Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1921. december (68. évfolyam, 270-293. szám)

1921-12-01 / 270. szám

vounei-LtLA, 1. Dsrembsr 1921 Die Zage i« Westnugä. Das Venediger Protokoll im österreichischen Nationalrat. Wicn, 30. November. Im Nationalrat wurden heute auf Vorschlag Les Präsidenten der Bericht und der Jnitiatidaiurag des Ausschusses für Acußereâ betreffend die Genehmi­gung des Protokolls uon Venedig als erster Punkt auf die Tagesordnung gestellt. Berichterstatter Lr. M ay : wies darailf hin, diaß daS Protokoll von Venedig das Lrgebnis bloß unverbind­­ilicher Verhandlungen entl)aite und eine völkerrechtliche Bindung des Staates dadurch n i ch t erfolgen konnte. Es ver­pflichten sich allordimzs die bevollnrächtigten Vertreter Lesterreichâ mrd Ungarns, ihren ganzen Einfluß aufzubieteir, dannt die im Protokoll niedergelegten Bcdin­­gilngen für die Uebergabe Weftungarns und für die Pazifizierung des Gebietes ebemfo wie für die verlangte Volksbefragung in der Stadt Sopron und Umgebung ge­mäß den VerfassungAgesetzen der beiden Staaten in Wirssam­­keit treten. Durch diese verfassunKniäßige Genehmigung, die L>ie Regierung l)eute vom Nationalrat erbitte, u'.'d durch die! nachfolgende Ratifizieruirg erhalte das Protokoll den ClM- raktér eines S taa t s ver t r a ges und werde dann nach erfolgter Kundnrachung sowohl völkerrechtlich alS auch inner­­fraaÄich wirksam. Da wir diese Genehmigung nur von ge­wissen Bedingungen abhängig machett können, wer­den die von der Botschaslerkonferenz bereits erteilten 'Zusagen betreffend die vorausgehende Pazifizierung des ândes und die Sichermtg der Abstimw.ung als ein­­'foche Voraussetzungen für" unsere Genehmigung und die daraus erfolgende Erwartung deni Beschlußäntragc voran­­-gestellt. Tabei werde neuerlich festgestcllt, daß für uns nur die .Gestimmungen des Vertrages von St.-Germain maß» /gebend sein können, daß wir die ungarische Mante!» 'tnote nicht anerkennen, und daß wir unter dem fchwe­­ren Drucke der Entente dem Venediger Protokoll zuzustimmen .genötigt seien. Der Berichterstatter erinnerte daran, daß der èsschuß für Acußeres in einer feiner letzten Sitzungen in einem Beschlufsc darauf hinaewicken habe, daß durch das '^Venediger Protokoll der Friedensoertrag von St.-Ger-nain cheine erste Durâlöcherung erfahren habe. Im Interesse der ,'«freien und gerechten Abstimmung legen wir den größten Wert idarauf, zu etklären, daß wir unsere Genehraigung zu einer Mstimrnung^' die gar keine Abstimmung wäre, ''ondern einen -unerträglichen Zwang bedeuten würde, niemals geben könnten. sIn diesen letzten einscheidenden Tagen strecke der Nationalrat /dem burgenländischen Volke, und insbesondere den im Abstim­mungsgebiete von Sopron wohnenden getreuen Stammesbrü­dern, seine Hand zum Gruß entgegen. Wir begleiten diesen schweren Gang, vem für eine lange Zukunft eine schickfats­­schwere Bedeutung zukomme, mil der herzlichsten Anteilnahme. Wir zweifeln nicht daran, daß sie sich als geborene Deutsche "und als unsere nächsten Stam.neSgenossen, wenn sic cs frei 'tun können, freiwillig an Oesterreich anschließen und ihr Schicksal für alle Zeiten mit dem unsrigen fest verketten werden. ' pkebhafter Beifall und Händeklatschen.) Tas Expose des Buooeskanzlers. Bundeskanzler Schober -erilârte: Vor Ihneir, sehr s geehrte Frauen und .Herren, liegt eine Regierungsvorlage, die .bestimmt ist, eine Frage zu lösen, die seit drei Jahren die österreichische -Oefsentlichleit im Banne hält und einen Aus­weg zei^n soll, einen Weg ins Freie aus einer zeitweise von den gefährlichsten Folgen sür den Frieden Europas begleitet gewesenen polittschen Krise. Freilich unterliegt dieser Gesetz­­^enttvurf, das künftige Schicksal der .Hauptstadt des Bürgen­landes, einer neuerlichen Ueberprüfung lrurch eine Volks­befragung, deren Ausgang eventuell geeignet sein kann, den 'Vertrag von St.-Germain in seinem vielleicht einzigen für Oesterreich günstigen Punkt wieder zu unserem Nachteil ab- i zuänderir, in dem Punkt, der uns Ocsterreichern ohne Unter­schied der Partei und des Stanirnes, ganz besonders nahegeht, ^detm auf Sopron ohne Willmrsbefragung der Bevölkerung ^zu verzichten, wären wir nie insitande. i ' Trotzdem werde ich am Schlüsse meiner Ausführungen im vollen Gefühl ineiner Veranttvortung vor dicsi^m Hause iund im Vollgefühl meiner Verantwortung vor dem öster­reichischen Vo'ke an Sie, meine sehr geehrten Frauen und Herren, die Bitte richten, unser in der Annahme des .Plebiszits für Sopron und Umgebung gcgebetws Zugeständ­nis auf sich zu nehmen, tvcil ich dieses Zugeständnis nach dem ganzen Verlauf dieser an Zwischenfällen so überreichen 'Entwicklung der bnrgenänLischrn Frage als den einzig gangbaren Weg sand, der zur Vereinigung des Burgenlandes mit Oesterreich für uns offen war, und lveil dieses von unserem Standpunkt freilich große Ent­gegenkommen auch denl auirichtigen Wunsch entspricht, daß, tvenn das Schicksal Soprans noch einer solchen Ueberprüfung, wie cs eine Volksbefragung ist, unterworfen wird, vielleicht die Wunde rascher heilen wird, die der Vollzug -der Friedensvcrträge im Herzen unseres durch eine vier­­'hundertjährige gemeinsame Geschichte mit uns verbundenen Nachbarstaates geschlagen hat. Tic Annahme des Prinzips einer Volksbefragung an sich enlipricht auch dem tiefen Be­wußtsein, daß das freie Selbstr.,./n!mungsrècht des deutscherr Volkes die unveräußerliche Grundlage unserer gesamten ) Staatlichkeit war, ist und immer bleiben wird. (Bravo.) Wir, 'die wir den Bundesstaat Oesterreich bevölkern, gehören aus , Grund einer vieihundertjährigen Geschichte und auf Grund unserer Sprache zusammen. Wir stellen aber keine sZwangsgemeinschaft dar und wir werden es daher ssreudig begrüßen, roenn sich Sopron in freier Volksaöstim- i mung entscheiden wird, sich uns anzuschließen, und wir können stolz darauf vcttveiseu, daß sich vor mehr als einem J-ahre das !zum Teil selbst von Menschen fremden Stammes bewohnte Abstimmungsgebiet in Kärnrcn treu zu unserer Arnmt be­kannte (Zustimmung), weil dicies Oesterreich eben auch im­­'stande ist, anderssprachigen Bundesbürgern ihre volle Freiheit zu sichern. (Beifall.) In Budapest wieder und in ganz Ungarn darf nicht vergessen werden, was für die Genesis der west­ungarischen Frage und für das künftige Verhältnis zwischen Oesterreich und Ungarn von sundamenialer Bedeutung ist, - nämlich die Tatsache, daß in den Friedensverträgen von Saint­­. Germain und Trianon die siegreichen Staaten der Entente es waren, die bestimmten, daß die westungarischen Komitate an Oesterreich zu fallen h.abc-l! (Znstinuming), und die Entente­mächte waren es auch, die bestimmt haben, in welcher Aus­­chehnmrg und unter wclck)cn Uinsiänden dies zu erfylgen habe. 'UnMrn konnte wxchrlich nicht verlangen, daß die vom dcnnaligen Staatskanzler Dr. Renner geführte FriüdÄrsdelegcrtion' namens Oesterreichs, denr man Milkionem deutscher Volks­genossen und blühende Wirtschaftsgebiete historischen deutschen Besitzes gewaltsam weMnoMmen lMte, die Zuweisung eines uralten deutschen Sprachbodens, wie es das Burgenlaird dar­stellt, zurüLweise, um so weniger, als sich darunter auch die schon vor Jahrhunderten viel uurstrittenen Gebiete, wie Bern­stein, Eiscnstadt, Forchtenslein, Hornstein, Kâlsdorf iv/d Rcchnitz befinden, die Kaiser Ferdinand lll. im Jahre 1647 gegen den ausdrücklichen Einspruch der niederösterreichischen Stände den Ungarn übergeben hatte. Unsägliche Leiden und zahllose schmerzliche Enttäuschungen haben die genannten Friedensverträge über Oesterreich wie über Ungarn gebracht, aber ich frage, was war das größere "Un­recht: die Abtrennung so vieler Länder mit kern­deutscher Bevölkerung vom deutscherr Oesterreich, oder die Ablrcumiu,g des deutschsprachigen Burgenlccndcs vorn ungarisch spre^nden Ungarn? (Lebhafte Zustiminung.) Und was muß für Ungarn schmerzlicher sein-/ der Verlust eines Landesteiles mitdeiitscher Bevölkerung vder der Verlust so vieler Komitate ni i t v i c l f a:h m a gya r i s ch er B e v ölke - rji n g? Das aus tnisend Wunden blutende Oesterreich konnte auf das einzige Tlkiivum des Friedensvertrages von St.-Ger­­main nicht verzichten, und wenn sich Oesterreich und seine Regierungen nach dem Inkrafttreten der Friedcnsverträge ans den Standpunkt stellten, daß das Burgenland zu Oesterreich gehört, so glaube ich, kamr das gerade dem an/Enttäuschungen so überreicheir Oesterreich nicht verargt werden, und wenn wir auf die Herausgabe des Burgenl.>ndcs zweieinhalb Jahre ge­wartet haben, so kann uns auch nicht der Vorwurf gemacht werden, daß wir zu ungestüm gedrängt hätten. (Zustimmung.) Und wenn die gegcnwärlige Negierung, ebenso wie ihre Vor­gängerinnen, auf alle Versuche, uns zu einem Verzicht auf i diese einzige Errungenschaft des Friedens von St.-Germain zir bewegen, nur mit einem bestimntten Nein antwortete, so war dies" selbstverständlich, weil das deutschösterreichWe Volk darauf Anspruch hatte, nicht auch noch um die-en* einzigen Ersatz sür all die verlorenen Volksgenossen gebracht zu wer­den. Im Vertrauen aus die 570^! unserer Necht^ni-prüche war­teten das öslerrcichische Volk und die österreichische Regierung den Tag ab, an denr die ungarische Regierung darangehen werde, rhre im Trianoner Frieden übernommenen Ver)chlich. tungcn auch uns gegenüber zu erfüllen. Nachdem die Verhand­lungen, die wiederholt auf Wunsch der Mächte mit Ungarn angebahnt wursen, infolge der mit unserem Rechte auf das B'.irgenh.rnd völlig unvereinbaren, übermäßigen Arrfprüche Ungarns alle resultatlos geblieben waren, als nach endlosen Verschleppungen und Verzögerungen der Zeitpunkt des Ju­­krafcirekenL des FriedensvertrageS von Trianon näherrückle, hat die dauralige vom Ikeichskanzler Tr. M a h r geführte j österreichische R"gierung nicht versäumt, die Ueberncchme des Burgenlandes in österreichische Verwaltung entsprechend vor­­znberciten uns hat in der Vorcnisahnnng, daß sich diese Ueber­­nahme nicht so glatt vollziehen würde, rechtzeitig auch die i Beistellung miliiärischer Hilfe bei der Entente beansprucht. Diese Wünsch- der österreichischen Regierung blieben leider i unerfüllt, uns als die gegenwärtige österreichische Regieruug! unter erneuten Hinweisen auf dir mit der Uebernahme deS! Burgenlandes verbundene Gefahr der Botschafterkonftre/nz ihre "Bereitwilligkeit erklärte, selbst die Truppen be/zustelleu, die zur Besetzung des Landes notwendig seien, kam ein kate­gorisches Nein unter .Hinwe/s auf die von der Botschafterro-n­­ferenz gcnehmigicn, für uns allein maßgebenden Weisungen i der mit dem Vollzug der Nebergabe des Burgenlandes betrau­­tcn interalliierten Kommission in So>prmi. Die ungarische Rcaierung hat nach dieser UeberguLe am 31. Auaust der österreichischen Regierung ein Angebot genracht, in dem"sie von dem Oesterreich zugesprochencn Gebiete mehr als ein Viertel mit mehr als zwei Siebenteln der ganzen bur­­genländikchen Bevölkerung zur Zlbtretung an Ungarn in An- i -pi'uch Nahm. Dicsts Angebot hat die österreichische Regierung — aesiützt ans die Beschlüsse des Ausschusses des Acußern vom 13. "uns 27. August — mit der Begründung znrückgewiesen, daß vor ungcstörcer Uebergabe des uns zugesprostenen Gebiets derartige Verharidlungen unmöglich seien. Was sich daun bei der von der interalliierten G-enerals­­kommission in Sopron diktierten uns geleiteten Uebergebe am 28. August zugetragen lzat, ist uns allen in zu lebhaftcr tvaurigcn lZrinneruirg. Ich will —nm u n s e r, k ü n f t ig e s gutes Verhält n i s zu Ungarn nicht u n g ü n st i g zu beeinflussen und nicht neue Bitterkeit zwischen Oesterreich und Ungarn zu schaffen — i^i dem Gedenken an alle diese düsteren Vorkommnisse n>:cht Zir ka-sige verweilen. Stber g-ruz übergchen kaittr ich diese Er­eignisse" nicht. (Zustinrm'nng.) Scheinbar war auf ungarisck)er Seite !nuu,"r alles in Ordnumg, aber nur scheinbar. Die En­tente bescrhl den ungarischen Truppen das Verlassen des Bur­­genkaudes: die ungarischen Truppen verließen das Bu'vgcn­­lmrd. An ihre Stelle traten GenLanncn, die allerdings mit den Truppen große Achiclichkcit hatten. Als auch die Gen­­darn'.en das Land zu verlassen liattcn, verschwanden auch die Gendarmen irnd die sogenannten „nnverantt-vortlichen Ele­­niente" überschtvcmmtcn 'das Land. Tie Zusammenhänge zwi­­schen Truppen und Gendarmen und unverantwortlichen Ele­­me-rten H-tt die lengarische Regierung allerdings von seVst aufgeklärt, als sie — wie ich später auszuführen in der Lage sein werde — mit blitzartiger Geschwindigkeit d.as Land von den U!rvcrantwortlick)en Elementen gerä.uurt lz-at. Diese imver­­entwortlichen Elemente, auch Banden genannt, haben sich aus allen Gebieten des Jimern Ungarns re­krutiert. Siânten, Os-fiziere, Arbeitslose, Flücht­linge haben die Reihen versrä-ckt und vor dieser unumstößlia) erwiesenen Tatsache zersälli auch das durchsichtig^ Märckstn von der Volkserheömrg der Durgenländ,er in eitel dlichts. Nicht die Bnrgenläuder waren es, "die den freudig nivarteten österreichischen Brüdern mit den Aliassen in der Hand ent­­gegentratcn lZustimnrung), sondern Freischärler, die nicht vipie Wisfeir der ungarischen Negierung (Zustimmung) kurch eine von langer Haicd bis in die 'Details vorbereitete Organisa­­tiou ins Burgenland entsendet worden waren. (Lebhafte Zu­stimmung.) Schwache Sicheruugskräfte,'mit denen die Entente das Land zu besetzen uns befohlen hatte, konnten nicht hin­­roicheic, die Banden zu vertreiben und die terrorisierten Bnrgeulânscw vor ihnen zn schützen. Die tapfere, leider auch verlustreiche Gegenwehr unserer braveü Gendarmen und Finanzvrgane »rußte angesichts der Uebermacht und inr Guerillakarnpf vergeblich bleiben, und es wäre nur rrutzloses Ausopfern wertvoller Menschenleben und die Verlängerung der Schrecken d-er burgenländischen Bevölkerung gewesen, ivenn sich die Regierung nicht nach wenigen Tageir entichlossen hätte, ihre Sicherungs-nsgane hinter die akiien Grenzen zurück­zuziehen und von den Äèächten die Uikbergabe eines wrrküch pazifizierten Burgenlan-des zu fordern. -- In dieseir'Zeiten, irr denen uns auch selbst Airgriffe auf altöstcrreichischem Bân, in Niederösterreich und Steiernrark, nicht erspart blieben, und in denen auch imser junges Bundes­heer Gelegercheit hatt-e, die Heimat tapfer zu verteidigen, hatten wir nur eine ALach für mrZ, das war unser gutes Recht. Zu seiner Durchsetzmrg aber, das heißt zur Besitznahme des Burgenlandes, fehlten uns die Machtmittel. Wollten wir nicht eine schere und verlristreiche nrilitärische Operation gegen die sogcnannnteu Banden unternchmen — und tvelche vfwx, reichische Regierumz hätte dies von lmserer, drrrch einen nrehr als vierjährigen Krieg hart mitgenommenen Bev-ölkerurrg verantworten können (Lebhafte Zustinunung) —, so konnten wir nur diplomatische Mittel in Anspruch nahmen, Maß­nahmen der Signatcrrmächte zur Durchführung der Friedens­verträge von Trianon und St.-Germain zu verlangen, die uns dem crsclznten ZiZe näIerbringen. Die Regierung hat Tag für Tag, Woche für Woche ohne Unterlaß die Machte an ihre Pflicht, dem LNUrasfuctcn Oesterreich zu seinem Rechte zu verhelfen, erinnert, und ließ in der Verfolgrmg dieses Zieles nicht einen Augenblick locker. Es slellid sich ledo-ch herauZs daß an militärische Aktionen der Entente nicht zu denken war und wniselMstliche Koerzitiv­­niaßnahmen gercrde bei Ungarn von höchst problematischer Wirkung, für uns selbst aber schädlich gewesen wären. Ungarn aber erklärte damals, es lpbe auf dia Banden nicht den ge­­riirgsten Einfluß, und so entschloß sich denn die Entente ge­­rade am. Tage vor deni Ablauf Les Ultimatuurs, als die KoerzitivinaßnalMen der Botschafterkonferenz litten einsetzen sollen, das Burgenland, in deni die uuverantivortlichen Ele­mente und die unabhängige Regierung von Felsőőr schranken­los herrschten, von Ungarn in einem Protokoll zu übemehnren. Ich erivähne diese Tatsache, tveil sie am besten die Verhältnisse illustriert uns die österreichische Regierimg gegen den Vo-r­­wurf schützt, als hätte es etiva in ihrer Macht gestanden, Un­garn zur Herausgabe des Burgenlairdes mit eigenen Akacht­­mltteln zu zwingen, wenn selbst die Großmächte der Entente sich mit dieser Scheinübergâ vom 3. Oktober abfinden ließen. In diesen trüben Tagen war es für die Regiernng eine Stütze und eine Beruhigung, daß ihre Politik durch den Ausschuß für Aeußercs gebilligt lvurde, der schon in seiner Sitzung von: l. Septeniber folgenden einstirmnigen Beschluß gefaßt hat: „Der AnSschrrß sikr Aeußercs billigt, entsprechend seinen Beschlüssen vom 13. imd 27. August, daß dis Regierung' ausschließlich diplomatische Mittel anwende, um die Uebergcibe des Burgenlandes an Oesterreich zn erlangen. Er beauftragt die Regieruug, die alliierten Mächte zu ermahnen, ihr sür die.L>icker'ung der vo:: Ungarn geräumten Gebiete und für die Ausrechèephaltung -der Ordnung iiy Innern sofort freie Hand zu lassen. -Sobald Ungarn, der neuerlichen Wei­sung der Mächte Folge leistend, des ganze burgenländische Gebiet geräumt haben und danttr das LurgenlLMschc Volk aus/ der Bkdräiignis, in die es das dem Friedensvertrag wider­sprechende Verhalten Ungar-as gebracht hat, befreit sein wird, wird der Ausnahme der schon in den Beschlüssen Les Aus­schusses vom 13. iin-d 27. Auguü in Aussicht genommenen Ver­handlungen über die Fragen finanzieller uns anderer Natur, die sich aus -der Uebergebe ergeben werden, nichts mehr im Wege stehen." Auch der Beschluß des Ausschusses für Aeußeres vom 24. September, in dem der Bericht des Bundeskanzlers über den Stand der burgenländischen Frage zur Kenntnis ge­nommen und das Verhalten der Regierung gebilligt wurde, !var für die österreichische Regierung eine Stütze ihres Stand­punktes, und die vom Ausschuß in "derselben Sitzung erteilte Ermächtigung, auch weiterhin alle ihr erforderlich erscheinen­den Schritts zn unternehmen, damit endlich der von Ungarn unter den Augen Europas verletzte Rechtszustand hergestellt, das Burgenland vcn seiner Qüal erlöst und der ständigen Beuncmhigung der östcrreichiischen Gvsnzbevölkerung ein Ziel gesetzt werde, gab der Regierung die Möglichkeit, dm Weg einAUschlagen, der schließlich doch dazu geführt hat, wenigstens das Burgenland ohne Sopron tatsächlich in Besch Zu nehnten und uns noch die Hoffnung auf Sopron offen zu lasfen. Diesen: letzterwähnten Ausschußbeschlusse gingen zwei. Mediationsangebote vora::, die in ihrem Er:de!sfskt so ziemlich auf L.aS gleiche hinausliefen. Am 12. Septenâr Ivar der Herr italienische Minister des Aeußeri: Marchese della Torretta in Wie::, nm sich hier zu verabschisdM, und' ich hatte damals Gelegeicheit', diese:: hervorragenden Ken-ner Oesterreichs und der Situation in Mittele:iropa über das Wesentliche mrseres Konflikts i'nit UiMrn aufzEâren. Aá:: 14. September, dem Tage der Wreise des Herrn Marchese della Torretta von Wien, hatte sich die ungarische Regierung­­an den Herr:: italienische:: Minister des Aenßern mit der Bitte gewendet, Ungarn die Abtretung Soprons und seiner nächsten U::: gebung nach erfolgter Ueb ergäbe des gesamte:: Burgenlandes an d i e E n t ent e z u gar a n ti ere n. Marchese della Torretta hat dieses Angebot der österreichischen Regierung zur Keirnt­­nis gebracht, :!nd ich hatte an: 17. September die Ehre, den: Herrn königlich italienische:: Minister des Aeußern mit einem an unseren Gesandten in Rom gerichtete:: Telegramm dcrrzu­­legen, daß ein Eingehen auf dieses Angebot N::garns, nach allédéin, was vorgefaller: war, eine Belohnung der­űn g a r i s ch e n Regier:: ng für ihr zweifelloses Verschulden an all den Vorfällen seit dem/ 2 8. August, und eine Strafe für Oesterreich für sein jederzeit korrektes Ver halten be­deuten würde. Ich i^be auch nicht versäiMt, dem Herrn, italienische:: Minister des Aeußern die Bedeutung Soprons für Oesterreich, in erster Linie aber für das Burgenland selbst, darzutmi, da Sopron der einzige Eisenbahn - knot.cnpunkt in: Lande und so die natürliche. Hauptstadt des Burgenlandes sei. J-ch habe mich bemüht, den: Herrn italienischen Minister des Aeußerr: die Große des Opfers darzulege::, das uns mit ds-n Verlust So-. pro::s auferlegt würde, habe mich aber mit Atücksicht auf die' Bedeutung und die Kompetenz des Mediators bereit erklärt, dem Ausschuffe für Aeußeres irber dieses A::gebot zu berichten./ Am Tage der zur Entgegennahme meines Berichtes über­­die Mediation des kön. italienischen Ministers des Aeußern. einberufenen Sitzung des Ausschusses des Aeußern langte von den: gege::wärtigcn Herrn Ministerpräsidenten der tschecho­slowakischen Republik Dr. Benes die Einladung zu einer dringenden Unterredung ein, die sich gleichfalls, auf die westungarische Frage bezog, "nnd ein Ersuchen der kön., ungarischen Regierung um die Vermittlu::g des Herrn jschecho-slolvakifchen Ministers des Aeußern zum Gegenstand hatte." Bei der am nächste:: Tage in Hainburg erfolgten Zu­­sai::menk:inft mit dem Hern: Außenminister der tfchecho-sko­­wakischen Republik Dr. Benes konnte ich konstatieren, daß die ungarische Regierimg auch an Dr. Benes das Ersuchen gerich­­tet hatte, ihr "die Rückzession Soprons und seiner Umgebung von seitci: Lesterreichs z:: garantieren. Am 24. Septen:ber. hat der Ausschuß für Aeutzcwes den vorerwähnten äußerst Wichtigen Beschluß gefasit, der sich zwar seinen: Wortlaut nach

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