Pester Lloyd - esti kiadás, 1919. október (66. évfolyam, 183-206. szám)
1919-10-18 / 195. szám
verhandlung'^r mit Moskau von der Entente und von den großrussischen Generalen weitgehende Garantien für seine uneingeschränkte Unabhängigkeit einzutauschen hoffte. . X AnKla«r»schatt. Äuvapesi» 18. Oktober. - Jin amerikünischeu Senat hat die Sache- des Friedensvertrages eine der- gefährlichsterl Klippen, - vielleicht von allen die gefährlichste, glücklich umsegelt. Das Amendem-ent des Senators Lodge» cheütgcmaß die-deutschen Rechte auf Schantuttg nicht an Japan, sondeni an China abzurreteit seien» ist vorn Senat verworfen worden. Uin die volle.Tragweite Llcses Beschlusses zu 'ermessen, hat man sich, zu vergegenwaxtigen, daß im Senat die gegen den Präsidenten Wilson in Opposüion stehende Republitanerpartei die Vtehrheit besitzt und Lodge der Führer dieser Mehrheit ist. BekiUliitlickj hat China aus der Friedenskonferenz die Forderung mit großer Zähigkeit vertreten. Laß die Provinz Schcntung ihrn als dem 'rechtmäßigen Eigentümer, von dem sie Deutschland nur auf neunundneunzig Jahre in Pacht bekommen hatie, zurückzugeben, nicht aber an Japan abgetreten werde. Als dieser Wunsch des Reiches der Dèitte unerfüllt blieb» ging man in Peking so weit» die Unterzeichnung des'Friedensvertrages zu verweigern. Bei der bèlaniiten glivalität, die hinsichtlich des entscheidenden Einflusses auf China -'vischen Ainerila und Japan besteht, konnte es nicht wunL^ rnehmen» daß in den Vereinigten-Staaten die öffentliche Meinung sich lebhaft für den chinesischen Anspruch auf Schantung einsetzte» und dieser Strömung gab Senator Lodgc Folge, indem er sein Amendement einbrachte. Nun scheint jedoch die Erwägung, daß ein derartiger Senatsbeschluß in der Schantungftage vielleicht^ unabsehbare, jedenfalls unerwünschte Weiterungen in bezug auf das Schicksal des ganzen Friedensvertrages nach sich ziehen könnte, den Führer der republikanischen Mehrheit und auch diese selbst zu einer Revision ihrer urprünglichen Wsicht veranlaßt und dabei wohl auch in gewissem Maße die Rücksichtrrahme auf den schmmngsbedüfftigen Zustand des Präsidenten Wilson Mit eine Rolle gespielt zu haben. Jedenfalls hat â E<.nchs>ncÍ!eheit, üie aber dn- tzörrge Sei-!>uuonzal)l für Lie Durchbringung ihres Ämeudemerrts verfügt chätte» mit dem Verzicht hierauf einm Llkt kluger und loyaler Selbstverleugtrung geübt und dadurck ein starkes Hindernis, das der Ratifizierung den Weg' zu verlegen drohte, aus denr^Wege geräumt. Ein ztveir-er Vorbehalt, mit dem sich im Seiwt viâ identifizieren, bezieht sich auf die BesoMis, daß inl Friedensvertrag die Monroedoktrin nii^ wirksam genug berücksichtigt fei. Nach dem Schicksal des SchaiMlng-Ainendeittsnrs ist auch für diessn Punkt eine ku-lante Bcha>wl»n-g von seilen der Mchrheirspartei zu Eartell. T-ie Hoffnung, daß der tckougreß noch iln Laufe dieses Monars deuc Präsidenten Wilson mit der in der Verfasfimg vorgeschriebeireir iZlveidrittelmehrhcst die Vollmachr zlMi Abschluß und zur Rärifizierung des Friedensbertrages erteilen lrerde, ivird foutit chöchstwahrscheiulich in Elfüllulig geheil. Damit loivd der Verrrag, der übrigens schon seit seiner Ratifizierlln.q Lurch England, Frankreich und Jtalielr in .Krafr getreten ist, in aller Form die Zusti-lmnung. aller -alliierten und assoziierten Großmächte erlangt haben. Die bevorstehende Konfrituierung des Völkerbundes Macht sich bereits in nmnchem Anzeichen benrerkbar. Der Oberne Rat der Alliierten har die mit der Regelung der polnischen Angelegenheiten betraute Kommission beauftragt. die LRaßnahmen ,z,r prsrien, die nölig sind, unr die Stellung Düllzigs als Freihafen unter llr Konnolle des Völkerbundes in die Wege zu leiten und Polen die Kontrolle und die Verwaltung des Danziger Hafens und der Weichsel zu sichern. Es handelt sich um die Turchführrlng der Zlrtikel 100—-104 des Flnedensvertrages voir ^rsailles, durch die die nuerlmrionale Stellung'der zu schaffenden Freistadt Danzig festgelegt wurde. Ter Danziger Oberbürgernreister har bereits Mitte September den Mitgliedern des vorbereitenden städtischen Ausschusses den VerfassungSeniwlrrf vorgelegt. Der Freistaat soll danach' den Namen „Freie und Handelsstadt Danzig" führen. Kommunalvèröände sind die Sradl Danzig, deren Areal wesentllch erweitert ist, dann die Städre Zoppot. Tiegenhof und Reuteich, ferner die drei Landkreise Danzia-Höhe, Danziger-Nrederilng und Rogatwasser. Tie gexaucn Grenzlinieir des Freistaares werden von eilrer Kornmission der alliierten Ulld assoziierrelr Smaren. Lerrelt auch Vertreter Deutschlalrds uird Polens zirgezogen lverdeu. festgesetzr. Die Staatsgewalt steht denr Senat und der Bürgerschaft genleinsam z». Ti- Amtssprache ist Leuisch, Der Senat besteht aus einenr Prüstdenren und einem stellvertreicnden Präsidenten, zwölf Scnatorclr und zwölf Stellvertretern. Der- Senat ist oberste Landest'elrördc. Er vertritt derr Staat riach außen. Tie Bürqerschaft besteht aus zweiundsiebzig Mitgliedern, 'die nach 'deil Cwundsätz-n der VerhältnlS!r,ahI gewählt' werden. Tie -Wahl erfolgt auf vier Jahre. Die Mitglieder der Bürgerschafl verrrelen die Geiamtheir aller Staat-^MgelMüm. sie sind von keinerlei Weisungen abhängig. ''sl. 'Freistaat kcrnmtll im übereinsrilnlneüderr Beschluß von L-nal^uno'Bürger'chafl zustande. -Airs den Beftunlnungen des Flirderisvertrages gebt hervor, Laß s Lieser Verfaffungsentwurf nunmehr von dem zu ernennert» den Oberkommtlsär des Völkerbundes, gemeinsam mit dem s Komitee der Stadt, endgültig redigiert werden muß. Der OLerkommissär nimmt als oberste Instanz ständigen I Wohnsitz in Danzig. Die freie Stadt Danzig ist verpflichj tet, ein Abkommen über die Rechte Polens auf die Wafferstroßcn, Eisenbahnen, Post, Grundstückerwerö durch Polen und Gleichberechtigung der Polen zu schließen. Danzig wird in das polnische Zollgebiet ausgenommen, die Lej. tung der auLlvärtigen Angelegenheiten der fteien Stadt Danzig und den Schutz ihrer Staatsangchörigen im Aus! land übernimmt die polnische Negierung. Danzig wird ! also ein Freistaat mit eingeschränkter Souveränität, unter > Schutz- und Schiedsrichterstellung des VölkerbunLes. Da ! Danzig das wirt'chaftliche Einsallstor für den Handel rmch ! Polen und Rußland ist, wird tvahrscheinlich weniger der ! Einfluß Polens als der Einfluß Englands oder Nord! amerikas allmählich entscheidend zur Geltung kommen. ! Die Versuche der MoskauerRäteregiejrung, mit den Nandstaaten zu einem Friedensschluß zu gelangen, um alle Kräfte gegen Koltschak und Denikin sreizubekommen, haben eine jähe und wah'"'.peinlich entscheidende Störuiig erfalsrem Die finnische 'ot^gierung, die genreinsam mir LeLtland, Estland und Litauen, und sogar als Fichrerin, tatsächlich mit der Rä'teregierMg verhandeln wollte, hat sich jetzt mit dem FvicdensangÄot Räterußlands befaßt und beschlosien, dem Reichstag eiMn ablehnenden Beschluß vorzulegen. Es ist kaum anzunehmen. Laß das finnische Parlament zu einer anderen Entscheidung/kommen wird. Die von Moskau angeregte Friedenskonferenz hätte am 25. Oktober in Dorpat beginnM sollen. Es sollte dort nicht etwa über den Frieden selbst, sondern zunächst nur über Richtlinien ftir die Friedensverhandlungen beraten werden. Diese Richtlinien sollten von den Volksvertretern Finnlands, Lettlands, Estlands und Litauens gutgeheißen rmd erst dann der Räteregiorung zur Annahme vorgelegt werden. Wenn Moskau die' Bediugungeu angenommen hätte, sollte dann eine weitere Konferenz zunächst die Waffenstillstandsbedingungen feststellen. Mnnlands Teilnahme a,n den Friedensverhandlungen» die anfangs gesichert schien, wurde bald problematisch, als die .Helsingforser Regierung die Grundbedingung irormierte, daß auch Polen an den VerhanLlunMn teilnehme, tmd daß die VerhandlunMN von der EnterÄe kontrolliert werden. Polen hat inzwischen sehr energisch abgelehnt. Speziell die zweite Bedingung war den Moskauer Machrhabern sehr unangenehm, sie beabsichtigten aber, wie verlautete» scheinbar darauf einzugehen, m der Wsicht, während der Konferenz zum Fenster hinaus zu sprechen und evemuell zu Friedensverhandlungen mit der Entente zu gelangen. Die Moskauer Gewalthaber juchten den RePierungen der baltischen Staaten vorzutäuschen, daß die Entente diel Friedensverhandluugeu als Beginn eines Friedens zwischm ihren Staaten und Sowjetrußland begünstige, llnverbindliche Verhandlungen der Randstaaten mit Moskau haben bereits einigemal stattgefunden. Zuletzt zwischen dem 19. und 22.'September ergebnislos rnit estländischen T-elegiertcn in Pleskau. Die Delegation erklärte auftragsgemäß, daß die Rand-' staaten nur gemeinsam unterhandeln würden. Die baltischen Staaten verlangen vor allem wirksame Garantien dafür, daß die Sowjetregierung sich jeder bolschewistischen Propaganda in den neuen Staalsgebilden enthalte. Zu diesem Zwecke inüßte an der westlicheir Grenze Rußlands eine breite, neutrale Zone errichtet lverden. Der als Lettgallen bezeichnete, von den Bolschewiken besetzte Teil Lettlands müßte sofort vorr deil roren Garden geräumt lverden. Voraussetzungè fi>r jede Fricdensnroglichkeit sollte die Bedingung sein, daß die Alliierten mit den Einzelheiten des künftigen Friedensvertrages eirwerstanden ivären. — Man ersieht aus dieserr Bedingungen, die der Bolschewismus aus Gründen seiner Eigenart zwar annehmen, aber nie einhalten würde, daß es auch ohne das Abschwenken Finnlands tänin zu erfolgreichen Friedensverhartdlungen mir Moskau gekommen wäre. Der Entschluß Finnlands dürfte imbt ohne Einfluß aiff Cstlmrd,, Lettland und »Litauen bleiben» deren Telegierienkonferenz' noch Anfang Lkrober beschlossen hatte, die Vorschläge Lenins wenigstens anzuhören. Ae größer die Bedrängnis der Räteregiei-ung wird, desto inehr entfällt die Voraussetzung zu Verhandlungen mit ihr. Uebrigens haben die Randstaalen» in denen der englische Einfluß dominiert» an der Londoner Regierung eine starke Smtzc. Nach Meldungen der lettischen Presie soll Lettland' üöcrdics^ lnit Amerika einen Verttog geschlossen haben» der für die zukünftige Stellung der Randstaateir von grundlegender Bedeutung sei. Durch ein völliges Unterbleiben der Belprechungen der Randstaaten mir Lenin würde auch denr Obersten Berinondt jedweder Vorwand genornmen sem pch durch lettisches Gebtet dem Weg zur Bolschewikenftont bahnen zu rnüssen. Klarer ist aber das Wirrsal in den Randstaaren auch durch- die -vorliegende Eirtschließuna Knmlands nicht gelvorden. Cs ist wahrscheinlich und irahelicgend» daß Lettland auf dem Wege scheinbarer Friedens-- i i i ! > > - / > ! t ! / i f .- . 'V. k - . k . I Ssnalsnâß» âdovnsmvnlr znsvrstvasutasLiQo. KWN?H^^8° 8_'8D 8 K S MM/8 s W Wz » MM W»8«WNW 88 tZKru^LdrUvd lvO LroQyQ,L»1di. 8VLrooo2, FW - WÄ 8 8«^ W 88 WU 8 «8 DW, 1^8 81 88 ^888 88 ^8 WF 8» ivaonuvl«-»«» lL»«r»t«>d»r«»v^ tv 0«»r«r-' 'flvrtelj. 43 Lroltsa, wová IS LrovsQ. 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Wie Dzözat meldet, haben die unmi t te l bar en Ve r - " Mischen den liberalen >8arteien und dem chriirllcheii Block bis zur Stunde noä) nicht eingesetzt. .GrafJulius Andrässy über die politische Lage. . verdffentlicht deir Inhalt einer Unterredung U 'd r ä s s y. An dieser Untcrredunn jagt-e Gras ^vulrus Andraish svlgendes: ' , . . :^â) Mhuic hemc an der aitiuen Politik in dem Sinne, Pariéi wäre oder eine Partei grüriden wollte, nicht ml. Ich nehme nur so weit teil, daß ich mit großem ScMerz und großer LrMer sehe, wie die Situation non Tag zu Tag schlechter wtrd. ^äitt daß die Parteien einander immer naher kommen^ wächst eigentlich der .Haß und es ist zu besürchlen, daß dm Sttuation noch mehr vergiftet wird. A<h nehnm M der Politik nur so weit teil, daß ich mich besti^ebe, sene ^^troinung zu fordeni, die die Verständigung zwisân den Parteien und den rerichiedeneit wlitischen lind ge,ellschaftlichen ^ttchmngen sucht, ch) lmrachie heute den scharfen politischen Pchtertanipf als Gewthenlosigkeit und Süiwe, der gar keine IrMhe har imd in Mr Weise das Land schädigt. Dieser Par.