Pester Lloyd, April 1916 (Jahrgang 63, nr. 107-120)

1916-04-16 / nr. 107

ő­ ­­er Hi­­lärung in der Intelligenz iwar während der gan ganzen K­riegsdauer niemals tiefer und ernster als sekt. Aber ext­­rept werden­ die Abwehrmakregeln wirtsam, Die Gore aim und Stürmer getroffen haben. Man hat­ in den zwanzig Kriegsmonaten ‚dem russischen Wolfe, dessen Söhne zu Millionen auf dem Schlachtfelde dahintanzen, istematisch Die Fel­er angelegt. Aun jest fid­. Stürmer . mit den Reaktionären ruhig an den grünen Tisch und berät Darüber, ob­ mamı die Duma heimsenden soll ode dt. Das ist die zuffische Methode. x Die in Baris defretierte,.Einigkeit (jegt- fid) demnachh 48. dier-Kultoren zusammen: Aus einem ins Mark ges woffenen Krantreich, das seine allerlegte Straft hergegebert, het und­ auf die Einigkeit am en angewigjen it. Mus einem England, das, innerpolitis­­ gewählt, fid der gerechten Forderung nach dem allge­­meinen Dienstzwang durch ein neues unzulängliches Aus­­k­­unftsmittel zu entziehen führt. Aus einem in Flammen stehenden Italien, das mit sich selbst so viel­ zu tunn hat, da­ ihm für die große allgemeine Einigkeit nichts übrig­­ bleibt. Und endlich aus einem Ruhland, in dem sich die widerstreitenden Kräfte gegenwärtig paralysieren und Die Regierung nur die eine Aufgabe hat, die sich aufbäumen­­, den Energien­­ mit hartem Griff niederzuhalten. Aus diesen vier Tastoren seht sich die Einigkeit der Entente zusammen. Die Kraft der Einigkeit der Entente ist die Summe der in ihr enthaltenen Einzelkräfte. Der in Paris­rrichtete Einigkeitstempel ist ein Siebenhang, in das die fransen Entente genoffen sich mit ihren Gebreften geflüchtet haben und wo sie, wie die Gläubigen­ in Lourdes, bott einem­ Wunder Genesung Hoffen. Aber es gibt seine Wun­­der­ mehr. Durch das Londoner­ Abkommen über den­ soli­­­darischen Friedensschlag hat die englische Regierung­ die Bundesgenossen an sie gekoppelt. Mit Hilfe dieses Ret­­tungsteils sollte nach den Berheikungen Englands der steile Berggipfel des Sieges ohne Absturzgefahr für­ den einzelnen erflettert werden. Aber Schon verlassen den­ fran­­zösischen Wandergenossen die Kräfte, der­ Italiener ist müde und mit sich selbst zerspalten, der Raffe­ zerrt eigen­­sinnig an dem Seil, und der englische Führer hat die Weg­­richtung verloren. Er kann nur­ noch eine Weile dauern, umd­ dann wird der Ruf durch die Entente schallen: Retie fi­, wer. kann! .. . ‚von Grund aufs, Sonntag, 16. Apt 1918 Das Kriegsbild der Woche, Budapest, 15, Al. Che der Weltkrieg ausbrach, im den ihm daran­­­­gegangenen langen Jahren des sogenannten friedlichen Wettbe­werbes, war die Ansicht zum Dogma geworden, daß werfung noch groß, groß als ein wahrer Soldat, der seine Natur niemals, auch im Unglück nicht, verleugnen kann. DE Weltkrieg brach aus. Und da zeigte ss, daß unter dem neuen Geiste aich die alte soldatische Mann­­haftigkeit der Völker noch fortgelebt hatte, nicht unter­­­­gegangen war. Nicht nur bei den Völkern Ungarns und Oesterreichs, auch bei dem deutschen Volke, bei den Bulgaren­­ und Türken, und auf der­ anderen Seite bei den Russen, Brangosen, Serben erlebten wir die Wiedergeburt des Gefühls der Wehrhaftigkeit. Nur in zwei Nationen war die­ Atmosphäre des Krämertums, die sie sich geschaffen, so wirfjarm geworden, daß sie im Verlaufe der Zeit jedes ‚andere : Empfinden, als das Habgieriger Niedertracht in ihrem Bolfsgeist völlig ‚erft­ct Hatte: im italienischen und im­ englischen Königreiche. Die Handlungsdechte des Briten und des Italieners lautet: „Mir imponiert nichts. Ich weiß, wie verächtlich selbst ich bin, und darum schließe ichh von­ mir auch auf die anderen und verachte billigerweise. -auch alles an ihnen.” England und Italien griffen nicht zu den Waffen in­ der Heberzeugung oder doch wenigstens ‚in dem­ Glauben, nicht anders zu fünnen. Ihnen war der Krieg nicht die ultima ratio, sie zogen nicht in den Krieg, um­ entweder zu siegen oder zu­ fallen. Ihnem galt eine ganz glei­che das andere. Ein Tropf, ‚der­­ siegt, ei Tropf, der sich, besiegen läßt. Der Auge zieht aus beiden nur sein Geschäft. Italien und England wollen­ gar nicht liegen.. Sie verhöhnen den, der dies von ihnen erwartet, den „Strieg“ eines Asquith, eines Gar­landra ernst nimmt, in ihnem Gtreiter sieht, gegen die man in ehrlichen Kämpfe ringt. Die Erfolge der sieg­­ereichen Zentralmächte , imponieren diesen Leuten nit,­­ weil sie prinzipiell nichts anerkennen. Sie ahmten wohl eine Zeitlang die Sprechweise ihrer anderen Verbündeten nach und sprachen mit vom „endgültigen Sieg“. Aber heute steht es ihnen nicht einmal darin, Komödie zu spielen. Heute ruft Aaquith einfach m­it all seinem Zynismus in­ die Welt hinaus: „Wir sind nicht besiegt.” Dat die Heere der Zentralmächte tief in­ Rußland, Belgien und Frank­­reich stehen, den Balkan bi zur griechischen Grenze erobert­­ haben, dab das“italienische Heer seit­ zehn Monaten noch immer­ nicht weitergekommen ist, als bi zur Linie, die unt und nunft und Niedtegefühl es gebieten, ans dem­ unumstöh« iden Ergebnis des Krieges Die Konsequenzen a siehen? Keine­­ davon: „Wir können nicht siegen, aber daran, ‚Dieg zu fönnen, haben wir ja niemals gedacht, ez niemals aben die Welt­ in Brand gesteht und den­­ Brand geschürt. Dies genügt ung, Das Siegen und Sich, besiegen lassen überlassen wir den anderen Völkern. Wir sind nicht besiegt. Dies genügt uns vollauf. Den entsprech­enden Naben hieraus, auf Kosten der anderen, ziehen wir Schon.“ Hat dies Italien nicht von einmal, Anno 1866, mit glänzenden Vorteil getan? Hat er diese feind Rolitis nicht dann noch weiter mit geschäftlichen Bers­itanönis in seinem „Bündnis“ fortgefebt, sich immer die zwei Elfen im Feuer behalten? Und­ tritt mit diesen Mar­men das­ italienische Königreich, nicht ein­fach blo­im die Zupftapfen seines­ britischen Meisters? —­­.Ys Heute sitxdt England Und Italien.­»n·och nicht beis­­ fieg«t«,Aber«der Krieg wie diese beiden Biede­rreicho es ja. wollen, ist noch nicht zu Ende. Und sein Ausgang wird ein anderer sein, als Asquith und Salandra es sich von ihren Krämerpulten aus berechnen. Der gegenwärtige Sstrieg ist auch der Strieg der Weltanschauungen und nicht­­ nur die Waffen der Zentralmächte, sondern auch die Volksgesinnung, die di­eaffen in Bewegung erhält, werden sich als die sta­nd siegreichen erweisen. Am 11. April meldete Cadorna: „Am Karstplateaur dourden­ feindliche Kolonnen, die in ‚der Richtung , auf Coppadjiajella und KHudi­od vorrückken, beihoffen.” Ich gehe vielleicht nicht fehl in der Annahme, daß: D­ieser­­ Wahrnehmung der­ italienischen Heeresleitung möglicher­­weise eine gewisse sym­ptomatische Bedeutung, nicht ganz abzusprechen sei. «­­Zu größeren Ereignissen ist es in der abgelaufenem Woche an unserer italienischen Front.,nicht,gekomm­­en. Auch aus den übrigen Kriegsschauplätzen­ blieb­ dies Kampfl­age im großen unverändert.. «»« Die Entente arbeitet gegenwärtig­ an­ unserer Vern­ichtung mit feinen und Feinsten Mitteln. England hat einen metert Staat entdeckt, den es noch nit in feine , Nohorte eingereiht hat: Abessinien. Nach Portugal nun Abessinien. Das­ Londoner Kriegsamt hat herausgezec­«­hnet, da­ ungefähr dreihunderttausend abersiniische Krieger, wo müßig in Lande des Niegus umherlaufen.­­ Diese Braven sollen nun bei Berdun in den Kampf gebracht­­ werden. Eine eigene Striegserklärung des Niegus an­ Kaiser Wilhelm ist nicht nötig, da Abessinien im übrigen seine Neutralität bewahrt, die ihm vom Vierverband­ gas zantiert ist.­­ «— Y-«" Mit seinem­ General Al­lmer"ist England unzufried ,denn 11des«hat ihn durch den­ Gen­eral Gorringe ersetzt. Infolgedessen wurde in der letzten Schlachtscheiss Felahic nicht m­ehr General AsJlmer,sondern schoxt Genercklstrs sxingepou deni Türken geschlagen». .« »·Die»Wohlwo«ll­enbezeigmigens der Ententes gegem Jiber GrigscheJl Ilgndhgben in dieser Woche.e.i­ ne·jr»e"nc.Häu­x fung erfahren.Sie teilte dem grieß en’"Ministerpräsi­­­denten freundschaftlich mit, dat; sie beabsichtige, auf der Insel Kephalonia Tru­ppen zu landen. Auch den Serben sei vom Pariser Kriegsrat gestattet worden, "die griechis­cchen Bahnen zu bewußen, um sich nach Calonisia zu bes­eben. Alldort walte noch General Sarrail­ des Amtes. Man habe zwar beschlossen gehabt, auch ihn auf einem anderen Bolten zu betätigen, wo seine ausgezeichneten Erdherrnfähigkeiten besser zur Geltung kommen und bereits den General Simon zu seinem Nachfolger aus«­ersehen, aber sc­hfiehlich sei es aus Simon doch nichts ges­torden und er sei doch bei Garrail geblieben. Dieser­ hat nämlich, Besserung versprochen und jüdlich Genghelt aud) Be 'das (d angestrebt. Wir ! : |: )­­seines Andenkens zu verdunkeln. Die ervanterfeier sollte eine­r Weltangelegenheit werden. Einer der Gründe, weshalb sie unterbleibt, ist,­ da; eingeladene, und erwartete, Festteilnehmer, aus allen vornherein als eine rein, englische oder höchstens angel tährliche Veranstaltung gedacht, in der für Vertreter von Völkern nichtenglischer Zunge sein Besonderer Bla8 vorge­­sehen war. Ob fremde Gäste erscheinen oder fernbleiben, macht seinen­ Unterschied, und deshalb wird den Krieg fein hemitender Einfluß eingeräumt. Spanien­ ist zurzeit von Mitteleuropa­­ so gut wie vollständig­ abgeschnitten. Eine regelmäßige Postverbindung besteht nicht. Von Zeit zu Zeit, et­wa alle sechs oder an Wochen einmal, gelingt er einigen Briefen aus Oesterreich-U­ngarn und Deutschland, fr über Holland nach der Iberischen Halbinsel durchzu­­schmuggeln, ohne­­ unterwegs auf der See in die Hände englischer oder französischer­ Wachtschiffe zu fallen. Zeitun­­gen und Bücher gleicher Herkunft hat man in Madrid seit Anfang November nicht erhalten. ‚Es ist mir also un­­bekannt, ob man, im. deutschen. Sprach- und­ Kulturgebiet von den Jubiläen der­ beiden großen ‚Renaissancegenies Kenntnis nimmt, ob man sich mit ihnen beschäftigt, ihnen Artikel und Gelegenheitsschriften widmet, die allgemeine Aufmerksamkeit im irgendeiner­ Form auf­fie senft. Wäre es der Fall, so würde­ e­& einen großen Triumph der Schönheit, der Kunst, des reinen Gedankens, des Dichter­­wortes bedeuten.­­.­.. X­­Die Völker haben keine Geschi­chtsgedächtnis.Sie­ ver­­gessen die«Vergangen­hei­t,wenn nicht eine mächtige und­ einflugreiche alte, Klasse oder Gruppe ein praktisches Interesse hat, die Erinnerung an­ sie, allerdings meist tendenziös umgedichtet oder umgedeutet,­ünstlich lebendig zu erhalten. ‚Für Jahrhundertfeiern ist es, besonders schiwer, die aufrichtige innere Anteilnahme weiter Kreise zu gewinnen, auch wenn sier an die stolzesten Nahmestitel eines­ Volkes oder der­­ Menschheit anknüpfen. Die Menge lebt überall in­ ihrer Zeit und­­ mit ihrer Zeit, und sie­ weigert sie über den­ Tag­ hinaus voraus oder­­ zurück . zw. denken und ihre an das Unmittelbare gefesselte Aufmerksamkeit zugunsten von "etwas" Untwirflichen­­ ablenten zu lassen. Eine Ent­­täuschung... die ich vor bald siebenundzwanzig Jahren ..er: ‚Jebte.. bleibt mir unvergeßlich. Im Jahre 18891 war es ein Jahrhundert, daß die große Revolus­tion ihrer Donnergang mit der Erstürmung der Bastille begann. Ich war »fieberhaft gespannt, wie das französische Volk D­ieses Nubiläum­ feiern­­ würde, 63 handelte sich­ um das temperamentvollste Bolt der Erde, um ein’ Bolt, das auf­ seine Großtaten­ stolz ist, dem Geschmach­h und Fünftleen­ die Erfindung­­ angeboren sind, das die Gabe des Pathos in der Rede und Haltung al natürliche Tugend begibt. Ich erwartete Wunder für das Auge, den " Geist, die Einbildungskraft, Höchjits­leistungen der Regie, der Kunst, der Dichtung, der Bered« samzei­, majestätische Erscheinungen des : souveränen »Bultes. Und was trug sich in Wirklichkeit zu? In Paris wurde eine Weltausstellung abgehalten, in der man vera geben Hinweise auf das ungeheuere Ereignis von 1789 suchte, bei ihrer Eröffnung wurde dem amifichen Redner obenhin, mit einigen flauen Worten auf­ die große Revol­­­ution angespielt,, und das war alles.­ So feierte man das Andenken an ein Geschichtsereignis, das­ das Leben der Völfer auf eine neue Grundlage stellte und das Antlits der Gesittung änderte,­­ ».­­Und das Jubiläum­­ zweier Dichter«1vird·die"­Vöxter: lebhafter beschäftigen-s ass»«das dergro«ßensRevqution!· Das scheint verblü­­fend«,und ist doch psychologisch leichts zu erklären.Diekjmwälzung gehört der Vergangenheit an,und ihre Wirkungen knüper die Nachgeborenerc nicht mehr an ein bestimmtes Datumthan empfindet sie so bereits als etwas Unvordenkliches,als etwas Selb­stbtzig ständliches,als ein Stück Natur,1vie die Lebensluft,die i­­ wir atmen,wie­ die Sonne,die uns Wärmeszundi Lichts spendet.«Die Dichter«ab,erfahren­ fort,jedem neuen Geis schlecht eine neue Offenbarun­g zu seinn.Wer»Don Qui­s «jote­«liestJvex einer Aufführung dest HamIerei wohnt, erlebt diese Großtaten des Geistes neu-Wenn,«mandaäe Jubiläum Cervantes’ und Shakespeares feiert, macht man seinen umständlichen Ausflug in eine ferne, fremde Vergangenheit. Man ehrt Genies, die unter uns weilen, und einen Teil unserer eigenen lebendigen: Gegenwart ausmachen, ; · \ h

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