Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. július (76. évfolyam, 146-171. szám)

1929-07-02 / 146. szám

heilen versteigt, ja sogar die Mobilisierung gegen uns fordert, einzig und allein deshalb, weil der unga­rische Außenminister den Gesandten der Kleinen Entente erklärte, daß Ungarn den Vertrag von [Trianon nach wie vor für ungerecht hält, und seine Hoffnungen unerschütterlich auf eine friedliche Re­vision setzt. Die würdige Antwort auf die freimütige Retonung der Hoffnung auf eine friedliche Revision iwäre nach Herrn Kramar die Abberufung der Gesandten und die Mobilisierung der tschechischen jArmee gewesen. Braucht man nun nach diesem offe­nen Bekenntnis des Herrn Kramar weitere Beweise jdafür, wie die friedliche Gesinnung der tschechi­schen Republik Ungarn gegenüber in Wahrheit be­schaffen sei, und wer den Frieden im Donautale störe? Eine nette Friedfertigkeit das, die sofort die Mobilisierung fordert, sobald man in Ungarn die Hoffnung auszüsprechen wagt, daß der Vertrag von Trianon einmal doch in friedlicher Weise revidiert iwerden wird. Dabei vergißt Herr Kramar, wie lächerlich seine Behauptung wirkt, daß die fried­fertigen Worte des Außenministers eines entwaff­­neten Staates mit nur acht Millionen Einwohnern die Sicherheit der Staaten der Kleinen Entente be­drohen, die bis an die Zähne bewaffnet sind und 45 Millionen Einwohner zählen! Die Herren drüben scheinen nicht mehr imstande zu sein, Wahrheit und Unwahrheit voneinander zu unterscheiden, sonst würde ja Herr Kramar nicht behaupten, Un­garn wäre der eigentliche Urheber des Weltkrieges und unser Land habe eine entscheidende Rolle in der auswärtigen und militärischen Politik der ehe­maligen Monarchie gespielt. Herr Kramar weiß sehr wohl, daß Ungarn nicht nur keine entscheidende Rolle in der Monarchie gespielt hat, sondern seinen Wünschen nur selten und schwer Geltung zu Ver­schaffen imstande war. Gibt es hiefür einen über­zeugenderen Beweis, als daß selbst Graf Stefan Tisza im Juli 1914 vereinsamt blieb und den Ausbruch des Krieges nicht verhindern konnte? Man muß sich Verwundert fragen: Wo leben denn diese Menschen? Ja glauben sie denn, durch diesen Ton und durch diese gehässigen Ausfälle etwas anderes erreichen zu können, als die völlige Diskreditierung der an­geblich friedfertigen Absichten der Kleinen Entente, die bis zum Überdruß immer wieder in die Welt hinausposaunt werden? Umsonst sucht Herr Benes die Welt von den hehren Zielen der Kleinen Entente zu überzeugen, die aufrichtigen Worte der Herren Kramar und Popescu enthüllen die wahren Absich­ten der Kleinen Entente. Der Temps befaßte sich vor einigen Tagen mit der Lage im Donautale und gab uns den Rat, die Verständigung mit den Nach­barstaaten zu suchen. Der gehässige Artikel des Herrn Kramar ist die passende Antwort auf diesen wohlgemeinten Ratschlag des französischen Blattes. Aus dieser Antwort können Paris und London, ab. r auch die ganze Welt ersehen, warum sich Ungarn jnit jener Republik nicht verständigen kann, die in ihrer Verblendung die Mobilisierung der Armee for dcrt, nur weil man in Ungarn die Hoffnung auf eine friedliche Revision des Trianonvertrages offen ausgesprochen hat. Die Auszeichnungen im Ministerium des Innern. Anläßlich der Auszeichnungen, die dem Minister des íinern Dr. Béla Scitovszky, dem Staatssekretär Dr. Alex­ander Sztranyavszky, dem Staatssekretär Dr. Gustav Ladik, dem stellvertretenden Staatssekretär Dr. Alexander Alalia, dem Ministerialrat Dr. Béla Horváth und dem Winisterial-Hilfsekretär Dr. Karl Halász zuteil wurden, nachte eine Abordnung des Beamtenkörpers des Ministe­riums des Innern heute vormittag beim Minister ihre Aufwartung. Die Begrüßungsansprache hielt Staatssekretär Dr. Sztranyavszky, der die Verdienste hervorhob, die sich der Minister des Innern um die Schaffung der Verwaltungs­­reformvorlage und deren parlamentarische Erledigung erworben hat. Staatssekretär Dr. Sztranyavszky hob un­ter anderem hervor, daß der Beamfenkörper den Mini­ster nicht nur als Chef, sondern auch als Menschen feiere, dessen Güte und Wohlwollen die ihm unter­stehenden Beamten zum größten Dank verpflichten. Minister Dr. Scitovszky dankte für die an ihn ge­richteten herzlichen Worte und betonte, daß ihm bei der Ausarbeitung der Verwaltungsreformvorlage fähige Mit­arbeiter zur Seite standen, deren Verdienste an aller­höchster Stelle gewürdigt worden sind. Alle Beamten müssen dahin streben, die Atmosphäre in der Verwaltung aufzufrischen und den Bureaukratismus, der sich der Verwaltung und der erfolgreichen Tätigkeit der Beamten in den Weg stellte, auszumerzen. Hoffentlich werde der Beamtenkörper des Ministeriums des Innern in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel vorangehen und dazu bei­tragen, daß das Land von dem Krebsschaden des Bureau­kratismus befreit werde. Schließlich überreichte der Minister den ausgezeich­neten Beamten die ihnen vom Reichsverweser verliehenen Auszeichnungen. Neue Anschlüsse an die Revisionsliga. An die Revisionsliga haben neuestens ihren Anschluß angemeldet: 4000 Debrecener Gewerbetreibende, der Lan­desverband der ungarischen Griechisch-Katholischen, der Budapest-Rákoser bürgerliche Geselligkeitsklub, sämt­liche gesellschaftlichen Vereinigungen der Stadt ’Nagy­kanizsa, die Arbeiter der Gemeinde Jászjákóhalma, der Beamtenkörper der Geldinstitutszentrale, die Kispester Allgemeine Gewerbekorporation und der Jászárokszálláser christlichsoziale Arbeiterverein. Kedden a Rádióben a Budapesti Színészek Szövetsége javára „Az obsitos“ daljáték előadása. Rendező: Tihanyi Béla. Karnagy: Polgár Tibor • 4 • PESTER LLOYD Dienstag, 2. Juli 1929 Der Kirchenstaat. Rom, 1. Juli (Stefan!.) Nach einer Meldung der Corriere dTtalia wird der Heilige Vater am 25. Juli anläßlich der inter­nationalen Pilgerfahrt der Seminaristen zum ersten Male außerhalb des Vatikans erscheinen. Der Völkerbund. Die ständige Mandatskommission. Genf, 1. Juli. Die ständige Mandatskommission des Völkerbundes ist heute zu ihrer 15. Session zusammengetreten. Die Ver­handlungen der Kommission werden vertraulich sein. Einreichung von Ratifikationsurkunden. Genf, 28. Juni. (Schweizerische Depeschenagentur.) Die öster­reichische Regierung, die luxemburgische Regierung und der schweizerische Bundesrat haben beim Völkerbund­sekretariat die Ratifikationsurkunden zu der im Jahre 1927 Unterzeichneten internationalen Konvention über die Aufhebung der Beschränkungen der Ein- und Aus­fuhr hinterlegt; ferner hinterlegten sie die Ratifikations­­urkündeo zum Zusatzabkommen vom 1. Juli 1928 zu obgenannter Konvention. DEUTSCHLAND. Pausendiskussion. (Telegramm unseres Korrespondenten.) Berlin, 1. Juli. Die Ereignisse, die durch den Parlamentsschluß in Deutschland und in den meisten übrigen Ländern offiziell vorläufig klassiert worden sind, kümmern sich in der Regel nicht um derartige Termine. Des­halb geht die öffentliche Diskussion über die bevor­stehende Regierungskonferenz, ihre Ziele und Auf­gaben unvermindert weiter. Einen wertvollen Beitrag hiezu hat am Freitag Reichsbankpräsident Dr. Schacht mit seiner Rede vor dem Industrie- und Handelstag der Spezialvereinigung der deutschen Handelskammern in München geliefert. In drei Ka­piteln und 25 präzis gefaßten Punkten hat er dabei den Werdegang, die Grundlagen, die Schwierig­keiten, die Vorteile und die Mängel des Young-Planes dargelegt und in seiner temperamentvollen Art die Gelegenheit benützt, um die verschiedenen kleinen Zwischenfälle in der Heimat während der Pariser Konferenz zu geißeln. Auch Schacht, der bei dieser Gelegenheit ein sehr eníschiedenés Bekenntnis zum demokratischen Gedanken ablegt, läßt seine Ausfüh­rungen in der Erklärung gipfeln, daß die Rheiriland­­räumung ohne jede Bedingung selbstverständliche Voraussetzung für die Rcparationsregclnng sein müsse, daß der Young-PIan damit stehe und falle. Da diese Auffassung nicht nur fon der Reichs­regierung durch den Mund Dr. Strcscmanns, nicht nur in einer am Schluß der MiinchnerTagung ge­faßten Resolution der Wirtschaft und in zahlreichen anderen Kundgebungen aus allen Kreisen der Be­völkerung zum Ausdruck kam, haben sich die Äußerungen einiger französicher Blätter hier un­liebsam bemerkbar gemacht, die von neuem die Frage der „Feststellungs- und Vergleichungskom­mission“ für das Rheinland aufwärmen. Es wird darauf hingewiesen, daß alle Vorkehrungen für die Kontrolle der Entmilitarisierung des Rheinlandes und etwaige Verstöße dagegen bereits in Artikel 213 des Versailler Vertrages, der Völkerbundinvestiga­tionen in ganz Deutschland ermögliche, in den Re­visionsvereinbarungen über diese Bestimmungen 1926 und schließlich in eindeutiger Form in dem Locarnopakt und dem zugehörigen Schiedsvertrag vorgesehen sind. Somit würde jede Forderung nach einer neuen Einrichtung den Charakter einer pein­lichen Schikane gegenüber Deutschland, einer Dif­ferenzierung zwischen deutschen Landesteilen und einer Einschränkung der deutschen Souveränität tragen, deren volle Zurückgewinnung ja eben die Hauptaufgabe einer Konferenz sein soll, die nach französischer Auffassung ebenfalls der „Gesamt­liquidation des Krieges“ dienen soll. Diese Auffassung wird denn auch in England, zürn Beispiel von fast allen Sonntags- und Wochen­zeitschriften geteilt. Diese finden auch den deutschen Anspruch auf gleichzeitige Behandlung der Saar­frage logisch und moralisch gerechtfertigt, obgleich die Times, die auch weiterhin als offiziös gelten möchten, gerade in diesem Punkte einen recht klein­lichen und pedantischen Standpunkt eingenommen hatten, denn da war versucht worden, einen Unter­schied zwischen der im Versailler Vertrag vorgesehenen vorzeitigen Rheinlandräumung und zwischen den Be­stimmungen über das Saargebiet zu machen, in denen eine Volksabstimmung erst für das Jahr 1935 vorgesehen ist. Aber erstens sind die vielfachen ein­mütigen Willenskundgebungen der Saarbevölkerung auch heute schon ein ausreichender Beweis für ein fast hundertprozentiges Votum zugunsten der Rück­kehr ins Reich, zweitens ist der spezifische Ersatz­anspruch Frankreichs auf Kohlenlieferung von der Saar längst mehr als abgegolten, und drittens ist die Reparationsregelung im ganzen ja bereits eine grundsätzliche Abänderung der finanziellen und wirtschaftlichen Bestimmungen des Friedensvertrages, die also auch dieses Gebiet mit­betrifft. Man steht in Deutschland auf dem Stand­punkte, daß die letzte große Gelegenheit gekommen ist, um mit einer freundlichen und mutigen Geste die Hindernisse auszuräumen, die einer wirklichen Verständigung zwischen den ehemaligen Kriegs­gegnern, also vor allem zwischen Deutschland und Frankreich im Wege stehen, und man möchte des­halb alle diese Einzelfragen unter einem solchen größeren Gesichtspunkt geregelt sehen. Das war mit der Grund für die würdige, aber außerordentlich zurückhaltende Form, in der der zehnte Jahrestag der erzwungenen Vertragsunterzeichnung, der 28. Juni, in Deutschland begangen wurde — eine poli­tische Zurückhaltung, die innerpolitisch zu einigen Auseinandersetzungen und Ärgernissen Veranlas­sung gab. Strescmann in Baden-Baden. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Juli. Reichsaußenminister Dr. Stresemann ist heut» abend zum Kurgebrauch nach Baden-Baden abgereist. Ein Nachspiel zu den Studentcnkrawallen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. Juli. Die Straßenkrawalle am 28. Juni führten heute im preußischen Landtag zu heftigen Lärmszenen und zu einem deutschnationalen Mißtrauensvotum gegen den preußischen Ministerpräsidenten und das ganze preußi­sche Ministerium. Der Führer der deutschnationalen Volkspartei, von Winterfeld, brachte die Debatte auf die Vorgänge am 28. Juni und verlas eine deutschnationale Erklärung, die von der Linken und der Mitte des Hauses immer wieder mit stürmischen Pfuirufen unterbrochen wurde. In der Erklärung wird das Verbot der Kundge­bungen als eine schwere Verletzung der akademischen Freiheit bezeichnet, und gesagt, die demonstrierenden Studenten, die gegen niemand gewalttätig vorgegangen seien, seien von einem starken Polizeiaufgebot unter Miß­handlungen auseinandergejagt und wie Verbrecher be­handelt worden. Als dann in der Erklärung davon ge­sprochen wird, daß die Maßnahmen der preußischen Re­gierung jenen entsprächen, die . die französischen Be­satzungsbehörden in den besetzten Gebieten gegenüber der Beleidigung des nationalen Gefühls der deutschen Bevölkerung für angemessen erachten, erhob sich auf der Linken und in der Mitte des Hauses ein Entrüstungs­sturm. Die Durchführung des Young-Planes. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 1. Juli. Der deutsche Botschafter v. Hoesch hatte heute abend eine Unterredung mit Außenminister Briand. Die Besprechung, die etwa eine Stunde dauerte, diente der Erörterung der Fragen, die mit der bevorstehenden po/i» tischen Konferenz Zusammenhängen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Belgrad, 1. Juli. Nach Informationen aus eingeweihter Stelle beab­sichtigt die jugoslawische Regierung nicht, dem Beispiel Griechenlands zu folgen und einen formellen Protest gegen den Young-Plan, so weit er Jugoslawien betrifft, einzulegen. Die jugoslawische Regierung ist zwar mit dem Jugoslawien betreffenden Teil des Young-Planes nicht zufrieden, doch will sie diese Unzufriedenheit in einer anderen Form und nicht in der eines diplomati­schen Protestes zum Ausdruck bringen. ÖSTERREICH. Eine Kundgebung gegen das Friedensdiktat. Wien, 1. Juli. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) In Stillfried an der tschechi­schen Grenze fand Sonntag eine Sonnenfeier statt, die sich zu einer Kundgebung gegen die Friedensdikiate ge­staltete. Bei dieser Feier hielt der bekannte National­sozialist und frühere Abgeordnete Riehl die Festrede, in der er unter anderem ausführte: Die Tschechen jenseits der Grenze dürfen, wenn sich auch noch so große Massen ihrer Soldateska aufmarschieren lassen, nicht glauben, daß die Grenzen ewig so bleiben werden, wie sie jetzt sind. Wir dürfen nicht rasten und ruhen, bis wir in einem geeinten Deutschland geeinigt sind. Das deutsche Volk muß aufgerüttelt werden. Es muß ihm in Erin­nerung gebracht werden, daß dreieinhalb Millionen Deutsche unter tschechischer Herrschaft stehen und daß deutscher Boden von Niederösterreich abgetreten werdeu mußte. GROSSBRITANNIEN* Die bevorstehende Thronrede. London, 1. Juli. Die Thronrede wird morgen verlesen und nachmit­tags um 3 Uhr wird das Unterhaus in die Adreßdebatte eintreten. Im Oberhaus wird die Debatte über die Thron­rede ebenfalls morgen beginnen. Wie verlautet, wird die Thronrede diesmal außerordentlich lang sein. TSCHECHO-SLOWAKEI. Eine Rede des Präsidenten Masaryk. Prag, 1. Juli. (U. T.-K.-Bureau.) Der Präsident der Republik, Masaryk, hat heute die tschechoslowakische Kriegsaus­stellung in Tabor besichtigt. Bei diesem Anlaß erklärte er, daß er in der Kriegsausstellung vor allem eine Friedenstendenz erblicke. Wir wollen den Frieden —. führte er aus — namentlich mit unseren Nachbarn. Dieser Pazifismus bedeute indessen nicht die Destruierung des Kampfgeistes, sondern die Ausbildung von Bürgern, die dbn Frieden wollen, aber im Zwangsfalle auch gute Soldaten abgeben. Was diese Nation mit großer Anstren­gung sich erkämpft hat, werde sie auch mit aller Kraft verteidigen.' Die Verteidigung sei nicht nur notwendig, sondern auch moralisch zulässig. Es sei unmenschlich, wenn jemand Gewalt angetan wird, aber nicht weniger, verwerflich, sich nicht zu verteidigen. In diesem Sinne be­grüßte der Präsident die Ausstellung, die die Kombinie­rung der Arbeit und nötigenfalls des Schwertes darstellt

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