Pester Lloyd, Juni 1915 (Jahrgang 62, nr. 166-176)
1915-06-16 / nr. 166
,- ,·--,WIT«(I,(huck-;-».-—-7-7-,,-Zs1-I-«;z-.II-«T-sts·is-;.i-— -—-,: RUNDE · HN eirit ‚uno am : j . » s-« ee ee F. ee ee en Meldungen der deutschen Oberien Heeresleitung. Das „ng. Tel.Korr.-Bur.” meldet aus Berlin: Die Franzosen holten sich gestern neue Niederlage. 18. Im erlittenen schweren Verluste retten “sie ihren Durchbruchsversuch auf der “Front Lievin—Arras mit großer Zügigkeit fort. Die mit einem ungeheuren Damittondeufwand vorbereiteten und in dichtem Wall vorgetragenen französischen Angriffe hinen, abermals in dem Feuer — unserer braven Truppen unter den Ädwersten Berlusten für den Feind f ausnahmslos zusammen. Nordwestlich von Moulin sous Tou "— vent (nordwestlich von Soiffons) gelang es umso nicht, die am 6. Juni verlorenen Grabensuücke wieder zu nehmen. In der Champagne nördlich von Perthes und von Re Mesnil lebte der Kampf stellenweise wieder an ohne da der Feind einen Vorteil zu x ‚erringen vermochte. . Am Sonntag wurde die Kirche in Leffinglohe südwetlich von Dostende während des bürgerlichen Gottesdienstes von feindlicher Artillerie betrh offen; mehrere ‚belgische Zivilpersonen wurden verlekt. " Geestern ist die offene Stadt Karls‚rube, die in keinerlei Beziehung zum Striegs — fdbauplate steht, und nicht die geringste Befestigung aufweist, von einem feindlichen Flugzeuggeschwader mit Bomben beworfen “worden. So,unweit bisher „bekannt, fielen elferh and sechs verwundete Bürger dem Ueberfall’ zum ‚Opfer militärischer Schaden konnte egamtüzhió nicht angerichtet werden. — Von einem unserer Kampffluggene. wurde ein Flugzeug aus einem feindlichen Geschwader herausgeholt. — Die Scraffen sind tot. Ein anderes feindliches Flugzeug wurde bei Schirme zum Landen gezwungen. a.’ Derlicher Siegsschauplan. Beitlich Szawle erstürmten deutsche Truppen das Dorf Dausse und wiejens Unsere neugewonnenen Stellungen Hifi und östlich der Straße Mariampol—Kowno wurden gestern wiederholt von starten feindlichen Kräften vergeblich angegriffen. Wir suehen auf der Front Lipomo— Kalmwarja vor, drangen in die russischen Linien ein und eroberten Esa vordersten Gräben. « Auch am Drzye gelang es unseren angreifenden Truppen, das Dorf Jednorozec (südöstlich von Chorzele), die Ezerwona, Gora und die Brüderit davon im Sturm zu nehmen. Bisher an dieser Stelle 825, gefangene Rufen. Feindliche Angriffe gegen unsere Einbruchsstelle nördlich von Bolymow scheiterten. Süd-Machst Kriegsschauplatz. Dem in der Schlacht am Is und 14 Juni von der Armee bes Generalobetíten v. Maz densen geschlagenen Gegner ist es nicht gelungen, in seiner rückwärtigen vorbereiteten Stellung nordwestlich von Jamo vom Fuß zu fassen. Der Feind wurde geworfen, wo er sich stellte. Die Beute mehrt sr. Durch die scharfe Verfolgung sind auch die russischen Truppen südlich der Bahn PBrzemysl—Lemberg zum Rückzug gezwungen. Truppen des Generals von der Marcht nahmen gestern Moscista. Der rechte Flügel der Armee des Generals 2. Linsingen stürmte die Höhen unweit erreichte Die fi Serupol, ihre ‘Kavallerie " Gegend südlich von Mariampol. Oberste Heeresleitung. Berichtigung im deutschen amtlichen Bericht vom 13.Juni hat sich ein Drudpehler eingeschlichen. Im Berichte heißt es, daß der Cinbruch in die russischen Linien u Bolymom stattgefunden hat. Richtig it, daß Derelbe nördlich Bolymom stattfand, wie es von aus Dem Tagesberichte vom 12. Juni hervorgeht. « # reine ERZILELERBB . Großes Hauptquartier, Westlicher Kricasilianplat. 15. Juni, Vier Ofen, 1660. Mannie gefangen Troß der am genommen, 7 3 | | ac Tehlacht in. app fistorische Tragweite dieser Kämpfe -- von unserem Beriäterstatier im ‚Riiesäpeee quartieriiner PR Sriegspreßquartien, 15. Juni, - Infolge der seit borgestetn laufenden: Dur = b Brenhsoperation öfefih"und Füröf"Tod von Jaroslau, im Mattie, der such die Strafe Radymno-Jaworot durchquert, ft der Offensivanschluß an die Armeen Sinsingen und Pflanzer-Baltiner» reicht und hiedurch der Vormarsch der von Sieniawa bis über die belsartabtiche Grenze reisenden Er ein " einheitlicher getvorden. Bon San’yer ist der fünfe Flügel dieser über 300 Kilometer langen Front in stetem, wenn auch dur den Widerstand der hier angesammelten, erheblichen feindlichen Kräfte verlangsamtem Bordringen begriffen, während am Dnieftilaufe, wo aller "beint " S$lußübergange Balekezyti der Feind um den Besis sämtlicher Brücentöpfe überall verzweifelte Anstrengungen macht, die Armee Pflanzer in der günstigen Lage it, ihre erfolgreiche Offensive auf alles in: Betrágt kommenden Dirtschaften und Punkte zu erstreben,. ‚Zweifelsohne ist der Ausgang. Dieser $tümpfe, die von Stunde zu Stunde an entscheidender Wichtigkeit zunehmen, nicht für so bald zu gewärtigen, und angesichts der ganz verzweifelten Anstrengungen der Rusien, Mefe ihre dort ansjichtli lette Stellung in Ostgalizien mit allen verfügbaren Kräften zu behaupten, fan vorderhand bloß auf die Ueberzeugung beftinformierter Stellen hingewwiesen werden, daß Der ‚gegentärtige Kampf einen für unsere Waffen denkbar günstigsten Verlauf nimmt. Aus ‚der ganzen Kampflage von Nordwest, bis ‚Cüdoft läßt sie aber die hervorragende Tatsache ‚feststellen, da es dem Feinde auf seinem Mbschnitter gelungen is, sich von "der Front der Verbündeten losguldfen. Dies it gleichbedeutend mit dem Umstande, das Dem see die Möglichkeit einer Retablierung und Umgruppierung in weiter zurückliegenden Stellungen hies mehr möglich erscheint. ’" Frivole Prophszeiungen wären in diesen ernten, Augenblick nicht am Tat. So möge denn der ‚Hin ‘weis darauf genügen, daß die Ereignisse der gegenwärtigen fejidfalsjärmeren Stunden vor Historiker Tragweite seinen. Das sind dann jeweils Die Vertreter des Gottesgedankens auf Erden, das sind die auserwählten Böller. Das waren die Griechen, das waren Die Juden. Und das auserwählte Wort dieser Jahrhunderte ist das deutige Bolt, das „Sürwaht, it eine Auffassung, die so undeutsch wie möglich ! Bei den lateinischen Böltern ist . Die Fu mredigteit ein Teil des angeborenen Weberschwangs, durch den mancherlei Phantasmagorien, Einbildungen, Lügen eine gewisse Entschuldigung finden. Der tief innerliche, nach Selbsterkenntnis ringende und infolge Strebens nach idealer Vollkommenheit demütige Deutsche wird nie dazu gebracht werden, als Mitglied eines’ ‚auserwählten Boltes zu printen. Diese Vorstellung, die in vielfacher Verkleidung bei einzelnen Völkern zu finden is, trägt den Keim alles internationalen Unheils in sich. von der Einsbildung, hoch über allen Völkern zu stehen und auserwählt zu sein, bis zur Kriegserklärung it nur ein Schritt. Die auch für die Erzfeinde unter ihnen. So lange das dautssche Bolt an dieser höchsten aller Tugenden festhält, wird es seine Niederlegenheit gegenüber allen Feinden behaupten, deren Schwäche eben darin liegt, daß sie in hauvinistischen und jingeistishem Wahn ihre Kräfte weit übertragen, den Gegner von vornherein als minderwertig verachten und zu seiner Wertschälung erst durch eine Reihe stattlicher Niederlagen erzogen werden müssen. Frankreichs unverkennbarer Niedergang ist Hauptsächlich darauf zurückzuführen, da Scriftsteller vom Schlage Sombarts das Bolt als Grande nation durch Lob: einzelnen Etappen dieses Großenwahns bilden die Vorstellung von Ausleben der großen Individualität, das Necht auf eine Vormachtstellung, die im Namen des heiligen Egoismus gefordert wird und die in einem phrasenhaften Patriotismus Die vollgültige Entschuldigung für jede Ver rg ‚findet. Solche Geistesdisposition, die Bombart in dem Deutland der Treue und Nedlichkeit verbreiten will, ist geradezu Das Verhängnis der europäischen Zivilisation. Wenn es ein würdiges Ziel für Die geistige Arbeit gibt, so liegt es darin, Die Neigung zu solcher Entartung entsti zu bekämpfen. Was Deutschland vor allen aus: "was Die unversiegbare Quelle seiner Kraft aus: "— zerchne "macht, ist die Fähigkeit zur Gerechtigkeit für alle Völker, ma Derzushhniei, feinen Gröfenmahn, bald in Der Form der „Gloire“, natürliche verstärkten, bald als „Revanche“ unterstügten. und, Die Tendenz nationaler Ueberhebung ins Angemessene As die Barifer Boulevards vom Gescrei „Revanche pour Sadoya“ und bald darauf von den Rufen „a Berlin“ widerhallten, wurde dieses Waffenjungentum als elementarer Ausbruch eines erhabenen Nationalgefühls gefeiert, dem nichts in der Welt widerstehen könne. Von diesem Tage der demagogischen Erhigung datiert der unaufhaltsame Niedergang eines hochbegabten Wolfes, dessen tragische Schuld darin gelegen, Daß es nicht müde wurde, sich als grande nation feiern zu lassen, bei der die anderen Völker z um Erlaubnis fragen sollten, ob es ihnen gestattet sei zu leben, zu gedeihen sind emporzuformen. Diese Gesinnung hat nun abermals eine große Niederlage erlebt. Die man vergebens versucht, anderen‘ Ursahren zu zuschreiben, während sie tatsächlich nur die Verzerrung und Entartung des N ME eiotismus herbeigeführt hat. Aber nicht allein das wegwerfende Urteil Sombarts über englische Philosophie und Kultur. Die gehäfsige Verrennung des britischen Staates und seiner Geschichte erregt lebhaften Widerspruch).. Mag es damit jeder halten, wie er wolle, Auch verstehen wir den tiefen Groll und die Abneigung gegen das perfide Albion. Denn selbst ein Mann, der entsclosfen it, mit größter Selbstüberwindung Gerechtigkeit gegen Das arrogante Angelvolt zu üben, wird aus dem Unterbewußtsein tiefe Spuren von Miderwillen nicht auszus merzen vermögen. Allein etwas anderes ist es, Die Beute einer ügeyinsttnenden Empfindung zu sein und etwas anderes ist es, das Dogma des Völferhafses mit doftrinärer Selbstgewißheit vorzutragen. In diesem Zusammenhang entwicelt sich dann das Gefühl eines nationalen Düntels und einer Anzumaßung, die jeden Augenblick furchtbare Erplosionen herzvorrufen. Wenn wir einige Hoffnung hegen dürfen, daß die Zerwürfnisse zwischen den Böltern seltener werden, so bildet die einzige Gewähr dafür, daß der Sinn für Berechtigkei, die Achtung vor den NMedter allmählich eine Ausdehnung erfahren, und nationaler Mederhebung sciwinden’ werden! antwortungsvolles Beginnen, wenn ein“ Chriftsteller, sich ein ausgedehntes Wublikum erworben, so offen gegen den Bölferfrieden frevelt, allerdings steht Sombart auf. Bon Standpunti, daß er Krieg feiner ekel, fondern wie ein Stahlbad auf Die erschlafften Nerven der Völker wirkt. Sombart predigt geradezu den Krieg als die Befreiung von Verimpfung, er sieht im Krieg den hohen Feiertag, an dem der Glanz des Heldentums alles andere verdunkelt. Als ob ein guter Mensch nich Tag für Tag Gelegenheit hätte, die schönsten Tugenden der Menschenliebe, der Selbstentäußerung, des stillen Heroismus zu betätigen! Als ob das Beffermorden, wenn es auch glänzende Beispiele von Heroismus Liefert, nicht andererseits auch befragenswerte Hüge von unglaublicher Verwilderung aufweist! Diese Auffassung, die in schroffer Maßlosigkeit das ganze Buch durchzieht, hat uns ins Herz geschnitten., Wir befennen uns frog, Niegide und Sombart zu der uwerzeihlichen ‚Sentimentalität, daß Kriege nur geführt werden dürfen, wenn sie unvermeidlich sind, und daß den Strieg willkormen, heißen,, weil er angeblich die Rettung von Versumpfung bedeutet, uns als Frivolität ohnegleichen erscheint. Sombart sagt von der Friedenszeit: „Man sah: die Menschheit im Mahlleben verkommen, ss paaren, den Bauch vollschlagen, den Darm entleeren und sinnlos hin „und wieder rennen. Es war eine Herabwürdigung der , See, aber auch des Plichtgedankens, wenn man dahin gelangte, in der Hingabe an eine Aktiengesellsshhaft in ihrer Gewinnerzielung das Höchsste und Größte erbliden zu müssen." Mit solchen Redensarten, die sich seitenlang fortspinnen, will Sombart erweisen, daß eine Lange Friedenszeit uns erträglich sei und daß der Strieg die einzige Rettung ge “, Verpöbelung und Entartung bedeute. Wir hoffen im teresse der Beffer Europas, daß diese Keen hur beide vom Webermenschentum angekräntelten, erabierten Minderheit Anklang finden werden. Von Louvgse wird erzählt, da; als sein Herr, als Ludwig XIV. die Konstruktion eines Fensters in den neuerbauten Tuilerien tadelte, aus« ‚gerufen hat: „Man muß verhüten, daß Se’ Majestät. fi un. folcbe Dagatellen fünmere, man muß Krieg führen !* Gewignt das ein ungeheurer Bunismus, und wir gestehen unsere Unfähigkeit ein, einen Unterschied zwischen der frivolen ‚Aufraffung des Höflings und der Stahlbadtheorie des gesehrten Professors auffinden zu können. “anderer Völker. die“ Wahnindeent, (es ist ein vers Der