Pester Lloyd, Juli 1917 (Jahrgang 64, nr. 165-177)

1917-07-01 / nr. 165

. SER­­ . Sonntag, 1. Juli­ 1917 a ” ·« ·. N­OR AN) Pi 2­­ e. kj / sie weder verstanden, noch interessierten. Daß sie­ für uns Redenzfragen darstellten, entging ihrer Beurteilung. Kein Wunder daher, daß die Antwort der Entente­­ einen im allgemeinen günstigen Eindruf machte, während die Antwort Deutschlands, die furz gefaßt’ hieß: „Erst jegen wir uns an den grünen Tisch, dann werden wir über die Bedingungen reden”, in Amerika den Eindruck einer ausweichenden Antwort machte und in der Presse stert für Stimmungmacherei zugunsten der Entent­enübrt wurde. Es hieß, Deutschland führe ettwas im £&,.100= mit er nicht herauszukommen wage, und ms konnte dieses Argument ausgenüßt werden, ald unge­n—4 Tage nach dem Eintreffen der deutschen Antwort,‘am 1. Fe­bru­ar 1917, die Ankündigung des verstärkten Untersee­­bootfrieges erfolgte. Es hieß allgemein, dies sei die Ant­­wort Deutschlands auf Wilsons T­riedensnöte, jei zeige sich, wer der Feind Amerikas sei, und die Presse forderte­n eine sofortige Kriegser­lärung. Ein jeder fühlte, daß es nur eines Tuufens bedurfte, um die latern­e Unruhe des Landes zur Entzündung zu bringen. Aber noch zögerte Wilson. Er duldete eher die Vorwürfe der Kriegspartei, “aber er wartete Faltblütig auf den psychologischen Moment, wie er sich ausdrückte, auf einen Overt Act, “auf einen klaren Casus belli. Die Ankündigung, dab auch ameri­­kanische Dampfer torpediert werden, genügte ihm nicht. Er wußte, daß er mit dem Warten mir gewinnen künne, "daß der ökonomische Schaden des Unterseebootkrieges die­­ Situation täglich unhaltbarer machte, da Terrain für eine Kriegserklärung täglich günstiger gestaltete. Er brach die diplomatischen Beziehungen mit Deutschland ab und­ wartete. Es gingen amerikanische Dampfer unter, es tvur­­den amerikanische Leben verloren, aber noch immer 30 ° gerte er mit der Kriegserklärung. Er kam so weit, daß er von der Breite verschottet wurde, er fühlte jedoch sehr gu­t, daß sein­ Nachhalt in der Nation für eine Kriegserklärung immer noch nicht genügend start jet. 3 . "Eines Tages jedoch wurde die Bed­entung von drei­­ amerikanischen Dampfern auf einmal gemeldet, und gleich­zeitig erfolgten in allen Zeitungen in enormen Buchstaben auf der ersten Seite die Note Zimmermannő art Carranza, 63 ist erwiesen, da­ Wilson bereits längere Zeit im Ber­uie dieser­ Note war, er­wartete jedoch mit der Bublita­­tion, bis die Stimmung durch die Resultate des U-Boot- Krieges so weit gereizt war, daß e nur eines solchen Ereignisses bedurfte, um die Kriegsek­lärung zu ermög­­lichen. In Kongreß und im Senat gingen Die Borschläge Kilfons mit sehr geringem Widerstande durch, und als die Kriegserklärung erfolgt war, versturmte auch Dieser. Heute ist ganz Anterifa einheitlich, eine Gegenströmung ‚ Tann gegenwärtig, wenn sie auch vorhanden toäre, nicht zu Worte kommen. Ri « Der­ politische Terrorism xx B ist jetzt Ammka größer als in irgend­welchem mit bekannten Staate. eber, der anderer Meinung als die Regierung it, ist heute ein Feind der Nation und ein Verräter. Es bedeutet dies nicht, daß Amerika heute enthusiastisch den K­rieg verfolgt, oder daß der Krieg populär wäre, dies ist nur in sehr ge­ringem Maße der Fall. Für Amerika­ ist dies kein Nationalkrieg,es waretr seine wirtschaftlichen und politischen Gründe vorhandert, die Amerika in den Krieg zwingen;ganz im Gegenteil in diesen Krieg wurde Amerika durch äußere Einflüsse hineingezogen,durch die systematische Arbeit einer bezahl­­ten Breite, einer selbstsüchtigen Finanzoligarie und einer unehrlichen Administration. Es will dies jedoch nicht bedeuten, daß dieser Krieg sei, da er erklärt worden ist, von Amerika nicht mit großer Energie und mit Aufbringung aller Mittel zu Ende geführt werden sol. Ganz im Gegenteil: wir künnen darauf gefaßt sein, da wir an Amerika den hartnädigsten und entb­losfensten Gegner haben werden. Militärisch dürfte die Teilnahme Amerikas an der Westfront der nächstem Frühjahre kaum in Betracht kommen; moralisch, wirtsaftlichh und politisch hat die Teilnahme jedoch­­ bereits nicht unbedeutende Resultate gezeitigt. Die wirt­­schaftlichen Ressourcen der Entente waren bereits im Winter vorigen Jahres bis zum höchsten Punkte ange­­spannt. Wenn Amerika neutral geblieben wäre, wäre es den Ententermächten kaum mehr gelungen, ss bedeutende Kredite in Amerika zu verschaffen. Die erste große eng­­lisch-französische Anleihe war noch immer nicht gut placiert und auf der Newporter Börse sehr unpopulär. Die Zah­­­lungsverpflichtungen für Lebensmittel, Material und Munition begannen sich erschrechend zu häufen, ziwangs­­weise Prolongationen, Einstellungen von Lieferungen wegen Mangels an Bezahlung waren ab­ der Tagesord­­nung. Die meisten Munitionsfabriken nahmen si vor, wenn sie mit heiler Haut ihre eingegangenen Verpflichtun­­gen erfüllt haben, keine weiteren Munitionskontraste mehr für die Entente anzunehmen. Man war sogar bereit, manches an Ententemächte geborgte Geld in die Rubrik der Dubiosen zu schreiben. Dies änderte sich natürlich mit einem Schlage. Heute fennt die Entente keine Geldverlegenheit mehr. Heute kann sie in Amerika alles bekommen und braucht sich wegen der Bezahlung vorläufig seine Sorge zu machen. Heute sorgt Amerika vor allem dafür, daß unter den En­­tentemächten seine Differenzen entstehen. Heute ist eine amerikanische Kommission int. Petersburg, der, tie "es scheint, energische Mittel zur Verfügung stehen, das große russische N­eid im Kriegszustande zu erhalten. Es ist heute Amerika in erster Linie, das die kleine­­ren und größeren erotischen Staaten zwingt, mit Deutsch­­land zu brechen; die amerikanische Industrie ist er, die in erster Linie den Kampf mit den deutschen Unterseebooten aufnimmt. Im Jahre 1917 und 1918 werden in Amerika, bereits mehr Schiffe gebaut werden, als in Eng­­land selbst. Durch die amerikanische Kriegserklärung ges­wann die Entente ungefähr zwei Millionen Tonnen gute deutsche Schiffe, die in den bis dahin neutralen Häfen­­­­ lagen, zum Transporte von Munition und­ Lebens­­mitteln, und schon zeigt Amerika seine Klauen, indes es die Besolidung der Stodholmer Konferenz von Seiten der amerikanischen Sozialisten verhinderte und in seiner letten Note an Rukland seine eigene Doktrin eines riedens ohne Sieger und Besiegten verleugnet hat. Tatsache i­, da Amerika von einer demokratischen Außenpolitif in die Bahnen einer imperialistischen Boli­­tif eingeschweift hat, deren Spike nicht, wie die meisten Bolitifer denken, gegen Japan gerichtet ist. Der Gegen­­zag, der zwischen Japan und Amerika bestand, ist heute nur aktuell. Der Krieg hat Amerika gezeigt, dab es viel größere Resultate in einer Expansion auf seinem eigenen Kontinent­ erzielen man, als wenn e3 seine mehr oder weniger legitimen Wirtschaftsinteressen am Stillen Ozean verficht. Durch den Krieg erst ernannte Amerika, welche enorme wirtschaftliche Position Deutschland in Zentral- und Südamerika eingenommen hatte Die Eroberung dieser P­osition ist eines der amerikanischen Kriegsziele. Dies erklärt, weshalb Amerika so energisch darauf bestand, daß die südamerikanischen Staaten ihre diplomatischen Beziehungen mit Deutschland abbrechen. Mit den deut­­schen S Konsulaten mußten die deuten Banken und deutschen Geschäftshäuser ihre Türen fließen, und überall versucht sich die amerikanische Unternehmung und das amerikanische Kapital einzunisten. Der Krieg hat Amerika von einem Schuldnerstaante zu dem größten Gläubigerstaate der Welt gemacht; mit­ den enormen wirtschaftlichen Interessen in Europa kann das Gesle­ht der ‚amerikanischen Expansionspolitik nicht mehr gegen Osten gewendet sein. Hatvat, die Philippinen haben nicht mehr den früheren Wert, die Azoren und die kanarischen Inseln­­ wären viel erwünschter. Japan hingegen, das für seinen Ueberfluß an Arbeitskraft und Unternehmungsgeist td) bisher mit der Rolle des niedrig bezahlten Kult in den Vereinigten Staaten begnügte, hat durch den Krieg das eine, das ihm zur Herrsschernation noch fehlte, die finan­­zielle Unabhängigkeit erreicht. Bisher war es durch ein starres Ruhland und ein noch viel stärkeres England ver­­hindert, seinen­­ Herrschergelüsten in Men nachzugehen, jeit hingegen steht ihm die asiatische Küste von Wladi­­mwostof bis Singapore offen. Dies ist die natürliche Nich­tung der japanischen Expansion und in­ die anderen Ufer des Stillen Ozeans. Die weitblldenden japanischen Staatsmänner haben bereits längst eingesehen, daß ihr natürlicher Feind nicht Amerika, sondern England sei. Das sind die Gesichtspunkte, die wir vor Augen hal­­ten müssen, wenn wir die zukünftige Politik Amerikas und die Rolle, die er im europäischen Krieg spielen wird, verstehen wollen. Immerhin ist es eine offene Frage, ob es in die Lage kommen wird, seine Absichten auszuführen. Der Unterseebootkrieg ist eine Waffe, gegen die die größ­­ten Gelehrten und Erfinder Englands und Amerikas noch immer sein Remedium gefunden haben und vor dem die Angst schon zur Zeit meiner Abreise von Amerika ganz unheimliche Dimensionen angenommen Hatte Endlich aber ist dies ein Krieg der Br­itiker und nicht des Volkes. In Rußland hat das Bolt Schon einen Strich dur die Meinung seiner bisherigen Führer gemacht. Sollte dies in RES Ländern nur and­ noch zur Wahrheit werden­­­ en » Griechenland im Kriegsssuland,­ ­ Abkeue der diplomatischen Beziehungen zwischen Griechenland und dem Bierbund, Budapest, 30. Juni. Venizelos steht endlich vor der Erfüllung seiner Winde. Nachdem König Konstantin das Land verlassen hat, erhält der Kreter freie Hand, das Bündnis mit der Entente abzuf­liegen und die­­ Vergeswaltigung der griechischen Nation, die ihresgleichen in der Geichte sucht, zu vollenden. Die griechischen Gesandten in Wien, Berlin, Sophia und Konstantinopel haben ihre Pässe ge­­fordert und den Abbruch der Bziehungen zw­ischen Grie­­chenland und dem Bierbund ausgesprochen. Es ist gar Fein Dteifel, daß Benizelos auch­ der letten Schritt tun und den Zentralmächten und ihren Verbündeten Krieg anjagen wird. Wir können den Hinzutritt einer neuen feindlichen Regierung mit Gelasfenheit aufnehmen. Das grie­­chische Bolt als neuen Feind zu bezeichnen, haben wir feinen Anlaf. Bolt und Armee im Griechenland hängen mit ihm wärmerischer Liebe an König Konstantin, und die Volitif des Königs, Griechenland dem Kriege fernzuhal­­ten, hat die vollste Billigung der überwiegenden Mehrheit der griechischen Nation gefunden. Das griechische Bolt hat die härtesten Entbehrungen auf sich ge­nommen, um, solange & fommte, dem Druck der Entente zu troken. Ob es Benizelos gelingen wird, die griechische Armee zum Kampfe gegen den Vierbund zu bringen, ist mehr als fraglich. Wahrscheinlich wird er sich begnügen, die sogenannte griechische Frei­willi­­genarmee, die im Lager Sarran­d kämpft, zu verstärken. Als er im Frühjahr 1915 seine Abmachungen mit der Entente traf, die König Konstantin zerriß, schmeichelte sich Venizelos mit der Hoffnung, bei der Teilung der Türkei mitsprechen zu können. Mittlerweile hat sich Italien an die Stelle des großgriechischen Schwärmers geseßt. Die Italiener haben aber nicht bloß den imaginären Anteil an dem Teil des nicht erlegten türkischen Bären beansprucht, den Venizelos für sich will, sie haben auf ein großes Stück griechischen Bodens beseßt. Die Begeisterung, mit der griechische Soldaten an der­ Seite des italienischen Räubers griechischen Bodens kämpfen würden, kann seine sehr große sein. Der erfolgreiche Unterseebootfrieg im Mittelmeer, der die Armee Sarrail in arge Bedrängnis gebracht hat, wird weitergehen. Der liedergang der griechischen Regie­­rung in das Lager der Entente wird an der militärischen Lage kaum viel änder­t - 1 H | N­a­KLTE BA (Amtlich.) Der griechische Gesandte land, : find ; . heute ee im wi Ki ei­m Beh den En bor gesprochen und im Auftrage seiner Regierung stehende3 mitgeteilt: .. .­.T. Nachdem die Einigkeit zwisch­en den sxekdeic,·z Griechenland bisher in z­vei Lager trennenden Par­­teien hergestellt ist und griechische Truppen an der­ makedonischen Front kämpfen, sieht sich die griechische Regierung genötigt, die diplomatischen Be­­siehungen zu Oesterreich-Ungarn ab­­­subreden. Der Gesandte Gryparis hat anfhli­end um die­ Ausfolgung seiner Bässe erfuhr und brachte gleichzeitig zur Kenntnis, daß der E­uß der griechischen Interessen in der Monarchie der hiesigen niederländischen Gesandtschaft übertragen­ wurde, Korn-Burea.), .««.T« .. 80nbon, 30. 3umt, Das Neutersche Bureau meldet aus Athen unter dem 9.0: « ··.­­Die griechischen Gesa­n­dten"iny«j:rklijkjtzz Bien, Konstantinopel und Sophia wur­­den abberufen. Die diplomatischen Be­­siehungen abgebrochen (Ung. Tel­. « stxiszsysmit­­ Reuter.)Die Athener­ Regierung.h.atsjdeu.cksys«grichw« Gesandtschaftenin­stantinopel dur Berlin, Wien, Sophia und Rom den Schweizer Gesandten eine Ins­­truktion zugehen lassen, worin der Abbruch der a s, ziebüngen gwischen Griechenland, Dentscha Bulgarien und Amsterdam, 30. Juni. Das Reuterische Bureau meldet aus At der Krieg noch nicht erklärt wurde, ist die Regierung der Ansicht, daß seit dem gestrigen Amtsantritt der liberalen Regierung Griechenland sich im Kriegszustande mit den Mittelmächten befindet. in Oesterreich-Ungarn, der Türkei angekündigt wird. « — Königlich ® ER " .k­en: Obwohl 204 ' hat nadje! ««’1-­­ Kriegsfrebite des Kabinetts Benizelos 5 (Telegramm des Better Lloyd) · . Rotterdam, 30. Juni, Daily Mail­ meldet aus Athen: Das Kabinett Venizelos fordert von der einberufenen Kammer Ares­dite in der Höhe von 500 Millionen Dragmen für die Mobilisierungs­maßnahmen.­­ 3 Der—GmpkmmBmkaelost-Ntanss" lsxxegvmmdie-.Beftx-rL-lsxv.-Y«.dläls«-s..—."«­­ Bern, 80. uni Aus Paris wird gemeldet: Nach Petit Barifien wurde Benizelos mit den übrigen Ministern zusammen vom König empfangen. Der Emp­­fang war forrest aber fahl. Der König hörte Venizelos stillsschweigend zu und erklärte auf seinen Antrag Turz, er sei damit einverstanden, ihm die Macht zu übertragen. Abzug der Pnrentetruppen aus Athen. London, 30. Juni. Daily Mail meldet vom 2 mi: Die ver­bündeten Truppen verließen abends Athen. Ein Regle­ ment der venegeliftijchen nationalen Armee erjef fie. A. v # XI 3; Er Die Friedensbewegung. Zloyd George über die der engliihe Minifterpräfid &loyd George über den Strieg und den Kriechen gesprochen. Man fennt die agitatorische Art, in der Lloyd George zu den Massen spricht und die ihn im Laufe des Strieges an die erste Stelle im englischen Reiche gebracht hat. Auch in der Glasgower Rede schlägt Lloyd George die Töne "Leibe spürt, hören muß, wenn er mit Geduld die Lasten voller Zuversicht an, die der englische Hörer, der dem Krieg jet mit all seinen bitteren Folgen am eigenen tragen soll, die das Kriegskabinett ihm auferlegt. Immer­hin Hutchen mich über die forciert zu versichtlichen Men­dungen in den Ausführungen: Lloyd Georges schwere­ Schatten. Der Ernst des U­nterseebootkrieges läßt ich nicht wegleugnen, und Lloyd George kann bei allem,zur Schau getragenen Optimismus dem englischen Bolfe nicht , viel mehr als vage Versprechungen geben. Wir fangen an, sagt er, jett dem Unterseeboot beizukommen, wen alles getan werde, würden die deutschen Unt­ä0fe ein fast ebenso großer Fehliählag sein, wie die Zeppeline. Das „taft“ ist das Bezeichnendste an diesem Gate. Ebenso Dora fichtig drüht sich Lloyd George an einer anderen Stelle an der Unterseeboote bezeichnet. Er sagt dort, die Angrif­fer Unterseeboote müssen abgeschlagen „oder in vernon too er als eine der Voraussehungen des Sieges die Abwveh­­tigen Grenzen gehalten werden”. Das ist im Mund e­ines Lloyd George sehr bescheidethenig Posigtiyes verm Lloyd George seinen Zuhörern auch zWerdjäz Mil»s .­­England­. In Glasgow hat 00 Budapest, 3 3. IE, A # VE v W « EJOI Y

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