Pester Lloyd, Dezember 1917 (Jahrgang 64, nr. 296-308)

1917-12-01 / nr. 296

, PESTER LLOYD , England im Verein mit dem am­ Ende seiner Straf­e angelangten Frankreich und dem fremder Hilfe bedürfti­­­gen Italien. Ieisten, was es im Bereit mit­ dem ‘großen Rußland nimmer hat feisten können? Oder gibt "etwa unsere militärische Schwäche die Handhabe für seine Hoffnung ab? Wir haben unsere Gegner der Reihe nach einzehn geschlagen, darunter die größte Militärmacht des­­ Erdenrundes. Läkt in alledem sich das Walten eines Naturgejeges verrennen? Und will das sonst so reale Holitisch denkende England gegen erfannte Naturgelee ankämpfen? Und ferner: zugegeben, daß über Die ver­­nistende Wirkung unseres­­­ Tauchbootkrieges zwei Meinungen möglich sind: mar der englische Blotladekrieg, die große und gewiß f­lau angelegte Spekulation auf unseren Sängertod eine Niete, ein Versager erlesenster­­ Art, ja oder nein? War er es nicht, so wird er es, sowie „die Verständigung mit Nukland zus­tande kommt, bant ‚Ruplands alumfassenden Klima, dan Ruplands Pro­­dustenreichtum, dan­n Ruklands aufgespeicherten und von England aufgefauften Bodenerzeugnissen werden.. Daß diese erst­ fortgeschafft werden müßten? Daß es in Ruß­­land überhaupt ozt der Organisation bedürfte, um al­leinen Reichtum zu heben, dem Verbrauch zugänglich zu machen?­­ Gewiß. England fennt den deutschen Organi­­sator, der dem­ russischen Rolfe, mit dem er seinen Frieden gemacht, sein Können helfend zur Verfügung Stellen wird. « Auf den Pariser Konferenztisch fallen zwei Schatten, die Schatten Lenins und Hindenburgss..Es wird ein spärliches Vergnügen sein, in solcher Gesellsschaft an Striegeverlängerung zu arbeiten. Eine neutrale Stimme über die Friedens ’ aussichten. Aus Bern wird uns geschrieben: Ueber die Pariser­­ Ententefonfereng­ hat sich eine hier weilende neutrale Persönlichkert ihrem S Korrepondenten gegenüber folgendermaßen geäußert: ne Der außerordentliche moralische Wert eines Waffen­stillstandes oder eines Genderfriedens zivischen Røkland und den Mittelmächten wird von der Demokratie eines jeden Landes gebührend­ gewürdigt,­­obzwar die franzö­­sie, englische und italienische öffentliche Meinung­­ es nicht wagt, ihre tiefen Eindrücke laut werben zu­ lassen. Die Kriegswage ist zu­ungunsten der Entente gefährlich tief gefunden, und es ist zweifellos, daß in Cleimencen und Lloyd George die rechten extremen S­rienskabinette vertreten sind. Diese Kabinette müssen binnen allerfür­­zester Zeit entweder solche Erfolge aufweisen, die die schärfste Weiterführung des Krieges verfertigen, oder­­ aber diese Kabinette werden durch den unwiderstehlichen Toil der öffentlichen Meinung hintengefegt werden, die Sehnsucht nach einem Verständigungsfrieden m­­in beiden Wertitasten heute ohnehin nur durch den­ Terror und durch das Vertrauen in das ‚Genie­ eines Glemenceau und Lloyd George niedergehalten wird. + Die Eventualitäten der allernächsten Zukunft lassen sic in den nachfolgenden Unreisjen sfigzieren: A Rukland ‘wird aus­ dem Ententeverband austreiden, durch Waffen­­stillstand oder d­urch einen Son­dertrieben. Die strategische und m­oralische Lage der Mittelmächte wird hiedurch in so­ bedeutendem Make gekräftigt, dab die Möglichkeit Veen Be EIER, FIRE | biete Hilfe den außerordentlichen Erwartungen nicht ent­­sprechen Wird. Diese Hilfe, adj wenn namhafte Streit­kräfte aus Amerika einträfen, müßte sich Monate hindurch im besten alle darauf bek­rän­en, die aufgeriebenen Streitmächte der Entente zu erregen, und er würde zu­­min­dest ein Jahr lang währen, ehe das Gros der ameri­­tonischen­­ Hilfeleistung ausschlaggebende Wirkung ei­­ne ENEK, " · · · erneygeder Dinge wird die psychologische Stimmung in Frankreich,­ England und Italien derart reiten, dass das Vertrauen in die Dialektis Clemenceaus und Lloyd Georges zerstreut wird, dann aber werden die wahren, tief herbeigesehnten Riedenskabinette auf dem lan erscheinen und den entsprechenden Ton für eine erständigung finden. Für uns Neutrale heißt es, uud noch eine Weile in Geduld fallen. “Der Frühling wird 34 kg auf das Regime einer friedensfreundlichen Achtung bei den Westmächten bringen. x 7 . Das rufsische Friedensangebot und Rumänien. — Von besonderer Seite — · » . Budapest, 30. November.­­ . Der­ Empfang, der, dem Friedensantrag der Bolschewik­­sregierung bei den Mittelmächten beschieden war, läßt in dem von Striegsbrand rot gefärbten Nebel der Zukunftsgestaltung Perspektiven auftauchen, die das Fr­ontereife aller Kriegführenden beanspruchen w­en. .­­»Heute ist es schon atkz klar,daß die dargebotenen Bedingungen zu einem allgemeinen Verständigungsfrieden führen könnten, wenn alle Striegsteilnehmer von der gleichen tiebengliebe und von denselben Sriegamotinen ereelt­ wären. Leider hat die bessere Einsicht den Sieg drüben noch nicht davongetragen, manches Anzeichen läßt vielmehr darauf schließen, das diese Einsicht noch lange durch das grelle Licht der egoistisschen­ Kriegsheberei ac­­lsendet bleiben wird.­­ —­­Allem Anschein nach dürfte es zu separaten Verhand­­lungen­ zwischen Rußland und den Mittelmächtetukommen, die beide den Frieden aufrichtiger wünschen Bei einigetzt Entgegenkommen der beiden verhandelnden Teile erscheint ein Separatfrieden nicht ausgeschlossen-Daneben aber würde der Strieg noch wucstiger und breitstapfiger, viel­­leicht auch grauend voller auf der anderen Seite weitergehen. Nun gibt es aber innerhalb der Entente Staaten,­­ bei denen ein­ weiteres Kriegführen ohne Rubland nicht echt denkbar erscheint. Unter­ diesen hat je­ wohl Rumänien die größten Sorgen zu tragen.­­ Die Großstaaten der Entente im Westen, England, Frankreich und Italien, mit ihnen Belgien und in weiterer Konsequenz auch die Vereinigten Staaten von Amerika,­­ bilden einen geschloffenen Stempler, "der dur­ seine geographische Lage, seine politischen und Striegsziele und die unerschöpfbar dürfenden Machitmittel auch weiter in­­ der Lage Wäre, den Strieg ohne­ Rußland weiterzuführen­. Die strategische Lage verändert sich für sie nicht direkt und auch nicht sofort fühlbar, allerdings aber indirekt dur­­c Verschiebung der Kräfteverhältnisse. Natürlich mein­en sie, in der kaum­ angehängten Kraft Amerikas und in den brutalen Vorgehen wider die neutralen Staaten m­it für das Ausfallen des russischen Stoloffes Pe WARE RER " Anders steht es aber mit Rumänien.­­ Wenn Rublands Heere von der Ostfront zur Ab­­rüstung abziehen und das große russische Territorium hinter­ der rumänischen Front nicht mehr als Hinterland, sondern als streng neutraler Boden sich ausbreiten wird, als noch gute amel Drittel des besten Bodens und der éie tragreiften eigenen Industriegebiete zur Verfügung stand die ‚geschmälerten Machtmittel Rumäniens, heute, schon gar nicht damals, einen Krieg auf Leben und­ Tod weiterzuführen. Aver,elbst die ausreichendsten Mdchhzeitter..kömcesiz,ick berführte Reich, reiten, Die strategische Lage des rumänischen 10 daß Widerstand bei Harer Vernunft nicht denken kann nur der nördliche Flügel der Armeen­­icht­ sofort ganz offen und jeder Umfassung preisgegeben da, wo das russische Kontingent abgezogen wird,­­sondern, auch entrum und am linken Flügel würden flaffende, im Süden, offenen Wunden gleich, entstehen, an denen jede­ strategische Kunst der rumänischen Feldherren scheitern muß. Die überragende Macht der Mittelmächte erdrüht doch ihre Wucht selbst dann das rumänische Machauf­­gebot, wenn es Führer von napoleonischen Duralitäten anführten.. Das eingeschränkte Hinterland fügt seine Kiäfte zu, die brutale Macht mu den Sieg einheimsen, wenn anders nicht, so über die Leichen der Wider­strebenden.. «­­ Diesem Shidjal fand Rumänien nit entgehen, wenn­ er au­ch weiter mit Leib und Seele, mit Gut der Entente zugetan bleiben will. ‚Schwere Stunden der Ueberlegung und der Ent­scheidung dürften jei König Ferdinand und seine Rat eher durchmachen. Ihnen, denen es an gutem Rat und inblich in die Verhältnisse der­ Mittelmächte bei dem Entschluß über Serieg und Frieden nicht gem­angelt haben dürfte, muß die durch das russische Angebot entstandene Gitwattow doppelt unangenehm sein. Unangenehm ihrem eigenen, Getoiffen und, noch unangenehmer , ihrem irre» geführten Volte gegenüber. "" .«». Und doch kann sie und ihr Reich nur rasches Ein iäwenfen und ein demütiges mea culpa retten! Ein im Troß und Kriegsnot blind verharrendes Rur­­mänien steht vor dem Absrand, aus dem er mir mit öerschtetterten Gliedern auferstehen tani Brenn­g, lann! "­".· "’"· ey­­­den, dieses so find doch besolat, Nicht die (Entente es ,an einen wit mehr Heeres ist( auchh nur Furg befristeten) ° Hab und « 1 Generalstabsmeldungen, — Aus dem Abendblatt wiederholt. _ Amtlicher Bericht unseres Generalstabes, DE Ung. Tel.-Kotr.-Bureau meldet: Umtlider da­­ ridt. Ausgegeben am 30. Koi Sag. d Kriegsihanplag. 3n Ben eiiem Artil­­­­leriefeuer­ender Stärke. .­« , Oestlicher Kriegsfavplatz Unverändewi Albmzieurthsder agt um 28.f1"1.hrtenandser«.nut­ e­s­ten Bojuja bosnif er Fi Säger ein erfolgreiches Unternehmen aus. Gie burde mwäteten den mannstiiefen Hluß, flreket bis um die zweite italienisce Linie durch und brachten Gefangene und zahlreiches Geräte. 70 ° ··««"« Der Chefdecinsestalstabcä« Meinung der deutschen Obersten HMl­M Das-Ung.Tel.-KHIV.JBYW meldet vus VcktzlittI­ergesyayjthuaxttey 80. November. ·­­«·estlichekänesicher-plus Heeresgruppe xsfoirgu prinz Rupprent: Ar Slandern entspannen­ sich am­ittag dem Houthoulsterwalde bis Zand­­voorde lebhafte Artilleriekämpfe, die namente lich beiderseits von Boelfapelle und nördlig von Cheludvelti mit größter Heftigkeit geführt «­.­«­­ Bücher, die wir ihm verdanken, sind eine Bibliothek, die Zahl­­ seiner Abhandlungen übersteigt tausend. Weder z­wanzigtausend Drudseiten in­­ Oftad hätte er, einer noch viele J­ahre, vor Mommsens Tod angestellten Berechnung P­rofessor Zangemeisters in Heidelberg zufolge, im Leben geschrieben. Und sehr sondensierte Nahrung lebte er seinen Lesern vor. Er war ebenso entfernt bon pedan­­tischer­ Buchstabenweisheit wie von flacher Rhetarif. In der Berliner Akademie der Wissenschaften protestierte er einmal gegen seelenlose Epistolarien und zertliche Stlein­­­­meisterei, nicht minder, aber­ gegen belletristisches Mittelmaß,. » «­­ Fertig sowohl die patriarchali­en Einritungen der älteren Zeit­ mit dem Typus der­ Familie, in der der Sohn vor dem Vater mehr $nect it aló der Kknedt vor dem Herrn, wie auch das Imperium, in dem das­ Gemein­­wesen, mächtiger und grobartiger, die Familie aber joderer dasteht. Das Imperium ist ihm ein jemud: und freudloses Gebäude, die Jahrhunderte der Stafferzeit sind ihm wachhsende Gedankenarmut und Hoffnungslosig­­keit. Nach Cäsar, so urteilt er, Habe das Nentertum, das tto& mecjanischer Expansion innerlich verreohnete und ab» starb, politisch nur noch äußerlich zusammengehalten. A­effen die Welt ant­reib­en harrte, die Gedichte der römischen Kaiser hat er ihr vorenthalten. Nie wäre die­ Bem­ühung, „reich“ zu sein, so sehr an ihn herangetreten­ als bei der Ausgestaltung jener Charaktere vor Sinn und Widersinn, die den römischen Schaiferthron zierten und verungzierten. Aber vielleicht gerade weil er fürchtete, zu ihr Dichter zu sein, hielt er, der eiwige Studiojug,­ der Sanatifer der Akribie, mit jenem Bande zurück, in dem die Gelehrsamkeit vor der Kunst, die Bestie Mienjd zu­ deuten, hätte kapitulieren müssen. Seine Deute, die ernste Römermatronie, I heute billigen Lorbeer. "Das neungzehnte Jahrhundert hat kaum einen Mann gesehen, der die Willenschaft ausdauernder und inniger geliebt hätte als er, und doch war er auch auf dem Pfosten, wenn es galt, für den Fortschritt, für die Freiheit der Indipiditen und des Geiwissens zu streiten. Im preußsschen Abgeordnetenhause fomohl, dem er durch ein Jahrzehnt angehörte, wie als Publizist, als der er häufig in aktuel­­len Tragen das Wort nah.­­ Er war wie Gibbon ein Sohn der Aufklärung und blieb ihr treu auch inmitten einer wü­sten Reaktion, die feig und weiblich nach Staatspollmacht und Aberglauben tief, um alle totgemachten und totgemeinten Geister der­ Vorzeit aus den verstaubierten Winkeln hervorzuholen. Iu Mommsens Seele drangen alle Strahlen­ deutigten Geistes. Auch die neueste Ent­wicklung Deutschlands hatte sein patriotisches Herz fortgerissen. Er verfolgte die Stim­­mungen des Fürsten Bismarc auch in dessen unfreiwill­lige Muße in Friedrichsru. An Gelegen­heit,.dem­ Fürstenxtahe zukommm...hätte es ihm nicht gefehlt.Doch legte er nicht viel Gewicht auf persönliches Zusammentreffen mit dem Kanzlersmitd wi­er so manchen Strauß gepflückt,hatte.Er­­ blieb ebens’ Individualist auch dem Fürsten Bismarcks,dem zäsarisch veranlagten Stadtsmaxim­ gegenüber,der,wollten­d oder« nichtwollend,das­ deutsche Vo­lk in die Bahnen des Kollek­­­­­­tivismus drängte. Was den Mächtigen gefiel, mißfiel oft hiesem alten Röxtrer,der"die Virtus betätigte,auch als­ andere,von Machtzauber berückt kwanktem Dens in Wirklichkeit. «glaubenslosen religiösen ode politischen Glauben aus Konnivenz tadelt schon ist Historike an ihm den charaktas­losen»Charak­tere»nder­»ar:politischen Zerrbildern übels reichen Epoche­«,in der die römische Repu­blik begraben ward.Er,der römische Bramante,der mit Verachtwigne pappendeckelne Literaten schaute,die­ sich ausbreiten ohne·­­tiefere·Wurzelix,·echirauchvoll Widerwillen gegenüber­«­­den«kwurzellosen Opportunisten der Politik,­die,nichts glaubend, alles glauben.­­ Aberglauben und Unglauben bezeichnete er, dr positive politische Denker, als Farbenbrechungen desselben geschichtlichen Phänomens. Wieviel Aberglauben und Unglauben müßte er heute­­ entdecken bei den Epigonem jener Römer, denen sein Lebenswerk gegolten. ... Ein Mommsen muß si, wenn ein Ahnen der jemadvollen Wendung, die in dem Verhältnisse smischen Italien und Deutschland eingetreten, zu u­m dringt, im Grabe umdrehen, ein. Mommsen, dessen Leben Arbeit in Roms und Italiens Ruhm gewesen. . »­­- - | | RE * — : ij |

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