Pester Lloyd, Oktober 1915 (Jahrgang 62, nr. 288-302)
1915-10-16 / nr. 288
9. auf den Kriegs ichanplägen. — Die 0! de Buy — Barijer Steahenbild. — Delcafjé 1904-1914. ahrheiten von einst und fest. | Budapest, 15. Oktober. Ueber den Umfang der Truppenlandung bei Salonifi liegen die divergierendsten Nachrichten vor. Nach der einen Angabe sollen bisher noch nicht mehr als 7500 Manır tatsächlich ans Land gebracht worden sein; ein anderer Korrespondent will wieder wissen, daß die Zahl der ausgeschifften Truppen die Höhe von 100.000 jajon erreicht habe. Die Serben flammern sich an die Hoffnung auf das Eintreffen der militärischen Hilfe ihrer Verbündeten und legen alles daran, unter Bordringen aufzuhalten, um den Engländern und Franzosen das rechtzeitige Eintreffen zu ermöglichen. Aber es scheint, daß diese nicht allzu übermäßige Eile haben, bei Injazebac und rımd herum sich Zorbeeren zu Holen. Vor allem fragen sie si, befleht der Vierverband nitz vier Mächten? Wo bleiben die anderen zwei: Rußland und Italien? Wie kommen ausgerechnet wir, Engländer und Franzosen, immer dazur, alle versalzenen Ententesuppen für die anderen auch mit auszulöffeln. Und dann diese Eisenbahn Saloni—Nijd. Von Gevgheli bis Demirtapı fährt sie an der bulgarischen Grenze dicht vorbei. Die Bulgareıı haben es dort gar nicht einmal nötig, die Grenze erst zu überschreiten, um den Eisenbahntransport zu stören. Sie stehen dort an der Grenze so nahe, daß sie von dieser aus ganz bequem die fahrenden Züge immer. Artilleriefeuer nehmen fünnen. Das ist ein ungemütlicher Zustand, und es ist den Engländern und Franzosen unter sotanen Verhältnissen nicht zu verargen, wenn sie sich zunächst mit dem Bewußtsein begnügen, vor allem einmal überhaupt gelandet zu sein. Mögen die Serben einstweilen allein mit den Angreifern fertig werden. Es ist ja schliehlich doch ihr Krieg. Man hat sic [donn an den Dardanellen die Finger tüchtig verbrannt, und man muß wirklich nicht unbe [eddingt von allem haben. Die bereits aus privaten Meldungen bekannt gewordene Bejesung des Kadibogaspasses westlich Bjelogradzit von Seiten bulgarischer Truppen wird heute durch unsere Doberste Heeresleitung amtlich betätigt. Diese Befehung bedeutet natürlich nur den ersten sichtbaren Ausgangspunkt der in Borsbereitung befindlichen bulgarischen Operationen, deren weitere Entwicklung sich zweifellos in breiterer Front vollziehen wird. Desterreichisch-ungarische Truppen haben geitern die zurückgetöpffen. Der Feind wurde hier somit ungefähr jedes Kilometer weit zurückgedrängt. Es ist jedoch zu erwarten, daß der Gegner südlich des genannten Baches sich leid) wieder . Serben tom Erino Brdo über den Bolecicabach) ihm dort neue zum Widerstande stellen wird, zumal sich günstige Positionen bieten. Der Armee Gallwib gelang es aestern sich des Ortes ,Bozarevac zu bemächtigen. Wie starf die Gegenmwehr. mar, die die Serben bei Pozarevac leisteten, geht daraus hervor, daß die deutschen angreifenden Truppen sich früdlig um den befestigten Dirt herumschieben mußten, um ihn schließlich zu bezwingen. Erst nach der gänzlichen Einshließung von Bozarebac gab der Verteidiger den Widerstand auf. Der Terraingestaltung nach führt die weitere Vorrüdungsrichtung von Bozarevac nach Süden über den malen und flachen Höhenrüden, der sich ziischen dem Morava- und dem Mlavatal in der Richtung auf Spilajnac und Petrovac hinzieht. Heber die Situation südlich der Save ımd an der Drina enthalten unsere lebten amtlichen Commmuniques seine IMRtteH enger. |° ' ckl daran erinnern, als er im len glüdlichen Reiche des Monte dei fei Bufi ist? Man, glaubt es ihm ja endlich]” ihon. Der Dionte dei jei Bufi ist der Berg der jchs Löcher. Diese seg. Karstlöcher befinden sie genau 400 Meter östlich der Sfonzoniederung. Catorna hätte wahrlich seine Ursache, ben diesem eroberten und behaupteten Gewinn so viel Aufgebens zu machen. ‚Eine italienishe Abteilung, die gestern am Doherde plateaurande nächst Peteano auftauchte,wurde zurückgeworfen. Peteano . ist eine Häusergruppe las Stanese, knapp am Stonzo. Auf den übrigen $ heiseit sie Bieipntkungn unberändert. . .* ha . Sir Edward Grey 97 ji in seiner legten Rede zu einer Retourkutsche"bequemt, die auf eine ganz bergzweifelte ‚Xrmseligkeit der Erfindung scheen läßt. Sir. Edward Grey behauptet, die Zentralmächte hätten Bulgarien durch Versprechungen auf Kosten seiner Nachbarn gewonnen. Bishewar. die Welt gewöhnt, diesen Vorwurf, der gegen die Entente gerichtet war, aus dem Mınde der Zentralmächte zu hören. Die Zentralmächte durften mit Recht auf Die erbarmlichhe Sohaderpolitik der Entente auf dem Balkan hintreffen. . Die Ententediplomaten waren es, die leichsten Herzens fremdes Gut, bald an Bulgarien, bald an Grbenjan bald an Rumänien, bald an Serbien versdiensten. "Die Gatente war es, we Rumelien mit ungarischem Gebiete kompensieren wollte, die Griechenland die ägäischen Inseln, die fleuisiatische Küste und ein Stück Albanien versprach, die an Bulgarien außer Makedonien auch noch einen Teil Griechenlands abzutreten sich anfiete, und die endlich dem serbischen Bundesgenossen mit bewundernswerter Großmut die halbe österreichisch-ungarische Monarchie zubilligte. Diese Schaderpolitik war der ganzen Welt offenkundig. In Berlin, Budapest und Wien war man über die lächerlichen Zumutungen, die die Ententediplomaten in Bukfarest, Sophia und Athen stellten, auf das genaueste informiert. Und wenn" jet Sir Edwardsen behauptet, daß die Zentralmächte eine solche grotesk-romische Taktik getrieben haben, so bedient er sich einer armseligen Netourfittche, die nicht nur von den Zentralmächten, sondern auch von den pere assetts rer ‚surii@gebiesen werden wird. Man weiß, daß die Ententediplomatie zu allererst in die AETENIRE geriet, als sie den einzelnen, heikummorbenen Balkanstaatern Gebietsteile auf Kosten des andern in Aussicht stellte, als sie Rumänien ein Territorium zusagte, das bereits Serbien versprochen war, das aber natürlich uns gehörte, als in Griechenland Kompensationen anbot,auf die Italien Anspruch erhob, als sie Bulgarien in den Krieg gegen Die ZTürfer loeken wollte, um ihre Dardanellenaktion zu unterstügen. Die Ballanstaaten waren die ersten, die die Räufe der Ententediplomatie durchjichauten ,und die für die Retourfutiche Sir Edward Greys mir ein mitleidiges Lächeln haben werden. Es ist offenkundig, daß Sir Edward Grey in Griechenland und Rumänien Mißtrauen gegen die Absichten Bulgariens und der Zentralmächte taen will. Allein Griechenland [/ "Dud" Rumänien sind durch die Vergangenheit Khinianalid gewarnt, und auch eine Reihe bedeutsamer politischer Momente muß diesen beiden Staaten die Sicherheit bieten, » dár Heilungen haftliche Gesinnung abgegeben. 4 befürwortet in aufrichtigstem Tone ein fralisches Verhältnis zu Griechenland. Der Sturzpräsidenten Venizelos wird im ganz Bulgarien als Ereignis begrüßt, das den guten Beziehungen zwoischengarien und Griechenland dienbaft, Wi font € 3, b in Bulgarien über den Sturz des Schopfindes der Entente, des Herrn Benizelos, frohlocht? Aus dem einfachen Stumde, weil Benizelos, der willfährigste Exponent der Entent auf dem Balkan, stets als ein Hindernis einer augen ariechisch-bulgarischen Aussprache angesehen tourde. ·iein id Bulgariens ist mit Beili Celos gefallen, ein Feind qbieitig der treueste Freund der Entente war. Die folgerung ist nicht schwer. Sie kann aber einesfall eine selche sein, wie sie Sir Edward Grey mit falschen Prä aufbaut. Man darf es Herrn Grey nicht übernehme er in seiner leiten Verzweiflung die noch freien Balfanstaaten Griechenland und Rumänien zu firen Über seine Mittel sind etwas zu armelig. Und sie sind auch im tiefsten Innern unaufrichtig. Sir Edward Grey bemüht , sich ehrlich, den rechten Reiz von Autorität, der ihm not geblieben it, num in er und Bufareit zu verlieren. + 63 gab eine Zeit, too man in gonten über sie Berhältwisfe im Orient gesunde und aufrechte Gedanken hatte, too sich die französischen Politiker zu einer Objektibit der Aiteilung befannten, die auch für die Zukunft hätte 1 "sehend sein müssen. C3 gibt auch in der Politik die Wahrheiten, die nicht‘ umgestoßen werden können, es gilt nur, diese Wahrheiten zu erkennen und zu beobachten. Das Frankreich von heute hat gerade mal die Orientpolitik, der trifft, für solche Wahrheiten feinen: Sinn und Feinder, Hündnis mehr. Das Frankreich von ehedem aber war ein fruchtbarer Boden für die Ideen’ einer ‚großzügigen Orient‘ politik. Die „Revue des deux Mondes” veröffentlichte mit dem ‚Datum des 14. Juli 1878 über den ORNEE Kongreß fegende Kritik: „Süden. Oesterreich-Ungarn in Bosnien einmarschiert, bedroht, es seineswegs die Unabhängigkeit des Orients, im Gegenteil, es garantiert diese. Seine Anwesenheit in diesen Provinzen legt der tuskischen Bropoten Zügel an und 45 die europäische Türkei. Oesterreich-Ungarn sektiert die abendländische Politik am t Yegäischen See an der Donau. England in Asien, Defterreiche Ungarn in Europa, das sind die beiden e walten, Die bon numabden ie ost hé een eh En IS Enns Era De und ütik die piabehte ruffische Gefahr, der Delterreich-Ungarn, in Wien das englische Jmpe gebührenden Schranken ziehen sollte. Die objektive dieser Auffassung hat sich seither nicht geändert, wohl aber be Kai Einmnder De Svantreich und England a le Often si; Seite denffeher toláátjárésíjásá Ar Bart ént gés Dr fi bon 1 traditionellen PBolitit , Hueber man í ks ő 4 BE - · lid) zu willen, unterließ [22 en seinen Bericht alter= statten, der einem rudlos verleumdeten Kollegen die Ehre wiedergeben sollte, ja als Lombroso ohne Brugnatelis Ermächtigung dessen Schlüsfe veröffentlichte, drohte er, sie für unwahr zu erklären. Die Ehrabschneider verstummten erst, als ausländische Gelehrte ersten Ranges, unter ihnen Berthelot in Paris, feststellten, daß Lombrojos Maisauszug ein giftigelkaloid enthielt, das er ikea verwandt, jedoch Feinestwegs damit identisch sei. Dreißig Jahre lang führte Lombrojo seinen Sirieg gegen die Gutsbefiker, die ihren Vorteil darin fanden, daß Sie ihre Arbeiter mit verdorbenem und darum unverläuflichem Mais nährten, und gegen ihre professoralen, Helfershelfer, die den Namen der Wissenschaft schändeten. Endlich, 1902, jekte er es durch, daß ein Geieg den Handel mit fauligem Mais verbot. Drei Jahre nachher verzeichnete die Statistik einen Nachgang der Krankheitsfälle von 104.000 auf 72.000 und eine Abnahme der Todesfälle um 17.000 jährlich. Diese geretteten Menschenleben und erhaltenen Gesundheiten waren die Antwort auf die Verleumder, Zeugner und Ränfelschmiede. Der Kampf um den geborenen Verbrecher ist ein Seitenstück desjenigen um die Bellagra. Lombrosjo unterschied den Gelegenheits- vom Gewohnheitsverbrecher und erkannte diesen als einen Entarteten mit Entwicklunhemmungen, die ihn auf der Unterstufe des Titmenschen zurückhalten. Das Verbrechen ist bei ihm ein Atavismus, ein unwiderstehlicher natürlicher Trieb. Die gejebite Strafe, beim Gelegenheitsverbrecher angezeigt, Hi gegen ihn — ohnmächtig. Nicht. . bestrafen, unfrhödlich machen sol man ihn. Er ist ein böses "ter, nit " verantwortlich zwar. Doch gegen das die Gesellschaft sich sdüten muß. Kenntlich ist der geborene Verbrecher an zahlreichen körperlichen Entsrnungszeichen und an pihdischen Eigentümlichkeiten, die Lombrojo scharfsinnig herausfand und sorgfältig an Ba Derverbrecher muß immer auf diese von Sadiver untersucht werden. Der Richter hat nit die Saisonen den Zäter ins Auge zu fallen und sein Beleg nadh öpfien eig und Sefähelichkeit zu bestellen. Diese Gedanken fanden bei Konfoktenfenrtern, Psychologen, Merzten begeisterte Aufnahme und erregten ‚bei due,stabenflaubenden, starr formalistischen , Suristen Entgegen. Junge Talente scharten sich im Zombroso und bildeten die „ neue Schule“, der Kriminalanthroypologie. In allen Ländern erstanden ihm Apostel, die bereit seine Lehre verkündeten. Da erlebte er etwas Verblüffendes, 63 gab bereits allenthalben eine reiche Literatur der jungen Listensgaft, als sein grundlegendes Werk, „L’uomo delinquente‘, zum ersten Male in fremde Sprachen überfest wurde. Und siehe das faum waren die Mederiehungen ‚erschienen und hatten begonnen, gierig gelesen 31 werden, als überall die Leute, die sich bis dahin als eifrige, ja fanatische S Kriminalanthropologen und Jünger Lombrojos hervorgetan und bereits einen Namen gemacht hatten, sich plößlich gegen den Desister und fingerf wandten und an beiden fein eutes Haar liegen. Lombroio konnte ji Diesen Wechsel nicht erklären, bis bessere Kenner menschlicher Gemeinheit ihm das Nátter Lösten. Solange die italienische Umschrift im Ausland unbekannt war, hielt man deren Ausbeuter in ihren Ländern für Selbstdenker und Finder, ihre Werke für eigene, unabhängige Schöpfungen. Al das Original in Ueberlegungen überall zugänglich wurde, erkannte man, daß die vermeintliien Koridher nur Entleiher, Vermittler, Kleinhändler, manchmal bloße Abschreiber gewesen waren, ihr; Ansehen‘ brach zusammen und das konnten sie weder Rowmbrojo noch seiner Lehre verzeihen. Insbesondere einige Pariser Anthropologen mit Manouvrier an der Spige traten als die heftigsten Gegner Lombrojos hervor und erklärten auf dem Pariser Kongreß der Sıimitaliern sie nämlich überhaupt je gelebt habe. Diese Tote ist seitdem in allen Strafgelegbüchern, die im sechten Vierteljahrhundert verfaßt und in Kraft geseßt wurden, wieder an rechtspflege in allen gefitteten Ländern eine aan gebe BERN: erfahren. | dag untrügliche Selbstgefühl ungeheurer Ueberlegen anthropologic 1889, af; diese, tot und begraben jet, for 8 gefühl ungege jerstanden und unter ihrem Einfluß hat Die Straf Sombrojos onfähriägh über ie Erhehunge ‚ziotischen dem Genie, dere Neurosen, der Entartung ‚der Gpilepste, über die „Mattoiden“, jene Hall, die auf ‚eines Messers Schneide ziniichen der ‚gesundheit und dem ausgesprochenen Bahnsinn . ‚deren und mit ihren originell scheinenden Berdrehchen auf die Urteilsunfähigen den unheilvollsten Einschüben, über die Revolutionäre und politischen Verbreche er als besondere Abart der Geistesgestörten ez. ‚hatten ‚das gleiche Schicsal. Anfangs bekämpft, qo verlacst, wurden sie allmählich ernster nacjgepi wenn ihre Ergebnisse auch’ nicht allgemein als Wahrheiten anerkannt sind, haben sie doch alle Welt Durájtát olt" befestigter Meinungen genötigt. " . In feinen, Sümpfen für die höchsten und edele Ideale wrrde Zombroso grausam mit handelt mit zahltreichen und schmerzhaften Wunden bededt. Geschichte würde im ung tiefe, Traurigkeit guradladen, zwei.eitstellungen diesen Eindruck kn ‚gt berichtigen würden, nn em BORTLENGEN a . . Erstens lebte Lombroso alle die Zeit, während die Angriffe der bedenkenfreien Gegner forkdauerkeit, umgeben von einer schönen,sanften,zärtlichen,hochgebildeterhTs ständnisvollen Gattin und bemerkenswert begabten Kindern, die ihn liebten, würdigten und verehrten, und 4% seinem Heim, in das der eisige und verpestete Hand 1 von draußen nicht eindrang, Fannte er immer ” Wärme ‘der Freude und des Glücks. Und dann steht man aus der Höhe,wo das Genie fi bewegt, so hoch über den Scheinlichkeiten des gemeinen Gezänts der Strebereien und Eitelfeiten, daß man ‚ie nicht einmal wahrnimmt. Der Anblick der begeisterten Sache greifbarenarsache der Große,zxruilitluirkeit und lichkeit des Werkes lassen die alltäglichen Kränkungen vergessen. Der Augenblid, wo Archimedes den Jubelschrei „Heureia!“ ausstößt, ist so erhaben, 46 er für alle Bitter- Tetzen des Lebens reichlich entschädigt. - in, EN -