Pester Lloyd, Juli 1917 (Jahrgang 64, nr. 178-190)
1917-07-17 / nr. 178
«-.ys’.«— . . - A > 247 A, * E) SER , & m 2 RE E; PESTER LLOYD : A Nas Holmes am Ei der Krieges, jagt jebt "OHÆc-gvmttm Die Mehrheit des de3 Antrages an das gejamte deutjde Bol Mitteilung ist wie eine Willenskundgebung. Sie daß Die Mehrheit des Neiigtages, auf die jede nationale Regierung des Reiches sich sitzen muß, in diesem Pro: das nationale Friedensprogramm erblicht. Demokratie nach innen, Verständigungs- und Kultur jede nach außen, der kaiserliche Erla, über das gleiche ahlrecht in Breuben und das Friedensprogramm der Reichstagsmehrheit, stehen am Beginne der neuen deutschen Regierungsära. Politische Kundgebungen. Die einenen Sprache führen! Werden die feindlichen Regierungen sie hören und verstehen? Werden sie den Mut haben, ihren Wölfern noch weiter von dem Kampf gegen Barbarei spreen? Werden sie mit Nebenzarten, wie, daß der Weg, den sie führen, ein Krieg der Kultur gegen Unfulbur, der Freiheit gegen Desparte jet, noch unweiter Die eimisfen ihrer Völker zu betäuben versuchen? Zu diesen Völkern unmittelbar werden die deutschen Proklamationen, die Kundgebung des Kaisers und der Nation, ihren finden. In allen feindlichen Ländern erhebt sich der erstand wegen die Maklosigkeit der Kriegsparteien gegen die Wertigung des Krieges auseroberungs- und Kriebtunwägter. Mit 2. at den vermwegensten Mitteln der Unterdrücung und der Vergiftung der Seelen müssen die Kriensheber ihre wartende Macht zu verteidigen trachten. Der Kampf um den Trieben im Lager unserer Gegner ront zu Front. Die Vorgänge im Deutschen eiche, der Ent, mit dem dort nach außen wie nach innen die weitesten Ziele politischer Kultur gestellt werden, wird auch den Maffen in Feindesland, die nach dem Trieben ausschauen, nicht dauernd’verborgen bleiben können. Wenn auch die Regierungen sich taub stellen wollten, wenn auch die Kriegsheger ihr Geschrei erheben, der Ruf von Freisheit und Frieden, unter dem das deutsche Wolf,an die neue Hera gut wird auch draußen seinen Weg nehmen. Die Tage der großen Linie im Reichstage sind Tage der Entreihung. Die werden dem Seriege ihren Stempel aufbrüden, auch gegen den Willen jener feindlichen Kräfte, die seit drei Jahren einen Krieg gegen die Wahrheit führen. amin en gat von víg de Bes úg. P fol wohl ausfpeher — Quand meme... Rüdblid auf die Entiwicklung der elfch Iothringischen drage —sonderrat Stefan v.Jodor." ·Budapest,ls.suki, Die in Bordeauxkagensk französische Nationalvizksammlung hatteijebmarjsHdu Abtretung des Elsaß und eineB Teres vanothringen an Dewtschland mit 546 gegen 107 Stimmen zugestimmt. Das abgetretene Gebiet umfaßte Die französischen Departements Bas, Rhin, Haut-Rhin (mit Ausnahme des Gebietes von Belfort) und einen Teil von den Departements Meurthe, Moselle und Bosaed. Gambette, der Organisator der nationalen Verteidigung, hatte sierollend nach San Sebastian begeben, kehrte jedoch bald wieder nach Stanfeid zurück, um sich im ali 1871 in Paris zum Abgeordneten wählen zu lassen. Auf sein Betreiben wurde Gleiehzeitig der Ellacher Scheurer-Kestner ebenfalls zumbgeordneten von Paris erkoren, und zwar mit 107.000 Stimmen. Ein B Damenfomité der eläffischen Stadt Wiedergeburt inrankreich neben, ald an dem Tage, da vi $lieg mit einbetrmidender Abgeordnete Shheuter-Reftner denten der Rationalversammlung, Grevy, mit folgenden Worten vor: „Frankreich, ft an das, Eljah eine große Schuld abzutragen." Grévy antwortete ihm mit strenger Miene: „Ich weiß, Sie sind für den Krieg. Ich sage er Sshnen, der gegen den uns befriedens war. Frankreich darf nicht an einen Krieg denken. “3 muß die vollzogene Xatjadje hinnehmen, es muß iR: Elsaß verzichten.” Auf Bestreben Gambettas bildete sich eine Liga für die Befreiung Elsaß-Rothringens, die jedoch sofort aufgelöst wurde. ·. Entmutigt dar die Abweisung, die der Revanchegedante in Frankreich selbst erfuhr, fingen bald nach der Annexion auch Elsässer an, in Deutschland anzufliegen. Unter diesen „Stenegaten“, wie man sie später ins Franfreich nannte, fanden sich wohlbekannte elsässiiche Namen, wie: Schumberger, a = ünk, gern, Stödler, Wi, Stöber, Hartmann, der Graf Dundheim-Montmartinus. Zu dieser Zeit aber, bildete si im Elsaß eine geheime Gesellschaft, Die Ligue d’Alsace, Die die Aufgabe hatte, die französische Idee im Lande aufrechtzuerhalten. ‚Ihre Bestrebungen wurden Fräftigit von Gambetta enterragt, der im November 1871 seine Zeitung République Franqaise gründete, In den Briefen, Die er ziveds Unterstüßung Diese nehmend an Elsässer schrieb, unterzeichnete er: „votre compatriote quand même” (und dennoch ihr Landsmann) und dieses „quand même" wurde später Die Devise der Ligue des patriotes, die eine bedeutende Mole zu spielen berufen war! In dem Programm der neuen Zeitung hieß er: „Wir sind in einem latenten Kriege: fürderhin gibt es Feinen isrieden, Zeine ‚Steiheit, retten möglt den Norttrit in Europa." Der journalistishen Tätigkeit Gambettas folgte seine agitatorische, in feinen Reden in Thonon, Saint-Quentin und in vielen anderen Städten ‚verlangte der „rasende Narr", wie man ihn damals in frankreich nannte, die verlorenen Provinzen zurück. Im Elsaß gab , fortiwährend franzosenfreundliche Demonstrationen, in. Miülhausen sang man im uli 1872, vor dem fommandieren AM na Aa Marieilaise, in Straßburg, mar, en zeichnete man auf die söftihe Anleihe riesige Beträge. wor ‚„Endlich, am 1. Oktober 1872, hatten nach den Bestimmungen des Frankfurter Friedens die Elsäfer und Zuthringer si zu entscheiden, ob sie Fünfzig granzosen oder Deutsche sein wollten. Die für Frankreich optieren wollten, hatten ihr Leim daselbst aufgeschlagen. Die Bevölkerung dieser Provinzen betrug damals 1.600.000 Seelen. Davon gingen nac heutigen Duellen bloß 50.000, nach französischen Berichten 600.000 nach Grant reich. Und Gambetta empfing sie mit einem Gefühle des Bedauernd. Zu einem von ihnen, dem ehemaligen Abgeordneten von Diedenhofen, Rehm, sagte er: „Wenn Ihr alle Danon geht, so haben wir bald keine Ursache mehr, unsere verlorenen Provinzen zurückzunehmen.“ Bwei Jahre später, im Jahre 1874, wurde in Elsas- Lothringen die Verfassung des Deutschen Reiches eingeführt und die zum reichsunmittelbaren Lande gemordeten Provinzen kommten an den in demselben Jahre ausgetriebenen Reichstagswahlen teilnehmen. Alle fünfzehn der gewählten Abgeordneten waren Protestler, die Bischöfe von Straßburg und Mes, fünf Abbes, die die Bezatrfe von Molshem, Mifixh, Kolmar, Gebmeiler, Nappolt Stweiler vertraten, ferner die Abgeordneten von Straßburg-Land, Schettstadt, Hagenau, Mülhausen, Urfaden aus den vorliegenden Wirkungen ernannt werden. Wobei mich die Zahl der Analogien, die si dem Schüler ‚aufdrängen, ungleich größer ist als bisher, weil in hundert Fällen Vorgänge und Einrichtungen der Gegenwart — die früher gar nicht, jeit aber zuerst betrachtet werden — zu Vergleichen führen. Um sie zu sichern, erklärte Gambella als Führer der Republikaner in einer Rede in Versailles, das Die Republik den Krieg ni wolle. Ein Jahr später stand Gambetta, der eine Reise nach Deutschland gemacht hatte, unter dem Verdacht, mit Bismard unter einer Rede zu spielen. Mittlerweile hatte sich in Elsaß-Lothringen die Partei der Autonomisten gebildet, die die Ausgestaltung des Bandes zu einem deutschen Bundesstaat anstrebte. Bei den Reicstagswahlen im Jahre 1877, konnte Diese Partei schon fünf Anhänger aufweisen. Ein Jahr später behauptete man auf deg bestimmteste, daß im April 1878 wilden Bismarc und Gambetta eine Zusammenkunft hätte stattfinden sollen, die jedoc .angeblich infolge einer Üblage Gambettas mit zustande kam. Die politische Gefahrenheit in frankreich machte ihre Fortigritte. Präsident der Republik, Mac Mahon, war unmöglich geworden und Gambetta schien berufen, sein Nachfolger zu sein. Um es werden zu können, mußte er wenigstens anscheinend dem Hepandegedanken entsagen und eine Annäherung an Deutschland suchen, denn Frankreich wollte damals nur den Frieden. Aber es kam anders als Ganz "betta gedacht hatte, und im Jahre 1879 wurde an seiner Statt Jules Grevn Präsident der Republik. Und am 1. Oktober desselben Jahres zog in Straßburg ein kaiserlichen Statthalter ein, der berufen war, giischen dem reichsunmittelbaren Lande Elsaß-Lothringen und dem Deutschen Reid die Bande enger zu knüpfen und eine weitere Berhung anzubahnen. Er von diesem Moment angefangen nahın Gambe in den evaler Wacen der Revanche wieder auf. Wir sehen ihn mit dem Panslawisten Stobelew, mit dem Zjdeden Rieger und mit Eduard, dem damaligen engeltichen Kronprinzen, verkehren. Am 14. Juli 1880 empfing er, als Präsident der französischen Kammer die zur Truppenrevue erschienenen Generale und sagte ihnen bedeutungsvoll: „Souvenons nous!” Erinnern wir ung! Er5loß innige Freundschaft mit dem Dichter Paul Dérous , Yöde, dessen Chants du soldat in Frankreich alle Herzen vibrieren ließen und ihn zu einer volfstümlichen Gestalt machten. Gambettas Antagonist, der Präsident der Republik, Crévy, bemühte sich hingegen, die freundschaftlichsten Beziehungen zu Deutschland zu unterhalten und die Wirmung der agitatorischen Tätigkeit Gambettas zu dämpfen. Deutschland rief die französische Regierung in Tunis und seinem größeren ergäbe sich von selbst, und eine Schilderung der rund ein Jahrhundert aumliegenden Zeit, da, ganz wie heute, Europa in Waffen lag, bis der Korje niedergerungen war, fönnte den ersten Aischnitt dieses neuen GeschichtsunterrichtS abfestigen. Die Richtlinien der folgenden werden ohne weitereschtbar. Im Anflug an die französische Revolution wäre — in ungerischen Eulen — etwa der Aufstand unter Maximnopils, das Zeitalter Friedrichs des Großen und Marin Theresiad zu behandeln, im weiteren Fortscreiten die Kämpfe Márócsis, die Nenierungszet Matthias‘, der Abfall der Niederlande, die Geschichte Siehen- Bürgens unter den verschiedenen Würften, die danır notgeendig zur Erörkerung der langen Epoche der verschiedenen W Religionskriege führt, deren größter, bet. Dreißigjährige, diesen Abschnitt beschließen könnte. Ant nächte müßte danur Die Steformation, das Zehenswert Luthers, das Zeitalter Ludwig I. und die Kiatastrophe bei Mohács den größten Raum einnehmen; ein weiterer könnte über die Tirfenkriege und die Arpadenzeit bis zum H3usammenbruch des Zweitrömischen Reiches gehen, und erst der lekte brächte die Haffischen Kulturen von Hella und Rom. Und wird hier nun Die Zeit knapp, so wird der Schüler allenfalls über Die Schlacht bei Salamıis weniger zu Jagen willen, als über rang Dedi, und nicht unmgekehrt, wie: cz heute Der Fall it. Chor aus dieser mehr als oberflächlichen Skizze des Lehrplanes ist leicht erkennbar, mit wie viel gröberer Not: mendigfert und Logik fi die Ereignisse in dieser Anordnung aneinanderfeizen, als in der bisher üblichen. Der Einwand, das zum Verständnis einer Epoche die Kenntnis der vorhergegangenen erforderlich sei, scheint mir hinfällig, Gibt man zu, daß die Geschichte ein Komplex gegenseitig bedingter Erscheinungen ist — und die gesamte materielle Geiietsforschung unserer Tage basiert auf dieser Voraussehung —, [] muß man auch zugeben, daß Dieser Zusammenhang überall gleichgültig, ob man nach rückwärts bleibt, oder nac vorwärts aber werden viele Susammerhäfke gewiß auf dem angedeuteten Wege, auf dem jeweilig 7 « Allem der Schwerpunkt mid der wesentlichste Gavinn der vorgeschlagenen Methode liegt keineswegs nur darin, daß die Jugend weniga lebens sind Aseenwartsfremd mis der Schule treten wird als heute tuier und Bedeutsamer noch scheint eg mir, daß auf, diese endlich erreicht werden kann, dem Lernenden eine Borstelung davon zu geben, daß die Geschichte eine Zusammenfassung des gesamten folgereichen Tuns und Erlebens der Menschheit ist und nicht bloß die Aufzählung von Kriegen und Herrihergenealogien. Die Frage des Gercchtsunterrichts ist aberwiegend deshalb immer ein Problem gewesen, weil es nie gelang, dem Schüler das Bild einer Epoche al übersehbare Fläche vorzulegen, sondern weil man sich immer damit begnügte, seinen Blick auf eine einzige Linie innerhalb dieser Fläche zu senfen — meist auf diejenige der dynastischen und militärischen Vorgänge —, wobei alles, was rechts und Finf3 bon D dieser Linie lag, verloren ging. Mit anderen Worten: die Schule schien bisher unfähig, dem Schüler die Gleichzeitigkeit bedeutender Erscheinungen zu vermitteln. Aus dem Nebeneinander der Wirklichkeit, in der er außer Fürsten und Kriegen immer auch Denker, Dichter, Erfinder, Entdecker und hunderterlei Seschehen gab, das wir Die Zeit markanter mar als irgendein Erbfolgestreit, wurde ein ganz falsches Hintereinander, dessen Irrtümer wir erst später langsam und mühevoll forrigierten. Wir lernten von der großen Revolution in Stanfreld und wir lasen in der ungarischen Literaturgeschichte von Gsofonai, Razinczy, Karl Kigfoluda, im Der deutschen von Goethe und von Wieland, Andes mir kamen erst viel später darauf, daßs alle diese Zeitgenossen der Revolution waren. Un daß zur selben Zeit im fernen Königsberg ein gelinfter Immantel Kant fak. Oder: wo lange nach der Schulbanf brauchte nur, jemand Die Jahreszahlen 1618—1648 auszusprechen und im unserer Vorstellung stieg eine Zeit auf, in der’ es nicht8 gab ala die Greiel und Schreien des Dreißigjährigen Krieges und die Gestalten Wallen« steing, Kaiser Ferdinands, Tilly, Gustav Micolfs. Bis, dann der Tag tam, an dem wir erkannten, daß die Welt, selbst damals nit ein einziges Schlachtfeld geiwesen sein, konnte, da just in seinen Jahren — um mir Gerates mohr etwas zu nennen — die schönsten Werke Rembrandt, und Ban Dyls entstanden und Kepler die in der Planetenbahnen fand. Die Beispiele für solche spätere, Korrekturen je eines schulmäßigen Geschichtsbildnisses, ließen sich seitenlang fortjeben. Wir alle haben jahrelang gegen die und eingeimpfte solide Vorstellung zu kämpfen, hab zu Dieser oder jener Zeit eben nur. Das oder jenes weicheh. Und wir haben die wahren Zusammenhänge, dad organische Gefüge gesciätlichen Geldjehrens , erkannt, als wir ung weniger für Kriegsalz für Kulturgeschichte . zu interessieren begannen und und bemühten, geistige Individualitäten aus ihrer Zeit heraus zur begreifen. Wer aber die Geschichte nach dem neuen Plan gelernt haben wird, bleibt dieses nachträglichen Nepidierend und korrigiereng enthoben. Denn er ist von allem Anfang an darin geschult, jeden Zeitabschnitt als eine Tülle gleichzeitiger Geschehnisse zu betrachten. Er wird nie in den Sertum verfallen, zu glauben, eine Zeit sei erschöpfend damit charakterisiert, daß damald der oder jener regierte, weil sein Geschichtsunterricht mit Karl IV. oder Wilhelm IV. begann und er al ohne Schule weiß, daß dieser Teil der Weltgeschichte — seine eigene Jugend — mit einigen N Regierungsdaten nicht abzutun i. Ganz, automatisch, wird er bei anderen Epochen die entsprechetden Schlüffe ziehen. · jo könnte mit dieser Methode zweierlei erreicht werden: Willen um die Gegenwart und die Vorausfegungen der eigenen sozialen und kulturellen Bedingtheit, Dan eine Ahnuung der Zusammenhänge all dessen, was Mentejen erdacht, erschaffen, erlebt und erlitten haben. Denn die Geschichte ist nichts anderes. So angesehen aber wird sie aus einem langweiligen Gegenstand im Stundenplan des Domnesiums zur unversiegbaren Duelle aufschlußreichster Erkenntnis und unweltfundiger Bildung. bildt. Y Augenfälliger auffindbar wie König. . .