Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1923. július (70. évfolyam, 146-170. szám)

1923-07-01 / 146. szám

kLr Mil tLxU-d __________________________________________________ _______ L i-> âsr V-«rteIMrIic!,480ULi-MM.->iMLLi-d I00» W MI M kSi cvisn mivli âllrcL Iloi-m. LoUsokmMt. ____ >, kür slle i-dNL-n / k --K/ «âUo» »»â lämiiiläu»»: V., NLr>» ?O««« V i >/ Vâi->.â lS.-«â°LUxte Eâeüi­verâsn »ned do, Lâmtllollsn sllsIsniHiolien - v " „ «--sismtsm s,it-«e°vesv°mmsn. ___________________________________________________ r-LlIs -urückxe-toUt. 7^0. Jahrgang Kndapest. Sonntag, 1. Inli 1933 Ur. 146 Die Gkrasijmarrner. Budap e st, so. Jvidi. Die polizeilichen Vorevhebungen über Lie von Len Ekrasilmönnern ffeplanten, zu-ni Teil, auch schon konkret povbereiteten verbrecherischen Handlungen sind nnnmehr abgeschlossen, und die Beschuldiglen sind heute der Staats­­anivalrschaft eingeliefert wordeir. Der Oberstudthaupt­­iirann der Buda^>oster Staaispolizei veröffentlicht über den Ertrag dieser Vorerhcbungen einen abschliesienden Bericht, den nur iin Abeudblatte veröffentlicht haben. Dcrnach hat es eine förmliche llinfturzverschwörnng gege­ben, die nach Huliganenart Vorgehen, durch Mord und Raub das Unterste zu obevst kehren wollte. Als Deckschil-d füu diese verbrecherischen Absichten har eine von den Brüdern Kovacs ins Leben gerufene „patrio­tische" Organisation, der Kulturverein „Unsere nationale Vergangenheit" gedient. Die Krüturtaten, die der Verein üm Schilde frrhrre, waren: ein Gastspiel auf rumänischem Boden, zum Zivecke der Plünderung der Stoatskosse in Nagyvárad, die gewaltsame Entfernung des Grafen Bethlen von der Spitze der Regierung, die Führung eines EkriasUftollenS unter das füdische Gotteshaus in der Dohány-utca, um dieses in die Lust zu sprengen, ferner die Erwerbung eines Automobils und einer Villa im 'ExtMvillan, um mißliebige Politiker nach der irn Falle dReismcrnn bewährten Methode aus der Welt zu schaffen, 'schließlich die Errichtung einer Falschmüii^erwerkftätte, -in der tschecho-slowaki-schè Geldzeichen rnassenhast her­gestellt werden sollten. Wie man sielst, eine ganze Muster­karte schwerster Verbrechen, die inc Falle ihres Gelingens geeignet wären, eine verhängnisvolle IlmuMzuug im Innern und unberechenbare Verwicklungen nach außen hin heraufzubeschwören. Uebrr die Frage, ob Anhaltspunkte für einen Zusam­menhang zwischen diesen Ekrasitn'ännern und dem Bom­­-benansst'lag gegen den Elisabethstädter Kliw, sowie der Ermordung dcS Klavierfabrikanten yteisrnann gefunden Wurden, schlveigt sich der Bericht des Oberstadthaupt­manns aus, offenbar weil die polizeilichen lllychforschun­­gen diesfalls noch weitergeführt werden. Den Ehren­männern, die jetzt endlicl) hinter Schlos; und Riegel sitzen. Ivarén beide Verbrechen ohne Iveiteres zuzutrauen. Der iPlan eines Ekrasitanschlages auf die Synagoge liegt ja ^aanz in der Linie, auf der seinerzeit dis .Höllenmaschine in den großen Saal des Elisabethstädter .Ktirbs gelangte, und warum soll der Plan, eine Anzahl von Politikern im Automobil zu entführen und außerhalb des Weichbildes der Stadt zu ermorden, nicht als neues Verdachtsmoment dafür gelten dürsien, daß es mit der früheren Annahme Rer Polizei über die Schuld der Brüder Kovács an der Ermordung llteismannL seine Richtigkeit habe? Die Liste der jetzt dingfest gemachten Verbrecher uin­­- saßt siebzehn ll^anien. Der letzte in der Liste ist ein Mann :namens Josef Bèârffy, von deni man weiß, daß er ein Führer der Erwachenden Ungarn im hauptstädtischen ö. Bezirk ist und in solcher Eigenschaft an der Revolver­schießerei im Zuschausrraum des Hauptstädtischen Operct­­'ientheaters mitbeteiligt war. Also wieder eine Spur, die zu den Erwachenden Ungarn führt! Doch nicht allein der Verein der Erwachenden Ungarn hat sein Kontingent zur Gruppe dieser Ekrasit­­männer gestellt. Auch ein anderer Geheimbund ist, wie später sich zeigen wird, in die Sache verwickelt, und erst durch dessen Mithilfe konnten die Brüder Kovács und Genossen in den Besitz des Sprengstoffes gelangen. Hier wirft sich die Frage nach der Finanzierung dieses ganzen Unternehmens auf. Das Publikuni weiß 'bereits, woher die GeldmÄtel stammen, über die die Ver­­stchwörerbande verfügt hat. Der Kulturverein „Unsere nationale Vergangenheit" ivar in der Lage, ein ganzsts -Agentennetz auszubieten. Las in Budapest und der Pro­vinz dem Publikum unter Vorspiegelung patriotischer .Zwecke auf Letrügcrtsche Art Millionenbeträge abknöpfte. Nun ift es bekannt, daß Spenden nur mit Bewilligung des Ministeriums des Innern gesammelt werden dürfen, und die Verschwörerbande, die aus Mord, 3taub und 'Ekrasitattentate ausging, die den Ministerpräsidenten '„entfernen" und eine Anzahl von Politikern hinmorden wollre, mit einer derartigen Erlaubnis des Ministe­riums des Innern ausgestattet war. Im Ministerium des Innern ist die Polizeiabteilung, an deren Spitze der Landespolizeichef steht, in derartigen AngelLgenheiten zu­ständig. Billig darf man fragen: wie konnte es kouimen. Laß der Landespolizeichsf, die Polizeia-Lteilung des Mini­steriums des Innern und der Minister seiber derartigen Leuten die Erlaubnis erteilten, ein ganzes Heer von Agenten zum Zwecke des Spendensamnrelns aus das Land loszulassen? Wie konnte es kommen, daß Spendens-amm­­lungon für einen Kulturverein böwilligt wurden, der feine Satzungen der obersten Aufsichtsbehörde iiberchaupt nicht unt-erbreitet hatte und mithin auch gar nicht ülicr behörd­lich genehnligte Satzungen verfügte? Wie konnte es kom­men, daß das Ministerium des Innern sich nicht an die Budapester Oberstadthauptmannschaft wandte, um die Leumundsnote der Brüder Kovács und ihrer Helfers- s Helfer ei-nzuverlangen, ehe es die BewilliMNg zum Sanr­­meln von. patriotischen Spenden erteilte? Das siird Fragen, auf -die die öffentliche Meinnng gründlichen Be­scheid fordern must, und deren Beantwortung nicht hinausgezögert werden d-arf. In ein anderes Kapitel g-chört der Ursprung des Ekrasits, das der Verschwörerbande zur Durchführung ihrer Pläne zur Vesiig-ung gestellt war. Der Bericht des Oberstadthauptmanns weist unverblümt auf den mili­tärisch e n Uriprung dieser Sprengstofftnengen hin und spricht von einer „strasbaren Fahrlässigkeit einzelner Militärpersonen", durch die die Verschwörer schon vor längerer Zeit in den Besitz des Ekrasits gelangt seien. Die bürgerlichen Behörden sind nach unserem Gesetz nicht befugt, gegen Militärpersonen einzuschreiten, und der Oberstadthauptinann teilt in seinem Berichte mit, daß die Staatsanwaltschaft sich wegen Einl-Litung des Verfahrens gegen die betreffenden Militärpersonen an die Militär­anwaltschaft wenden werde. Man begreift die Zurückhal­tung, die der Oo-erftadthauptmann sich auserlegt, indem er das Vorgehen, durch das die Verschwörerbande in den Besitz von Ekrasit gelangen konnte, bloß als „strafbare Fahrlässigkeit" bezeichnet. Die Oef-fentlichk-eft mutz aber auch hier gewisse Fragen aufwcrfen. Sie muß fragen, ob im Laufe der Vorerhrbungen sich Anhaltspunkte dafür ergeben haben, daß die betreffenden Militärpersonen in die Ziele der sich in die Schmugglerfahne eines harmlosen Kulturvereins einhüll-enden Umsturzverfchwörung ein­­geweiht waren? Es handelt sich ja, wie aus dem Bericht des Oberstadthauptmanns hervorgeht, nicht -um Gering­fügigkeiten, sondern um einen llmsturzplan, der durch Raub, Mord und andere- schwerste Delikt-e v-crwirkticht werden sollte. Wenn die betreffenden Militärpersonen in diesen Plan nicht eingewei-ht waren, inuß man fragen, unwr nulchun RR)tstit:l die zEkrasitmanne's. die' Ausfolgung dcs Sprengstoffes betriebest und erwirkt haben? Allerdings müßte, wenn die betreffenden Militär­personen um das den Ekrafitmännern vorschwebende Ziel wußten, die milde Qualifizierung ihres Vorgehens als „strafbare Fahrlässigkeit" berechtigtes Staunen^erregen. Die Milimranwaltschaft, die jetzt mit dieser Seite der Sache amtlich befaßt ist, gehört zwar zum Justizapparat der Wehrmacht, ist aber immerhin ein staatliches Organ und unrerstshl in gewisser Hinsicht auch dem Justizminister. Nun hat Justizminister Dr. Emil Nagy anläßlich seines Amtsantriites niit aller Entschiedenheit erklärt, daß unter seiner Amtsführung Recht und Gerechtigkeit auf der gan­zen Linie schonungslos und ohne alle Ièebenrückstchten walten wird und Verbrechen jeglicher Art, mögen sie von welcher Seite immer kommen, unter keinen Umständen ungeahndet bleiben werden. Die öffentliche Meinung kennt den Herrn Justizminister als einen Mann von festem Eharakter und unentwegter Willenskraft. Er steht j-etzt vor einer Probe, die ihn zur Betätigung dieser Eigen­schaften heraussordert. klio lklioclu.^, Iiio salta. Nun hat er zu zeigen, das; er vor keinem Hindernis zurückscheut, wenn es gilt, den Geboicn der Rechtsordnung nach allen Seiten hin und mit allen Mitteln, über die der Staat zur Sicherung des Ansehens seiner Gesetze verfügt, Geltung zu verschaffen. Die Oberstadthauptmannfchaft hat in diesem Falle ihre Schuldigkoit in vollem Dtaße getan. Sie hat gezeigt, was sie zu leisten vermag, wenn ihr in Ausübung ihrer Obliegenheiten freie Hand gelassen wivd. Das übrige ist nunmehr Sache der Gerichte auf einer Seite, und Sache der Regierung, möglicherweise auch der Nationalversamm­lung auf der anderen. Die Angelegenheit, die sich bloß als eine, allerdings sehr ernste, Strafsache anließ, ist durch den Ertrag der polizeilichen Vorerhebungen auch zu einem Politikum geworden. Hier sind gewisse Verantwortlichkeiten sestMstellen, gewisse Rechenschaften zu fordern und gewisie Silhcrheiten fiir die Zukunft zu schaffen. Das Gericht soll und wird tun, was im gesetz­­licheu Bereiche seiner Kompetenz liegt. Mit den politi­schen Momenten der Sache aber haben-sich Regierung und Nationalversammlung zu befassen. Bis es zu einem rechts­kräftigen Urteil gegen die Ekrasitniänner kommt, können und werden voraussichtlich noch Monate vergehen. Es darf nicht fein, daß während dieser Monate die Oeffentlichkeit aridauernd beunruhigt bleibe durch die Besorgnis, die durch mancherlei Anzeichen begründet erscheint, daß näm­lich im Lande auch no ch andere O r ganisatio - n e n u n d G e h e i m b ü n d e d e n n ä m l i ch e n Z i e­­l c n n a ch ftrebe n. Die Oeffentlichkeit muß verlangen, daß auch gegen diese mit der gleichen Entschlossenheit vor­gegangen wird. Dèit der Lässigkeit oder Duldung solchen Ilintricben gegenüber muß endlich aufgcräunit werden. Graf Mthlen hat nach seiner Rückkehr aus dem Auslan-de sich feierlich verpflichtet, seiner Konsolidierungspolitik alle Hindernisse, die von rechts ebenso, wie die von links, aus dem Wege zu räumen. Er weiß, daß jetzt die Augen des ganzen Auslandes cruf Ungarn gerichtet sind, und der be­sonnene und weitblickende Staatsma-nn, der er ist, kann nicht im unklaren sein über die Folgen, die sich nusieinem-­­Fehlfchla-g seiner Politik, oder auch nur aus einer -Schwach­herzigkeit in ihrer Durchsetzung nicht bloß für ihn und feine Regierung, sondern auch für Las ganze Land ergeben würden. Ilm ans Ziel zu gelangen, wird er nicht unbedeu­tende Hemmungen zu überwinden, vielleicht auch hinter den Kulissen der politischen Schaubühne harte Kämpfe zu bestehen haben. Wenn er den Mut und die Tatkraft entfaltet, die ihm hie Stunde gebietet, kann er mit Sicherheit darauf zählen, das ganze Land in geschlossener Einheit hinter sich zn haben. UnKavn nttd die kleine GnieuLe. Bon Dr. Gustav Gratz, Minister deS Aeutzern a. D. Die nmnnigfachen E-rörterungen, die über die Frage der Möglichkeit einer Verständigung zwischen Ilngarn und der Tschecho-Slowakei in der jüngsten Zeit statt­­gefunden haben, scheinen zu beweisen, daß der Gedanke von der NotwsNdigksit einer -derartigen Verständigung^ in dem Bewußtsein der Allgemeinhei-t allmählich tiefere Wurzeln faßt. Darauf isst es wohl auch zurückzuführen, daß meine über diese Frage zu Beginn des Monats ves^^ öffentlichten Ausführungen in der Presse der ksj^inen Entente rege Aufmerksamkeit gefunden haben und P-er­­schiedenen Besprechungen unterzogen wurden. So wvhl­­wollend und befriedigend aber auch ein Teil dieser Be­sprechungen vom Standpunkte der. Anhänger des Ver­ständigungsgedankens war, so sehe ich mich im Jnteresie der Sache dennoch genötigt, auf einzelne Details der Erörterungen zurückzugreifen, nni gewisse mißverständ­­lick)e und irrige Ansichten über meine Aussüchr-migen und deren Tendenz richtigzuslellen. Vor allem, muß ich der in einem Teile der jugo­slawischen Prcsse v>rbrcirclen Auffassung entgcgentreten,' nach cs denen, die einer Verständigung zwZchen Ungarn und der Tschecho-Slowakei das Lwrt reden, darum zu tun wäre, einen Keil in die rket-ne' Entente zu treiben und die Tschecho-Slowakei von Jugoslawien und Rumänien losz-ulösen. Kein Mensch von ch'aktijchenr Blick für die gegebenen Verhältnisse wird in Un-garn sich derlei Erwartungen hingeben, einfach aus dem Grunde, weil sie ganz gewiß -unrealisierbar wären. Die gemeinsamen Interessen, Lig die Staaten der klein-en Entente Ungarn -gegenüber miteinander verknüpfen, find, viel zu stark, als daß wir uns auch nur der entfernten Hoffnung hingeben könnten, daß eine Verstä.ndigung zivijchen Ungarn und der Tichecho-Slowakei das Gefüge der kl-einen Entente ivrengen könnte. Die Auffassungen, die die Vertreter dcs Äerständigungsgedankcns in Ungarn der Tschecho-Slowakei gegenüber Vertreten, gelten auch für das Verhältnis Ungarns zu Jugoslawien mrd zu, Rumänien. Eine Verständigung nach diesen beiden-Leiten hin wäre ebenso nützlich und -ebenso notwendig, wie eine Verständigung mit der Tschecho-Slowakei, und sie wäre meines Erachtens auch cbenfo gut möglich. Wenn gleich­wohl der Gedanke einer Verständigung in erster Reihe nur für die ungarifch-tjchechischcn Bcziehung-en erörtert wird, so ist das lediglich darauf zurückzuführen, daß ein gewisser VcrstänLigungswille und ein gewisses Verstän­­digungsbedürfnis in der Tschecho-Slowakei in höherem Maße verhanden zu sein scheint als bei unseren andcr-en. zivei Nachbarn. Als das Kabinett Teleki vor zwei Jahren mit der Tschecho-Slowakei eine Aussprache über die Mög­lichkeit einer V-erständigung h-erbeizuführen suchte, wirren diesem Schritt Sondierungen bezü-gtich der in den anderen Nachbarstaaten vorhandenen Äuffafsungen vorauKge­­gangen, die das Ergebnis hatten, dass -eine ernste Aus­sicht auf Verständigung vorerst nur im Verhältnis zwischen Ungarn und -der Tschecho-Slotvakei bcstand. Im RalMen der Ausiprache mit Benes wurde jedoch der Wunsch, zu einer ähnlichen Verständigung auch mit den anderen Nachbarstaaten zu kommen, wobei- die tschecho-flowakischs Regierung eventuell die Vermittlung übernommen hätte, ausdrücklich erörtert. Auch derzeit würde eine Verständigung mit der Tschecho-Slowakei wohl eine ähnliche Verständigung mit den anderen Nachbar­staaten zur Folge haben. In der tschechischen Presse wurde an meinen Aus­führungen bemängelt, ich hätte mich nicht klar darüber aus­gesprochen, daß Ungarn den Trianon er Frieden anerkennen und ihn loyal crfiillen wolle, daß ferner die ungarische Politik sich von irredentistischen Tendenzen freihalten werde. Dein Sinne nach war all das in meinen Ausführungen enthalten. Der Grundgedanke, der meines Erachtens jcdenk Verständigungsverfuch zugrunde liegen muß, besteht darin, daß beide Staaten ihre Politik so ein­richten, daß sie keinen Grund haben, einander feindselig cntgegenzutreten. Ungarn müßte also seine Politik so ein­richten, daß die Tschecho-Slowakei ihr nicht im eigenen Interesse entgegenzutreten brauche, und die Tschecho- Slowakei könnte dann eine politische Richtung einschla-^ gen, die die-legitimen, von jeder feindseligen Tendenz - gegen sie freien Bestrebungen der ungarischm Politik, statt

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