Pester Lloyd, April 1914 (Jahrgang 61, nr. 90-101)

1914-04-16 / nr. 90

— — > PR. . .,, — .I« KEGY BEE —­­. RE REES n : TE . . « » ·. EN 4 · ·-i«s««-Os­­0000 Domiersiag, - .z·e,lue1rJournaliften date. — 2. Die Cutrevue in Abbazia, Die heutige Konferenz. (Telegramm des „Bester Liogo“) Abbazia, 15. April, Der heutigen Konferenz der Minister Graf Berchtold­­ und di San Giuliano wohnte zum Schluffe auch Setionschef Freiherr v. Machio bei. Man glaubt, daß die wichzigsten auf dem Programm der Entrevue stehenden Fragen schon heute erledigt wurden. Veittags wurden die Beratungen unterbrochen, da Minister di San Giuliano sie einer kleinen Operation bei einem hiesigen Zahnarzt unterziehen mußte. lebazia,15.A­pril. Minister desAeußern Marchese di San Gi­uliano Und Minister d­es Reußern Gmf Berchtold empfingen nachmittags im Calon des Marchese di San Giuliano Die ner anmwesenden Vertreter der Vreise Italiens, Ungarns und Deiterreiche. —— «.­. Empfänge, M­ardese di Can Giuliano, der Die Deutsche Sprache — Kollformen beherrscht — seine Goethe-Ul­berießung it berühmt —, unterhielt sich in der liebenswürdigsten­ Weise mit den ungarisen und den österreichischen Sourialisten in deutscher Esprache. Er spracy Sein Be­­­­dauern darüber aus, daß er seine Mitteilungen machen Lolle. Wie bekannt sei, gewähre er ein­­niemals Suter­­views, da er Die anderen nicht verlegen wolle. Der Minister gab ferner Freude darüber Ausdruck, Gelegen­­heit zu haben, die Schönheiten der österreicischen Riviera näher lennen zu lernen, Die er bisher nur anläßlich seiner Reise nac Albanien von der Küste her gesehen auch gegenüber den italienischen Journalisten betonte Marchese di Can Giuliano Die auten, Eindrücke, die er sichon bisher während seines Aufenthalts in Mbbazia gewonnen habe. Der Minister erklärte noch den Journaliten, daß er für­ morgen eine Fahrt nach den Quarnero­nseln projettiert Vor, die sich, wie er hoffe, besonders genußreich gestalten werde. Hierauf wurde der Bürgermeister von Abbazia und RBd­osca Dr. Stanger empfangen. Die Unterhaltung wurde in italienischer Sprache geführt. Der Minister er — Fumdigte ei nach den lokalen Verhältnissen in Abbazia und gab seiner Wende über­ den ihm bereiteten Empfang Eine Gardenparty. Abbazia, 15. April, Nbgeor neten Siopescul-Grecub und. Gjro Cerva teil. Marchese di San Giuliano war Gegenstand großer Auf­merksamkeit von Zeiten Der Gesellsschaft. Er unterhielt süh längere Zeit mit den Prinzen von Cadsen-Koburg- Gotha and mit Brinzeffin Karoline, Ein Diner des Grafen Berchtold. » Abbazi­a,15.April; Umsel­ ra­bends gaben G­raf Berch­tolds u­n­d­ G­e­­mahlinzthrendes­ Marchese di San Giuliano ein Diner,an welchem teilnahmem die beiden Minister mit ihren Begleiter 11 und deren Damen,Graf Walter Z­­kirch·e11,Prinz und Prinzessin Liechtenstein Fürst Hugo Dietrichstein,Freiherrn Hengelmüllers und Gemahlin, der gewesenesl­­inister Tc.,WlassicsUnd Genmhlin,Frei­­herr v.Call,der Bezirkshauptma1 111,bquorsitzende der Kurkom­mission der italienische Konsul in Fiume,der grwcseithin istcc am königlichen Hoflager Graf Julius Szechenyi und Freiherr Haas-Teihen und Gemahlin. Das weitere Program. (Telegramm des­­„Bester Lloyd“) Kbbazia, 15. April. 65 verlautete, Daß heute über den bisherigen Ver­lauf der Verhandlungen eine amtliche Hand­­gebung erfolgen würde. Dies it jedoch nicht Der Fall Erit nach Abschluß Der hiesigen Konferenzen wid Das Ergebnis derselben in einem Communiqué mitgeteilt werden, das auch in Rom publiziert erden wird. Morgen tritt eine Ruhepause in den Beratungen ein, da der nach Den Duarneroinseln geplante Ausflug erst um 8 Uhr­­ abends endet. Freitag früh werden die K­onferenzen fortgejebt und samstag­vor­ittag vor der für 3 Uhr anberaumten Abreise Dan Giulianos wird das­ Schlafprotofoll redigiert werden, auf der Ententemächte, von dem in fetter Zeit mehr als die Rede tat und für den man in Paris und Metersburg ein lebhaftes Interesse zeigt, den erforderl­­ichen Agitationsstoff zu haben. « Die Bedeutung der Entrem­e, Der Rom, 15. April, ‚Der ‚Popolo Romano“ schreibt: Emp­­fang. Der Marchese di San Giuliani von seiten des üsterreichische ungarischen Ministers de Weußern Strafen Berchtold bereitet wurde, konnte seinen herzr­eicheren Charakter haben. Wenn die Zusammenkunft auch nicht gerade von mukerordentlicher Wichtigkeit it, kommt ide doch die Bedeutung eines politischen Ereignisses zu, schon mit Rücksicht auf die Ab­­­wesenheit der Botschafter v. Mercy und Herzog von Avarna, der eifrigen Mitarbeiter der beiden Staats­­männer. Die mit großem Taft und in vollem inner­­wehmtem Die auswärtige Bolitis beider Staaten während der Ballanfrise geleitet haben. Gewiß werden bei der Zusammenkunft seine jewendienenden Aprobleme zu er­örtern sein. Da jedoch mit Dear Konstituierung Albaniens noch spezielle Kragen von mehe­dronomischer und kommerzieller, als politischer Natu­r verbunden sind, so werden Die Besprechungen zeichen den beiden Staatsmännern in Abbazia dem neuen Staate in der Hinsicht nur förderlich sein­ können, daß er jene rationelle "Shystemisierung "er­­reiche, Durch welche er aller jenen Charakter der wahren Unabhängigkeit emwerben Fan, der in der Absicht aller Großmächte gelegen war und. it. ·’« Das Märchen vom Mittelmeerabkommen, Telegramm des „Reiter­s 104b".) Berlin, 15. April, Der „Lokalanzeiger” schreibt: Anläßlich der Aus fammenkunft des Grafen Berchtold nut deut Mard,eje di San Giuliano wird von einigen Seiten wie­derum die Legende von einen bevorstehenden Mittel­meerabsommer der Dreibundmäkte an­getu­ht. Die­ wohl auf­ französischen Ursprung zurück­­zuführen it. Man gewinnt dabei den Eindruck, als sei dieses angeblich in Vorbereitung befindliche Abkommen engeren Zusammmenz­ u 16. ANAL « . Vom Tage­ s ; Budapest, 15. April. Gemeinsamer Ministerrat. Aus Wien wird uns gemeldet: Int. Zaufe der nächsiten Woche findet ein gemeinsamer Ministerrat statt, in dem der­­ ungarische Ministerpräsident Graf Stefan Tiba hier eintreffen­ wird. In dieser Beratung wird, wie das ‚Neue Wiener Tagblatt” meldet, Minister des Reupern Graf Berchtold über Die Ergebnisse der Entrevue in Abbazia berichten. Ferner wird das­­ Arbeitss­programm für die Delegationen endgültig festgestellt werden. Die Reichetagskandidatr des Staatssekretärs Julius v. Bargha. Aus K­affa wird gemeldet: Die Rafffaer Partei Der nationalen Arbeit faßte mit Nachsicht darauf, da der gegen­wärtige Neigstagsabgeordnete der Stadt Bla Blandr morgen zum Bürgermeister von Kaffa gewählt werden wird, den Be­schlus, das durch diese Wahl frei werdende Abgeordnetenmandat der Stadt dem Staatssekretär im Handelsministerium Dr. Lullus v. Bargha anzutragen. Die Partei wird Samstag an den Staatssekretär eine Deputation entsernen, die­ ihn ersuhen sol, die Kandidatur anzunehmen und seine Programmrene zu­ halten. Der Besuch des Staatssekretärs in Kaffe wird für den 21. oder 22. 9. M. erwartet. Die Unabhängigkeitspartei hat bisher keinem Kandidaten aufgestellt. Das neue Schrenngerichtsverfahren. Wie gemeldet, wurde, hat gestern aus Anlaps der Jıte­augurierung des neuen Schwurgerichtsverfahrens ein Erfahr geichtvorner vor dem­ Schwurgericht des Meter Landbezirkes die Frage­ aufgeworfen,­­ ob nicht zwischer dem Wortlaut des Erichworneneides und der Tatsache, daß­ der Präsident die Be­ratungen der Gelchtiwornen leitet, ein Gegengas bestehe. Von zuständiger Seite wird hiesu folgende Erklärung gegeben: Die Stage, ob zwischen dem Wirkungskreis " des Präsidenteit, der nach dem neuen Gefege Die Beratungen der Geichwornen leitet und dem Wortlaute des Gejctworneneides, der den Geic­wornen bis zur Beschlufjassung die Behpretung mit jedermann, "die Gejc­twornenkollegen ausgenommen, untertant, ein Gegentat besteht, wurde in den Tagen der Vorbereitung des Entwurfes vom Universitätsprofessor Paul Angyal aufgeworfen. Damals wurde nach eingehender Beratung festgestellt, daß­ ein Gegentag der bezeichneten Mit nicht besteht. N­ls später ein justisches Fehblatt die Frage von neuem aufwarf, bat der Justizminister mehrere Foßmänner der Theorie und der Praxis um die Mit­teilung ihrer Meinung. Auf Grund dieser Meinungen konnte und­­ mußte von jeder Mbänderung des M Wortlautes de­s Geldn vornen­ndes abarschen werden, was natiitich nit ver­hindern Tan, daß diese Frage von oppositioneller Seite, von menten und, immer wieder hervorgezerrt werde. Jedenfalls huft das­­ Gefeh die Aufgabe in, beiter Form. 81349: der, Strafe progeltordnung, der Geichtworneneid, unterfart den Geidan­en die Besprechung der Verhandlungssache mit jedermann­,„ Die Gejwornenkollegen misgenommen, 88 13 und 15 der Nobelle fordern, daß der Präsident den Verkehr mit den Geschwornen bei voller­­­arteiöffentlichkeit abwidfe und sich jener Meinungs­­tundgebung über das Ergebnis des Beweisverfahrens und die Wertung der Beweise enthalte. Darlegungen in diesem Sinne stemden auch bisher im Machtbereich des­ Präsidenten und sind als Resüm­ee und als Leitung der Beratungen, niyt aber als unzufällige Besprechung zu werten. Synode der rumäuischen Kirche. Die kroatische Auswanderungsaffäre. Wie aus Nagtszeben gemeldet wird,hat Metropolit Johannäu­kctiasut den Synodalausschuß der griechisch- ori­ntaiischen 1«r1mänis­chen Kirche für de 1126.d·zu einer Sitzung einberufen,auf dercft TagesordIiutig verschiedene likkhs lichc und Sxyulangelegenheithr stehen. M­ale wünschen möchte. ,;...;»··ers.Parsiscr liebt den Lithus,diechuemlichkeit,dis Y;tx und er begnügt sich mit den ungewicütlichsten Willunge«n,«d«ie»von ciner mxglaublichen C119c1111d Kleinheik sind und ermutrt nicht ü­ber die skandalösen "­—-»Th»es"a«teristän­de.In allen­ Städten und Ländern der Welt gibt es eine Baupolizei, die aus den vielen Thea­­­terbränden und­ Skatasteophen ihre Lehren gezogen hat und auf die­ Sicherheit der Aussch­auer sieht. In Paris sind diese Lehren spurlos vorübergegangen. Fast alle Theater — amit jeder geringen Ausnahmen — haben Wandel­­gänge, im denen sich seine­ drei Menschen nebeneinander bewegen können und zu denen halsbrechern­i­e Hühner­­leitern hinaufführen. Der Zuschauerzaun hat, wenn er woll it, Tem­ aleddien für Bewegungsfreiheit. Den Die Hänge sind verstopft und verstellt der Klappfite, Die Strapontins. Solo Klappfite sind auch in den QTüren angebracht, so daß­ bei Der geringsten Banif, ich will von einer Feuersgefahr­­gar nicht reden, aus­ einem solchen Theater nicht ein Mensch in die Gänge, nicht ein Mensch ins Freie käme. Jedes Pariser Theater it eine Maufes­falle, die bei einer Brandkatastrophe die absolute Sicherheit garantiert, nämlich die absolute Sicherheit des Umkommens aller 31 Ikaner, wenn der erste Feuteralarm entsteht. Theater wie Palais Royal, Varietes, Theatre, Antoine, Renais­­sance wären in seiner­ Stadt der Welt möglich. Aber der Rarnier tut so, als hätte er seine Ahnung von der Ges­tahr, in der er­ fortwährend beim Theaterbesuch schwebt. Er hat sich mit diesen­­ unmöglichen Raumverhältnissen abgefunden und wird vielleicht erst zur Besinnung ge­­langen, wenn einmal eine twirkliche Katastrophe herein­gebrochen sein wird. Weit weniger unempfindlich it er gegen die etvige Belästigung durch Die. Duvreuse.. Man hat seinen Sitz getauft,­ hat seine Garderobe abgegeben und läßt sich nun den Pla anweisen. Für­­­iese Mühe v5 Plaßamreifens verlangt Die Duvreuse ihr "petit bénéfice" und ist höchst ungehalten und brummig, wenn sie ihr Trinkgeld nicht bekommt. Und weil dieses Trink­­geld so ganz und gar mmnsinnig ist, empört es jeden fremden wie jeden Bank­er. Die Theater­ beginnen spät und enden spät.. Nie vor Mitternacht­ , Man sollte nun glauben, daß in einer so ungeheuren, verkehrsreichen Stadt wie Paris auch in Der Nacht ein gewisser billiger Verkehr unterhalten wird. Weit gefehlt! Um 121 Uhr stellt das Metro, die Untergrund­­bahn, ihren­ Verkehr, ein, um 1 br­­ verfehrt. Der Tette, Autodrofchife bezahlen. Autobuslinien wnd Trambahnlinien einen Verkehr bis 2, 3 und 3% Uhr. Und in Berlin jesiegen die Theater um 11 Uhr. Obe Diese Strangulierung des Nachtlebens nicht vielleicht auf die Gilde der Hausmeister zurückzu­­führen ist. Die in ihrer Nachtruhe nicht dana allzu späte Stringelrufe gestört sein wollen, weiß ich nicht. Seit einiger Zeit ist Pads viel sauberer und reiner geworden. Die Boulevards sind nicht mehr bedeckt mit Abfällen aller Art. Denn die­­­olizei hat das Wegwerfen von Rapier streng verboten. Die Straßen w­erden gefegt, gepaßt und gebürstet, daß es eine Freude ist. Aber zur Reinigung gehört auch, das Spülen mit Wasser. Die Wasserleitungshähne werden geöffnet und längs des Bürgersteiges fließt dann ein Bad die Straße entlang. D­ieser Bad it mehr oder w­eniger breit, mehr oder minder sauber, Er nu übersprungen werden, wenn man nicht vorzieht, ihn zu durchwaten. Und k­enn man des Abends nicht acht gibt, so plant icht man unversehens hinein. Der Pariser is­­t Der Beziehung nicht empfindlich. Du lacht über sein Mitgefühl und ärgert sich nicht. Er it Der gemütlichste, t wohlerzogenste Staatsbürger, den man sich denken kann. Der­ Revolutionär, der rote Empörer, mit einem Wort der Romantiker schlummert in ihm wie Die Bestie in jeden Menschen. Aber dieser Abenteurer wird, wenn Die Seiten der Eruption vorüber sind, wieder lam­m­­fromm und geduldig. Er läßt sich alles gefallen, murxt nit und fragt nicht, macht höchstens einen Scherz und lacht. Am Ende lacht er über den Concierge, lacht er über die miserablen Zustände im Theater und lacht, über die Bächlein in der Straße. Man sieht die Chattenseiten von Paris darum Weniger, weil das Lachen der Bariier sie verbirgt. Und das it vielleicht eine der heilsten und fröh­­lichsten Eigenschaften der Ville Jumiere.

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