Pester Lloyd, August 1914 (Jahrgang 61, nr. 196-209)

1914-08-16 / nr. 196

— \ H EN RR RER LV EBBE LE EK 3 a » ; ek E ÉRVELÉS Bomífag, 16. August 1914 S \ Die Neutralität der Niederlande. Petersburg, 15. August. Der niederländische Gesandte hat heute dem Minister des Meußern eine schriftliche Erklärung überreicht, in welcher gegenüber aus dem Auslande gekommenen Mit­­teilungen festgestellt wird, daß Die Neutralität der Niederlande nit verlost ist. Die Er­­lärung besagt weiter, daß die Regierung der­ Niederlande beschlossen­­ hat, Die Neutralität während der ganzen Dauer des gegenwärtigen Krie­­ges auftrechtzuerhalten. (B. TAN) Griechenland für die Aufteilung Mazedoniend (Telegramm des ‚Beiter Lloyd“) Sophia, 13. August. Das Blatt „Balfansia Tribuna” will aus sicherer Duelle vernommen haben, daß den griechische Be­­vollmächtigte in einer der letten Zusammen­­fünfte, die er mit dem Ministerpräsidenten Rado­­flamom gehabt hat, diesen sondierte, wie sich die bul­garische Regierung zu einen Medereinkommen der beiden Staaten über­ die Teilung Makedonien stellen würde Im Falle einer Tei­­lung würde Griechenland die Stadt Monastir und unter anderen Die Unterftützung Bulgariens fordern, um den Epirus einverleiben zu können. Das­ Blatt­­ behauptet, daß Hadoslawom diesen Vorschlag abgelehnt habe, u Verhandlungen zwischen Rumänien und Griechenland. weicgkxaxnmoee.P·esxe:·81oydf.3 GEIST-« Rom, 14. August, Blättermeldungen zufolge sollen zwischen Rumänien und Griechenland Verhandlungen ins Zuge sein, um fest­zustellen, unter welchen V­oraussegungen formelle Abänderungen des Bukarester Vertra­­ges im Hinblickk auf die nichtslavischen Inte­ressen möglich wären. "" —­­ ‚Die militärischen ját esd­ába in Griechen­­and. Rom,14.August. ««Delegramme auf Athen m­elden:Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt Die grie­chisch­e Regie­­rung hat bis­her keinesw­egs die Mobili­­s­ie­­r­ung­ angeordnet,weder eine partielle,noch eine allgemeine,sondern die Mob­ilisierung lediglich vorbereitet. Falls es die Verteidigung des Landes erfordern sollte, wird die allgemeine Mobilisierung an­­geordnet werden. Bei der S­riegserklärung Dejsterreich­­ngarns an Serbien hatte Griechenland drei Jahrgänge zu Marndverübungen einberufen und Damals wurden auch drei Jahrgänge der Flotte zu Manövern einberufen, an denen der König ebenfalls teilnehmen sollte. Mit Rücsicht auf­ die Ereignisse in Europa wurden jedoch die Slottenmanöper abgesagt. « —­­0 Dielegramm der ‚Reiter gloyd“) » Unzufriedenheit mit der Haltung Griechenlands in Serbien. Konstan­tinopel,18.August. ««Diek;Agence Ottomane««meldet aus Bukasrefh daß: nach, einer Depesche, aus Nish die Haltung Griechenlands dort große Unzufrieden­­heit- errege, 4 Die Vorgänge in Makedonien. (Telegramm des ‚Vester Lloyd“) hat Bel Sophia, 18. August, Die Hiesigen Blätter melden, daß die Serben in der Umgebung von Tikvejdh, Radovic und Zitip alle vorhandenen Lebensmittel in der bru­­talsten Weise vrequiriert und ins Innere des Landes befördert haben. Die Zivilbevöl­­kerung, die Hungersnot leidet, wurde von einer großen Panik­ ergriffen. Die serbischen Einwor­­ter von Berovo haben si nam Altser­­bien geflüchtet. Die Offiziere verbergen nicht, dass auch sie die Ereignisse der nächssten Tage fürchten. Die militärischen­­ Grenzposten sind in Verzweiflung und viele von ihnen sind bereits desertiert. —— Einvernehmen zwischen Epiroten und Albaniern. (Telegramm des ‚Bester Lloyd“) Rom, 15. August. Die „Italia meldet aus Balona: Zwischen den Epiroten und den Albaniern wurde ein Ein­­vernehmen erzielt. Dreibundfreundliche Stimmung in der Türkei, (Telegramm des ‚Bester Lloyd“) Konstantinopel, 15. August. Die gesamte Deffentlichkeit verfolgt mit zunehmender Spannung den Verlauf der kriegerischen Ereignisse in Europa, wobei sich wiederholt feststellen läßt, daß die Sympathien des Bublikums und der türkisshen Presse sich immer ausgespro­­chener der Gabe der verbündeten Zen­­tralmächte zuwenden. Die Nachrichten über die deutschen Erfolge gegen Frankreich und die günstigen Berichte über das Fortsc­hreiten der österreichisch-ungarischen Mition finden in der­­ Konstantinopler P­resse den lebhaftesten Widerhall, während andererseits die Wegnahme der türkischen Kriegsschiffe durch England fortgesett Den Gegenstand heftiger Angriffe gegen dieses Koraahen der englischen Regierung­ bildet: » —­— , WR eze T­e­­ B ked vit; Tei. Kar, dag die Sym­­­pathien der mohammedanischen Welt nicht auf der Seite ‚Der „Z­itehen könnten, die sich eines derartigen me­istes gegen die Türkei zuschulden habe kommen lassen, wie Dies von Seiten Englands geschehen sei. Der „Zasdbir-i-Efkiar“ sagt die osmanische Welt begrüße die Berichte über die ersten großen Siege der Deutschen, die niemand in Verwunderung fegen könnten, der eine dee von deutscher Tüchtigkeit habe. Die Türkei begrüße mit Freude die ersten Siege der Deutschen, der militäris­­chen Lehrmeister so vieler Nationen. Das türkische Heer sei auf diese Giege seiner K Lehr­­nmeister‘stolz und würde glücklich sein, wenn es be­­weisen könnte, daß es den Vorbildern Ehre machen werde. Die Gewaltafte der russischen Trup­­pen bei dem Abzuge aus den armenischen Grenz­gebieten erden duch neue Darstellungen ergänzt, aus denen hervorgeht, daß die Nuffen bei dem Abmarsche Hinter sich nur wahre Wüsteneien gelas­­sen und eine große Zahl mohhammedanis­­cher Bewohner in unmenschlicher Weise getötet haben. Wie in der Negierung nahestehen­­den Streifen verlautet, sei der türkische Botshalter in Petersburg angewiesen worden, diese Vorgänge zur Sprache zu bringen und auf­ die in der Türkei herr dieser Ereignisse hinzu­­weisen, sehende Stimmung als Folge Die Mobilisierung in der Türkei. Wie von kompetenter türkischer Seite mitgeteilt wird, vollzieht ss die Mobilisierung in der Türk­ei mit einer alle Erwartungen über­treffenden Krankheit und Genauigkeit. Die Zahl der in den einzelnen Militärbezirken eingerück­­ten Mannschaften übersteigt den tatsächlichen Bedarf um ein Vielfaches; Kavallerieregimenter waren bereits in der Hälfte der vorhergesehenen Zeit marschbereit. Trot der Mobilisierungsmaßnahmen wurde der reguläre Eisenbahn­­dienst voll aufrechterhalten. Alles in allem kann man fest­stellen, daß die Armee die Lehren des Balkankrieges voll gewürdigt hat und jedermann zur Verteidigung des Landes bereit ist. si —— u Die Türkei und der Krieg. Aus Konstantinopel wird uns berichtet: Mach dem Ausbruche des Krieges Hatte die Pforte, entsprechend einem vom Komitee „Einheit und Sortischritt“ gefaßten Beischluffe, die Absicht gehegt, ihre Haltung dem Gange der Ereignisse anzupassen und zus nicht völlige Reserve zu beobachten. Infolge des vom­ Petersburger Kabinett gestellten­ Berlangens, den russsi­­schen Kriegsschiffen freie Durchfahrt durch den Bosporus und die Dardanellen zu gewähren, sah figy aber die türkische Negierung veranlaßt, die Neutralität der Türkei zu verkünden. Gleich­­zeitig hielt er die Pforte für geboten, die allge­­meine Mobilisierung des Heeres und der­ Marine zu verfügen. Es handelt sich somit um eine bewaffnete Neutralität, zu der die Türkei aus sehr begründeten Erwägungen geschritten ist, ohne daß den von ihr getroffenen Maßregeln ein aggressiver Charakter nach irgendeiner ira” zugeschrieben werden könnte. Die Schifffahrt im Schwarzen Meere ist ein­­gestellt worden und die türkische Regierung gestattet daher gar seinem Schiffe, möge er welche Flagge immer tragen, die Einfahrt in das Schwarze Meer. Nach einer anderen Version soll den Handelsschiffen die Durchfahrt durch die Dardanellen und den Bosporus mit Hilfe von Biloten doch noch­ erlaubt sein. —— t Anerbieten von Freiwilligen auf der österreichisch­­-ungarischen Botschaft in Konstantinopel. Wien, 15. August. Die „Südflavische Korrespondenz“ meldet aus Kon­stantinopel: Aus der österreichisch-ungarischen Botschaft erschienen in den lethten Tagen mehrere Hundert Albanier und zahlreiche Bulgaren, die sich als frei­­willige Kämpfer für Oesterreich-Ungarn anwerben lassen wollten. Unter den auf der Botschaft Erschienenen befanden sich auch zwei Kur­­denbriefe, die mit ihren Mannjaften Stehwilligen­­dienste anboten. Die Anerbieten wurden, von Seiten der BotsHaft mit Dank abgelehnt Ein Protest türkischer Damen gegen die Beschlag­­nahme von Kriegsschiffen. Konstantinopel, 14. August. Gestern fanden si etwa Hundert mittelmani­­ge Damen vor dem Sommerfige der englischen Bots­­chaft am oberen Bosporus ein, um gegen die Bes­­chlagnah­ma der türk­ischen Kriegs­­schiffe zu demonstrieren. Eine Deputation von vier Damen wurde von dem Geschäftsträger empfangen und bat ihn, die britische Regierung von­ dieser Kund­­gebung benachrichtigen und sie von der Trauer im Kenntnis zu jegen, welche die muffelmanische Frauenwelt über die Beschlagnahme der türkischen Schiffe empfinde. Die Haltung der ungarländischen Rumänen. . Aus Anlaß des an den Abgeordneten Dr. Alex­­ander Bajda gerichteten Briefes des Ministerpräsiden­­ten Grafen Tika hat sich das­ Mitglied­ der Partei der nationalen Arbeit der Reichstagsabgeordnete Dr. Sofef Siegescu vor unserem Mitarbeiter über die Haltung seiner Bosísgenossen­­ wie folgt geäußert: Die patriotische und begeisterte Haltung der heimatlichen Rumänen überrascht mich nicht, denn ich, habe das Rumänen­­tum stets so eingeschäßt. Das ist Fein Verdienst, es ist einfach patriotische Pflichterfüllung. Dennoch erfüllt es mich mit auf 1­7 ne ARE Er 3 ins ung ” RE NEREEITT T 23, SE kLái "PESTER LLOYD AFTER Hú — Sz Vital richtiger Freude, daß man die sämtlichen Rumänen Un­garns sich in einem Lager zusammengefunden haben und acj in der äußeren Befundung der Vaterlandsliebe gleichsam in Wettbewerb miteinander treten. In mehreren Gemeinden und Städten are sogar­­ die exponiertesten Nationalitätenführer, wie beispielsweise „Aurel B­ábd und andere, Erklärungen unterfertigt, worin sie ihre Loyalität beteuern. Im Komitat Krafts-Szöreng, in dem auch mein­ Wahlbezirk liegt, it die Begeisterung unter der rumänisc­­hen Bevölkerung geradezu an das Wim­derbare grenzend. Man schreibt mir von dort, Hak die einberufenen Soldaten, die in den Eisenbahnwagen selbst keinen Plab mehr fanden, die Bahnbeamten anflehten, sie doch auf den Dächern der Eisen­bahn­wagen reifen zu lassen, um nur je eher mit den Gerben abzurechnen, die es gewagt hätten, um deren guten alten König zu beleidigen. Auf die Treue des ungarländischen Rumänen­­volfes läßt sich eben immer mit Sicherheit bauen. Diese Treue steht in gar feiner Abhängigkeit von der Haltung des benacm­­barten Rumänien. Es würde uns freuen, wenn Rumänien aus der eigenen Vergangenht die entsprechenden Belehrungen schöpfen­­ und es verstehen künnte, daß­ Rußland sein Ber­derben bedeutet und daß es daher sein Daseinsinteresse üt, für an die Eeite unserer Monarchie zu stellen. «­· Die Treue zur Dynastie Habsburg und die unarise Vaterlandsliebe lieferrr selbst unserer Volksdichtung Nive­ Jrhhege die«feste Zuversicht,daßs nach Absch­luß der Krieger dieses Solidaritätsgefühl arichk weiterhin­ in allentumänin Seelen lebendig bleiben wird und daß es nie wieder als ein­ nationales Verbrechen gelten wird,das zu tun,was­ heuti«·­" jeder Rrimäne in Un­garn tut:die zusammengehörikeit mit dem Ungartum zu hegen und zu entwidkeln zum Besten des Boterlandes. . . In Nöten und Gefahren bricht die Wahrheit hervor und werden alle Theorien hinweggefegt. Er freut mir, daß auch Alexander VBajda nunmehr zur Einficht gelangt, daß"die in der Monarchie lebenden Rumänen stark genug sind, um ihr natio­­nales Dasein aus eigener Kraft zu verteidigen. Dr. Vajda ber tunt also dasselbe, was wir von jeher sagen, daß die Rumänen in Ungarn nicht unterdrückt sind, daß ae sze nicht entrechtet sind, und es ist sehr richtig, was er an Rumäniens‘ Adresse sagt, daß Rumänien sich nicht unseren Kopf zu zerbrechen brauche, sondern wenn­ es um jeden Preis retten wiss, die bessarabischen Rumänen zu retten sich beeile. Nach dem Kriege wird jedes theoretische Streben, das nur aus dem Gefühle des unbedingt notwendigen rumänisch-ungarischen Zusammenwin­kens hervorgeht, endgültig scheitern. Die geschichtliche Entwick­lung hat denjenigen ungarländi­gen Rumänen recht gegeben, die schon seit langer Zeit dieser Idee ihr Leben und ihre Ruhe garen und für diese Idee gestritten und gelitten haben. Graf­iga hat ja ichon durch seine Friedensverhandlungen mit der rumänischen Nationalitätenpartei den Beweis erbracht, wie fest er das rumänische Bolt hiebt, nicht allein uns, Die wir seiner Partei angehören, sondern auch die Mitglieder der Nationali­­tätenpartei, denn im­ Kenntnis der patriotischen Denkungsart des ganzen rumänischen Volkes hat er ja durch diese Verhand­­lungen ihnen eine goldene Brühe bauen wollen, auf der­ sie die Theorie über Bord werfen und auf den realen Bo­den des Lebens übergehen können. Das haben sie damals nit­etan, jecht aber haben sie den Uebertritt auf den realen Boden des Lebens vollzogen, getrieben und geleitet von der Vatere­landsliebe, die unser Bolt von seinen Vorfahren geerbt hat. Kazal 982 97 Der Belagerungszustand in Tunis und Megypten. IC Telegrag indes,Pest«e-L·loh"d"«.­’, Mailand, 15. August. Der ,Secolo" meldet: Tunis ist von dem Franzosen und Negypten von den Eng­­ländern aus Fucht vor der mohammedanischen Be­völkerung im den Belagerungszustand ven­ießt. In Tripolis b­errjolgt bisher Ruhe, in — . If ET u . Das deutsche Detachem­ent von Skutari ·« in Sarajevo. Sarajevo, 15. August. " Der gestern vom­ deutschen Generalfonsul Dr. Eis­waldt zu Ehren des deutschen Detatementä von Sikutari im P­ereinshausgarten : veranstaltetd­echebenden Berbrüderungs» ?­­Abschiedsabend, woran alle hier vertretenen Nationalis­täten sich beteiligten, bot Anlak zu großartigen Kund­­gebungen für die verbündeten Reise und zu fienen. Generalfonsul Dr. Eiswaldt, der Kommandant des deutschen Detachements, und Sektionschef, Sranges hielten stürmisch afflamierte Neden. Sektionschef Franged brasste als Kroate ein Hoch auf die deutsche Kultur aus an welcher die slavische Kultur groß­ geworden sei. Er er­innerte an das Dichterwort: „An dem deutschen Wesen wird die Welt gewesen.“ ’..«. Generalkonsul Dr Esiswaldt teilte mit,daß der Horn-, Staatssekretär v.Jasgom­­eiir Telegramne erhalten habt, über Befehl K­aiser Wilhelmss der Sasrakzzi jevoer Bürgerschsafft für den h­erzlijb­ene Empfang der deutschen Soldaten Den Danf auszusprechen. Diese Mitteilung w­urde mit ungeheuterem Jubel auf­genommen. Das Publikum sang die deutsche und Die österreichische Serie, die "Wacht am Rhein", das Lie „Deutschland über alles“ und das Froatisce Schlachtlief „Uboj“. An den Deutschen Kaiser wurde eine | depeiche abgesendet. Eine für die in Bosnien und in der Herzegovina zurückgebliebenen reichsdeutschen Reservistenfamilien im­­provisierte Sammlung ergab eine ansehnliche Summe. ‚Heute nachmittag verlief­ das deutsche Detachement Sarajevo und wurde bei seiner Abreise von einem massenhaften Publikum zum Bahnhof geleitet. 7 «­­Instinkt-: it» ji«- « Boykott französischer Waren. In Wien hat sich unter der Leitung bekannter Wiener Bürger ein Komitee­ gebildet, das einen Bon­kott sämtlicher aus Iran freihfommen­­­den Waren einleiten will. Das Komitee wird _ ar %

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