Pester Lloyd - esti kiadás, 1929. szeptember (76. évfolyam, 197-221. szám)

1929-09-02 / 197. szám

spanischen Komitees und der gesellschaftlichen Vereini­gungen nahm das Mitglied des Budapester Munizipal­ausschusses Karl Repold von dem Gaste Abschied. Groß­propst Don Antonio Sancho dankte ergriffen für die Gastfreundschaft, deren er sich in Ungarn erfreuen konnte, und versprach, der Ungarn, die er jetzt gründ­lich kennenlernte, immerdar aufs herzlichste zu ge­denken. Tod der Schwester des Reichspräsidenten Hinden­­burg. Aus Berlin wird uns telegraphiert: Heute vormittag ist in Potsdam nach einer Operation die 78jährige Schwester des Reichspräsidenten, Fräulein Ida v. Hindcn­­burg, gestorben. Sie lebte als Stiftsdame in Potsdam. Schwere Erkrankung Edisons. Nach einer Pariser Meldung ist der berühmte amerikanische Erfinder Edison ernstlich erkrankt. Sein Hausarzt hat es für notwendig erachtet, den weltberühmten Psychiater Howet an sein Krankenlager zu rufen. Edison selber ist der Meinung, daß er nur an einem heftigen Schnupfen leidet und ver­steht es nicht, warum sich seine Umgebung so sehr um ihn ängstigt. Der Gesundheitszustand des illustren Erfinders ist vor drei Wochen bereits kritisch geworden, weil sich Edison bei der Examinierung der jungen Leute, unter denen er sich bekanntlich einen Nachfolger gewählt hat, geistig überanstrengt hatte. Sein Sohn erklärte, daß sielt Edison gestern etwas leichter gefühlt und auch eine Zigarre geraucht habe. Mit Rücksicht darauf, daß der Patient 82 Jahre alt ist, ist die Besorgnis der Familie voll­kommen berechtigt. Bootsunfall mit zwei Toten. Auf der Donau, in der Nähe der Gemeinde Dunabogdäny, spielte sich gestern in den Mittagsstunden eine entsetzliche Tragödie ab. Wie an jedem Sonntag war die Donau vpn unzähligen Ruderbooten belebt, in denen die sogenannten „wilden Ruderer“ ihrem Sport huldigten. Unter anderen hatte auch der Pozsonyer Realschuldirektor Johann Romhány, der mit seiner ^rau und seinem Töchterchen Elly den Urlaub in Szentendre bei Verwandten verbringt, sein Boot bestiegen und ruderte gegen Visegräd zu. Kaum war das Boot in die Mitte des Stromes geraten, als die dreijährige Elly im Boote freudig zu springen und tanzen begann. Der Vater wollte das Kind eben wieder auf seinen Platz niedersetzen, als die kleine Elly ins Wasser stürzte. Romhány überlegte nicht lange, sprang dem Kinde, das von den Wellen abwärts getrieben wurde, nach. Das Kind tauchte noch einmal auf, und verschwand dann. Romhány machte noch einmal einige Tempi, doch im nächsten Moment schon war auch er in den Wellen spurlos verschwunden. Frau Romhány schrie entsetzt um Hilfe, mußte aber Zusehen, wie ihr Mann und ihr Kind endgültig im Strom untergingen. Zahl­reiche Ruderer versuchten zu helfen, doch vergeblich. Die beiden Leichen kamen im Laufe des Tages nicht zum Vorschein. Frau Romhány stürzte ohnmächtig auf den Boden des Unglücksbootes und wurde erst in Szent­endre bei ihren Verwandten wieder zum Bewußtsein gebracht. Wanderversammlung der deutschen, österreichischen und ungarischen Archäologen. Die alle zwei Jahre statt­findende Wanderversammlung der deutschen, österreichi­schen und ungarischen Archäologen wird heuer vom 2. bis 9. September in Ungarn abgehalten. Die Forscher wer­den aus diesem Anlaß die wichtigsten Sammlungen und einige bedeutende Fundorte Transdanubiens besichtigen. Nach Sopron und Szombathely wird auch Kőszeg und der berühmten urzeitlichen Siedlung in Velemszentvid ein Besuch abgestattet. Bei Keszthely werden der Dobogóer Friedhof aus der Völkerwanderungepoche und das römische Kastell von Fenékpuszta aufgesucht. In Sümeg, Veszprém und Székesfehérvár werden die reichen Museumssammlungen studiert. Die Städte und Behörden werden den Archäologen, unter denen sich Professor Seger (Breslau), Professor Schulz (Halle), die Direktoren Beltz, Behrens und Bersu (Deutschland), sowie hervor­ragende österreichische Gelehrte, an ihrer Spitze Professor Oswald Manghin (Wien) befinden, das größte Entgegen­kommen bekunden. Von Ungarn nehmen neben Universi­­itätsvertretern Archäologen des Nationalmuseums und der Provinzmuseen an der Wander Versammlung teil. Das internationale Schachturnier in Budapest. Das Turnier wurde gestern feierlich eröffnet. In der ersten Runde siegte Vajda gegen Colle. Die Partien Rubinstein— Przepiorka und Steiner—Prokesch endeten remis. Das Spiel Birkmann—Canal wurde unterbrochen. Aus ärztlichen Kreisen. Obermedizinalrat Dr. Andreas Hugo Szász ist nach der Hauptstadt zurückge­kehrt und hat seine zahnärztliche und mundchirurgische Praxis wieder aufgenommen. — Dr. Artur Deutsch, ordinie­render Arzt am hauptstädtischen St. Margareten-Kranken­­haus, Oberarzt, ordiniert wieder. Liebesdrama im Zuschauerraum eines Kinos. Aus Wien wird uns telegraphiert: Die Schreckenstat einer Frau hat Sonntag abend in einer ungemein belebten Straße Wiens großes Aufsehen erregt. Die Chauffeurs­­galtin Marie Hajny, die mit ihrem Gatten in Unfrieden lebte, hat im Lichtspieltheater Wienzeile aus einer Browningpistole auf ihn geschossen. Sie hat nicht nur ihn getroffen und schwer verletzt, sondern auch eine ganz unbeteiligte Dame, die Baronin Tatjana Rosen, schwer verletzt. Die Täterin versuchte zu flüchten, wurde aber unter großem Aufsehen verfolgt und verhaftet. Sie gab an, daß sich ihre Ehe mit Hajny ungemein unglück­lich gestaltete. Der Mann hätte sie öfter mißhandelt und am Leben bedroht. Sie wußte sich schließlich keinen anderen Rat, als von ihrem Gatten wegzugehen. Vor acht Monaten hatte sie sich von ihm getrennt. Nach einiger Zeit machte sie die Bekanntschaft eines anderen Mannes. Der Gatte erfuhr davon und wollte deshalb mit ihr sprechen. Sie hatte große Angst vor dem gewalttätigen Mann, da er sie öfter am Leljen bedroht hatte. Seit sechs Wochen trug sie ständig die Pistole in der Hand­tasche, um vor einem Angriff ihres Mannes geschützt zu sein. Als sie gestern mit ihrem Geliebten im Kino war, sah sie sich plötzlich ihrem Gatten gegenüber. In ihrer Angst zog sie die Pistole und schoß blindlings gegen Hajny, der von zwei Kugeln getroffen wurde und blut­überströmt zusammenstürzte. Der Vorfall hat im Kino ungeheures Aufsehen und beinahe Panik hervorgerufen, r— Nach einer späteren Meldung ist der Chauffeur Hajny, auf den gestern nacht seine Gattin vor einem Kino mehrere Revolverschüsse abgegeben hatte, heute seinen Verletzungen erlegen,1 Ein Bombenattentat In Nizza. Wir erhalten aus Nizza folgendes Telegramm: Ein Bombenattentat wurde gestern hier verübt, das katastrophale Folgen hatte. Eine Vereinigung ehemaliger italienischer Kriegsteilnehmer gab in einem Restaurant, das vor dem Observatorium liegt, ihr jährliches Bankett, an dem auch der italienische Kon­sul und andere hervorragende Mitglieder der italienischen Kolonie Teilnahmen. Gegen halb 7 Uhr abends erwartete eine Gruppe von Teilnehmern einen Autobus, als plötzlich deutlich sichtbar eine Bombe aus dem Garten des Obser­vatoriums geworfen wurde, und auf der Straße in der Nähe der Gruppe platzte. Zwei Personen wurden sofort getötet, 12 verletzt, darunter drei Frauen und ein Kind. Diese wurden ins Krankenhaus gebracht. Es handelt sich offenbar um ein politisches Attentat, wahrscheinlich eines Antifaszisten. In der ersten Erregung vergaß man, nach dem Attentäter zu fahnden, so daß von ihm bisher keine Spur zu finden war. Ein Arzt während der Operation irrsinnig geworden. Wie verlautet, ist im Kasaer Staatsspital ein operierender Arzt während einer Operation verrückt geworden. Ob­wohl die Operation von einem anderen Arzte zu Ende geführt wurde, ist der Patient gestorben. Eine Unter­suchung ist im Zuge. Todesfälle. Edmund Höllriegel, Oberinspektor der Györer Zweigstelle der Ungarischen Nationalbank, ist am 30. August plötzlich gestorben. — Anton v. Iíovách, Ku­rialrichter a. D., ist am 1. September im Alter von 86 Jahren verschieden. Die Beisetzung findet am 3. Sep­tember um halb 5 Uhr nachmittags im Kerepeser Fried­hof statt. Der Pikkolo als Giftmischer. In einem Hotel in Pisek haben, wie uns aus Prag telegraphiert wird, über 70 Personen, die dort gespeist hatten, Vergiftungen erlit­ten. Unter dem Verdacht, dem Kochsalz Arsen beige­mengt zu haben, ist jetzt der 17jährige Pikkolo des Hotels „Zaboudil“ verhaftet worden. Der Junge hatte das Gift einem Rattenvertilger gestohlen. Zweifelsfall. „Wie der Mensch ißt, so ist er,“ sagt das Sprichwort. Aber was kann man mit den Sprich­wörtern schon anfangen. Neulich habe ich gesehen, wie mein Bräutigam nach dem Essen den Teller abgeleckt hat. Was ist er nun — reinlich, sparsam oder gefräßig? Wasserstand. Die Donau fällt durchwegs bei niedrigem Stand. Pegel: Passau 254, Stein —21, Wien — 44, Pozsony 114, Komárom 236, Budapest 168, Paks 80, Baja 155, Mohács 184, Barcs —56. — Die Theiß fällt bei niedrigem Stand auf dem ganzen Laufe. Pegel: Tiszabecs — 25, Vásárosiiamény —66, Tokaj —2, Szolnok — 10, Csongrád — 44, Szeged 38, Csenger 24, Gyoma 12. Wetterbericht. Die europäische Witterung wird noch immer durch das zyklonäre System beherrscht, hinter dem einströmende polare Luft England abgekühlt und über dem Ärmelkanal den Luftdruck erhöht hat. Die polare Front hat auch in Rußland eine empfindliche Ab­kühlung verursacht. — In Ungarn besitzt die Witterung — ebenso wie in Mittel- und Südeuropa — allgemein einen antizyklonen Charakter: trocken und warm; die Luft­strömung ist schwach, doch löst in der stagnierenden Luftmasse die lokale Erwärmung hie und da kleinere Gewitter aus, deren Wahrscheinlichkeit jedoch infolge der Erhöhung der Luftdruckunterschiede abgenommen hat. Die Mittagstemperatur betrug heute in Budapest 30 Grad Celsius. Prognose: Auch weiterhin warm und trocken; die Eventualität der Lokalgewitter hat sich ver­ringert. ____________ Klassenlosterie. Bei der heutigen Ziehung wurden die folgenden grösseren Treffer gezogen: 10.000 Pengő gewinnt: Nr. 4159; 5000 Pengő gowinnen: Nr. 27688 52250; 2000 Pengő gewinnen: Nr. 58339 60132 76632 78269; 1000 Pengő gewinnen: Nr. 42467 48725 51876; 800 Pengő gowinnen: Nr. 14774 35197 45325 57729 61149 75743; 6CO Pengő ge­winnen: Nr. 19061 22030 23777 27643 408G4 46843 76781. Ferner wurden 12 Treffer mit je 5Ö0 Pengő, 36 Treffer mit jo 400 Pengő, 103 Treffer mit je 300 Pengő und 1826 Treffer mit jo 150 Pengő gezogen. Die nächste Ziehung findet am 3. September 1. J. um V’9 Uhr früh statt. Familicnnacbricht. Dr. Magdalena Kabos und Artur Stckl empfehlen sich als Vormählto. (Statt jeder bes. Anzeige.) • 4t • PESTER LLOYD Montag, 2. September 1029 Ein Bombenattentat gegen das deutsche Reichsfagsgehäude. Berlin, 1. September. (Woiff.) Im Keller des Rcichstagsgcbäudes ex­plodierte heute früh 4 Uhr 23 Minuten eine Bombe. Es wurde geringer Sachschaden an den Fenstern angerichtet. Ein Brand brach nicht aus. Die Deto­nation war weithin hörbar. Daraufhin wurde der Tatort sofort in weitem Umkreis durch Schutz­polizei abgesperrt. Bald nach der Explosion er­schien Polizeivizepräsident Dr. Weiß mit Herren von der Kriminalpolizei zur Festellung des Tatbestan­des. Es wurde festgestellt, daß an der Nordseitc des Reichstagsgebäudes eine SprengstolTladung zur Ex­plosion gebracht worden war. Die Wirkung war eine Zertrümmerung mehrerer Fenster im Erd­geschoß und im ersten Stock. An einem Fenster wurde auch der Fensterrahmen abgerissen. Reste der Sprengstoffladung, insbesondere Teile einer Weckeruhr und von Taschenlampenbattcrien wur­den aufgefunden. Einzelne Teile waren bis auf die gegenüberliegende Straßenseite geschleudert wor­den. Am Straßenbahnmast beim Sprengherd wurde eine sogenannte Klebemarke gefunden, die ein Hakenkreuz da.\;tellt, mit der Inschrift: „Groß­deutschland erwache!“ Zwar konnte noch nicht die Art des Spreng­stoffes festgestellt werden, nach gutachtlicher Be­kundung aber ist die Sprengstoffladung ähnlich wie bei den Anschlägen in Oldenburg und Lüneburg <orbereitet gewesen. Ein Zusammenhang der drei Attentate ist anzunehmen. Der Polizeipräsident hat eine Belohnung von 25.000 Mark auf Eruierung der Täter ausgesetzt. ^Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 1. September. Auf das Reichstagsgebäude wurde heute früh gegem fünf Uhr ein Anschlag verübt, der aber nach der ganzen! Ausführung wohl lediglich als Demonstration gedacht! war. Die Täter, von denen bisher jede Spur fehlt, haben; eine kleine Höllenmaschine an der Spreeseite des Reichs-j tagsgebäudes in einer Fensternische zur, Explosion ge-j bracht. Durch den Luftdruck wurden im Keller, imi Erdgeschoß und im ersten Stock eine Anzahl Fenster-i scheiben zertrümmert, doch im ganzen nur unwesent-l licher Schaden angerichtet. Es wurden sowohl Feuerwehr als auch Überfallkommando sofort alarmiert. Die Po­lizei glaubt nicht nur auf Grund der Zusammensetzung, des Sprengkörpers, sondern aus der ganzen Art der Ausführung des Attentats schließen zu können, daß der! Anschlag von derselben Seite verübt wurde, die die ver­schiedenen Anschläge in Schleswig-Holstein unternahm. In der Nähe der Explosionsstelle wurden Teile des Uhrwerkes der Höllenmaschine gefunden. Das Spreng­stoffpaket war in einem Schacht des Zeitungsarchivs untergebracht. Ferner wurde auf einem in nächster Nähe gelegenen Straßenbahnmast eine aufgekleble; Hakenkreuzmarke gefunden, so daß die Polizei über-; zeugt ist, daß es sich um die Tat von Nationalsozialisten handelt. Sofort nach der Explosion erschien der Polizei-! Vizepräsident in Begleitung zahlreicher Polizeibeamten' am Tatorte, der in weitem Umkreise abgesperrt wurde.; Berlin, 2. September. (Telegramm der Bud. Korr.) Die nationalistischen Blätter wollen glauben machen, daß das Bombenattentat' am Reichstagsgebäude ein Werk der Kommunisten sei, die! nur behufs Irreführung die rassenschützlerische Pro­pagandamarke angebracht hatten. Spitalsweihe ín Szombathely. Szombathely, 2. September. Unter großen Feierlichkeiten hat gestern die Ein-, weihung des Spitals des Komitats Vas und der Stadti Szombathelg stattgefunden. Der Feier wohnte t auch! Reichsverweser Nikolaus v. Horthy mit seiner Gemahlin) bei. Das Staatsoberhaupt wurde von der Bevölkerung derj Stadt Szombathely mit großer Begeisterung empfangen) und herzlich gefeiert. Auf dem Bahnhof hatten sich! Volkswohlfahrtminister Dr. Josef Vass, der Vertreter der; Stadt Szombathely im Abgeordnetenhause Staatssekretär- Dr. Emerich Dréhr, Obergespan Tarányi und Bürger-; meister Stefan Kiskos an der Spitze einer großen Abord-i nung eingefunden. Für die Begrüßungsansprache desi Obergespans dankte der Reichsverweser in einer kurzen) Rede, worauf er das Fünfergespann des Grafen Alexander! Erdödy bestieg und die Fahrt in die Stadt antrat. In den; Straßen bildete eine vieltausendköpfige Menge Spalier,! die dem Staatsoberhaupt stürmische Ovationen dar-! brachte. Um halb 11 Uhr vormittags begannen die Einweihungs-i feierlichkeiten, aus welchem Anlaß im Garten des Spi-! tals ein Ehrenzelt errichtet war. In der Ehrenloge desj Reichsverwesers, hatten u. a. Diözesanbiscbof Graf Jo-i hann Mikes, Graf Franz Erdödy, erzbischöflicher Vikar! Johann Boda, der Soproner Bürgermeister Michael Thur-\ ner und andere Persönlichkeiten Platz genommen. Der! Reichsverweser wurde bei seinem Erscheinen mit stürmi-i sehen Eljenrufen begrüßt. Nach einer Rede des Spitals-i direktors Obermedizinalrates Dr. Ernst Pető erteilte derj Reichsverweser die Erlaubnis zur Einweihung. Die Festrede hielt Volkswohlfahrtminister Dr. Vass,\ der u. a. folgendes sagte: — Die Anwesenheit des Herrn Reichsverwesers und] seiner Gemahlin gestaltet diese Feier zu einer histori-j sehen. Man kann behaupten, daß eine Nation ein Kind! und ein Riese sei, man kann aber auch sagen — und damit trifft man vielleicht das Richtige —, daß die Nation ein riesiges Kind ist, denn jede selbstbewußte Nation: weist die charakteristischen Züge eines Kindes und eines; Riesen zugleich auf. Die Nation kritisiert nicht, sondern; geht ihrem Instinkt, der Liebe, der Sympathie oder der Antipathie nach. Die Nation liebt, ohne daß sie sagen; könnte, weshalb sie liebt und sie haßt, ohne die Gründe ihres Hasses angeben zu können. In der Seele des Volkes; wohnen Leidenschaften, die keine Berechtigung haben, aber in ihr wohnt auch die Liebe, die in manchen Fällen vielleicht ebenso unberechtigt ist. Aber ebenso wie in der; Seele des Kindes die Liebe oder die Antipathie Zweifels-: ohne einen großen Wert bedeutet, ist es auch um die Nation bestellt. Die Seele, ihre Erschütterungen und ihr; Wellenschlag müssen, von allen jenen mit Aufmerksamkeit, verfolgt werden, die denselben Weg gehen wollen wie die Seele der Nation. In der Seele der Nation herrschen demnach diese Kräfte vor und diese Kräfte sind es, denen durch eine weise Führung jene Richtung gegeben wer­den muß, die der Größe der Nation dient. Die Seele des Reichsverwesers Ungarns ist mit der Seele dieses Riesen­kindes, dieses riesigen Kindes verschmolzen. Ich weiß nicht, ob Se. Durchlaucht der Herr Reichsverweser je­mals den Versuch unternommen hat, die überströmende; Zuneigung seiner eigenen Seele seiner Rasse, seiner Na­tion gegenüber zu analysieren? Es ist nicht schwer, aber dennoch nicht leicht zu analysieren! Aus dem Boden, dem auch seine Wurzel entsprossen ist, aus dem Wind, der auch sein Antlitz gestreichelt, aus dem Wasser, das in Bächen und Strömen hier auf dem ungarischen Boden singen und weinen kann wie das unendliche Meer. Dar­aus entsprießt das glühende Ungartum der glühenden Seele Ew. Durchlaucht. Daraus entsprießt der dominie­rende Zug, der ihn uns, der ganzen Nation so nahe bringt. Und ich frage: weist nicht die Nation! den gleichen Charakterzug auf? Ist nicht die Nation demselben Boden entsprossen? Und siehe, der Mann, der heute die Würde des Reichsverwesers bekleidet, fühlt und empfindet mit der Nation, ist zu einem Riesen dieser Nation geworden! Der Herr Reichs-' verweser und seine hochherzige Gemahlin haben, diese

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