Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1927. január (74. évfolyam, 1-24. szám)

1927-01-01 / 1. szám

1« -lAâLr 1927« A » plötzlich ous emeni solchen emVr Ivevden wie sene, die Jvchxzehnle im Studium öes Rechtes verihracht Haben und darsin erzogen wovdcn find. Sieht man Äenn nielfi, Laß es heiifitz das ganze Ätochtâstudinm zum Gespött machen, mehr noch: den Wert aller Fachgerichtsbarkeit umwerfen, wenn man es für Lenkbar hält, Len Erstbesten von der Strafe auflesen und ihm plötzlich das SchickÄ andercr âva-ntworten W dürfen, ohne eine andere als die etwa einfiündige Rechtsbelchrung des Vousitzenden, die am Ende eine ungenügende, oder gar suggsfiive sein kann, nicht zu Wechen dâvon, dafi bas ein Gott fern müßte, der einem Laien binnen einer Stunde alles das beizubringen ver­möchte, wozu er selber Jahr:zehnte brauchte, wie es auch ein Gott sein inüfite, der innerhalb einer Stunde ein GöÄet überschauen könnte, das einfach sämtliches Wissen seiner Zeit -umfaßte. Das wissen heute alle Gebildeten, und wenn Liese fetzt trotzdem nach der 'Wlödoreinführung der Afsisan rufen, so hat das feine tiefen Gründe. Die Strafgerichtsbarkeit der letzten Jahre geht heute allen auf die Nerven, insbesondere die der Preß­­und politis^n Delikte hat sich bereits bis zur physischen UnlMhaglichtcht gesteigert. Ich habe ssinevzeit auf dein Graidstein Louis Manquis die Inschrift gslesen, daß dieser, einer der glänzendsten -Köpfe Frankreichs, zu insgesamt 580 Jahren Kerker verurteilt worden war.. Er hait sie sicher nicht abges-essen, denn er ist bloß 75 Jahre a-lt ge­­-worden; aber was denkt sich der Fremde in der Stille des Friedhofs von Montmartre angesichts dreier Anklogc­­schri-ft,^ — denn eine sdlche ist sie, aber gegen die Gerichfie, die einen Publizisten solcher Größe zu Hunderten von Jahren Kerker verurteilen konnten? Der Notruf nach den Geschwornen ist somit eigentlich nicht der Ruf nach dem Besseren, sondern Kloß nach etivas anderem, nach etwas, das erlöst und die Geister befreit, nach einer abgeklärten Weisheit, innerhalb deren, um bloß einen großen Namen zu nennen, es keinen Platz für die Brandmarkung des Großmeisterss unser aller, Eugen Rákosi, geben kann. , Wenn ich -trotzdem gegen die Geschwornengerichte bin und, trotz der lÄ'fahrungsn- L-er letzten Jahre, für die Fachgerichte eine Lanze einlege, so hat dies außer Lelr bereits betonten, aroch -einige wi-ckDge Gründe. Gegen UnvsvständMs und Dilettantismus kämpfen Götter selbst vergeb^ens. Gegen die Uvteile der Fachgerichte aber stehen mir Rekurse bis zur Kurie zur Derfützung, und vor den UrbeilM. dieses obersten Forums wird j-ederma-Nn den Hut zidhsn. Die kön. Kurie, mau wird es noch nach lair­­gen Jahren sag-en,'hat sich bewährt. Keinie Spur von dein pckrleipoliiti!fche!n und konfessionellen Schmutz, . 'der unsere Zeit verunvei-ni!gt,'hat sich bis zu ihrer Höhe -emp-or-gewagt. Man muß sich bloß der Urteile erinnern, wonrit die Kurie die Erkenütnisse der unteren Instanzen eben in politifchM oder konfessionellen Sachen kassierte und dein Recht zum Siege verhalf. Es ist in ^der Tat k-ei-ne Phrase, wenn ich sage: unseve Kurie ist der einzige ruhende Pol ,in der Erscheinungen Flucht. Die Zlppellabilität der UMergerichte ist auch der einzige beivegeivde Punkt, der liber-ole MenschM für sic plädieren läßt. Gebe es gegen- die Verdikte der Geschwornen eine Remedur, .dann -ließe sich wohl über ihre Vevwe-iidbarkeit sprechen; saber beide, Fachgerichte sowohl wie Geschworne, bc­­dürf-on gvüMicher Ncuragdlungen. Aèa:t bedenke, daß die Urliste der Geschwornen von den herrschendear. Parteien -der Hauptstadt zufammen­­göst-ellt wibd. Was für Elemente müßten jetzt bei einer Wiadevwuifnvihme in dikse Urliste kommen, mrd -wieviel Partei-Haß uüd veakttonäre Tollwut brächten -da die sechs­­unddrèißiq Sesswnsgcsclstornen mit sich auf die Ba:ik ,-der auszUloföndÄk Zwölf? Jedem dsn-kenden Menschen, dem nicht die Politik auf denr Nacken sitzt, muß es doch vor einer Geschwornenbank, die heute zuf-ammenträte, grauen. Und noch «ns! Das Jahr briachte uns eine No­velle zum Gesetz über die Geschwornengerichte, die Ga­rantien für di-L R-echtsovdimnig bieten follts, vor der uns „Soll ich Si-e zur Loge der Fell-erbergs führen?" fragt -er. „Ich habe geseherr, daß Herr v. Eoendorff und fast -alle lsHve jungen Bekannit-en nm Ihre Freundin Susi vers-a-nnnelt sind." „Ich danke, nein," sagt sie träumend. „Ich bin ikieber mit Ihnen, Herr Gerieva-l." Der General löst für einen Augenblick wie durch Zu­­-fall ihren Arin aus dem -seinen, dämit sie sein Zittenr der Freude nicht fü'hlen soll. Gleich 'daruuf kommt schon w-i-eder der Helle Wi-ld­­fangton. „Am nä-chston Sa-mstag ist m-ei-n Geburtstag, Herr General. Die M-ama will eine große Jause geben und «lle Bekannten dazu einladen. Sie lverden doch -auch kom­men, Herr General?" Der Geü-eral lächelt m-it leiseni, -innerem Schmerz­gefühl. „Aber -natürlich ko-muie ich, Fräulein Lili. Und wie -alt werden Sie d-enn, wen-n nran fragen darf?" „Neunzehn Jahre," konrurt es prompt zu-rück.­Der General- hält einen Augenblick -den Atnn ein, - damit es nicht ein Seufzer tverden soll. Hoffnung, Llbsturz, Qual, Selbstspott und — Hoff- NMg, wieder Hoffnung... Und er erzählt tausend lustige Din-ge und fragt zwischendurch wie' in die schimmernden Spiegel seines Anllei-dezimmers heimlich in die beiden wundervollen, schimmernden Augen hinein: „Bin ich — bin ich zu alt?" Erfahoing-err geschriebsir hat, und diese Erfahrungen waren nicht gut. Auch.-in Englond häufen stch-dic Anwürfe gegen diese Institution. Feder Jurist weiß nun aber -auch e^nso­­gUt, w'ie viel Refornren auch die Fachgerlichte vertvaMN könnten. Die gegenwärti-g zur Geltün-g dräng-err-de juristische Anschauun-g hat mchts d-apegen, -daß Delikte des Blutes gä-nKlich den G-eschworncin irb-erl-assen tverden, denn es ist Bluit von ihrem Bluit-e, um d-as es sich -han­delt, und uin darüber z-u urteilen, b-od-a-rf es weder der B-ildu-ng noch der Intelligenz, sondeMi des S-enforiums -des fnnern Menschen, das jedem gleicherart eigen ist. D el ik t e o b er, be-gangen d u-r-ch Wort oder Schri f .-t, solle -nvor einGericht komnre n-, i n dem neben drei Richtern vier Schöffen säßen, vier Männer von Bildung und Rang, denn Wort und Schrift sind Er­scheinungen -höherer Art und fordern höhere Einsicht. * Der Geburtstag ko-mnit. Herbert v. R-ehwa-ld tut, was er seit Jahren nicht i Mehr -getan hat. Er läuft -in der Stadt umher, beschaut, s wä-hlt, verwirft, findet nichts gut genug und kommt zu - keinenl Ende. c ' Schließlich glaubt er. Las Rechte gefunden zu haben. Ein fein geaibeitet-es, silbernes H-andtäfchchen, -an zier­licher Kette z-u trage-n. aber Gott bewahren niögc. Da heißt -es lEinlich, bei der Beratung der Geschwornen habe der Vorsitzende des Ge­richtes onwesend zu sár. Kein urt-oitsfähigcr Mensch wird daran zweifeln, d-aß das Pevd-tkt in di-esenl Falle nicht jenes der Geschwornen, fordern das des Präsidenten sein wLlide, lvof-ern -diest-r einie staâ Persösilichkeit ist, von der ein Wort oder selbst eine Geste genügt, um Laien ihrem eigenen Urteil unterteil zu nrachen. Es soll da­mit keinesfa-lls gesagt sein, der Borsitzsnde würde -deir Geschwornen ein ungerechtes oder voreingenommenes UrtM suWeri-erem Was -gesagt -sein tvill, ist, daß die Geschwornen nicht ihr eigen-c-s Urteil erbrächten, sondern das des Vorsttzendon. Und hi-ezu bedarf es eben keiner Gcschwormeir. In all-on KultuvlLndern 'hereiten. sich jetzt Reformen vor, die die ckl-ten Jnstitu-tioiwn -uniwerfen sollen. In FM-nkveich ist vor kurzem ein üLe-rau-s I-ehrr-eiches Buch erschien-en (A. Gide: „Fouvsnirs âs la (tour â'assisss"), das ein Mitglied der Oour ck'âisss auf Grund seiner Mit einem Maiglöckchenstrcmß und dem inhalts­reichen Päckchen erscheint er im Hause des Festes. Lili fliegt in einem weißen, duftigen Kleid umher. Schon bei seinem Eintritt hört er ihre zwitschernde Stimme, und sie schlägt ihm wie ein Frühlingsschauer durchs Herz. Seinen zarten Glücktvunsch und sein«: Maiglöckche::­­strauß nimmt sie mit jenem weichen, schimmernden Blick entgegen, den er so sehr an ihr liebt und der so viel ihr selbst noch Unbekanntes für den verheißt, dem ihre Zu­kunft gehört. Der General fühlt es wieder in diesem AHälich. wie sein Hoffen, schier wider Vernunft und GlauvEbis zu den Sternen schwillt. Er weiß nicht, wie nahe, wie furchtbar nahe er in dieser Minute vor der Entscheidung steht. Das silberne Täschchen nämlich, das er ihr überreicht, ruft Lilis hellsten kindlichen Jubel hervor. -Lrie springt in die Höhe, klatscht in beide Hände, wirbelt um sich selbst, lacht, tanzt, hüpft umher, zeigt das köstliche, glänzende Ling rings im Kreise und weiß sich nicht zu lassen und nicht zu halten vor Entzücken. Man lächelt rings voll Anteil. „Aber, Lili," sagt schließlich die Mama. „Vor lauter Freude vergißt du ganz, dich beim Herrn General zu bedanken!" Und da geschieht es. Da geschieht es, d-aß Lili vor den General hiniritt, um ihm zu -danken. Daß sie im Sturm des Entzückens den genügenden Ausdruck nicht findet. Und daß sie i-n kin­dischen: Ungestüm statt dessen ganz plötzlich — die Arme um seinen Hals wirft und — ihn küßt... Es -gibt Küsse und -es gibt — Küsse. Und der General weiß cs augenblicklich: Das ist ein — Kuß. Ein Kuß, bei dem niemand wegsieht, nienrand auf­schreit, der kein ProiÄlem ist, kein Durchriß, keine Kata­strophe. Ein Kuß, der allerdings ein bißchen ungewöhnlich, ein bißchen keck, ein bißchen kühn ist, der etliche Oho und Lachen und schepchafte Glückwünsche hervormft. Ein Kuß jedoch, der g-leiH>oohl aug-enblickli-ch -ganz klar und bür-gerlich eingereiht ist an sicherer Stelle. „Aber, Lili, sagt etwas ungehalten die Manw. Do-zu bist Lu aber wirklich schon ein bißchen z-u groß!" Und Lili ist etwas erschrocken und rot, weil alle ringsunl lachen und sie neckem Der General -aber steht inm-riten -all des Trubels mit einem Wcheln, -das einer miihsmn vorgehaltencn Larve gleicht, die -alles verdecken muß, was er enipfindet Er hat nur ein einziges Mal im Leben Las glstchc Gesicht gehakt wie in diesem Augenblick. Das war -aus dem Feld­­vsrbandpla-tz -als, mangels aller narkotüs-chen und Anästhe­­si-erungsntittel, der Arzt ihm- mit fpitzein Skalpell gerüdes­­wegs tie>f ins unbeschiitzte Fleisch fuhr, um die versteckte Kugel zu suchen. Er drückt sich still aus dem Kreis und tritt, was er niemals hier im Hause getan hat, hinein zu den älteren Herrschaften -an den Bridgetisch. Er ist ein Mann, das Unmögliche zu erringen, aber nicht, das Versagte nur einen Schritt zu verfolgen! In der Süße von Lilis Kuß, die ihm auf den Lippen noch schauert, hat er, so deutlich wie einen Dolchstich ins Herz, die Antwort auf -seine große Frage empfangen: „Bin ich — zu alt?" Er weiß nicht, daß Lili fetzt drüben bang auf ihn wartet. Weiß nicht, daß sie in ahnungsloser Ahnung et­was zu begreifen beginnt, was sie nicht begreift. Er weiß nicht, daß sic inmitten des kindlichm Kusses vielleicht schon das Kind nicht mehr war, das ihn zu geben vermocht hat. Weiß nicht, daß sie ein erstes brennendes Leid schließ­lich hilflos vertanzt am Arm des jungen Fred Ebendorff. Daß eine Blüte der -Lehnsuckst aufdustet in dieser Nacht und stumm versinkt, weil er, der sie erweckt hat, nicht kommt... Der General weiß von dem allem nichts. Er sitzt am Spieltisch drinnen und gewinnt mit rmerhörtem Glück schon die sechste Partie. I'LS'rL:« L.L.O'ko

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