Pester Lloyd, Juni 1915 (Jahrgang 62, nr. 151-165)
1915-06-01 / nr. 151
. DASTEHLEOND. 7" ee ia weiter dieser Sieg fortschreitet, desto Maren wird das unter allen den Völkern Europas, die an dem Teltenzringen beteiligt sind, Frankreich seelisch am tiefstere unter seinen Folgen leidet. Und das ist auch vollkommen. Bagreiflich. Mud unter der Hypnose der, Eichlagwörter. ringt . sich bei, den " Breiten Bohichten der Vevölferung die Erkenntnis, did daß Frankreich dur; den Krieg nichts zu gewinnen hatte, dass es nur für England und Rußland zur Schlachtbank geführt wird und Daß dieser nun zehn Monate währende Kampf den Tod des französischen ‚Volkes bedeute. Denn wie soll es imstande sein, jemals diesen furchtbaren Aderlas; wieder gutzumachen, den Blutverlust zu erleben, da er davon von dem Kriege fin bezüglich seiner Bevölkerung auf einer rapid absteigenden F befand. Man kann sich Leicht vorstellen, daß trug aller iden Reden der Berufspolitiker und der Fanfaronadenungen die Gemütsverfassung der Bevölkerung nachts zuversüchtlich ist. Und so müssen denn alle Mittel ja, um den finsenden Mut zu erhöhen. Dab va au der Aberglaube mithelfen muß, ist natürlich. Dab dies aber offiziell sozusagen von Amts wegen geschieht, das ist neu. Der „Matin“ enthält im seiner Nummer vom 21. Mai die Erzählung einer angeblichen Prophezeiung an das Haus Hohenzollern, die beweisen, soll, daß, das Jahr 1915 für die Dynastie des Deutschen Kaisers werde ohm Wilhelms des Ersten, verhängnisvoll werden. Dabei ist dem Eichreiber des Artikels eine Reihe von Malherren passiert, die vielleicht am besten zeigen, wie ungeheuer und abgrundtief die französische Unwissenheit ist. Vei allen behauptet der en Schreiber, Kaiser Wilhelm I. sei, der Er hat also an die Griftenz des Naisers Friedrich vollkommen vergessen, troßdem die blutigen Sihfarhten, in denen der damalige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preusgen die Napoleonizischen Truppen bis zur Verniszung jfluc, das Andenken an enen Hohenzollen genug tief in das französische Herz einprägt haben sollten. Wörtlich steht dort: „Guillaume ,Ier, re de Guillaume le Sanglant, qui regne encore, provi 'rement, sur l’empire allemand“. Diese Probe seiner Un- Meniät genügt aber dem guten Mantelod nicht. c erzählt nämlich weiter, daß: bei dem Prinzen, späteren Kaiser Wlhelm I. im Jahre 1849 eine Wahrsagerin erschienen sei, te ihm das Jahr seines Todes verkündet habe und er nennt, wohl gemerkt, im Jahre 1849, Wilhelm „le jeune prince“. Er weiß also gar nit, daß im angegebenen Heitpunkte Prinz Wilhelm bereits 52ahre alt war. War er doch ein Sohn jener noch heute im deutschen Volke so lebendigen Königin Luise, die selbst bereits im Jahre 1810 starb. Und die Prophezeiung? Hier folgt sie. Im Jahre 1834 sei dem Prinzen Wilhelm prophezeit worden, er werde, nach 27 Jahren König werden, nach weiteren 27 Jahren sterben. In ferneren 27 Jahren werde die Dynastie der Hohenzollern verschwinden. Wie man sieht, ist die Prophezeiung jeher bilfig und man am, wenn man will, sie auch ganz Leicht in folgender Weise portieren. Im Jahre 1834 erscheint die Währsngerin und sagt zum Prinzen Wilhelm: ‚Du wirst in 27 Jahren König werden, in weiteren 27 Jahren wird Dein Onkel zur Regierung kommen, der nach weiteren 27 Haben die Niederwerfung Brantreidsa vollenden wird, die Dein Vater begonnen.“ Die Konstruktion und das Gesuchte stehen der Ende zu ehr an der Stirne geschrieben, als bak selbst das abergrünbisdjeste Gemüt Fe Befestegte ‚ernst nehmen könnte. Die Heine Episode ist nun wervoll, um zu dokumentieren, daß selst die, Regierungsfreise bereits in Paris zu Altweibergeschichten, zu Tagtragereien und zu Fraffem Abergflauben ihre Zuflucht nehmen, um daß Gemüt des Volkes aufzurichten. Dit welchen Leichtsinn und mit welcher Oberflächlichkeit aber in Frankreich. “gearbintet wird, das sieht man daraus, daßs der Auftrag einem Menschen gegeben wurde, der weder in der französis—en noch in der deutschen Geschichte zu Hause ist, und dem daher in der kurzen, ‚Faum vierzig Jahre zählenden Erzählung zwei grobe Historische Goljinger passierten, deren sich bei uns jeder Woltsichifer aber sehr energisch schämen würde. " Falsche Gerüchte,""" .2oi»u.skanti«3i1vT-e-Zasw Die»Agetijce«Telä«grapzijigueMillt"s«ist·««wn"J»«Seicke ermäischtigt sich aas irs Weisen dies Dreivestammende»Meldung,wonach sin Smyrim sachkuhhafte Italiener belästigt und genätigt worden freien sich nach Vorlaguflüchten, zu dementieren, es, fellos schwer bedroht, als im den dem S Kriegsausbruches vorangegangenen Verhandlungen die Frage der Berihhtleistung auf gewisse Grenzgebiete auftauchte. Alle verantwortlichen Faktoren der Monarchie haben diejag Dpier als eines den aller ihm weriten empfunden. Das sie widerstrebenden Herzens, der mit ernster Saftung im äußersten Falle zu bringen bereit waren, um von dem Reiche und insbesondere von der Grenzbevölkerung das Unglück und die Vermüstungen fernzuhalten, die ein neuer Krieg mit einem mehlgerüsteten Gegner im Gefolge haben mußte. Die Bevölkerung unsere Grenzgebiete hatte auch die Größe des schmerzlichen Opfers zu würdigen verstanden, wie nicht minder die reinen Beweggründe, die diesen Gedanken eingegeben hatten. Heute gilt diese Phase der Verhandlungen längst als erledigt und abgetan. Italien hat die hochherzig zum Frieden gebotene Hand zurückgestogen. Seine Staatslenker haben in Mikadjuna des einigen sittlichen Gesetes, das die Beziehungen der einzelnen wie Die Der Völker untereinander beherrschen soll, ihr Boli in einen Krieg getrieben, den sie vor ihrem Gewissen nicht verantworten können Unter Verlegung Elarer Vertragspflichten hat sich Italien, das dem Bündnisse mit ung und dem Deutschen Neiche drei Jahrzehnte der Blüte und des Machtzumachtes verdankt, den Feinden seiner bisherigen Verbündeten zugesellt, um die Monartie heimtücke zu überfallen und gewalttätig zu berauben. Damit it eine völlig neue Lage geschaffen und Italien, hat selbst alle Anerbittungen zunichte gemacht, die für den Fall friedlicher Verständigung gemacht wurden. Von diesem Zeitpunkt an bleibt der Monarchie nunmehr die Mflicht, ihre ganze Last anzubieten, ihre territoriale Integrität und jedem Ball angestammten Bodens an ihrer südlichen Grenze, die Kellmaurern Tirol und Kärnten ® ebenso, wie das Küstengebiet, mit eiserner Faust zu verteidigen. Diese Pflicht werden alle Wölfer des Reiches mit opfermutiger Hingebungsvoller Begeisterung erfüllen unterstübt von der treuen Waffenbrüderschaft der verbündeten deutschen Heere Die Bölter unseres Neides, deren Kraft und Einigkeit sich in zehn Monaten unerhört gewaltigen ruhmrreichen Ringen zu Bewunderung den ganzen Melt bewährt hat, werden sich noch inniger zusammten- Ichließen im Bewwußtsein ihrer unbezwungenen Kraft, im Vertrauen auf den unausbleibicchen Sieg der guten und gerechten Cache. x ««." In besvegten Worten WankteT Landeshauptmann Monsignor Dr.Faiduttisk für die von der Regierung zugesagte Unterstützungiknds Hilfeleistung.Gleizeitig bat er den Ministerpräsidenten,im Namen der Erschienenen und des rdsurci·se,vertretenen Bevölkerungs,den Ausbruch wunerschütterliser patriotischer Gesinnung, sowie treuer Anhänglichkeit an die erhabene Berson Sr. Majestät und das Reich an die Etufen des allerhöchsten Thrones gelangen zu lassen. De Ministerpräsident erminderte, daß es ihm eine hohe Genugtuung sei, Diesem Auftrag zu entsprechen. " Der Krieg mit Italien. Ministerpräsident Graf Stürgkh über den Krieg mit Italien. _ . Wien,31.Mai. .Heutevormittag erschienen«bei dem Minsterpräsidenten Grafen Stürgkhj die Reichs-MAS-und »Landtagsabgeordnete und Landeshauptmann Monsignori Dr.Faidutti,Dri Bugiatto und I Spadaro, nun über die Organisierung der Flüchtlingsfürsorge für die Bevölkerung der evakuierten Gebieterin der Grenze gegen Italien Rücksprache zu pflegen und"verschiedene Angelegenheiten"zu beraten.Bei diesem Anlasse wurden die duch den Krieg mit Italien geschaffenen Verhältnisse in den Grenzgebieten eingehend erörtert. Hiebei gab Ministerpräsident Graf Stürgh dem tiefsten Meergefühl, der unwärmsten Fürsorge und der Teilnahme der Regierung für das Schidsal der durch den Krieg zunächst berührten Landesteile und ihrer Bewohner Ausbruch und versicherte nachdrücklich, Dag Die Regierung alles, was in ihren Kräften steht, vorfehren werde, um nach Tunlichkeit die Lage der durch den Krieg von der heimatlichen Scholle Vertriebenen zu erleichtern. Die fatjerz und reichstreue Bevölkerung unserer südlichen Grenzgebiete, bemerkte der Ministerpräsident, bedarf genß in der jnneren Heimsuchung, von der Tier betroffen imurde, des Trostes und der Ermutigung. Sie hat vollen Anspruch auf die Gewährung moralischen und materiellen Beistandes. Diese Bevölkerung mit ihrem oft erprobten politischen Sinn und dymastischen Empfinden hat es amein Prinz Schönburg bei dem König. zu Wien, 31. Mai.‘ . Der Majestät empfing vormittags den Botschafter beim Batifan, Bringen Schönburg in halbstündiger Audienz. Die Rede des deutschen Reichsfanzlers. wenn. Stodholm, 31. Mai, „Dagen“, das einzige Blatt, das die Rede des Reichsfanzlers kommentiert, schreibt: In einer stolgeren und Lareren, Sprache‘ kann kaum geschildert werden, was eine aroe Nation unter Sicherheit versteht. Man muß, blind vor Stoll, sein, um nit Bewunderung Sympathie und Aichtung für das deutsche Volk zu hegen In von philosophischer Kraft getragenen Worten verdolmetscht der deutsche Reichkkanzler seines Wortes Gefühle gegenüber dem neuen Feind: Italien. ja Die dijidvor di El Henju .abgereilt . Die Abreise unserer Morfuli. (Telegramm des Bester Lloyd“). DEE Sas Lugano, 31. Mai, in Biacenza festgehaltenen Bjterreiungarischen Konsuln von Genua, no, Bologna und Bari sind, wie die exit jet bekanntgeben läßt, Schon vorgestern agy alen szei « Eine erzherzogliche Billa Öffentliches italienisches . «« Lugano, 31. Mai. Die Villa in Biareggio, wo fich : die Gräber Der Bourbonenfamilie Barııa befinden, wurde gleichfalls von der Bolfsmenge erbrochen und als öffentliges italienisches Eigentum erklärt. · s. Eigentum, ,N Aufhebung der Internierungsmassnahmen, Telegramm des „Bester Lloyd“) S . « « ’Frankfurt,31.Plan. Die „Frankfurter Zeitung” meldet aus Lugano: Die Verfügung, wonach deutsche, österreichische und ungarische Staatsangehörige unter 60 Jahren Italien nicht verlasjien dürfen, ist seit gestern wieder aufgehoben worden «« — [ 2 Diem MRS ; .« Die Blocade der albanischen Kräfte, — von unserem Spezialbericht erstatte. « 1 "Chiasso,31.Mai.Die Südgrenze der Blocade von Albanien wurde weiter nördlinac Asprituge verlegt. Dies gescgab wahrscheinli wegen eines Einsprunges Griessenlands. 4 « «Rain,31.Mai. Eine amtlicce Erklärung besagt daßkchie Blockade der albanishen Küste von der montenegrinsischen Grenze bis sk Aspri Ruga(weiße Straßensteitiges schwankt-wird-Demgemäß·-sinds-die geographischen« Blockadegrenzen des albanischen Territoriums.:Im Norden 41 Grad 52 Minuten nördlicher Breite und 14 Grad 22 Minuten 40 Sekunden östlicher Länge von Greenwich, im Süden 40 Grad 9, Minuten 36 Sekunden nördlicher Breite und 19 Grad 35 Minuten 45 Sekunden östlicher Länge. Die neue Sperrlinie geht zwischen Kap Dtranto und Aspri Ruga. , s - Warnung vor Alarmnachrichten.«« —-VoniinseveinSpezialkorrespondenten·—s« . - 1 E € hHiaffo, 31. Mai, Gestern abend fand ein zweieinhalbstündiger Ministerrat statt. Eine Mitteilung des Ministeriums an die Presse warnt vor Alarmnachsichten über die Kriegsoperationem, N j — Berechtigte Beschwerden des „Avanti“. ,,Avanti««erhob du’rch Vermittlungs des Mailänder sozialdemokratischen Bürgermeisters Caldara und der Deputierten Treves und Beltrami bei dem Ministerpräsidenten Salandra Beschwerde wegen fortgejegter Unterbrücung seiner mit dler ® 4 bahn versandten Zeitungspakete und rn m anderer willkürlicher Störungen seines Abtages. Das erneuert auch sein Ansuhen an die Regierung, nur alle bedenklichen Kriegsbegebenheiten zu verschweigen. «"« « Lugano,31.Mak. att 12 vn hatte, Gesinnungswechsel eines Senators. Lugano, 31. Mai. ‚Der Senator Eugenio Valli, der Häufig im ‚Bopolo Romano“ über Dreibundtreue und auch hinsichtlich Oesterreich-Ungarn vernünftige MUntifel geschrieben eröffnt auf Errichtung eines Denkto mals für Diretdant in Tetest eine Geldsammlung, für welche er selbst 500 Xire’ zeiihnete. SD’ Annunzio im italienischen Generalstab, (Telegramm beg ‚„Bester Lloyd) / Wie die,,»Tribima""erfährt,hat Generalstabsagepr dorna de Awnunz sio zum Leutnant in seinem Gefolge ernannt na fiera Lugano, 31. Mai. hie r Plünderungen. - Bou Inferem ESpezialberifterstatte. — / TR »Chi-as«sp,31.«9igi. Wie der „Avanti“ berichtet, haben sich die Plünderungen auch auf die Brechung ausgedehnt. Eine, aus Mailand gefommerte Bande verhastete borgestern die Fabrik der Gesellschaft Meccanica Lombarda und ein Kinotheater in Monza. Die Mehrheit der Bevölkerun und die Stadtvertwaltung von Monza sind sozialistisch und opponieren lebhaft gegen den tg Sen dem „Avanti“ war die Polizei von dem Zuge der Mailänder Bande vorher unterrichtet. Telegramm des „Reiter $10yb") Wie Genfer Blätter dortigen Geschäfte der Schweizer vom Böbel geplündert. Zahlreiche Schweizer sind tätig angegriffen worden. Die Polizei kam einige Bernhaftungen vor, die Verhafteten wurden aber halt wieder auf freien dub gelebt, aus Turin melden, wurden. « · ER _ """Die Ausschreitung ein in Mailand. (Telegramm des „Reiter Lloyd“) ,. Lugano, 81. Mai. Infolge der Vorgänge in Mailand sind, der dorthny Rräfertud Quästor abgelegt und der Staatsrt Marchese Carris zum Zivilkommissär nannt worden General Spingardi ist seines DER als Kommandant der Stadt Mailand enthoben worden. Wie sich Italien Kriegsgefangene verschafft. Lugano, 31. Mai. Die Italiener schafften etwa 200 elendgenährte und schlechtgekleidete Leute, welche sie bei der Webeischreitung der Grenze oder womöglich in Italien selbst aufgelesen hatten, als HEZ EGLHERÓ Kriegsgefangene nach Pracciano bei Rom, wo ein Konzentrationslager ist. Nn Verona, Brescia und anderen Orten wurden etwa je 20 sogenannte Striegegefangene, Die sämtlich italienischer Nationalität sind, geschafft 6