Pester Lloyd, Juni 1917 (Jahrgang 64, nr. 152-164)

1917-06-16 / nr. 152

f «- . — — #6 . gl f — — . " « EN nah - — - auf x § —— «« »KW-iäd«s-fkixkkx sgkzskbste.« YduviqaaD.E.a-kdkä·hecB-IM­L,, Berlin, 18. Juni. Das Bestreben der Alliierten, eine große Waf­­fenentscheidung herbeizuführen,­­ist bestehen ge­blieben. Man hätte vieleicht aus dem Abflauen der zehn­­ten Lonzoschlacht und aus der großen Enttäuschung, die­­ Dieser Ausgang des Angriffs­ der Italiener im feindlichen Heer und im Königreich hervorgerufen hat, schhieken kommen, daß die römische Kriegspolitik eine längere K­­ampfpause für angezeigt halten würde. Solche Erwägung hat aber seinen bestimmenden Einfluß auf den Fortgang des Krieges ausgeübt. Im Gegenteil, Italien hat das­­­­ Gesicht nach Westen gewandt und versucht unter großen und schweren Anstrengungen die ihn vor Sahrezfrist ent­­­­rissenen Gebiete, die der Tiroler Grenze östlic vorgelagert sind, durch Waffenentscheidung wieder zu gewinnen. Das­selbe Bild haben wir im Sumpfgebiet z­wischen der Nordseeküste und der Scarpe-Niede­­rung, mit anderen Worten dort, wo die Hauptkraft der Mongländer sich um die Verlängerung des Krieges bemüht, it kein Zufall, da­ überall dort, wo die Briten ein­ Weber allein oder mit Unterfrügung der von ihnen ab­­hängigen Bundesgenossen, oder in Kampfräumen, wo fie lgewährte kriegstechnische Anregung die Kon­­­stsole«ausüben,der Kampf­ tue den Preis «Fort«gesponnen wird.Auch England konnte der­­»whigen Ueberlegung Raum geben und nach seinen erfolgs ,zu Durchbruchsversuchen an der Arxasfront Zeitvers «ztstreichen lassen um seine Kraft systematisch auszufüllen ,nuchti zu gruppieren­.Der Englandxnuß lvise nicht oft genug für diejenigen, Die am Ausblick auf das Ende gr Seriegeß verzweifeln möchten, betont ‘werden fart, beeilen, miß Krieg führen, muß die Entschei­­dung­ Inden, wenn er auch sich selbst eingestehen wird, mit der Abnahme seiner Kraft auf die Aussicht auf den Erfolg jeinvindet. Und die Kraft Eng­­­­lands hat abgenommen, erheblich abgenommen. € At wohl gänzlich einwandfrei festgestellt, hat Großbri­­­tannien in den Arraskämpfen, die am 9. April Begonnen haben, insgesamt 250.000 Mann auf der Eb­ede Tieß. In diese Zahl sind die farbigen Engländer miteingerechnet, die, wie ja bekannt ist, seit Anbeginn des Krieges in den amtlichen englischen Verluftlisten übers Haupt nicht erwähnt werden. Nun hat die neue Offen­side Großbritannien­ gegen den deutschen Matichaetebogen furchtbare neue V­erluste gefesüigt. Von deutsch offiziöser Seite wird mit Zestimmung des Großen Hauptquartiers die Verlustziffer der Engländer beim Vordringen über die Linie Whitchaete— Meisines 200.000 Mann eingeschäßt. Seitdem sind neue­­ Cin men hinzugekommen. Wir rennen also gewiß nicht zu hochh, wenn wir die Schwächung der britischen Beriffskraft mit 450.000 Mann beziffern. .. würde Feldmarschall Haig in neun Wochen were: Kämpfe 50.000 Mann wöchentlich verloren iben. Nun liegt uns eine in Rotterdam aufgestellte Ver:­ei­ung der englischen Armee vor. Danach hat ( ohne Farbige und koloniale Hilfstruppen bis abe Mai 2715 27 Mann — einschließlich der Offi­­? — verloren. Es müßten außerdem also 208.473 AR­erdise und H­ilfetruppen durch Tod, Ver. .. mundu und Gefangenschaft ausgefallen sein. Diese­r Zahl ist Durchaus glaubwürdig und entspricht den dauernd wiederholten Hinweisen der deutschen Obersten Heeres­­leitung auf die „schwersten” Verluste unserer Feinde. — Wenn England nun trok Dieser durchgreifenden Seeresschwächung den verzweifelten Versuch macht, im fl­andrischen K­üstengebiet einen Erfolg zu erzwingen und den Raum seines trategischen Angriffs auf Die ganze Breite seiner Front von Scarpe in Nieuport verlegt, so müssen äußerst schwerwiegende N hen die im Jahre 1917 völlig abweicht von der rechnerisch langsamen, systematisch überlegenden, vorsichtig zurück­­haltenden der früheren S Kriegsjahre. Nur in einem Punkte hat England fest seine zaudernde Kriegführung un­ berlassen: in der Anwendung seiner­­ Seestreitkräfte. Der Angriff gegen die belgische Küste und der Angriff gegen die deutschen Etükpunkte des Unterseebootkrieges wird noch gescheut. Es ist das Leite, was England an heuer Kraft einlesen könnte. Ob es ges­­hieht, kann man nur dann­ richtig beurteilen, wenn man der englischen Binde bis auf ihren Grund sehen könnte. Die deutsche Oberste Heeresleitung pflegt mit allen, auch­ den sch­wersten Möglichkeiten zu rechnen. Wir rennen also auch mit dem maritimen Einja derjenigen Kraft, auf der das gan­ze britische Imperium beruht und nach dem Kriege beruhen würde, da Die flandrische Front zwischen Nieuport und Dondrefluk hat in den­ letten Tagen in der Haupt: jae nur Artilleriekämpfe gesehen. Sie steigerten sich und ihr wollen­ wieder ab, aus Gründen, die no nit far find. Eiwad Taitendes liegt in der Vorbereitung des englischen Angriffs, der vermutlich an irgendeiner Stelle dieser ront erfolgen wird. Die Unsicherheit der Führung st­and in dem ae Aare Hi zum Ausbruch gekommen, der am­ 11. Juni die englischen Neitergeschwader östlich von Meffries in den Tod jagte. Ich habe immer auf den Standpunkt mich gestellt, daß der Engländer, einer offensiven Idee folgend, in längst überlebte Kriegsbräuche zurückzufallen pflegt. Auch in­­ Flandern ist das der Fall gewesen, Man hätte si eher vorstellen können, daß dort gegen Mahditruppen und Burenhaufen angeritten worden wäre, als gegen deutsge Infanterie und Maschinengewehre. Die englische Offen­­sive it unbehof­fen und wird unbeholfen bleiben, &3 fehlt der­en an der richtigen Einschältung der gegnerischen Waffenkraft und Waffenverwendung, und es fehlt den angreifenden Truppen an Angriffsformen, wie sie solche aus dem Verlaufe dieses Be hätten lernen können. Woran es den Engländern nn war der Todesritt bei Mejfines zu Ende: „Das Gelände vor den deutschen Gräben war mit toten oder sterbenden Nestern und learn beliebt, während die geringen Neste der Ueberlebenden in rasender Karriere sich zu retten suchten." Mir, der ich vor Kurzem an der Westfront alle Mittel unserer Abwehrkämpfe in technisch vollendeter Weise vor Augen geführt bekam, erscheint es völlig unbe­­greiflich, wie ein Reiterges­chwader noch heutzutage in Wellen über ein d­urchhwühltes Trillergelände gegen einen aufmerksamen­ Feind vorpreihen Tann. Durch solche Aud-­schweifungen hirnverbrannter Taktik zerreibt die englisce Heeresleitung den Geist der eigenen Truppen mehr als durch das Verbleiben bei der bisherigen Methode des technisch eiystematii­en Vordrüdens. Aber — Das führt nicht mehr schnell genug zum Ziel, daher die au 8 i­ichtelosen Gewaltunternehmungen. Die portugiesischen Hilfstruppen an der Westfront machen, was ihren Angriff geist anlangt, einen kläglichen Eindruck. Es ist nichts wie erlauftes, ver­­gewaltigtes­ und zur Chladibani geführtes willenloses Bolt, uneinig untereinander, Disziplinios und hoff­nungslos­­en feingettte an um a­n den Gewinn wieder al­ entreißen. Zweimal erstichten Kio Angriffsabsicht dur , wir überall da wir« fordert. Wir beweisen zu radproıMw besteht. Dreimal unter Zerstörungsteu fen lasiert, wo die tattische La­dadurch dem Gegner, da, ein h­aitionsbereitschaft , brachen die erschöpften franz Sturmtruppen­­ , aus den Gräben hervor. Jedes Mal wurden sie unter schweren Verlusten zurückgetrieben. Ebenso ist es dem Gegner er­­gangen, al er am 11. Juni längs der Siraße Zohure-NRipont vorstieß. Die Verluste der Gran­zosen dürfen wir zum mindesten mit 250.000 Mann seit Beginn der Kämpfe an der Nisne einträgen. Wie erinner­­­d sein wird, gelang es dem Gegner bei diesen großen Angriffen, aus der Richtung La Villeau- Bois auf Sudincourt Raum zu gewinnen. C3 ist dort eine Ausbuchtung nach Nordosten entstanden. Durch­ unsere Gegenstöße im Kampfraum­ des Chemin des Dames haben mir diese Französischen geringen Erfolge nir allein wieder wettgemacht, sondern sie auch künftigen Gefahren ausge­­löst. Daher die Beformnis der Franzosen, wir könnten und weiter südlich des Chemin des Dames ausbreiten.. Die italienische Entlastungsoffen­­sive, befohlen und kontrolliert von England, hat fs zwar in nord­westlicher Richtung gegen den Gewinn Delterreich-Ungarns an der Hochfläche von Astiago in Bewegung gejekt, aber Bislang­ blieb sie erfolglos. Wir sünnen den Beiräten, die der und verbündete General San reg­e­ durchaus vertrauen und müssen"daher die eidungen Cadornas mit demjenigen Zweifel aufnehmen, den sie schon, solange sie e­rscheinen, verdient haben. Diese Berichte Cadornas sind immer in­ dem Augenblick abgefaßt — so wollen wir zu seiner­ Ehre aus nehmen —, wenn die hin und her wogende Stampflage für die Italiener am günstigsten war. Das schmerzliche Ende erjeint dann in der Regel nicht oder wird freund» [ich retouchiert durch irgendein Ereignis, das am nächsten Tage auf Grund irgendeiner Uebersafchung einen Erfolg zeigt. Summa summarum haben die­ Italiener durch alles „Zurücmerfen“ unserer Verbündeten, durch fortwährendes „Zerstören” ihrer Verteidigungd« werke und durch dauernd „Sühne V­orstöße‘ nichts erreigt, als daß sie noch immer da stehen, wo sie­ begon­­nen haben. Die „Breparazione”, ein italienisches, milie­torisches Fachblatt, hat den Auftrag erhalten, b­a8 ( eh Aa ei he 23,8 lestek, ae a ou­n versteigt sic) zu der Behauptung, daß Heute, Engl [and, Stantfeld und Italien so glänzend gerüstet daständen, dab das glücliche Endresultat auch­­ beim Auss Heiden Auklands aus dem Kampfe nicht mehr in Frage gestellt werden künne. Ob diese Tanfare den mit blutigen Köpfen vom I­ongo heimgeschiehten­­ Italienen An­­­griffskraft einflößen wird, ist doch sehr fraglich. Den Rufsen wird die Erklärung aber viel reude machen, allein der Kriegsminister Kerenssi müßte sich noch von der Zwedlosigkeit jener Agitation überzeugen. Unverständlich, bleibt für den Zahlen­beurteiler die Sagd nach den Kriegszielen, welche in zahl­losen Erörterungen in den Ländern unserer Gegner bes­trieben wird. Das Kopenhagener Cistrabladet hat ganz recht, wenn es die Formel vom Zerschmettern des Militarismus der Mittelmächte stupid nennt, deshalb, weil doch tatsächlich die Entente von den Mittelmächten besiegt sei. Deutschland habe große Streben feindlicn Landes im Westen und Osten in seiner Hand und sei doch durch seine Unterseeboote der eigentliche Herrscher Meer. Man beginnt also im Ausland über die „maschinenmäßige Einfürmigkeit der gegnerischen Serie Magiererklärungen” zu lächeln. Wir tun am besten, diesem Vorbild zu folgen. Sehen wir auf Englands Antwort auf Die ruffische Note, so erbliden wir nichts als eines jener­ advokatorischen Meisterstüde, mit welchen die englische Diplomatie immer haufiert. Wer fest noch glaubt, daß England seinen Erobe­­rungskrieg gewollt habe, hat den Krieg verschlafen, und wenn man liest, daß die englische Demokratie der russischen gratuliert, weil auch das freie Rußland ni­es­­mals andere Völker beherrschen wolle, noch fremdes Gebiet sich gewaltsam zu eignen, so feder wir den Fuchs im englischen Belt, der sich flug damit erfindet, daß überall die Trauben nicht zu erreichen sind. Da­mit dann das moralische Mäntelchen aus­helfen: Die „Befreiung der unterdrückten Mölterschaften" wird proklamiert, Nur jdjade, ‚daß nicht ein einziges dieser Belfer die Befreiung aus Englands Händen aus­nehmen möchte. Wichtiger als diese politischen Täuschungss­versuche bleibt für und die Bereitschaft der englischen Regierung, die Kriegszielvereinbarungen mit den Altiers ‚auf die Kriegsanleihe zu zeichnen, ten zusammen „gu prüfen” und „wenn,nötig, gu revidieren“. Das in der Schluffeufzer­er­ englischen S Kriegszielerörterungen, und wenn nicht alles täuscht, werden wir bald einer freundlichen­ Ein«­ladung der anglo-amerikanischen Welt gegenüberstehen, dem Kampf mit den Waffen denjenigen mit Worten folgen zu lassen. da re­dvar­­ fünf­t fehlt, ist der Schneid. In wenigen Minuten | mit der Beterl seit einer halben Stunde auf Otto einsprach.­­ Endlich wurde Beterls Mutter neugierig und fragte laut mnüber: „Sag dog­, P­eterl, was erzählst Du denn denn so lange?“ Beterl fuhr leicht zusammen, sah seine Mutter groß an und sagte: „Weiht Du, Mutter, das wer. «Du ni­cht m­ehr.Wie Du klein wa­rst,hast Du eriel­ verfinden.“ . 55 Bir jemiegen beide bestoffen. Und id­ date. Tiefe: 1208 Dat ein fünfjähriger Diuid nie gesprochen. Wir figen im einem Zimmer und leben doch in zwei Welten, Die nichts von einander willen einen Augenblick lang aber e­metert, daß auch die Großen einmal in der feinen, um Sunderland, Heimisch waren und daß sie dieses Land und seine Sprache vergaßen, seit sie groß geworden. Die Brille meiner Mutter. 8 hatte den ganzen Zeitungsstok aus dem Zimmer , meiner Mutter auf meinen Schreibtisc, gebracht, und wie ich nun blätterte, fand ich plößlich inmitten des vielen Druckpapiers die Brille meiner Mutter. Es war eine schhfite, ehrliche Hornbrille mit breitem Nand, wie sie nur Beute tragen, die längst über die Eitelkeit hinaus sind, die Shhwächse ihrer Mugen verbergen zu wollen. Eine Zeitlang hatte sich ja auch meine Mutter gewehrt und Frauenart versucht, mit einem zierlichen Sneifer, einem foletten Lorgnon auszufschen. Dann aber gab Sie den Widerstand auf, und man trug sie Diese behäbige Grohmutterbrille fast stoiz, wie ein weipefigebietendes Abzeichen­ ihrer Jahre. I Fannie diese Brille mit — meine Mutter trug sie beim Lesen, bei der Handarbeit, bei allen Verrichtungen im Haushalte —. Doch jekt, da ich sie zum ersten Male zwischen den Fingern hielt und sie ein wenig nachdenklich betrachtete, fiel es mir fmmer­ auf die Seele, da meine Mutter nun altere und daß ihre Augen nicht mehr so gut seien, wie früher. Ich erinnerte mich, wie­ vortrefflich ihre Sehkraft einst war: Die sie einmal, als uns der Vater den Sternenhimmel erklärte, als Einzige jenen feinen rötlichen Stern in der Deichsel des großen Wagens genau erkannte, der­­ von den Grabern als Augenprobe galt. Wie sie, wenn wir auf die Gleitrifhe warteten, stets als Erste die Nummer des nahenden Wagens lesen konnte. Und dann erinnerte ich mich der Zeit, da meine Mutter die pas ober das Buch in immer größeren Abstand von den Augen halten mußte, won fejen zu können. Eglieklid ra­ fte bald mit weit von sich gestrebten Armen da, und als es auch dann koum mehr ging, meinte sie oft: Die Augen wären noch ganz gut, bloß die Arme, die sind zu kurz. Und endlich, als sie selbst Dinge, die vor ihr auf dem Tische lagen, nicht mehr gut unterscheiden konnte, da Fraufte sie sich diese Brille, die ich nun in der Hand hielt. Sie war w­eitsichtig geworden, wie wir all­­es einmal werden, wenn unsere Haare ergraut sind, wenn mir mehr Freunde Draußen auf dem Friedhofe haben als in der Stadt, und wenn wir an Erinnerungen weicher sind der an Erwartungen und Wünschen. Dann werden auch wir solche Brillen tragen und über manches hinwegsehen, was uns heute unendlich wichtig und bedeutend erscheint — und da ich hieran dachte, erschok sich mir mit einem Male der wunderbar tiefe, symbolische Sinn dieses Alterns der Augen, dieses „Weitsichtigwerdens”. Nichts anderes ge­­schieht da, als daß wir die nahen, die unbeträglichen Dinge nicht mehr wahrnehmen. Sie rüden ganz allmäh­­lich von uns ab. Das Geringe, das Alltägliche um uns Schwindel im Werte, wir beachten es nicht mehr, wir er­­kennen nur noch das Kerne und Große. Dieser Kreis weiter fic) mehr und mehr, und bis dann auch das Ternite und­ echte sein Interesse für uns hat, dann brauchen wir gar keine Brille mehr, denn dann ist es Zeit, Mischted zu nehmen. a a ega - SEERFEREE is ein Gebot der Ehre, des Ge­­wissens und der Selbsterhaltung, FRERIRRENE

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