Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. augusztus (68. évfolyam, 169-192. szám)

1921-08-02 / 169. szám

Mir j>etzt gelungen ist» auf Grund offizieller russischen Dachen und einiger zMerläsfigen Zeugenaussage die Grenzen des Mißerntegebietes mehr oder weniger genau festzustellen. Es sind von der Mißernte heimgesucht: die Gouvernements (wir nehmen sie in ihren vorbolschewisri­­scheri Grenzeik) Astrachan, Cherson, Kasan, Orenburg, Pensa, Pernl, Rjazan, Samarn, lsaratow, Schwarzes Meer, Simbirsk, Stawropol, Tambow, Taurien, Tula, ^Ufa, Vsatka, Woronesch und die Gelnetc Don und Kuban; ferner kann eS als ziemlich sicher gelten, daß noch folgende Gouvernements vou der Dürre nrehr oder mittder'stark ^geliltM haben: Charkow, Záterinostaiv, Kaluga, KuM, Mischmf-Nowgorod, Orel, Poltmua und Tschernigoni. -Keilich ist die Lage nicht überall die gleiche, und während Taurien und Kuban noch alte Vorräte besitzen und im Saratolvschen ein Regen die Lage etwas gcbesiert haben soll, sind die östlichen Steppengouvernements Sanrara. Ufa und Orenburg, ferner Woronesch und das Dongebiet in besonders schlechtenr Zustand. Wetrir die Dürre aber fortdauert (und es hat den Anschein, als ob die hiesige bloß ein Ausläuser der über Rirßland herrschendeir ist), so kmM sich die Lage noch verschlechtern. Eigeirtlich fchei­­men nur die westlich vonr Dnjepr liegenden Gorwerne­­ments Kiew, Podoli«: und Wolhynien und die weißrus­­sisckM Minsk, teilweise Mohilew und Smoleitsk eine wirk­lich befriedigende Ernte auszuweisem Die nördlich von Moskau liegenden Gouvernenmrts sind nicht von Belang, mid wie es in Sibirierr, der .Kirgiserrsteppe und in Tur­kestan Lussieht, ist hier noch nicht festzustellen, doch scheint es dort nicht überniäßig gut zu stehen. Sehr schlimm ist es ferner, daß die Mißernte'auch den Kohlenbecken im Tonez­­gebiet heimgesucht hat, so daß die weitere AuÄwutung der Gruben starck gefährdet erscl-eint. Die oben genairnleu zwanzig Riißcrnrcgouverne­­mrents besitzen ein Gesamtareal voir etLva 2,258.000 Quadratwerst, ü. h. etwas weniger als 3-23mal die ganze gewesene österreichisch-Mtgarlfch^ Monarchie, und die weni­ger in Nèitleidrnschaft gezogenen acht Gouvernciuents ein Areal von noch 347.000 Quaörattoerst. Die zwanzig Mißerntcgouvernemems wiesen vor dern Kriege eine bebaute Fläche auf, die über 45 Prozent der gesaurteir bebauten Fläche des Vorkriegsrußlands uird fast Kvei Drittel der den Bolschewiken irn europäischen Rußland und dem Kaukasus zur Verfügung stehend«: Fläche betrug. N)re Bevölkerungszahl wurde am 1. Ja­nuar 1915 auf rutch 55 Dlillionen Mettschcn geschätzt. Nehnteir >vir ivieder an, daß in den genannte!: 20 Gouver­­ueurents ztvei Drittel der gesamten Kormrnte inklusive Hafer und in den weiteren acht Gouvernenrents bloß ein Drittel der Ernte verloren ist, so würde das in Rußland im Durchschnitt der Jahre 1901/10 einen Ausfall von etwa 237 Millionen Meterzentnern ausmachen, d. h. einen Ausfall, der iwer ein Drittel der Gesamrernie Rußlands - darstellen würde urw arrs der Ausfithrguote keineswegs ge­deckt werden könnte. Nach diesen Feststellimaen können wir zur ersten der eingangs dieses Artikels gesrellim FraM: übergehen: Ergibt sich aus der gegentvärtigeu Lage itt Rußland eine . .Kriegsgefahr für Polen und der: europarsckwn Westen, oder ist diese Gefahr irur cii: .Hirngespiirst einiger zu ängstlichen Oleister? Hier, im abseits von den russischen Verbindungs­linie!: liegenden Budapest, fällt cs sehwer, sich über die Fraktionskämpse ün schoße der ruffischen kommuiristi­­schen Partei itnd über die Vorgänge im zentrale!: Exeku­tivkomitee in Moskau, die zur letztei: Dwhrede Trotzkiss gefvchrt haben, ein klares Bild zi: rnachen. Doch scheint es. daß bei oem großen Schrecken — ich sage nicht Plittlosig­­.kcit —, den die sich recht plötzlich herausstellenden unge­heuren Dimensionen der Mißernte dort beworgerufen habet:, in der: Moskauer maßgebende!: Kieeisen zwei .Hanprrichtungen zu bemerken sind. Die cinc vorsichtigere Ul:d sc^en wir verzagtere sucht die Hilfe Les Westens im Kmnpfe gegen .Hunger uivd Smrche durch weitere wirt­schaftliche Zugeständnisse-zu gstviNnenâ, die andere kriege­rischere glaubt nicht recht an diese Hilfe und sieht nur in einen: verKveifelten Vorstoß gegen Len Westel: d«: Aus­gang arch der jetzige!: fckpvierigeir L-agc. Wir keimen hier das Krästeverhältrris beider Richtirngen und Len gegen­wärtigen Zustand der Roten Arinee und ihrer .K:-ieas­­vorräte zu wenig, um uns ein klares Urteil über den wahrscheiillichen Ausgairg jenes Parteikampfes bilden zu könne», doch glauben wir, daß es Momente gibt, die die Position der Kriegsparrei sehr befestigen. Stelle!: wir uns für eine:: Augenblick auf den Stand­punkt der Sowjetregierung. Iln: über Rußland dieses Jahr Herr zu bleiben, rnuß innn imstande sein, wenigftens die beiden -Hauptstädte, einige Kategorien der Arbeiter­schaft (Kohle, Eisenbahn, Kriegsindustrie usw.), die lom­­munistischen Parteimitglieder, die Truppen der „Außcr­­ordentliä^en Koinmisiion" und einen gewissen Teil der Roten Armee entsprechend enrähren zu können. Zusaminen init ihren Familien werden es ertva acht bis zeh!: NLil­­lionen Menschen sein, die uiüöcdingt versorgt werden, und i für die zirka 16 bis 20 Millionen Meterzentner Getreide allein eingetrieoen werden urüßten. Da es faktisch umnög- I lich ist, Getreide durch die hungernden Gebiete rollen zu lassen, um nur diese wenigen Bevorzugten zu versorgen, so wird man noch einiges Mehl, sozusagen urn freies Ge­leit zu bekoimnen, abgebei: müssen. Auch der 5lampf mit den Seuchen wird manches erfordern, so daß es wohl nicht chl hoch gegriffen ist, wenn rrmn annimint, daß 25 bis 30 Millionen Meterzentner .Korr: das MindestMatz bedeuten, dessen Besitz die Bolscheloikenherrschaft für dieses Jahr nur einigermaßen sichersrcllen könnte. Nun ist es natürlich nicht zu erwarten, daß die .Hilfsaktioi: des Westeirs, wei:n sie überhaupt genügende Dimensionen annehmca: wird, gerade diese fiir die Boschewike:: so kostb::ren Elemei:te zu bevorzugen gewillt sein ivird. Ein großer Teil derselben wird wohl überhaupt von der Versorgung ausgeschlossen bleiben. Es ist ferner auch nicht anzunchmen, daß das Verpslegungsimnisteriunr trotz der uiWenschlichsten und grausamsten Energie, die cs zu entfalle!: fähig ist, mehr als 15, höchsumL 20 Millio­nen Meterzentner aus der Bevülkerung lwrausschlagen wird. Das ist aber viel zu wenig, besonders weiri: man in Bettacht zieht, daß das Versagen jeglicher staatlichen Hilfe für die hungernde La:ck>bcvölkerung des Südostens die Lage in: nächften landwirifchafrlichen Jahr 1922/23 noch verzweifelter gestalten wiirde, als sie iu diese!!: Jahr schon ist. Es bleibci: also ülos', zrooi Aus­wege: Mtweder rnuß man die fehlenden zehn bis zlvcknzig Millionen Metorzentner Mehl samt enischrochende!: Meirgsn von Genlüsen, .Hackfrüchten, anderen Lebensinsirel!: mrd Fourage im Amllandc ein- f kaufen, was den grwßeren Teil des in Rußland noch vor­­handerron Goldes verschlingen würde, oder rnan u:uß dies alles „erbeuten", uns inan'es seinerzeit in den von Teni­­kii: und Koltschal besetzten Gebiewi: getan hat. Vor allei: Dingen käm-c da ein .Kriegszug gegen Polen mrd darauf auch gegen dessei: wahrschWnliätei: Verbündeten, Runw­­nien, in Betracht. Die lairdwtttsckMftlich wenig ergiebigen Randstaaten kön!:ien demgegenüber als Eroberungsgebickt gänzlich üusgcschalrer wcrdem Tie Frage, welcher von beiden Arrstvegeu der prak­­tisäMre und auch der lohneirdere sei, wird wohl den Kern­punkt bilden, um den fsich der Fraktionsstteit in Moskau bewegt. Ich bin kein Militär nnd werde daher selbstver­ständlich die Frage, wie grosz die Chancen eines für dw Roren glücklichen 2lusga!:ges des neue!: Polenkrieges vom strategischen Standpurckt aus zu schätze!: wären, ganz außer acht lasse!:, doch glaube ich nicht, in das .Kriegshanlnverk mwefugt hineinz'lptdsichen, ivcnn ich bemerke, daß das Anfinarschgebiet sowohl gegen Polen ivie auch teilweise gegei: Rumänien gerade diejenigen i Gouverne!nei:is einschließt, die in diesem Jahre relativ die beste Ernte aufzuweisen und daß gerade in dieser. Richtung sich sehr viele Schwärme der-hungernden Bauem in Bewegung gesetzt haben. Es ist aucl) gerade nichts Neues, wem: ich in Betracht zu zichei: bitte, daß laut Llussagen der »leisten Zlugenzeugen die innere Lrgs in^ Polen recht viel zu wünschen übrig läßt, und daß der russische Soldat, nachdem er den elenden i Zustand der rumänischen Armee im großen^ Kriogc^ zu seinen: Schaden nur zu gut kennen i gelernt hat, vor dieser einè sehr geringe Achtung besitzt! und gegen sie gen: vorgehen würde. Nun konnnt aber eine^ Frage, zu deren Lösung ich mich als Volkswirtschaftlec,^ schon berufener fühle: ist der .Kriegszug gegen Polen von: VerpflegungsstaNdpuisit aus betrachtet itberhaupt loh!:end? Laut offizieller polnischen Angaben betrug die (schlechte) Ernte des Jahres 1920 in Kongrejzpolen, Galizien und. den von Deutschland abgetrennten Gebieten zusammcn­­geiwinrnci: über 55 Dtillionei: Bèeterzciltl:er Getreide, wozu noch zirka 190 Millione!: Meterzentner Kartoffeln kämen. Nimmt man an, daß die Bevölkerung der übrigen von Rußland an Polen in Riga abgetretenen Gebiete^ sich von deren Ertrag (der hier nicht mitgezählt worden ist) erhalten könnte, und rechnet man ferner, wie es die Bolschelvikei: tun, daß es genügt, zwei Meterzentner pro .Kopf!lnd Jahr der einheimischen Bevölkerung z:: belassen, so würde Polen an Getreide allein den Bolschewiken gegen sieben Millionen Meterzentner liefern können. Rechner man, noch Rumänien mit seinen auf dieselbe Art berech­neten zirka zehn Millionen „fteien" Meterzentnern hinzu (Ernte des Jahres 1919), so ist unser Schluß nicht gerade schwer zu ziehen: von: reine!: Verpslegungsstand­­punk: aus wäre für die Bolschewiken die Besetzung Polens und Rumäniens kein glänzendes, aber doch ein ziemlich l o h n e nd es G e s chäft. Aus die.unabsehbaren politischen Folgen eines solchen^ .Kricgszu.gcs loollen wib hier überhaupt nicht eingehen:! das ist ein Thema für sich, Los zu berühren jetzt wohl^ noch etlvas verfrüht wäre. Jedenfalls, wenn uran — ich: betone es nochinals — von dc:: zu lösenden schwierigen militärischen Fragen absieht, und annimmt, daß der Kriegs mit Polen und Rumänien für Rußland strategisch nicht! aussichtslos wäre, besteht eine g ejvi s s e, wenn auch! nicht gerade große Gefahr, daß Anfang! nächsten F r üh l i n gs d i e R o t e Arn: es an der^ deutschen Grenze stelM: könnte. Gehei: wir zur zweiten Frage unseres A:xtikels über, dis setzt besonders die russischen Emigrantenkreise irri­tiert: Soll dem hungernden Rußland geholfen werden, soll diese Hilfe so lange ausblciben, bis die verzweifelte Be­völkerung die Bolschewiken gestürzt hat, oder soll die Hilfe der gesamten Kulturwelt sich auf die rnöglickK rasche Aus­stattung der Armee Wrangels beschränken, dis dann r» Rußland ausgeschifft werden sollte? Ich bin, wie schon be»! tont, Volkswirtschaftler und halte es für meine Pflicht,, möglichst nüchtern, unparteiisch, sachlich» ja trocken zu sein. Darum lasse ich cs hier ganz beiseite, ob es moralisch^ ntöglich ist, untätig zuzusehem wie MMronen Mensche» neben uns Hungers sterben» und Witt bloß kurz abzu­wägen versuche!:, ob ^i::« augenblickliche .Hilfsaktion iu. Rußlaick) sich für die Kulturwelt und speziell für Ungaruj sozusagen rentieren würde, oder ob cs praktischer wäre» Rußland vorläufig seinem Schicksal zu überlasten. Zui allererst muß ich aber ausdrücklich feststellen, daß es un-! denkbar ist, daß diese Hilfsaktion allein genügen würde,. um die ganze hungttndc Bcvölkerrrng Rußlands vor de«! Tode zu retten. Dazu reichen weder die Mittel noch, was/ ebenso wichtig ist, die Zeit aus. Es wäre schon ein großer/ Erfolg, wenn es gelingen würde, sagen wir zwei Millio-i wenn innerhalb des Menschlichei: Körpers der Kopf alles Blut an sich zieht und dadurch die Organe entseelt, welche die eigentlich ledeirsHaffenden sirrd. Wir sehen dani: die rnerkwürdige Meinung herrschen, als wäre das lange Bestehcirde Las ai: und für sich Wünsä-enswerte und Ehrwürdige und ein Beweis von Größe, Güte, Tüch­tigkeit. Sowie die Menschen erstarren, treten sie zu Gott, der ein Gott des Todes, das heißt der ewigen Vettvand- 1u!:g ist, in eine ganz falsche Beziehuirg. Idealismus ist nicht Pflege des Bestehenden, seien es auch schöne Künste, Idealismus ist opferi: können, sei es auch das Schönste und Teuerste. Weder für den einzelnen, noch für ein Volk, noch für eine Klasse oder Organisation ist es rühmlich, sich lange unverändert zu erhalten, viel bester ist es, in junger Kraft unterzugehen, als unfruchtbar zu bestehen. „Bloß eine blutlose Bourgeoisie." sagt Gottfried Keller, „möchte bleiben, wo und wie wir sind, an dem halbverdorrten shvaige luingcnd mit der ganzen Last und seine poor Beerei: benagend, bis er reißt und der ganze -Kluiupen in den Abgrund purzelt." Lernten wir doch unterscheiden zwischen dem gottgewollten Tode, der Veiivaickilung ist urw zur Auferstehung fülwt, und dem gewaltsam festgchalj­­tenen Leben, das der eigentliche Tod der Erstarrung ist. Nur so lange >vir uns als vcrwandlungsfähig crnieijcn, leben wir; unser Unrergang besteht darin, dajz wir in be­­guen: gewordene!: Zuständer: erstarren. Es ist ein haar­sträubendes Mißverständi:is, daß gerade unsere besitzende Klasse, uii: sich im Beftehenden zi: erhalten, ozoethe und Schiller als Zeuger: der .Herrlichkeit der vergangenen Epoche im Munde führen. Goethe und Schiller hatten nichts zu tun mit der. sogenannter: Wilhelminischer: .Kul­­tur und würden sich davon abgestoßcr: gefühlt haben. Riecht es nicht aus allen Werker: Schillers mir tragisch-herrlichen Posaunenklängen: Das Leben ist der Güter höchstes nicht? Goethe, nachdem er sein Volk für reif zum Jüngsten Tage erklärt hat, schöpft Hofst:ung aus dern Anblick kräf­tiger, jnngcr Soldaten und hofft, daß das Landvolk sich kräftig genug erhalten werde „uirs nicht alleir: tüchtige Reiter zu liefern, sondern uns auch vor garizlichem Verfall und Verderber: zu sichern. Es ist als ein Depot zu be­trachten, aus dem sich die .Kräfte des sinkender: Merrschen imrner wieder ergänze:: und auffrischen." Dabei ist natürlich die Voraussetzung, daß ein lebendiger, orga­nischer Zusammenha.ug zwis'chcr: Len: Landvolk und den anderen L^tänden bestehe. In Anbetracht, daß etr: ireüer Erlöser, werrr: er wirklich käme, doch nur zurr: zwciten­­rrral gekreuzigt würde, cinpfiehlt Goeilre inzwischen zur Heilung Dcutichlands weniger Philosophie und inehr Lütkrafr, weniger Theorie und mehr Praxis und vor allen Dinger: weniger Polizei, darnit die Menscher: vor: Kindes­beinen an die Courage haben, das zu sein, wozu dis Natur sie gemacht hat. Sollte aber dennoch ein Urnsturz r:ot­­wendig seii: und erfolgen, so wird er als der Vorbote neuen Lebens begrüßt: „Ich ehre und liebe das Positive und ruhe selbst darauf, insofem cs nämlich von uraltershcr sich imrner inehr bestätigt und uns zum wahrhaften Grunde des Lebens und Wirkens diener: mag. Dagegen freut rnlch nicht errda die Zweifelsucht, sonderr: ein direkter Arrgriff aus cirre rrirrrpierte Llutorität. Diese rrrag Jahrhunderte gelten, dei:n sic schadet einen: düsteren, durr:lr:cr: Volke nicht, dos ohne sie noch übler wäre daran gewesen; aber zuletzt, wenn das Wahre notwendig wird, um ul:s enkschicder: Nutzendes zir verleihen, La mag rechts oder links fallen, wer da rvill, ich werde mich darüber nicht entsetzen, sondern r:rrr äufs genaueste aufmerken, welche Aussicht ich gewinne, wenn das alte Gehege zusammen­stürzt." In den Werker: eines rrwderner: englischen Dichters sehen wir, staunend und ergriffen, wie das kleine Englarid damit endigt, ir: dem wunderbaren Indien, das es lange beberrschre.'aufzugchen. Lange hat der Orient, unsere Wiege, stillgelegei': uirter der Schneedecke rvillei:tötendcr Weltanschauung, der Starrheit seiner Käfter: und kluger Fremdherrschaft. Vielleicht, daß jetzt schor: dos schaffende Licht sich rührt, indessen über das Wendland die Schatten des nahen Winters fallen. Vieles deutet darauf: das imnrer tiefere behagliche Sicheinwrchlen in die Wissen­schaft, die Ausbreitung der eiserner: WasckM des Staats­netzes, unsere Vorliebe für Systeme, unser Lje^äMeln rnrt dem Buddhisnmè und dem Nirwana^ rurfer ergensimrfges / Spielen niit dern Okkultismus, unsere fakirnräßige Lang-t lebigkeit, unser Parteiwesen, die Zirnperlichkert unserer/ Gefühle, unsere tReigung zu klösterlicher Lebensflucht,: unsere Lcheu vor der schönen, dluttvarnicn Ddenschlichkerti des Christcnturns. Vielleicht, daß das Leichentuch, das/ zugleich ein Schutz des Lebens ist, sich über uns ausbreitet, indes die Heldensonne eines nctm: Weltentages im Osten/ aufblrtzr. Ist das aber ein Wunsch oder eine Prophc-! zeiunF? Ach nein; denn es ist vielmehr die Feststelluugi einer Tatsache. Der Schnee ist schon gefallen» und unser; Puls schlägt kaum hörbar durch den Ärrn unserer klap-! pernder: Betriebsamkeit. Wie lange unser Schlaf dauern ^ wird, lveiß ich nicht; aber ich weiß, daß das ewige Licht! lebt und, wenn es Zeit ist, den Winter rnit seinem Feuer­­schwert besiegen und die angekettcten Lebcnswaster befreien wird..." Irr: Schlutzkapitel bezeichnet Ricarda Huch als Jrr­­tuitt des rnodcrnen Menschen, zu glauben, einzelne könr:­­ten, indem sie sich freier äußerr:, persönliches Leben schaf­­ferr oder durch Verbindungen der Idee der Volksgcmcin» schäft dienen. Das bleiben iimner nur Privatangelegen. Herten, die höchstcrrs dahii: führen, das Volk iroch mehr ii: Atome zu zersplittern. Nur die Not der Zeit kann hel­fen, inLein sie jeder: einzelnen auf sich selbst stellt und zrvingt, sich persönlich für sich ::nd andere einzusetzen. Selbj^thilfe nnd Selbstverwaltung will die Dichtrxin, und sie fordert zur Verehrung der göttlicher: Macht auf, die unser Heil will, während sie uns zu züchtigen scheint, und^ die uns „neues Leben einhauchen wird, tvenn wir niö^ rnehr es ängstlich zu erhalten streben". Sllso klingt das neue Buch Ricarda Huchs aus. Wer es aelesen bat, der wird mi( Freudcr: das nächste Werk aus''ihrer Feder erwarten, das hoffentlich wieder blut­­und glutvolle Erzählungen bringt und ihre schriftstelle. rische'Meisterschafl in lebenswahren, formvollendeten Schildecuttgei: erweist» k-Ls. !-'!SNStLK, 2. /^»xu8t 1921/

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