Pester Lloyd - esti kiadás, 1924. augusztus (71. évfolyam, 157-180. szám)

1924-08-01 / 157. szám

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Gleichzeitig mit dem italienischen Origi­nal erscheint im Verlage der Sozietäts- Druckerei fFrankfurt a. MH eine deutsche Uebersetzung, aus der wir die solgenden sensationellen Stellen reproduzieren, uns jedoch Vorbehalten, auf das Politisch über­aus bedeutungsvolle Werk noch zurückzu­kommen. Die Tragödie Europas rrähert sich ihrem Abschluß. Die Bedeutung der jüngsten Ereignisse liegt auf der Hand. Denn während Europas Zerrüttung weit-ergeht -und die leitenden Männer Frankreichs bis heute noch kein Zeichen der Selbstbesinnung gegeben haben, hat sich das Volk und die öffentliche Meinung ent­schieden im Sinne des Friedens ausge­sprochen.'^er -entschlossene Wille Amerikas, auf seine Kredite nicht zu verzichten, der Bericht der Sachverstän­­dlgen über Deutschlands finanzielle Lage und Leistungs­fähigkeit und vor allem die Wahlen in -England.Deutschland und Frankreich, alle diese Ereignisse beweisen, daß die öffent­liche Meinung Europas entschieden gegen die Poli­tik der Gewaltund den Fr reden von Ver­sailles Stellung genommen hat. Amerika verzichtet auf keinen einzigen seiner Kre­dite und lehnt jede Beteiligung an europäischen Angele­genheiten ab, solange dort die bisherige Kriegspolitik an­­bauert und stets neue Gefahrerr kriegerischer Veuwick­­lungen heraufbeschwört. Das hat es unzweideutig durch Eoölidge, HuKes und -den Mund angesehener Senatoren erklärt ruck» dahurch jeder Illusion ein Ende gemacht. Amerika zieht es vor, seine eigenen HKfsmittel zu ent­wickeln und will lieber auf Geschäfte mit Europa ver­­-zichten, als irgendeine politische Verantwortung an unse­­rm Zuständen übernehmen. Daß in Europa nicht nur die großen, sondern auch viele -der kleinen Völker -sich nationalistisch und imperialistisch gebärden, muß die Amerikaner zum Lächeln bringen. Zugleich aber auch ihr Mißtrauen verstärken und, aus berechtigtem Bedürfnis nach Abwehr derartiger Ein­­fflüsse, einen Geist der Fremdenfeindlichkeit Hervorrufen, -der ihnen bisher fremd war. Aus diesem Gefkchle heraus hat Amerika die Einwanderung sehr beschränkt und für Italien, Rußland und die Lände: des alten Ocsterreich­­lln-garn fast aufgehoben, für Japan -gänzlich beseitigt. Dies ist jedoch nicht der einzige Gound von Amerikas jüngster EinwanLerungspolitik. Es wirkt auch ein Motiv -wirtschafllicher Natur: der Wille und das Bedürfnis, seine Produktion nickst zu steigern, sondern in denjenigen Grenzen zu halten, die ihr durch Europas stets abneh­­änende Kauflraft gewisiermaßen vorgeschrieben werdem Sollten -die Verhältnisse sich morgen änderm, so würden selbstverständlich auch seine Vorurteile Amerika nicht hindern, den Fremden die Türen seines Hauses rzu öffnen. Unter den Umständen von heute aber kann Amerika nicht anders, als wünschen, frMide Elemente von sich fernzuhalten, die ihm nur Mißtrauen eiuflößen, als Arbeitskräfte aber durchaus überfüssig sind. Unter den amerikanischen Kundgebungen hat mich vor allem die Resolution des Senators Robert Latham Owen überrascht, ich meine den am 14. Februar 1924 im Senat gemachten Vorschlag, die Verantwortlich­keit am Weltkrieg offiziell und mit Veröffent­lichung alles authentischen Materials festzustellen. In der Resolution sind alle Modalitäten der Untersuchung im einzelnen angegeben, aber bereits in der Rede, mit der Owen seinen Vorschlag dem Senat zur Annahme empfahl und die in der europäischen Presse leider nicht die genügende Beachtung gefunden hat, sind ieine Reihe von Dokumenten enthalten, aus denen schon heute mit Sicherheit hervorgcht, das; die Verantwortung siicht auf Deutschland allein, ja nicht einmal auf Deutschland in erster Linie zurück fällt. Senator Owen ist seiner Abstammung nach halb indianischen, halb angelsächsischen Blutes, ist alst, wie man in Amerika sagt, ein hundertprozentrger -Amerikaner, demnach durch seine Herkunft vor dem Ver­bachte geschützt, pro kroneli oder pro sssnnan zn sem. Eine Untersuchung dieser Art ist in der Tat uner­läßlich. Der Betrug des Artikels 231 des -Versailler Vertrags kann nicht an­bauern. Die Wahrheit muß ganz gesagt werden; denn es handelt sich nicht bloß um einen moralischen Betrug, soudern auch nm eino systematische Ausbeutung ber Lüge 'zugunsten großer kapitalistischer Interessen. Die Be­­setzuna den-i' " Gebiete, die Greuel im Rheinlande, an der Saar, an der Ruhr, in der Pfalz, die infame Tätig­keit der Reparationstomniifsion im Dienste der französi­schen Eisenindustrie, all das war nur möglich, weil es sich auf die historische und moralische Lüge des Artikels 231 stützte. Nicht nur Lloyd George, jeder ehrliche Mensch unter denen, die den Vertrag unterschrieben (zu diesen gehört be­kanntlich auch Nitti. Airm. d. Red.), erkennt die Ver­logenheit jenes Artikels an und fühlt sich moralisch be­lastet durch eine Behauptung, die die Verneinung aller Wahrheit ist und den Vorwand zu Raub und Gewalt geliefert hat. Daß dieser Vorschlag in einem großen Par­lament und zum ersten Male von einem amerikanischen Senator demokratischer Richtung gemacht worden ist, lann nicht ohne Folgen bleiben. Früher oder später wird man der Wahrheit die Ehre geben; auf jeden Fall kann sie nicht mehr verschwiegen werden. Und wenn nun eines Tages die Doku­mente veröffentlicht werden, dann werden die Völker, die einander haßten und in den Laufgräben das gleiche Los der Schmerzen uird des Todes duldeten, ihren Haß gegen jene Regierungen und Staatsmänner wenden, die, oft mit Worten lügend, in zynischster Weise die größte Tragödie der Welt verschuldet haben. Am 9. April 1924 hat die Kommission der Sach­verständigen ihren Bericht überreicht. Sie war unter dem Druck der öffentlichen Meinung, besonders in Amerika, ernannt worden, um die Mittel zu suchen, die deutsche Valuta zu stabilisieren. Der Bericht macht dem Scharf­sinn der Sachverständigen, im besonderen ihres Präsiden­ten Dawes, alle Ehre und bestätigt alles, was ich, Keynes, Cassel und viele andere seit Jahren ausgesprochen und verkündet hatten. Hienach kann Deutschland ohne Wiederherstellung seiner wirtschaftlichen Einheit, d. h. ohne vorherige Lösung der Ruhrfrage, überhaupt keine Zahlungen mehr lei­sten, und auch diejenigen Zahlungen, die es dann rmch einigen Jahren wird machen können, sichen weit unter dem, waZ es für die Besatzungsheere und die Raubkommissionen, die das Land verwüstet, hat auLgeben müssen. Warum also ist das sranzösische Volk durch Vorspiegelung von 250 Milliarden Goldmark betrogen worden? Warum hat Klotz von der völligen Erstattung der Kriegskosten und Poincare von der Herabsetzung der Vorkriegssteuern gesproHen?â Aus bloßer Unwisienheit? oder nicht vielmehr mitbe wuß­­ter Falschheit, um sich den Vorwand zu einer skrupellosen Gewaltpolitik im Dienste der Plutokratie zu schaffen? „ . Die Enttäuschung ist eridlich geko'.nmen. Nach fünf Jahren des Irrtums und der Besessenheit hat der Sturz der Valuta das französische Volt aus seinein wilden Traunle zur traurigen Wirklichkeit geweckt. Weder der Besitz des größten Heeres der Welt und der stärksten Luft­flotte, noch das ganze Syftem militärischer Vertrage und militärisch ausge'nutzter Vasallenstaaten hat dies Ende hintanhalten können. Poincare selber, der die Herab­setzung der Steuern versprochen, hat neue und schwerste Steuern Vorschlägen und, um zur Rettrmg der Valuta die nötigen Darlehen zu erhalten, sich zu finanziellen und po­litischen Verpflichtungen bequemen müsien, die die voll­­ständige Verleugnung seines imperiali­stischen Programms bedeuten. , Frankreich hat endlich der Wirklichkeit rns Gesicht schauen müssen, und diese Wirklichkeit hat auch die Ge­­flihle der Hochherzigkeit und die Gesinnungen des demo­kratischen Denkens wiederorweckt, die von,einer an die Kriegsgewinnler verkauften Presse narkotisiert worden waren. . In kurzem Zeitraum sind in England, Deutschland und Frankreich die Wahlen einander gefolgt, und überall ist, in verschiedener Form, d a s s e l b e B e d ü r f n i s nach Frieden, derselbe Geist moralischer Selbstbesilinung, dasselbe Be­dürfnis zum Durchbruch gekommen, zu den gesunden Grundsätzen der Demokratie, zur Achtung Vor der Frei­heit und Selbständigkeit der Völker znrückzukehren. In England sind die Konservativen, deren Blätter in oft ver­dächtiger Weise den französischen Plänen geneigt,waren, -von den Liberalen und der Arbeiterpartei, geschlagen worden. Zu dieser Niederlage hat ohne Zweifel auch der von den Konservativen in ihr Programm aufgenommene Protektionismus beigetragen, aber das Entscheidende war doch das Bedürfnis der großen Maste nach Frieden und nach dem Ende aller Abenteuer. Die Wahlen in Deutschland haben die extremen Parteien begünstigt, Reaktion und Kommunismus, Re­volution und Militarismus. Dies Verhältnis ist der deutliche Ausdruck dafür, daß die große Mehrheit des Volkes, allen Leiden zum Trotz, sich nicht in den -l1 ntergan g e rgeb e n w i.l l, sondern nach der einen oder anderen Seite hin zur Befreiung und zum Lichte strebt Die eigentlich cntscheid-eitde Bedeutung aber fällt den französischen Wahlen zu, insofern als die Par­teien und Menschen, die die Verbrechen in Oberschlèsien und an der Ruhr wollten und für die Politik der Gelvalt verantwortlich sind, nicht nur geschlagen, sondern zum Teil für immer -aus dem politischen Leben beseitigt worden sind. Das französische Volk hat seinen tiefen politischen Instinkt w i -e ü -er g ef u n­­den und wird auch seine demokratische Tradition wieder uufnehmen. Die Gcgenbewegung ist hauptsächlich von den Arbeitermasten ausgcgangen, die, der Gewalt müde, empfunden hatten, daß trotz allen Kanonen, Lustschiffeir, Unterscèbooten und Waffcnbündnistcn Frankreich sich in der Welt nroralisch und geistig isoliert hatte. Diese drei Wahlen sind drei Meilensteine auf dem Wege der Zukunft; aber die Kräfte der Reaktion sind noch zu groß, als daß man hoffen könnte, diese tragische Pe­riode unserer Geschichte werde sich -ohne neue JrrtümeL und -Gewalttaten nun von selber lösen. Die Worte, die der indische Reformator Gand-Hi, der in gutem Glauben dem Kriege gegen Deutschland zuge­stimmt, nach dem Kriege über uns geschrieben hat, haben mich tief getroffen. „Der letzte Krieg," sagt er, „hat den satanischen Charakter der europäischen Zivilisation ent­hüllt. Alle Gesetze der Moral sind von den Siegern im Namen der Tugend gebrochen worden. Keine Lüge war gemein genug, um nicht ausgenützt zu werden, und das Motiv aller Verbrechen war stets nur gröbster Materia­­lismus." Das ist die Wahrheitl Nach den größten Umwälzungen erscheint die Natur oft in ihrer höchsten Schönheit und nach der Vernichtung durch -den Tod ist das Bedürfnis nach Leben am reinsten. Die großen Volksniassen, die sich zuin Tode führen ließen, beginnen einander ohne Haß anzusehen, und ein tiefer Drang nach Verständigung durchzieht die Völker, die noch gestern die Wut blind gemacht haste. Noch tasten wir unsicher in diesem Gestrüpp von VorurteiiLri-UNd Paobinstinktens áási-vi der L« 'unserem 'Äuge zu ve^chwinden öder, wenn wir ihn ge­sehen, sich plötzlich wieder zu verlieren. Aber je unsicherer, peinlicher und schwieriger der Weg, um so stärker das Bedürfnis nach einem Ausgang ins Licht der Sonne. Die Sonne aber im Leben der Völker ist die Freiheit und der Friede, diese beiden Ideale des demo­kratischen Gedankens. Millionen Menschen, die im Krieg und durch den schlimineren Frieden gelitten, wenden sich heute wieder den alten Idealen der Humani­tät und der Güte zu. Nur auf dieses Geflihl der Masstn, die gegen die Trunkenheit des Sieges Front machen, kann Europa seine Hoffnung auf Erlösung setzen. Der Politik der Reparationen ein Ende machen, die i Organe -der Lüge, wie etwa die Reparationskominission, abschaffen, die Besatzungsheere zurückziehen, die ruch­losen Verträge umgestalten, die Rechte der Völker und die nornmlen Lebensbeziehungen wiederh-erstellen — all das schien gesterir noch absurd. Zwar ist der Friede -heute noch nicht Wirklichkeit, aber er besteht doch schon in der Erkenntnis der Denkenden und irr dem Gefühl der Massen, die immer breiter von seinem -Bedürfnis durch­drungen werden, und die Kraft des Lebens, die Urquells aller nationalen Energien sind. Arrslandscha«. — 1. August. — Deiktschland Und die Arbeiten der Konferenz. Unter dem Titel „Die Woche der Entscheidung" er­halten wir heute von unserem 8t.-U.-Korrc(ponLenten einen vom 25. Juli d-atierten, auch den entsprechenden Poststempel tragenden, aber auf unerklärliche Weise ver­späteten Bericht, den wir im folgenden trotzdem wieder­­gec-en, weil er in klarer Weise -die Stellungnahme Deutschlands zu den bisherigen Ergebnissen der Konferenz und die allgemeine Stimmung der politischen Kreis-a in Berlin spiegelt: Nach zehntägiger Dauer sind die uvsprünglichen Hera­­mungen der Londoner Konferenz nicht, oder doch nur zunr zum Teil beseitigt. Herriot kämpft nach wie vor mit der Be­sorgnis, daß ihn die Verwirklichung -der Hcmptpläne, mit denen er ans Ruder gekommen ist, seinen Posten kosten könnte; das Geld, um das es sich bei der ganzen Transaktion dreht, tritt scheinbar -tveit zurück hinter allerhand militäri­schen mrd politischen Gesichtsprmkten, hinter Prinzipien, wie -der Frage der buchstäblichen Erhaltmig des doch nachgerade in seinen wichtigsten Teilen als ein Machiverk Verblendeter erkannten Versailler „Vertrages" oder der papierenen — keineswegs tatsächlichen — Machtvollkommenheit- der Re­parationskommission in bezug auf das Dawesgutachten; und die Beteiligten wie dis^ breite Menge werden allmählich ner­vös und unlustia.

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