Pester Lloyd, Juni 1916 (Jahrgang 63, nr. 152-165)

1916-06-01 / nr. 152

JOH-« "ég g . " re um T fa . · ch - .i- OF » -. ...«I,­­J- Bu... 2. 111 RER ficht Heren lbertini wenig an. vollzugsällf ist WÆ«-·sichMch-"GMEUUUS.M .. Z- Bleib: dabei, daß­ die­­ Ententemäch­e dem italienischen Stönigteich undergäng­­lichen Dant schulden und nur diesem es g bá­en haben, daß ‚sie­ noch nicht zusammengebrochen sind, I­au­ter er mit sentimentalem Ungestüm den Begleich dieser Dankesschuld. Mit eindringlicher Beredsamkeit Legt er den Franzosen (und den, Russen, namentlich), den" Teb­­teren, nahe, wie­ sehr der österreichisch-ungarische Vorstoß aus dem Trento für die Endentscheidung des Weltkrieges sticht minder wichtig ist als der Ausgang der Kämpfe bei­­ Verdun. Die, Zentralmächte — führt er aus — haben den umschäßbaren Vorteil der inneren Linie, der es ihnen ermöglicht, ihre Kräfte ‚nach Belieben an freigewählte Bunte zu werfen; und sie können sie im selbstbestimmter Reihenfolge ihre Feinde einzeln niedertrerfen. In Drei­­undzwanzigsten Striegamonate an der leitende­n Publizist Stalieng diese aus der geographischen Lage Europas ist ergebende strategische Einnenuweisheit endlich erkannt. Man darf ihn billig fragen: Hatten die Zentralmäcte nicht die umschäßbaren Vorteile­­ der inneren Linie auch in dem eitpunfte, da Here Albertini durch den herrienden Ein­­las s eines­­ Blattes auf die italienische öffentliche Meinung sein Bolt in den Krieg trieb? Cin Cassandra, der zu spät ruft, ist Sert Albertini seit dem siegreichen Bordriingen der Streitkräfte unserer Monarchie geworden, eine tragifomisce Nolle, in der er sich begreiflicheriveise nicht ganz behaglich fühlt. Ihm graut vor der Verant­­wortung, die er auf sich geladen hat, und vor dem Rüd­­ferlage, den der Stimmungsumfärbung des zur Erkenntnis der bitteren Wahrheit gelangten italientráhen Wolfes auf die Schidiale seines Blattes wird üben müssen. Darum beschmört er mit dem Zremalo eines auggelun­­­genen Stagionetenoristen die Verbündeten Italiens, doch " endlich, einzusehen, dab es für sich alle sein anderes Heil gi Berner­er Kront, die Italien der wenigen von der einheitlichen .Stont, uchstäbliche Erfüllung der Doktrin Rosen nöd, so falt, so schroft und so Hochmütig von sich ‘gewiesen. Er nimmt sich den Mund voll mit der tönenden Rhrase, dab es ihm nicht um Italien zu tun set — hat "hieses Land sich je von egoistischen Ermägungen Tetten lafsen? —, sondern um das Wohl der ganzen Mächte­­gruppe, der Italien sich angeschlossen hat. Aber je bem­ Bafittáer die Worte, die er nach Paris und Petersburg Ei defto vernehmlicher wimt­ert in ihnen die Angst, der Silferuf könnte ungehört verhalten. Man glaube ja nicht, beteuert er, daß Italien es nicht zuwege brächte, mit der Krieges Dte­ten vor, wen österreichisch ungarischen O­ffensive allein aus­­ eigener Kraft fertig zu werden, aber die Entscheidung des Angriffe hinausgezogen­­ werden. Man wird diesen Gedankengang am der Newa und an der Seine nicht ohne ein ironisches Schmunzelt sejen. Wie? Seit dreiundzwanzig Monaten stehen Frankreich und Neuirland im Kampf und zeigen dennoch seine Ungeduld, betonen sogar ihre Entschlossen­­heit, den Serieg bis zur Erringung des endgültigen Sieges ins Zeitlose fortzujegen; Italien aber kämpft exit seit elf Monaten und kann schon seine Gehnsucht nach dem Endausgang zi­ unterdrücken? Man sieht, Herr Alber­­ini ist in der Verabreichung von Beschwichtigungsmitteln Zein­nen Wunder dofter als sein Kriegsbericht­­erstatter Braccaroli und sein Abgott Cadorna. Miserabel 1alest geht er den Italienern. Das Vorgefühl eines un­­­­wendbaren Zusammenbruches steht. ihnen allen in den Nun sind auch Asiago und Xistero gefallen. Die er­hoffnung auf ein Erlahmen unseres Vorstoßes ist t­äglic­h gekflattert. Acht Milliarden hat Italien in elf Monaten Er­den­ Krieg ausgegeben. Vor dem Krieg beliefen sich die Staatsschulden des Landes auf fünfzehnhundert Mil­­lionen; gering gerechnet haben sie sich bis heute, Deradjt- Kooperation” zur Hilfesü éilett und dadurch ein Hinaus­­schieben der Endentscheidung des Weltkrieges durch­ fort­­erebte feindliche Angriffe zu verhindern. Kranfreich und England aber, die auf solche Art des Nebenbuhlers im Mittelmeere fs­ entledigen können, werden si durch Albertinis Flehen kaum ge­sc­haffen. Italien hat seine ehrlichen und verläßlichen Bundesgenossen, denen sein Aufstieg nicht wider den Strich­ ging, in der schändlichsten Weise verraten, um sich den Staaten anzuschließen, deren Machtinteressen von den italienischen Ansprüchen im Mittelmeerboden durch einen unüberbrühbaren Gegen­­ja getrennt sind.­­Der Treubruch Italiens war ein Bet­­rat nicht allein an den Pflichten der Ehre und der Treue, sondern auch an den eigenen Lebensinteressen. Den At, ‚auf dem es ruhig und sicher saß, hat Italien mit eigener San ‚abgesägt, und nun stürzt es unaufhaltbar in den Abgrund hinab. Eindauernd .‚sieht Italien, das­ Richt: jówett des Wölfersdicfals über feinem Saupte bimfen. fönnte durch fortgeseßte feindliche­­ fac­. Und das Land ist am, Tann fein ernähren, ist auf Wenideterp Ländern und auf esa. Sch­langemiesen. Die Zinsenlast von zehn M­ad | schulden könnte Städien selbst nach einem [/ |‘ |. es Ihr Choral umschwebt uns am Tage und greift in unsere Träume. Unser stillstes, einsamstes Ich bebt in ihrem Gesang: sie grollen mit uns, wenn wir stunderlang müßig liegen müssen, sie frohladen mit uns, wenn wir einen Angriff über Höhen und Tiefen­ tragen, und ihre Stimme schwillt ‚zugleich mit, dem Sturmlauf unserer Bajonette zum jubelnden Orfan. Diese­ Berge leben, sie kämpfen und halfen mit und. .. »(. .­­s» i­"aberschweigen.Juditzfettgredseligsten aller Kriege ist vielleicht nirgendwoch soviel geschwiegen worden seie"hier währen­d dieser entscheidenden Tage.Mag sein­, sdaßjedär,der da sein bestes Leben urkderbaxmungss­chiestes Starksein dem Feind­ entgegen­wirft,xztxviel mit sxch.selbstsszntxinhalt,als daß er noch Zeit für überflüsssige Worte fände. Vielleicht Haben wir das. Schweigen auch | ® von den Fnorrigen, wortsargeg Greifer, gelernt, die­ seit ‚Kahr und Tag mit dem Stuben in der Hand auf dem ‚Auslug stehen und warten, warten. Vielleicht. Ich weiß "763. nit. Eins aber ist mir gewiß, das, diese harten, aufeinandergepreßten Lippen dem Dianne, den­ sie ange­ Hören, viel "zu jagen haben. Daß in jedem der geiber, Die sich an den zadigen Felsen blutig, [binden, immerfort , eine­ Sichesprache fließt zwischen Verstand­ und Herz. Rede­ und Gegenrede steigen auf und ab, ab und auf, bis bant­­ endlich etwas da ist, worin sich Gefühl und Hirn für­­ eiwig ‚heranfern» . z­­»»So­ ergeht es auch­ mir.JedeaingeI­­ hebt es«.mit tausend Stimmen in mir an, und­ jede Nacht tritt als fetter Schluß der ‚Debatte etwwas Neues im mich ein. Manchmal­ sind es kleine, unwichtige Eindrücke, die nicht verblüffen wollen, wieviel Stunden auch darüber hinweg­ wehen — eine seltsam leuchtende­ Blume am Wegrand, ein f­irshendes Wagenrad, der Elic eines Sterbenden —, manchmal aber kommt aus allem eine große­­ Erkenntnis gegangen, ein positiver, unvergänglicher Wert, den­ man nimmermehr missen möchte s: ·«;«·­­Und siehst Du,’mein Kind,das sind sdke Augenblicke, die den Menschen, der im Felde­ steht, für immermährende Zeit reicher machen als­ alle anderen. Die Philosophen daheim mögen sich die Stirnen­ zergrübeln und die­ Schön­­­.. Darum sei ruhig und start, s. s 3 Lüffe Dich, mein Weib. pro Bu N­­­in .-- wi A F. 1 —­­c « T. H·-­s-.-«,. V. "’ «- ie ER 8. x De ka as . BZ .,’ EN 1. Juni 1916 Eine Unterredung mit dem Grafen Tipn. (Telegramm des „Bester Lloyd“) in Berlin, 31. Mai, . Dem­ „Berliner Tageblatt” telegraphiert sein Sonder­­berichterstatter Dr. Leo Lederer folgenden Beirät­e über eine linterredung, die ihm dem Ministerpräsidenten Grafen Stefan Tia. gewährt hade: Hoc auf dem Ofner Festungsberg, jenseits der machtvoll geschwungenen­ Kettenbrüde steht das einfache schmudlose Ge­­bäude des ungarischen­ Ministerpräsidiums. Ueber die funteln­­­den Wellen der Donau, die diese jene Stadt im stolzer Breite in zwei sehr verschiederte Welten scheidet, Bilden die, hohen, Fenster­ seiner Empfangssäle auf den glanzvollen Fortiepritz der Pester Neustadt. Auf den dumflen Tapeten der Eäle ‘aber hängen zwischen französischen Gobelins die Bildnisse der Männer, die das Ungarn von heute geschaffen: Franz Deät und der­ unglückkiche Graf Batthyány, Andráffy und Koloman b. Spell, das offene Soldatenantlig Fejérvárna ıl und die, ‚Spöttermiene Lufács’, zwischen ihnen zwei Köpfe, Vater und ‚Sohn, Koloman und Stefan Tia. ·—­.:«’« «Ich habe Muße,—Familie«nstudiet«t’zi­rmdchen,kwäh«rend" ich die Ankuunft des Ministerpräsidenten erwarte, der mich empfangen will. Die gedankenreichen Augen des älteren Tiba erhellen auch des jüngeren Gesicht, nur daß der Kopf des Sohnes herber, geschloffener wirkt, mährend — sic) um Mund und Kinn die Energie, die puritanische Einfachheit und der freie Mut des Mannes zeigen, der heute die Geschhche Un­­garn3_ leitet. [ A -- » Eine Biertelstunde lang blide ich in dieses Bilderbuch der ungarischen Geschichte, dan öffnet sich eine verschhwiegene, schwere Rolstertür. In seinem großen, hellen Arbeitskabinett empfängt mich der Ministerpräsident Graf Stefan Tide. Seitdem man das Bild des Grafen Tipa zur Erinnerung an seine erste Ministerpräsidentschaft für den großer Saal des Ministerpräsidiums gemalt hat, ist dieser ungarische Staats­­mann im wilden Streit der Parlamentskräfte er Hid start , s­ee­e, starfe Brillengläser "verbergen jet bie­r beim Bater, das furzgeschorene Haar, der [male­t sind ergraut, die Züge schärfer, hagerer geworden, , immer erkennt man an den hohen Stahlharten den einst berühmten Fechter und fühnen Reiter. Der Ministerpräsident lädt mich ein, ihm gegenüber Plan zu nehmen." Mit Klarheit und mit­ ruhiger Sachlichkeit bespricht er alle Fragen, bald als Staatsmanıt, bald als leitender. Rolitifer des Landes, als Yanbivirt und As Führer der unga­­­rischen Gentrn, aber stets als ein Mann von ungewöhnlich­­ hoher Sittlichkeit, mit­ selten reichem Willen. Das Gespräc dreht sich natürlich zunächst nun jenes eine Wort, das auch Wilson, der Meichstanzler und Sir Edward Grey in ihre jüngsten Erflärungen aufgenommen haben, dessen bloße Aussprache fast wie Erlösung wirkt und die Wörter heute tiefer erfgattert als es die­ lautesten Trompetenstöße Lanten: Sriede Mer in­ feiner­ Beurteilung der Srievensmöglichkeiten ist Graf Tiba im begreiflicher­ Weise­­ sehr vorsichtig: An seiner Rede, die der Ministerpräsident im Dezember­ des vergangenen Jahres ver dem ungarischen­ Reichstag über die Friedensmöglichkeiten hielt,­­ hat Graf Stefan Tiga zwischen den objektiven und den s ob­­jektiven Friedensvorbedingungen unterschie­­den. An dieser Unterscheidung hält Graf Tika­ auch noch Dante II... EZ 5 7l­ « «"·· ««·,,Zweifellos,«"sagt der Ministerpräsident,,,haben sich· die objettiven ötiedbensebebddingungen, die auf ‚unserer Seite [chon seit langem gegeben waren, in den legten, Monaten ve­rstärkt. Das Leste, was wir in bieser Bes­pielung vielleicht noch wünschen konnten, vollzieht sich in diesen Zügen: die Ver­treibung der Italiener vom Bo·dens der-Mo­narchi­e.—11nd auch in fesiu bliiHen, Lager ist insofern ein Sorticritt zu verfeldjnett, al man nicht mehr von der Zertrümmerung Deutschja­lands und von der Aufteilung Desterreich- Ungarns spricht. Daß die subjektiven Börbedingungen bes­triebend gegeben wären, ist aus den jüngsten Erklärungen Boincarés und Sir Edward Greyd nit zu­­ erkennen, obwohl ich nicht, jede, auf welche Momente unsere Gegner heute ihre Hoffnungen noch feket. Denn die Er­wartungen, die sie auf­ den Eintritt Italiens, die Stellungnahme Rumäniens und­ der Vereinigten Staaten, auf ihre Baltanı­raftion gegeht haben, sind ebenso wenig in Erfülung gegangen ‚wie die Hoffnung, uns erschöpft und, entmutigt zusam­men« ‚brechen zu sehen. Nach wie vor hängt er ausschließlich, Da unseren Feinden, ab, wann der Friede wieder Hergestellt sein ‚wird. Wir haben von dem Augenblick, da wir die aggressiven ‚Absichten..unserer Gegn­er vernichtet Hatten,­­ aus unserer ‚Friedensbereitschaft, kein Hehl gemacht.“ Ebenso wie Herr v. Beichmann Holliweg und Sie Edvard re wünscht auch Graf­­ Ziha einen Frieden, der Europa, ee­fiert.­­ .» «­­Wo Desterreich-Ungarn die Sicherheiten für einen solchen Frieden suchen muß, sagt der Ministerpräsident, zeigt Ihnen die Geschichte dieses Krieges, ohne bak ic) mich) über den Umfang der dazu notwendigen Garantien, ‚äußern möchte.” Zentralmächte gereift hat. Manches frödliche Bär ‚Wir verlassen das noch reichlich­ unfruc­htbare Feld der ‚Friedensmöglichkeiten. und greifen nach den [hören Früchten, die schon die twilde Zeit des Krieges für die Völker der urteil, das die Ungarn von den Oesterreichern tremmnte,, manches Mitverständnis, das das Verhältnis zwischen Deutschland und Ungarn barg, hat der Sturmi­ind dieses Beltkrieges zerblasen. Mit der ungewöhnlichen Schärfe ihres politischen Verstandes hat die ungarische Nation die erhöhte, Notwendigkeit des Bundes der Zentralmächte vom Anfang ar‘, beginnen, stets war sie die festeste Stube­ des Bündnisses mit Deutschland, mit der ganzen Ritterlichkeit ihres warmen Hers. Jene ist sie heute bereit, ihre reiche Kraft in den­ Dienst dauern«­der gemeinschaftlicher Arbeit in erhöhten Maße zu stellen.­ Graf Tika ist der Mann, der berufen ist, diesem alten Bund dennoch neuen Bund die zeitgemäßen­­ Vorbedingu­ngen zu schaffen. ELASTA ee 1 „Die­­ Ausgleichsverhandlungen mit, Oesterreich,” sagt der Ministerpräsident, „werden von­­ jenem freundschaftlich jetz Geist getragen, der das vertrauende, volle Verhältnis zwiscen, den beiden Staaten der Mon­­ach­ie Heute erfüllt. Die Konferenzen, die in Wien­ und Buda­pest geführt werden, nehmen einen befriedigenden Hortgang. Hand in Hand mit diesen Verhandlungen gehen die Vorbereitungen für die neuen Hundeläger, tragöpverhandlungen mit Deutschland. Be­­­greiflicherweise bildet die Ungemeißheit darüber, wie ss die wirtschaftlichen Verhältnisse nach dem Kriege gestalten werden,­­eine besondere Schwierigkeit, sowohl für den Ausgleich,­­wie­ für die Handelsvertragsverhandlungen. Aber andererseits hat gerade dieser ungewisse Zustand den Gedanken gezeitigt, wenigstend die gegenseitigen Beziehungen auf eine und gal tihft stabile, von unseren Gegnern and); fünfzig nicht Leicht zu erschütternde Grund­lage zu stellen“ zt _ ».­. sh Für zthtextzYroga­«­, allerdings scheint Graf Stefani Tiba weniger übrig­­ zu haben. In diesen Haren ‚Kopf haben­ wohl ideale, aber Leine, der Wirklichkeit fremden Zukunftss­­­pläne Blab, und es ist zweifellos ein sehr richtiger, bent. . batternden" Frieden nur dienlicher Gedanke, dab Man durch wirtschaftliches Säbelklirren für die Zukunft nicht eine bere rannte Situation machen fol, » - .- 187 éa Sy Mit der Erörterung der Nationalitätenfrage­ fehrt­ die Unterhaltung zu ihrem Ausgangspunkt zurück, Pr Krieg und rieden, u N ÉLES ÉÁ e í 2,7. "?· | ° 7 ee

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