, nr. 260-270)

1912-11-03 / nr. 260

8 — > . entschiedenen von kompetentester zuffischer Seite Fund getanen Feststellung, daß das Prinzip: „Der Balkan den Balkan: " völterni" nicht so gedeutet werden darf, als ob nicht auch ‚andere Mächte äußerst wichtige Interesen auf den in Rede gehenden Gebieten zu vertreten hätten. von demselben Gesichtspunkte läßt sich wohl Herr Safonow auch leiten, wenn er es für schwer möglich bezeichnet, daß eine Liqui­­­­dation des Krieges ohne Einmischung der Großmächte werde erfolgen können. - .-«· -" « ».N­icht unerwähntl könnten schließlich die Aeußeruikgen "der russi­sche,n1Mi«fi­sterz über seine­ pe­rsönl­ich­­en Beziehungen zu unserem Minister des Neußern gelassen werden. Die sympathische Hervor­­hebung dieser­­ Beziehungen. scheint ung in der heutigen, an schwierigen Problemen so reichen Situation ein, sehr erfreu« Fiches Zeichen zu sein. x —— nu | ; | Sonntag, 3. November 1912. ‚ Oesterreich-Ungarn und der Vorschlag ; · EL ’W«i’en,2.’ November. Wie schon gemeldet wurde, hat Herr Poincare seinen auf eine Mediation zwischen den S Kriegführenden abzielenden Vorschlag den Mächten bereits überreichen lassen. Auch die österreichisch-­ungarische Regierung hat d­en französischen der Schlag bereits in Händen. Was dessen Inhalt betrifft, so wird dasjenige, was französische Zeitungen darüber mitgeteilt haben, im großen und ganzen auch an den hiesigen maßgebenden Stellen b­lu­tig. Demnac­ — konsludiert der Vorschlag des Herrn Poincard dahin, da die Großmächte unter Betonung ihres vollständigen Desinteressements ihre Mediation den Kriegführenden ans aan 3 Ba BR N­ee Bt Ueber die Aufnahme, die der Vorschlag bei den­­ einzelnen Kabinetten gefunden hat, liegt heute noch seine authentische Angabe vor. Nur ‚bezüglich der Tripel­­enterte heißt es, daß diese [chon im vorhinein ihre­­ Zustimmung zu dem Plane des­ Herrn­­ Bonicare ‚gegeben habe. Soweit der­ Vorschlag die Mediation als solche betrifft, wird er gewiß von seiner Seite unfreundl­ic) aufgenommen werden. Es­ wird­ bloß notwendig sein, ihn aug mit der nötigen Aufrichtigkeit auszustatten und nicht ein Desinteressement in einer Frage an den Tag zu legen, bei der tatsächlich ganz enorme Interessen Europas und natürlich auch, ja sogar in erster Linie, Interessen unserer Monarchie auf dem Spiele stehen. Wenn französische Zeitungen die Schwierigkeiten, die Dester­­reicher Ungarn dem­­ Vorschlage des Herrn Boincaré macht, mit einer gewissen Gereiztheit diskutieren, so müssen wir darauf hinweisen, daß Desterreich-Ungarn gewiß bereit ist, an einer Mediation teilzunehmen, Jie aber nicht an . ae nn 16 oe -«" ·KTelegrixmmde-;«,Pester·Llo-yds'.) bie ihm im vorhinein vollständig die Hände Sina würnee. > Man Hat hier einen merkwürdigen Eindruck von dem Umstand gewonnen, daß Vorwürfe dieser Art gerade von der französischen Presse erhoben werden, die vollkommen vergessen zu haben scheint, daß Frankreich in einer Frage, in der es ebenfalls das Nachbarrecht geltend machte, in der es aber gewiß, geringere Interessen zu wahren hatte, als wir auf dem Balkan, doch volle fünf Jahre hindurch­ an Europa die Zumutung gestellt hat, diese französischen Interessen für bedeutsam genug­ zu erachten, um dafür dasjenige in Kauf zu nehmen, was man jegt in Paris mit mißbilligendem Stirn einzeln „Schwierigkeiten“ zu nennen beliebt.­­. «In erfreulichem Ge­gensatz zu den Preßangriffen,«die jetzt»von«Paris gegen jung gerichtet werden,steht die aus­­d­rückliche Erklärung des«russischen»Minister-Odes-Reußern Safon­o11­«,der das besondere­ Entgegenkommen Besten­eith- Ungarns in der jenigen Krise mit großem Nachdruch als ein Moment hervorgehoben hat, welches seine eigene Friedens­­aktion wesentlich erleichtert habe. Auch englische Blätter haben in der legten Zeit wiederholt und in ernstester Weise sie zu derselben Meinung bekannt, und der österrei­­cische ungarischen Bolitit den Dant für ein Verhalten ausgesprochen, durch das die Tä­­tigkeit der europäischen Diplomatie ermög­­licht und gefördert worden sei. Die russischen und die englischen Kundgebungen­ find ung ein Beweis dafür, daß die französische Breffe mit ihrer Auffassung innerhalb der Tripelentente ganz vereinzelt steht. Wir möchten daraus seine weiteren Konsequenzen ableiten, umso­­­ weniger, als wir überzeugt sind, Daß die französische Regierung, die gerade in den legten Wochen so glän­­zende Beweise ihrer Friedensliebe gegeben hat, gewiß nit Hinter dieser Premade zu suchen ist. Sie begreift sicherlich so gut wie andere Regierungen und wie das ganze politisch deukende Publikum, daß die Nach­sichten auf die Ruhe und Bequemlichkeit Europas nicht gleichbedeutend sein können mit dem vollständigen Bereicht auf die Lebensinteressen einer Großmacht. Der Anspruch­ auf eine so weitgehende Rück­sichtnahme hat eine verhängnisvolle Aehnlichkeit mit einer Waffe, die si gegebenenfalls gegen jene wenden Fünnte, die ‚heute einen so großen’Gifer ‚bezeigen, sid­ ihrer zu ientledigen. e­s . · ---«"Bki;..s.H·uksci-u»Hiimipasklza. «G’ef«spstä·chYmi-ts"sde"mne«u«os—knanntenBotfchhfterin . IWiem . "würdig freien Emns in sein Arbeitszimmer ohne jede , fa­th —­­kschen Herren bei ihm,unter­ ihnen einen altenBe­­­­­ ndich eine­ kleine Gesellschaft­ von­ tür­­kanitten,den ersten Sekretär der Wiener Bochaft FuadBey.Ichbelück wünschte den gewesenen ep­­rezier zurne11e 11« Missfott und sagte.ihm­,diese Ernen­­­nung werde in­ allen­ politischen und gesellschaftlichen­ Kreisen Oesterreich Ungarns nach ihrem vollen Werte gewürdigt. .. »»Fuad Bey lobt mir so eben ihr schönes Land-sey widserte Hilmi»«asch-win seiner schlichtem Liebens­­würdigkeit..,Wie 11 ist tatsächl ist«)eine der nobelsten sz Städte der Welt, die Tage, die ich Dort verbrachte, gehören zu den angenehmsten Erinnerungen meines Lebens. Ihren Minister des Meußern tenne ich noch von Petersburg her und ich freue mich, ihn demnächst auf dem Balk­hausplabe besuchen zu­ können. Budapest it mir auch nit unbekannt, dort wide ich vor 20 Jahren­­ von Dr. Majestät Franz, Josef em­pfangen. Oesterreich-Ungarn ist mir außerordentlich lieb, die Freundschaft der Donau­monarchie it allen Osmanen sehr teuer, sie teu­er älentiwideln it mein S Herzenswunsch.” «­—In­ diesem­ für die Türkei so dramatischen Augen b­ lick,sagte ich«,we­rdenEw.Hochzeit mir wohlgestattett, meine Fragen in aller Offenheit zu formulieren.'Die Hiobsnachrichten mehren sich in unheimlicher Weise. In Europa it man überrascht und fragt ich, wieso es kommt, daß die Türkei noch nicht den­ entscheidenden Schlag führt, den jedermann von ihr erwartet hat. Was DR Ew. Hoheit von der Lage, die sich außer­­ordentlich zu komplizieren droht? „Deine neue Position legt mir eine Neserve auf,“ antwortete Hilmi Bajdja: „Die es mir nicht erlaubt,­­ Ihnen Heute ein regelrechtes Interview zu gewähren. Ich will Sie jedoch nicht im unklaren lassen, über die ersten Nachrichten vom Kriegsshhauplahe. Jene­­ Nach­richten haben nicht die Hohe Bedeutung, die ihnen in der europäischen Bresfe zugeschrieben wird. Wir waren darauf gefaßt, daß wir uns im­ Anfang auf die Defen­­sive beschränken müssen, da unsere Mobilisierung lang­samer vonstatten ging, als die Mobilmachung unserer F Feinde. Der wirkliche Krieg hat exit jebt, vor Turrent, begonnen und erst jebt wird Europa in die Lage fom­­men, und auf Grund entscheidender Tatsachen zu bez­urteilen. ES ist ein umverzeihlicher Leiter der Türkei, die Preise zu vernachlässigen.­ Während in Sophia und Belgrad jede Einzelheit zu einem bedeutenden Erfolg aufgebauscht und die europäische Presse über Die Kräfte der Türkei systematisch irregeführt wird, geschieht bei uns nichts zur Aufklärung der Presse.“ ’­­ «»N0usn’av0nsjan1aissudirigeplaprossskk bemerkteHilmiPafchaskopfschützelnd., j«;««« , In Europas glaubst11kan,s«»sagte­ ich, auf meinem­ Wunsche nach Aufklärungen beharrend, das Die Ver­­pflegung der türkischen Armee viel zu wünschen übrig läßt. Angeblich Hungern Ihre Soldaten auf den ihrazi­­: Hussein Hilmi Rascha: „Das sind Bestwillige Ausstreuungen unserer Feinde. Adrianopel war stets für einen ganzen Monat verproviantiert und auch für: Die übrigen Punkte wurde rechtzeitig gesorgt. Natürlich Haben unsere Soldaten sein Beefsteal zur Verfügung, aber 048 Nötige haben sie in genügender Quantität. Wir Haben eine Million türkische Pfund ‚(ungefüin 3 Millionen von unserem Spe­z­ialkorre­spondenten.­" Konstantinopel, 31. Oktober, d­en Schlachtfeldern ... " , größten EDER ausregend, Die Schlacht und das hef­­et ammer­­ste , Bet nommen, daß nicht nur der Hunger den Antrieb zu dieser ge vor allen Dingen die da aszt tappen von den in großer Zahl die Gegend vehrtretfenden Spionen aufgestachelt und bezahlt wurden, daß Die allgemeine Deroute auf solche Art entstand. Mahmud Muidtar selbst, über den nach den Vorhängen von­ Kirkiiliffe in­ Konstantinopel die seltsamsten Gerüchte erzählt «wurden —. nach der einen Version hatte er sic­h erschossen, nach der anderen sollte er­ sich in Konstantinopel befinden, während er tatsächlich in Biza war­­, soll sich nach den Aussagen des Augenzeugen wie ein großer Fi­ero gehalten haben. Mitten unter den en­den­den Truppen hielt er mit seinen­ Stab, mit dem­­ blanken Säbel auf die Köpfe der an­ ihm vorüberfliehenden Col­daten ein, fewerte sie zum Stillstehen an, mahnte war. Das Eisenbahnunglück, das Furz­i Vorgängen in Bus­sammenhang zu bringen. Der Lokomotivführer wollte zwar so langsam wie möglich, fahren, um nicht in den vorangehenden Aug hineimzugeraten. Es it ihm das aber nicht gelungen. Auf der Strecke bei Baba-Esti sol es zu den schlimmsten Szenen gekommen sein. Die Gol­daten stürmten das Lokal des Stationsvorstandes, for­­derten Essen von ihm und bemädigten si der eisernen Kaffe, in der sie die Summe von 509 Bund befand. Si langen Scharen­ zogen, dann die Verwundeten süd­­wärts. Jeder Hilfe bar, einer den anderen selbst ver­­bindend, mit Blut bedeckt, an Stöden sich weiterschlep­­pend, zogen sie ohne Schuhe und Strümpfe süd­wärt der Bahnlinie entlang. Fünfzig, Hundert, ja Hundert­­fünfzig Kilometer weit, bis je endlich, wenn sie­­ nicht unterwegs der Kälte und dem Hunger zum Opfer fielen, die­ erste Hilfe fanden. Der Rückzug Napoleons aus Rusland im Schlamm,­­ so äußerte si­e ein Augen­­zeuge, das war die Deroute von Kirkfiliffe.. . Die Räumung von Kirkfiliffe und ihre Folgen zeigen nur einen Zeil der furchtbaren Zustände, die sich über jene Gegend’ verbreitet haben, und auch nur einen Teil der Austände, die augenblicklich bei­ der Kriege führenden türkischen Armee Herrschen. Nicht nur, daß Die Mannschaften dem Hunger preisgegeben und unvoll­­kommen eingekleidet sind, , nein, die Organisation der Ver­wundetenpflege it derart verlottert, daß. selbst die Schwerver­wundeten“ erst tagelange Märsche zurücklegen müssen, um­ an irgendeine Verbandstation gelangen zu können. Von dort werden sie dann ohne Wahl­ mit den Leichtverlegten in die Wagen gepfercht, um nach Kon­­stantinopel transportiert zur werden, wo ihnen die erste Hilfe zuteil wird. Man sieht es den Verwundeten Deutlich­ an; mehr der Hunger hat sie kampfunfähig gemacht als die Wunden. Aber noch grauenhaftere Berichte kommen­ aus den Dörfern an der bulgarischen Grenze und in­ Dsten von Stirkfiliffe, deren christliche Bevölkerung türkische Soldaten und Offiziere in der grausamsten Weise miß­­handeln sollen. Mein Gewährsmann erzählt mir, und ich habe alle Ursache, seinen Ausführungen vollen Glauben zu scheiken,­ daß Mahmud Mukhtar, BVajdjas Stab in einigen­ Dörfern einzelne Gliedmaßen von verstümmelten Offizieren vorfand und daß als einzige Maßregel gegen diese Zustände er die Einäscherung mehrerer "Dörfer" an­ordnete, in denen solche Vorfälle sich abspielten. 7. . Was man vorausgestehen Hat: namenloses Elend hat dieser Krieg­ heraufbesch­woren und­­ scheint fast, ala hätte das Elend seinen Höhepunkt noch lange nicht erreicht. Der Ausgang der Schlachten von Biza und Lüle-Burgas 29 in den nächsten Tagen noch Vieles und Unerwartetes tingen, 1. — 4 3 ee amd = ei­s Ss = a 2 s _ 5 S: 2 = © = = = a Q­­ = S had es e 8 = s. —_ = = o et “ | sie an PRaditchag. danken, Gott daß umd den Nur feinen Anstrengungen Propheten und an den zu zum Diese verrottete Horde it endlich 63 | »

Next