Pester Lloyd, April 1916 (Jahrgang 63, nr. 92-106)

1916-04-01 / nr. 92

- 4) d-« NE . « -I«.! IX -.—««J« -.»«»s-g«g emäß ha1 ich auf­ diem MöTn­chen«prSJ-IMDM Mx entscheidender Rechnung sein—Muß.Neben deä 1-callge- MZiele,der Niedr1­erfung der Mitte kräfte mid ihrer Verbündeten und der Vertreibung des Gegners aus em eigenen Lande, verfolgt jeder­ der Staaten noch seine anderen Zwecke und Sonderinteressen. 3 läßt si) dies überall mit voller Deutlichkeit und Klarheit nach­weisen. So erstrebt Rußland in erster Linie die Erweiterung seines Einflusses in Belgien und will sich durch einen Bor­marsh in südlicher Richtung einen Zugang nach dem Deere öffnen, was der russischen Regierung sowohl aus politischen wie aus wirtschaftlichen Gründen ein un­­­bedingtes Erfordernis ernennt. Wahrscheinlich hat die zussische Regierung auch eingesehen, daß es ihr schwerlich gelingen wird, die Deutschen aus Polen und Starland wieder zu vertreiben und diese Länder zurückzuerobern, sie will sich deshalb auf alle Fälle in anderen Gebieten Faust­­­­pfünder sichern, die als Stompensationgebie­te dienen Aus diesen Erwägungen heraus wurden die Unter­­nehmungen im Kaukasus und Belgien mit verhältnis­­mäßig starren Kräften unternommen. Wohl hätte grant weich gewürngt, daß Naßland diese Sonderinteressen bei­­te gestellt und sich lediglich auf eine Bekämpfung der eiten Mittelmächte beschränkt hätte. Diese Einheitlichkeit der Operationen ist indessen nicht zu erzielen gewesen, es i­­st auch nicht anzunehmen, daß auf der Ententekonferenz eine Xenderung in der Haltung der russischen Politik und­­ Kriegführung nach dieser Richtung hin erzielt wird, ob­­­­wohl auch­ England das französische Ansirmen unterstützen­­ dürfte.—Wei­ England kommt dabei noch ein besonderer poli­­­tiser Grund hin was sehr England auch einen russischen Erolg der Türkei gegenüber wünschen mag,so sieht es je­doch mit besorgtem Auge auf das Vorgehen Rußlands in Persien und in der allgemeinen­ Richtung auf Bagdad zu. Rußland hat in der kürzlich gemeldeten Besetzung von. spa hat­ bereits die Grenze der sogenannte­tneutralen neereicht und kommt sowohl in Persien,wieindex Bagdadgegend in ein Gebiet das die Engländer stets als ihr eigenstes Interessengebiet betrachtet hatte In Eng­­le undInd auch schon verschiedentlich Pressestimmen laut geworden,die auf dasedenkliche des russischen Vors­t-marsch­est hingewiesen haben.Es herrscht die Sorge vor, «-daß«es sich dabei um ein dauerndes Festsetzen handelt und »-daß es nicht möglich sein­ würde,späterhin die Russen ,-wied­er zum Verlassen dieses Gebietes zu betregenz Datht «"««.;dücrftq aber der englischen Politik keine Freude bereitet sein sich auf eine tige ausmu lassen; ihnen liegt der Schuß des eigene gemäß näher als die Unterfrügung Frankreichs . Während Rußland und Sn­im Ichiedene Angriffe gegen die Stellungen der viert vor Mittelmächte unternommen und damit ihren Mun­d, zur Entlastung des bedrängten Bundesgenossen beizutragen, in die Tat umgesetz haben, so ist unerkwürdigerweis Großbritannien bis jeht gänzlich untätig geblieben. Man hat noch nichts von größeren englischen I­ngriffen gehört. Die Heineren Kämpfe, die aus Westflandern und der Gegend von Arras gemeldet wurden, bewegen sich lediglich im Rahmen kleiner örtlicher Aufklärung und Erfindungsunternehmungen. Die Gefechtstätigkeit beschränkte sich hauptsächlich auf einen gesteigerten Geschhtkampf, sowie Minen- und Hand­­granatenkümpfe, die aber für die allgemeine K­riegslage gänzlich bedeutungslos waren. Das einzige, was die Engländer bisher getan haben, besteht in einer Ausdehnung ihrer Front. Sie haben den Abschnitt zwischen der Loretto­­höhe und Arras, wo früher französiscche Truppen gestanden hatten, selbst beseßt; dadurch sind allerdings die dort früher verwendet gewesenen französischen Truppen frei geworden und können an anderer Stelle verwendet werden, das ist aber auch die ganze Entlastung, die sie Frankreich gebracht haben. Worin die geringe Tätigkeit des englischen Heeres begründet und worauf sie schließlich zurückzuführen ist, läßt sich nicht ohne weiteres erkennen. CS gibt aber nur zwei Möglichkeiten, entweder ist das viel gerühmte englische Millionenheer­ überhaupt nicht vorhanden, die Engländer hätten dann wieder einm­al auch ihre eigenen Bundesgenossen über die Größe ihrer militärischen Leistungsfähigkeit vollkommen getäuscht; die englische Heerführung hätte eingesehen, daß sie mit ihren fertigen Kräften nit imstande ist, die Starken deutschen Linien zu durchbrechen, und verzichtet deshalb von Anfang an darauf, ein Solches aussichtsloses Unternehmen zu beginnen. Oder England spielt eine verräterische Rolle und will seinem Bundesgenossen groß genügend­ vorhandener Kräfte nicht helfen. Es geht dabei von der Erwägung aus, daß bei längerer Dauer des Krieges die beiden Parteien fi in ergebnißlosem Ringen all­mählich gänzlich erschöpfen würden. Am Ende hätten weder Frankreich und seine Bundesgenossen noch die Mittelmächte einen entscheidenden Sieg errungen, und ständen am Ende ihrer Kraft. Wenn ab­dann noch ein kriegstüchtiges, wohlausgerüstetes englisches Millionen­­heer vorhanden wäre, 008 bei Vermeidung tatkräftiger, Kämpfe wenig Verluste gehabt hätte, so würde dieses­­ die ganze Lage beherrschen. England wäre in der Lage, seinen allen allen anderen Staaten aufzuzw­ingen. Es ist dies ein Grundiak, den die englische Politik und Kriegführung seit Jahrhunderten und häufig mit großem Erfolge ver­­folgt hat, gewiß ein feiner und­ schlauer Plan, der aber diesmal auf einer falschen Grundlage beruht. Die M­ittel­­mäche sind nicht erschöpft, nicht am Ende ihrer Kraft, sondern, wie gerade die legten Ereignisse auf allen Bronz­­en gezeigt haben, noch auf der z vollen Höhe ihrer militä­­rischen Leistungsfähigkeit. Und sie haben auch noch nicht den Höhepunkt erreicht oder gar überschritten. Auch ein noch länger dauernder Krieg kann von ihnen in derselben Weise ausgehalten werden. Und­ damit fällt das ganze englische Zukunftsgebäude in sich zusammen. " Der in der französischen Breste ausgesprochene Wunsch, da­ jekt die Verbündeten für Frankreich arbeiten möchten, richtet sich also in erster Linie an England. Ob die Tranzofen­ allerdings mit diesem Wunsche Erfolg haben und ob die D­eraturigen in Paris auf die Haltung Englands einen entscheidenden Einfluß ausüben werden, mut Dahingestellt bleiben. Ha Ve — . — äf­­. »,­.«O,der:Eine Wartefrau sitzt in einem Umhängtuch vor dem I»TZWhnenchang.So verfaß sie ihr LebetL Ganz schwer «.Saet das Umhängttich auf ihren Schultern,es müssen die­­ Ylapn den Sorgem Aengste,Kümmernisfe in dieses Tuch­­«e­ingesickert sein­.Eine Fremde heht das Tuchx Oh­ tpie schwer ist eg! Schon denkt man den Strindbergrefrain. Oder: Ein Nechtsanmalt amtiert in seinem Bureau. Viele hundert Aftenbündel sehen von allen Seiten zu ihm. € 3 Es it, arg wäre die Luft hier schwerer doch­ die Attendazillen.­­ Das Gesicht dieses Advokaten muß grau und gelb und uns fähig des schwächsten Lächelns geworden sein, so tyrannisc) twirten die fünftausend Attentatzitel von den Gestellen ringsherum. Der Traum fondensiert auch hier nur eine Birklijfeit. Oder: Eine junge Frau, die Aus Liebe den Mopo­aten geheiratet hat, muß alle Bein der Not mit­machen. Tenfter, die nicht gegen Eisfälte schliegen, er: Be heiße Zimmerluft, unerträglichh monotone Nahrung der Armen, Leiden der Standespflege, stummbdrühende Chegespräche. Doch dies alles wäre einmal zu­ er­­tragen. Da zilhelt ihr der Unhold-Advokat zu: „Dies wiederholt sich immer wieder! Immer wieder! . . ." Leiden is nichts, aber die ewige Wiederholung desselben arm­­­seligen Leides, das ist fürchterlich ... San teinem Werte Strindberge it ein so tiefes Erbarmen mit dem Shidjal der Alltäglichen wie in diesem, und wer und was ist denn ja alltäglich? Unser Leben ist nur grausame Wieder­holung des Alltäglichen! ... Man muß es den Berlinern falten: Sie willen dieses grandiose, seinestwegs leichte, den Philistersinn vielleicht bedrühende Traumspiel mit jenem bedeutenden Ernst, der vor allem das deutsche Theater­­publik­um auszeichnet, aufzunehmen. Die Vorstellungen des „Traumspiel“ sind, dank Meisterleistungen Sartaus und Kaypferd, dank einer Negie, die dem Werk geistig gewachsen ist, jeden Abend ausverkauft. Kein Bimeilel: Die Shiendämmerung ist einer­­ vollen Schien­­naht gewichen. Aber Strindbergs Stern ist leuchtend­es Bu. Dies „Zraumspiel“ wird­­ nicht unter­­­ gehen! - Bei Reinhardt gab er einen neuen , Macbeth". Er war, wie es sich gehört, in blutrotes Licht getaucht und Wegener,i der erst ein Halbes Jahr von den Schlachtfeldern des Westens zurüc­kst, hatte sich Arme und Hände dunkelrot beschmiert. Banguos Geist erschien beim Mahle in grünbläulichem Licht. Daß Wegener ein asiatischer ne von unheimlicher Fremdheit war, machte das blutigste Schauspiel noch grauenhafter. Eine merimürdige, durchaus eigene, lichtblonde, äußerlich sanfte Lady Diachesh war Hermine Körner. Al­­mäblich gerät der dumme Prozektram in den Hinter­grund, und die Schauspielerin, die das bedeutendste Profil unter allen Darstellerinnen Berlins hat, wird nach ihren Leitungen gewürdigt. Nichts zeugt für N­ein­­hardts Kraft mehr als diese Fähigkeit, einen Schauspieler mit einem Griff in die erste Neihe zu stellen, freilich den richtigen. Wie viel Jahre ist in Wien mit Ballen­­berg herumgedostert worden. Im Deutschen Boltz­­theater, bei 3arno, das Burgtheater, das seinen Komiker hat (es wäre denn Herr Thimig), überlegte und rechnete. Indes hat­ Reinhardt in drei, vier Rollen P Ballenberg zum­ ersten deutschen Charakteristiker gestempelt. Sein „eingebildeter Kranker“ war sein lekter Triumph. Der Argan wird meistens poslenhaft gespielt als der Mann, der immer hinaus muß, der Mann der Umschläge, Bulverden und Mirturen. Ballenberg gab das alles, aber mehr. Er gab­ ihm eine grundlegende Gut­­mütigkeit und Gutgläubigkeit, ein treuherziges Aufb­auen zu den Xerzten wie zu der Spigloübin-Gattin und aus diesem Grunde wirkte seine natürliche Komik in einigen Augenblicken so rührend, daß­ man ergriffen late... Diese Kraft, einen Künstler durch die Macht seiner birektorialen Bejahung in die erste Reihe zu sehen, hat nur Max Reinhardt. In­ Wien debattieren sie, warum das Burgtheater , Macbeth", „Lear”, „Coriolan“ m­it und den „Zanft“ nur mit Herrn Höbling aufführen kann. € fehlt durchaus nur an Kräften, wohl aber an Erkennern! Mar Reinhardt , ga schafft Werte. Die nach reiflicher Ueberlegung beschlossene Zustimmung der £. EN läßt die Mittelmäßigkeit mittel­­mäßig. . . =­­ : IX for-Use­rzscfpszrjdixnkm «ysyx1;i2ik,si.M­p. DasG­»meenschen Reiche keinx parlamentarischesx. Regime gibt,gibt es auch eine Einrichtung berühmten­ Vertrauensvoten nicht,wies man sie unlängst in der­ italienischen Deputiertenkammer wiederkaufsh echdruckssk­­volle Weise in der politischen Komödie auf die Bühne brachte. Immerhin fehlt es auch­ den deutschen parlamen­­tarischen Körperschaften nur an einer Möglichkeit, ihre Stellung zur Negierungspolitik genau anzuzeigen. Die Verhandlungen des Haushaltsausschusses des Neiches­tages über die Unterseebootfrage brachten unter diesen­­ Gesichte punkten ein Ergebnis, das für die Re­­gierung und für die Nation in gleichem Maße erfreulich­ ist. Schon vorgestern wurde an dieser Stelle angekündigt, was man sich Davon versprechen durfte. Es stand aber damals noch nicht fest, daß beinahe eine einmütige Kundgebung — nur die aus der sozialdemokratisc­hen Sra­tion ausgesonderten Mebersdarjmacher schlosfen sich davon aus — eine Angelegenheit in voller Harmonie zur Erledigung bringen würde, die namentlich im Augen­­blicke des Rücktritts des Großadmiral v. Tirpik in der Tat zu einer gewissen Erregung Anlaß zu geben schien. Dieses erfreuliche Ergebnis wurde nur etwa er­­zielt durch gefünftelte Feinheiten parlamentarischer Regiefunft, sondern ganz einfach durch eine offene unckhaltlose Aussprache zwischen dem Ausläuffe und der Reichsregierung, in der augenscheinlich der Reichskanzler unter der Mit­­wirkung des Ch­abjekretärs und des­­ Staatssekretärs des Reichsmarineamtes in der Lage war, mangelhafte Informationen zu berichtigen unbe­gründete Besorgnissse vor allzu milder Kriegführung zu zerstreuen und der Neid­en­regierung das V­ert­rauen zurückzugew­innen, das die Blätter der Entente mit lebhaften Vergnügen bereits als verloren verzeichneten. Ein genauer Bericht über den Verlauf dieser denk­würdigen Beratungen wird zunächst wohl nicht ver­­öffentlicht werden, da die Besprechungen ausdrücklich als streng vertraulich bezeichnet wurden, immerhin drang genug in die Oeffentlichkeit, um bdeutlih zur machen, was alles von beiden­­ Seiten ges­chah, um die gegenseitigen Standpunkte zu klären und auch denjenigen verständlich zu machen, die abweichender Meinung waren. Schon am ersten Abend war es so ziemlich entschieden, daß der Ausschuß diesen Gegenstand nicht verlassen würde, ohne zu einer einmütigen Beschlußfassung zu ges langen. Nur die Form der Resolution, die dem Reichs­­tage zur Abstimmung vorgelegt werden sol, stand noch darin. Sie ist gestern in den späten Abendstunden vers­­­öffentlicht worden. Die zeigt an, welche Bedeutung der Reichstag der nachdrücklichen Führung des Unterseebootkrieges beilegt, ebenso wie der­ Berücksichtigung aller billigen Ansprüche, die die­ Neutralen unter den Gesichtspunkten der berechtigten Interessen etwa erheben könnten. Hoffentlich wird man­ in Holland und in Amerika die Worte dieser Re­­solution richtig einzufragen wissen. Unsere Nachbarn an­ der Mündung des Rheins haben sich häufig genug den englischen Argumentationen leichter zugänglic, gezeigt , als den deutschen, und noch­ bei Gelegenheit des Unter­gang: der „Tubantia“ gab sich ziemlich weit ver­­breitet die Neigung Fund, ungünstige Urteile gegen Deutschland auszusprechen, noch ehe der Tatbestand ges­klärt war. Nach dieser Richtung wird die neueste Kund­­gebung des Neichstages hoffentlich reinigend und­ aufklärend wirken. Im Reichstages erst dürfte es zu längeren Be­­ratungen über die Saches nicht mehr komme.Wahrschein­­lich wird über die­ Resolution nur abge­­st­immt,und es ist kein Zweifel daß sie mit einer erdrückenden Mehrheit angenommen wer­­den wird.Damit ist der Ententepresse ein sehr wertvoller Gegenstand ungünstiger Vo­ra­ussagungen für die weitere innere Entwicklung des Deutschen Reiches entzogen,und sie katn sich uneingeschränkt dem Vergnügen hingeben, die glänzenden Ergebnisse der letzten Pariser Kon­­fere­nz ihren begierigen Lesern klarzumachen und auf die Erfolge hinzuweisen,die diese Zusammenkünft ung weigerlich für die Entwicklung der gesamten Lage haben muß. # Snowvijden haben die Deutschen das Dorf Malanı­court erstürmt und einen Schritt bei Verdun weitergetan,in derfichtung,die sie ein« suichlagen wünschen Auch den Kämpfen auf dem zweiten blutigen Schlacpsfelde,das sich fest Jjdon im Bogen um die Maansfestung herum erstrebt, wird die Nachru­t aus Berlin eine freudige Stärkung und Anfeuerung gebracht haben, daß der­ Reichstag mit der gesamten Nation fortfährt, in entschiedener Getäh­rfenheit dem Feinde gegenüber festzuhalten und seine der Bürge­schaften preiszugeben, die nun etwas auf fetten des Deutschen Reiches und seiner Verbündeten für den endlichen Sieg und den fruchtbaren Frieden tatsächlich vorhanden sind.

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