Pester Lloyd - esti kiadás, 1929. június (76. évfolyam, 121-144. szám)

1929-06-01 / 121. szám

Einzelnummer an Wochentagen IO, an Sonntagen 33 Heller. Abonnement s i Für Budapest: mit täglich zweimaliger Zustellung und für das Inland Morgen* und Abendblatt: Vierteljährlich 18 P, monatlich 6.40 P. Für das fßorgenblatt allein vierteljährlich 11 P, monatlich 4 P. Auch auf das Abend* blatt allein kann unter den gleichen Bezugs­bedingungen abonniert v/orden. Für die separate Zusendung des Abendblattes nach der Provinz Bind vierteljährlich 1 Pengő zn entrichten. Für Wien auch durch Herrn. Goldschmidt Für das Ausland mit direkter Kreuzband­sendung vierteljährlich: Für Oesterreich und Polen SÍO Pengő, für Jugoslawien 2-4 Pengő, für alle übrigen Staaten 30 Pengő. Abonnements werden auoh bei sämtlichen ausländischen Postämtern entgegongenommen. Manuskripte werden niobt zurückgestellt. Telephon der Redaktion : 848-20.PESTER LLOYD ABENDBLATT 76, Jahrgang. Budapest, Samstag, 1„ Juni 1929« Tnseratenaufnahme t In Budapest, in der Administration dea Pester Lloyd und in den Annoncen- Bureaus: Balogh Sándor, J. Blookner, J. Blau, Győri & Nagy, Haasenstein & Vogler, Ludwig Hegyi, Simon Klein, Cornel Leopold, Julius Leopold, Magyar hirdetö-iroda, Rudolf Mossa A.-G., Jos. Schwarz, Sikray, Julius Tenzer. Generalvertretung des Pester Lloyd für Oesterreich : M. Dukes Naohf. A.-G^, Wien, Wollzeile 16. EinzoLnnmmer für Budapost und für die Provinz: Morgenblatt an Wochentagen 16 Heller, an Sonntagen 33 Heller, Abendblatt 16 Heller. — Für Oesterreich: Morgonblatt an Wochentagen 30 Gr., an Sonntagen 40 Gr. und Abendblatt 30 Gr. — Für Jugoslawien: Morgenblati an Wochentagen 3 Dinar, an Sonntagen 4 Dinar und Abendblatt 3 Dinar 50«, Redaktion u.Adnt.: V., Mária Valöria-ucoa 13, Telephon der Administration: 849-00-Nr. 121 Die englischen Neuwahlen. Budapest, 1. Juni. Die Ausführungen der Weltpresse, die uns heute aus London zukommenden Depeschen vor allem, be­stätigen in jeder Hinsicht unsere, im Leitartikel des Morgenblattes ausgesprochene Ansicht über die un­klare politisch-parlamentarische Lage in England. Es fehlt nicht an Kombinationen, wie solche in kri­tischen Zeitläuften überall auftauchen, aber vorerst ist nicht abzusehen, wie und auf welche Weise Eng­land wieder zu seinen bisher vorbildlichen normalen politisch-parlamentarischen Zuständen zurückkehren könnte. Von manchen Seiten wird einer Koope­ration zwischen den bürgerlichen Parteien das Wort, geredet, aber auch für eine Zusammenarbeit der Arbeiterpartei mit den Liberalen, sogar für den Ein­tritt einiger Mitglieder der Liberalen Partei in ein Kabinett Macdonald wird Stimmung gemacht. Doch all diese Kombinationen sind eben nur Kom­binationen. Erst nach dem Zusammentritt des neuen Unterhauses wird insoweit eine Aufhel­lung des Dunkels erfolgen, als der im Wahlkampf aufs schwerste verwundete Premier Baldwin bereits erklären läßt, er wolle die Liberale Partei zu einer (Stellungnahme zwingen, also Lloyd George seine neue Rolle als „Zünglein an der Waage“ spielen lassen, damit dieser offen für die Arbeiterpartei ein­tretend, der bürgerlichen Regierung der Konserva­tiven den letzten Gnadenstoß versetze. Ob Lloyd George, der bei den Wahlen wenig Glück hatte, trotz­dem jedoch als Taktiker nicht zu unterschätzen ist, nach dem Wunsch und Willen des Premiers Baldwin handeln wird, bleibt abzuwarten. Vielleicht ist die Reihe der Überraschungen noch nicht abgeschlossen. Bemerkenswert erscheint ferner, daß nun die Wahlreform Baldwins von seiner eigenen Partei in der abfälligsten Weise beurteilt wird und gegen den Führer der spöttische Vorwurf laut wurde, er hätte der Arbeiterpartei in die Hände gearbeitet und ihr zum Sieg verholten. Der Umstand, daß sein Sohn jetzt als Abgeordneter der Arbeiterpartei im Parla­ment Platz nehmen wird, dürfte keineswegs allzu tragisch genommen werden — in England waren ähnliche Fälle schon zu verzeichnen —, dagegen macht man Baldwin die größten Vorwürfe, weil seine Wahlreform es zuwege brachte, daß die oppo­sitionelle Arbeiterpartei, trotzdem für sie weniger Wähler stimmten als für die konservative Partei, den­noch mehr Mandate erhielt als die Regierungs­partei. Auch gegen die Liberale Partei wird der [Vorwurf erhoben, daß sie die bürgerliche Front zer­störte und Schuld daran trägt, daß die konservati­ven Kandidaten in vielen Bezirken — man spricht Ivon achtzig — gegen die Kandidaten der Arbeiterpartei Unterlagen. Am meisten Ursache mit dem Ausgang (der Wahlen zufrieden zu sein, hätte wohl die Ar­beiterpartei, aber sie ahnt, daß einem Kabinett aus ihren Reihen ein ähnliches Schicksal droht, wie ehedem, als die bürgerlichen Parteien das Ministe­rium Macdonald kurze Monate duldeten und dann über Nacht stürzten. Dies ist wohl auch der Grund, daß das leitende Blatt der Arbeiterpartei bereits den bürgerlichen Parteien nahelegt, sich zu einer Koope­ration zu entschließen und die neue Regierung zu übernehmen. Daraus ist ersichtlich, was hier schon heute früh gesagt wurde, daß alle Parteien fühlen, es werde im neuen englischen Unterhaus keine Re­gierung sich lange zu behaupten vermögen, und die daraus sich ergebende Aussicht auf neue Kämpfe und neue Wahlkämpfe wirkt verstimmend auf alle politischen Parteien, denen auch die Nachrichten vom Krankenlager des populären und erfahrenen Königs ernste Sorgen bereiten. Die letzten Resultate. (Telegramm des Pester Lloyd.) London, 1. Juni. Auf Grund der bisher vorliegenden Wahlergeb­nisse stellt sich die Bilanz der Parlamentswalüen wie folgt dar: Gewählt wurden bisher 596 Abgeord­nete, deren Mandate sich folgendermaßen auf die drei großen politischen Parteien verteilen: Arbeiterpartei: 289 Mandate (im aufgelösten Parlament 160); 8,336.000 Stimmen (im Jahre 1924 5,487.000). Konservative: 250 Mandate (399); 8,542.000 Stimmen (7,385.000). Liberale: 52 Mandate (46); 5,236.000 Stimmen [(2,982.000). Außerdem wurden noch 5 Abgeordnete gewählt, die den sonstigen Parteien angehören. Die Kommu­nisten haben eine schwere Niederlage erlitten, nach­dem sie nur 5652 Stimmen auf sich vereinigen und kein Mandat erringen konnten. Die Zahl der Wahlberechtigten betrug 28,828.890, gegenüber 20,653.000 Wahlberechtigten im Jahre 1924. Auf Grund der bisherigen Ergebnisse haben ungefähr 23 Millionen von den 29 Millionen Wahl­berechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch ge­macht. Die absolute Mehrheit wurde also von keiner der Parteien erreicht. Auf Grund der Zahl der Man­date hat die Arbeiterpartei eine relative Mehrheit erhalten, während die relative Mehrheit der abgege­benen Stimmen der Konservativen Partei zufällt. Macdonald wurde bei seiner Ankunft in London von einer unübersehbaren Menschenmenge im Bahn­hof mit stürmischer Begeisterung empfangen. Auch Lloyd George ist wieder in London eingetroffen. Er gab offen zu, daß ihn das Wahlergebnis enttäuscht habe. Die Zahl der liberalen Wähler ist zwar bedeu­tend gestiegen, die Gewinne für die parlamentarische Partei sind aber nur gering. Lloyd George tröstete sich damit, daß auch andere Parteien ihre Ziele nicht erreicht hätten, und erklärte, daß eine königstreue Regierung die Geschicke des Landes weiter ver­walten müsse. Der Liberale Sir Herbert Samuel er­klärte, daß die Schutzzollpolitik der jetzigen konser­vativen Regierung ihr Ende erreicht habe. Die kon­servativen Führer, hinter denen die zahlmäßig stärkste Wählerschaft steht, sind bisher noch schweigsam und verschlossen. Das Kabinett wird möglichst bald zusammentreten, um zu beraten, welche Schritte nunmehr unternommen werden sol­len, um den Rücktritt der Regierung einzuleiten. Zu den Rückwirkungen der Wahlen auf den Zusammentritt des Völkerbundrates melden die Times, daß man im Augenblick noch die Abreise Sir Austen Chamberlains nach Madrid für den kom­menden Dienstag erwarte. In Hinblick auf die Un­sicherheit der politischen Lage in England könne man aber nicht annehmen, daß Chamberlain bereit sein Werde, sich mit wichtigen Problemen politi­scher Natur in Madrid zu belassen, so daß die üb­lichen Privaterörterungen und Aussprachen über die Reparationen und die Rheinlandfrage sicherlich nicht .stattfinden werden. Der britische Außenminister würde sich lediglich mit den Fragen beschäftigen, die offiziell auf dem Programm der Tagesordnung der Madrider Tagung des Völkerbundrates stehen. London, 31. Mai. (Wolff.) Die Ergebnisse aus einigen schottischen Wahlkreisen werden erst in zwei-drei Tagen bekannt werden. Der Vorsitzende der Unabhängigen Arbeiter­partei Maxton und der Arbeiterführer Wheatley wurden in Glasgow wiedergewählt. Ihre Mehrheit hat sich mit 4000, beziehungsweise 6000 Stimmen erhöht. Das weib­liche Mitglied des Unterhauses Jenny Lee (Arbeiterpartei) wurde ebenfalls wiedergewählt. Ferner sind als wieder­gewählt zu nennen der Haupteinpeitscher der Konser­vativen Eyres Monsoll, der bekannte konservative Im­perialist Sir Henry Page Croft und das konservative Mit­glied der indischen Kommission Lans Fox. London, 1. Juni. (Havas.) Mitternachts war die Wahllage die fol­gende: Arbeiterpartei 287, Konservative 251, Libe­rale 52, Parteilose 7, insgesamt 597. Die Resultate stehen nur noch von 16 Bezirken aus. \ Politische Kombinationen. London, 1. Juni. (Tel. der Bud. Korr.) Die erste Frage von gro­ßem Format, die durch den Ausgang der Wahlen aufs Tapet gebracht worden ist, ist die der Wahl­­rejorm. Es wird festgestellt, daß Baldwins Reform das typische Beispiel eines Sprunges ins Dunkle darstellt. Die gesamte Öffentlichkeit vermerkt das gewaltige Mißverhältnis zwischen der Stimmen- und der Mandatzahl aller drei Parteien. Dieses Miß­verhältnis zeigt sich zum Schaden der Konservativen und der Liberalen und ziun Nutzen der Arbeiter­partei. In konservativen Kreisen wird Baldwin vor­geworfen, daß er die Wahlreform wie absichtlich zugunsten der Arbeiterpartei zugeschnitten habe. Man hört ironische Bemerkungen, als ob Baldwin vielleicht Bestechungsgelder von Macdonald ange­nommen hätte oder amtsmüde wurde und „wohl­feil“ die Amtsbürde loswerden wollte. Noch größer ist die Erbitterung in der Liberalen Partei angesichts des geradezu beispiellosen Mißverhältnisses zwischen Stimm- und Mandatzahl. In politischen Kreisen wird festgestellt, daß die Frage der Wahlrechtsrevision schon die Regierungs­bildung entscheidend beeinflusen werde. Von allen anderen Fragen drängt sich die in den Vordergrund, wie die einzelnen Parteien diesbezüglich Stellung nehmen. Lloyd George, dem es trotz verhältnis­mäßiger Verluste der von ihm geführten Partei gelungen ist, sich die ersehnte Rolle eines „Züng­leins an der Waage“ zu sichern, erklärte, daß die Liberale Partei eventuell zu einer Kooperation mit der Arbeiterpartei bereit sei, jedoch nur, wenn die Revision der Wahlrechtsreform den ersten Platz im Programm der neuen Regierung einnehmen würde. Falls Macdonald, dem zweifellos die Kabinettbildung übertragen werden wird, hiezu geneigt ist, dann wird die Entwirrung entweder die Form annehmen, daß eine Minderheitsregierung der Arbeiterpartei von den Liberalen „garantiert“ wird, oder daß zwei oder drei liberale Staatsmänner in die Regie­rung eintreten. Falls jedoch Macdonald den tatsäch­lichen Zustand in der Wahlrechtsfrage nicht an­­x'ühren will, so dürfte Lloyd George einen opposi­tionellen Block mit den Konservativen anstreben, zumal das Gros der Konservativen gern die Gelegen­heit wahrnehmen würde, den „Fehltritt“ Baldwins zu reparieren. Falls die Entwirrung auf Grund einer Kooperation zwischen Liberalen und Arbeiterpartei zustande kommt, so dürfte es die Liberale Partei durchsetzen, daß spätestens im nächsten Jahr wie­der Neuwahlen stattfinden, und zwar auf Grund des zu schaffenden gerechteren Wahlrechtes. Das neue Parlament. London, 1. Juni. (U. T.-K.-B.) Ein interessantes Moment in bezug auf die Zusammenstellung des neuen Abgeordneten­hauses bildet der Umstand, daß sich darin mehrere Verwandte befinden werden. Am interessantesten ist der Fall der Familie Baldwin. Das Familienhaupt Stanley Baldwin, der gegenwärtige Premierminister, wird bald auf den oppositionellen Bänken Platz nehmen, wogegen der- Sohn des Ministerpräsidenten, Oliver Baldwin, der in Dudley mit dem Programm der Arbeiterpartei gewählt wurde, im Stabe Mac­donalds eine Rolle spielen wird. Auch zwei Söhne des Arbeiterführers Hender­son werden ins Parlament einrücken. Macdonalds Sohn ist gleichfalls gewählt worden. Lloyd Georges Tochter, Megan, erhielt auch ein Mandat. Sir Oswald Mosley figuriert mitsamt seiner Frau unter den Ge­wählten der Arbeiterpartei. Letztere ist eine Tochter des verstorbenen Lord Curzon. Die Frau des libera­len Abgeordneten Runciman fiel diesmal durch. Das neue Parlament zählt insgesamt 13 weibliche Mit­glieder. London, 1. Juni. Man glaubt, daß Baldwin vorläufig aus den Wahlen nicht die Konsequenzen ziehen, sondern sich dem Parlament vorstellen und nur dann zurück­­trelen werde, wenn er bei der Votierung des Ver­trauens in der Minderheit bleiben sollte. Da von den Ministern sieben nicht wiedergewählt wurden, müßte Baldwin sein Kabinett neukonstituieren. London, 1. Juni. (Wolff.) Es wird als sicher angesehen, daß Baldwin beschließen wird, am 25. Juni vor das neue Parlament zu treten und den Liberalen die Verantwortung zu überlassen, ihn durch ihre Voten zu stürzen. London, 1. Juni. Teils wegen der Erkrankung des Königs, teils ent­sprechend einem alten englischen Parlamentsbrauch muß eine bei den Wahlen gefallene Regierung nicht vor Bildung des neuen Kabinetts demissionieren. Chamberlain wird somit, im Gegensatz zu gestern verbreiteten Gerüchten, zur Völkerbundratstagung nach Madrid fahren, er dürfte sich jedoch auf eine mehr formelle Rolle beschränken und meritorischen Auseinandersetzungen über die Minderheits- und Rheinlandräumungsfrage enthalten. Führende englische Politiker über die neue Lage. London, 1. Juni. (U. T.-K.-B.) Einzelne Blätter sind der Ansicht, daß Baldwin mit Rücksicht auf die Krankheit des Königs wahrscheinlich geneigt sein wird, die Re­konstruktion des Kabinetts zu vollziehen und eine neue Regierung zu bilden. Times bemerken jedoch in diesem Zusammenhänge, daß ein Teil von Baaldwins Anhängern es als viel würdiger erachten würde, wenn Baldwin sich vor dem Willen der Wähler sogleich beugen und abdanken würde, in welchem Falle bei Eröffnung des Parlaments die

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