Pester Lloyd, Oktober 1916 (Jahrgang 63, nr. 273-287)

1916-10-01 / nr. 273

" .»«·.· .,M­;okwssk.b­is 'v"s«..·.« 03 O Orts­mieme J Dt, warb zum größten Keil im Stich) gelassen werden, neuen Gescnke in Wirksamkeit treten können. Der Feld- ! schen Ereignisse in besonderem Maße einzugreifen wers da er an Beförderungsmitteln fehlte. Wenn trogdem die­­ zug gegen Bulgarien hat bisher den Rumänen auch sonst­­ juden wird. Dies würde seiner herriichen Natur durch« rumänische Armeeleitung, die damals in den Händen des Königs und seines Generalstabschefs Aderescu stand — der den legten Meldungen zufolge das Oberkommando der heute in der Dobrudscha kämpfenden russisch-rumäni­­scn Truppen übernommen hat —, schließlich einen Erfolg für sich buchen konnte, so lag dies bekanntlich daran, da s­ie seinen Gegner vor sich hatte. Zu den Männern, die damals eine höhere­ Stellung im Generalstab hatten, ge­­hörte der spätere Generalsekretär des Kriegsministers General SIiesen. Er ist mit Kriegsbeginn von diesem Wosten zurückgetreten. Seine schon vor dem Krieg er­war­­tete, für den Rat der Mobilistierung mit Sicherheit an­­gesehene Ernennung zum Chef des Generalstabs an Stelle des Generals Zettu, der die Ab­ersgrenze bereits über­­tritten hat, ist seither amtlich nicht bekannt gegeben worden. Jedenfalls ist er als der eigentliche Chef des Generalstabs der rumänischen Armee anzusehen. Er hat, wie alle, oder wenigstens die meisten rumänischen Offi­­­ziere, besonders jene in hohen Stellungen, eine politische M Parteirichtung, gehört der liberalen Partei an und ist ein Intimus der Familie Bratianu. Das genügt, um ihn als einen ausgesprochenen Freund der Entente anzusehen, als der er sich auch während des ganzen Weltkrieges groß der rumänischen Neutralität betätigte. Er hinderte ihn aller­­dings nicht, als Geschäftspolitiker, der er ist, ganz un­­parteilich dort Geld zu verdienen, wo­­ solches zu haben war, nämlich vorwiegend, soweit es sich nur um die ein­­ade Annahme eines Trinkgelds handelte, an der Seite der titelmächte; denn ein Cato ist er so wenig wie alle rumä­­nischen Bolizifer, mögen sie nun in der Armee dienen oder nicht. Seine Fähigkeiten als­­Organisator stehen insofern unzweifelhaft fest, als der Kortschritt, den die rumänische Armee während de Weltkrieges zu verzeichnen hat, vorwiegend sein Verdienst ist. Er gehört zu jenen rumänischen Offizieren, die aus dem leichten Feld­­zug 1913 viel gelernt haben, und er hat seine Stellung unbeschadet der persönlichen Bereicherung zum Ausbau der Armee verwwendet. Als Generalsekretär des Kriegs­ ausntsprechers,szs so mehr­ ausser«die m­ilitärischen An-­­ gelegenheiten sol»J«als Tl«­ronfol«qer als sein eigenstess Gebiet angeseh­nd natürlich seinen Einfluß seiten Thronbestelkmngoch vermehrt hat.Solange alles gutf geht,1 was schon heute nicht der Fall ist,braucht eine­ solche autoritäre Stellun­g nicht zum U­nglück für die­ Armee auszuschlogen anders,wenn die Rückschläge sicht häufen und Maßregeln an treffen sind, die weder mit den Hoffnungen noch mit­ den Wünschen der öffentlichen­ Meinung übereinstimm­en. Diese ist heute allerdings gez­­riebelt, denn es herrscht im Gegensat zum Jahr 1913 der­ Belagerungszustand, der nur verhängt wurde, um die­ Presse zu unterdrücken, die in normalen Zeiten eine, allerdings über alle Schranken gehende­reiheit genießt,­­ in dem Sinn, da­ sie gewöhnt ist, tatsächlich zu schreiben, was sie will. An diese Methode sind die rumänischen Blätter, vor allem der „Adeverul“ und die „Diminenza”,­­ derart gewöhnt, daß man sich sch­er vorstellen kann, daß sie sich lange mit der mageren Luft begnügen werden,­­ die ihnen seit Kriegsbeginn vorgeseßt wird. Anzeichen sprechen schon dafür, daß sie sich zu regen beginnt, indem sie eine herbe Kritik an dem Ministerpräsidenten und dem König übt, die allerdings immer zu den Wictigsten Angriffsobjekten gerade Milles, des Bersters der beiden genannten Zeitungen, gehören. Es ist seine Frage, daß in dem Maß, wie die militärischen Operationen nicht von großen Erfolgen begleitet sind, gerade jene Blätter am heftierten, besonders gegen den Konig, losziehen werden, von dem man heute in Rumänien ebenso wie außerhalb weiß, daß der Krieg in fetter Linie ihm zu verdanken ist. Wenn jene Herren, die zwei­ Jahre lang die­ größten Kriegslieser waren, schlielichh, wenn das Spiel nicht zu den get­­ünsc­hten Ergebnissen­ führen wird, an diese von den Russen, Franzosen und Engländern bezahlte Bes­tätigung vergessen werden, so wird das m­emiastens im Rumänien niemand, nicht einmal die Opfer, wundern, , denn Mille und Konsorten waren für den Krieg, aber natürlich nur für einen, den man sicher und leicht gewinnt, Meilen man sie da zu newwärtigen hat, mag aus der in Rumänien gang und gäben Auffassung hervorgehen, daß die Dynastie nit als eine nationale anzusehen ist, daß sie sich dieses ehrenvolle Attribut erst verdienen müsse und wenn das Unternehmen miglinnt, daraus die Folgeruns gen zu ziehen hat, nur­­ Enttäuschungen gebracht. Der Grund hiefür liegt darin, daß die Rumänen glaubten, die Bulgaren ganz oder doch zum allergröß­ten Teil den Neffen überlassen zu können. Auch ihr Aufmarsch, liefert hiefür einen Beweis. H­ußer dem 5. Korps (Constanza) wurden gegen Bulgarien nur noch die Reserveformationen gestellt, während der beste Teil der Armee gegen die Karpathen geschoben wurde, da man dort nir nur das nationale deal verwirklichen wollte, s sondern auch mit der Wahrseinlichkeit der großen Schläge rechnete. Sie sind bisher nicht erfolgt, da sich unsere Truppen vorerst zurückzogen. Die Nachrichten, die in den legten Tagen aufgetaucht sind, denen zufolge die rumänische Armee eine Umgruppierung vorzunehmen im Begriff it, mit dem fichtischen Zweck, mehr Truppen gegen die Bulgaren zu schieben, haben nach dem bisherigen Ver­­lauf eine große Wahrscheinlichkeit für sich, und wie weit sie richtig sind, wird man bald an der siebenbürgischen Front zu fühlen bekommen. Jedenfalls entspricht nicht nur diese Umgruppierung, s sondern auch­ die Ernennung Averescus zum Kommandanten der Truppen in der Dobrudiha , den Beobachtungen, die man in den Testen Wochen vor dem Strieg in Bufa­­tet machen konnte.­ ES zeigte — sich damals ein starres Ehwarfen in den Maßnahmen für den Auf­­mark­ der Armee, das deutlich erkennen ließ, bag man sich mit dem Problem im Großen, nämlich mit der Trage, wie der Krieg auf mehreren Fronten zu führen sei, noch nit völlig vertraut gemacht hatte. Außer den beiden genannten Männern verfügt die rumänisce Armee über seinen, auf den sich die Blide [chon im Frieden mit der Aussicht gerichtet hätten, dah­er Selb­­herrntalente entwickeln werde. Verschiedene neue Ernen­­nungen sind in den Blättern seither berichtet worden; ihre Richtigkeit ist, heute wenigstens, bei uns jeder nachhazu­­prüfen. Erst der weitere Verlauf der Kriegsereignisse wird die Männer mit ausgesprochener Führerfähigkeit an die Scherfläche bringen. Von besonderer Wichtigkeit ist bei einem $rief, wie ihn Numänten im engsten Anschluß an einen seiner Bundesgenossen — Nußland — zu führen hat, die Mole jenes Mannes, der das Bindeglied der bei­­den Hauptquartiere herzustellen hat. Von rumänischer Seite wurde für diese Stellung schon in den legten Tagen vor der S­riegserklärung der­­ diplomatische General Bovanda genannt. Seine fachmännischen und geistigen Tsähigkeiten im allgemeinen werden mit Nedt­hod­ ein­­geirägt, sie stehen in einem argen Mißverhältnis zu­­ seinem Charakter, über den auch seine Freunde seine hohe Meinung haben. Da sich eine gegenseitige Unzufrieden­­heit zwischen Rumänien und seinen Bundesgenossen, be­­sonders Naßland, schon heute zeigt, so erhellt aus diesem Umstand allein die Bedeutung, die dem General Coanda mit jedem Tag mehr vom rumänischen Standpunkt 3 kommt. Der neue rumänische Kriegsminister Bintila Bra­­tionu bringt für seinen Bosten begreiflicherweise seine fach­­lichen Kenntnisse und Talente mit. Auch sein­ General­­sekretär Stanescu steht nur im Rufe großer Fähig­­keiten. Wenn diese Ernennungen dennoch erfolgt sind, so geschah es für den Kriegsminister aus politischen Grün­­den, die bereits in einem früheren Artikel erörtert wur­­den. Die Stelle des Generalsekretärs aber wird überhaupt nur in besonderem Maße zur Geltung kommen, beson­­ders wenn die Ernennung Iliescus zum Chef des Ge­neralstabes­ nicht erfolgen sollte, denn dann wird er nur nur als der eigentliche Chef des Generalstabes, sondern auch­ als der Kriegsminister anzusehen sein, semweit es sich um rein militärische Angelegenheiten handelt. E 3 kann bei dem Charakter des Königs seinem Zweifel unterliegen, daß er in den Gang der Kriegeri­­! Die Operationen auf den Kriegsschaupläten Budapest, 30. September. Die Entfernung von M­aghkeben bis zum Böröstoronya­pa; beträgt über dreißig Kilometer. Da es erst vor gestern unseren verbündeten Truppen gelang, die R­umänen von dort Höhen südlich und südöstlich von Naaykeben zurückzudrängen, so erschien die erste Nachricht, das Pie Unseren bereits gestern den Bőröstorongpak erreichten und den Feind hier über die Grenze zurückgeworfen haben, so überaus erfreulich sie all mar, beinahe unglaubwürdig. Exit die amtlichen Meldungen unserer Heeresleitungen f­lärten den Sachverhalt in einer­ Reife auf, die die Tatsacje der erfolgten Wiedergewinnung dieses wichtigen Grenzpasses sowohl betätigte, als auch ihr Zustandekommen erst vollends verständlic machte. Zu der Zeit, da starke rumänische Kräfte bei Nagykeben noch im heftigen Kampfe engagiert waren und sich unserem Angriff dort mit aller Zähigkeit widerjegten, war der Vörds« toronypa­ jdon in unserer Hand. Eine bayrische Kolonne hatte die feindliche Nagyebener Front weitausholend umgangen, war solcherart in den Rüden des Gegners gelangt und hatte sich, weit hinter dem Rüden der Rumänen, der­­über hinaus immer auch den Tod, denn sie blickte gar nicht auf die Erde, sondern unter die Erde, wo er dunkel ist. Die blinde Frau stand an der Mauer, ala wäre sie tief in sich verjunten, und als fümmerte sie sich gar nicht um­ diese haftende, eilende Welt, und als fümmerte sie sich auch um sich selber nicht, und als wäre sie nir eins mit dieser blinden rau, als wäre sie jenseits ihrer selbst und­ jenseits von allen und allem. Ihr Kopf war immer im gleichen Winkel gesenkt und ihr. Antlig war unbemegt fich, bloß­ ihre Wimpern schlugen. Wie eine Rebtiffin oder wie eine einsame Nonne, so stand sie vor der breiten gelben Mauer, und er war, als meinte sie gar nicht fich selbst, und als hätte gar nicht sie selbst gesprochen, wenn ihre­ stile und empfindungslose Stimme sich erhob: — Darf ich bitten, einer armen Blinden... . Die blinde Frau, die immer zu Boden sah, sehnte sich eines Abends sehr nach dem Tode. Nichts Besonderes war ihr an jenem Tage zugestoßen, sie war blind gewesen wie immer und hatte vor dem Noodhusspital gestanden. Die Sehnsucht nach dem Tode fällt die Sidilchen an wie der­ Hauch des Windes, zufällig und natürlich. Es ist wie die Zuft zu einem Ausflug im Sommer, wie der Wunsch nach Glüc in der Jugend, wie die Sehnsucht nach dem Meere an der Küste, wie der Durst nach Freiheit im Gefängnis. Um 11 Uhr kam das kleine barfüzige Mädchen, um die blinde Frau heimzuführen. Der Vater des kleinen Mädchens war eingerückt, die Mutter arbeitete in Csepel in der Munitionsfabrik, bei ihr war die blinde Frau in Kolt und Durartier. Das kleine Mädchen fegte feine Falte fleine Hand auf den Arm der blinden Bran: — Sommen Sie — sagte es und schnalzte mit der Zunge. Es hatte ein Stüd Zuder im Munde.­­ Die blinde Frau löste ih von der Mauer, strebte den Weichselstod vor und ging ihm nach. Im M­odus­­turm erklang die Stunde. Die blinde rau‘ schlug ein Kreuz und besvegte die trockenen Lippen gegeneinander, rühren. — Komm zurück — sprach die blinde Frau zum Straßenpflaster. — —Wohin wollen Siedeln? —Komm nur.Gehnnjrspazierer.. —Spazieren wollen­ Sie?—fragte da­s kleine Mädchen nur willig und ließ sich zurückführenhiegingen und schwiegen,denn sie pflegten unterwegs nicht mit­­einander zu reden. Allein und zu zweit eilten Männer und rauen an ihnen vorbei oder spazierten in Gruppen. Auf dem Fahrdamm rollten einzelne Wagen dahin. Aus dem S Kaffeehaufe erflang süße und gewalttätige Musik. An der Ehe der Kossuth-Tajo3-Gasfe sprach die blinde Frau wieder zu dem Kinde. Sie sagte: — Schönes Wetter haben wir. Es war wirklich schön, im Dunkel Freiste ein Wind, der Lenz- und Herbstwind in einem war. Die Luft war rau, frü­h tlopften die Schritte auf dem Asphalt, und laute Worte leichter Stimmung flogen daher, Lachen träu­­jelte sich und holde fleine warme Schreie flohen ins Weite. Als sie das Ende der Kossuth-Xajos-Wasse erreichten, kam attó­ vom Donauufer feines, schönes Geigenspiel und auch hinter der blinden Frau Hang aus dem Kaffeehause die Mufit der Zigeuner. Die blinde Frau lauschte hier au­fdon einer anderen Mufit, der Menfit, die die Donau spielte. Auf dem E3füplat faßte sie die Hand des kleinten Mädchens weiter: — Wir gehen auf die Brüche hinauf. Wir spazieren ein wenig auf der Brüde. — Auf die Brüde? — widerhallte das Heine Mädchen greifend, als täte man ihm weh. Auf die Brüde aber freute er sich doch sofort, spät abends auszubleiben und diese Schöne Brüde zu betreten war ihm so neu, et­was In Tremdes und Festliches, ein Glück, wie es ihn in seinem kurzen binden eben noch gar nie gelacht hatte. Doch Die Kleine zeigte ihre Freude nicht, denn sie war der blinden Trau feindlich, gesinnt. 3 Die blinde Frau atnete tief, als sie bem­erkte, daß die Brüde da sei, so tief, wie bei einem langen Seufzer. Sie zog das feine Mädchen an der Hand. — Nimm aus meiner Tasche vier Kreuzer. Die legst du bot den Mann an der Kaffe hin. Das feine Mädchen griff in die tiefe Tasche, wühlte ein wenig unter dem Gelde, nahm dann jede Kreuzer heraus. — Hier — jagte es troßig. — Vier Kreuzer. — Gut — flüsterte die blinde Frau und sah zum Himmel auf. — Dann nimmst du die beiden Blecimarten, — Bas für Blechmarten? — Die der Mann dir gibt. Sie gingen hin, das kleine Mädchen leate vier Streuzer bis, zwei behielt es in der Hand. Er nahm die beiden Brüdenmarten vom Marmor auf und betrachtete sie, denn es fand sie interessant. Die blinde­rau hatte ichon dem Kopf gesenft und der Weichselstod retze sich in Bewegung. Ein anderer Herr zeigte sofort auf eine große Büchse und m­urrte das Feine Mädchen an. Das­­­leine Mädchen einchraf und warf die beiden Blecchmarfen in die Büchste Die blinde Frau zog das kleine Mädchen weiter, schritt rascher Als es ihre Gewohnheit war und fast schien es, als ob hier sie den Weg besser kennen würde. Cie tastete mit dem Weichselstod nach beiden Seiten, denn sie fühlte die Eisengeländer, dann hob sie wieder den Kopf und ging aufrecht in der Mitte des Betonsteiges. So erreichten sie die Mitte der Brüde. Dort hatte die Brüde einen Pfeiler, die blinde Frau ging auf ihn zu und hielt ein, ehe sie no an ihn stieß. Sie ließ die Hand des Heinen Mädchens 1083. Sie stand aufrecht und horchte in den Simmel, über dessen Blau andere Blauen schwebten, leichtere, seligere Blauen, nächtliche Wolken. Sie liefen dahin wie Träume im Trannt und borgen und beinhatteten Sterne auf ihrem Weg. Und ihneit nach rollten rosen- und veilchenfarbene Wollm­äuel über den Himmel, die an den demantenen Sternen hängen blieben und gezauft und zerrissen wurden, so daß sie in liebliche Streifen zerstoben. Die blinde Frau betrachtete und sah sie auch vielleicht, vielleicht erinnerte sie sich ihrer noch oder erdachte sie, und sie vermochte die Abend­­! | . . ‘ [3

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