Pester Lloyd, Juli 1914 (Jahrgang 61, nr. 153-165)

1914-07-01 / nr. 153

.­». ‚I "die Bergen in jemerzliche Bewegung. Cin Merz des fintersten Verbrechens raubte das Leben des dürfstigen Erben der heiligen Stefanskrone, St. Taiferfichen und königlichen Hoheit des Erzherzog Franz Ferdinand. Diese Freveltat ist so enstreglich, daß es nicht wundernehmen tan, wenn die Chatten düsterer ‚Gedanken unsere Seelen verhüften, da wir die Größe dieses neuen, jeneren Schlages erwägen und die Nation in der Per­­son des Dahingeschiedenen, dessen Ambition und­­­ Lebenszwec­ker Glanz, das Ansehen und die Macht der Monarchie und die Wohlfahrt der Millionen Völker bildeten, den Anwärter auf den ungarischen Thron betrauert. Er war ein Teilhaber jener ersprießlichen, sehrreichen Webenz­­erfaßtungen, die er mit seiner großen­ Begabung zu­ erlangen reichlich Gelegenheit hätte, indem er durch eine lange Reihe von Jahren gleichsam aus einem klaren Spiegel von der Nähe die erprobten, Wege der tiefen Herrscherweisheit beobachten konnte.­­ Er­ war ein Berehrer und Anhänger der­ bürgerlichen, ein eifer­­süchtiger Hüter der militärischen Jugenden, ein treuer Pfleger der Kriegsmacht der Monarchie. Zudem war er all ein eifriger Förderer, aller Zweige der Wissenschaften und Künste. In ihm einigten sich die gestählte männliche Kraft und der Wille mit der Weichheit des edlen­ und zärtlichen menschlichen Herzens und mit einem­ tiefen religiösen Gefühl. Ist­ es­ je allgemein bekannt, daß sein Heim das Bild der idealen Harmonie eines überaus glück­­lichen Familienlebens bot. . .«". . i "Und wenn wir missen, was die Nation in ihm verloren hat, werden wir auch wissen, was in ihm der Legatar seiner Bestre­­bungen und Bemühungen, der Vater der Nation, unser seelen­­auter König verliert, dessen aufopferndes Pflichtgefühl und tesjen fromme Anpassung an den unerforschlichen Willen der göttlichen Beziehung hielreicht od) bedeutender wirkt a­ 8 die großen Prü­­­­­fungen, die er bisher erduldet hat. Hohes Haus! Die teuflische Betrudtheit hat sie bei ihrem verabscheuungsw­ürdigen Werk nicht mit einem einzigen teueren Leben begnügt, sie fällte meuchlerisch die treueste Lebensgefähr­­tin, die verständnissinnige und sorgende Genossin der Mühen des Gatten, das verkörperte Spear aller­ Frauentugenden.­ Das Herz­ zucht bei dem Gedanken an diese bluterstarrende Frevel­­tat zusammen. Aber wenn der Schlag noch so schwer ist, wenn­­ die Nation von noch so schmerzlichen Verlusten betroffen wird, einen Schah darf sie nicht verlieren: das Vertrauen und den Glauben an die grenzenlose Güte der göttlichen Vorsehung, die das Gefchte der Völker leitet und für die Taten der Völker Rec­henschaft­heit, den Glauben und das Vertrauen: an die Güte der Vorsehung, die uns­ auch bisher unseren erhabenen Herrscher und König erhalten hat. Im inbrünftigen Gebeten bertratten , und hoffen wir, daß er uns au­ non weiter ers halten­ bleiben­ wird. _ 9;­­—« ·theHH­aus!Jtls der Ueberzeug­ung,d­aßpd«ieGe­ iil­le, denen«ich hier einen nur matten Ausdruck zu geben bestrebt was-die Seele jedes Mitgliedes die er Hauses erfüllen,bitte i­ Das hohe Haus um die ‚Annahme des folgenden Antrages: Das hohe Haus möge­­ aussprechen, Da es seine tiefempfun­­­dene Bietät für das Andenken des Anwärter des Th­rones Erzherzogs Franz Ferdinand, und,­seiner­­ erlauchten Gemahlin ‚und seinen innersten Schmerz über ‚ihr. Hinscheiden protokolla:: ‚iich zum Ausdruch: bringt und den Präsidenten damit betraut, den Ausdrugf. dieser Gefühle, sow­ie ‚der aufrichtigen­­ Teilnahme ‚an der großen Trotter ‚St. Laiserlichen und apostolis­ könig­­­lichen Majestät in der üblichen Weise vor die, Stufen, des, aller­­­­höchsten Thrones gelangen zu lassen, daß­ es an die Bahre der verblichenen, Hoheiten einen­­ Klang ‚niederlegt und­ sich an dem am 4. d. nachmittags stattfindenden Leichenbegängnisse dur eine­­ vom Präsidenten erwählte und. ‚geführte Deputation vera treten läßt... .. ; kardinalarítprimas Dr. Johann Engerstódh : Hohes Haus! Die fegredliche Nachricht, da Mörderhände ‚Se, Taiserliche und königliche Hoheit, den Erben der heiligen­ Stefanstrone Erzherzog Franz Ferdinand und dessen Ge­mahlin, die Herzogin Sophie von Hohenberg, getötet haben, ging durch das ganze Land. Die Naghridht Hat die­ Herzen tief verlegt. Sie hat in ihnen die stöige Hoffnung getötet, mit der­ die ungarische Nation ihrem künfzigen König entgegenblichte, sie hat mit ihrer erschütternden rast fast das Gen zum Still ‘Stand gebracht, alle Freude verwischt und das Land in tiefe ‚Trauer gehofft. Wir können nur nach der gewalttägigen Nieder­­ringung unserer Entrüstung den großen V­erlust, der uns be­­troffen hat, vermessen. Das Wogen schmerzlicher Gefühle macht es noch in diesem Augenbild unmöglich, die Tragweite, dieses zu übersehen­. Ereignisses­­ für Auf der ganzen Welt, worin den Segen menschliche­r Gef­ühle wohnen, wird fest: mit der tiefsten Die Beteiligung des · « der Leichenfeier. Die Präsidialkantei des Abgeordnetenhauses gibt in den Abendstunden bekannt, daß­ das Abgeordnetenhaus Donnerstag, am 2. Juli vormittags, eine Sigung abhält, entstellung der Deodalität deren einzigen Gegenstand die­ten für die ‚Teilnahme des Abgeordnetenhauses an dem Zeichenbegängnis des Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Gemahlin, bildet. .­­ ungarischen Abgeordnetenhauses an. Sr. Feuilleton. Die Entwurzelten. «Bo27Elqutephaui.­" Auk Sch­loß Chlumetz trauern drei­ Kinder um-ihre Elternyskkiness von den dreien ist heute alt genugs,unter­­messen­ z­u««können,was ihnen außer Vater und Mutter noch d­ies entrissen wurde.Auch an­dere Kin­der,die­­ so plötz­­lic­h völlig»verwaist«wer­den,verlieren G­roßesic3;""den Kin­­de des Erzherzog-Tr­impfolgers von Oesterreich-Ungarn Franz Ferdinands d Efte und der»Gr­äfin Sophie Chotek aber hat das Attentat von Sarajevo die Wurzeln des Bebens abgeschnitten. | : »s­« a Niemand weiß, i­ie sich ihr Schicsal, ihre Stellung in der Welt gestaltet hätte, wenn Franz­ Ferdinand den Thron hätte besteigen dürfen, für den er sich so­ lange und so zielberwußt vorbereitet hat. Eine­ allgemeine, wenn auch unausgesprochene Meberzeugung im Lande verbiß­­ft in die Möglichkeit, daß diese eiserne Willenskraft allen Hausgeseben und dem eigenen Gide zum Troß den Prin­­zen von­ Hohenberg die Rechte der Habsburger erkämpfen­ würde, Erkämpfen, erbitten, ertragen n­ie die Heirat mit‘­ der Gräfin Chotel, wie die Erhebung­ der Gräfin zur Herzogin, wie das schrittweise Steigen der Herzogin in Ansehen und ebenbürtigkeit. Was der Thronfolger als Seaifer für seine Kinder zu tun vermocht hätte, weiß nie­mand. Aber alle wissen, daß nun Die Welt um drei traus­eige, entwirzelte. Existenzen reicher it. —­­s Das Los der unebenbürtigen Kinder der Großen ist feeltreg, vielleicht trauriger als das der unehelichen. Die sind von Geburt an mit dem roll gegen die U­ngerech­­tigkeit­ des­ Schickals belastet. Diese Ungerechtigkeit :scheint umso­­ größer... als "ihre Wohltreder nicht wie bei­ den natürlichen Lindern die Sitte der gesamten Gesellschaft abpsondern das­ Sondergeseh einen­ besti­mmten Sale, jede glücliche­­ Kindheit — nur Umstände werden den Kindern "einer "morganatischen Ehe eine toirklich glückliche Kindheit sichern können — vermag die traurige Erkenntnis dieser Ungerechtigkeit gewiß auf­ viele Jahre Hinauszuschieben. Früher­­ oder ,später aber wird sie sich, einstellen m­üssen. Der Held’ der gänzlichen Erfüllun­g geht zu nahe an ihnen vorüber, als daß ihr, Durst nach Magt sich "Durch “geringeren Trank stillen­ ließe. Sie werden Größe und Gewalt erlangen, doc sie sie werden alle Freuden Des­ Lebens trinken, Doc­h ein Bitterer : Geschmach auf der Zunge wird sie an die mie gefottete Süßigkeit jenes ‚verbotenen Tranzes mahnen; sie‘ werden vielleicht tausend=­ -fahe Schuld auf fi laden, um das Erbe zu erkämpfen, das iden Frieden und Schuldlosigkeit zu verbürgen­­ scheint. Bei jedem Cha, den sie­­ gewinnen, wird sie der Glanz des Kelches, um den das­ Echidjal sie bes­tregen hat, zur Mitadjtung verleiten; das Mitleid, das sie für sich selbst empfinden, wird sie fremden Mit­­leid­­ gegenüber undantbar machen; jede Ohrenbezeigung, wird ihnen zu gering erscheinen und jedes schlichte Hinz nehmen ihrer gegebenen Stellung als Berrat. Im besten­ Falle sind­ sie heimliche Kronprätendenten; mehr als einmal waren sie offene Forderer der Rechte, deren fach, ihre Eltern in ihrem Namen begeben haben. Belastet mit dem Erbe ihres Blutes, als echt bestätigt du Geieges- und Briefterwort, sind sie doc dem vermut­­heiten Prinzen gleich, den böse Feen aus seines Vaters ‚Reich ‘vertrieben haben. 7 Doch mit der Traurigkeit des verwunschenen Mát ‚Henprinzen Geht bei den enterbten Prinzen des Lebens die Verant­wortungslosigkeit Hand in­ Hand. Sie gehören­­ zu jenen sozial gefährlichen Menschen, die für alles, was "sie auch immer begehen mögen, die Entschuldigung bei­ der Hand "haben. Im Lebenskriege­ tragen sie gleichsam das tote Kreuz, das sie ebenso nach richtiger Schonung­­ persidiert, tote ‚den Krüppel, fein, Gebrechen ‚oder den, vom denn sie willen das Kreuz, das sie tragen,­ auch zur Schau zu tragen. Alles und alle sind Uns eben gut genug, sie für das Eine zu entschädigen, das der Aral der Geburt ihnen vorenthalten hat, dieser Zufall, der­ ‚grausanter war, als wenn er sie irgend­wo ‚in den des­mutsvollen Niederungen in­ die Welt geschleudert hätte. Denn, e3 it, als hätten sie mit dem­ Teufel Würfel ges­­pielt um ihres Vaters Erbe, und als hätten sie nur um ein einziges Age zu wenig geworfen, wo die Malte Gericht hat. Sie sind die seelischen Seiten, ihren Vätern inohl, vom­ Gefeb jedoch, nicht anerkannten Prinzen, Die in der Geschichte aller Länder eine so große­­­­ und oft eine so verhängnisvolle Rolle gespielt haben, Enger ‚Sie sind nicht zahlreich genug, um eine Karte für ih sw . ‚bilden, “aber ihre Abstammung verweist sie in einen Kreta. Wenn nicht ‚besonders glückliche Kräfte Einfluß auf ihre Entwidlung gewinnen, sind alle seelischen Voraus­­steßungen­ gegeben, die sie zu friedlosen,­ glücshungrigen , Schiffbrüchigen des Lebens machen müssen,. Mögen sie — Empfindung „ (os werden, mag das Leben ihnen etwas schuldig geblieben 7 ‚noch) so hoch stehen, mögen sie an realen Glücksgütern un«­­­ernreflich weich sein — sie gehören der Gemü­sverfassung nach demselben Typus an wie im­ bürgerlichen­ Leben bie. „arten. Verwandten‘. Die sehmerzliche Nähe der Ganzen,­­ Echten, Freien, Mächtigen läßt sie nie die ‚it. Das Bewußtsein ihrer Mechte übertäubt­ das Gefühl für ihre­ Pflichten. Sie werden nicht Schuldner, sondern­läubiger des Lebens, Die einen, die: Streitbaten und ‚Starken, indem sie ihre echte beweisen wollen und No. reffe führen, die anderen, die Schwachen und­ Zurückhal­­tenden, indem sie trairig, mit bleichen Lächeln und einem ‚reifen Märtyrerstolz in die niedrigere Karte zurückleiten, ein in um weni­gstens dort die Ersten zu sein. Sie mir N Itern=­­ feinerlei Erdreich, und nur der scharfe Stam­m der liebe vermag sie mit sich in die eigene Höhe­ zu tragen. verwan­dten jener Historischen. Kinder der Liebe, jener von ‚werden batvjtig bleiben; Fürstenhauses.­­ ine . ..

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