Pester Lloyd, Dezember 1916 (Jahrgang 63, nr. 334-348)

1916-12-01 / nr. 334

Freitag, 1. Dezember 1916 _ «." ihnen der Carg Der Zug zur Kapuzinergruft. Nach 3 Uhr fekte sich der Leienzug vom Tore des Stefansdomes "aus in Bewegung, voran Garde, dann Hofdienste, Leibgarden und hinter­­ felbst, der die irdische Hülle des teueren Toten birgt. In diesem furzen Wege von der Stefansfirdig bis zur Kan­duzinergruft lag gleichsam eine ungewollte Steige­­rung, und es war für die, die den Zug weder bei­m Sahıt von Schönbrunn, noch­ den von der Hofburg nie Stefansfirce gesehen hatten, wie wenn plößlich eine visionäre Erscheinung füme. Alle entblößten die Häupter, die Offiziere salutierten, eine tiefe Bewegung ging durch die Neihen, hier ward der Kaiser zu Grabe getragen. Noch einmal riefen sich die schmerzlich bewegten Gedanken sein teueres Bild zurück, noch einmal glaubte das trauer­­umflorte Auge ihn leibhaftig vor siú zu sehen: die stahl-­­ blauen Augen, das gütige Lächeln, die stramme, vor dem eh­er nur leicht sich beugende Gestalt... Krtapp hinter dem Sarg schritten König Karl und Königin Zita, zwischen ihnen der fleine Kronprinz Franz Josef Otto, ‚eine Kappe aus weißem Her­­melin auf dem Haupte, in seinem lichten Epibenfleidchen wie ein blonder Engel, auf Erden gesandt, die Menschen elnflich­ zu machen. Der Anwesenden bemächtigte sich tiefste Rührung. Während der König fest und fühn,­­ ein echter Soldat, der seinen Schmerz meistert, vor sich blichte, ging die Königin, förmlich in ihr schwarzes Kleid und den Edleier ganz eingehüllt, weiter, das Auge tränenfeucht zur Erde,gerichtet. Hinter dem Königspaar und seinem Kinde gingen der König von Bayern, der König der Bulgaren, der König von Sachsen, der Groß­­herzog von Baden der deutsche Kronprinz, dessen freies, offenes Gesicht und stramme Haltung in sem­er inte die Stürme verrieten, die er als Feldherr seiner wundervollen Truppen im Westen erlebt und die seinen Namen mit glänzenden Lettern in die Geschichte des Krieges einschreiben. ·· «" « . Dann folgten der­ türkische Kronprinz,der Kronprinz von Schweden Infant Ferdinand von Spanien, Prinz Waldemar von Däne­­mark, der Kronprinz von Sachsen, die bayrischen und jächrlichen Prinzen, Kronprinz Boris, Prinz Cyrill, die Prinzessinnen Eudoria und Nadejd­a, sowie Herzog Philipp Albrecht von Württem­­berg, der Großherzog von Sachsen-Weimar , die übrigen hier eingetroffenen deutschen Bundesfürsten, sowie der Vertreter des Schedive Prinz Ibrahim Hilft. Ihnen trossen sie sämtliche Erzherzöge an. Besondere Aufmerksamkeit zog Armee-Oberkommandant Erzherzog Friedrich auf sich, der neben dem Feld­­marschal Erzherzog Eugen im Streite der übrigen Erz­­herzoge ging. Die Mutter des Königs, Erzherzogin Maria Sofefa, die übrigen Erzherzoginnen, vor allem die Töchter des verblichenen Monarchen, Gisela und Maria Valerie, und die fremden Türstinnen, die Königin von Bayern, die Prinzessin Mathilde von Badisen, Die­tg­ar von Württemberg und Barna, die Gräfin Trani, die Schwester der verblichenen Kaiserin,und Königin, die Enkelin des Mön­­chen Fürstin Elisabeth Windischgras, Gräfin Ste­­fanie Yónyay, die Kinder des verblichenen Thronfol­­gers Groherzog Franz Ferdinand, Mitglieder der Familien Braganza und Bourbon, Liechten­­stein, Hohenlohe, darunter der es sag wife Botschafter in Berlin, das Fürstenpaar Wad­ 3imwill, das Fürstenpaar Czartoryski, der­ Herzog Bib­or von Ratibor schlossen sich an. Die höchsten Frauen trugen schwarze Kleider aus schwerem Stoff mit Schleppe und langem Edhleier. I­­n bunter Folge, wie es eben das etwas beschleu­­nigte Tempo des Zuges mit sich brachte, ja­ man Die Szijijártó (mit Ueberlegenheit): | fremden Sondergesandten und Offiziersdeputationen, die Guitar, die inländischen Regimentsdeputationen, ungas , tüd­e­nd polnische Abordnungen. Als der Zug der der Kapuzinerkirche angelangt war und der Sarg des Königs im Portal verschwand, bliefen die Trompeter der Xeib­­und Ird­erengarden auf ihren jardinierten Instrumenten den ‚Generalmarsh als Tekten Gruß für den König, Die Beilegung. ‚Von der Geistlichkeit empfangen, wurde der Sarg in die Kirche getragen und auf den Skatafall gestellt. ı Das Königspaar, die Fürstlichkeiten, sowie alle Persön­­lichkeiten, Die der Leiche auf diesem letten Teil des Weges das Beseite gegeben hatten, nahmen in der vollständig schwarz ausgesc­hlagenen Kirche die für sie bestimmten Kläbe ein. Noch einmal erfolgte die Einfeanung der Leiche des Königs, wieder stimmten die Sänger der Hof­­­musikkapelle das Libera an, dann wurde der Gang ge­­hoben und unter Trauergebeten und Stadelbegleitung, unter Vorantritt der PP, Kapuziner, in die Gruft hinabgetragen. Tränenerfüllten Auges, von Schmerz über­­mannt, begleiteten die Mitglieder des Herrssherhauses und die übrigen Versammelten mit den Bliden den Barg, dem­­ König Karl, der Erste Obersthofmeister mit dem Stabe­­ und die beiden fürstlichen Kämmerer in die Gruft folgten.­­ Hier wurde der Sarg in der Vorhalle niedergestelt, um­­ zu einem späteren Zeitpunkte, dem Wunsche des ver­­blichenen Monarchen gemäß, zwischen den Sarkophagen der Königin Elisabeth und des Kronprinzen Rudolf jenen endgültigen Bla zu finden. Nach Be­­endigung der Einsegnung und der Trauergebete übergab­ der erste Obersthofmeister den Chlüssel zum Sarge der­­ Leiche des Königs, dem Guardian der PP, Kapuziner und empfahl diese seiner Obhut, worauf, der Monarch mit Gefolge in die Kirche zurückkührte.­­Nunmehr verließen die­­ Fürstlichkeiten die Kirche. Die Schatten des Abends senkten sich herab, als die Trauerfeier beendet war.­­ Der ihr Zeuge war, wird zeitlebens eingedent bleiben dieser Kundgebung der Liebe und Verehrung für den Monarchen, dessen sterbliche Ueberreste heute in der Gruft seiner Ahnen zur ewigen Ruhe bestattet wurden. Die Kapuzinergruft wird aber fortan ein Wallfahrtsort sein, zu dem Einheimische und Fremde pilgern werden, um dem in Gott ruhenden Monarchen ihre Liebe, Ber­­ehrung und Ehrfurcht auch in fernen Zeiten zu zollen. . " Das Heldenivalier. (Telegramm des Bester Lingn.) Wien,30.Novem­ber.« Es war wohl eines der bemerkenswertesten Spa­­­liere,die jemals aufgestellt worden waren.Sämtliche Regimenter Oesterreich-Ungarns hatten dazu beigetragen, und zwar je ein Stabsoffizier­ ein­ Leutnant und ein Unteroffizier,und zwar bloß solche Unteroffiziere,die die Goldene Tapferkeitsmedaille erworben haben.Man darf sagen,daß dieses Spalier,an dem­ alle Völker Oesterrei­ch-Ungar­ns vertreten waren,einen der interessantesten Teile der heutigen Leichenfeier bildete. Ein Stimmungsbild von der Straße. (Telegramm des Befter Lloyd.) Wien, 30. November. Ein wunderbar klarer Himmel blaute über einem so­ gran­­diosen Schauspiel, wie er nach Berfijerung der teilnehmenden Sondermissionen sein Land des Kontinents in den rechten Jahrzehnten ges­ehen hat.”Es war als ob die wärmende Bonne diese erhabenste Aeußerung einer die Rolfsseele bis in d In­­nerste ergreifenden Trauer verklären wollte. Hunderttausende . ,­­ Pa­ AP / PESTER LLOYD im Travergemünde umsäm­mten die Straßenzüge. Die den Weg bildeten, auf dem der geliebte König, seiner Völker Vater, die leßte Fahrt Fuhr. Das aus den traueruimflorten Lampen matt Hadernde Licht wurde von den wärmenden, hell Leuchtenden, Sommenstrahlen fast verdrängt. Die dichte Masse durch­zvehten, rinde Lüfte wie ein herzerkwärmendes Frühlingsahnen Tomne men der glüclicen Zukunftsverheißung. Die ergreifende Tiefe, der Trauer ließ dennoch nirgend Nievergeschlagenheit, seelische­ Gedrüctheit aufkommen. Dan meinte, einem Trauerfeste ans t­fer Heldenhelfer beizumahnen. Selbstraffung und Wü­rde, er e ftarrte stolze Zuversicht sprachen troß aller Wehmut aus des Bolfes Haltung, feinen Mienen, feiner Traft befundenden Schmerzbezähmung. (Die mächtigste Bewegun­g löste der Anblick dess Königs­­­paare»«saus,,das den jungen blondköpfigenystschönen Erzherzog-Thronfolger an den Händen führte, und gleich­tief war der Eindruck des Corteges der dürften, die hinter dem Traueriwagen einherschritten. Am Neuen Markt waren Spaliere von Abordnungen unserer Fratte erprobten, vielfach ausgezeichneten Heldentruppen ges­cildet und ‚gegenüber der Kapuzinergruftfirche standen die Abordnungen der sechs deutschen Regi­­menter, deren Oberstinhaber der König war.. Die­­ rechte Fahrt König Franz Kosers war eine der großartigsten Apotheoren, die ein treulichendes Bolt jemals dem glore­reichen Andenken eines hochverehrten, guten , Monarchen staffen konnte. · ’"««« Die Kinderweiland Erzherzogs Franz Ferdinand.» Wien,30.Novembbch. Die Kinderweiland Erzherzogs Franz Ferdinand und Herzogin Hohenburg trafen gesternabend aus Konopischthiereim . "« «­ ««­­ «»Die ungarischen Trauergäste. . Wien,30.November­s ,i Die ungarischen Trauergäste trafen in drei von jeiten der ungarischen Regierung zur Verfügung gestellten Sonderzügen zwischen halb 1 und halb 2 Uhr hier ein. Im Bahnhofe wurden diese Züge von den Vertretern des ungarischen Ministeriums am allerhöchsten­­ Hoflager, sowie von Vertretern des Wiener Polizeipräsidiums emp­­fangen und zu den bereitgestellten elektrischen Gonder­­zügen begleitet, welche die Trauergäste bis in die Nähe der Wollzeile brachten. Hier versammelten sich allmählich alle Säfte aus Ungarn, Mitglieder de Abgeordneten­hauses und Magnatenhauses, Delegierte der Munizipien und Somitate. «.­­Gegen dreiviertel 2 Uhr brachen die ungarischen Trauergäste zur Stefanskirche auf.Hier na­h­men sie im mittleren Teil des Hauptschiffes Aufstellung,und zwar die Magnaten und Abgeordneten zwischen den­ dem Altar nähergelegenen Säulen.Etwas später kamen diethgliieiser der des österreichischen Reichsrates an,"die unmittelbar neben den Mitgliedern des ungbarsischen­ P­arlaments Aufstellung nahmen­ Die Mitglieder der ungarischen Regierung nahme­n Nahe des Altars Platz.­­."" Nach der kirchlichen Trauerzeremonie sammelte si­ch­ der gröszte Teil der ungarischen Trauergäste wieder bei­­ der Wollzeile,bestieg die bereitstehenden elektrischen­ Son­­derzüge und fuhr auf den Ostbahnhof,wo man zwisch­en fünf und sechsuhrt wieder in drei Sonderzügen die Rücks­reife antrat. « :­­ Das ungarische Ministerium am allerhöchsten Hofe­lager drückte der Wiener Polizei seinen Dant für das tadellose Arrangement der Beförderung der ungarischen Gäste aus, Gevatter? Sa, warum, s» Mandi-Veres(findet keine Antwort). Szürpabö(in das Zwiegespräch eingreifend): Die Antwort darauf ist nicht so schwer,Gepatter..· Mandi-Veres:­So lasset Eure Weisheit hören! »· ; Szürpabö:Das­ will ich auch.(Allgemeine Erwartung.)Nun sagt mir:wer ist der beste Soldat, der Böhm, der Bose, der Deutsche oder der Ungar? Mándi- Beres: Der Ungar. Szürszabó:Naasso.Da der Ungar sein bester Soldat ist,soll er nicht ihn am liebsten gehabt haben? (Alle freuen sich dieses Bescheids.), Mandi-Veres:Gewiß.«Das mag schon stimmen. " Atanyi­ wendet,an der Brust wehrstehend,den Kopf zurück und deutet durch ein Nicken seinen Anschluß an die einmütige Feststell­ung an). Szijjartö(zu Atany7­):Paßt Du auch auf, Bruder? kr Atanyi:MeiN­Ohrda.Meine Augen dort. Szi­jjartö:Kommen sie nichts thoinyi:9«eei11.(Späht weiter ins Vorfeld hinein.) (Im Unterstand Bauje.) Estergälyi: Ein guter König war er. Szijjärtd: Das war er. Wahrhaftig. Die anderen (nacheinander): Wahrhaftig, er e3. « Szijjärtö:Das Volk hat er nicht bedrückt. «­—Nein.­—Nein.—Nein. "Mautheres(schweigt). QI Die übrigen hesten auf ihn ihre Blicke.) Maudi-Veres(f1"wilt,daß er etwas sagenskolltm zaudert):818er....wer also hat das Volk bedrückt!Wer hat die Steuern ausgeworfens Wer sichmn uns nie ge­­kümmert? (Die übrigen blicken besorgt aus zur Babe.) Szür.Babe:B3er?(Nach eini­gem Zaudern:)Die Regierung, Die anderen (sind erleichtert). Mändi-Veres (heftig): Wie viele im Volk #haben Feine Krume Aderbodens, müssen in Traglohn gehen, auswandern. Die übrigen (niden zustimmend mit dem Kopf). Mändi Veres (gußgürkabs): Darauf antworte, wenn Du fannst. Stür habe: Antworten? Gut denn, das will ich. (Erwartungspolle Spannung, aber Ezürfabs findet vorerst seine Antwort.) Mäandi-VBeres (ebenfalls nachdenklich gelvorz den): Meinen Gevatter Andreas Béterfi hat gestern eine Granate zerrissen. Morgen kann eine andere mich. zer­­reißen. Einmal muß doch jeder Mensc sterben. Was sol ich jebt da so besonders trauern, — hab ic, nicht redt, Zeuge? Szürbabd: Was redft für grünes Zeug al­ jammen! Das sind Dinge, die feiner denken sol. Denn warum? Mándi: Beres: Also warum? Szür­abó: Das will ich Eu jagen (langsam, ernst).­­Also wenn einer stirbt... auch ein armseliger Ar­­beiter... was für Trauer gibt es dann in der Familie! Wie sollte da nicht große Trauer sein, wie sollte uns das­­ Herz nicht wehtun, wenn der König stirbt? Der it ja der Vater des ganzen­ Landes. Alle (niden zustimmend): Das ist richtig. Mandi:­Veres (kann nit widersprechen). Szürpabe: Na fiehlt Du. Dann ist au noch dieses zu DER Du Haft doch wohl Kinder? — Drei. — Gut. Ich hab deren vier. Und Du Fiehst doch wohl Deine Kinder? (Alcjiel zu den, wie sollte er sie nicht liebhaben?) — Du hast sie also lieb. Tätest für sie alles, gießest sie in Samt und Seide gehen, möchtest sie mit Lebkuchen füttern, ihnen die Sterne vom Himmel herunterholen. Das möchtest Du, aber er geht eben nit. Was nicht. geht, das geht nun einmal nicht. Und so 5 das auchh mit dem Mater des Zandes. Der Hätte dem Bolt gern alles gegeben­ gehabt, aber andere haben ihn gehindert. Darum aber ist er dog ein guter Vater gewwesen. Syijjärtö: Das ist nun einmal ganz richtig. Egtergályi: (gu Mandi-Veres): Da könnt an Ihr bloß sagen, daß es ganz richtig ist. a­ndi-V­ere»s:Nunja...ich sajgjanichts.i« Szürpabö:IkunfehtJhr.(Pause.)Auch«hat es viele neidische Fein­de gehabt,und dies wollten ihm seine Länden rauben..Und so ist denn der·Krieg ge­­komme:1. (Nachdenkliz.) Wir haben­ ihm Treue geschworen...ihm.hab­en—in Treue geschworen«.(blickt,geängstigt durch«die eigenen s Gedanken,uns sicht).Wie aber wird es jetzt werdenZ (Alle begreif­en sofort,regen sich kaum,sind aber mächtig bewegt 2). -«« Szijjaxte(m­it trockener Kehle):Jetzt gibt es» keinen König.« « -- » Eßt­ergall­i:Ihm haben wir die Treue geJ­schworen.« wir die Pflicht. Mándi: Beres: Haben wir da noch die Pflicht, weiterzufämpfen? (Zange Bauje.) « Szürpabö(sehr langsam):Ob haben noch weiter zu käm­pfen1,fragst Du2­’ Mándi Beres: Ja. Szürpabod (weiß nicht zu antworten). Ein junger Soldat (Schläfrig): Was zerbrecht, Ihr Euch den Kopf. ES muß ja reim. Iz Szürkabó: Nicht ja, mein Junge Mit dem­ Muß allein it nichts getan. Wenn nicht von da heraus (fi) auf die Brust schlagend) das Maß kommt, dann hat­ der Befehl seine große Kraft. (Ale sftimmen zu.) Szürbabó (ftcht beunruhigt da): Wie Halten wir es nun damit, Leute? (Blidt um sich. Unruhige Blide, Niemand wei Antwort... Alle schweigen; auc) er­ seufzt schwer auf.) Ach, wenn wir nur noch einmal nach Hause, fünnten ... ; ». « (Alle seufzen in heißer Erregung auf.) war · «· · » ; ? © o ijt der Krieg gefommen . . a : N - B;

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