Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. március (76. évfolyam, 50-73. szám)

1929-03-01 / 50. szám

kinrslnummsr sn Vorksntssvn L«, »n LonMsssn SS »Isilsr. . lusvrLtslrsvtpsInnsr ________________________________________________________________ ___________________________ WW > M U » I » » »» » »MM MM » M »I»« »«»In liLnn >> M» ««»«», 1,,. 8<!k-«,rr, SNu-L,, juNu, Isnier. » 8 D »^W » â » Rs M M «â »..g., rvim. lwrrgen SrsLren LoiuUsssn Or. wLâ .Ldevádlatt «llrsg-ilss-io-imi«!. -â-v V »» -», ck â» Lllâ L vi-ll-r SV. r-lopd-n Il-I- kAl-iaion: SLS-SV. 76. Jahrgang. Kndapest, Freitag» 1. Mär; 1929. Ur. 50 Der «eite Herr im Weißeir Hause. Budapest, 28. Februar. ZrâhstLir Montag vollzieht sich ècr Präsiden^vschafis'' wechsel in den Wercinigten Staaten von Mneriko. An diesem Tage tritt Coolidge, der nunmehrige Altpräsident, nach gut amerikanischer Achr Lonr höMeir Gisifet der StaatSgÄvalt als einfacher Mirger in Reih und Glied zurück und bezieht das neue Siaatsârhaupt .Hnover den Pasten, aüf den ihn das Dertrauen einer überwältigenden Mehrheit seines WMes bcrusm hat. lWenn jedock) bisher -der Aâantritt eines neuen Präsidenten der -il^img­­ten Staaten die Interessen der aussevamerikanischen Welt nur mittelbar !berührte, so ist der gegenwärtige PrWdent­­schaftsweckjsel ein Ereignis von ausgesprockM weltpolirh Wr Bedeutung. Die Zeiten sind vorbei, in denen die große nordamerikanische Union, aus freien Stücken ein­gesponnen in ihre Monroedoktrin, ihren ganzen Macht­willen auf die rvestliche Hemisphäre begrenzte; schmr vor «dem Weltkriege hatten ja die Vereinigten Staaten durch die Erwerbung der Philippinen ihr Hoheitsgebiet bis ins Asiatische hinein erstreckt. Aber erst der Weltkrieg verschasfte ihnen die eigentliche Weltgeltung, cine^ welt­politische Hegemonie, die ihnen selbst durch das mächtige Britenrcich pWktisch nicht mehr strittig gemache werden kann. !Ob EN es in Loân .wahrhaben will oder nicht, die Tatsache läßt sich nicht in Abrede stellen, daß seit »Kriegsende und als unauÄveichliickw F>olgie des Welt- Krieges das finanzielle und wirtschaftliche Schwergewicht der Welt sich über den Ozean nach Amerika verschoben hat. Amerika ist hou-tc der Kreditgeber der ganzen Welt, und die stolze City, .der ^WoltbaiEier von einst, muß sich mit der bescheidenen Rolle des Brokers des gegenrvärti­­gen wirklichen Weltbankiers, der Wallstreet, begnügeir. Und so mag die Politik der Bereinigten Stvaiten anschei­nend noch so zäh auf dem Standpunkt des Mseitsstehens von den europäischen Händeln verharren, in der Wirk­lichkeit liegen die Dinge so, daß der Wöl^rbund -auch in eurapäis^n Dingen darum machtlos ist, weil die Ver­einigten Staaten ihm nicht beigetreten sind, und^ daß die für die Zukunst Gesarnteuropas lebenswichtigsten Fra­gen, wie das Reparationsproblern und die Rheinland­­räunruirg, nicht ohne MitwiÄung A-merrkas.g-elöst wer­den können. In dieser neuartigerr Lage können die -Vereinigten Staaten mit Präsidenten vom bisherigen Zuschnitt nicht tveiter ihr Auslarrgcn finden. Wenn die Sr-aatsober­­häupter dw großen transatlontischen Denrokraiie bisher ihren Gssichtskreis auf den anrerikanischeu .Wontinent und höchstens noch auf die Reviere des Stillen Ozeans eineng-en durften, sveil darüber hinaus kein unmittel­bares amerikaniiches J-nteresse zu sätzen war und es auch keine echischen Momente- -gab, die die .a,merikanisck)e 'PÄitlk zur Jickereff-enahnre an den Probleinen der oußera-insriLanischen- Wel-tpolitik bsstimmen könnten, so benötigt idas -heutige Ameriba als Lenker seiner Geschicke einen Staatsmann von buchstäblich welt-wnWssendenl Horizont, einen, der die Konsequenzen aus der neuen /Weltlage zicht, der Vorrnachtstellu-ng seines Staates iri der Weilt Rechnung trägt und sich von den -geistigen Scheulkappen be-freit, mit denen seine Vorgänger ihr Sehfeld auf -das spezifisch Amerikanische einschränken durften. Auf der Suche nach einem solchen Sta-atsmann konnte die Waltl des amerikanischen Volkes auf keinen anderen äls auf Hoover fallen. Er ist, mn nur von sei­nen drei unmittelbaren Amtsvorgängern zu sprechen, kein Nuramerik-aner, wie Coolidge, der ohne ânntnis -von der -außeramerikanischen Wölt sich von einer Provinzgröße in Maffachusetts auf dem Umweg über die VizchrDdentickaft der Union in die Würde des Präsi­denten emporgearbeitet hat; er hat nicht, wie Ha-rding, aus der bchcheidenen Stellung -eines ProDinzjournalisten in Ohio den großen Sprung ins Weiße .Haus getan; noch auck ist er. wie Woödrow Wikson, ein wettfrc-mder Gsschichtsprofeffor gewesen, ehe er in einer fiir das Schicksal der ganzen Menischheit entscheidenid wichtigen Zeit, zum Präsidenten der Vereinigten Siaaten -erkoren worderr. .Hoover hat vor feiner Wahl sich buchstäblich in der ganzen Walt heru-nrgetan. Er kennt Europa, Asien und 'Austrailien aus -uninittelbarer Wahrnehmung; in . seiner -beruflichen Tätigkeit als JiMnieur hat er in ver­­schisdenen- Ländern der Leiden Evbhälften -gewirkt, und vollends init den europäischeir Verhältniffen ist er grüird­­licher -äls irgend einer seiner Landsleute v-ertr-aut, denn seinem -lguchdenden Or-gdm'stktionsgenie wärib die Auf­gabe zuteil, während des Weltkrieges das große N-ahrungsmittelhilfswerk für Belgien, nach dem Waffen­stillstände aber das noch größere für das vom Hungertod bödrohte Mitte'leuropa durchz-u-führcn. Die Millionen­schar der a-merikan.rs.chen W-ähler hatte nrit geradezu böwundernÄverter Intuition in ihm den Mann erkannt, der vermöge seiner Vergangenheit, seiner movakischen mtd geististn Struktur nrölfr -als joder a-Ndere die Eig-nung hat, den Geschicken der Vereinigten Staaten in die­ser Zeit einer tlkeugüstaltung der ganzen Welt -vor­­zustsheu. Hoover ist «also für Europa kein unbeschriebenes Blatt,' wie es seiire letzten drei Amtsvorgängtr gewesen sind. Europa kennt ihn, wie auch er -Europa kennt. Einem Mann von seiner Konzeptioir wäre das Mißgeschick nicht ividerfahven, dem Wilson — und mit diesem leider auch das europäische Schicksal — zum Opfer fi-el. Ihn: hätten auf der Friedenskonferenz -die beiden großen Protago­nisten, Clemenceau und Lloyd George, kein T für mn U vormachen können: er hätte sich nicht von ihnen gängeln lassen; -sein Wirklichkeitssinn hätte ihn davor bewahrt, Illusionen, die inan ihm vorg-aukelte, oder bewußte Un­­wahrheit-en, mit denen man ihn irreführen wollte, als bare Biünze hinzunehmen. Denn nicht theoretische Schrif­ten sind seine Vorschule g-ewesen, sondern das praktisckie Leben, das ihn zum Realpolitiker erzog, und die Autcpsie, die ihn ein richtiges Weltbild .gewinnen ließ, .das keinerlei Srrggsstionskürrste zu entstellen vermöchten. Geivrß Niäre es weit gefehlt, von Hoover zu eüvarten, daß er, mit den bisherigen U-eberlieferungen der ameri­kanischen Poli-tiL Mdikal'brechend, sich kopfiiber in das Getvirr der europäischen Jnteressenkämpfe stürzen wird. Das wird er gewiß nicht tun. Aber eines darf vorr ihin erwartet werden: dies nämlich, daß er die Interdepen­denz zwis-chen europäischem und amerikanischem Schicksal weder hochmütig, noch ku-rzstchtig verkennen wird.' Er wird derr mropäischen Völkern helfen wollen, tveil e. n die Leidensgeschichte dieser ou-ropäischen Völk-er nach de. Kriege ihn 'gelehrt hat, daß kein Land ged-ei-hen kann wenn andere Länder, 'durih -die stärkeren ausgesogen, wirtschaftlich dahinsiechen« muffen. Was -im Kleiner sich innerhalb Europas zutrug, würde aber auch in der Zislation lSuropa—Amerika zutreffen nmssew. Ein politisch .zerklüftetes, infolge dieser Zerklüftung sich in unau^esetztsn .Krisgsrüstungen erschöpfendes und infolg-e dieser Rüstungen sich materiell zugrunde richtendes Europa ist nicht der Klient, den Amerika als Kreditgeber und als Lieferant von Lebensmitteln, Rohstoffen und Jndu-strichroduktoir brauchen kann. Die amerik-amfche Wirtschaft kann dauernd nur blühen, sich der gegenwärtigen „xrosporitx" -ständig nur erfreuen, wenn Europa durch einen wirklichen Be­friedungsprozeß zu einem gesichert zahliu^n-gsfähigen Schuldner und M einem dauernd aufnahmefähigen Ge­­sck)äftskunden wird. Diesem Gedankon kann der europa-Leisammen hatte, mußte bei der ärztlichen Schlußunter­­suchung in Köln Sine traurige ErfchMN-g machen. Es wurde beaiistandet, daß eimm, sonst kerngesunden Kind ein Finger -fehlte, und Menschen, die nach Amerika wollen. Müssen alle Finger habeu und rühren. Da die Frau sich von dem Kinde nicht trennen -wollte, mußte auch sie zurückbleiben. Vlit jeder Auswanderung hängt ein SÜick Tragik zusaminen, wenn sie auch oft ein heiteres Gesicht weist. Es l)eißt eben, die Heimat aufgeben. Unser alter Liftman in New ^^)ork hat schon seit vierzig Jahren seine Mutter nicht mehr gesehen und er gab mir eine Botschaft für sie mit, als ich nach Europa fuhr. Denn wenn er die Reise riskiert, kann er seine Stelle verlieren. Ich habe die alte Frau in Bremen besucht und auch seine alte Schwester. Gute Menschen, die ihr Geld in der Inflation verloren haben. Die sechzigjährige Schwester möchte heute noch nach New Uork, um zu dienen und zu verdienen, und den geliebten Bruder wiederzusehen, aber woher das Geld zu Ueberfahrt nehmen und was mit der alten Mutter anfangen? Auch unser Portier in New Aork möchte seit vielen Jahren nach Karlsbad reisen, um seine Familie zu besuchen,'— es ist ihm nicht gelungen. Nicht daß er darüber klagte; — Klagen sind hier überhaupt selten zu hören. Da „krospoiit;^" das Phantom ist, dem alle nachlaufen, tut man wenigstens, als sei man zufrie­den. Es scheint mir sogar, daß selbst die hier lebenden Ungarn das Klagen aufgegeben hätten. Die Atmosphäre dieses energiegefüllten Landes hat auch sie verändert. Sie haben vor allem gelernt, ihre Kräfte aufs äußerste anzuspannen. In den Gewohnheiten des täglichen Lebens blieben sie jedoch wahre Ungarn. Verkehren am liebsten untereinander, sprechen ihre Sprache, besuchen ihre Kaffeehäuser und RestaurmUs. Es ist charakteristisch, wie in den kleinen Heimen des ungarischen Viertels zwischen der 9. und 18. Straße die Küche den Mittel­punkt bildet. An den Wänden hängen blanke Äüpferkessel und Psannen und geblumte Schöffeln. Die irdenen Gefäße wurden gewiß mitgebracht oder von einem Ver­wandten nachgeschickt. Da die Ungarn im Grunde ihrer Seele ihr Vaterland nie verlassen, können sie sich auch nicht dauernd akklimatisieren, wie andere Nationen. Höchstens ein Zehntel der Ungarn New Zorks gehört I bereits der zweiten Generation an. llèun, da die Ans- I Wandererquote so klein geworden ist, wird die unga­ Feuilleton. Mit Auswanderern nach Amerika! Von Edith v. Terey (Nem Jork). Ich kann den Blick nicht von euch wenden, Ich muß euch nnschLu'n immerdar. Wie reicht ihr mit beherzten Händen Dem Schiffer eure Habe dar. F r e i l l g r a t h. Die Auswanderer von heute reisen jedenfalls ange­­nehmer als zrr Zoiten Freiligraths. Ihre Einschiffuirg geht ohirr primitive Romantik vonstatten und sie.sind in der dritten Klasse gut untergâacht; die Aernr-ven unter ihnen sogar besser. ernährt und bsdienit als daheim. Neuerdings können recht viele Kveiter Klasse fahren, — 'die VerwMrdten hüben sammeln, -der Onkel drüben gibt auch etwas dazu, und 'der Uniterschied von 50 Dollar ist gedeckt. Der .Lolumbus" führte bei feiner vorjährigen ^.HerLstfcchrt -nach Noto York in der ztveiten Klaffe gut -80 Prozent Auswanderer, die ihrer Lebenslage grnräß eher in die dritte Klasse gehört hätten. Viele der jungen, hübschen Mädchen waren Dienstboten; natürlich noch ohne Engagement. Sie wissen genau, daß^sie, kaum in New Uork angekommen, wie ,chie tvarmen -Lemmeln abgehen". Manche erwartet der Bräutigam, 'irgendnn Monteur oder Anstreicher, dem es schon sehr gut geht. Das junge Ding in meiner Kabine reiste von Limburg an der Lahn, nach Detroit, wo der Bräutigam, eiir Mechaniker, lebt. Der von der Mutter sorgsanr guckte -Koffer enthielt un­ter anderen Andenken die Kaffeetaff.^ votn letzten Früh­stück; — Moch ungelvaschen. So müsse diese Taffe auch bleiben zür ävioen Ä:im«erung! Als die Musikkapelle ffpielte, wie immer auf deutschen c^iffen ein rührendes Volkslied, br-ach die Kleine in Tränrn aus. „Ich weine nicht," rief vom oberen Bett eine be­­j-ahrie Miinchnerin, „ich freu^ mich auf meinen Sohn." Die Mtien der M-chanikersbraut stiegen während dcr Fahrt, denn sw war Lei den -abendlichen Tänzen viel­begehrt. Es kamen öfter Passagiere von der ersten Klaffe herüber und -sin Dollavprinz machte ihr sogar den Hof. Die Münchnerin hingegen war bald kampfunfähig und fftöi^te. Wenn sre geahnt hätte, was einL Fahrt auf dem Meer mit sich bringt, wäre sie nie zu ihr-enr Sohn gereist. Als das Tob.'n Les Meeres nachl-ieß, entstanden son-oer­bare G.lüst-e in ihr: Preißelbeeren müffe sie haben, dann iverde sie gewiß gesund. Man verschaffte sie ihr, tveiß Gott, woher, und wirklich, sie war bald imstande, wenn auch wankcnMn Schrittes, an Deck zu-geh-'N. Ungestörten Wohlbefindens erfve-uten sich drch Dutzend Schtoeizer, die zur Gründung einer Käsefabrik nach Kalifornien fuhren. Sie stammt.'n aus dem Kanton Arga-u und trug.'n ihr Nai-ionalkostünt; Kniehosen uns schwarze-, buntgestickte -Saints äckch en, rnit kurzen Puff­­ârmeln, die rote, kräftige Arme freiließen. Di--He Leute tanzten vom Morgen bis zum Abend mit ihren derlun -Schweizerinnen zur eigenen Musik, oder spielten kindliche Spiele. Es sei ksi-n Vovlvärtèkommen in der Sch-W-Kz, er­zählten sie nrir, auch di: Uhrenindustrie ginge zurück. Was den Käse anbel-angt, könne man den b:st.'n bald nicht mehr in der Schiveiz bekoinmen, sondern dort, wo ih-a ausgeivanderte Schweizer fabrizieren. ' Es ist rätselhaft, wie rasch die Schweizer in Ancevika sich akklimatisieren. Geschäftssinu und Nücht-ernheit spielen hieboi ivohl eine gewisse Rolle, und vielleicht sympathi­siert auch ihr kindlich spielerisch.'r Sinn mit der heiteren Primitivität der Ainerik-aner. Man muß immer berücksichtigen, daß der Auswan­­'derer einen besonderen Menschenschlag darstRt. -Sicherlich bcssitzt er mchr Mut und .Draufgängertum als der Zurück­bleibende. Ein junges Paar orzählte mir, sie hätten vier Jahre darauf getvartet, sich sine finanzielle Basis zum .Heirat-m zu schaffen. Nun gehen sie einfach nach New York. Sie tvollen sich drirch Dienen Geld, ersparen, und erwarten, es würde nicht lange dauern, bis sie ihr Ziel erreichen. Bei älteren Leuten war der Auswanderungs­­gru-ird moiswns das während der Inflation verloren­­gStVrngsne Vermögen. Man hatte Geld zurückgel-egt und -ssth auf einen schönen Lebensabend gsfv-eut. llèun ist das Geld und der schöne Lebensabend dahin, die .Heimat noch -dazu, und es hoißt,^ im fremden Land von vorn an­­f-ang.'n. Diese Leute wagen allerdings viel, denn ein alter Baum Wägt nicht so leicht Wurzeln, in fremder Erde. Aber arrch in gesundheitlicher Hinsicht repräsentieren die AuÄvanLerer eme Auslese. Kaum zu -glauben, wie streng die ärztliche Untersuchung ist. Eine Frau, die «ihrem Manne -nach Amerika fol-gen wollte und endlich die erfovde-ijichon Papiere für sich und ihre zwei Kinder

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