Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1926. április (73. évfolyam, 74-97. szám)

1926-04-01 / 74. szám

— Wann unter solchen UrnstänLen die Erhebungen ein Ende nehmen werden, ist unmöglich vorauszusagen. Bis zur Hauptverhandlung werden die Behör­­den jedenfalls noch reichlich zu tun haben. Mr bleiben bis dahtn hier, ja nach den Feiertagen kehrt auch Collard-Host ingue nach Budapest zurück. Herr Graviere bemerkte noch zum Schluß, daß es den Vertretern der Bank von Frankreich naturgemäß auch weiter­­hin in erster Linie um die Klärung der technischen Fragen, insbesondere der Herkunft, beziehungsweise des Verbleibens der verschiedenen Klischees, sowie um die Personen zu tun sei, die an der technischen Durchführung der FÄschungen be­teiligt waren. Jur vollen Anfflârung der ganzen Strafhand­­lung sei indessen wohl auch die Klärung aller übrigen ange­führten Einzelheiten dringend notwendig. Aom Tage. .Heimkehr Dr. Martin Lovâtzys. Nach sechsjährigem Aufenthalt im freiwilligen Exil ist Dr. Martin Loväßy, in früheren Jahren einer der her­vorragendsten Vertreter des 48er Gedankens, nach dem Zusammenbruch Kultus- und Unterrichtsminister in der Revolutionsregierung und nachher Außenminister des zweiten Kabinetts Friedrich, heute abend mit dem letzten Wiener Schnellzug in Budapest eingetroffen. Seiner Heimkehr, die in politischen Kreisen mit lebhafter Genugtuung ausgenommen wird, gingen längere Verhand­lungen der zuständigen Behörden mit den politischen Freunden Martin Lovâßys voran, die dieser Tage mit vollem Erfolg abgeschlosfen werden konnten. Das Mini­sterium für Aeußeres hat Dr. Loväßy eine Ein­­reisehewilligung erteilt, die chm an Stelle eines regelrechten, mit dem ungarischen Visum versehenen Reise­paffes die Reise nach Budapest ermöglichte. Die Einreise, bewilligung erhielt Dr. Loväßy in Wien im Wege der unga­rischen Gesandtschaft erst im letzten Augenblick, so daß seine Reise bereits fraglich geworden war. Der Intervention des Abgeordneten Dr. Vinzenz Nagy, der Loväßy nach Wien entgegengereist war, ist es zu verdanken, daß Loväßy die Reise nach Budapest in später Nachmittagsstunde dennoch hatte antreten können. Dr. Llwâßy besanS» sich in Bsgloitung des Abgeordneten Dr. Mnzenz Naigy, als der Schevellzus, der ihn nach Buda­pest brachte, die Grenze bei Hegyeshalom passierte. Dort schloß sich ihm Abgeordneter Dr. Rudolf Rupert an, der Loväßy im Auftvage seiner Verehrer ein Blumengewiinde übervLichte. Einsn Augenblick später fand im Eiscnbcchnzuge, dsr sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, die Grenzkontrolle statt, die für Loväßy nicht so glatt verlief, wie man hätte on­­nehmsn dürfen. Der idiettstbuende Polizeirat Dr. Siowak ersuchte nämlich Loväßy, als dieser seine Reisebewilligung überreichte, ihm in -das Dienstabteil zu folgsn. Auf die Frage Dr. Ruperts, aus welchem Grunde die Kontrolle nicht sofort vargenommen wirb, erWrte Dr. Slowok, daß er Loväßy auf Grund einer Verordnung des Ministers des Innern vom 12. Februar l. Z. in Haft nehmen mü s s e. Das ist denn auch tatsächlich geschehen, alleMngs in der höflichsten Form und in sehr entgegen kommender Weise. Dr. Loväßy fetzte nämlich von dem Augenblick an, in dem er in Haft ge­­nomrnen worden ist, die Reise in Gesellschaft der Abgeord- Eten Dr. Rupert und Dr. lltagy sowie des Polizeirats Dr. Slowak im Dielistabteik des letzteren bis Komärom fort. In Kvmâvüm ist mÄtleiweile aus eine telegraphische Urgenz des Abgeordneten Dr. Nagy, die noch in Hegyeshalom air das Ministerium des Innern gerichtet worden war, eine offizielle teliephonische ^Verständigung eingetrosfen, wonach di« Mi niste rialve rorduun g vom 12. Februar außer Kraft gesetzt und Dr. Loväßy die Ein­reise gestattet wurde. Tr. Loväßy konnte nunmehr die Reise >uach Budapest ungehindert fortsetzen. Mit einer Keinen Verspätung dst der Wiener -Sc^ellzug im Ostbahnhof «ingstrofsen. Eine kleine Schaar seiner politischen Freunde, die sich zu seinem Empfange auf dem Perron des Bahnhofes ver­­sainmelt ihatten, bereitete ihm stille, aber um so innigere >Lwationen. Die Freunde -umarmten und küßten einander und Loväßy stand sekundenlang, regungslos, mit Tränen in 'den Augen inmitten des kleinear Kreises, der sich um ihn ge­­bildet hatte. ?Den guten Eindruck, den der innige Empfang machte, störte nur die saft unheimlich große Zahl von PolizeiagenLen und. Wachleuten, die augenschei-Mch unter dem Kommando zweier Werer Polizeibeamten staüden. Auch vor dem Bahnhof machte sich ein überflüssig starkes Polizeiaufgebot unangenehm bemerkbar. So viel Takt hätte die Polizei von den Freunl^n Loväßys 'denn doch voraussetzen können, daß sie sich in ganz selbstverstäMicher Weise jeder Demonstration enchaltsn werden. Dr. Loväßy fuhr mit seinem Sohne Martin Loväßy jr. sofort in seine Wohnung in Ösen. Dr. Martin Loväßy hat. .seine politische Laufbahn als PMizist der radikalen 48er Politik angetreten. Er gehörte jahrzchntelana, anfangs als interner Mitarbeiter, später als vercmtiwortlilher Schriftleiter der Rsdättion des Wagyar­­orßäg an, das damals im Dienste der Ideen Gabriel Uigrons, Nikolaus Barthas und LOWig Hollös stand. In jungen Jahren wuvde Loväßy von seinem im chemali-gen Banat liegenden Hei-m-atsorte mit dem Programm der 43er Ünäb­­hängie^eitspartei zum Abgeordneten gewählt. Die radikal­­oppéimelle politische Gruppe, der br angehörte, gelangte -fMer, in den Jahren vor dem Weltkrieg, unter die sWrung des Grafem Michael Kärolyi, an dessen politischen Wmpsen sich Lovä^ in sejner überaus temperamentvollen Weise mit Wort und Feber eifrigst beteiligte. Besonders denkwürdig ist eine Mr.daS auffrichtige, aber auch unbezDmlbar intransigente Wessen des Mannes überaus charakteristische EvKärung, die Loväßy im 'Herbst 1918, in der unvergeßlichen Sitzung des Wgelovdnetvnhouses, in der Gras Stejfa-n Tißa das Be^kennt­­nis abgölggt hatte, daß wir den Krieg verloren haben, aibge­­gchen hat. Damals rief Loväßy, und seine Worte weckten einen stürmischen Tumult: Wir sind Entente­­freunde!... Nach der Revolution wurde Loväßy Kultus­­und Unterrichtsminister im Kabinett Kärolyi, doch war er einer der erstem, der sich vom Führer abwandte, als ihm Dar geworden War, daß dieser die extremen Strömungen -nicht einKUdâmmen vermag, oder aber" dies nicht tun will. Vor dem Bolschewismits fliwhtete Loväßy nach Wien, um erst nach dem Fall des kommunistischen Regimes nach Buldapest zurückzukehren, wo er, allerNing-s bloß für einige Tage, dem Kabinett Friedrich als lMinister des Aeußerm angshörte. Als er wegen der unüberbrüâren Disserenzen, die zwischen ftiner Auffassung und der Friedriâ und seines Wrigen Anhanges zutage traten, auf diesen Posten alsbald verzich­tete, blieb er noch mehrere Monate in Bitdapefh um sich so­dann freiwillig nach Wien, später nach Pèes nick von dort abermals nach Wien zu begäben. In der österreichischen -Hauptstadt war er während des Bestandes des ungarischen Tageblattes Jövö leitender Publizist dieser Zeitung. Im Anschluß an die .Hestnkehr Lovi^ys veröffentlicht M. O. T., der Offlziosms der Einheitspariei, di^^ folgende i Er-klärung: „In den der Regierung nahestehenden, Kreisen wird betont, daß die Heimkehr Loväßys kein Hindernis hat, weil ja die Regierung bekanntlich den Standpunkt einnim-mt, daß jeder Emigrant hei-mkehren könme, daß man aber, sofern ein Verfahren- gegen ihn im Auge ist, imSinnederVo r­fchriif-ten des Straf v er sah r e ns gegen -ihis vorgehen werde. Gegen Martin Loväßy ist ein Straps versayren wegen mchrfachèr Preßv ergeh en im Gange und sowohl di« strasgerichtlichen, wie auch die administrativen Behörden sind von seiner Heimkehr iit Kenntnis gesetzt. Mit Rüchicht !^rauf aber, daß Loväßy sich in letzter Zeit der Propaganda der Emiqratioii ferngehalten l)at und daß fernex die ihn belastenden Delikte nicht schtverer Natur suid, wird Loväßy sich, wie man in regievungsfreundlichsn Kreisen weiß, aus freiem Fuß verteidigen können." Erzherzog Jofef und die Räköczifeier. Die in dieser Notiz genannten Vereine veröffentlichsü folgende Mitteilung: „Im Zusammenhang mit der Festrede, die Unrversitäts< Professor i. P. Aladár Bal lagt bei der Landes-Räköczs^ feier am 28. d. in der Hauptstädtischen Redoute gehalten hab haben die Turanische Gesellschaft, die Petöfi-Gesellfchaft, dez Kameradschaftsverband Weißes Haus, der Donaubund, -del Verein Ungarischer Techniker Hungária, der KriegsmuseuiM verein und der Erzherzog-Josèf-Sanatvrinmverein mit einmütiger ernster Empörung und mit de» größten Entrüstung, di^ mit tiefer Huldi»! gUng den bei der Feier mit herkömmlicher Liebe erschiene« nèn ázherzog Josef und dessen Sohn auS Anlaß deD taktlosenVorgehens, das sich im Verl^aufg der Festrede äußerle, begrüßt." Die Tschechen verdrängen die Slowaten. In eiaier der jüngsten ÄLummern des Sl-oväk sNr. 43); ist eine Mr die Verhältnisse in der Slowäkei schr char ak >! t e r i st' i sch e' Statistik erschienen. Unter l^r. AuGchrist „Die Zahlen mögen sprechen" heißt es in di^emi Ma-tte u- a.: Anläßlich des B-eamtenabbaues sind zu 75 Pro­zent Slochân und nur zu 25 Prozent Tschechen entlaffen worben. Bei den Eisenbahnen sind 5134 Beamte an-^ gestellt,, barnnter 463(> s90 Prozent) Tschechen urÄ 514 slO Prozent) Slowaken. Die Zahl der UniePbeamten bs-s tvägt 15.320, und -zwar 7513 s49.1 Prozent) Tschechen un8 7807 sSV.S Prozent) Slowaken, -die Zahl der Arbeiter 16.02Ü, -darunter 4807 s30 Prozent) Tschechen und 11.213 . s70 Pra-^ zent) Slowaken. Wie hieraus evsichslich, werden die Wherer^s also Lesser dotierten Mell-en überwiegend durch Tschechen bs-, setzt. Inder politischen Abmin-istration stehest 10.600 Personen in Dcrwendumg, von denen 7600 s71 Pr0i< zent) aus die Tschechen, 3000 (28.3 Prozent) auif die -Slowr-i ken entfallen. Bei der P o st sind von 5517 Beamten 3098 Tschechen (55.8 Prozent) und 2451 (44.2 Prozent) Slowaken^ Bei Iden staatlichen Be-vgwerken sind die Angestellt-öU zu 60 Prozent (300) Tschechen und nur zu 40 Prr^ent (2001 Slowaken. In den sonstigen Zweigen der Staat-âverwaltunÈ gestaltet.sich das DerhältnlS Mischen Tschechen und Slowaken; foljgend-ermaßen: FinanzalMinistration: 60.7 P-r^enh DWchen, 39.3 Prozent Slowaken, Forstlwirischaft: 37.5 Pro^ zent Tschechen, 62.5 Prozent Slowaken, Mittel- und Hoch-, fchulunberricht: 81.8 Prozent Tschechen, 18.2 Slowaken, Bürgerschülunterricht: 70.3 Prozent T^echen, R.7 Prozent; Slowaken, VoWschulunterricht: 24.5 Prozent Tschechen,. 75.5 Prozsnt Slaivaken, Jurisdiktion: 55.6 Prozentj Dchechen, 44.4 Prozent Slowaken. Bon iÄmtkichen 69.534s Angestellten sind 37.774 (54.5 Prozent) Tschechen und' 31.760 (45.5 Pr-ozent) Slowaken, wobei zu bemerken ist, daß in allen Zweigen der staatlichen Verwaltung die Slowaken in überwiegendem Maße die niedrigeren Stellen innehaben. Die Qualisikation der einzelnen Beamterkategorien läßt sich nicht genau sestjstellen, weil die Pechonal'angelsgenheiten durch höhere Beaaute erledigt werden, diese aber fast ausnahmslos Tschechen sind. Die Anstellung von Beamten hängt allein vo« ihnen ab. Sie aber hüten sich, zu verraten, welche Qulifi-ka« inon ihre Konrpatrioten besitzen, weil nicht ausgeschlossen ist, daß sich anch unter den Personalreferenteii sogenannte Expvcßintelligenten befinden, solche näjmlich, die ihre Fach­kenntnisse ans Sonderkurise« i-m Jahre 1918 erwarben. Da­­'mals ist näwilich Mr die Slowakei in Tschechien die ligenz erzeugt worden. die übrigens wahr ist, habe ich mich von der Abendgesell­schaft des sehr liebenswürdigen und noch mehr lang­weiligen Ritters vom Geldfack Cardillac zurückgezogen und nachdem ich eine volle Stunde den Tränen des Aergers und der bittersten Enttäuschung freien Lauf gelassen habe, flüchte ich mich zu Dir, mein LieblitN­­Hätte ich das nur eine Woche früher, und zwar faktisch getan, wäre ich nie in diese vermaledeite Touraine, Liesen „Garten Frankreichs", gekommen! Du sitzest,ge­­wiß in Deinem behaglichen Heim, mit ein paar guten Freunden, der arm-e Cambyle hat Dir allerlei sftützliches .und Haltbares auf den Weihnachtstisch gelegt. Ihr trinkt Tee, Ihr macht ein kleines, solides Spielchen, den Point zu drei Sous und Ihr seid glücklich. Wenn ich mir denke, daß ich bei Euch sein könnte, im tiefsten Seelenftieden, oder sonst wo in Paris, wo es nicht so schrecklich zieht, isch könnte zu lveinen beginnen. ' Du weißt, wie bereitwillig ich die Idee Theodors .aufgenommen habe, die Weihnachtsserien Lei Cardillac auf diesem, von allen guten Geistern verlassenen Schlöffe s zuzudringen. Mich de.Vog nur ein Gedanke: Cardillac ^ist ein mäßig entfernter Nachbar des Herm Toumebois. «Ein -einzi.-ges Mal nur nach jenem süßen, unvergeßlichen i Sommer hatte ich Alfons in Paris wiedergesehen,nur drei churz-e Tage, die wie ein Blitz vorüber waren, noch ehe ich ^zur Besinnung gekommen war. Es war beschämend genug !vor mir selbst, nach Troistours zu fahren, um vielleicht iden Kammerdiener des Barons Tournebüis zu sehen, der sich am Ende noch in Kniehosen hinter meinem Sessel anfstellen würde — und dach lag gleichzeitig etwas Schmerzlichheroisches in dieser Sehnsucht, die Mich mit tausend Fäden zog. Denn die Liebe, meine arme Rose, ist das Unsinnigste, Erhabenste, Ernsteste und Lächerlichste, das Gott über uns Mensch-en -verhängt hat. Und daher fuhr ich, fuhr, Deiner Wamung und meiner inneren Stimme zum Trotz, und in diesem bitter­süßen Gedanken der bevorstehenden Selbstpeinigung lag -irgendein sonderbares, ich möchte sagen, degeneriertes Lustgefühl. Richtig, nach dusi Tagen schon eine Einladung zu ,ilL di-e liebenswürdigsten Gastgeber -gelten und wie alle Provinzler immer hungrig nach Gesellschaft sind. Die Fahrt durch den verschneiten Wald, die sicherlich wunderschön -war, kann ich Dir nicht schil­dern: Ich sah nichts, hörte nichts, sprach nichts. Es war wie vor einer großen Rolle, die entscheiden soll. Alle neckten mich wegen rneiner Schweigsamkeit, Theodor, der -ewige Hypochonder, glastbte schon, eine Erkältung sei der Grund meiner Depreff-ion. Endlich tauchte das ^us vor uns -auf — ein vafendes Herzklopfen fetzte bei mir ein. Beim AMick einer -männlichen Gestalt befiel mich ein Zittern. Es war aber nur ein alter, sehr würdiger Haus­hofmeister, der uns ins Hauh geleitete. Herr v. Tourne­­bois war durch ein unvochergesehenes Telegramm nach Tours berufen worden, sollte erst am Nachmittag zurück­kehren und wir wurden in der Halle nur von Fr-au v. Tournebois, einem blonden, reizvollen, unerfahrenen .Kind von vielleicht zwanzig Jahren, die den feinsten Teint hat, den ich jemals bei einer Frau -gesehen und Madanre Dubreuil, ihrer Mutter, einem Riefenweib mit einer GeneraNstimme, mit großer Freude und Herz­lichkeit empfangen. Sofort beschlagnahmte mich die junge Frau und fragte mich mit backfrschhafter Neugierde nach -allem: Nach Paris, nach dem Theater, der Gesellschaft ufw., während Cardillac unLarmIherzig von Fr-au Dübreu-il ins Schlepptau genommen mmrde, die ihm verschiedene wirtschaftliche Iieuerungen zur Begut­achtung zeilste. Der arme Theodor sèppte sich über­all hintennach. Im Gespräch -mit dieser sympathischen Unschuld, -die ein Barbar von Ehemann in die Einsam­keit -verbannte, während er seDst häufig genug „Geschäfts­reifen" nach Tours und sog-ar nach Paris untem-ahm — kennst Du diese Sorte? — verlor ich meine ganze Auf­regung. Nur so oft sich die Tür öffnete, fuhr ich zusam­men und dies geschah mehrere Male. Erst war es eine nette Kammerzofe, die mir einen raschen, neugierigen Blick zuwarf, dann ein junger Bengel in Livree, der das Feuer schürte. Welche Rolle rnochte Alfons in diesem Hause spielen? Er, mit seiner Erscheinung und seinem Wißen, konnte doch unmöglich ein Kollege dieses Bauern­jungen sein! Vielleicht war er eine Art Sekretär, der eine Zwrtterstellung zwischen Herr und Diener einnabm. JÄ begann vorsichtig das Gespräch auf die Dienerschaft zu lenken, aber Madame gehörte zu den modernen Frauen, die sich neuerdings auch in der Provinz entwickeln und' die mit diesem alten Gesprächschema aufgeräumt habem, Endlich fragte ich geradeheraus, ob Herr v. TournÄbois allein zu reisen pskege oder sich eines Kammerdieners bediene. „Ach, für diese paar Stunden, da fährt er allein. Elf ist sehr genügsam. Äeser Bursche, ein recht brauchbarer Junge, ist der Kammerdiener meines Mannes. Er muß natürlich auch im Hause michelfen, anders geht Ä auf dem Lande nicht." Nach dieser Erklärung versank ich in ein so tiefes Nachdenken, daß ich dreimal die Frage der Baronin überhörte: Welche Schneiderin ich für die beste von Paris halte. Ich glaube, sie vermutete AWcht hinter meiner Zerstreutheit. Wir gingen zu Tisch. Zwei fremde Gesichter bedien­ten — übrigens war alles gut, eine Küche, auf die das Haus Tournebois stolz fein konnte. Du mußt wiffen, in der Provinz ißt man reichlich, aber trivial. Wahrend des Essens gelang es inir, Frau v. Debreuil ins Gespräch zu ziehen. Hier fand ich ein gemigtes Ohr und ich mußte eine Mte Stunde lang Klagen über die modernen Ideen und die Dienerschaft von heute über mich ergehen laffen — aber von Alfons erfuhr ich nichts. Ich mußte nur öfter daran denken, wie unklug es von Herrn Tournebois war, sich einen so vollendeten Beau ins Haus zu nehmen und so viele Geschäftsreisen zu machen, während die arme junge Frau sich vor Langlveile verzehrte. Plötzlich hörte man das Rollen eines Wagens. Frau Tournebois sprang er­leichtert auf und rief erfteut aus: „Das ist Blaise!" Wir tmuken dm Kaffee in einem sehr behaglichen, nicht z-u großen Louis-Seize-Salon, in besten Ecken wir uns verteilt hatten. Ich blätterte gerade in eimr Mappe englischer Radierungen, als sich die Tür öffnete und Herr v. Tournebois hereintrat — Chèrie, daß ich nicht auf der Stelle umgefallen bin, keinen Schrei ausgestoßen, mich in keiner Weise verraten habe als höchstens durch Bläste, denn alles Blut war mir zu Herzen Mströmt, das verdanke ich dem langjährisen TheateÄrainiW, -me-m-sr .3 » 1. ^prü 1S26 kLSrLL

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