Pester Lloyd, September 1915 (Jahrgang 62, nr. 258-272)

1915-09-16 / nr. 258

> Br AL es ar CH Be­­ E; Hen T n at "af HOE AUH Be ig ab, („Wolff- | 3 Dee ‚SHberesfeitung. K­ DET EEN X Ph A 1342. 48; I "x Su 4 vt 3 “4 LIEN: 4% en­ ­ Die Capus Ein Tag des Weltkrieges. Operationen und der den Kriegsschauplätzen. — Alfred Separatfrieden mit Rußland. — Die englische Hilflosigkeit gegen die Zeppelinangriffe. Der französische Amtsschimmel. — Eine Anklage gegen England, Budapest, 15. September. Die österreichisc-ungarischen und die deutschen Truppen­­ dringen nördlich der Polesie einerseits in der Richtung auf Baranowicze, andererseits auf Lida (siehe gestrige Skizze) vor. Sie nähern sich hiedurch der wichtigen, die ganze Polesie durch­­querenden Bahn Wilna--Rowno. Durc­h die Erreichung des Szczaraabschnittes, die gestern erfolgte, sind die in Litauen operierenden f. u. k. Streitkräfte der strategisch außerordent­­lich bedeutungsvollen Eisenbahnkreuzungsstation Baranowicze­­ auf 40 Kilometer nahegenommen. Bei den großen Scwierig­­keiten, die sich dort infolge des Sumpfterrains und der voll­ständigen Ressourcenlosigkeit der Gegend unserem Vordrin­­gen entgegenstellen, bedeutet der in den leßten Tagen nördlich der Pripjatszone erzielte Raumgewinn zweifellos eine unge­wöhnliche Leistung unserer ausdauernd sich vorwärtsarbeiten­­den Truppen. Erfreulich sind auch die Fortschritte der Armee Below gegen Dünaburg. Noch vor drei Tagen war gemeldet worden, daß bei Rakißki, 50 Kilometer westlich Dünaburg, der Feind zurückgedrängt worden sei. Dem heutigen Bericht der deutschen Obersten Heeresleitung zufolge sind­­ die deutschen Truppen nun bereits nahe an Dünaburg herangerückt. Die erfolgreichen Kämpfe der deutschen Kavallerie bei Solofi (südwestlich Düna- Burg) zeigen an, daß unsere Verbündeten auch dort nicht mehr weit von der Bahn Dünaburg--Wilna entfernt sind. Faßt man alle diese Erfolge zusammen, so ergibt sich aus ihnen mit großer Deutlichkeit, daß — wie herauszusehen war — auch die Uebernahme des russischen Oberkommandos dur den Zaren in der prekären Kriegslage der Russen seine Aenderung zum Besseren herbeizuführen vermocht hat. Auch die speziellen Ambitionen, die der Gegner noch an unserer wolhynischen und ostgalizischen Front betätigt, haben ihm keinerlei Erfolg gebracht. Der Raum östlich Buczacz am Sereth und­ von da bis zur Serethmündung blieb unver­­kürzt in unserem Besiß.­ Lediglich westlich Tarnopol hat der Feind mit überlegenen Kräften die deutsche Gruppe Bothmer vorübergehend etwas einzudrüden vermocht. Alle seine gestri­­gen Vorstöße wurden entlang der ganzen Front abgewiesen. Auf dem italienischen Kriegsschauplaße fanden gestern sowohl an der Kärntner- als auch an der Isonzofront für uns erfolgreiche Kämpfe statt. Unsere Truppen entrissen "dem Feinde "Fiidenigkofel. Dieser befindet sich an der italienische Grenze, zwölf Kilom­eter östlich des Plöden­­passes. Er ist 2021 Meter hoch und beherrscht die italienischen Täler­ der Cerceresa und Lanza. Im Flitscher Gebiet befinden sich, wie aus kar­ierten amtlichen Berichten zu entnehmen ist, unsere Hauptstellungen ungefähr in der Höhenlinie Rombow-­-Svinjak--Javorcek-­­Brsk­--Kru. Sie beherrschen hiedurch sowohl das Koritnica­­als auch das obere Isonzotal. Gestern erneuerten­­ die Ita­­liener, nach vorangegangener Artillerievorbereitung, ihre An­­griffe auf den Javorcek und se wurden aber wieder blutig zurückgetrieben. * = Ja : Haben die Deutschen je auf einen Separatfrieden mit Rußland gehofft? Haben sie sich an diesen Gedanken ge­­sammelt? Und haben sie ihre Operationen in Rußland mit Rücksicht auf die Verwirklichung dieses Geaiitens ausgeführt? Alfred Capus, der Chefredakteur des „Figaro“, ist der Glit>­­liche, der­ auf diese Frage authentische Antwort weiß. Ihm­ ist er bekannt geworden, daß“ Kaiser Wilhelm seinem Volke den Abschluß eines Separatfriedens­­ mit Rußland hochheitig versprochen hat. Er erblicht in den deutschen und österreichisch­­ungarischen Siegen in Polen und Rußland nichts anderes. * f Al DE ját JOXD 4 Ti­­ge:­­ „Lasciate ogni Pen Jeßt können die Deutschen keinen­­ Sonderfrieden mehr abschließen, jetzt können sie nur mehr dann siegen, wenn sie ganz Europa zerschmettern, die englische Flotte zerstören, die französischen Linien durchbrechen und London, Moskau, Rom und Paris einnehmen. Also keinen Separatfrieden mit Rußland. Das ist die niederscmetternde Wahrheit, die Alfred Capus dem deutschen Volke verkündet. Sie ist nicht übel, diese Wahrheit, und nicht übel ist auch ihre Begründung. Weil Zar Nikolaus den Ober­­befehl über die russische Armee übernommen hat, oder besser, weil Großfürst Nikolai Nikolajewitsch im Kaukasus seine Winterquartiere bezieht, sind die Hoffnungen auf einen Separatfrieden begraben. Herr Capus sagt also in dem führenden französischen Blatte rund heraus, daß es aussichts­­volle Separatfriedenshoffnungen­ gegeben hat, ehe­ sich der Personenwechsel im­ russischen Oberkommando vollzogen. Einer der maßgebenden­ französischen Publizisten seht die Möglichkeit voraus, daß Rußland unter der Führung des Großfürsten Nikolai, des Schöpfers des russisch-französischen Bündnisses, zu einem Separatfrieden zu haben gewesen wäre. In der ganzen Entente u­nd unter den Zentralmächten hat sich sein einziger Politiker gefunden, der einen ursäch­­lien Zusammenhang zwischen der Verbannung des Groß­­fürsten und der Möglichkeit eines Separatfriedens mit Ruß­­land zu konstruieren gewagt hätte. Dem Franzosen Capus, dem Wortführer einer gewichtigen Französischen M­artei­­gruppe, ist diese Entdeckung vorbehalten geblieben. Lustspiel­­dichter scheinen wenig Talent für Diplomatie zu haben. Alfred Capus ist ein schlechter Diplomat. Er schleudert Ruß= land die schnödeste Beleidigung an den Kopf, wenn er voraus­­jeßt, daß es an einen Separatfriedensschluß dachte und daß dieser nur durc die schleunige Uebernahme des Oberbefehls durch den Zaren hintangehalten­ wurde. Das Vertrauen Frankreichs in die Vertragstreue ge­hM nicht im­ Feuer gehärtet. Nicht in Deutschland und auch nicht in Desterreig-Un­­garn spurte der Gedanke an einen­ Separatfrieden, sondern, wie Capus eben sehr unzweideutig verrät, im französischen Volke, das Monate hindurch, in der zähneklappernden Furcht lebte, Rußland könnte die Sache der Entente verraten und einen Sonderfrieden schließen. Nun aber hat der Zar das Oberkommando übernommen, nun kann Frankreich wieder erleichtert aufatmen, und die Deutschen müssen alle­­ Hoff­­nung fallen lassen. Alfred Copus ist ein schlechter Diplomat.­­ Die spärlichen Meldungen, welche die englische Presse über die jüngsten deutschen Zeppelinangriffe gegen die Ost­­küste Großbritanniens und gegen­ London­ veröffentlicht, sind ganz seltsamer Natur. Die englische Oeffentlichkeit wird bis auf das kleinste Detail darüber informiert, wieviel Männer, Frauen und Kinder den verheerenden Zeppelinbomben zum Opfer gefallen sind. Die Londoner Blätter schwelgen in der Ausmalung der Leiden dieser armen, unschuldigen Opfer und die gesamten Zeppelinangriffe­­ der Deutschen qualifizierte Kindermorde hingestellt, Daß die deutsche Luft­­flotte­ mit ihren nun immer häufiger­­ werdenden Besuchen über England einen anderen Zweck verfolgt als die Tötung unschuldiger Menschen, , darüber wird das englische Publikum nicht aufgeklärt. Daß die deutschen Luftschiffe das Herz Lon­­dons, die City, mit Bomben belegten und ungeheueren Schaden­­ anrichteten, daß die Londoner Dadanlagen infolge von Bombenexplosionen in Brand gerieten, daß knapp vor der ängstlich behüteten Bank of England eine Zeppelinbombe explodierte, davon weiß die englische Presse nichts zu berichten. Die englische Zensur ist streng, sie gestattet nicht, daß man über das Gelingen der deutschen Zeppelinangriffe die Wahrheit schreibt. Nur aus den Vorsichtsmaßregeln, die nach­ jedem gelungenen Raid mit verschärfter Strenge getroffen werden, mag das Londoner Publikum schließen, daß die höchste Auf­­gabe­ der deutschen Luftangriffe nicht der Kindermord ist. Die lebten gelungenen Zeppelinangriffe in­ London­­ und in den östlichen Grafschaften“ haben auf dem I Inselreiche heil­­lose Banik hervorgerufen. Aus einwandfreien neutralen Be­­­richten läßt sich der Siedegrad der Erregung erkennen, die namentlich in der britischen Hauptstadt über die Zeppelin­­angriffe herrscht, denen man vollkommen wehrlos preis«­gegeben zu sein scheint. Die­ Regierung hat zwar einen Admi­­ral für die englische Luftflotte ernannt,­­aber sein Denkender erwartet von dieser Ernennung einen ernstlichen Erfolg. Wenn die so ausgezeichnet organisierte englische Abwehr- Luftflotte, die speziell gegen die deutschen Luftangriffe geschaffen worden war, sich als völlig unzureichend erwies und keinen einzigen Zeppelin wiederholen konnte, so dürfte auch der neu­­ernannte Luftadmiral die Situation nicht verbessern können. Bis jetzt ist England gegen die deutschen Luftangriffe wehrlos. Der jungfräuliche englische Boden, den Jahrhunderte kein Fed Derwelen, ist Tag für Tag von feindlichen Geschossen bedroht. Dabei müssen die Engländer bekennen, daß die Führer­ der deutschen Luftschiffe­­ genau darauf achten, daß öffentliche Gebäude," Kunstsammlungen, königliche­­ Paläste und Kirchen keinen Schaden nehmen. Es­­ ist den deutschen Luftschiffern streng aufgetragen, Gebäude von historischem Wert zu schonen. Nur Anlagen, die dem K­ensziwede dienen,­­wirdíb bis von den Zeppelinbom­ben aufgesucht. Daß dabei auch Menschenleben zugrunde gehen, ist eine Tatsache, die von den deutschen Luftschiffern wohl am meisten bedauert werden mag, die aber unvermeidlich ist.. Die Größe des Schadens, den die werden als |* | MED ga anrichten Hat. Die 128 Nächte ist gekommen und damit, it es um die­­ schaulichkeit und Ruhe der Engländer endgültig ' Die wilden Heu tränken In we ven i Ghurtas? hd Auf französischem Boden stehen gegenwärtig um den verschiedenen“ Erdteilen und, der we Eke um, den Franzosen. zu helfen, den deutschen : aufzuhalten. Man sollte glauben, daß diese Tatsache daß Leute ihr Blut für ein Land vergießen, das nicht Vaterland ist, hinneigen könnte, um die Herren Bean­sische AUM imstande sei, etwas zu Par­m zu vergessen, ist in einem schweren Irrtum befangen. Unter den Hilfstruppen, „die England den­n und allgemein wird hervorgehoben, hat sie ein erst Soldatenmaterial seien. Für diese Kanadier sind werden, auf der anderen Seite aber hat die Samu Verteilung von Liebesgaben einzig und allein das miert.­­So ist denn ein Kampf einerseits zwischen den $ diern und der­ Zollverwaltung, da die ersteren­die Jung und Herausgabe des für sie bestimmten „Tabaks langen, andererseits zwischen der Zollverwaltung im Komitee entbrannt, denn die Zollverwaltung­­­­ erstens ohne Bezahlung des Zolles überhaupt nicht liefern, zweitens aber, wenn der Zoll bezahlt­­ dreißig Kisten nur dem Adressaten ausliefern zu drittens aber ist nun auch der Kampf zwischen den „ fremden Oilfatruppen seien, nicht berechtigt,­ direkt gaben zu em­pfangen. Dieser“ Kampf wagt nun — man höre und f­at bereits mehr als sechs Monate. Ganze Berge von Papier sind dem Problem des kanadischen Tabaks vergebli opfert worden und es ist zu befürchten, daß, wenn ér einmal die Verständigung herbeigeführt sein wird, gewiß noch ein paar Monate dauern kann, der Tabak bi unbrauchbar geworden­ ist oder von den urspr nr Adressaten sich kein einziger mehr am Leben befindet, was für­ den Probleme können da erst­­e * Der " Präsident der „Ständigen Ausschusses u. schen Jugend in Europa“, Herr Mohammed Fahmy, "richtet anläßlich des Erinnerungstages des­­ Einzuges . Je Engländer, in Aegypten einen „offenen Herrn W3quith, in dem er der heuchlerischen Regie “ sich das­­ Sittenrichteramt über­ die Verlegung der Neutralität durch Deutschland anmaßt, den Spiegel eigenen Taten vorhält. Der Brief ist eine vernichte­t­klage gegen die wortbrüchige Politik Englands, da­s mit frivoler Rücksichtslosigkeit seiner Sch­­­aumun­­­dern hat. Mohammed Fahmy­ schreibt: " „Es sind heute auf den Tag dreiu­ßig Jahre,­­ daß England mein Land in "hat. Es­ ist nicht notwendig, mein Herr, Sie daran , fein, wie am 14. SPEPHENDET 1882 die englischen Aufruhr Arabi Majdjas zu erfiiden und die Au Khedives wiederherzustellen. England richtete sich ein unter Hintansezung des Belferrechts, dem Willen „pas zum Troß und unter Verlegung des Londoner “ von 1840, der die internationale Stellung Aegyptens indem er es als einen selbständigen Staat unter der D­­oheit der Türkei anerkannte. Nun ist der Vertrag vo don, der von England, Preußen, Oesterreich und zu unterzeichnet und. Dem Frankreich beigetreten ist, ei feierlicher internationaler Akt, ebenso heilig wie ‚­ welcher die Neutralität Belgiens garantierte. England 1 so gut, daß es ein Verbrechen gegen das Re ging, daß «3 sich beeilte, urbi et orbi 'zu verkündigen, Besezung eine vorläufige sei und daß sie nach eine Frist ein Ende nehmen würde. Die britische Regie neuerte feierlich dieses Versprechen der Räumung 3 Gelegenheit, indem sie selbst zu wiederholten Malen 5 Datum der Zurückziehung ihrer Truppen festlegte. Hier Sie übrigens einige der Erklärungen, die von Ihren­ 1a­männern gemacht wurden: Herr Gladstone erklärte ng­ci 1884: „Wir übernehmen­ die Verpflichtung,­­ diese militä­r Besezung Aegyptens nicht über den 14. Januar 1888 hi zu verlängern.” Lord.Salisbury erklärte im November­­ : „Alle Minister, die sich seit vier Jahren gefolgt sind, stimmen darin Reden; ER Die I Begebung : des letyen auf : | ő An der Tiroler Front unterhielten die Italiener nur ein erfolgloses Geschüßfeuer gegen unsere Positionen. Hueber. 135 s 4 1

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