Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1928. február (75. évfolyam, 26-49. szám)

1928-02-01 / 26. szám

PLSrL« novo »Zs Mttvook. 1. k'sbruLr 1923 nige Ungleichheit aus einenr anderen Geriete, auf dem der Wrirftuirg. In den Vöbker-burrdfatzungen ist die allgemeine Abrüstung vorgeschen, fa sogar als na­türliche und unausbleibliche f^olge der durch die^Frie­­densverträge erzwungenen Entwaffnung der besiegten Staaten hingestellt. Dennoch hält sich noch immer der Zustand, daß Len bis zur Wehrlosigkeit entwaffneten be­siegten Staaten die Siegermachte in voller und noch zu­nehmend entwickelter Kriegsrüstunq gegenmberstehen, und wie die Dinge heute liegen, ist keinerlei Aussicht vor­handen, daß diese Ungleickcheit in absehbarer Zeit aus der Welt geschafft werden könnte. Unter solchen Umftanden wird der Völkeribund es sich zweimal überlegen müssen, /ob er auch noch die weitere Nngleichheit zwischen kontrol­lierten und kontrollierenden Staaten tatsächlich ins Le­ben rufen soll. Das darf mit um so mehr Berechtigung erwartet werden, als fa nach den bestehenden Normen im gegebenen Falle der ungarischen Regierung nicht ein­mal'die Möglichkeit gegeben wäre, sich bei den Beratun­gen über die Frage, ob die Investigation angeordnet wer­­tden soll, überhaupt auch nur vertreten zu lassen, während dieses Recht den benachbarten Staaten schon im voraus zugesichert ist. . Der Dvianonvertrag ist seinerzert derart zustarrde ge­kommen, daß die ungarische Friedensdelegation hinter 'Stacheldrahtzäunen abwarten mußte, bis die Entschei­dung über das Schicksal unseres Landes fällt, und vor die Friedenskonferenz bloß zugelasfen wurde, um das bereits fertige Urteil entgegenzunehmen. Das geschah fedoch in der Zeit, in der die Geister noch durch die Kriegspsychose infiziert waren. Seither sind volle zehn Jahre verstrichen, und man sollte anmhmen, daß diese Psychose mittleriveile länast geschwunden sein müßte. Da nun einmal nach den bestehenden Normen ein Jnvestigationsbeschluß im Völ­kerbundrat nur in Abwesenheit Ungarns, aber mit Hinzu­tun der uns benachbarten Länder zustande kommen könnte, so würde das einen Rückfall in die Seelenverwirrungen der Zeit des Kriegsendes, die ungeschwächte Fortdauer des Haßdurchtränkten Siegerdünkels bedeuten. Darum muß die öffentliche Meinung unseres Landes hoffen, daß der anläßlich des Szentgotthärder Zwischenfalles gegen uns geplante Anschlag ander politischen Nüchternl)eit und dem Gerechtigkeitssinn des Völkerbundes scheitern wrrd. Die Sitzung des Auswärtigen Ausschusses. Der Auswärtige A-usschuß des Abgeordnetenhauses ist heute in Gemäßheit seines jürrgst gefaßten Beschlusses, for^L jeden Monat eine Sitzung a-bzuhalten, unter Borsitz Julins Pekârs zu einer SitzUiNg znMnmengetreien, an der di« Re­gierung ^tnrrch den Auißenminister Dr. Ludwig Walko ver­­' treten war. Gustav Gratz gab seiner Genugtuung darü>b«r AusdruL, daß der Auswärtige Ausschuß in der Lage ist, durch seine monat­lichen Sitzm^err nunmehr sich systematischer mit den Fragen, ihn 'Düis weÄ-e QUich vom außenpolitischen Erudition der ungarischen Gesellschaft nützlich ^sein. Aus die âtuellen politischen Fragen WengehenL, wandte sich Dr. Gvatz zrmächst der Frage des s i eb e nbü r g! s ch e n Qvtantenstrcitcs zu. Er erläte, eS sei nicht seuw Ab­sicht, auf die seit Jahren «sÄhvtcn Debatten zurüLzugrersen, da die Angelegenheit vor der Deffentlichlreit bereits âz«schlösse!: s«l. Den Gedanken der VerMchSoerlianblmige!: mit der rumänischen Reaicrung könne er nur billigen. DaS bezügliche Streben der unâÄchen Rsgierunz werde die günstig«, Beurteilung nur noch steigern, die Ungarn durch Betonung seines, rein juridischen Standpurckiès m der ganzen öffentlichen Meinnng Europas er­­i.-â konnte. In bezug auf den Szentgo tth âr der Z w i ­schenfall erklärte der Redner, >daß dicher Fall, m dem d:« ungarischen Eisenbahnorgane in vollständig ermvandfreier Weife vorgegangen find, seinem Wesen nach zwar durchaus unbedeutend sei, dennoch fei er von der tschechischen Preste auSgâeutet worden, um abermals eine Hetze gegen Unga>nr zu veranstalten. Dieser Hetze hân sich dann die sozialistischen und nationalistischen Ze tungen mehrerer europäischer Länder angeschlossen. i^auerlich sei, daß auch ein Teil der deutschen Presse daran teilgenom-inen habe. Dr. Gmtz kam dann auf die einander widersprechenlren Nachrichten über den Kollektivschritt der Staa­ten der Kleinen Entente beim Volkevbund zu sprecheiu Seines Emchtens sei es strittig, ob der Trianonvertrag überhaupt zur dauernden Systemisierung des Invest igationsverfahrens berech­tige, denn Artikel 143 des Vertrags dekretiere bloß im allgemeinen, daß UihMn verpflichtet sei, sich der Jn­­vestigatwn zu unterwerfe!!, wofern eine solche durch den Völ­­kevbnndvat mit Stinnneneinhelligkeit befchlosfen n>erde. Es gibt deutsche Stimmen, die dieses Recht des Völlkerbundratcs stets bestritten hnben. In der l^t stehe die Systemisierung der In­vestigation in diametralem Gegensatz zu den Grun!dpr!nz!p!cn des Völkerbundes, denn sie habe Awei Kategorien von Staateil zur Voraussetzung, eine Kategorie der kontrollierenden uttd eine andere der kontrollierten Staaten, obAwar der Völker­­ibunÄ bloß die volle Gleichheit der Nationen zum Grund­prinzip haben könne. Ferner beanstandete 'der Redner, daß IN der Sitzung des DölkeckunLrates, ist der über das In­­vestigationsverfahren entschieden wird, dem S'.aat, gegen den die Investigation sich richten soll, keine Vertretung gesichert worden ist. Die ungarische Regierung habe seinerzeit gegen die Auffassung protestiert, daß Ungarn in solchen Fällen die Vertretung verweigert ivevdon könnte. Beanstandet nmsse auch werden, daß in >d«r Jnvestigationskommission auch die Nach­­bmrn des zu investigierenden Staates vertreten seien, obzwar unsere Nachbarn ein solches Recht auch damals nicht besaßen, als in Ungarn noch die interalliierte MilitärkonirollkoMmis­­sion fungierte. Dr. Gratz betonte hier, daß er stets ein An­hänger der Verständigung mit den Nachbarstaaicn gewesen sei. Er müsse bedauern, daß die Nachbarstaaten auch den S-zcntgot'hävder Zwischcnsall als Gelegenheit benützten, um die Enrwicklunq einer Verstäwdigung durch eine so unbegrün­dete Hetze zu verhindern. Er verwies auf die krasse Ungleich­heit, die zwischen Ungarn und seinen Nachbarn aus dem Ge­biete der Rüstungen bbstehe. Es hübe den Anschein, daß die Staaten der Kleinen Entente jcdesntal vor ihrer Konferenz irgendein Verdachtsmoment in Ungarn künstlich zu enidecken trachten, durch dessen Anfechtung sie dann ihre Einheit doku­mentieren können. Von der allgämeinen außenpolitischen Lage sprechend, begrüßte der Redner mit Freuden die Festigung und Verinnerlichung unserer Bczichungcn zu Jtalisn. Da­neben sei es aber auch notwendig, daß unsere Poliiik die Be­­zichungen zu Deutschland in entsprechender Weise pflege. Dies jedoch sei in bedauerlicher Weise erschwert durch die an­dauernd unfreundliche H.rltunq sowichl der Links- wie der Rechtspresse Deutschlaiâ Ungarn gegeniiber. Julius 'Gömbös wünschte in Verbindung mit dem 'Szentgoitthârder Fall Orientierungen zu erhalten über di« MiÜtüvinacht der Kleinen Entente. Auch er erblicke sowohl auf österreichischer wie auf deutscher Ssite einen gewissen Mangel an Verstehen Ungarn gsbenüber. Die bezüg­lichen Erischeinnirgen seien nicht geeignet, die unaavifch-deutsche FveundHast zu festigen. Von der internationalen Loge Un­garns sprechend, betonte dieser Redner, daß Budapest di« Aus­gabe habe, insbesondere nach dem Balkan hin in kultureller und wirtschastlicher Beziehung die Rolle zu übernehmen, die 'bisher Wien innegchalbt habe. Für den in naher Zukunft in Budapest ,zu veranstaltenden Zucht-viehinarkt müßte feines Erachtens auf. dem Baffan eine großzügige Propaganda, ent­faltet Ivevden. Namsntlich müßte man bemüht sein, zu er­reichen, daß diese Ausstellung twn möglichst vielen Personen aus Len Balkanstaatcn besucht werde. lSchlichlich lenkte er die Aufnrerksamkeit des Außenministers auf den !m Lause dieses Jahres in Budapest ahzuhailtendsn internationalen Pfad­­fmdevinnenkongveß. an dem 61 Staaten teilnehmen werden; es wäre durchaus begründet, den entsprechenden Empfang der Teilnehmer an diesem Kongreß vorzübcreilen. Georg Lukács Hob in Besprechung der Optante n­­frage die Vevdienste des Grafen Albert APponyi her­vor, der diese Frage zu einem WeltproLlem geumcht habe. Das Außenministerium habe in dieser Frage bereits zwei sogenannte Weißbücher veröffentlicht, eines im Jahre 1923, das andere im Jahre 1925. Diese Publikationen cuthalteu alle einschlägigen Dokumente und beleuchten in gründlichster Weise alle IN dieser Streitfrage aufgetauchteir Momente. Der Redner berührte dann den aus die straktifche Lösung des Optaiitenstrmtss bezüglichen Antrag der ungarischen Regie­rung und äußerte sein Bedauern darüber, daß die rumä­nische Regicrimg noch immer keine Antwort auf diesen An­trag erteilt habe. Julius Peidl erinnerte daran, daß in der amtlichen Verlautbarung über eine vorjährige Sitzung des austvärti­­gen Ausschusses seins damaligen Ausführüngen nicht In ihrem ganzen Umiange wiedergegcben waren; er ersuchte den l Vorsitzenden des Ausschusses, dafür zu sorgen, daß. künftig­­s hin die im Ausschuß gehaltenen Reden nach Tunlichkeit ivört­­lich veröffentlicht werden. Am besten wäre es, wenn die Sitzungen des Ausschusses öffentlich stattifänden. In der ge­gebenen Lags müßte jedoch mindestens dafür gesorgt iverden, daß in den Mitteilungen an die Presse bei der Wiedergabe der einzelnen Reden kein Uuterfchisd gemacht werde. Präsident Fiiliijs Pskär betonte in seiuer Antwort ans diese Bsmerkun-aei: Pebls, daß jedes sinzelns Ausschuß. mk:!glied die Möglichkeit habe, asts die Rediaicrung der über dis AuAschußsitzung'.n veröffentlichtem Mitteilungen be-üst'ch seiner eigenen Ausführungen Einlu-ß zu nchmsi!. Tic" Rüt­­tsilungen siir die Presse veröffentlichen jtzdoch die Reden Nicht im vollen Wortlautt, sondern bloß auszuigAweise, uno ^m gehsimsn, Charakter -der AusschuMtzungeir inüßte der Inhalt der Mitteilungen für die Press« angepaßt sein. Außenminister Ludwig Wal ko beantwortete im ein­zelnen die Ausfiihrungem der Vorredner. Bezüglich der Agrarp rozess e, führte «r aus, daß die Rolle Les Grafen Emekich Csäky vor jedem, der sich miL dieser Frage besaßt hat, klar liege. Wenn etwas im V-orgehei: des -Grasen Csäky beanstandet werden konnte, so höchstens das eine, -.aß seii: Vorgcheir vielleicht ein«r Vorwand Lazis liessrm konnte, daß di« Gegenzeichnung -des Resoluitiv-nsentiwurfss des Völker­­bundrcferenten derart eingestellt wird, als ob «'n ALkonrmen znslande geko-mmen wäre, wovon jedoch nicht die Si-eLs sein -könne. Anr 15. Navem-ber habe die ungar: -s che Negie­rung iin schriftlichen Wege der rumänischen Neaieruüa einen Vorschlag iibermèlt, zünr Zwecke L's Vor­­wäri-sbrmgens der S-ache unter volleni Vorbehalt des Zkeckts­­st-anÄpunkt«s âd der RschtAprn,zipie!i, Ver ale ich s Ver­handlungen zu versuchen. WofernPieZ niâ -ge­­lingsn sollte, würde jede der, 'bsLen Pa-rteieir die TiLlüssion auf -Gru-iiolage i-hres bis dahin euigenv-mmenen Sta-ndvi-nktes wöitersühre-n. Auf dies-en Vorschlag sei der ungarischen'Reni«, rung eine amtliche Antwoiü bisher nicht zrigeganaeil. Äm 5. März trete der V ö l k e r b u nd r a t wirder zusammen, -und bis dahin müsse im dec Frage d e r. Ve rg le i ch sv erhan d l u ng e i: zwei­­-^llos eine , klare Lage -geschaffen werden. Wenir es tat>-achlich zu Verglerchsvevhand-lumgen zwischen L^n 'beiden Regierungen kom-int, werde die unMrische Regierung lhrem Rechièstan-dpunkt nicht aufgeben. " Bezüglich des Szentgotthärder Zwischen-, ^'^arte der Außenminister, daß die veröffentlichten amtlicheii Pressemitteilungen die Geschehnisse in Szent­­gotthärd Mit voller Ausführlichkeit behandelt haben. Einst, weilen liege noch keine Nachricht darüber wr, ob die in der Presse angekundchte Demarche der Kleinen Entente beim Völkerbund tatsächlich stattgefunden habe. Falls -die Frage der Investigationen tatsächlich auf. tauchen sollte, würde die Regierung ihrerseits alles ausbietcn, um die ungarischen Interessen zu wahren. Der Minister befaßte sich sodann mit der Frage un­­s-rer Bezrehungsir zu Deutschland und hob in dieser Hinsicht insbesondere die Wichtigkeit der Regelung der wirtschaftlichen Frageir hewor. Auf unsere Beziehungeit zu einen immer leer gebliebenen Starenkasten an meinem Hause hängen. Mussolini hat keinen, in ganz Rom -kennt man so etwas nicht. Gleichviel, nicht ein Siar ließ sich bei mir blicken. Wer kennt Lie Gesetze der hlmnülschen Heerscharen^ Bis spät in die Nacht hinein hörte man knallen, mit Leim und Netzen wenden sie ausgezogen sein, die Ueber­­trei'bung der Natur auszunützeu, wir die HeringSfischer schnell bei -der Hand sind, wenn in ihren Dèeeren die Natur übertreibt. Das säjwarze Gewimmel wurde dadurch nicht gelichtet. . ' Als es immer kälter wurde, überfiel niich der Ge­danke, die Stare möchten vielleicht, Nachtfrost fürchtend, gezwungen sein, ihr Leben durch unaufhörliches Umher­schwirren zu erhalten. Diese Ueberlegung mußte ein un­erträgliches Mitleiden heraufbeschwören, ich flüchtete in ein Theater, zu Gastgebern danach. Es wurdè getanzt, ge­lacht, -der Wein war trefflich. Doch brach durch die Musik immer wieder jenes Rauschen und Brausen rastloser Himmelsvagäbunden, und als ich in den ersten, den cisig­­steu Morgenstunden nach Haüi'e zurückkchrte, La, ja da ließ ich vor VerAveiflung den Motor noch lange lausen, nm nur möglichst wenig von Lein zu hören., was am Himmel vor sich ging und niemand mir erklären kann. Das Volk macht sich so seine Gedanken. Vor dem KinderkreuMg geschahen merkwürdige Zeichen und Wrrn-der, -die Hunde lieferten sich nach den Chroniken förmliche Schlachten, Geißler trieben ihr Wesen--------­Das ist die Erscheinung eines Kometen gegen dieses Vog--Ärätsel? Vielleicht, vielleicht, wenn wir nicht an überirdische Dinge glauben wollen, nicht -an die deutende und mahnende Hand des Schicksals, tvemr wir auf unserer ân, lieben Erde bleiben, vielleicht ist es das: die Ahnung komin-cnder Liebe? Vielleicht bedeutet es nur, daß der Frühlingstag Loch schon die Vi-a Appi-a daher­wandle? Als ich am Morgen in den Garten hinausstürzte, war weit und breit kein Vogel zu erblicken, zu meinen Füßen aber leuchtete ein Schneeglöckchen. Ein richtiges Schneeglöckchen, das Gott allein weiß wie aus dem Ewig­­keitsboden dieser seltsamen Stadt ausg-eblüht war. Eifersucht. Eine Szene im Stil Pirandellos. Voll Hans Tabarelli (Wien). Armand saß seit einer Stunde an seinem berühin­­ten, braunen Schreibtisch und versuchte, den Plan zu einer Koinödie zu skizzieren. Wenn ein wirklicher Dich­ter, wie Armand es zweifellos ist, ein Lustspiel schreib-e.n will, ist er meist todunglücklich, denn er toeist, daß die Reflexe einer solchen Stimmung, falls man sie in Wor­ten festhält, am nächsten Tag aussehen, wie das Negativ einer Photographie: weiß ist schwarz und itingekehrt. Da Armand traurig ist, dürften die Leute, die ihn ken­nen, zu lachen haben. Trotzdem lag der Fall für ihn ziemlich arg. (Er schrieb: Hoffnungslos, aber nicht ernst...') Vvette, mit der er erst fünf Monate verheiratet war und die er liebte mit allen Adjektiven einer jungen Ehe, war Schauspiele­rin und trat heute zum erstenmal nach vielen Wochen wieder in einer Verneuil-Premiere auf. Im letzten Aitgenblick hatte er ihr unter dem Vorwand, arbeiten zu müssen, mitgeteilt, daß er bei ihrem Debüt nicht im Theater sein könne, worauf sie, die anfänglich verstimmt schien, ihm schließlich lachend einen Kuß gab und sagte: „Weniastens ein Beweis d-für, daß du nicht eifersüch­tig bist." Armand aber war eifersüchtig-; er wußi-s es, er litt darunter und bemühte sich nun, wenigstens literarisch mit dem Problem fertig zu werden. Eine gute Schau­spielerin hat mehr Kräfte als Worte in sich. Wer seine Eintrittskarte bezahlt hat, darf an ihrer Persönlichkeit iei'lhü-ben. Mindestens zwanzi-g Jünglinge wo mög­lich jedesmal andere — verlieben sich allabendlich in sic, und Las nennt man dann Popularität. Schon morgen wird die ganze Stadt wissen, wie sie küßt. (Wie süß sie küßt!) Sie selber aber wird sich berauschen an hundert­­fältigenr Gefallen und hundertfache Blicke erwidern: ein unerträglicher Superlativ von Koketterie. Ich bin wahr­haftig eine lächerliche Figur, schloß Arnrand seine bit­tere Gedankenreihe, „ich bin der Gatte, sonst nichts..." Schon der bürgerlich unternralte Ton dieses Wortes machte Armand rasend. Ein grauenvoller Benlf, Gatte l zu sein. Leises Knacken am Türschloß der Wohnung verriet ihm,^ daß cs bereits elf Uhr war und Avette eben -n-ach Hause kam. Zehn Minuten später stand seine allerliebst in Unordnung geratene blonde kleine Frau in einem rosa­seidenen Peignoir vor ihnr, zog ihn am Ohr und schmollte: „Also du hast nicht einmal mehr Zeit, mich zu begrüßen." Armand ist verärgert: „Wir sahen uns doch erst vor drei Stunden zum letztc-nrnal." Avette: „Was noch lange kein Grmrd ist, unhöflich gegen mich zu sein. E-L ist nicht klug von dir, niich so deut­lich fühlen zu lassen, daß du ohn-èhin m-ein Gatte bist." Armand fährt bei diesem Wort in die Höhe: „Tu! es dir etwa leid? Kann man denn mehr für ein: Frau tun, als daß man sie heiratet? Heiratet, verstehst du, ob­gleich unsere Freunde und Bekannten von dem Tag an uns nur mchr mit einem bekümmerten Achselzucken be­gegnen, da sie keinen sanfteren Ausdruck des Bedauerns für — für unsere — Unvorsichtigkeit finden?" Nvette: „Sag' gleich Dummheit, mein Lieber, wenn du schon so weit bist. Ich frage mich nur, wer dir ein Recht gibt, gerade in dem Augenblick derart mit mir zu reden. War ich vielleicht unliebonswürdig? Gab ich dir A-rilniß zur Eifersucht?" Armand, der doch einigermaßen betroffen ist: „Nein, âr dein Ton.. Avette: „Diefss Nein heißt Ja." —- (Nach einer kleinen Pause.) „lind jetzt verstche ich auch, weshalb Lu heute abend daheim bliebst. Natürlich, weil du cffcr­­süchtig bist." Armand zögert erst mit der Antwort, stürzt aber dann -aus sich heraus: „Wenn du es genau weißt, wes­halb verhöhnst du mich dann? Begreifst du nicht, daß es der Urgrunld der Liebe war, der in mir aufgewühlt wurde, da du dich mir für andere entreißt, du, die du so nur mir gehören darfst? Du hast mich betrogen heute ând. Du bist kontraktlich verpflichtet, mich drcißigmal in einein Monat zu betrügen und ich bin hilflos da­gegen, dermaßen hilflos, das) du mich zum Schluß sogar iwch ailslachst." Avette hat Tränen in ihren schöne-n Augen: „Du wirst mich also verlasien, weil ich M), wie du behaup­­tktst, betrogen habe." Armand schweigt.

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