Pester Lloyd, August 1915 (Jahrgang 62, nr. 227-240)
1915-08-16 / nr. 227
·n s: « . ».«j AMICI ZEIT jaber Bagi in und Barrós besingen : "ein entwöttertes Land. Im „Rietich“veröffentlicht je. bekannte russische "Defonom Tugen-Baranomofij Betrachtungen über das "Ruhland des Krieges, die in "dorfer und aufrichtiger Weise "das Bild der Wirklichkeit schildern. „Bald wird sich," so führt ‚der engfische Gelehrte aus, „Der Tag des Kriegsbeginnes fähren und das Ende ist noch nicht zu sehen. Der Widerstand Deutschlands wurde nicht nur nicht ‚gebrochen, sondern die Deutschen beseßen 'unaufhörlich ein Gebiet nach dem anderen“ „Man glaubte,“ sagt Tugan-Baranomwetij, „daß Deutschland in einem halben Jahre sein Brot haben und Hunger leiden wird, daß der Mangel an Nähstoffen die deutsche Industrie lahmlegen und schließlich die deutsche Armee des Kriegsmaterials, wie Waffen usw., berauben wird. Ein Jahr ist vergangen, und welches Scauspiel erleben wir nun? Die Deutschen essen zwar von seit mehreren Monaten fein reines Weizen, ja nicht einmal Roggenbrot, aber sie Hungern nicht! Schon seit vielen Monaten haben sie zwar wenig Kupfer, aber die deutsche Armee überschüttet genau so wie früher ihre Gegner mit den Geschäften; durch den Mangel an Baumwolle wurde die ganze gigantische Baumwollindustrie Deutschlands nahmgelegt, die Armee ist aber wie früher ganz entsprechend ausgestattet usw. Mit einem Worte, " e3 hat ich herausgestellt, daß nach einem Jahre des Krieges, unter den in der ganzen Kriegsgeschichte nie genannten, für ‚eine kriegführende Macht ungemein schwierigen Bedingungen, die wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands nicht nur nicht erschöpft sind sondern anscheinend sogar größer wurden. M Wenigsten gingen die deutsen Truppen beim Beginn des Krieges nicht so freigebig um, wie sie es fest mit den Geschäffen tum. Ueberhaupt kann man vorläufig seine Anzeichen einer wirtschaftlichen Erschöpfung Deutschlands wahrnehmen: „Worin liegt denn das Geheimnis dieses wiedervollen Erfolges Deutschlands?" fragt der Berfafjer. Er antwortet selbst: In der planmäßigen nationalen Organisation der Produktion und der Verteilung der Produkt: „Das Geheimnis des deutsen Bolfes liegt darin, daß er in allen feinen Schichten von dem einen Bunde, von dem einen mächtigen Willen durchdrungen ist — zu siegen! Dieser Wille des ganzen Volkes gestattete 8. Deutschland, binnen einiger Monate das ganze grandiose Cyjtem der Poliswirtschaft umzu ändern, sie den Bedürfnissen und Bedingungen des Krieges anzupassen und eine einfach beispiellosje wirtschaftliche Revolution durchzuführen“ Es ist in Deutschland der Fall, und „was sehen wir in Rußland“? Der Betraffer beruft sich hier auf die Bedobachtungen, die er während seines Sommeraufenthaltes in dem Gouvernement Poltawa zu machen Gelegenheit hatte, und sagt: „Selbstverständlich vergibt man auch bei uns nicht an den Krieg, und wie könnte man ihn auch berreffen wenn beinahe aus einem jeden Hause einige Männer im Felde stehen und viele bereits gefallen sind, wenn die Spitäler mit Verwundeten überfüllt sind und man hie und da Kriegsgefangene sieht?... Jeder ist sich des Krieges bewußt, aber dieses Bewußtsein is ganz anders, nicht so,wie bei unseren Gegnern. Es ist ein Bewußtsein, dem nie eine gat folgt. Man betrachtet den Krieg als etwas dem Leben der Bevölkerung völlig fremdes, etwas, woran die Bevölkerung seinen Anteil nimmt und nicht nehmen kann. Die Intelligenz lieft zwar die Sriegdberichte in den Zeitungen, auch manche Bauerntum dagselbe. Diese Zeitungsleser bilden aber eine verschwindende Minderheit. Die breiten Massen lesen dagegen feine Blätter und erfahren nur selten und zufällig, daß unsere Truppen , Erzemyől erobert" oder „Lemberg geräumt” haben. Aber weder die Bettung dlejer noc die Nidgtlejer befunden irgendein Interesse für die Kriegsoperationen. Dies alles mwidelt sich ohne geringste Teilnahme der Millionen von Menschen ab, die zu Hause geblieben sind.“ Und zum Schluffe ironisiert Tugan-Baranowskij das Gerede von der „Mobilmachung der Industrie“ in Makland. Die Industriellen bilden,wenn sie noch so patriotisch gesinnt sind ,bloß einen unbedeutenden Teil des Volkes Rußland fehlend, an der wiätigsten Sache — an der Teilnahme des ganzen Bolfes an dem Kriege Herr Tugani Baranowskij ist als Russe zuverlässig Er ist Gauch als Gelehrter So darf man seinen Ausführungen Wende Wichtigkeit zumessem Die Verordnung des königlich ungarischen Ministeriums, in der eine«’verschärfte Kontrolle der Ausländer,die unsere Grenzen passierenj vorgesehen ist,wird auch vom besonderen —Standpunkt«oder Publizistik Genugtuung hervorrufen.Die große Milde mit der die ungarische Regierung sogar gegenüber den Untertanen feindlicher Staaten vorgegangen ist und vorgeht, hat nicht den immer richtigen Dant gefunden. Wir haben in dieser Rubrik mehr als einmal Gelegenheit gehabt, darauf Hinzumeilen, das in Beitungen vom Collage der „Morning Bost“ und des „Petit Barifien“ Berichte über die Berhöbnisse úr. ‚Deiterreich und in Ungarn. erschienen sind, « langdwgs in einma BEAT or 02% Zeugen angesehen werden mußten.JM,Petit Pausen«ging di der „Berichterstatter” so weit, als Belege für die Wahr- Haftigkeit seiner Ausführungen durchlochte Wiener Straßenbahnkarten. in der Abbildung. vorzulegen. Auf diese Weise haben diese , Berichterstatter" Züge der Wirklichkeit mit erfundenen Geschichten , vermengt ihrem Leserpublikum präsentiert und ihren Tendenznagrichten so den Schein der Wahrheit gegeben. Hiezu kam noch das Unbehagen, das jeden Ungarn und jeden Oesterreicher erfassen mußte, wenn er erfuhr, das Berichterstatter der französischen und englischen Hebpresse in unseren Städten lufuwandeln, denn man konnte diesen Herren Dinge zutrauern, die über die „Berichterstattung“ beträchtlich schuldhaft hinausgehen dürften. Wie kamen diese Herren nach Ungarn und Oesterreich? " Gewikp nicht als Berichterstatter Barifer und Londoner Hebjournale. In den meisten Fällen haben diese „Berichterstatter” einwandfreie Auslandspässe, oft genug Auslandspässe neutraler Staaten vorweisen können und die formale Raprevision Hinderte nicht ihren Eintritt in unsere Gebiete, Hinderte nicht die Ausfuhr ihrer Notizen. Der Ministerialerlaß, der heute zur Verschärfung der Kontrolle der paßpflichtigen Ausländer veröffentlicht wurde, ist geeignet, hier einen Riegel vorzuschieben. Im „ Bester Lloyd“ wurde bei den oft genug sich bietenden Gelegenheiten auf die Notwendigkeit einer Verordnung wie die heute vorliegende b hingewiesen. Wir freuen uns, das rechtzeitige und schnelle, sehr wirksam ausgestattete Verordnungswert als gute Tat, als ein Stich unserer besseren Verteidigung begrüßen zu können. £ . Im Vordergrund der Ereignisse,die sich in der frginszosischen Kammer abspielen,sieht die Gestalt des Kriegsministers Millerand E ist keine rühmliche Rolle,die dieser Kriegsminister spielt In offener Kammersitzung wurde der Vorwurf gegen ihn erhoben,daß er den Generas lifsimus der im Felde stehenden französischen Armee gegen das französische Parlament scharfmache. Die französische Geschichte it an Analogien für diesen Fall nicht aran. Das Jahr 1870/71, die Namen Mac Mahon, Tiers, Napoleon der Dritte erweden einen Frei von Erinnerungen, die ihre Beziehungen zu den neuesten Ereignissen im französischen Parlament haben. Wir wollen auch nicht sagen, daß in diesen Ereignissen die Persönlichkeit Millerands entscheidet. € 3 besteht sein . 3 Zweifel, daß die ernsten Menschen in grantreich klar genug sehen, um zu erkennen, daß das Spiel für Stanfreid berloren ist. Die bitter erfanfte Allianz mit Napland hat si als eine durchaus verfehlte Spekulation ermiesen, und daß Frankreich von den Engländern oder den Italienern gerettet werden sollte, glaubt Fein denkender Mensch in Paris. Mit dem Zusammenbruch der russischen Armee war für Frankreich dieser Krieg entschieden, entschieden im Sinne der todsicheren Niederlage. Es ist also natürlich, daß die Kriegspartei, die diesen Krieg entflammnte, um ihr an das russische Bündnis geknüpftes Dasein zu rechtfertigen und zu verlängern, heute‘ Austda hält, um Rettung zu suchen für den Tag, an dem das Debacle ihrer Politik offenbar wird. An dem politischen Stanfreidh gibt es für diese Herren feine Nettung. Aber an der Westfront steht eine große Armee und auf sie richten sich die Hide der Herren von der zusammenbrechenden "Kriegspartei. Diese Armee, oder wenigstens doch ihre Führer haben in den rechten Jahrzehnten " alle Veranlassung gegeben, an ihrer republikanischen Verläßlichkeit Zweifel zu hegen. Und diese Unverläßlichkeit der republikanischen Gesinnung des französischen Offizierskorps ist der Anker, an den die zusammenbrechende Kriegspartei ihre Hoffnungen knüpft. Das gilt nicht allein von Herrn Millerand, der in den rebten Tagen im Vordergrunde der Szene stand, es gilt natürlich auch von seinen Genossen in der Regierung, es gilt vor allem für Herrn Poincaré. Das Parlament hat in Frankreich si überrumpeln lassen und jebt will es, von später Neue erfaßt, mit seiner Kritik einer verbrecherischen Regierung unangenehm sein. Da nun einmal alles verloren ist, fühnte wohl diese Negierung unter dem Titel der suprema lex der „Staatsnotwendigkeiten“ es gerne hinnehmen, wenn eine hohe Generalität mit dem Parlament fertig würde. In dieser Tatsache sind die Keime der größten Ereignisse von Frantreiche Zukunft zu erbliden. Dennoch darf man die Gestalt Millerands hervorheben. Sie ist symptomatisch. An der Zeit, in der die französische Arbeiterschaft dem politischen Sozialismus noch durchaus mißtrauisc gegenüberstand, zogen es die Syndikalisten vor, den radikalen Eigenbrötler Millerand als parlamentarischen Vertreter der Synditate vorgehen zu lassen. Aber die Haltung dieses Mannes war so bedenklich, daß sich in der syndi«ialistischen Arbeiterschaft bald die Auffassung durcdrang, daß er, wenn man idon Parlamentarismus treiben müsse, besser sei, auf Saure, zu vertrauen als auf Millerand. So führte unter anderem auch der Abjder vor Millerand die französische Arbeiterschaft zum politischen Sozialismus. Yaures ist tot und Herr Millerand hat die Genugtuung, in den Fauteuil 3 der Ministerreihe Marcel Sembat und Xulez Guesdeal Kollegen begrüßen zu können. Die französische Arbeiterschaft sieht Trümmer reits und links. Aber Millerand hat es seit jeher verstanden, sein Schifflein stets so führen, da seine Eristenzaucig um den Kreis der Gefährdung Frankreichs gewahrt blieb. So wurde der Fundertjad delabouierte Mann Minister, so wurde er Krieghalter , aber konnte sich sogar einen sozialistischen Abgeordneten als abdlatus bestellen. Es ist diesem Manne ohne weites v5 zuzuteehen, daß er, dessen Scifflein den radikalen Fiüften s hon weit abgenommen ist, die Fahrt nach reits aud Ö ... weiter Wnwiddmich Miernacht zurückschrecen würde Hifi Dil” 20 retten, wenn diese Rettung a den Untergang der Publik Bedeuten sollte. Ein raffinierter und ‚gefährlicher Abenteurer dur , und durch, jeder Zoll eine politische und menschliche Bedenklichkeit, ist in der Tatsache, wo Herr Clillerand die Regierung gegenüber der Armee vertritt, ash idon gesagt, daß diese Vertretung ein tödliche Gefahr der französischen Demokrastie tít. Zur Stunde ist über die französische innere Linie auchts Neues bekannt. Ohne die Daten zu kennen, ohne weiter zu unntersuchen, gestüht auf die Kenntnis der Persönlichkeit ‚Millerands, wagen wir dennoch zu sagen, daß die Krise, die heute in der französischen Kammer eflatierte, s bon rechts inauguriert wurde und nach rechts führen sol — hinweg über die Trümmer des Frankreichs der Reboslution. Oeterreich-Ungarns und Deutschlands Krieg gegen Rusland. Eine Unterredung mit dem Bürgermeißer von Radom. Von unserem Spezialberäterflatter) In den Spuren der siegreichen Truppen des Generals Hermann Kövers und die Generalobersten Woyrich bin ich in Radom eingetroffen, in einer der größten Städte Russisch- Polens, die die Verbündeten im Verlaufe ihrer gegenwärtigen mächtigen Offensive erobert haben. Bis Kielce geht die Reise hemmungslos vor sich und auch darüber hinaus verkehren bis Gidlowicz-Bzini außer österreichisch-ungarischen und deutschen Militärzügen an regelmäßige Bostzüge mit ideal zu nennenden Fahrpläne Sidlowicg-Bzini ist einstweilen die Endstation für Zivilreisende; über Bziar gelangen blog Militärzüge hinaus. Der Bahnhof von Kielce blieb unbeschädigt, die übrigen alten,der von Jabom ‚Rn begriffen, sind dem Erdboden glei macht worden. Die zurückgehendenfufel haben alle Bahnhöfe vernichtet: eine ganz zwecklose Maßnahme, da ja der Verkehr aufrechterhalten werden kann und bloß die Manipulation erschwert und unbequem gemacht wird. SHinderlicher it schon, daß sie die Bahnkörper aufgeriffen und dort, wo ihnen genügend Zeit zur Verfügung stand, auch die Schwellen und Schienen nach dem Hinterland gebracht haben. Allerdings ist all dieses Bestreben, die Benügung der Eisenbahnen durch uns unmöglich zu machen, andem können unserer Eisendbahntruppen aufhanden gem werden. Die Schienen, die infolge der Stele unter den Verbindungsftüden vorgesnommenen Sprengung sich nach aufwärts bogen, werden durch Autogen-Schneidapparate in kleinere Grüde benitten und diese mit geringer Mühe glattgepreßt, worauf sie sofort verwendet werden können. Dieses nebenbei auch einbrechern, mit Erfolg, umgewendete Beifahren ist ziemlich rar und hat z. B. die Herstellung der zeiundvierzig Kilometer langen, vollständige Etrede Kielce—Sendzion in jechzehn Tagen ermöglicht, eine umso beachtenswertere Zeiltung der tüchtigen Eisenbahntruppen, als sie auf der Strecke auf eine hundert aiwanzig Meter lange Brücke über die Nida befindet. Dabei muß au) noch berücksichtigt werden, daß die Truppen in voller Rüstung arbeiten und sich mitunter zum Ehuß gegen die ruffischen Angriffe in die Schügräben legen mußten. Die ruffiichen Cifenbalan tönnen jedoch, wenn sie auch unversehrt geblieben sind, nicht ohne Umänderung verwendet werden, da die ruffti Raddistang 1'526 Meter, untere aber 1'435 Meter, um 9 Zentimeter weniger beträgt. Im solchen Fällen wurde die Iinfgseitige Schiene an Ort und Stelle belassen und die rechtseitige um 9 Zentimeter in geschoben. Tag und Nacht arbeiten hier Arbeiterabteilungen. In den eroberten Gebieten wird diesee gegen einen Taglohn von zwei Kronen zu Eisenbahnarbeiten verwendet. Wo die Arbeitskräfte auch so nicht genügen, dort werden den Arbeiterabteilungen russische Gefangene zugeteilt, die sich ausgezeichnet bewähren und unmittelbar hinter der Front an den Eisenbahnen zur Verfolgung ihrer Brüder mitarbeiten. Die Rufen haben die Städte matisch gespont. Kielce weist seinerlei fliegerische Spuren auf. Die prachtvollen ebenso dad Magi«en ein wahres Nummer des späten Renaissancestil Die polnischen Demonstrationen für Desterreich- Ungarn im ganzen dejekten Ruffish-Polen äußerten sich am lebhaftesten im Kielce. Aller den ruffischen Staatsbeamten ist fog agen ‚Häuser sind vollkommen undersehrt, wieder von Naffen alles an Ort und Stelle geblieben. Der i Magier hat dem ersten Stadtkommandanten verznadigt und die Verbündeten wie Brüder empfangen. ersten Tage der Bewegung begann das Anmerken für die polnische Legion. Bolnische Zünglinge schwören begeistert zu unseren Fahnen. In den bejegten Gebieten Furnieren Rubel, Mark und Krone gleichermaßen. Die Preise sind um vieles niedriger als daheim in Friedenszeiten. Ein Kilogramm Zleis foftet 1 Krone 20 Heller, schneeweißes Mehl 30 Heller. Alle Lebensmittel sind reichlichorhanden, die neue Ernte ist ausgezeichnet, die Landearbeiten gehen emsig vonstatten; nirgend, mit Ausnahme der gesprengten Bahnhöfe, merkt man auf dem eroberten Gebiet das kaum verbogene blutige rg Donnerdtagnacht traf ich in Radom ein. 3. Eine der schönsten polnischen Städte. Trok der ihre Stunde brennen die Bogenlampen, die enster sind heil, dahinter sieht man feine ea speisen auf die Strakelingen in seine gesiyite= Br SER »s- Axt-T — 3 = ·-«- PWLDK LLUIU . ii « „ T “ 4 $. ay 14 Re YA Er NA