Pester Lloyd - esti kiadás, 1920. március (67. évfolyam, 52-78. szám)

1920-03-27 / 75. szám

27. I»lärr 1920 die Freiheit, dèn Charakter des Kabinetts als eines Uebergangsministeriums. Das Blatt schreibt: „Von vorrcherein ist dem Kabinett Müller der Stempel des Vor üb ergeh enden undProvisorischen auf die Stirn gedrückt. Im besten Falle kann es bis zu den im Juni zu erwartenden Neuwahlen halten, aber cs ist mehr als fraglich, ob es imstande sein wird, sich auch nur bis zu diesem Termin zu be­haupten. Tie Vorgänge im Ruhigebiet. Berlin, 27. MSrz. Gestern tagte rm meichstag die Gewerkschafts­kommission. Es Murde beschlossen, zwei Abordnun­gen, die eine zum preußischen Ministerpräsidenten, die andere zum Reichspräsidenten zu entsenden, um mit diesen beiden Stells über die Verhältnisse im Ruhrgebiet zu n«chturdeln. Die G^ewerkschaf­­ten verlangen, daß alle im Rheinland und in Westfalen stehenden Truppen in die Garnisonen^' zurückgebracht werden und daß die Arbeiterschaft ihre Waffen behalten dürfe. Es ist weiter eine Kommisiion für Berlin gebildet worden, die in zwei bis drei Tagen den Eintritt der Arbeiter in die Sicherheitswehr und die Bildung bewaffneter Arbeit.« rwehren durchsetzen soll. Olng. Tel.-Korr.-Bur.) Münster, 26. März. Dem Reichskommissär ist folgende Erklärung des Aktionsausschusses in .Hagen zugeganaen: Der Aktionsausschuß Hagen erkennt die von der Waffen­­stillstmrdskominission in Bielefeld aufgesteilten Richtlinien, an. Sämtliche AktionSausschüsfe werden aufgefordert, eine .gleiche Erklärung adzugeben und für die Durchführung dieser Bestimmungen Sorge zu tragen. Diewilderr, tingesetz­lichen Beschlagnahmungen insbesondere von Lebensmitteln sind im Interesse der Auf­rechterhaltung der Lebensmittelversorgung nn bedingt zu unterlassen. Nur so wird es möglich sein, toeiteres Blutvergießen zu Verhindern und unermeßliches Unheil vom Industriegebiet und vom ganzen Reich« aö­­zuwcnden. sUng. Lel.-Korr.-Buremi.) Berkin, 27. ZMz. Die Zustände im Ruhrgebiet sind unver­ändert, trotz des Waffe n still standsabkom- MStzS wird weiter gekämpft, besonders um^ chie Festung Wesel. * Varis. 27. März. (Havas.) Wie verlautet, soll die d e u t s ch e R e g i e­­rung ihr Begehren an die Alliierten um Entsendung neuer Truppen nach dem Ruhrgebicterneuert haben. Die Alliier­ten hätten über dieses Begehren noch nichtberatcn, man glaubt aber, daß sie es abweÄsen werden. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Aachen, 27. März. (Wolff-Lurcau.) In der Umgebung des von bel­gischen Truppen besetzten Forts Blücher sind meh­rere Handgranaten n i c d e r g e f a l l e n. In- > solgedessen sandte der l>elgische Kommandant einen Ab­gesandten nach Brüssel mit dem Auftrag, der Roten Armee ein Ultimatum zu stellen. Der Kommandant derRotcn Armeeerklärte, daß es sich um einen Irrtum handle und daßeinBefehlergangensei, dasSchießen ein zu stellen. Er gab hiebei seinem Be­dauern über dell Vorfall Ausdruck. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Kritische Lage der Roten. Berlin, 26. März. (Telcgraium der Budapester Korrespondenz.) Aus Essen. Wird gemeldet: Tie Ernährungslage im Rlchrgebiet wird lmuier kritischer. Wenn nicht bald auärcichende Belieserung l mit Nahrungsmitteln einsctzt, droht den Roten eine .Kata­strophe. Sie scheinen übri.gens kampfmüde zu senl. Die Reichs- s wchvtruppen drohen.überdies, falls die Forderung nach Aus­lieferung der Wasseil ilicht crfiillt wird, mit cinéin konzcu» tri scheu Angriff. (5in Gefecht bei Münster. Berlin, 26. März. sTelegramm der Budapester Korrespondenz.) Aus Münster wird gemeldet: Ungefähr zweihundert Mmm Roter Truppen, die vom Lager Tülmen her den rechten Flügel der Reichswehrtruppenbedrohten, wurdendurch Gegenangriff zurückgcworfeu. Die Roten hatten schwere Verluste. Ein Anschlag gegen eil, Militärauto. Ein politisches Attentat? Berlin, 26. März. (Telegramm der Budapester Aorrespondenz.) In Köpenick ist heMe ein Militärauto, in dem vier Offiziere der Reichswehrtruppen saßen, explodiert. Die »ier Insassen wurden in Stücke gerissen. Un­­ter ihnen befindet sich auch Leutnant H ar t ii-n g, der bei der Ermordung Liebknechts und der Rosa L >: reinhurg k i n c R o l l e g e s p i e l t h a t. Die Berliner Betriebsräte für einen neuen Generalstreik. iTelegramm deS Pester Lloyd.) Berlin, 27. März. In einer Versmnmlung der Betriebsräte er­klärten dis kommunistischen Führer, daß die eigentliche Revolution er st jetzt zu er war­­ten sei. Die Resolution, die schließlich angenommen wurde, spricht aus, daß die Vollversammlung der Berliner Be­triebsräte angesichts der neuert drohenden GefahrendasProletariatauffordert,sich für eine neue Kraftanstrengung bereiizir halten. Die Vollversammlung beauftragt den Aktions­ausschuß, sofort alle Maßnahmerr für einen neu en General st reik zu treffen, der geführt tverden muß bis zur Durchfühmrlg folgender Bedingungen: Sofortige Entwaffnung und Auflösung der gegen­­revolutionärenTruppen, Verhaftungder Offizieren ndderenSlburteilungdurchciil lNrbeitergericht, sofortigeBeschlagnahme j aller Waffen der Bourgeoisie und Héber­ig a b e d e r W a f f e n a n d i e A r b e i t e r r ä t e, A u s­­! gäbe pon Waffen ail die organisierten Ar­beit e r, A n g e )si e l l t e n und B e amt en, B l l d u n g vonArbeiterwehren unter der Zentralleitung der Arbeiterräte, schleunige Einberufung eines ReichsrätekongresseL, endlich Vervollständigung der Wahlen der revolutionären Betriebsräte. Die Bereinigten Staaten und die Truppensendungen in das Ruhrgebiet. Rotterdam, 26. März. Wie aus Washington gemeldet wird, hat Bot­schafter Wallace vom Staatsdepartement die Jnstrrrk­­tion erhalten, daß sich die V e r e i n i g t e n S t a a t e n der Entsendung deutscher Truppen irach dem Ruhrgebiet zur Niederkämpfung d er ko mm UN isti s chcn N nruhen nich t w i d e r­­setzen, wenndied «utscheReg iF-7 ullgdarlim ersucht, (liila. Tel.-Karr.-Bur.) D<s .KrebitgewähzxWih an Mitteleuropa. Haag, 26. März. (Telegramisi orr Budapester Korrespondenz.) Aus Washington wird geineldet: Im Parlament wurde eine Gesetzvorlage eingereicht, die die amerikanische Regierun.q zum Abschluß eines Sonderfriedens mit Deutschland ^ermächtigt. In dieser Vorlage wird auch die Grün­dung eines HandelsratesfürEuropavorge­­sehen. Dieser.HanbelsraL wird sich aus denr Präfüdenten der Vereinigten Staaten, ferner aus dem Minister des Aeußern und dem Arbeitsrnirsister zusanunensetzen und den Auftrag erhalten, möglich st bald dem Kon­­yreßPlänc für die Kreditgewährung für Europa zu unterbreiten. Diese Pläne sollen durch die Federal Reserve Board sinalisiert werden, bis die Valuta in Europa die Stabilität der Vorkriegszeit erreicht hat. Aopenhagrn, 26. März. Noch im Monat März soll in Kopenhagen dis vor­bereitende Konferenz über die Kreditgewährung an Mitteleuropa staitfinden, woran Vertreter der d ä- Nischen, schwedischen und norwegischen Regie­­rung sowie der Direktor des englischen Kreditwesens Goods tcilnchmelr werden. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Wilsons Stellungnahme gegen die Türkei. Haaq, 26. März. (Telegramm der Budapester Korrespondenz.) Aus Wa­shington wirs genieldet: Das Blatt Philadelphia Leader, das als das offizielle Organ Wilsons gilt, sagt, daß der Präsident iii seiner Antwort an die Alliierten über den Ent­wurf des Friedensvertragesmit der Türkei ausdrücklich die Entfernung der Türken ans Europa unddie Uebergabe Konstantinopels a n Rußland fordert. Die Haltung Wilsons in der Fimnaner Frage. Washinglon, 26. März. Ne>v Jork Evening Post schreibt zur Besprechung der Adri «frage, daß es unergründtich sei, warum Wilson gerade in der Fiunianer Angelegen­­heitdas Selbstbcstimmungsrecht verteidige. Wilson l)abe zugestiimnt, daß 10 Millionen Chineslen dcS Schantunggebretes an Japan ausgelicfert tverden. Er habe zugestimmt, daß inehr als drei Millionen Deutsche gegen ihren Willen bei Tschechien verbleiben müssen, und habe ferner drei Millioneir Deutsche in den ihnen verhaßten polnischen Staat gezwängt, ferner habe er eineMillion Nichtscrben an Serbien und eine Million Nichtgriechen an Griechenland ausgeliefert. Di« Drohung, sich wegen der Fiumaner Frage von den europäischen Angelegenheiten z u r ü ck z uz h e n, sei daher unbegründet und lächerlich. (Ung. Tel.-Korr.-Birreau.) Italienische Auffasssung über die Aufnahme der Beziehun­gen mit Sowjetrußland. — Funkspruch der Ung. Te l.-.K o r r.-B ureauS, über­mittelt durch die Budapester Radio st atio n. — Paris, 27. März. In Verbindung mit der gestrigen Rede Barthous äußerte sich ein Mitglied der ilälienischeil Friedensdclegatiou, ein Jiilimus Nittis, vor eineni Vertreter der frauzösischeii Presse iit folgender Weise: Die Rede bedeutet eigentlich keineii Angriff auf die englische Politik, sondern beanstandet bloß die Aufnahme der Beziehungen zu Sowjetruß­­land. Frankreich, England und Italien haben in der russi­schen Frage drei verschiedene Standpunkte eingenommen. Wenn es "aber auch zwischen Italien und England bezüglich einiger Punkte Meinungsverschiedenheiten gibt, so stimmen sie doch darin überein, daß der französische offizielle Standpunkt unrichtig ist, wonach es überhaupt unzulässig sei, mit Sowjet­rußland in Verbindung zu tretep. Italien wünscht . 3 . I.I.OVV nicht nur Handels-, sonderli auch diplomati - tschc Beziehuiigen uiit Sowjctrußland anzu- I knüpfen, weil die italienische Volkspartei, von deren Unter­­s stützung das Kabinett Nitti abhängt, die Anerkennung des Sowjets verlangt. Tic italienische Regierung ist übrigens ge­­, zwungen, dem Druck der italienischen Volk'spartci auch voni Gesichtspunkte der Einführung von Lebensmitteln aus Ruß­­land nachzugeben. Nach deni Berichts der italienischen Sach­­verstäudiqen aus Rußland werde es jahrelang uninöglich sein, aus Rußlaii-d Lebensmittel einzuführcn, weil in ciiizellicn Teileit des Reiches wohl ein Uebcrfluß an Getreide vorhandelt ist, in anderen Teilen aber eine .Hungersnot herrscht. Tie Frage des Lebensmittelcrports könnte daher Unruhe, ja sogar eine Revolution hcroorrüfen. Die öffentliche Meinung in Italien unterstützt nichtsdestoweniger die WiederaufnalMe der Beziehungen zu Ziußland, um aüf diese Weise die Wieder­­auserstehüug Rußlands zu ermöglichen und dieses Land in die Lage zu versetzen, wieder seine Rolle ctls Lebensmittel expor­tierender Staat zn ^ernehmen. Gsstsrrerch. Ter Wiener KDisarbeiterrat gegen das Zusammenarbeiten mit den Bürgerlichen. , (T e l e^»«-«« ester Lloyd.) Wien, 27. März. Im Wiener Kreiâarbeiterrat wurde gestern ein bemeL- kenÄverter Beschluß gefaßt, der eine Niederlage der Reaierungssozialistcn bedeutet. Es wurde nämlich ein Antrag der Kommunisten, sich an Institutionen, an denen auch bürgerliche Elemente Mitwirken, nicht mehr zu beteiligen, angenoinmen. Tie Folge dieses Beschlusses ist, daß, die Arberterräte aus deit Wohnimgskoinmissionen austreten. Ein etwas gemäßigterer Antrag D r. Fried­rich Adlers wurde ab gelehnt. Damit haben die .Kommunisten zuur ersten Male die Mehrheit iin Wierrer Kreisar'beiterrat erlangt. Schlechte Ernährungslage in Steiermark. Graz, 26. März. Heute vorntittag und auch nachmittag erschienen größere. Ntasfeil von Fabriksarbeitern und Fabriksarbeiterinnen bei der Landesregierung, um neuerlich wegen der schlechten Ernäh- - rnngZlage Beschwerde zu führen. Mitgliever der Lnrides­­regierung uns deS Landcsrates gabxn den Acbeiteraborduungen t Aufklärungen über den allgemeinen Stand der Lebensmiltel- i öewirtschastung. Die nachmittags in der Burg erschienenen ( Männer und Frauen begaben sich in die Atntsräume der Landesregierung, wobei einige Glastüren beschä­­igt wurden, und brachten dort in leidenschaft­licher Sprache ihre Beschwerden vor. Schließlich gelang es besonncireren Elementen, die Menge zum ruhigen Auseinandergèhcn zrr bewegen. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Die tschechische ReMblik. Die Ueberr^me der Beamten in der Slotvakei. PozsoII y, 26. März. Der W'e r f a s s un gsa uss ch uß verhandelte in seiner heutigen ^rmittagssitzunL^.r»«lZ Gesetz betreffend die Ueber­­nähme N-^Mle n in der Slowakei. Abgeordneter Mevvecki erstattete über das Gesetz Bericht. Der Gesetz­entwurf wurde genehmigt, worauf dis Verhandlung über die Tagesordming fortgesetzt wurde. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Der Streik in der Slowakei. (Telegramm oeS Pester Lloyd.) Prag, 27. März. Pravn L!du ineldet aus Nyitra: Der Streik iul Nyitraer Komitat breitet sich immer inohr aus. Der Sekretär der Fachorganlfcrtiim Fel - san wurde verhaftet. Die Verhaff timg hat große Erregung hervorgerusen. Die Gendarmerw tritt mit briutaler Gewalt auf. Die Lcrge hat sich sehr zugespitzt. Bei einer Teinonstration machte di« Gendarmerie von der Waffe Gebrauch und tötete zwei Per­sonen. Frankreich. Aiillerand über die Vorgänge in Deutschland. , ' Paris. 26. März. In der m m e rlMchke Eachin die deutsche Frage zur Spliache icnd r,nß die Regierung die derrtsche Revoltition ihren norntalen Verlauf nehmen lasse. Mftiistcrpräsident Millewand stellt in Bsantwor­­tung der an ihn gerichteten Interpellationen iit Abrede, daß unter den Alliierten eine Krise bestehe. Die Entcntehabe sich i nr Kriegewie im Frie­den verwirklicht. Die Alliiertere wollen eine lebens­fähige Türkei schaffen, wobeii die Freiheit der Meerengen international garantiert wer^ deit inüsse. Bezüglich der Frage der D >rrchffihrung des Ver - tragcsvon Versailles erklärte der Ministerpräsident, erwerbe den von Deut sch la rrd begangenen und in der Kcunmer zur Sprache gebrachten Fällen von Vertragsbrüchen keinerlei Milderungs­gründe zubilligen. Marschall Fach beschäftige die Alliierten mit neuen Vorschlägenüber Straf« maßnahmen und Sicherheiten. Die Entsen­dung deutscher Truppen in daS neutrale Ruhrgebiet hätten die Alliierten nicht er­laubt, weil nicht die Sicherheit vorhanden sei, daß die Truppen nach Wiederherstellung Ser Ordnung das Ruhrgebiet verlassen würden. Frankreich-Habe die strenge Pflicht, die Ausführung des FriedensvertrageS ohtw Haß und Rcnhegelüste zu sichern und fordert nu"r Gerechtigkeit und Achtung, gegenüber deir Verpflichtungen. Der Mini­sterpräsident weist eine wirtschaftliche Zu­­sanimenarbeitmit Deutschland nicht von sich, bcstehtjedochdarauf, daß Deutschlandden^ Beweis seiner Aufrichtigkeit erbringe. Der Ministerprch'ident betont, daß derdeutsche Militaris­mus, der jetzt seine Existenz bewiesen habe, für Frankreich die größte Gefahr be deute — und ilicht alléi ir für Frankreich. Welche Fra­gen auch i IN IN er auftauchen, eS sei das größte Interesse der Alliierten, eine gemeinsame Front zu machen. Millerand schloß, die Alliierten würden ihin Gehör schenken, wenn er ihnen sage, daßFrank r e i ch ni-chtendlosaufdisLösungen, die sich gebie­terisch aufdrängen, warten könne.

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