Pester Lloyd, Mai 1913 (Jahrgang 60, nr. 115-128)

1913-05-16 / nr. 115

| .­.’ FERENERIERETT? PESTER LLOYD | % iens heute nicht ganz zurechtzufinden vermag. Pan § Meint eben in Bel­a­ja: daran gedacht zu , daß Dibra, Struge, Gostivar, Tetowo, M­estab so leicht in serbische Hände fallen werden und daß die Türkei in diese­m Kriege so gründlich zu Boden geworfen werden könne. Damals war es den serbischen Machthabern hauptsächlich darum zu tun, mit dem Balkanbund zu flanfern. Gern wollte man daher den Bulgaren Gebietsteile überlassen, die ohnehin nicht mehr ji waren und an deren Belik man in jenen Tagen überhaupt nicht denken konnte. Nun in das Unerwartete eingetroffen.­­ In Serbien empfindet man deshalb ebenso das Bedürfnis, den Vertrag vom 29. Februar 1912 einer­­ schleunigen Revision zu unter­­tehen, wie berechtigt man ss in Bulgarien erachtet, nach ar ungeheueren Opfern, die das bulgarische Boot diesem Befreiungskampfe gebracht hat, auf der strikten Durch­ Kictung jenes Vertrages zu bestehen. So spist sich das erhältnis zwischen Belgrad und Sophia mit jedem Tage immer bedenklicher zu. Während sich Die Delegierten der Verbündeten am Beratungstische im Londoner St.­James- Palast niederlassen, um den Frieden mit der Türkei zu vereinbaren, wartet , die politische Welt mit der größten Spannung, wie sich der zweite Teil des Dramas auf dem Balkan gestalten wird. Die Lösung der Skutarifrage. Das Abkommen über die Bewegung Sfutarió. Getinje, 15. Mai. (Amtlich) Bwijden , Admiral Burney und General Betsch­ wurde geitern folgendes verein­­bart: Die montenegrinischen Offiziere, die für den Transport des die montenegrinische Beute bil­­denden Striegsmaterials die Vorkehrungen zu treffen haben, dürfen in der Stadt wohnen, die Seiten­waffe tragen und­ ihre Ordonnanzen be­i kaltem Die montenegrinischen Soldaten, je den Transport des Materials zu bewerkstelligen haben, dürfen die Stadt nur ohne Waffen be­treten. Bis zur Beendigung­­ des Materialtransportes werden einige montenegrinische Offiziere gemeinsam mit den Offizieren des inter­­nationalen Detachement, die­ Polizei­befugnisse ausüben . Bis zur Anwerbungvon­­ Post-,Telegraphen-und A­llbeamten werden montenegrinische Beamte iese Dienste versehen. Die montenegrinischen Soldaten,die mit den Trans- Roten beschäftigt sind­,können vom Admiral Burney Bedarfsfalle zu Hilfeleistungen herangezogen werden. Bei der gestrigen Ankunft des Admirals Burney war am Landungsplag­au das Konsularforps gugegen. Abreise der Fremden Fürstlichkeiten. Getinje, 15. Mai.­­ Großfürstn Milien von Rußland, sowie Bring und­ Brinzeff in Battenberg, die seit mehreren Monaten hier Aufenthalt genommen hatten, sind heute nac Peters­­burg, beziehungsweise nach Darmstadt ab­­gereist. .­ ebe­ stätigt. Es Scheine In der Tat, daß Serbien und Griechen­­land noch gewisse Zusicherungen nach der Richtung ver­­langen, die einzelne ihrer einigen schließlich geregelt erden würden. Infolgedessen besteht die Möglichkeit, dass der Friedensschluß, der umleugbar einen Fortschritt in der Situation, wenn auch freilich seine vollkommene Klärung Hinsichtlich" aller noch unerledigten Probleme bedeuten würde, noch weiter h­inausgescho­­ben wird. Andererseits steht es fest, daß von allen Seiten auf die Verbündeten eingewirkt wird, damit sie ihre Delegierten möglichst bald mit der Unterzeichnung des Vertrages beauftragen und daß man die Hoffnung auf einen Erfolg dieser Bemühungen noch nicht gänzlich aufgegeben habe. Die türkischen Delegierten bei Sir Ed­vard Grey. · London,15.Mai. Wie das,,Reutersche Bureau««erfährt,hat Staats­­sekretär Sterward Grey heute die türkischen Dele­­gierten empfangen.Es sei wahrscheinlich,daß vor der nächsten für den 20.d.M.anberaumten Botschafter­­rpunion eine Versammlung schriedene­­delegiertett nicht stattfinden wird. fd­er Interessen den Abschluß des Friedens mit der Türkei erschweren. Die „Samouprava“ stellt fest, daß die­ Verbündeten in fast ausschließlichen­ Interesse Bulgariens die S Kriegslast seit mehr als vier Monaten tragen und daß die Verbündeten zweifellos berechtigt seien, bei den Friedensverhandlungen die gemeinsamen Interessen der Balkanstaaten zu verfechten. Die Botschafterveunion. London, 15. Mei. Mie das „N­euteriche Bureau” erfährt, wird in Abs­­esenheit des deutschen Botschafters Fürsten Lichnomwsty Botschaftsrat Dr. v. Kühlmann Deutschland auf der Botschafterreunion vertreten. Der deutsche Botschafter Fürst Lyhnomwsfi isst nach Berlin abgereist. Das Programm der Pariser Konferenz. London, 15. Mai. Das „Reutersche Bureau“ erfährt: Die Eröff­­nung der Verhandlungen der inter­­nationalen­­­inanzkommission in Palis ist auf den 20. Mai verschoben worden. Das dom­ Minister des Heußern Bidon verjagte und von den Mächten genehmigte Programm besteht aus vier Ar­tikeln. Der erste Artikel handelt von dem von den Ver­bündeten zu übernehmenden Zeile der türkischen Staatsschuld. Der zweite Artikel bezieht sich auf die Uedernahme der die öffentlichen Arbeiten und Konzessionen in den eroberten Gebieten betreffen­­den Verpflichtungen und Peste der Türkei gegenüber dritten Personen. Der dritte Artikel betrifft die Ans­­prüche der Verbündeten, die aus den dur den Krieg verursachten Ausgaben und Verlusten ent­springen. Der vierte Artikel handelt vom Austausch der Gefangenen und anderen ähnlichen Fragen, sowie den daraus erwachhenden Ausgaben. « Bulgarien für den Frieden. (Telegramm des ‚Beiter Lloyd.) Sophia, 15. Mai. Die Londoner Meldungen über neue Beratungen, die dem Friedenzichluffe vorhergehen sollen, haben im Publi­­kum­ eine gewisse Enttäuschung hervorgerufen. In­ dessen wird von seiten der Regierung mit großer Enntschiedenheit erklärt, dbapBuk garien vor allem auf der Interzgeignung des Friedensprotokoll 3 besteht und erst danal bereit, set, in eine Diskussion über eventuelle Zujuba zu demselben einzutreten. Die Friedensverhandlungen. Ein Aufschub des Friedensschluffee. Telegramm des „Reiter Lloyd“­ Wien,15.Mai. Die Darstellung des,,Reutersche 11 Bureaus­',wonach man sich unter Umständen darauf gefaßt machen müsse, daß noch eine längere Zeit bis zur Unterzeichn­ung des Friedenspräliminarvertrages ver­­streichen werde, wird hier in informierten Kreisen wie Die Haltung Bulgariens, "Grey und vor den Botschaftern, London, 15. Mai. Das „Neuter-Bureau“ meldet: Als Bulgarien seinen Londoner Gesandten damit beauftragte, unverzüglich die­­ Friedenspräliminarien zu unterzeichnen, tat e3 Dies ein­­zig und allein aus Wirkung vor dem Staats­ jeflretätr des Auswärtigen Sir Edward die zu wiederholten Malen darauf gedrungen hatten, da der Friede sobald als möglich unterzeichnet werde, und Darauf verm­­eten hatten, daß­ die Präliminarien, die dem Striege ein Ende jegen sollen, ohne die Ankunft besonderer Friedensdele­­gierter abzuwarten und ohne die Formalitäten einer Konferenz, ganz wohl von den zurzeit in London an­­­­tretenden Vertretern der Balkanstaaten unterzeichnet werden könnten. Bulgarien hatte sich diesem Standpunkte angeschlossen ttot des Umstandes, daß es selbst einige Abände­­rungen der Bräliminarten vorschlug. Gleich­ ‚wohl ist die Unterzeichnung nicht erfolgt, weil Die Negie­­rungen der anderen kriegführenden Staaten ihren Ver­tretern seine entsprechenden Instruktionen hatten zusam­­­men lassen. &3 it flat, daß die unverzügliche Unter­­zeichnung der im Prinzip bereits angenommenen Friedens­­präliminarien nicht aussc­hließt, daß von den auf dem Wege nach London befindlichen Delegierten der Balkan­­staaten zahlreiche Einzelheiten prägenfer LABAN werden. Die Haltung Bulgariens in die Fer­ngelegenheit war also seineswegs auf Unstim­migkeiten Allan den Verbündeten zurückzuführen. Eine serbische Stiie,­ ­­­ Belgrad, 15. Mai. Das Regierungsorgan „Samouprava“ weist den Borz­wur des bulgarischen Regierungsorgans „Mir“ zurück, daß die Verbündeten Bulgariens in Vertretung separat isti­­— - Freitag, 16. Mai 1913 . Die Bcifigkeiten unter den Verbündeten, Serbien und Bulgarien. Telegramm bei „Besiier Log“) Wien, 15. Mai, zu den meuerlichen­­ Meldungen über­­ eine Bes­chärfung der serbisg-bulgarisschen Be­ziehungen verlautet in unterrichteten Streifen, daß die Stimmung der öffentlichen Meinung in den beiden Län­­dern durch die nach wie vor sehr heftige Zeitungspolemik ziemlich gereizt sei. Es wird jedoch zugleich darauf hin­­gewiesen, daß die Meldungen serbischer Blätter, wonach Dr. Spalajsovics in Sophia eine scharfe Note mit der Forderung einer R­evision des Bündnis­­vertrages überreicht habe, vom serbischen Prekbureau dementiert worden sei. Auch dürfte man wohl annehmen, daß die Regierungen ihr möglichstes tun werden, um­ es nicht zu einem offenen Konflikt kommen zu lassen. Jedenfalls ist hier nichts davon bekannt, daß, von­ der einen oder anderen Seite entscheidende Schritte unternommen worden wären. Eine serbische Erklärung. Belgrad, 15. Mai. Die Mitteilungen über Details aus der Mis nisterratsjeißung vom 13. Mai entsprechen nicht der Wahrheit, da effektiv keinerlei offi­­zielle Note an die bulgarischeftegierung abgesendet würde, am­­­enigsten durch den Ge­sandten Spalajsovics, der sich seit zwei Tagen in Belgrad befindet. E3 von der Ausstellung selbst müßte vor allem mwahr­­heitsgemäß berichtet werden, daß sie natürlich noch un­­fertig it — wenn Das nicht Schon ein feststehender Gemeinplag aller Ausstellungsberichte wäre. Das Wesent­­lie­ht teoßdem Deutlich erkennbar, daß, nämlic, der eigentliche Inhalt dieser Anstellung sich an den Jade­mann wendet. Freilich wird auch der Laie manches ver­­stehen und vieles interessant finden. Auch wird ihm die Anlage dieser Anstellung und der Au­fenthalt auf diesen blumigen Avenuen, inmitten dieser harmonisch-freund­­lien Baulichkeiten angenehm erscheinen. Für die große Masse ist der V­ergnügungspark da, mit mehr und schö­­neren­­ Belustigungen als er sonst übli. Und endlich gibt es eine Unzahl anheimelnder Eden mit tjonnen­­beschiemten Etrohfauteuils, in denen man Saffee und american drinks, mit festen Eichenstühlen, auf denen man bayrisches­ Bier, mit eleganten Baroedsesseln, auf denen man Rheinmein und Gelt trinken kann — man wird die Sommerabende hier ausgezeichnet verbringen können, vielerlei Meenschen und vielerlei Amüsement hübsch beisammen finden und so nebenbei auch allerlei Neues, Praktisches sehen und gelegentlich auch etwas ler­­nen, fut es ist eine Ausstellung, nicht besser und nicht schlechter als die meisten der legten Jahre. Ein fahr­­twissenschaftlicher Bortrand, den Fremdenstrom zu sich zu lernen, mit einem großen Jahrmarkt und intensivem Gasthausbetrieb gefällig verbunden. Allerdings it es diesmal eine Fahrwissenschaft von besonderer Oxklu­­sivität, obwohl gerade sie der allerbreitesten Oeffentlich­­keit dient. Jeder Mensc wohnt in einem Hause, geht täglich über Strafen und Brüden, fährt mit der Bahn über Biadufte und durch­ Tunnels und weiß doch von all dem, was zum Bau von Häusern, Straßen, Brüchen um­­gehört, viel weniger als von der Entstehung der­ meisten anderen Dinge, mit denen er in­ skän­­diger Berührung it. Also hat man in den meisten jenes vage Bewunderungsgefühl, das sich in der Phrase „wie weit micht’s gebracht haben“ und „was Menschen im­ jtande sind“ erschöpft. Im , den Abteilungen „Desterreich“ und „Sachen“ sieht man die größten und schönsten solcher Modelle, Kreuzschnitte und Pläne von Brüdenbauten, Hebe­­tränen, Slußregulierungen, Steinbrüchen. Andere Staaten sind mit Sonderpavillons merkwürdiger­weise nicht vertreten. Etwwas weniger bald durchschreitet man das Haus des „Sächsischen Heimats­chtiges“. Hier­ wird­ jene Art von Baukunst gezeigt, die bemüht it, überlieferte alte Formen zu pflegen, dabei aber im Technischen auf moderner Höhe zu bleiben. Es werden da, wie man sieht, Bauernhäuser, Arbeiterkolonien, ganze Gartenstädte errichtet, die sich durchaus stilvoll in das architektonische Bild ehrmwürdiger Umgebung fügen und dabei doch aus Eisen und Beton bestehen.. Also sozusagen , nach konservativ-progressiven Prinzipien erbaut sind. In den­­ Arbeiterhäusern gibt es sogar in Zimmerwohnungen mit Badegelegenheit. Die blanne Zimmerwanne steht aufgeklappt in einer Mauer­­nische und nimmt gar seinen Raum ein. Bei derartigen netten und nachahmenswerten Details hemmt man auch­ späterhin gern den Schritt. Besonders im Pavillon Für hygienische Bauten, die uns ja schon weit näher­ stehen und vertrauter sind. Man kann da erkennen, tote Der Badezimmerkult immer noch anwacht, obwohl man da meint, ein erstklassiges Badezimmen eines modernen Ho­­tels oder Sanatorium: jet Schon etwas V­oll­ommenes. Aber immer wird noch­ Voll­ommeneres erfunden. Und genau so geht es auf dem Gebiete der Ventilation, der Heizung, der Beleuchtung. Und zu welch entwickelter In­­dusteie die noch so junge Erfindung der Staubsauger be­reits gashen­nt, sieht man auch nicht ohne Staunen. Sicherlich kann der wohlhabende Kulturmensch unserer Tage hygienisc­her leben als je irgendeiner seiner Bars fahren. Und selbst Der Unbemittelte lebt zumeist unter gesundheitsförderlicheren Umständen als früher Slatter und önige. (Denken wir an Bersailles, wo es zwar im Bart Waller fünfte, im Schloß selbst aber gar nichts dergleichen gab.) Wenn es Logic­ zuginge, müßte man heute mitt­lich mindestens Doppelt so alt werden als früher. So oft man aus all diesen Pavillons in die Haupt­avenue hinaustritt, fällt einem der imposante Kuppelbau auf, der sie abschließt. Während man sich ihm nähert, versu­cht man vergebens zu erraten, was er enthält. Wenn man dann eintritt, sieht man, das er gar nichts enthält — er selbst ist das Ausstellungsobjekt. Eine Kuppel von der Höhe eines­­ dreistöckigen Hauses, ohne jeden Eisen­­träger, ganz aus Beton erbaut — für Fachkundige gewiß ein Wunderwerk. Die alten Dombaumeister der Gotik brauchten einmal das Hundertfache an Zeit und Arbeit, um solche zur Andacht zwingende Riesengewölbe fertig zu bekommen. Vielleicht erwirbt eine der Leipziger Kirchen­­gemeinden dieses technische Schauftüc und weiht er zur wichtigen Erbauungsstätte. Wenn Max Reinhardt Dielen Kuppelbau sieht, so veranstaltet er sicher Hier die ersten Aufführungen des näch­stens freiwerdenden „Barsifal“. Für den Karfreitagszauber is­teine bessere Dekoration zu erfinden. Ganz in der Nähe steht übrigens noch ein anderes Bauwerk, das in ähnlicher Weise nur seine eigene Konstruktion zur Schau stellt. Es it um eine Nuance unmoderner als der Betondon, denn es it „noch“ aus Eisen, und zwar Stellt es einen achtecligen, sich im drei Abstufungen verjüngenden Turm, aus kolossalen Eisentraversen. dar. Er macht in seinem tiefen Schwarz, das nur durch gelegentliche Bergoldungen belebt ist, einen­ seher feierlichen und auch sehr funeralen Eindruck. Man könnte sich ihn ganz gut als das Mausoleum ‚irgendeines Cisenmagnaten denken. Sonst sieht man auf dieser Ausstellung alles das, was noch auf seiner Ausstellung gefehlt hat, also Möbel, Kunstgewerbliches, Haushaltungsfachen Hunderterler Art, Schreib- und Rechenmaschinen, mechanisches Spielzeug und natürlich auch den vielen neuen, ganz überraschend praf«­lichen und nüslichen Kleinkram, für den man da fünfzig Pfennige, dort eine Mark ausgibt, und den man immer erst bei Antritt der näcstjährigen Sommerreise in der Reisetasche vorfindet, wobei man dann nicht begreift, für so etwas Geld ausgegeben zu haben, ,

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