Pester Lloyd - esti kiadás, 1927. május (74. évfolyam, 98-122. szám)

1927-05-02 / 98. szám

bsvölkerunq außerordentlich groß. Viele Tausende waren ge kommen, NM Darányi das letzte Geleite zu geben, und die all- Emeine Wertschätzung, deren sich diese hervorragende Persön­­kichkeit Großungarns in dcn weitesten Kreisen erfreute, kam in geradezu nberwälsigender Weise zum Ausdruck. Die Trauer­gäste versammelten sich im Kastell des Gutsbesitzers Bèla v. Vègh, dcm Vetter des Verstorbenen. DaS A-ckerbauministerium war, durch den Staatssekretär Karl Schänd! nnd den Ministerialrat Ladislaus Värady vertreten. In Vertretung Les Landwirtcbundes nitd der landwirtschaftlichen Vereini­gungen waren Stefan Bernat, Geza Vancsö, Eugen Czettler nnd Ernst Tölgyessy anwesend. Die Abord­nung des DorfbunLes wurde vom Generalsekretär Anton Bodor und vom Universi-tätsprofessor Karl Ihrig geführt. Ferner war eine Deputation des reformierten Kirchendistrikts erschienen. Unter den Anwesenden bemerkte man den ehemali­gen Ackerbauminister Mla Mezössy, der: pensionierten Staatssekretär Eugen Koös, die Geheimen Räte Karl Ne­­methy. Gáza Bernäth und Alexander Benedek, den General der Kavallerie Stefan v. Horthy, zahlreiche Groß­grundbesitzer aus der Umgebung von Tass, wie den Grafen Johann Nemes, Grafen Josef Teleki, Johann Hajos, Gregor Hajös, Georg Boronkay, Joses Vëgh, den k. u. k. Känimerer Stefan v. Ta Hy, Alexander Wekerle nnd noch viele andere. Die Tratterzeremonie wurde durch ein Gebet Les Dechanten des Daber Senivratsdistrikts einge­­leitet, woraus nach der Trauerrede des Seniors Lukács Bischof Ladislatis Ravaß eine tiefempfundene Rede hielt. Nach Beendigung der Zeremonie wurde der Sarg von -dem landwirtschaftlichen Gosinde Ignaz Darânyis, das Trauer­­kleidung angelegt hatte, auf die Schultern gehoben und durch ein Schrlier von Pfadfindern nach dem Friedhof getragen. Nachdem der Taffer Seelfvrger Szőre ghy ein Gebet ge­­fprochen hatte, erfvl-gte die Beisetzung in der Familiengruft. Vermählung. Anni Hubert und Leo D e n t s ch haben am 1. M-ai die Ehe geschlossen. Tod der Schwester J.goaz Darânt>ls. Die Familie Darányi wurde neuerdi-ngs von einem schweren Schick­­sal'sschlag heimgesucht. Nach dem pBtzlichen Tode J-gn-az D-aräiryis ist SonMtag in -der Früh seine Schweister Elisabeth Darányi von Pußtaß-sndgp-övgy -und Tetètl-en, Gsmchlin des pensionierten S-enatspräsidenten an der En. 'Kurie Barthokomäus -B á l -k a t) von DnnueyYhäz verschieden. Jgn-az Daräreyi chatte noch amr Tage vor seinem Tode s-eine Schwester besucht, deren damals schon schwerer Zustand ihn so mächiig erschütt-erte, Laß dies vielleicht seinen Tod herbci­­g-esührt h.rt. Frau Bertalan Vâlkay war dcis V-orMd der hiu­­^ungsvollen Gattin und -der besten Mutter. Außer ihrem Gatten und ihren Kindern: Bcirtholvmäus Vâlkay jr., Sek­­tionschef im HanLelsministerium, und der Gattin des Rei-chs­­-tagSalbgeordneten De-ka-n der juridischen Fakultät Dr. Josef v. Illés, betrauern eine ausgodcihnte Verwandschaft und eine große -Schar von Verehrern und Frenndeu die Vtt­­blichene. Dir Einsegnrncg findet Di-enstag, 3. Mai, nachmit­­^-a-gs 3 Uhr, durch den reformicrte-u- Bischof Ladislaus Ravaß in der Zeremonienhalle des Farkasrkter Friedhofes statt. Von dort wird der Sarg nach der Familiengruft der Famili-e Darányi in Dass gebracht und die Verblichene neben ihrem Bruder Mittwoch, den 4. Mai, nachmittags 4 Uhr, beige-etz-t werden. Graf Berchtold Mitglied des St.-Georg-Ordcns. Der ehemalige österreichisch-ungarische Außenminister Gras Leo­pold Barch to l d wurde, nach einer Msidung Les Ber­­-liner Tageblattes, soeben in -den bayrischen St.-G eorg- Orden a u fq elul om me n. Zum Ableben Gabriel v. Tèrehs. Aus W i e n wird uns berichtet: Am 28. April wurden die sterblichen Reste des Hof­­ratcs G-abriel v. Tèrey i-in Friedhof in Baden be! Wien sur letzten Ruhe bestattet. Es wohnl-e der würdigen Feier Èè kleine auserlesene Anzahl herbeigcreister Freunde und Fa­­miU-snmitgkicder bei, unter denen sich die Witwe der Ver­­storbencn -und sein ältester Sohn -ans Eirgland befand. Unter den Trauernden waren: SektionSchsf Khoß von S-tern-egg, Universitätsprofcssor Wolf Aohaniies Müller, Direktor Ernst Wolf aus MM-eburg, sowie Friedrich Glück und -S-tesan Lehel aus Budapest. Ans dem blumenbeladcnen Sarg waren Kränze van Verehrern -un-d Freunden des Ver­storbenen ans allen Ländern, s-oigar aus Amevika, wo er im letzten halben Jahr feines Lebe,ns znm enrapä-ischen Vertrc-ter deZ Metropolitan Museum ernannt wurde, für das -er wäh­rend der. kurzen Zeit seiner Tätigkeit drei bedeutende Bilder erworben hatte. Schwedische Auszeichnung des Grafen Julius Andrâssy. Wie dem U., T.-^K.-B. aus Stock h o -l nx. -genleldet wird, hat die kön. schwedische Ak-.idemie ^der schönen Künste in ihrer Generalversammlung am 30. April ans An-irag des Malers Anihelm S ch-u ltzberg Len -Grafen Julins Andr ä s s y in Anbetracht seiner um das schwedische Kunistl-sben entfalteten sördemden Bestrebungeu einhellig zum Ehr-enmitgl-ied er­nannt. Gedenkfeiern sür Friedrich Gauß. Deutschland und die Kultur-welk feiern heute den 150. Geburtstag von Friedrich Gauß. Es war zwar Gauß, der lange von seinen Zeit­genosse:: verkanttt wurde, nicht vergönnt, den Ruht:: vor: Laplace zu verdunkeln, denn seine wirkliche Größe und Be­deutung vermochte erst die Nachwelt zu erfassen, weil Gaus; in seinem Gedankenfluge -seiner Zeit weit vorauseilte. Friedrich Gauß war der -Sohn armer -Eltern. Sei:: Vater war eirr Bäckernreifter im Dorfe Wendengraben bei Braun­­sGveig, seine Mutter stammte aus einer armen Bauern­familie. Mit Hilfe eirres Stipendiums des Herzogs Karl .Wilhelm Ferdinand vo:: Braunschweig studierte der junge Gauß am Gymnasium z:t Brannsck>weig, sodai::: an der Uni­versität Götti::ge:: :l::d promovierte i:: Helnrstedt. J-:n Jahre 18-01 verössentlichte der 21jähr:ge, Gauß sei:: Werk „visguisitionss Lritlroasticas". Im gleichen Jahre gela::g es ihm ohne astronmnische Hilfsmitt-el, lediglich durch arithme­­tis:^ Berechnung die La::sbahn ei::cs vom Astro::on:e:: Piezzi li:: Palermo entdeckte:: Ster::es achter Größe, der den Astro­­::ome:r aber sofort wieder entschwände:: rvar, zu berechnen, so daß tatsächlich die Auffindung ermöglicht war, Gauß war über Nacht berühmt geworben. Der kleine Planet erhielt den j Namen Ceres. Der tausendste der kleine:: Planeten, ^ren Berechn::ng d::rch die scharfsinnige Mekhodc des Mathe­matikers Gauß ermöglicht worden toar, trägt den Namen „Gaußia." Die Methode der Bahnbestiimnunge:: ist ::: seinem 1809 erschienenen Werke niedergelegt. Es war ei:: Standardwerk, das auch i:: i:::serer Zeit nur geriuger Modi­fikationen bedurfte. 1807 -hatte der lm:ge unterschätzte Gauß endlich eine Professur erhalten, und Mar ::: Göttingen. Dort wirkte er auch als Direktor der Sternwarte bis z:: seinem 1855 erfolgten Tode. Bekannt ist, daß Gauß ei:: glühender Bewunderer des ungarische:: Gelehrten Bolyai war, der mit ihm in lebhaftem Bricswechfel stand. Dieser Briefwechiel wurde i:: Leipzig 1TM veröffentlicht. Seine letzten Lebensjahre l waren ^"anders erfolgreich. In diese Zeit fällt die Verösfent- lichuilsr seines Werkes über die Flächentheorie und sein Systeni der Entwicklung der kleinsten Quadrate. Mit Wilhelm Weber stellte er Untersuchungen über den Erdmagne­tismus an. Im Jahre 1833 legte er den ersten elektro­magnetischen Telcgrapheir zwischen der Sternwarte und dem magnetischen Obscvvatoriuim zu Göttingen an. Seine For- IschMigein über die krummen Flächmi und über die nicht eukli­dische Geometrie sichren über Rienmnu zur Einsteiitschen Relativitätstheorie. Die philosophischen und mathematischen Erörterungen, die sich an seine Forschungen knüpften, sind von grundlegender Bedeutung für Wahrscheinlichkeitsrechnung und Physik geworden. Das ganze System der „Messung" ist sein Werk. Unsere Wechselstroni- und Gleichst^ommaschinen sind Weiterbildungen seiner Prinzipien. Die Lehre vom Potential in ihren allgemeinen und weittragenden Sätzen, heute eine Stütze der Physik und besonders der Elektrotechnik, ist gleich­falls sein Werk. Erkrankung einer Künstlerin durch Lippenschmiuke. Wie bekannt, hat sich vor kurzem eine Budapester Tome durch einen Lippenstift eine schwere Vergiftung zu­­aezogen. Nunmehr ist auch die bekannte Wiener Schauspie­lerin Rosy Werginz durch L i P p e n s ch m i n ke er­heblich erkrankt. Ihr Gatte Dr. Kern veranlaßte die chernische Untersuchung der Schminke, die im Institut sür medizinische Ehcmie vom Dozenten Tr. Barrenscheen vorgenomtnen ivurde. Dozent Tr. Barrenscheen stellte fest, daß in der Schminke keine Spur von Blei- oder Quecksilber­substanzen, die vermutet worden waren, gesunden werden konnte. Es ist daher unwahrscheinlich, daß die Vergiftung mittelbar durch den Lippenstift erfolgte. Es liegt der klare Kall einer Blutvergiftung vor, die nur durch Bakterien ent­standen sein kann, die sich wohl infolge der wenigsvrg - samen Aufbewahrung des Stiftes an diesem festsetzten und mit ihm dann in eine kleine unscheiitbare Wuüde auf der Lippe gerieben tvurden. Ein Lippenstift be­steht zur Hauptsache aus .Kakaobutter und als färben­den Bestandteil aus Eosi n. Das letztere ist aber gänzlich ungefährlich. Die gefälschten Zehn-Dollar-Goldzertifikate. Wie aus i Wien gemeldet wird, ist als Erzeuger der gefälschten ameri­kanischen Zehn-Dollar-Gvldzertifikate der Zeichner Maxi­milian Pressinger und als Verbreiter der Noten sein Schwager, der Kellner Oskar Hofmann, verhaftet worden. Hofmann, der als Amerikaner aufgetreten war und ein vorzügliches Englisch sprach, hatte vor Kriegsbeginn durch Jahre als Kellner in lLngland geweilt. Er wurde nach Kriegs­ausbruch interniert und konnte erst im Jahre 1919 nach Wien zurückkehren. Pressinger, der ein volles Geständnis ablegte, s hat in Graz an der Gewerbeschule studiert, war dann als j Zeichner bei Architekten in Graz und Budapest angestellt, s Später war er als Spediteur tätig. Er wurde im Jahre 1921 in Innsbruck wegen Diebstahls und Betrugs abgestraft. Nach ! Verbüßung der Strafe kehrte er nach Wien zurück, wo er sich als Zeichner fortbrachte, aber wieder mehrfach Strafen erlitt. Er erklärte, er habe aus großer Not gehandelt, da er seine drei Kinder nicht erhalten könne. Brand im fürstlich Esterhâzhschen Tierpark. Aus Sopron schreibt man uns: Im Derpark des Fürsten Paul Esterházy in Sere HG-schießf bei Kismarton ist Feuer entstanden, Las be i heftigem Sturm sich so schnell ver­breitete, Laß der große Eichenwald alsbald in Flammen stand. Sehr viel Wild ist den Flamnien zum Opfer gefallen. Die ErhebMtgen haben festgestellit, daß Las Feuer von jungen Stuidsnten verursacht worden, das ein Gesträuch ergriff und nicht gelöscht werden konnte. Der Schaben ist sehr bedeutend. Unerlaubte Einwanderung auf dem Luftwege. Wie aus Los Angeles gemeldet wird, hat die mit der Beobach­tung der Einwanderungsgcsetze betraute Polizei Flug­zeuge verfolgt, die auf unerlaubte Weise Ausländer auf amerikanisches Gebiet b e svrd er ten.Einet der Flug.zeugführcr ist bei der Verfolgung getötet worden. Drei Apparate wurden baschlagnahmt. Zehn Chinesen, die sich an Bord der Flugzeuge befanden, gelang es zu ent­kommen. Aufregende Jagd nach einem Mörder. Aus Ingol­stadt wird gemeldet: Der Hilfsarbeiter Paul Haertle, der am Freitag beim Karten s p i e l einen jungen Mann niederschvß und darauf nach 'Ingolstadt flüchtete, gab gestern auf einen Kriminalassistentcn au!f der Landstraße einige Schüsse ab, die diesen tüteten. Bon mehreren Männern, die Haertle verfolgten, wurde ein R e i chsw eh r s o l d a t durch einen Schuß Haeriiles tödlich verletzt. Darauf brachte sich Haertle selbst einen schweren Kopfschtiß bei. Wasserstand. Die Donau steigt bei Regensburg sowie zwischen Paks nnd Dunarenreie, sonst fällt sie, bis Paks bei mittlerem, weiter abwärts bsi lchhem Stand. Heutiger Pegel: Passau 391, S'teiit 136, Komárom 398, Budapest 3 7 2, Basa 423, Mohács 467. —Die T h e i ß fällt durchweg, bis Tokaj bei niedrigem, weiter abwärts bei uiittlerenl Stand. Wetterbericht. Das hohe LnfidrnLgLbiet polaren Ur­­sprung.s hat sich über Nordeuropa verstärkt; sein Kern ist in der Qstseegcgend über 770 Millimeter gestiegen. Aus seinenr Zentrunt dringt in alle Richtttngen zicnrlich kühle Luft vor. Won Westien nähert sich England vine tisfe Depression, >devcn Rege.nfr^ont.die irische Küste bereits erveichk haik. In U. n gar N war das Wctter .gestern warm und gcwitterreich. Die Regen­menge betrug an einigen Stellen mehr als zehn Milliméter. In Pècs war das Gewitter mit Hagel verbunden, der das Gelände etwa drei Zentinreter hoch bedeckte. Die Temperatur überstieg allgemein 25 Grad Celisius. Prognose: Ver­­änderlich, bewölkt, nordöstliche Lnftströ- Mpng, weitere Abkühlung und stellenweise geringe Regenfälle. ein, zu seiner Linken saßen Erzherzogin Isabelle, Mi­nister Josef Vass, Staatssekretär Drèhr, Biirgermeister Sipöcz. Rechts vom Ercherzog hatten der Direktor der Kinderschutzliga Wilhelm Neugebauer, Graf Leopold E d e l s h e i m- G y u l a i nnd der Gouvernenrstellvertreter der Liga Julius Hußär Platz genommen. Unter ^den An­wesenden sah man u. a.: Graf Andreas Hadik, Baron Bèlal Radvänßky, Obergespan Preßly, Vizegespan Ago-' raßtö, die Staatssekretäre Zsolt Lengyel und Gcvay - Wolsf, Qberhausmitqlied Dr. Karl Nèmethy, dis Gräfinnen Gáza Leopold Z i chy und Leopold Edelsheim- Gyu la i, Frau Karl Dem eny, Magistratsrat L iberp Alois P e t k o ->S z a n d t n e r, Staatssekretär Bëla K wry, Ladislaus Okolicsânyi, Paul Ruffy. Erzherzog Albrecht widmete in seiner Eröfstrungs­­ansprache zunächst den verstorbenen Direktionsmitgliedern Baron Karl Kèthly und Dr. Alexander Karsai, sowie dem Ehrenmitglied Ottokar Prohäßka einen warmen Nachruf. — Ottostir Prohäßka, sagte er, verglich die Kinderschutz, liga der Nyniphe, die in der Zoit der Rodungen dis Wälder durck)ftroift. Die Waldnhmphe steht, wie der'mächtige Baumstanrm loankt und kracht, und bei jcdein Baum, der gefällt toird, krampft sich ihr das Herz zusammen. Dennoch verztveifelt sic nicht, denn wie es in der Heiligen Mrift heißt: der Stamm, der gefällt wird, ist nicht ohne .Hoffnung, noch hat er seine Wurzel, und aus der Wurzel können neue Triebe sprießen. So ergeht air den Genius der Kinderschutz, liga die Weisung: „Durchziche Ungarn und Du wirst sehen, daß auch hier der Wald gerodet wurde, hunderttauserrde Menschen sind gefallen, krackjcnd fielen sie, aber die Wurzeln sind geblieben, und aus diesen Wurzeln keimt neues Leben hervor. Dieses Wurzelwerk ist das Kind. An Stelle der alten Verwüftnng wird es neue Stünlme gebe::, neue Schönheit, neues Waldrauschen, und die Energie großer und hchrer Ideale speichert sich auf in den neuen Trieben, in den Buchen- und Eichenseelen, so daß die Nation bereit ist zu neuem Kampf, zur Verherrlichung ihrer selbst. . Erzherzog Albrecht beantragte sodann, die General­versammlung möge chrer Trauer über den Heirngairg ihrer Toten protokollarischen Ausdruck verleihen. Die Anwesenden echoben sich von ihren Sitzen und stimmten dem Antraq- des Erzherzogs Lei. Sodann unterbreitete Direktor Ncugebauer den Bericht über das vorjährige Wirken der Ligaj die Schlnßre^ nun.gen und die Vermögensbilanz. Der Bericht hebt hervor, daß das wichtigste, Ereignis des verflofsenen Jahres die Er­­richtnng der Jsab e l l c-Er ho l u ngs kol on ie wa', um die sich die Minister Vass und Bud besonders verdient gauracht haben. Direktor Neugebauer betonte ferner, daß un­garische Kinder auch im Auslande noch Hochherzige und gast­freundliche Ansnahine finden, so daßderzeitüber 1500 ungarische Kinder im Auslande der Wohl­taten der körperlichen und seelischen Er­­holu ng teilhaftig sind. Nachdem Bürgermeister Sipöcz ini Namen der Haupt­stadt Budapsst die Liga zu ihrer verdienswollen Tatigkeit^. glückwünscht hatte, hielt Volkswohlfahrtminister Josef Vass die Festrede. Er betonte zunächst, daß die Kultur ^des Kindes diü Grundlage der Kultur des ganzen Landes sei. Wo dieses r^ndament fest sei, da lebe auch die Nation, wo das Funda­ment locker Und vernachlässigt sei, da schwanke auch das natio­nale Leben. In erster Reihe sei die Gesundheit, in zweiter die moralische und intellektuelle Erziehung ausschlaggebend für die Kultur des Kindes. Der Staat allein könne das Problem des Kindes iticht rsftlos lösen. Es sei eine Tragik des sozial­politischen Gedankens, Laß der Staat aus eigener Kraft ihn nicht verwirklichen könne. Auch die Gesellschaft müsse dabei ihre Mitarbeit leisten. Leider fei in breiten Schichten der Na­tion das sozialpolitische Gefühl noch nicht genügend entwickelt:. Der Minister fuhr sodann fort: — Nach der Definition des Staatsjuristeir ist die Wahr­nehmung des öffentlichen Wohls Aufgabe des Staates. Im wesentlichen ist diese Definition richtig, doch muß ich feststellen, daß hier ein neuer Faktor eingegriffen hat: das Leben. Ich sage, es ist zwar richtig, dcitz der Staat vom Standpunkte des Gemeinwohls keine Verbindung mit deirr Jndividuuin hat, doch bin ich nicht ein Professor des öffent­lichen Rechts, sondern ich bin Minister für Volkswohlfahrt, und mithin bin ich verpflichtet, iir die sozialpolitischen Probleme des Individuums einzugreifcn. Die sozialpolitische Arbeit des Staates ist aiialytisch. Die Natur der sozialpolitischeir Arbeit der Gesellschaft jedoch ist syirthetisch: der Dienst am Gemeinwohl über das Individuum. Die Sozialpolitik macht dort Bankerott, wo der Staat -allein arbeitet und der Mt­­arbeit der Gesellschaft entbehrt. Wie der Einzelmensch cs spürt, wenn ihm ein Finger amputiert wird, so muß auch die Gesellschaft ülier ein derartiges Gefühl verfügen, das -anzeigt, daß im sozialen Qrganismiis irgendeine Krankheit herrscht. Wir müssen ein soziales Bewußtsein dessen haben, daß unsere Kinder krank und unentwickelt sind, daß das Einkind­system wuchert, die Lungenschwindsucht die Gesell­­schäft dezimiert. Wie die Arbeiterfrage nicht ein ausschließliches Arbeiterproblem ist, die Frage der Gewerbetreibenden nicht ausschließlich diese letzteren angeht, sondern auch den Staat und die Gesellschaft, so ist auch das Problem des Kindes nicht ein ausschliHliches Problem der Eltern, sondern auch ein solches des Staates und der Gesellschaft. Darin, daß neben der Staatshilfe auch die Gesellschaft ihre helfende Hmid dar­bietet, erblicke ich eine große und heilige Sache: das Herr­schendwerden der Liebe. Die Liebe ist nicht ein Gefühl, sie ist ein Wille. Und feftstellen muß ich, daß, wenn die soziale Charitas unfähig toar, die ganze Reihe der sozialen Probleme zu lösen, das Zusammenwirken der Sozialpolitik des Staates und der Gesellschaft dies zu bewältigen vermag. Es gibt welche, die mit ihren Hellern, andere, die mit ihrer streichelnden Hand, wieder andere, die mit ihrer glühenden Seele diesem Ziele dienen und an dieser Arbeit teilnehmen. Aber sie alle haben ihren Platz hier in der Liga, auf daß Hunderttäusende der liebenden Herzen Hunderttausende von Kindern für die ungarische Zukunft erretten. Nach der mit duschendem Beifall aufgeiiommsnen Fest­­rede meldete der Vorsitzende Erzherzog Albrecht, daß die alljährlich üblichen Kindertage in Budapest am 6. und 7. Mai stattfint^n. Er ersuchte alle Anwesenden, den Erfolg dieser Kindertage nach besten Kräften zu fördern. Ferner meldete der Erzherzog, daß die Leitung der Liga eine ' Be­wegung eingeleitet hat, die auf die Anwerbung neuer Mit­glieder abzielt, und er legte den Festteilnehmern auch die klnteristützung dieser Bsstrebimgen ans Herz. Nachdem er nach Gottes Segen auf die Arbeit der Kinderschutzliga herab­­gefleht, schloß Erzherzog Albrecht unter begeisterten Éljen­­rufen der Anwesenden die Festversammlung. Erzherzog Älbrecht in der kinderschntzliga. Volkswohlfahrtminister Vass über die soziale Fürsorge. Die L a n de s - Ki nder s 'ch nh l i g a hielt Sonntag vormittag im FestfMle des Kvmitatshauses ihre diesjährige Generalversammlung, in der Erzl-erzog Albrecht, der Schutzherr der Liga, den Vorsitz führte. Die Versammlung nahm einen feierlichen und erhebenden Verlauf. Die Er­öffnungsansprache des Erzherzogs rief durch chren redne­rischen' Schwung, ihren Gedankenreichtum Und ihre Form­gewandtheit tiefen Eindruck hervor, und allgemein bewundert wurde auch die Gewandtheit urrd Sicherheit, mit der der Prinz aus königlichem Geblüt sich der Agenden eiites Vor­sitzenden einer großen Festversammlung entledigte. Die eigent­liche Festrede' sprach Volkswohlfahrtminister Dr. Josef i Vass, der niit hinreißender.Beredsamkeit die Aufagen der I ungarischen Svzialvolitik im Bereiche der Kindersürsorge > schÜderte und das soziale Gewissen der Nation für die Sache ! des ungaris«^n Kindes anrief. Die Versammlung wurde um 11 Uhr vormittags er­­öffnet. Den Präsideritmsitz nahm Erzherzog Albrecht LlcsttÄp", 2. 1927

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