Pester Lloyd - esti kiadás, 1920. augusztus (67. évfolyam, 182-206. szám)

1920-08-07 / 187. szám

10. Alle diejenigen, die an der Erweckung des Kom­munismus in Ungarn und dadurch an dem Niedergänge unseres Vaterlandes schuld sind, alle, die gegen die natio­nale Staatsidee, gegen die ungarische nationale Einheit und gegen die Gebietsintegrität in Wort oder Schrift, sei cs 'offen, sei es versteckt, im Jnlande oder im Auslande auf­reizen oder Aufruhr stiften, alle diejenigen, die im besetzten Gebiete mit den s^itiden konspirieren und ihnen zum Schaden Ungarns irgendeinen Dienst leisten,' endlich alle, die auf welche Weise immer im Jnteresie des Bolschewis­mus agitieren oder die einen ungarisc^n Bürger wegen -seines nationalen oder christlichen Gefühls verhöhnen, be­drohen oder insultieren, sind, wenn sie ergriffen oder auf frischer Aiat ertappt werden, standrechtlich mit dem Tode AU bèrafen. ! Die Verlesung des Mtrages wurde von der rmmit- Eelbaren Umgebung des Redners mit Zustimmung, von der Mitte des Hauses mit eisiger Ruhe und auf der rechten Seite stellenweise mit Heiterkeit ausgenommen. Dies ver- Maßte den Redner zur Bemerkung: „Es nmg ja sein, daß «rein Antrag nicht vollkommen ist." Abgeordneter Attila Orbök meinte: „la puueto Iiumoris ist er vollkormnen." Abgeordneter Budavâry ^agte hierauf: „Das berührt Sie schnierzlich." Nun ergriff das einzige im Hause anwesende Mitglied des Kabinetts, Mlksernährungsminister Stesair Szab ö- Mgylltäd, das Wort, um zu dem Antrag Stellung zu nehinen. Er erklärte, in vielen Punkten mit dem soeben verlesenen Antrag nicht einverstanden zu sein, sich aber itrotzdcnr zu der Ansicht zu bekennen, daß, tvenn cs in Ungarn eine Judenfvage gebe» der Antrag aus die Tages­ordnung KU stellen sei. Er beantrage demnach, das Haus wolle beschließen, daß der Präsident im Ein­vernehmen mit der Regierung den Tag fest st ellen möge, an dem dieser Antrag Ku» Verhandlung gelangen solle. Abgeord­neter Orbök stellte in persöickicher Sache fest, daß rr kein Jude, sondern Ilnitarier sei, daß ihn also der Antrag Budavári) nicht schmerzlich berühren könne. Laß er aber infolge seiner Erziehung und Tradi­tionen nicht in der Lage sei, einem solchen -Anträge zuzustinunen. Es wurde dann ein Beschluß im Sinne des Vorschlages des Volkser­­nährun gs m i n j ste rs gefaßt. Bei der Abstinr­­munq stimmten unter anderen die Abgeordneten Graf Al­bert Apponyi, Graf Julius Andrässy» Graf Sigray, Dr. Alexander Gießwein, ferner ein Teil der Abgeordneten der früheren Partei der kleinen Land­wirte, darunter die Wgeordneten Berki und Szi­­ilchgtzi. gegen die Verhandlung des An­­itrages. Das .Haus schritt zur fortgesetzten Beratung des Am träges des Abgeordneten Elemér .Hußär betreffend die Getrèideverordnung. Bei Schluß unseres Blattes dauert spie Sitzung fort/ an das GewerkschaftSblrrea» gewendet, baß der über Ungarn verhängte Boykott auch auf Jugoslawien auS- g e d ehnt werde, um der dortigen Arbeiterbewegung ein Be­­tätigungsfeld zu schaffen. Ja es ist so weit gekonrmen, daß unsere braven italienischen Genossen alle Sen­dungen vom ersten Tage deS Boykotts nach Ungarn ver­hindert haben, in Jugoslawien für Wien bestimmte Sen­­düngen nach Budapest geleitet wurden. sPfttirufe.) Trotzdem hier in Deutschösterreich mit alle» MttÄn eill Durchbruch des Boykotts versucht wurde, hat die Arbeiterschaft restlos und ganz den Boykott durchgeführt. Da unser Land nicht ausMag­­gebeiâ' sein kann und da selbst ungarische Gewerkschaftler er- Nârten, daß, nachdem der ungarischen Gewerk­schaftsbewegung durch den Boykott einige Freiheiten geschaffen wurden, so daß der Boykott nicht wirkungslos Aieb, war die Aufrechterhaltung lmter den gegenwärtigen Umständen zwecklos, und wir haben uns entschlossen, Len Boykott abzubrechen. Wir ersuchen den Kreisarbeiterrat, diesem Beschluß zuznstiuunerr. Ein Beschluß erfolgte in dieser Sitzung jÄ»och nichts da die Sitzung auf h«^ vertagt tvurde. Wir âtzsBâf an die österreichische Arbeiterschaft. / Wie». 7. August. sPrkbatmeldung des Ung. Tel.-Korr.-Bureaus.) Die Arbeiterzeitung kündigt in einenr Aufruf au die organi­­srerten Arbeiter und Angestellten Deutschösterreichs den Ab­bruch deS seit sieben Wochen andauernden Boykottes gegen Ungarn an. In diesem Aufruf heißt es unter an­­derem: Die Tatsache muß ftftgehalten werden, daß die ge­werkschaftliche Internationale noch nicht stark genügt st, um inihrem Kampfe für Recht und Menschlichkeit und st ritten Sieger zu bleiben. In den verschiedenen Ländern, die mH direkt an Ungarn grenzen, haben die Arbeiter noch nicht die Kraft aufgeboten, die dazu hÄie führen können, ihre öffentlich: Mmnung so zu b^influfsen, ^ß die herrschend Klasse ge­­zwungen gewesen wäre, in Ungarn zugunsten d'er Unterdriick­­ten einzuschreiten. Ein zweiter, nicht weniger schwerwiegender Grund für den unvollständigen Eftolg des Boykotts ist, daß die Arbeiterschaft isi Ungarn di« Aktion der «rusländisch/n Kameraden nicht durch eine eigene Ak^'ion unterstützt hat. Di«/Medaisiufnahn«! des TelegnMNiwerkehrs. Budapest,?. August. , Di« Budap^ter- KorvesponLenz mell^: Noch einer Wremer Nachricht werden Lori ab heute bereits Te­legramm« nach Budapest ausgenommen. Wie wir er­fahren, können van Budapest aus vorläufig noch kein« direkten Depeschen noi^^^icen abgesendet »verden. Di« Beförderung der zurückgehalteuen Sendungerr. / Wien, ?. August. lBudH,Lster<^orrespondenz.) Im Staatsamt für Aeußeres faird gestäA-.'^ne Konferenz statt, die sich mit der Wiederaufnahme der .Handelsbezrehunqen zwischen Oesterreich und Ungarn nach Aus­hebung des Boykotts beschäftigte. Es wmÄe beschlossen, daß Oesterreich alle infolge des Boykotts zurückgchaltenen postalischen SenduHen, sowie die für Ungarn bestimm­ten und aus österreichischem Gebiet befindliche Waren­sendungen beschleunigt noch Ungarn weiter­befördern möge. Mit der ZechnisHn Durchführung dicher Maßnahme wurden Organe ^r betreffenden FachmimsteriLU betraut. / D^^,erikanisch/^Briespost für Ungarn. » ? Kirâlyhida, 6. August. sMeld'^g des Bcschterstatters Les Uitg. Tel.-Korr.-Bur.l Wie Ihr Kvpoespolâit erfährt, sollen in Wien 11.6 00 B r i e f s ä ck e'Ävft^tapelt sein, die nach Ungarn weiterzu­befördern sird. Der größte Teil dieser Sendung stammt aus Amerika. Die Vidimierung der Pässe. Die österreichische Gesandtschaft macht das reisende Publikum darauf aufmerksam. Laß nrit llkücksicht auf die nach Aufhebung des Boykotts zu AÄvärtigendc große Inanspruchnahme >d^ österreichischen Paßamtes zur ViLie - rung eingereichbe Pässe ausnahmslos erst vierund­zwanzig Stunden nach der Einreichung aus­gefolgt tvevden und die Annahme von Vidierungsan suchen âusschtlèich von 9 bis halb 1 Uhr vormittags eft^olgt. ' - .... i i. . ' ' I ,r, Me A«Mel»»«g des Koykotls gege« â / Uttgaen. MLMtva über die Aufhäng des Boykotts. Das ungarische sozialdemokratische Organ Nèp- Gava setzt in seiner heutigm Nummer solgendes aus­­! einander: Den Boykott haben wir nichr verlangt. Stets war es unsere Ueberzeugung, daß die Konsolidierung des Landes, jine AÄeit des Wiederaufbaues von innen heraus ihren Lauf beginnen müsse. Von einer Ein­­^mischmtg von außen her haben wir nicht viel erhofft, und ^so läßt uns der Beschluß, den Boykott anfzuheben, ebenso kühl, wie uns der Beschluß, ihn zu verhängen, nicht bc- i geistert hatte. Der schwierigen Situation Ungarns kann von innen her abgeholfcn werden. Mehrfach hat die i Regierung eAlärt, sie sei sich ihrer Pftichten voll bewußt 'j Mld halte es, um das Land wiederaufzurichten, für not­­' wendig, die soziale Lage der Arbeiterschaft zu verbesiern und denSlrbeitern zu diesem Ende alle Frciheitsrechte zu gewährleisten, in deren Besitz die Arbeiterschaft bereitwillig an dem Werke des Wiederaufbaues tâehmen kann. Doch hat die Regie­rung auch erklärt, sie lasse sich in ihrern Entschlüße durch kcinerler Einmengung fremder — äusse­rer — Faktoren beeinflussen oder b e/r­­re n. Infolge der Aufhebung Boykotts ist nmr eine Aenderung in - er Lage eingetretcn und die Regierung kann fetzt ihr« Verspre­chungen unchehindert erfüllen. .Hoffentlich hat die RegierAng nicht unter Eirrwirkung des Boykotts, sondern aus lâbèrMgung, auf Grund rick)tiger Erkennt­nis ltsid Werâng der Dinge, ihre Versprechungen ge­­leistèt, deren. LrMung wir nun also mit Fug erwarten dürs^. des Boykotts vor dem Wi«rer Kreis­­arbeiterrat. Wie», 7. Mgusi. lPrivatmetdung des Ung. Tel.-Korr..Bnreims.) In der gestrig«: Sitzung des Kreisarbeiierrates berichtete W- geordneter Forstner über die Notwend iákéit des Abbruchs des Boykotts und führt« auZ: Es muß vorweg festgestellt werden, daß die österreichische Arbeiterschaft in den letzten Tagen den Boykott ebenso voll­ständig durchgcführt hat wie vordem, der Boykott wurde aber vor allen: von der: engl ischen Arbeitern nicht in dernot wendigen Weise durchgeführt. Auch die deutschen Gewerkschaften haben nicht in dem not­wendigen Maße mitgewirkt. Große Sckstvierigkeiten sind unS dadurch ertvachsen, daß die tfchech ischen Gewerkschaften trotz aller Versprechungen den Boykott nicht streng genug durchgcführt haben. Die jugoslawischen Ar­beiter. deren Führer ziun Teil cingckerkert sind, haben sich 't c> L » Tage. Budapest, 7. August, â.- .. Gegen die Berletzung^r Preßfreiheit. Tvs Syndikat der Budapester TageS«^ glätter beschäftigte sich in seiner heute stattgehabte»! Sitzung mit der in der gestrigen Ztmnmer des cuirtlicheN' Blattes erschienenen Verordnung, in der der Minister-! Präsident die am 14. Juli 1914 erlassene Regierungs­verordnung aufs neue ins Leben rufen llißt, H« von dem' Verbote des Erscheinens und der Verbreitung der ein­zelnen inländischm periodischen Blätter handelt. Die! gestrige Verordnung räumt dem Miinster des Jmiern! das Recht ein, solH inländische Periodisch erscheinende Blätter zu verbieten, deren Mitteilungeu die innere Ord«! nung und Sicherheit und die.^auswärtig« Politik des gefährden können. '' Fmanzwpsschutz. Der FMLuzausschâß..>er Nationalversammlung hat !eincr gestrigen Sitzung die Beratung der Steuernâll« be-' endet. Der Z^icht des Ausschusses «langte hsute vor di« Nativ-, nalversiammlung, di« sich in nächster Zukunft mit dem Ent-^ lvurf zu beschäftigen haben wird. Wie wir erfahren, wurde der ^rtwurf im Vcrllrufe der Airsschußberatungen auf Antrag deS' Finanzminisiers durch «ine äußerst wichtige Bestrnmlung. die^ fogcnannte Steueramneflic, ergänzt. Danach sollen diejenigen,' vi'c anläßlich der bishkwigen ^tierungou ihr BermLgen ganz^ oder teilweise vecheimlicht habM. falls sie nunmehr eine Len Tatsachen entsprechens Anmeldung machm, strafft« sei«. Ein«! weitere Ergänzung sât Lie bisherigen, die Steuer -lbwesender betreffenden Bcstinmnmgen Mßer Kraft. ,â V W des Grafe« Stefa« Trß«. r —^chster Berhandlwngstag.— V / Budapest, 7. August. . D»K>Jnteresse für den sensationellen Mvrdprozetz scheint lm hcutigeir Tage einigermaßen abgenommen, zu habeir. Die^ ILnlügen Getreuen der ersten Bankreihe, Minister Balogh,! >ie Staatssekretäre Karl Szâß, Emerich MiSkolczy, Sáron Sigmund Percnyi, Iwan v. Otttik und Dr.^ 8 ad ätz, sind zwar pünktlich zur Stell«, das riesige, schier mheimlichc Gedränge, dos gestern im Saale herrschte, fchlte, )eute. Die heutige Btthandlung nahm folgenden Verlauf: Gs tmrrde zunächst Dr. Hugo H-ßlinßry als Zeuge einvernomrnen, der als Polizciarzt an dnn Lokal«! »ugenschein teilgenomman hatte, der in AbenLstmrden nach! »sm Morde «behalten wurde. Er sagte aus: Ms ich in das, Aimmer trat, war Graf Tißa schoir anfaebahrt, die Lerbände' :«fanden sich noch auf dem Körper. Es könnt« niâ fcstgestellj kverden» wie die Schüsse den Ermordete» ereilten. Es ist wahr-' ^cheinlich, daß die Kugel, di« in Le» Brustkorb eingedrimsin^ var, die rechte Schulter durchbcchrte und durch den linken! Oberarm den Körper veließ. Die zweite Veletzung, die den linterleib traf, ging anscheinend bloß durch di« Haut. Di« ^erschossE Uhr des Grafen Tißa habe er nicht geschen. Er, »eponiert weiter, di« Komnnfsion habe di« Gräfin Tißa kurz »erhört. Es wurden auch die Zimmer besichtigt. Bäla Sz « nt - lirälyt begab sich auch in den Kellcr, wo sich di« Gcud-ar-^ ne» aufgchalten hatten. In der Hall wurden di« Spuren der Schuss« nicht untersucht.

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