Pester Lloyd, Oktober 1913 (Jahrgang 60, nr. 245-258)
1913-10-16 / nr. 245
... . . BEN Pen ‚BESTER LLOYD. — emgem || mer . . i, 4 4 f ! ka sa ze YES aan BT wen EIN ERTEILT AR 2 4 [d % Donnerstag, 16. Oktober 1913 -Nåjivn«aslüät.immerthYsaigtzhörens suchnntihrgns Veschjvkk däji nenstetsan»d«ie.«eisx1h«eintische»OOesse"tstijjxhk«eit.zuwenden haben und das Anrufen ausw"sättigen·Beistan- und Aspiratio bes, sei es auch mut eines, einer Felonie gleichguwerfen i. Im übrigen haben wir den Ausführungen des Herrn Dr. Bolt einige Bemerkungen entgegenzuießen. Er selbst nennt das Nationalitätengefeß vom Jahre 1868 ein „obsoletes Geseh‘. Das ist, es aug im vollsten Maße. ‚&s’ weist in der Tat Unklarheiten auf, die mand schädlie Begriffswertwirrung gezeitigt, und es geht von Ideen ‚aus, die sich seither absolut überlebt haben. Nicht überlebt hat sic sozusagen bloß das doppelte Grundprinzip, ‚worauf jenes Gesäß von seinen Schöpfern aufgebaut worden: Die Einheit der politischen ungarischen Nation, die den organisch einheitlichen ungarischen Staatsgedanken zur Voraussehung hat, und das Recht der Nationalitäten, ihre ethnographische Eigenart innerhalb der Einheit der politischen Nation und auf der Grundlage des unteilbaren Staatsgedankens ungehindert auszuleben. Jedes Streben der Nationalitäten, das sich innerhalb dieser Grenzen beswegt, ist legitim und hat Anspruch auf ‚bereutwillige Förderung duch die Staatsgewalt. Dagegen ist alles, was jenseits dieser Cfranten liegt, als zentrifugal zu werten und mit allem Nachdruch zu bekämpfen. Damit it alles gesagt, was über die Anregung des Heren Bolit zu sagen it. Er will auf den Entwurf der Nationalitäten aus dem Jahre 1868 zurückgreifen. Dieser Entwurf aber hat die Einheit der politischen Nation verneint und Die föderalistische Beziebung des ungarischen Staates ‚angestrebt.. Ein Zurückgehen auf diese Richtung it daher schlechterdings unmöglich. Wenn Ungarn auf einen solchen NRüdbildungsprozes, seiner Staatlichkeit jemals einginge, so w wäre eine Neuorientierung seiner Nationalitätenpolitiv überflüssig, denn nur ein jfon auf dem Mussterbeetat gesetzes Staatsrwesen kann sich in einem so trostlosen Schwächezustand befinden, daß, es sich durch einen Teil der eigenen Bevölkerung und Durch; mit diesem Ton spirierende äußere Einflüsse zwingen läßt, mit eigener Hand den Ast unter sich abzusägen. Eine vernünftige ungarische Staatspolitik ird die anderssprachigen Elemente in der Entwiclung ihrer kulturellen Eigenart nicht behindern wollen, sich vielmehr sagen, daß jedes Volkstum, das sich frei betätigen und doch die Freiheit "seiner Betätigung sich vorwärts entwickeln will, das Geschehen des "Staatsganzen fördert. Auf anderer Seite aber müssen si allerdings auch Die Nationalitäten von dem Grundlage leiten haljen, daß sie Förderung, ja auf; nur Dulung für ihre Sonderart nur unter der Bedingung vom ungarischen Staate erwarten dürfen, daß sie sich und ihre Bestrebungen "den Heimatstaate harmonisch und vorbehaltlos einordnen, alle Belleitäten, Deren Aktionsradius über das eigene Staatsgebiet hinausreiht, absamwören "und sich als vollwertige ungarische Staatsbürger bewähren wollen, um als "Entgelt dalát auch vom ungariscen "nicht nur, fordern allen jenen zu Gemiüte führen, die, in eidestaate als solche bez handelt zu werden. Das möchten sie dem Hexen Dr. Bolit der Nationalitätenbewegung führende Stellungen einnehmen. Speziell Herrn Dr. Bolit aber sei es für Die Zukunft empfohlen, die Herstellung des Nationalitäten-Friedens in Ungarn nicht von Bent Ministerpräsidenten des Königreichs Rumänien zu erhoffen. Wenn Herr Titus Majorescu ihm auf seinen Glühwunsch, der Diesen selt samen Ausklang hatte, eine jympathiiche Antwort jchicte, jo beweist das bloß, daß der rumänische Ministerpräsident ein Mann von ausgesucht liebenswürdiger Höflichkeit ist. Aber Herr Bolit mag überzeugt sein, daß Here Majorescu zu seiner staatsmännlichen und völkerrechtlichen Korrektheit die mehr aló, befremdliche Unversicht, der Butarestet Der. Schritt der Dreibundmächte in Belgrad. | ER 0... Budapest, 15. Oktober. Der in unseren Abendblatte angekündigte" Schritt "der Dreibundmähte in Belgrad ist im Laufe des Nachmittags tatsächlich erfolgt Der Geschäftsträger unserer Monarchie hat „den Auftrag erhalten, den serbischen Regierung mitzuteilen, daß die in London festgelegten Grenzen Albaniens unbedingt zu respettieren und Die von serbischen Truppen im Gebiete des autonomen Albaniens derzeit diefesten Stellungen unverzüglich zu räumen sind. Analoge Weisungen sind an dem deutschen und dem italienischen Gesandten in Belgrad von ihren Regierungen zugegangen. Der Christ, den familie Dreibundmächte unternommen haben, ist ein freundschaftlicher Akt in seiner Form für wohl wie in den für Serbien wohlhvollenden Absichten, die ihm zugrunde liegen. Aber die Freundschaft schließt ernite und, wenn er nottut, auf energische Ermahnungen durchaus nicht aus, wenn derjenige, dem die Freundschaft gilt, sich auf gefährliche Abwege verirrt, auf Abtwege, auf denen er des Vergrauens und der Sympathie, die ihm derzeit noch entgegengebracht werden, verlustig werden müßte. Hoffentlich wird das Belgrader Kabinett das Einschreiten der Dreibundmächte im, diesem Sinne werten, als einen Ast wohlmeinender Freundschaft der,aber eine energische, und, unbedingt ‚zu, beherzigende Ermahnung zum Inhalt hat. Der bloße Umstand, daß sämtliche Mächte des Dreibundes an dieser Aktion teilnehmen, daß ihr Einschreiten mit einer gewissen Oetentation den Charakter restlosen Webereinstimmens aufweist, wird hoffentlich enügen, um den König Peter und seinen , erfahrenen Konfenfgpräsidenten auf die großen Nissen aufmerksam zu machen, die ein unbesonnenes Ausharren in dem albanischen Abenteuer über Serbien Heraufbeichhwören müßte; und hoffentlich wird diese Wirkung nachhaltig genug sein, um die maßgebenden, setbittjen . Seife in dem Bestreben zu unterstüten, den gefährlichen Ungestüm eines unverantwortlichen Draufgängertums, ungeräumt , zurückzus DRG. : a Ba es blieber den übereinstimmenden freundschaftlichen Schritt der Dreibundmächte liegen uns die folgenden telegraphischen Berichte vor: > « « Wien,15.Oktober. «Wie wir si«nErst"nzung«u unserer heutigen Mitteilungen "erfahren,hat der öffenrreichischa ungarische Geldüstattager in Belgrad den Auftrag erhalten, bei der serbischen Regierung auf die Notwendigkeit, die, in London festgelegten Grenzen Albaniens zu rerpettieren, hinzumeisen und zugleich auf die schleunige Räumwng der von den serbischen Truppen belegten Punkte autonomen Albaniens zu drängen, ER II ein 16. Plkchee: Das ‚Wolfsbureau‘ meldet: Der deutsche Gesandte in Belgrad ist angewiesen worden, Der serbischen Regierung in freundschaftlicher Weise die Respektierung der Londoner Beschüsse über die Abgrenzung Albaniens anzuraten. ..’" Die „Agenzia Stefani“ meldet aus Belgrad: In hiesigen politischen Kreisen wird versichert, daß Stalem der serbischen Regierung freundschaftliche Vorstellungen gemacht und sie auf die Notwendigkeit hingetriesen habe, "die in der Londoner Botschafterreunion testgefeßten Grenzen Albaniens zu reißefim eigenen Interesse Serbien tieren und Grausamkeiten gegen die Albanier ein Ende zu fegen. ‘Die italienische Regierung drückte in der freundschaftlichsten Form die Hoffnung aus, da die serbische Regierung Italien, das für Gerbien stets von den herzlichsten Gefühlen beseelt ist, nicht in Die Notwendigkeit verjeßen werde, zu energischeren Maßnahmen schreiten und offizielle Schritte unternehmen zu müssen, da es do klar sei, daß Italien und Oesterreich-Ungarn eine Umgehung der Londoner Beschlüsse nicht zulassen und nicht dulden können. Daß den Albaniern eine unmenschliche Bezhandlung zuteil werde . (Telegramm des „Bester Lloyd“) Berlin, 15. Oktober. Die Nachricht aus Belgrad über einen übereinstimmenden freundschaftlichen Schritt der Dreibundmächte bei der serbischen Regierung in der Angelegenheit der Respektierung der albanischen Grenze wird nirgend überraschen, wo man nicht den Erfindungen über angebliche Meinungsverschiedenheiten der verbündeten Mächte dem albanischen Problem gegenüber Glauben zu scheifen geneigt war. Dieser Schritt zeigt deutlich den gleichmäßigen Wunsch der drei Mächte, daß Serbien nun nicht dazu verleiten lassen möge, die in London geschaffenen Grundlagen fr die Beruhigung des Balkons in eigenmächtiger Weise zu verschieben. Die freundschaftliche Form Die von den Mächten innegehalten wurde, nimmt der diplomatisgen Aktion nichts von ihrer Bedeutung. Auf der ‚anderen Sesteiten angebracht, sich daran zu erinnern, daß die serbische Regierung selbst wiederholt, zuletht noch an Borabend des Eintreffens des Weinisterpräsidenten Parics in Wien, Erklärungen abgegeben hat, die, wenn sie in allen Punkten genau eingehalten worden wären, eine besondere Stellungnahme Oesterreich-Ungarns, Des Deutschen Neizes und Italiens überflüssig gemacht hätten. Leider aber hat sich Bafics selbst Dazu verleiten lassen, doch eine vielleicht nicht genügend abgewogene Kundgebung den Wert der Worte herabzumindern, die er in Paris und an in Wien in dieser Sache gesprochen hat. Ohne Breifel ibt es in Serbien genau so wie in den anderen Balkanjest Elemente, die von ihren politischen ehe vollständig besessen sind und für das Maß der Wirklichkeiten keinerlei Verständnis mehr bejisen. Dieser Schlag von Politikern und Militärs erschiwert der eigenen Regierung das Leben und naht dem eigenen Lande nicht nur nicht, sondern schädigt sogar die beste Sache für fest und für später. Mafics ist stark genug nach dem, was er im feinen politischen Leben geleistet hat, um solchen Tendenzen mit genügender ®acht entgegenzutreten. Man darf si daher der Hoffnung hingeben, daß die Einmütigkeit Dden drei verbündeten Mächte, die sich in dem heutigen Belograder Schritt vor aller Welt ausspricht, Der fjerbifchen Regierung eine erwüngte Stüße bei dem Widerstande gegen eine an ji aussichtsflose, der Wiederherstellung der Ruhe auf dem Balkan aber gefährliche Agitation bietet. Man muss in Serbien davon dochdringen, dass die Mächte von den Londoner Beischlüffen betreffend Albanien in nichts abgehen werden. Das übereinstimmende Auftreten derVertreter Deutschlands, Oesterreich-Ungarns und Italiens , sollte in diesem Sinne ein: Kräftiges Mentento bilen, dem die maßgebenden Kreise in Belgradlihr Dhr Hoffentlich nicht verzjdglichen werden « "ITelegrazm,dek,P·stet - AN £ 109b.) Rom, 15. Oktober, den " in Nachbarhaus, in das des verdächtigten Tempeldieners,frei ließen. Die Fortlegung war schon ganz stilgemäß. Die gerichtliche Obduktion der Leiche im Friedhof von Námeptó fand in Gegenwart von art hundert Bauern statt, die anter Führung des katholischen und des protestantischen Geistlichen erschienen waren. An die obduzierenden Aerzte haben auch diese geistlichen Herren Fragen gerichtet, die ins Protokoll aufgenommen wurden. Und so ging es weiter, Freilich nift so rasch wie es manche gewünscht hätten,, die auch im Parlament ungeduldig wurden und den Justizminister MDR zu wiederholten Malers unter " " pellierten. Die obduzierenden Aerzte hatten seinen Mord feststellen können und gaben der Meinung Musdrud, " das mahrscheinlich Selbstmod vorlag. Zum Unglück waren diese Aerzte selbst Juden und ihre Meinung war zuıreffen, begutachten Daher nicht unbefangen. Dasselbe galt vom Gerichtsarzt, der auch als bei der Cache „interessiert“ angesehen wurde, umso mehr, als auch er seinen Mord, geschzweige einen konnte. Der Tempeldiener mußte mithin in Untersuchung gezogen werden. Man fand bei ihm ein Hemd, an dem etwas wie Blutspicker waren. Er behauptete, sei vom Gänseschlachten her. Tas . Blutkörperten eine dieser Annahme entsprechende ‚ hättet, ließ man etwas loder. Konnte man ihm freilich nicht glauben, und erst als der Landesgerichtschemiker bestätigt hatte, daß Diese Blut- Spuren auch von Bogelblut Herrühren können, da die Form 0 aber der Suftanzenzug wurde vorschriftsmäßig eingehalten. Die Akten wurden an den justizärztlichen Senat geschickt und das Gutachten Dieser obersten, begutachtenden Körperschaft über folgende Fragen eingeholt: 1. Ist der Tod Durch Selbstmord oder durch fremde Hände herbeigeführt worden? 2. Kann aus den Blutfleden, die in der bältige Absicht von feiten der fragestellenden Behörde. Im Gegenteil: die Sache mußte wirklich nach allen Nichtungen aufgeklärt werden. Die Tatsachen, Die ich Hier mitteile, bilden Fein Geheimnis. Sie modern nicht im Audiiv des Gerichtshofes, sondern sind in den Arbeiten des justizärztlichen Senats, die vom Dultigministerium herausgegeben und allen gerichtlichen Behörden zugeschickt, im Wege des Buchhandels aber auch der großen Oeffentlichkeit zugänglich gemacht werden, enthalten. Dort ist auch das Gutachten des Senats zu finden, und ich habe nichts zu tun, als einiges Miterlebtes zur Psychologie des Entstehens dieses Gutachtens mitzuteilen. «Ich habefchort gesagt,daß die Fragestellung der Staatsanwaltschaft etwas verfänglich aussal),aber durchaus nicht so gedeutet werden mußte.Piatt verlangte ein Gutachten,ob das ganze Blut auf den Boden geflossen war;aber man muß ja auf diese Frage nur antworten, wenn man kaum Viel verfänglicher war jedoch etwas anderes.Der Gerichtshof hatte sich mit den Fragen an den Senat gewendet,ohne alle auf de Prozeß bezüglichen Akten einzusenden,wie dieses vorgeschrieben ist. Der Senat hat daher,seiner Pflicht entsprechend vorerst alle Akten einverlangt,und da stellte es sich heraus,daß eine ganze große Sammlung von Broschüren,,die sich alle auf den Ritualmord bezogenjind»die sozu.sagenvoll- Meinung abzugeben ohne seiten in Betracht zur ziehen, legte eines den bestimmtester Gutachten vor, Die er se ins Leben gegeben. Der Gelehrte, dessen Ehrlichkeit seine Transigenz mit der öffentlichen Meinung vertrug, erklärte rund heraus, daß, Die Blutfleden auf dem Boden des Sellers sollte waren, die ganz bestimmt darauf hinweien, daß alles ausgeronnene Blut des Knaben dort geblieben sei. Der Erperte hatte zu Diesem Behufe direkt Berunche mit Erde und Blut angestellt, alles erwogen und gewogen, und das Resultat seiner Untersuchung dem Senat vorgelegt. Auch die Wunde selbst, wie sie in den Akten beschrieben war, hatte er genau geprüft und alle Nebenumstände in Betracht gezogen, und er kam zu dem Schluffe, das alles für einen Selbstmord und nichts für einen Mord ständige Saluiftit D dieser sauberen Geschichte enthielten, sprach. Sein edler Cifer für die Wahrheit hatte diesen ·