Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. február (68. évfolyam, 25-47. szám)

1921-02-01 / 25. szám

Die Gittdräcke meEee Attslarrdsreise. j Zom Grafrnâlbert Npponyi. k Budapest, 31. Januar. Der «werk meineiMeise war, wie ich den Lesern des Pesier Llâd schon-in meiner Wreise mitzuteilen Gele­­gercheit hète: df^-'^erlna'hme an der DiiektionMaös­­iltzung der^Wrätionalen Vereinigung für -den Völker­bund. Dieser Tirektiâsrat hiÄr zwei Sitzungen, die kein besonderes Interesse boten, da es sich lediglich uni die Festsetzung der Togssortmung für die Anfang Juni in Genf .stattfindende Generalversammlung der Union handÄte mrd jede meritorische Stellungnahme zu irgend­einer Frage aüsgeschlossen war. Für uns war cs dennoch tlicht ohne Wichtigkeit, diese erste Gelegenheit zu Le­­u-ützen, bei der wir wieder als Vertreter Ungarns und als vollberechtigte Mitglieder einer die früheren feind­lichen Staaten UUrfaffenden, ja sogar von diesen gelei­teten internationalen Organisation auftreten konnten, â war in diss-er Tczgung auch kaum ine^ eine Spur der SplEUNg wahrzunchmèn, die idurch die Situation er­­klLAich gewesen wäre. Unsere Tagesordnungsanträge wurden freundlich ausgenommen und gingen größtenteils durch. Selbstverständlich benützte ich die Gelegenheit, unl mitführendenPersönlichkeitendcrfran­­zö fischen Politik in Berührung zu treten, was mir in meiner nichtoffiziellen Stellung leichter war, als wenn ich eine positive RsgierungLMission gehabt hätte. Es wird nämlich mit einem gewissen Formalismus daran fest­gehalten, daß bis zur Ratifizierung Les Friedensver­­trages, womit sich nebenbei bemerkt die alliierten Mächte nicht sehr beeilen, eine offizielle Verbindung mit den fniher feindlichen Staaten nicht stattfinden kann. Unser ver­dienstvoller urid gÄvllndter Vertreter in Paris Herr v. Praznovßky figuriert offiziell noch immer als stellvertreteiâr Präsident der ungarischen Friânsdele-­­gátion. Für meine eigenen Orientierungszwecke war ich allerdings im unaeeignetsten Moment nach Paris gekom­men; La» heißt mitten in einer Regierungskrise und den damit verbundenen, gcmz nach bewährten heimischen Mustern vor sich gehenden endlosen Besprechungen und Auseinandersetzungen über Frakrionsansprüche. Kaum war man aber über diese Schwierigkeiten hinweg, da kamen schon die Besprechungen mit den alliierten Regierungen über die Neparationsverpflichtungen Deutschlands, also über das brennendste Interesse der Alliierten. Unter solchen UmstânLm war es schiver, für Ausein­andersetzungen über unsere, verhältnismäßig Kein erschei­nenden Angelegenheiten Zeit und Auftnerksamkeit zu finden. Dennoch vermochte ich mit mchreren der maß­­geberiden Persönlichkeiten und mit vielen Vertretern des politischen und intellektuellen Lebens in Berührung zu tretm und daraus Eindrücke zu gewinnen, die ich weder als entmutigenL, rwch als ermutigend bezeichnen möchte, da ich vielfach aufrichtigem Verständnis und Wohltoollm unserer Sache gegenüber begegnen konnte, zugleich aber die Schwierigkeiten sozusagen „zum Greisen" erkaMte, die sich der Betätigung dieses Wohlwollens in den Weg stellen. Die Beftgesinnten stützen sich immer wieder, wie an einer Barrikade, an dem Gedanken, daß man doch den früheren Feinden nicht größere Rücksicht gewähren könne, als den Alliieitm im Kriege. Es ist also unsererseits große Klughstt, viel Geduld und eine unermüdliche, aber nicht zudringliche Propa­gandaarbeit durch geeignete Persönlichkeiten notwendig, um eine unseren politischen Interessen günstigeve Stim­mung allmählich zu schaffen. Es handelt sich dabei haupt­sächlich' darum, den Zusammenhang zwischen unseren An­sprüchen und den großen Jntereffen des Weltteiles Kar­­zülegen, beziehungsweise stets an diese letzteren anzu­knüpfen, da man nur auf diese Weise hoffen kann, firr das, was uns besonders nal-egeht. Gehör zu finden. Auch muß man sich , mit dem Gedanken vertraut machen, daß man es bezüglich des Ursprungs des großen Krieges, der damit verbundenen Verantwortungen usw. mit Auffassungen zu tun hat, die den unserigen schmrfltracks widersprechen, die aber modifizieren zu wollen nicht nur eirr vergebliches Bemühen wäre, sondern auch den sofortigen Abbruch jeder weiteren Besprechung zur Folge hätte. Natürlich kann unter solchen Bedingungen von einem greifbaren Ergebnis irgendwelch-er Besprechungen keine Rede sein. All^, was man erreichen kann, ist: auf einen allmählichen Umschwung der Stimmung einzuwir­ken und dadurch der Zukunft vorzuarbeitcn. In Genf hatte ich Gelegenheit, mir Len fHrendeil Persönlichkeiten Les VölkerbunLrates M sprechen und ihre Aufimrksamkeit cruf die Fragen zu lenken, mft denen wir an diese Versanmüung herantreten werden. Im übri­gen bewegte ich mich in dem sehr interesianten intellektuel­len Milic'u, aus denr der Gedanke, mich zu einem Vortrag einzuladen, hervorgegangen war. Mein Vortrag selbst hielt sich selbstverständlich von â aktuellen Politik fern und behandelte in streng objektiver Weise dos Thema der .Kulturmission Ungarns im Osten Europas. Dieser Gegen­stand schien Interesse zu wecken und forderte keinen Wider­­stiruch heraus, obwohl die politische Atmosphäre Genfs vorwiegend von den Einflüssen unserer Gegner saturiert ist. Ich sehe jedenfalls mit Freuden der Gelegenheit eur­igen, aus Anlaß der Junitagung der Völkerbundunion mit der Genfer Gesellschaft wie^r in Berührung zu treten. _____ Feuilletor^/^ Phryue auf L^MHne. — Bruch st eines^ourgesprächS. —­— Was ist Ihre Ansicht, lieber Fvsumid, über den neuesten Budap^tex Sandal? — Ich weiß nickst, welchen Sie meinen, verehrte Freundin. Wir erfroueii uns jetzt einer solchm Fülle von Skandalen, daß der neueste immer einen allerneucstä, oder, um mit Goetl)e zu reden, noch einen letztesten rm Gefolge hat. — Ich denke cm die Verurteilung jener jugendlichen Schauspielerin oder OpEttensängeri-n, die vierzehn Tage brummen soll, weil sie sich in einem Kostüm photographie­ren ließ, dos bisher bloß Eva im Paradies als — stlgm ww — Kostüm gelten ließ. — Ja, ich habe den Bericht über diesm Prozeß gelesen. Nur weiß ich nicht recht, was Sie skandalös fin­den, die Aktstudien oder das llrtell? — Natürlich die ungsnterte, frivole Weise der Opc­­vettensängerin, sich zur Schau zu stellen. Ein solcher Skandal war noch n:cht da!... Budapest ist empört! — Alles schon dagewvscn» 'agt der weise Hebräer. Jhnm kann doch der Prozeß der vielgenannten Phryne nicht unbekannt sein, die vor mchr als zweitausend Jahren nach einem Plädoyer des berühmten HyperideL frei­gesprochen wurde, und Mar weil sie dem Richter in jenem Kostüm gezeigt wurde, das Sie beanstanden. — Das war wohl der gute Alickster, 1s bon fuxs âösiradls, der oft herbe igeschnt wird? — ^ine Ironie, wenn ich bitten darf. Die Auf­fassung der antiken Welt über nackte Wahrheit in der Kunst und wahre Nacktheit in der Natur war in mancher Hinsicht moralischer als die Heuchelei der modemen NuditätenschnMer. — Sie werden doch nicht die junge Dame, die sich als — sagen wir — nackte Wahrheit photographieren ließ, in Schutz nehmen wollen? — Durchaus nicht, wenngleich die Erde schon „größere Zwerge" sah. Die envähnte Phryne warf eines Tages am Meeresstvande ihre Kleider ab und stieg vor allem Volk als Aphrodite Nr. U ins Meer. — Phryne war eine Hetäre... — Riiinpsen Sie nur nicht Ihr Näschen, wenn Sie das Wort Hetäre aussprechen... Die Hetären spielten eine große und wichtige Nolle und wenn sogar ein Sokra­tes im Salon dieser leichtgeschürzten Musen von Zeit zu Zeit vorsprach, beweist dies allein genug. Ich rnöchte JHMN die Lektüre der altklassischen Hetä'vengespräche und Hetärenbriefe nicht empfehlen; nicht einmal das tiese und gelehrte Werk Jacobs über ,chiese Damen" des Altertums, aber Pierre LouyL hat in seiner Christs und Anatole France in seiner Tlwis diesen Typus modern und diskret geschildert, so daß man begreift, viarum Perikles von Aspasia, Alkibiades von Lais und Epikur von Leontion bezaubert waren. — Ich kenne die französischen Romane, auf die Sie meine Aufmerksamkeit lenken wollen. Wenn ich Ihre Be­geisterung für die Hetären und deren — sagen wir — Dekolletagen nicht begreife und am allerwenigsten billige, bitte ich Sie zu bedenken, daß seither zwei Jahrtausende im Strom der Zeit verschwanden, und wir heuie im Jahre 1921 leben. Die ftcien Sitten und Ilnfttten der Längst­vergangenheit können nicht maßgebend für uns sein. — Daß es im Altertum auch Frauen gab, die in den Fragen der Schamhafticfleit keinen Spaß verstanden, lehrt uns „Gyges und sein Ring". Weil ein Ehemann einem Freniden die Reize seiner Frau zeigte, wurde er ermordet. Da waren die Edslleute an den französischen Höfen liberaler; sie legten ihre Mttinnen den Kinigen zu Mßen und glänzten vor Glückseligkeit, wenn die Ma­jestäten Liese Geschenke annahmen. Der Fürst von Ligne spricht von Ehrendamen, die gar zu gern ihre Ehre ver­lieren. Diese Weiblichkeit bot ungenieÄ ihre Dekolletagen den Micken preis, und wenn auch die große Revolution auf allen Gebieten Neues schaffen wollte, die „Religion der Veruunst", die sie brachte, wurde druch eine Hetäre verkörpert, der man auf offenem Platz das schleierdünne Gewand vom Leibe zog. Es war in jenen Tagen des Um­sturzes in Paris schicklich, daß die. Frauen sich fast voll-ständig entkleidet auf der Straße zeigten. Der. Pntriotis» inus wunde um so höher eingeschätzt, je weniger Hüllen den Frauerckörper verbargen. Freilich sträubte sich das Schamgefühl mancher Pariserin, diese Mode mitzir­­machen, urL die Frau des <Srnsculo1ten Moromo fiel m Ohnmacht, als ihr Gemahl sie öffentlich dekolletieren wollte, und Kvar so ausgiebig als nur möglich. — Lieber Freund! Sie reden wie ein Profesior, und komnren dabei vom Hundertsten ins Tausendste. Was in längstvergcmgenen und vergangenm Zeiten geschah, mag interessant sein, aber steht jetzt nicht auf der "Tages­ordnung. Ich fragte Sie, wie Sie über dm nettesten Budapester Skarrdal denken, und Sie halten mir Bortrage Wer die Hetären von Anno dazumal. — Es gibt auch heute noch solche und chr Einfluß ist nicht geringer als ehedem. Kayserling schildert in seinem neuesten Worte die Geishas in Japan mrd rühmt sogar ihren wohltätigen, geradezu veredelnden Einfluß auf die Jugend . . . — Das ist stark. .. — Wenn Sie sich die Mühe nehmen und das Scham spiel „Demimonde" des jüngeren Dumas durchblätter;: — das geistvolle Werk verdient sogar aufmerksam gelesen zu werden —, müssen Sie wahrnehmen, daß die Hetären nach wie vor die Sozietät in ihrem Bann halten. Sie bilden neben der eigentlichen Gesellschaft eine Nebengesell­­schast, eine Schankstube neben dem eleganten Restaurant sozusagen, und es gibt viele junge Leute, die lieb« in die gemeine „Schwenkm" gehen als in den vornehDten Speise­saal. — Traurig genug, daß dies der Fall ist... — Traurig, aber begreiflich. Denn wenn man jetzt rm Fasching einen Ball besucht, staunt man nicht allein über die fast an die Antike erinnernden Dmnentoiletten, sondern noch rnehr über die jeder Dezenz abholden neuen Tänze. Wundern Sie sich nicht, verehrte Freundin, daß jemand, dem im Salon ferne Hände unermüdlich feine S-rri­­ttrofsn sinschenksn, fchließlich auch ordinäre Schnapp aus ovdinävon Händen entgegennimmt. — Wes zugegeben, mein F-reund, aber die alten Hetären von sinst und die jun.gen Leute von heute haben nichts mit der Frage zu tun, die >ich aarfwarf. Denn die j. Lizr «1»«, MiAr>vU «««»»«VW .««WIIV»».»! 888^38 rma » üsa 6»s»ZLLr1. 4ao Lr«>», W M M W WZ » HW KL L. L WisrrslZ. ML iLrvüen, ^8 WW W M Ä M NÄW »8^ MM WM L 6», Voi'NÄ t.V0pviâ, Anton 4« xro°°°. t.-i. »r a.. A W W «W W W WW v»r»x»d»<II,x»or«i» »kviivlsrt ««räo». M N» MD MW WU 8 WU IW - WU â» WH »M -W^——- DM «Mi / «L-Ii 4» !>»>,!,» »>»4 «WWSWk WWW WDUWM Mj»»» MW iWUWtl »i» Itz L»5 LroLo» « «Ltrlodt«,. « KLLâlLMUM für Kao al«v«. ki» IVi«» »onn. VÄrrsodm»«. / <><4« »««Láp«» «»L »r kiir â»» mit «tirsktsr M», 7»^ 'Bss- L I'rwri» r L5o/ssOdlLtt S »«»N6USS viei-tsriLlioUoL r k'iv »» V U 1-2- »< I . â ' k «Má S Lro»«. V«u1»»klLn<1 ». .rasortiLvrev SiLQ Lroovrr, M 4âI «R-â «RiK MLtrt, Lür»«»üdngea8tr«tsnÄ^SLivi»«o.ârx»»- L 1 V»Ur!»-utW8^. — 2r»Qvs^pi»,vvrü«»j» »«m-or« «srâea »vâ d«i »Lmiliân sllL- xâ EaÄumitâ. 68. Jahrgang. , Kndapest, Dienatas, 1. Ur. 28 Kom Tage. Budapest, 31. Kmuar. Borknegsschulden Ungarns. Aus P^is wird mittels Fm^pruches dem llnK Telegr.-Ko ^.-Bureau bMichtet: Gesandter Dr. Stefan P r a z n och s k hlM-simorgen das auf die Vorkriegs, schulden è-MW bezügliche Uebereinkommen untere zeichnen. Graf Albert Apponyi iiber die nKnen Parteibildungs» Wraf Albert App der Samstag von seiner AuÄandsreise bisimgeLDE^st, empfing heute einen unserer Resakteure, dân ewM^rage, wie er sich den neuen Par­­teisildungsversuMr gegenüber verhalte, mit folgBndea Worten btzgMw>rtete. Ich gab vor meiner WrÄfe kein« einzig«! Erklärung ab, die als Grundlage der BovM aussetzung hätte dLenen können, als wünschte ich, anirgendeinem Ver suche ein« neuen Parteibildung teilzunehmert. Was sich inzwischen ereignete, wohin das, was sich ereignet hat, führt und welchen StandpunL ich demgegenüber amnehme« werde: darübsr kann ich nrich noch nicht Lüstern, da nrein» OriMtierung in diesen Frvigen noch nicht genügen- ver­vollständigt ist, um meinem Entschlüsse zu präjudizieren. Diese Erklärung bestätigt vollauf die Jnformationetr. auf die gestützt wir während der Abwesenheit des Grafen Apponyi im Auslände dem Versuch entgegeiltraten, seiner» Namen für die unter die Führung des Grafen Julirâ Andrâffy zu ftcllende neue Partei als Leimrute W miß. brauchen. Graf Appom)i erklärt ausdrücklich, seine Teil­­nähme an dieser neuen Parteibildung in keiner Weise ir» Aussicht gestellt zu haben. Was nun die Chancen der neuen Partei betrifft, so hân sie sich seit unserer jüngsten Meldung Über diese Angelegenheit keineswe^ gebessert. In einer für morgen geplanten Konferenz sollte der christlichsoziale Flügel der Mchcheitspartei nunmehr endgültig zu Frage Stellung nchmen, ob er sich dem geplanten neuen Partei­­gebilde anschließt oder auch weiterhin im VerbanLe der Mehrheitspartci verbleibt. Zu dieser Konferenz wird es aber vorerst nicht kommen, offenbar weil Hclller und Genossen inzwischen den Eindruck gewonnen hab^, daß die Anregung unter den Abgeordneten, auf deren An­werbung cs abgesehen war. zu wenig Anklang findet. Wohl aber hat sich in jüngster Zeit innerhalb der Mehr» heitspartei eine - Strömung entwickelt, die eher daraus Mlsgcht, sich von den Mementen zu trennen, die aus persönlichen Motiven immer wieder neue Listigkeiten

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