Pester Lloyd - esti kiadás, 1925. szeptember (72. évfolyam, 195-219. szám)

1925-09-01 / 195. szám

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Vor kurzer Zeit richtete der tschechische Klerikalen­sichrer Pater Sramek an seine Getreuen den nicht ganz neuen, aber für die gesamte innerpolitische Lage in der Tschecho-Slowakei kennzeichnenden Aufruf: „Bereit fein ist alles!" Dieser Notschrei eines bedrängten Herzens bezog sich auf die Lage der Klerikalen innerhalb der Koalition und im besoirderen auf die Vorbereitungen zur parlamentarischen Herbstkampagne, für die Minister­präsident Svehla seine liebe Mül^ hat, die fünf Parteien der Regierungsgefolgschaft mit allen Kniffen seiner er­probten Ueberredungskunst beisammenzulMen. Die Sommersesiion wurde in aller Eile abgebrochen, weil das Kabinett nicht geneigt war, die nationalsozialistische Interpellation über die Marmaggiafföre — die übrigen Anfragen über den gleichen Gegenstand machten ihr, da sie nicht aus Koalitionskreisen stammten, weniger Sorge — zu beantworten. Allerdings wurde solcherart die ganze Angelegenheit, in der sich die kirchentreuen und die romfeindiichen Parteien des Regierungsbundes un­versöhnlich gegenüberstanden, und damit dieser Gegensatz weiter am Leben erhalten, wenn sich auch ant>ererseits die Möglichkeit bot, in der Zwischenzeit eines der vielen Kompromisse zu finden, die schon so oft die letzte Rettung der Koalition waren. Der alles andere nrrr nicht frisch-fröhliche Reli­­gionskricg geht unterdesien in der Tschecho- Slowakei weiter. Einen neuen Hirtenbrief trug der tschechische Episkopat bei, in dem gegen die Husfeier und das Verhalten der Regierung,heftig pro­testiert wird, und die slowakischen Bischöfe hüllten den Hirtenbrief,in ein Begleitschreiben, mit dem die Kirchmgèmcinden zur Abhaltung von Versainmlungerr aufgefordert tverden. Bei dieser Gelegenheit soll gegen das Vorgehen der Regierung und des' Präsidiums der Republik telegraphischer Protest erhoben und im Wege der apostolischen iliunziatur dem Heiligen Stuhl eine Ergebenheitskundgcbung eingesendet werden. Zwischen Osservatore Romano, dem Organ der Kurie, und Herrn Benes setzle es eine Diskussion ab, in der sie sich gegen­seitig falscher Angaben üb^ die angeblichen Verhand­lungen des Aussenministers mit dem Vatikan in -der Frage -der .Husfeier ziehen. Und als letzte Etappe des Neligionskrieges ist die Angelegenheil der Ent­eignung Marie nbads durch -das staatliche Boden­amt auf der Tagesordnung, ein Sä^chzug der Regierung, der sich auch gegen die deutsche Minderheit wendet. Und die Minderheiten sind die zweite Front, von der her sich ganz deutlich Gefahren für den Fortbestand des bis­herigen Regimes zusamnr.nb-allen. Die Verhandlungen innerhalb der Koalition sind iwch zu keinem Abschluß gelangt. Stribrny hatte mit seinem Rücktritt und seiner Sezesiion innerhalb der nationalsozialistischen Partsi die. auf Neuwahlen s p ek ul i e re n d e n Ak t i o n en eiilgeleitet. Die Sozial­­dernokraten konnten ihm diesen Vorsprung nicht gönnen, schloffen sich der Sck)arfmacherei gegen die Kirche an und forderten — zum ersten Male ausgesprock)en als Partei­beschluß einer der Koalitionsparteien — die Neuwahlen für den Herbst. Die Erfittdungsgabe des Ministerpräsi­denten verfiel deingegenüber vorläufig auf den Plan, um die Koalition nicht schon an der I n t e r p e l l a t i o ns­­beantwortung zerschellen zu lassen, von den vielen Anfragen in der Angelegenheit der Husfeier und der Ab­reise des Nunzius jene der — deutschen Sozial­demokraten, und auch diese nur schriftlich zu beantworten. Den üblichen Kirchenfeinden soll durch Le­galisierung der von der neuen tschechischen Kirche ge­stifteten Ehen und durch die Amneftie jener Personen cntgegengekom-men werden, die seinerzeit wegen Beschlag­nahme der katholischen Kirchen vermckeilt wurden. Ein Pflästerchen hier, ein Pflästerchen dort, ist das Um und Auf dieser Regierungsweisheit. Die Getrei-dezölle mußten zu diesem Zweck ebenso herhalten, wie die Sozialversiche­rung. Diese Methode hat indessen das Prestige der meisten Koalitionsparteien vor ihren Wählern längst untergraben, rmd besonders die Biirgerlichen unter ihnen sehen den Neuwahlen mit Bangen entgegen. Die voraus­sichtlich kurze Herbstsefsion noch als Regierungsbund durchzuhalten, ist ihre nächste Aufgabe, in die nach­geradezu unvermeidlich werdenden Neuwahlen mit den Sünden der Koalition so wenig wie möglich beladen ein­­zütreten, die konrmendc. Und was man der ersten ent­sprechend unternimmt, geht auf Kosten der zweiten. Die Front der Minderheiten marschiert dagegen etwas selidstbewußter als bisher auf diese Ziele los. Ter Ungar Szent-Jvânpi war der erste, der sich ernsthaft mit der Frage einer Koopera t i on der Minderheicken auf- wirkungsvollerer Basis als bisher eingehend befaßte. Das neue Wahlgesetz mit seiner Bestimmung, daß nur Parteien, die mindestens zwei Prozent der Gesamtwähler auf sich vereinigen, Mbgeord­­nete entsenden sollen, zwingt die zersplitterten Minder­heitsfraktionen zum Zusammenschluß. So ist innerhalb der deutschen Parteien bereits ein Wahlbündnis in Vor­­bereitrmg, das den tsck)echischen Gegnern manches Mandat kosten Ännte, waren doch die „staatserhaltenLen" Elemente, selbst wo fre in der Minderheit auftraten, der Zersplitterung der Deutschen gegenüber siegreich ge­blieben. Fünf Jahre Koalitionswirtschaft haben indeffen auch in vielen gsmifchten Bezirken manches Auge für die Segnungen der Demokratie tschechisch^nationalistischer Ausgabe geöffnet, und noch gefährlicher könnte sich die L^ in d«r Slowakei gestalten. Wie unter solchen Um­ständen ein hinfällig gewordenes System mit Mitteln des politischen Kleinkrieges— keine einzige »veltbcwegende Frage sicht auf der Tagesordnung ^r kommenden Kampagne — zu Sieg und Auferstchung aus Neuwahlen gclfichrt werden soll, ist das Problsrn, das der Regierung Sichla gestellt ist. Undankbare Aufg-abe, an der sich mancher Faktor des sond^erbaren Staakslvesens auf­reiben könnte, der sich bisher als Stütze ^der Nachbar­republik gebärdet hat. Und ob die Wogen dieses zähen .Kampfes nicht auch an den Grundpfeilern der Staatlich­keit rütteln werden, ist noch nicht ausgemacht. Denn auch die Slâaken und Karpathorussen haben noch manches Wort mitzusprechen. Moskau und die Zweite Internationale. In dem alteMmlichen Stadthaus von Marseille, unter einem großen Oelgemälde, das den Besuch der kaiserlich russisckMN Flotte im großen siidfranzösischen Hafen darstellt, hält die Kommission für Oft­­fragen des Soz i ali ft en kongre fses ihre Verhandlungen ab. Es bedarf .wohl keiner besonderen Beronüng, daß die Debatten, dieAn den Sitzung-en hieser Kommission Nacht für Nacht entbrannten, die heftigsten des ganzen Kongreffes waren, handelte es sich doch bei der Abfassung des Beschluffes nicht nur darum, die Be­ziehungen der europäischen Sozialdemo­kratie zu der wesensvevivandten und doch tiefgehaßten Partei zu bestimmeir, die als Alleinherrscherin die Macht in einem der größten Reiche der Erde ausWt, sondern auch darum, den Wünschen, Hoffnungen, Befürchtungen und allen sonstigen Gefühlen der emigrierten russischen Sozialdemokraten und Sozialrevolutionäre gereè zu ^verdc-n; nicht zu vergeßen der zahlreichen Delegierten der sozialistischen Parteien aus allen Nachbarstaaten Rußlands, die trotz dem ostentativ zur Schau getragenen Selbstbewußtsein mit verhaltenem Atem den Entwick­lungsprozeß des großen Nachbarvolkes beobachten. Zivei Hallpfftrömungen sind in den Debatten zutage getreten. Die erste repräsentierte hauptsächlich Otto Bauer, ein Gegner bolschewistischer Politik, dem sowohl in der zur Textierung des Komiteebeschluffes entsandten Fünfcrkommission, wie auch in der Debatte im Plenum der georgische Menschewik Tscheidze, wie auch Miß Margaret Bondfield zur Seite - standen. Otto Bauer wünschte, daß der Kongreß, obwohl die Politik der Dritten Internationale Verwirrung und Zersetzung in die Reihen der europäischen Abbéit-erschaft Aneinträgt und die Sozialdemokratie es auch weiterhin als ihre wichtigste Aufgabe betrachten muß, die Bolschewisierung Europas zu verhindern, jede Einmischung in die inneren Verhältnisse Rußlands, insbe­sondere aber eine bewaffnete Jntevvention zugunsten der Emigration, welcher Parteischattierung immer, als einen höchst gefährlichen Veriuch erkennen und gegen jede solche Einmischung den schärfsten Kampf der europäischen Ar­beiterschaft ankündigen möge, in der Ueberzeugung, daß unter dem Drucke der wirtschaftlichen Ent­wicklung die scharfen Ecken und Spitzen des bolfche­­ivi-stischen Regimes allmählich abgeschliffen werden und das große russische Volk das letzte Ziel der großen Revolu­tion. die freie und demokratisch Staatsfornr, erreichen diirfte. Dieser Beschluß wurde von der Gegenpartei äußerst heftig angegriffen. Otto Bauer hat schon vor Jahren alle Schwächen der Moskauer Theorien schonungs­los aufgedeckt und den Gang der Ereignisse in Rußland, wie er sich in den verflossenen Jahren tatsächlich abge­spielt hatte, mit einer fast mathematischen Sicherheit vorausgesagt. Er hielt es jedoch nicht für opportun, einen Kreuzzug gegen lliußland zu propagieren und fand es auch wissenschaftlich und politisch zwecknräßiger, die allmähliche Anpassung Rußlands an europäische politische und wirtschaftliche Methoden der Zeit zu überlassen. In der Zweiten Internationale sitzen aber nicht nur die Vertreter der westlichen, wissenschaftlichen Sozial­demokratie, sondern auch die der Sozialrevolu­tionäre, der vor dem Siege der Bolschewiken grüßten und volkstümlichsten revolutionären Partei Rußlands,' die seit jeher die Traditionen des romantischen Sozialis­mus hochhielt, ferner die Vertreter der Sozialisten-, Parteien lwr Oststaaten, die von dem siegreichen! Nationalismus ihrer Staaten durchdrungen sind.^ An der Spitze dieses romantischen und nationalen Flü, gelâ des Sozialistenkongxesses stellte sich nun Viktor Tschernow, der temperamentvolle und mit literarischen Lorbeeren gefchsmückte Führer der Sozialrevolutionäre, und ritt eine schneidige Attacke gegen die kühle und ra­tionelle Auffassung, vertreten durch die Bauer-T'cheidz-e- Gruppe, und forderte die Propagierung eines europäi­schen Kreuzzuges gegen die verhaßten Gegner im Kreml. Der Beschlußantrag, der aus diesen erbitterten Wort-­­kämpfen hervorging, ist ein eigentümlickws Mosaik, in dem die Mäßigung Bauers, die Angst der Randstaaten­sozialisten unter der Decke des fanatischen Antibolfchswis­­inus -der Sozialrevolutionäre fast vollkommen verschwin­den. Der Kampf ztvischen den drei Lagern geht nun in der Plenardebatte weiter. Die Engländer sind es haupt­sächlich, die mäßigend eing-reisen und den leidenschaft­lichen Ton des Beschlußantrags durch Amendements ab­­zuschwälhen trachten, hauptsächlich darum, um sich nicht den Vorwürfm des linken Flügels ihrer eigenen Partei! auszusetzen. Wie der endgültige Text des antibolsche­wistischen Beschlusses ausfallen wird, ist im Grunde nicht wichtig und hat keinen entscheidenden Einfluß Es dcrs gegenseitige Verhältnis der beiden Internationalen. Die Dritte Jnternafiouale hcrt ja seit einiger Zeit ihre Taktik gegenüber den westlich sozialistischen Parteien verändert. Durch die Gewe:ck­­schaften versucht sie nun einen tödlichen Streich gegen die Sozialdemokratie zu -führen, wohl wiffend, dass die Kraft und der Einfluß der Arbeiterparteien in den Gewerk­schaften wurzelt. Verlieren einmal die Führer ihre Pofi-, tionen in diesen Hochburgen europäischer Arbeiten­bewegung, so können die politischen Organisationen dem Gift der Zersetzung auch nicht widcrstelM. In den kon­tinentalen Geiverkichaften konnten Dioskaüer Geld und Moskauer Intrigen bisher wenig ausrichten, dagegen ist es eine der bedenklichsterr. Erscheinungen im Leben d^ zeitgenössischen England, daß die Führer der äußerstâ Linken, die Freunde Moskaus, sich in den britM sckM Trade llnions entschiedenen Einfluß zu verschaffeD wußten. W Zwischen London und WashiPDilMW Wie vorauszusehen war, hat der französische IMni« sterrat die Erg-eb-nisie der Londoner Reise Cailla^ Ä» vollem Maße gutgeheißen. Caillaux ist heute d e v gefeierte Mann des Tages in Frankreich, der Politiker, der harte und stolze Kämpfer, der cM^ überzeugter Demokrat dcn Mut hatte, souveräner Führern zu sein und die wogenden Wellen der Massenstimmunge» zu verachten; der als leidenschaftlickier Pazifist sich ehr­lich in Len Dienst der nationalen Sache j^tellte, als die Stunde der Gefahr hereinbrach, sich um keinevlev- Ressentiments kümmernd. Der Vertrag^utwurf, den er Churchill in der Frage der englisch-franzö­sischen Schulden abgerungen hat, ist in der Tat als eine der bed-cüutendsten Stationen auf dem Wege der europäischen Rekonstruktion zu bezeichnen. Wie wir bereits berichtet haben, gibt sich darin England mit einer Jahocsrate von 12^/2 Millionen Pfund Ster­ling, die während 62 Jahre zu entrichten tvären, zu­frieden und wäre außerdem geneigt, ein fünfiähriges partielles Moratorium zu gewähren. Dieses Angebot, das von England als endgültiges angesehen wird, stellt eine Reduktion der ftanzösischen Nettoverpflichtung -um fast zwei Drittel dar; eine großzügige Geste, die keines-^ Wegs der Schtväche Churchills gegenü^r der zweifellosen­finanztechnischen Ueberlegenheit Caillaux' z-uzuschreiben ist, wie dies in der Preffe des englischen Liberalismus eingestellt wurde. Wenn auch diese Plattform ein großer Erfolg Caillaux' war, so rühmt sie nicht weniger auch die diplomatische und politische Weitsicht Churchills. Dieser selten kluge und taktisch erfahrene Politiker hcrt den Zeitpunkt und die Form des Abkommens mit unver­kennbarer Rücksichtnahme auf -die bevorstehenden­­französisch-amerikanischen Schulden­verhandlungen gewählt. Man kann wohl ohne Uebertreibung behaupten, daß es eine Rückendeckung der französischen Delegation bei den Schul-denv-erhandlungen in Washington bezweckt, und es ist nur dem Scharf­blick der englischen Regierung zu verdanken, sich zu der Erkenntnis durchgerungen zu haben, daß ein englisch­­ftanzösisches Zusamlnenwirkcn gegenüber Amerii^ auch im Interesse Englands liege. Erst in Washington wird indessen auch über das Schicksal des englisch-französischen Schuldenabkommens das letzte Wort ge­sprochen tverden. Das geht auch aus der offiziellen Er­klärung Churchills hervor, wonach England sein letztes Angebot nur im Falle oufrechterhatte, wenn die Der­­einigxgn St!lrate.n TMnk.rM áNMüher keine güinAl-ger-en

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