Pester Lloyd, Juli 1913 (Jahrgang 60, nr. 167-180)
1913-07-16 / nr. 167
I.k s« Ar buy x BESTER LLOYD .in stmeich u2igm sich auf rickxåg und tohjnes Vockehalt j dem von Sir Edward Grey betonten Bestre·ben anschließtdas europäisgt Konzert und die Harmonie seiner Tseffe zu bewahren und dahin zu wirken,daß durch die uns unterbrochsene Fühlungnahme zwischen den Großmächtens auch in der Zukunft alle Komplikationen überwunden werd m Unsere Monarchie beansprungh dæ sie an der Entwicklung auf dem Balkan unmittelbar interessiert ist, eine Bewiegungsfreiheit,auf die die Westmächte leichterdingsverzichten können,«aber Siir Edward Grey undanz Europa können darin sicher sein:sie wird sich der Freien Hand,die sie siicht vorbehält,war bedienen,um, wie bis hiexz den unerläßlichen Stutz ihrer Interessen im Einklage mit den Bedingungen desi europäischen Friedens anzustreben. "« , 4 BEREHRSTERN Ber »s« ! ae « d he Die Frieden verband langem (Telegramm des,Pester £ 104yb.) Belgrad, 15. Juli. Der Hiesige Spezialkorrespondent der „Frankfurter Zettung“ vernimmt aus sicherer Quelle, daß zwei bulgarische Unterhändler hier eingetroffen sind. Baficsit verreist, um Venizelog und Butotics aufzusuchen, mit denen er dann nach Belgrad zurückwhtt. Im allgemeinen sind die Triebensbedingungen bereits festgestellt. Der Friede dürfte in den nächsten Tagen geschlossen werden. Die militärischen Operationen sind bereits eingestellt. Direkte Verhandlungen. (Telegramm des „Wiester Lloyd“) Belgrad, 15. Juli. Gestern hat Rusland namens Bulgarien durch einen Gesandter Hartwig die Erklärung abgeben lassen, daß Bulgarien bereit ist, Direkt mit Den Kriegführenden zu verhandeln. Die serbische Regierung hat diese Mitteilung zur Kenntnis genommen und erklärt, das e3 hie von seinen Verbündeten Mitteilung machen werde. Die Direkten Verhandlungen zwischen den Kriegführenden werden dennoch erst in einigen Tagen beginnen F künnen. Bis zu diesem Zeitpunkt werden die Kriegsoperationen fortgelegt werden. Die bulgarische Armee befindet sich weiter im Naczug. Die Drei-Minister-Entreme. Belgrad, 15. Juli. Ministerpräsident Bafics hat sic um 2 Uhr nachmittags mittels Sonderzuges nach Nissch begeben, wo er mit dem griechischen Ministerpräsidenten Benizelos und dem montenegerinischen Ministerpräsidenten Bu £oti,c8 zusammentreffen wird. Wie verlautet, werden in der Konferenz die Forderungen festgelegt werden, die Die Verbündeten an Bulgarien stellen werden. Das Regierungsorgan ‚„Samouprapa”: führt aus, daß Die Verbündeten sich den Natsschlägen Ruklands entsprechend sogleich bereit erklärt haben, Die Friedensverhandlungen aufzunehmen , und Bevollmächtigte Bulgariend behufs Abschlusses des Präliminarfriedens erwarten. Umso größere Verwunderung müsse die Haltung Bulgariens hervorrufen, welches versuche, die Verantwortung von sich abzumälzen. Die Unaufrichtigkeit der bulgarischen Regierung müüsse den Verbündeten nur neues Mistrauen einflößen. Die Politis der zweideutigkeit, welche Bulgarien auch weiterhin führen wolle, sei unmöglich geworden. Die Ansprüche Griechenlands, 3e108 sich in das Hauptquartier begeben hat, um mit König Konstantin das Einvernehmen wegen des von Rusland bezüglich der Einstellung der Feindseligkeiten unternommenen Clrittes zu pflegen. Die Unterhaltungen zwiischen dem König und dem Ministerpräsidenten waren von langer Dauer. Sie tauschten ihre Ansichten aus und kamen über die Auffassung der Forderung Rußlands und die darauf zu erteilende Antwort überein. Troc allen bisher stets und auch jei noch beiwiesenen gutem Willens der griecischen Regierung, zu einem Eiwernehmen zu gelangen und den Kampf zu beenden, können wir behaupten, daß die griechifhe Regierung ss angesichts des von der bulgarischen Regierung bis heute beobachteten hinterlistigen Verhaltens nicht mehr auf deren Handlungsweise stübend, die Einstellung der Feindseligkeiten erst dann annehmen wird, wenn folgende für den definitiven Friedensschluß gestellten Bedingungen auf dem Schlachtfeld selbst unterzeicnet sein werden. :« Die Preisgebung aller von den Verbündeten besetzte 11 Gebiete von seiten Bulgariens. Die Zahlung einer Entschädigung für die duch den Krieg verursachten Sorten und für die Den Biwonern der von den Bulgarern eingeäscherten Städte und Dörfer zugefügten Schäden, Garantien, für das Leben und das Eigentum der Friechen in Thrazien und ganz besonders die freie Ausübung der Melis gion und des Unterrichts und schließlich, Demobilisierung innerhalb einer zu bestimmenden Suift Petersburg, 15. Juli. Wie „Rietih” aus Hochautorisierter Duelle erfährt, werden im den Diplomatischen Streiten der Großmächte die Ansprüche Griechenlands al übermäßig erachtet. Wie es scheine, würden die Großmächte, falls auch Griechenland — was übrigens wenig wahrscheinlich frei — bei dem Abschlusse eines Präliminarfriedens den Berzicht Bulgariens auf die ägätische Küste erwirken sollte, sich kaum damit einverstanden erklären, ein solches Webereinkommen zu sanktionieren und auf dessen Durchsich im Interesse der Erhaltung des Gleichgewichts auf dem Balkan bestehen. Die Auffassung in Serbien, Telegramm des ‚„Bester Lloyd“. ein PAR 15. Juli. Die Bemühungen Rußlands, dem Kriege zwischen Serbien und Bulgarien ein rasches Ende zu sehen, Haben bisher zwar noch nicht den erwünschten Erfolg erzielt, führten jedoch zu der Zusammenkunft zwischen den Ministerpräsidenten Bafics und Venizelog, die das Einvernehmen der Verbündeten über die Bulgarien zu stellenden Friedensbedingungen herstellen soll. Bezüglich des ersten, augenblicklich wichtigsten Verlangens Rußlands nach unverzüglicher Einstellung der Feindseligkeiten haben die Verbündeten eine ausweichende Antwort erteilt, indem sie erklären, daß mit Nachsicht auf die Situation auf dem Kriegsschauplage ein Waffenstillstand erst dann abgeschlossen werden könne, wenn Bulgarien in bestimmter Weise die Forderungen der Verbündeten angenommen, habe Das künne nur doch die Unterzeichnung des Präliminarfriedens erfolgen. Deshalb erwarten die Verbündeten die Bevollmächtigten der bulgarischen Regierung, naturgemäß noch seine Mitteilungen gemacht werden. Schon jet zeigt sie jedoch, daßs diesbezüglich in serbischen Kreisen keine einheitliche Auffassung bot: bereit Die Regierung vertritt offenkundig den Standpunkt, daß duch den Friedensschluß in erster Linie politischen Rücksichten Rechnung getragen werden müsse. Ausgehend von der Anschauung, daß der Krieg nicht durch das bulgarische Bolt, sondern Duo furzfüchtige Lenker des bulgarischen Staates verursacht worden sei, will die serbische Regierung durch mäßige Friedensbedingungen nicht nur beide Völker wieder istöhnen, sondern auch die Grundlage für einen neuen, soliden Bund Schaffen. Aus diesem Grunde scheint Die Negierung Paficz weniger Gewicht auf neue territoriale Erwerbungen, als vielmehr auf politische Populationen zu legen. In diesem Sinne wird auch die Stellungnahme des Regierungsorgans ausgelegt, welches in einer Bordemif gegen einzelne serbische Blätter für das Prinzip eintrat, Daß das in einem Feldzug eroberte Gebiet nicht unbedingt dem Sieger verbleiben müsse. Die Haltung der Regierung wird jedoch in oppositionellen Seien in heftigster Weise bestämpft Dem Kabinett Baljics wird zunächst der Vorwurf gemacht, daß seine übermäßige Bulgarenfreundlichkeit überhaupt zum Kriege geführt habe. Hätte die serbische Regierung noch während des Krieges gegen die Türkei oder zumindest unmittelbar nach Abschluß der zweiten Verhandlungen in London in entschiedener Weise die serbischen Forderungen bezüglich der V Bardargrenzlinie vertreten. Dann wäre schon damals Bulgarien vor die Alternative gestellt worden, entweder Diesen Bedingungen zuzustimmen oder den Krieg zu erflären. Im legten Falle wäre jedoch das serbische Bolt in einer weit günstigeren Situation getreten, als nach dem tüdischen Ueberfall vom 30. Juni. Statt jedoch wenigstens jebt, nachdem neue Ströme Blutes vergosfen worden, alles aufzubieten, um das serbische Bolt vor neuen Ueberfällen duch Schaffung einer militärisch günstigen Grenze zu sichern, gehe das Kabinett Bajics troß den furchtbaren Erfahrungen dem Phantom eines Bündnisses mit Bulgarien nach. Es sei offenbar bereit, dieser undurchführbaren Idee neuerlich blutig erkämpfte Errungenschaften preiszugeben. Die Nationalisten, die auch bisher vie schärfste Stellung gegen Plastics eingenommen haben, stellen die Forderung, das gesamte Gebiet zwischen dem Bardar und Ken Strumafluffe zu annektieren, die serbische Grenze nach Süden bis nach Kavala vorzuschieben, um so Serbien vollkommene Unabhängigkeit zu sichern. Die serbische Regierung müsse sich dazu aufheien, nicht immer fremde, sondern endlich serbische Shhereffen in erster Linie zu verteidigen, es miüffen lebtere endlich den sogenannten allgemeinen Balfaninteressen, besonders aber den von Bulgarien gänzlich mißachteten flavischen I Interessen vorangefeßt werden, denn nur ein starkes Gerbsen könne der flavischen Sache dienen. In jungradikalen Kreisfen verhält man sich vorläufig noch vollkommen reserviert. Man will offenkundig der Regierung in seiner Weise Schwierigkeiten bereiten. Jedenfalls it die Stellung der Regierung sehr schwierig, da es ihr kaum gelingen wird, die einmitige Zustimmung des Volkes zu ihrer bulgarenfreundlichen Politik zu erlangen. In maßgebenden Freien wird indessen erklärt, daß, Die Regierung bisher die Bereise gegeben habe, daß sie die wahren serbischen Interessen zu vertreten verstehe. Sie werde deshalb auch fest auf dem eingeschlagenen Wege verharren, solange sie, wie bisher, Wenn Stofh auch, nicht immer Freytags Ansicht war, konnte Dieter doch sicher sein, von ihm verstanden alt werden. Volle einunddreißig Jahre umspannt ihr tiefwechsel, der im Jahre des Dänenkrieges beginnt. Die politische Geschichte einer reichen Epoche spiegelt sich darin mit einiger Vollständigkeit. Die Personen des Vordergrundes treten auch hier auf, sie werden anfangs eingeteilt in „gute Preußen“ und „schlechte Preußen“, später ergibt sich eine Mehrheit von Gesichtspunkten. Die großen Ereignisse werfen ihre Schatten voraus, halten in Atem und Klingen nach. Eigentlich stehen mehr Personalien in den Briefen als Persönliches: Großenteils sind es Geschäftsbriefe mit Exkurien auf Intimeres. Freytag bittet Storch um Direktiven im miltärischen Fragen für eine „Grenzboten“ und seine späteren Beitschriften. Selten schreiben die beiden Bekenntnisbriefe. Dazu tarnten sie einander auch zu gut. Es wird auch oft vieles ausdrücklich auf den mündlichen Meinungsaustausch verschoben. E38 wird viel geschimpft und gescherzt. Ein Blatt hat sich Freytag in diesen tiefen nicht vor den Mund genommen. Mit großer Reuerenz gedenkt er zum Ehtuß jedes Briefes der Gattin des Freundes, er nennt sie „Ihr Gemahl“. Dieses zweifel- 105 richtige Neutrum scheint irgendtoe charakteristisch für Freytag; Rontane hätte es nie gebraucht. Ihm fehlte eben der Sinn für das S Feierliche, der Freytag in hohem Makel eigen war. Er verleugnet sich auch in diesen Briefen nicht, ohne sich unangenehm geltend zu machen. Freytag fühlt ich immer ein wenig, übrigens nicht ohne Berechtigung, am Webstuhl der Weltgeschichte und blidt wehmütig auf den Freund, der an demselben Webstuhl einen besseren lab erhalten hat, und dem es vergönnt war, nach beiten often einzugreifen. E83 sind aber nur augenblickliche Anmwandlungen, in denen er die Arbeit dieses wirklichen Neidsmehrers höher Tcätt als die eigene schriftstellerische Sendung. Dieangelndes Selbstbewußtsein ist sonst Durchaus nicht seine Schwäche. Er ist vielmehr von der nationalen Bedeutung seines Schriftstellertums tief Durchdrungen, und er hält es für gut, daß die Nation inne werde, was sie durch ihn geworden ist die großen Kriege fommen, [hlägt Freytag nicht “zur als Deutschem, sondern auch als einem Erzieher der . Schreibt ein wenig, aber es ist seine Freude dabei, immer weder facht man nach der Karte, sucht Saarlouis und sieht ungeduldig nach dem Zeitungsboten.” Als Freytag dem Kronprinzen ins Hauptquartier folgt, fühlt er sich höchst unbehaglich als Zivilist unter Uniformen : „Was dem Soldaten, der sein Alles eingebt, den Strieg luftig macht, das läht den Schreiber, der nichts einzufegen hat, unbefriedigt. Man ist nicht wüslich genug.“ Eine kurze Zeit it er in gehobener Stimmung wie jedermann. Er fühlt si auf einmal „Lustig und dumm, loyal wie eine Wachtel und immerfort vergnügt über diesen Erfolg“. Die große Bölterschlacht gibt ihm geschichtsphilosophische Gedanken ein: „Die soziale Aufstellung der romanischen Völker ist zuleit doch eine Folge der eigentümlichen Bildung, welche der Katholizismus ausprägt. Und wir haben jegt Grund, dankbar an Luther zu denken, der uns gezwungen hat, selbständiger zu werden, wahrer und fester in eigenen Schuhen. Freilich wäre bei den Romanen ein Luther auch damals nicht möglich gewesen.’ . Einen Moment lang verzeiht er den Deutschen sogar ihre Bismarckverehrung. „Auch ganz Gescheiten, Gebildeten gilt er für einen , merkwürdig onternen, knorrigen Patrioten. Alles Edle und Große wird ihm zugetraut und als selbstverständlich aus innerem , in sein Wesen gelegt. Man merkt, es liegt den Menschen iwertiger daran, einen Charakter, genau zu verstehen, als dem Drange, zu lieben und zu verehren, ein Objekt zu haften. Ja, er stört und verlegt die Menschen, wer mal ihrem verklärten Idealbild das wirkliche Wesen entgegenhält. Das it so deutsch, so dumm und so findstöpfig rührend. (ES it ein uralter Zug, unsere eingeborenste Schwäche und zugleich ein Zeichen unserer unverminderten Sugend. Wir sind einem Individuum gegenüber lange fritisch und tadeln an ihm herun. Haben wir uns aber einmal gründlich von ihm imponieren lassen, so schlägt die $tritit in umgemessene Bewunderung um. Solchen Zuständen und Stimmungen gegenüber kommt man sich manchmal vor wie ein Nüchterner unter Trunkenen. Wie lange wird der Rausch dawerıt?“. "--« · aus Frankreit wigmete Ladungen vott Sevressporzellan nekchi Hause,die sie imn Feindesland erbeutet haben.Deutschland aber reklamiert alles,was,die Franzose 1 früher aus deutschen’Sammlungsens gemaust haben.1«Mit’welchem Rescht,«fragt Freytag«»wen 11 die Franzosen nuk getan habe11,was wir auch tu 11?««Der Siegestaumel istl nist ganz würdig, jedenfalls nicht recht appetitlich. Berlin geht voran. „Im ganzen war Berlin in den Tagen der Kapitulation wie ein recht fetter Spießbürger, der noch eine Schnepfe aufgefegt bekommt.“ Märkisches Wesen , findet Freytag respektabel, aber Berlin it. ihm doc Die &abe, m welche nie das Herz Deutschlands werden wird”. Eher noch sein Kopf oder irgendein anderer Störperteil. : s --· Hat Freytag mit dieser Prophezeiungrbh behalten? Ja«"und nein·.Er ist doktrinär und kann nie an ,rechthaben.Er hat auch prophezeit,daß die Annahme des Kaisertitels durch die preußischen Könige verhängnisvoll für Deutschland werden wird.Er hat dem jungen Reiche den Niedergang verkündet,wenn Bismarck noch lange seinen Posten verwaltet.Er nennt Bismarck launisch,selbstsüchtig und gewissenlos erfindet bei ihm nicht alle Eigenschaften des Biedermannes verheißt ihn Kerl,Kater,einen verfluchten Nußknacker.Als er 1875 —nichtzsums ersten Male—geheit soll,bemitleidet er ihn, vergleicht seinen bevorstehenden politischen Tod mit dem des älteren Pitt und überrascht mit dem Geständnis: „Seht, wo er unglücklic und Trank ist, fühle ich die Größe seines Wesens stärker als je" Also doch. Aber gleich darauf ein Mißton: „Und daß er selbst zum Teil die innere Verdüsterung verschuldet hat — M Reptilienfonds und anderes —, macht dem Poeten feiner ls noch beweglicher.“ Nun, der Berfaffer der „Technik des Dramas“ sollte noch ein halbes Wienschenalter warten, bis sich ihm das Schicsal des Kanzlers Klipp und Far zum Krempel seiner Lehre von tragischer Schuld und Sühne abrundete; und er wurde dann ein großes, scharf auszgeprägtes tragisches Motiv, int Das allgemeine, zerfließende „bewegliche Shidjal. . — . ÁT st