Pester Lloyd, Juni 1913 (Jahrgang 60, nr. 129-141)

1913-06-01 / nr. 129

" , PESTER LLOYD. „bewußt oder unbewußt dem Lebensinteresse des Mate .­landes Abbruch getan. » .­. «Von den Richtern die nach durschgeführter Haupt­­«»verhandlung.mit ihrem Gewissen.zu,Rate.gehen-«er­­swatten wir ein gerechtes­ Urteil-und si vons diesem erhossen swir,daß es die offenen Wunden unseres öffentlichen­ Lebens heilen,pegt La11dejf einen inneren Frieden,der ungarischen­ Politik ihre Ruhe und­ ih­re Würde wieders ...ge­ben weri­e.. . . Die Forderungen Griechenlands. .. Bon Dr, Georg Bapantonasis.*) Wien,30.Mai. Die Redaktion dieses Blattes Hatte seit mehr als fünf Jahren die Freundlichkeit, meine die nationalen An­­­gelegenheiten Griechenlands betreffenden Aufgäbe des Öfte­­‚ten zu veröffentlichen. Ich bin umso mehr dankbar dafür, als die Gastfreundschaft mir gewährt wurde, troßdem mein Standpunkt mit dem Ihres jede gerhästen Blattes sich nicht immer bedte. , Auch heute dürfte­­ es der Fall sein. Um der Wahrheit willen kann ich einige Bemerkungen des „DBelter Lloyd“ in den leitenden Artikeln, vom 25. und 8. Mai bezüglich der Forderungen Griechenlands in der Zeitungsfrage nicht unberücksichtigt Iaffen. Griechenland besteht bezüglich der Teilung der Beute darauf, daß der gemeinsam durchgeführte Krieg ein Be­freiungs-, aber sein Eroberungskrieg war. Diesen Stand­­punkt gemäß muß­ die Aufteilung auf eine Weise. dvd. geführt werden, daß der eine Verbündete nicht ein Scha­­ ‚den eines anderen Vorteile erlange. Weiter besteht Grie­­chenland darauf, daß die Leistungen jedes der verbünde­­ten Staaten­ während dieses Strieges berücksichtigt werden müssen. Wir wollen demnach nicht­ unterschoßen, was Bulgarien in diesem Siege geleitet hat; damit soll aber nit gesagt werden, daß­ Bulgarien das ganze Befreiungs­­­werk allein vollbracht hat; denn ein solches Unternehmen ging wohl weit über Die Kräfte dieses Staates, und es muß von jedem unparteilich Denkenden zugegeben werden, daß ohne das­­ Zusammengehen­ allen vier Balkanstaaten die Erfüllung des gemeinsamen Zieles, die Befreiung ihrer Konnationalen nicht möglich gewesen wäre. ‚Zweifellos ist eine absolut gereihte Aufteilung, als­ fast un­­mögli anzusehen, da­­ die erworbenen Gebiete in der europäischen Türkei ein derartiges Völkerkonglomerat bilden, Daß weder geographische noch ethnologische Gren­­en­ gezogen werden können. 8 muß daher auf dem ein der gegenseitigen Kompensationen im Einflange mit dem Nationalitätenprinzip Die Aufteilung­­ gesucht wer­­den. Bei gutem Willen, der jedenfalls bei dem griechischen Ministerium nicht fehlt, dürfte dies den verbündeten Staa­­ten nicht jener fallen. Ministerpräsident Venizelos trägt immer noch, Groß aller Unstimmigkeiten­ und Reibungen file griechischen und bulgarischen Truppen, die in­ Den esten Tagen stattgefunden haben, einen 10 großen Opti­­daß alle Differenzen zwischen den ehőrt werden können und der Bal­­mismus zur Cichau, Verbündeten : friedlich Janbund, dessen Entstehen er zur Zeit seiner politischen­­­ Tätigkeit auf Kreta propagiert hat, weiter begehen wird. Ein Fehler des griechischen. Bremiers­­ war­ es jedenfalls, Daß er mit­ Bulgarien nicht, im voraus die Forderungen Griechenlands , für seine Teilnahm­e an­­ dem gemeinsam­en Befreiungsswert mindestens in großen, Zügen aufgestellt at Dazu haben jedoch Die Ereignisse Feine­r Zeit: mehr ge­­lten. Vor allem, so behauptet man, , hat der Glaube Benizelos’ an die Aufrichtigkeit der Verbündeten Griechen­­lands­ dazu beigetragen. Da er so zu ‚denken berechtigt war, wird die Zukunft zeigen. Immerhin gibt ihm aber die Gegenwart nicht recht. Bulgarien, ‚das bezüglich Mate Donienz seit Jahrzehnten mit Griechenland im Gegenjabe stand, hat seine Unversöhnlichkeit vor dem Ausbruch des Krieges fallen gelassen und man hoffte, ‚daß­ diese, nun Bor der Einwohner 797.167, der Vergangenheit angehören werde. Trotzem verlangt Bulgarien heute nicht weniger als achtzig Prozent der ge­­samten befreiten Bevölkerung, obzwar­­ es Griegenland gegenüber eine bedeutend geringere A­rt von Konnatio­­nalen­ in bent bereiten. Territorium: belibt. « »«Selbst nach der türkische­r Statistik,auf deren Basis die ersten Wahlen­ des türkischen Parlaments­ vorgenom­­men.»worden­,,beträgt die­ Gesamtzahl der Konnationalen derv Griechen in dens dem osmanischen Reiche entrissenen Gebieten«- 1.105.27s geen.über...780.105 Bulgaren.Auf die makedonischen­ Vilajets entfallen,675.410.Bulgaren und 589.106 Griechen. Im Bilajet Saloniti 258.609, im Bilajet Monastir 223.186 und im Bilajet Westüb 193.615 Bulgaren. Im Bilajet Salonifi 327.790, im­ Bilajet Monastir 258.246 und im­ Bilajet Ilestüb 3070 Griechen. Die Zahl der anderen Nationalitäten in Mazer­donien­ ist folgende: 1.283.605 Murielmanen, 223.657 Serben, 81.250 Sibaeliten und 13.180 Rumänen. Im Bilaret Adrianopel (von Thrazien) beträgt dagegen die von denen 243.321 riechen und 104.695 Bulgaren sind.­­ Nachdem nun­ Griechenland auf das thrazische Ge­biet, wegen­ der geographischen Verhältnisse auf 243.321 Konnationale verzichtet hat, brachte es zugunsten Bul­­gariens ein nicht unbedeutendes Opfer. Griechenland verlangt dafür nach den Erklärungen des Exministers des Aeukern Kalergis in der­ griechischen Kammer 75.528 Bulgaren, die in den folgenden Kazas Mazedoniens ver­­teilt sind: Im Bilaret Saloniti, im gleichnamigen Kazar beträgt die Zahl der Bulgaren 5945, im Kazar Bodena 5770, im SKazar Zenite­ 3482, im Kazar Zangaza 2240, am Berge Athos im Skloster 210 Mönche, im Lazar Gevgeli 9760, im­ Kazar Doivan 4149, im Kazar Iorett- Hillar 16.136, im Kazar Zichnis 3450, im Kazar Serres 10.350, im Kazar Demir-Hiffar 11.912, im Kazar Piräus 2120, das sind im ganzen 75.528 Bulgaren. Das ist die Gesamtzahl der Bulgaren, die im Bilajet Saloniti auf das griechische Territorium entfallen werden. Aber auch Griechenland hat in den nördlichen Kazas desselben Bilajets, die dem bulgarischen Territorium ein­­bezogen werden, 21.363 Sonnationale, und zwar: im Kazar Strumnisa 7498, im Lazar Tiffes 835, im Kazar B­etritt 2360, im Kazar Meleniton 3015, im Kazar Nevrokop 4015, im Slazar Oberzumaja 600, im Lazar Raslot 3340 Griechen. Im Bilajet Monastir dagegen sollen , nach der von Griechenland geforderten­­ Linie 58.484 Bulgaren Griechenland einverleibt werden, und 2 aus dem Distrikt zwischen Steumnika und Safu­­eva , de Kazars Monastir 25.740, im Lazar Florina 16.176, im Lazar Kor­kas 483, im Lazar Kastoria 12.693 und in dem Gebiete $orestia und Kajilan 3392 Bulgaren. Demnach werden in das von Griechenland ver­­langte mazedonische Territorium im ganzen 134.812 Bul­­garen einverleibt werden, während 42.821 Griechen dem bulgarischen Territorium­ daselbst­ zufallen. zAlles in­ allem-s genommen wird­ Bulgarien,wen­n eine ‚gerechte Aufteilung auf dem Nationalitätenprinzip im Zusammenhang mit dem Kompensationsprinzip vor­­genommen wird, 240.382 Griechen ; in­­ Thrazien und 42.821 in Makedonien, das sind im ganzen 283.203 Strbeen bekommen, indem­­ es Griechenland 134.000 fon nationale abtritt. Eine en Murteilung entspricht nicht nur der Gerechtigkeit, sondern auch dem Prinzip, dass der Krieg ein Befreiungs-, aber sein Eroberungskrieg war. Was insbesondere den Beli Galonikis anbelangt, klingt es jedenfalls befremdend, wenn man hört, daß Griechenland diese Stadt den Bulgaren abtreten soll als Entgelt für den Besiß K­retas; denn in der Tat hat die Minosinsel dank ihrer Langjährigen Kämpfe ein Necht auf ihre rei­­heit Schon längst­ errun­gen, bevor noch Bulgarien seine doch fremde Opfer und riches Blut errungene Freiheit­­­ m Sonntag, 1. Juni 1913 Das Arrangement für die Sonderabkomm­en mit der Türkei. London, 31. Mai. Das „Neutersche Bureau“ erfährt: Heute hielten die Führer der vir Baltankommissionen eine Versammlung ab, in der über 003 Arrangement für die Verhandlung der Sonderabrom­s­men mit der Türkei betreffend verschiedener Fragen beraten wurde, die sich aus dem Stiege ergeben und duch den Friedensvertrag nicht geregelt sind. Die ge­faßten Beischlüsse werden der türkischen Delegation über­­mittelt werden, um zu einem gemeinschaftlichen Plane für Die nächte am Montag stattfindende K­onferenz zu gelangen, in der die Delegierten über den Ort der Ver­handlung der noch zu Lösenden Fragen beschließen werden. Der Eindru in Konstantinopel. Konstantinopel, 30. Mai. Der Abschluss des Friedens wird hier im alten Streifen mit Befriedigung aufgenommen. . Der „Zanin“ begleitet die Nachricht mit Folgenden Ausführungen: Obwohl der Kriegszustand aufhört, ist der Stiede noch nicht endgültig, denn er hängt zum großen Teil noch von der Pariser Konferenz, zum anderen Teil von der Entscheidung der Mächte ab. Die Türken­­u daher noch kriegsbereit bleiben, insbesondere angesichts des Verhältnisses,­­ das zwischen­­­ den­­ Bal­anverbündeten herrscht. Das Blatt stellt fest, daß die Türkei no niemals, eine folge Niederlage, erlebt habe wie die jesige und schlickt: Wenn ich­ aus unserer Niederlage nicht Die richtige Lehre ziehen, wenn wir nicht ernsti arbeiten, il unser Untergang­­ besieget. Der 30. Mai wird ein Tag der Trauer bleiben. Wir müssen weinen, aber jebt gilt es, den Blick auf Asien zu richten und all des unterdrückten Aumeliens zu gedenken. Die P­ariser Konferenz. London, 31. Mai. Der serbische Delegierte Usnics it nach Paris abgereist. Türkenfreundliche Henkerungen der griechischen Presse. Athen, 31. Mai. Die­­ Presse begrüßt­­ freudig­ die Unterzeich­nung­ des Friedensvertrages, doch fügen die Blätter Hinzu, die Freude wäre viel größer, wenn Die­ griechisch-bulgarischen Zwischenfälle der legten Tage und die­ Habgier, der, Bulgaren, den politischen Horizont nicht verfinsterten. Griechenland wolle von jebt an in Freundsschaft mit der Türkei leben. Beide Staaten haben ein Interesse daran, in Zukunft jede Reibung zu vermeiden, denn in Thrazien und in Klein­asien leben mehrere Millionen Griechen. Wenn die Türkei nicht wieder in die Irrtümer der Vergangenheit verfallen solle, dürfe sie nicht, wie sie es bis zum Kriege tat, hat griechische Element verfolgen, das einen Faktor des Fort­schritts bilde. Griechenland werde immer bereit sein, soweit es von ihr abhängt, die Türkei zu­ unterstügen, wenn Diese nicht suchen wird, Griechenland­ zu schaden. Einstellung der Schiffsuntersuchung. Athen,31.Mai. Die Untersuchung von Schiffen durch die hellenische Stotte ist von heute ab eingestellt worden. s­o. Ein Ueberleben ohne ein Bewußtsein irgendwelcher Art vollends ist barer Unsinn. Es ist eine ort ohne seggen Was ist es, was in Diesem Falle überlebt? Der Leib ist er nicht, denn wir können feststellen, daß er si, in seine Urbestandteile auflöst; der Geist soll er an nicht sein, da gesagt wird, daß er sein Bewußtsein irgend­­welcher Art hat und man sich einen Geist ohne Bewußt­­sein nicht vorstellen kann. Wenn es aber weder der Leib, noch der Geist, weder der Stoff noch das Berrußtsein it, was soll es dann sein? Wir plät­chern hier im­ vollen Sallimathias und ich beeile mich, aus ihm herauszu­­formen. Meterlinck scheint die Möglichkeiten eines Jens seit nur a­us einem Gesichtspunkt ins Auge g­efaßt zu haben, aus dem E der Drohungem dies sie in sisch schsließen»könnten. Er sragt sich jangst vorh ob sie zu«fürchten sind.Er brütet darüber,ob die Fortdauer»des Bewu­ßtseins na­ch­­dem­ Tode dies Aussicht auf neue«­Unb­ekannte,ewige Leiden e­rschließt, Die weit mehr zu fürchten wären ala bie, Denen wir in unserem kurzen Erdenleben unterw­orfen und die wenigstens von zwei­ Endpunkten begrenzt Tind, der Geburt und dem Tode. Kurz gejagt: er jagt vor der Seite, deren Zucht die­ Menschheit im Drittelalter grau­­sam verfolgt hat. Er gelangt zu beruhigenden­­ Schlüffen. ‚Entweder überdauert das Bewußtsein­­ den Tod nicht, dann kann 18 Feine Leiden geben,­­weil das Subjekt fehlt, das sie schmerzvoll empfinden würde; oder das ir­dissche Ich beruhtsein kehrt in das Allbewußtsein zurück, dann­­ ist irgendein Unlustgefühl, gleichfalls, unmöglig, denn: das Allbewußtsein ist seiner Natur nach notwendig heiter, gleichmütig, glüclich, schöpferiif, und allmäsgtie. Der Tod kann also seine Schreden­ haben und man brautt ihn nicht zu füchten.. . . Sehr sFön. Glaubt denn aber Maeterlind wirklich, daß es­ in unseren Tagen unter denen,­­die Bücher wie das seinige lesen, noch viele gibt, die den Tod aus Angst vor dem­ fürchten, was ihnen etwa jenseit des Grabes austoben möchte? Shafespeare sonnte sehr wohl Dem n: s, the dread of something after death , a a puzzles the Will, s. „Die Fut vor etwas nach dem Tode... den Willen irre.“ Sie Derühten Vorstellungen aus, macht die vor Drei Jahrhunderten allgemein verbreitet waren. Damals war in der Tat der Schreden der Hölle den Geistern immer gegenwärtig und vergiftete das Leben. In allen Sichen sah man gemalte oder in Stein ge­hauene Höllenauftritte, die die Künstler mit der perversen Luft von Folterinechten aus Neigung darstellten. Man betrachtete arme Seelen, Die, mit ihrem erbärmlichen, zuckenden Leibe wohl’ versehen, in Kesseln rotten, unter denen Teufel das ewige Feuer sehürten, auf. Kosten schmorten, auf denen Dämonen sie mit en umdrehten, von gräßlichen Ungetümen getressen wurden, die ihnen mit Zähnen und Slawen das Fleisch abrissen. Diese Anblicke waren der Alpdruch der Gläubigen, deren einzige Sorge es war, den­­ Qualen zu­ entgehen, die den Kuchlosen verheißen waren. In unseren Tagen aber flößt die Hölle keine Schrecen mehr ein. Dünn gesät sind die, die den Kost, den Kochtessel und den Schlund der gefräßigen Ungeheuer im Reiche Beelzebubs fürchten. Wenn man vor dem Tode bannt, fo­ll es nicht wegen der Höllenqualen, sondern aus ganz anderen Ursachen. Die meisten Menschen glauben, dass, der Uebergang vom Leben zum Tode peinlich, das Sterben­ schmerzhaft it. Das ist ein seltsamer Irrtum, den zu zerstreuen geboten it. Man stirbt unempfindlich. Selbst bei den furchtbarsten Unfällen, die den Menschen in voller Jugend und Kraft treffen und tödlich verlegen, schumpft der physische Schmerz, das Leiden des gequälten­ Fleisches sich allmählich ab, hört einige Zeit vor dem Ende wohl auch ganz auf, und der Unglückliche empfindet dieses als eine Erlösung.. In der Krankheit und namentlich im Alter schleicht der Tod auf leisen Bohlen heran. Die Erregung beruhigt sich. Die Seele fließt gewoissermaßen eins nach dem anderen alle Was, wenn nicht den Tod selbst, doch den Gedanken des Todes immer schmerzlich macht, das ist Die Trennung von geliebten Wesen. Man muß überaus unglücklich, ganz ausnahmsweise fluchbeladen , sein, um sich an niemand geknüpft zu fühlen, um von niemand geliebt, niemand nötig zu sein. Es geht wie ein Nik durch die Seele, da man die Menschen, die man lieht, allein lassen, einer nicht zu erlebenden Zärtlichkeit berauben soll, daß sie Die Schäge von treuer Anhänglichkeit verlieren­­ sollen, die vielleicht ihr größter Reichtum­ sind. Und es it auch überaus Schmerzlich, an den Kummer zu denken, den man durch den Tod den Teuern, den Nächsten bereitet. Dem Greife, der das natürliche Ende seines Daseins erreicht hat, ist Dieter Schmerz allerdings erspart. Er hat seine Aufgabe auf Erden erfüllt, er ist für niemand mehr un­­entbehrlich. Man wird ihn beweinen, doch der rost wird. fi rasch einstellen und bald werden die Blide fi von feinem natürlichen und RE Däm­mer ab­­wenden und, wieder dem heiteren Tageslichte des Lebens —­­ő Ein albanisches Memorandum. Wien, 31. Mai.

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