Pester Lloyd, September 1914 (Jahrgang 61, nr. 227-241)

1914-09-16 / nr. 227

IWSZEK WMltx monatlich des Abendblams donale 2 K, mehr. Für Wien auch durch Herm. Goldschmidt. Für das Ausland mit direkter Kreuz­­gen vierteljährig . Für Deutsch­­„ für alle übrigen Staaten Fr 3 a werden auch bei sämtlichen ausländischen Postämtern ent-, a an Für Amerika, England,­rankreich, Spanien und Portugal besteht, die Vermittlung der Postämter nicht und­ das Abonnement muss direkt in unserer­­ Administration erfolgen. Vertretung für Deutschland, Frankreich, England und Italien bei der Zeitungsfirma‘ $aarbach, News Exchange in Mainz. 61. Inhlarung. . ." MORGENBLATT Sudapes, Mittwor,, 16. September 1914 Nagy, Jaulus & Co, a Are Mosse, Jul. Tenzer, Jos. Schwarz. Generalvertretung des „Pestier Lloyd“ für Oesterreich und das gesamte Ans M. Dukes Nachfolger A.-G., Wien, ." zeile 9. — Auch alle anderen renom. Inseratenbureaus in Oesterreich wie im Auslande übernehmen Ankündigungen für den‘ „Pester Lloyd". ze Einzeln : Morgenblatt i­ in Budapest 12 H ler, in der Provinz 14 Heller. Abendblatt Budapest 6 Heller, in der Provinz 8 Heller, Redaktion und Administration: YV, Mira 7 Valeria-uteza12. ripte werden in keinem Falle ee­­— Unfran­­kierte Briefe werden nicht angenommen, an Ar, a­n­­­­ Budapest, 15. September. Glieder haben, mit Taten, | Englishh hieß, bis vor Kurzem­, mit­ sich im Gleich­ewicht sein, unter vernünftigem, gutjigenden Anzug eine Masfe gepflegte Haut, einen gehärteten, ebenmäßigen Körper, bewegliche, geübte nüch fernen Magen auf ein festes Ziel schauen und mit Energie zustreben. ‚English hieß, nach de Tages Mühe im „Heim“ der Mühe vergessen, den­ Herrn ablegen und das Kind herauzfegten, mit edlen Bäumen, edlen Tieren, edlen Büchern auf gutem Fuß­ stehen, der Familie ,ein Patriar­h, Giften ein SE fein. Gnalisch nannten wir Mister Bidwich, seine Güte, feinen Humor, englisch namen wir das feine, einzig­­artige Parfüm von Atelfer, schneeweißer Wäsche und Alt­väterhausrat, von Wundh und Frisch besprengten N­asen­­flächen, das Mister Bidwich und seine Umgebung atmen; englisch nannten wir, was der Engländer in dem Wort „merry, old England" zusam­­enfaßt. Englisch war uns „Old-Bond-Street” und „Strand“, englisch auch : „Hayde Bari“ mit­ feinen spielenden Kindern und weidenden ‚Kühen, feinen Golf- s­nd Tennisz os zt feinen Religionsstiftern und amdächtigen Gemein­­, und­ vor­­ allem mit feinen Mangel an Drahtzäunen und­ Berbotstafeln. English schien uns „Trafalgar-Square“ in seiner grandiosen Stillosigkeit, english der Aufwand, w­omit dem Lieblingshelden Nelson äußere Ehren erswiesen wurden; englisch schien uns Trafalgar selbst, und Britan­­niens Weltmacht zur See dünkte uns lange ein ihm Ge­bührendes, Natürliches, Selbstverständliches. English; Khienen ung Kipling, Soldiers three“ nieder Londoner, der schottische und der iriscje Soldat — auf­­ indischem Boden gegen­ Aufrührer und Ahieiter fänpfend, in Sonnenglut und Dreyungelnähe, Britannieng Befit verteidigend. England bedeutete uns Reichtum, Macht,­­ zuweilen Brecht. ‚Standen wir Shakespeare gegenüber,­­ so, mare wir nun: dar, englisch denfen rechtlich denten Heßt. ‚Die Grundgewalt Dieser Objektivität, Die, „Aehnlichkeit dieser Gebanten m­it den Naturgefäßen | fhlen uns einzig „im Bereiche menschlicher­ Hervorbringungen, — und sie. war die eines Engländers. Englisch. Was ist uns „englisch‘ lebt? Eng it die Verbrennung des Bauernmädchens von Orleans, english, die­se. Napoleons nach St. Helena: ‚Mein Gott, ich habe alle Völker Europas besiegt, und jet bin ich der Gefangene des feigsten !" — ne der Verbannte. English. — Te das Gegenteil von und Grobmut. . Englis üt der Nespekt vor dem Reichtum und die Herrschaft der materiellen Aspirationen. . Englisch ist der Seift, der Flotten baut, Völker­ zu den­ Waffen ruft, Brauen zu Witwen, Kinder­­ zu Waffen werden läßt, Da­mit das Geld mehr werde, Englisch it der mit Blut großgenährte Krämergeist, Englisch ist die Frage vor Kunstwerten: „Wie, viel haben­­ Sie dafür bezahlt?“ Cuglisdj ih der wa A der Frau Smith vor dem­ Apollo von Belvedere: „I prefer ‘Mister Smith!" Chekich ist die Unfähigkeit, Mufit her­veizubringen, also: die Stummheit der Seele, ‚die künst­­lerische­­ Ungenialität aß idh. Snafitch it Die­ Liebe zu Kunstwerken — die anderer Eigentum sind. Englisch, sind die Kunstwanderungen des Lord Elgin in­ Athen; englisch die Erwerbung des Bar­­thenon-Stiefes und die­se der indischen Tempel­ Straße. Englisc­h­ Das Unvermögen, iit Orientalen umzu­­gehen,‘ tief englisch und­ tiefer Bedeutung voll der Mig­erfolg britischen Entgegenfom­mens gegenüber : Arabern, Indern, Chinesen. Das Betragen im Angesichte­­ alter Seelenkultur — lange ‚Zeit für eine Folge der allgemein europäischen Seelenstruktur " angesehen — hat sich uns als spezifisch englischer Mißerfolg entpuppt. Mehr noch als" seine Unabhängigkeit von Den­ heimatlichen­­ Geseben trägt­­ des Kolonisierenden Briten Unabhängigkeit von Takt und Menschlichkeit die Schuld an dem Halt des Orien­­tale gegen" den Europäer. Pierre Lotti, derselbe Pierre Lotti, der als Offizier der französischen Kriegsmarine jebt vermutlich mit englischen Marineoffizieren Seite an Seite gegen Deutschland­ und­ Oesterreich-Ungarn kämpft, Hat ein feines: und „überzeugendes Buch geschrieben, das­ berufen war, der Welt die Augen über britische Kolonialherrschaft und über die Lebensechtheit Kiplingieher Schilderungen zu öffnen. Sein Titel war ein Kampf aufr „Indien ohne die Engländer.“ (Mit den überzeugten Lesern dieses Buches in Stanfreich seither die britische Weltmacht zur See eine Notwendigkeit, eine Selbstverständlichkeit gew­orden?) Englisc it das Lauern auf günstige Gelegenheiten, englisch . das Biegen des Rechts nach Bedarf. Englisch, tief englisch, ist das Vertehen auf Belgiens , Neutralität Deutschland, gegenüber, die Duldung und Gutheißung der gleigen Neutralitätsverlebung Frankreich) gegenüber. Eng­­hja it die Bekriegung 028" fonturtenten im Kampf um die wirtschaftliche Weltherrschaft, engifh die Wahl des Angerblides, Da dem­ Konkurrenten der Krieg erklärt wurde. Engiifh ist die bleiche Fuch­t vor den­ Deutschen, enahifh ‚die ohnmächtige Sehnfucht nach Deutschlands, Vernichtung. Cugu­ic üt die Sinterhältigkeit der britischen Diplomatie, englisch die­ Feigheit der britischen Strieg­­führung. Er gibh üt der­­ Gedanke, in einen Krieg, wo andere Bölfer zehn Millionen Männer ins Feld­ gestellt haben, mit 150.­­000 gefasten Söldnern mitzutun; und englisch der Anspruch, dennoch s beint Stiedenschiuß für sich den größten Borteil herauszufshlager. Englisch ist endlich, die stärfste elotte Der Welt zur besigen, Die eigenen Bet­­bündeten und Die Berheifungen, Die die elotte fir sie bedeutet, in den Krieg­ retten zu lassen, und­­ dann mit D­ieser lotte an der­ eigenen Küste zu haben und biesen feigen Verrat auch noch als Korollar der Weisheit hinzustellen, daß England seine Vorherrshaft zur Gee hg durch eine ‚offene Deejdlaggt aufs Spiel fegen­ürfe. Englisch it alles, was in diesen Krieg Unehrliches, Ungerades, Tiücliches geschieht, ihm Feuilleton. Stefan Tißn. — Ansdben „Cheinen Sonetten — Bon Nichard Schaufal. ‚Ein Mann! Ein Königreich für einen Mann !* Wir Habens oft verzweifelnd fast gerufen. Da wuchs ein scharfer Schatten rasch die Stufen zur­ Macht en­por, und Tipas Beit brach an. Bir fagn das alte Schauspiel, t­ie der Bann ‚ohnmächtigen Ziwang3 zerfällt, wenn, exit verrufen, alsbald umeingt von des Gefolges Hufen, ein Mann erscheint, der, weil er will, auch Lan. Nicht erst 503 Feindes schwerer Schmiedehamm­er hat ihn Euch, Ungarn, in der Not erschaffen: der Feind fand Euch gerüstet und geschlosfen um einen Her, ein ganzes Bolt in Waffen. Die Trefffichften entfrembet fid) der Sammer des Schwäglings, nur der Starte hat Genossen. .— mm sema sg zusammenfasfende Schilderung der Sal­ajt bei Lemberg. Budapesth September 011 unserem Morgenblatte vom 1()­dM wu die Grunde angeführt welche unsere Heeresstellu­­g " dazu bew so d­em den Rückzug der Ameen aus der0m1e" Lemberz—.l­irkolasow»durchfuhrenn lassen Hmebeschahen wu besonders daraus l­mc­ewiesen, daß nur so das nö­tige Eingreifen der­­ siegreichen Armee Auffenberg in die Kämpfe bei Lemberg gesichert werden könnte. Die­ heutige Meldung des Generalmajors vol. Sen schildert nan ganz kurz und­ prägnant den Verlauf jenes gewaltigen Ringens, der in der Zeit vom 7. bis zum 12. b. Ot. im­­ Raume Rawarussa-Orode im Komarno—Lemberg erfolgte. . Auerst werden Die Operationen der Armee Auf Bei geschildert. Diese befand sich nach der siegreichen CHladht bei­ Komarom­im, Naume Komarov—Tygomee und verfolgte den sich zurückziehenden Gegner nur mit schwachen Kräften, höchstwahrscheinlich bereits auf Grund von der Heeresleitung stammender Instruktionen. Sehr hat die Armee eine in den Operationen großen Armeen vielleicht einzig Dastehendes . Bravourftnd geleistet: sie. hat einfa ein ehrt Eu‘ ge­macht. Was ‚dies­ bedeutet, dazu sei nur<angeführt, das eine Armee nicht nur eine Frontbreite von 30 BIB 50­ Kilometern hat, sondern auch eine Tiefenausdehnung von mindestens 40 Kilometern. un hat man si vorzustellen, wie eine­­ Trainmasje mit ihrem Wagenpart von Taufens den und über Tausenden en 40­ Kilometer breit und tief aus dem Wege geschafft. Wird, um für die Bora rüdung Des Truppenejiquiers Raum zu machen. Hiebei muß man noch berücksichtigen, daß die Traing vor­ deny Feinde immer geschüst sein müssen. "Nach Duckführung dieser schwierigen Aufgabe rückte die Armee Auffenberg 618 zur Eisenbahnlinie Ra 10 as rusta-Horyanice, vor, der­ ‚geschlagenen xujfisten Armee gegenüber in der Linie Komamo—Tygowe u­nd sehr schvacje Kräfte zurüclaffend. Ratohruste, ala, Pivot, benügend,­ machte dann die Armee Auffenberg‘ eine große­­ Gini jgrentaung und traf am 6. Judic Line Rawmuska—Kurmk1cmixesemee wn­­die direkte Verlängerung der von dem Armeen von Lemberg­ befesten Linie Komarno-Grodel-Etargysia Aus der Front Komarno—Ramarussa­­ erfolgte nur unser mächtiger Angriff, der vorzüglich im Naume um Lemberg von entschiedenen Stfolg gekrönt war. Leider kam die uffische Uebermacht zum Schluffe Dori zur Geltung. Die Russen hatten aus der Richtung Cofal gegen Ratvarızla und von Hrubierzöw gegen die an­gelasfenen Kräfte der Armee Suffenberg immer neue und neue Verstärkungen eingeseht. Unsere Truppen bei Ratvas tusta kämpften Tag und Nacht Heldenmütig, sie Haben getan, was überhaupt menschen möglich war, sie an jede Macht die vehemtentesten Zeugniffe der Rufen abe­wehren, wobei die russischen Truppen för mlich wie Vieh zun Chlachten vorgetrieben und tags Darauf an­stelle der abgeschlachteten reiche Kräfte zum Angriff eingesebt « » ; Engebud aus dem Kriegspreßquartier, Von Ludwig Bird, Autofahrt in den Karpathen, Aus einer oberungari­­schen Stadt — von einem Fürzen­ausflug — zurück ins Kriegspregquartier. Auf den S­to­ckt der Stienfamm, den jedes Militärauto mit Ausbruch des Krieges erhalten hat. Siebzig Kilometer Gesch­windigkeit. Die Maschine fliegt darin, und am Wege starten ihr Hal hehaarige Iovati; ehe Mädchen und buntackleidete ruthe­­nischje oranen nach. Tiefejtille, Kane Gegaut, Diese stunt men Seelen werden in Diesen Lagen stündlich von 1 befannten ae Direchzucht. Sie stummen Täler und sillen Seelen empfinden staunerd Die Größe der Welt und Die Buntheit des Lebens. Täler und Seelen werden wiedergeboren: jept liegen sie in Wehen; und heute fan man ned) nicht wien, wie Die Zukunft sein wird. Wie sich diese stille, schöne Gegend, Diese sü­llen Seelen man­deln werden? Uns zum Nuten oder uns zum Schaden? * Das Auto­­ fliegt dahin. Ein Offizier führt e3. Ein Reservist. Im bürgerlichen Leben it. ex, 10. glaube ich, Direktor­ eines großen Unternehmens. Ein Mann von wenig Worten und sicherer Hand, m­it beruhigend, neben ihm zu jißen. Es ist beruhigend, neben ihm zu fiten . . . aber das Auto fliegt dahin und mein­­ Herz wird al­lmählich vom wärmeren Empfindungen­ erfüllt, ala. von­­ wohlfeilem Sich­erheitsgefühl. Der Nefermeoffizier, der­ den Wagen führt, Di Mwortlarg. Manchmal aber spricht er Doc). Er verlangsamt zum Beispiel Die Gesch­windigkeit der­­ Bat. Er ertütt­et „8. will. nicht, Daß Der­ Wagen, den wir überholt haben, im Staube ersu­de.“ Dann kome nen wir an Hensdobbern vorbei. „Achten Sie, bitte, auf Ihre Zigarre,“ sagt er, „halten Sie sie hier unter die Giferverkleidung des Wagens.“ — Anfangs bin ich meiner Sache noch nicht ganz sicher, aber­­ noch einige derartige Worte, und ich verstehe freudig, , daß Dieses Mensch ‘hier, neben, mit mit feiner ratternden Ma­le und Schnellzugsgeschtwindigkeit die mehrere Hundert­tos­meter lange dabit zartfühlend zurüc­gt. Er­­ von edlem und reinen sozialen Empfinden erfüllt. Cr ist Reserveoffizier, aber frei von Der Leifeiten Spur jenen, soldatischen „Schmeidigkeit“, die manche mit der Uniform anziehen, und die sie auf dem­ Leuffik des Autos zu Anett englischer Bru­talität steigern Fan­­er­it ein­reihen. Wieser Herr, aber er fühlt die Ausaamengehörigkeit mit dem leiten zutheniscen Baner. Ein Reserveoffizier: , aber ex repräsentiert un­sere ande Armee. Und wen­n wir siegen, siegen tote deshalb, weil der Geist unserer Monexhie und unseres Heeres so geaxtet it. %* Die Maschine Sauft dahin, und ich sonnte es nie vor« ber, noch fan ic) es jebt ohne tiefe Nachdenklichkeit und staumende Bewegung sehen, wenn in Gegenden, wo man Zugereifen, weil Fein ungarisches Wort hört, ein Biids­child auf einem Haufe plößlich ungarijoj mitteilt, daß sich hier das Matrikelamt befindet. Das Ungartumt befit Doc, wunderbare Kraft­nd großartige Fähigkeiten. Zehn Millionen Ungarn maußten es doc zu erreichen, daß das Blechbhild auf jenem Haufe ungarische Hufsihrift trage und zehn Millionen Ungarn, sind es, Die Dieses ganze Land führen und mit sich forte reißen, Oben auf dem Berge steht die Ruine einer prächtis gen­ Seltenburg. Ungarisc­he Herren haben dort dhemals, zc hauft und Ben Seit und Sein DR Unasztuns « . es fé , 8 A « 4 538 -

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