Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. október (76. évfolyam, 222-248. szám)

1929-10-01 / 222. szám

PESTER LLOYD • 4 • Dienstag, 1. Oktober 1929 Die Seeabrüstung. Paris, 30. September. (U. T.-K.-B.) Dem New York Herald wird aus Washington gemeldet: An der gestrigen Sitzung des Flottenausschusses, in der die Angelegenheit der Seeab­rüstung verhandelt wurde, nahm Senator Borah nicht teil, obwohl er Vorsitzender des Ausschusses ist. Man be­trachtet dies als einen neuen Beweis dafür, daß Borah sich an der nach London zu entsendenden Delegation nicht beteiligen wolle, da er der Ansicht sei, daß die vor­läufigen Besprechungen den Erfolg der Fünfmächte­konferenz nicht genügend gewährleisten. In Amerika werde Macdonald nicht als Arbeiter­führer, sondern als Ministerpräsident Großbritanniens (empfangen; man sei allgemein der Meinung, daß er den guten Willen Englands mitbringe. Tokio, 30. September. (Havas.) Führende Persönlichkeiten des Heers und der Flotte hielten gestern eine wichtige Konferenz ab, an der auch Admiral Togo teilnahm. In der Konferenz wurde frage der Seeabrüstung besprochen. Tokio, 30. September. (Reuter.) In der Konferenz der führenden Persönlich­keiten des Heeres und der Flotte wurde aller Wahrschein­lichkeit nach die Angelegenheit der Londoner Konferenz 'besprochen. Der Ministerpräsident konnte an der Kon­ferenz nicht teilnehmen, weil er nach lse zur Zeremonie der Verlegung des heiligen Spiegels fahren mußte. Der heilige Spiegel — den nach der Sage die Sonnengöttin ihrem Enkel, dem ersten Kaiser Japans, geschenkt hat — ■wird alle zwanzig Jahre einmal an einen anderen Ort Verlegt. (Telegramm des Pester LliyJ.) Paris, 30. September. Wie die Agentur Indopacifique aus Tokio berichtet, bestätigt sich, daß Marineminister Takarabe und der japanische Botschafter in London als Delegierte Japans zur bevorstehenden Flottenabrüstungskonferenz entsandt wurden. Marineminister Takarabe erklärte, daß Japan zwar die tatsächliche Abrüstung wünsche, daß aber Ame­rikas Anspruch auf eine Erhöhung der Zahl der 10.000- Tonnen-Kreuzer eine Fortsetzung der Rüstungen bedeute. GROSSBRITANNIEN. Der Kongreß der Arbeiterpartei. Brighton, 30. Septembei. Heute vormittag begann in Brighton der 29. Kongreß der englischen Arbeiterpartei in Anwesenheit von etwa 1000 Delegierten und zahlreichen Regierungsmitgliedern. Schatzkanzler Snowden, der stellvertretende Minister­präsident, wohnte der Eröffnungssitzung nicht bei; er wird wahrscheinlich am Donnerstag auf dem Kongreß eine Rede halten. Am Eingang des Sitzungssaales forderten Detektive jeden Kongreßteilnehmer zur Ausweisleistung auf, um eventuellen kommunistischen Kundgebungen vor­zubeugen, aber trotz diesen Maßnahmen kam es bereits dm Nachmittag zu einem Skandal, Indem ein unbekannter Mann auf der Galerie laut die Freilassung der Angeklag­ten von Meerut und der kommunistischen Grubenarbeiter forderte. Indische Delegierte, in deren Gesellschaft auch die bekannte Theosophin Annie Besaut erschienen. ist, ver­teilten vor dem Sitzungssal Flugzettel, die die Schreckens­herrschaft der Arbeiterregierung in Indien brandmarkten. Der Vorsitzende Morrisson überbrachte die Bot­schaft des Premierministers Macdonald, die mit großem I Beifall aufgenommen und mit einem Telegramm an den auf der Reise nach Amerika befindlichen Premier beant­wortet wurde. Gleichzeitig wurde auch an den Präsiden­ten Hoover ein Telegramm gesandt, in dem ihm für seine Bemühungen um den Weltfrieden der Dank der Arbeiter­partei ausgedrückt wird. Der Vorsitzende erklärte in seiner Eröffnung .­­ansprache, das Ziel der Arbeiterpartei sei die Schaffung einer „sozialistischen Republik'“. Die Verwässerung dieses Zieles könne unter keinen Umständen in Frage kommen. Morrisson setzte sich für eine enge Verbindung zwischen Partei und Gewerkschaft ein, die keineswegs eine Schwäche, sondern eine Stärke der Partei sei. Zu den innerpolitischen Aufgaben der Labour Party übergehend, erklärte Morrisson, man dürfe nicht vergessen, daß die Arbeiterregierung eine Minderheitenregierung sei und ihre Arbeiten daher nur langsam vorwärtsschreiten könnten. Gleich nach der Eröffnungsansprache des Vor­sitzenden setzte die Offensive der Unabhängigen Arbeiter­partei ein. Im Namen der Partei stellte die gewesene Abgeordnete Miß Dorothy Jewson den Beschlußantrag, die größeren Vermögen mit höheren Steuern zu belegen und die dadurch entstehenden Einnahmen zu progressi­ven Familienzuschlägen zu verwenden. Innenminister eignes wies in seiner Antwort auf den Umstand hin, daß in der Frage der Familienzulagen selbst die Gewerkschaften nicht einer Meinung seien. weshalb er den Antrag ablchnte. Der Präsident der Unabhängigen Arbeiterpartei | James Maxton protestierte sehr energisch gegen die Ausführungen des Ministerpräsidenten und betonte, daß er bereits vor drei Jahren die Regelung der Familien­zuschläge gefordert habe, bisher jedoch nichts in der Sache geschehen sei. Die Arbeitslöhne gingen ständig zurück, und diesem Abbröckelungsprozeß könne die Arbeiterregierung nicht Einhalt gebieten. Gerade wäh­rend der Herrschaft der Arbeiterpartei habe ein Aus­schuß mit der Zustimmung der Regierung die Löhne der Baumwollarbeiter herabgesetzt. Der Vorsitzende: Aber nicht in Vertretung der Regierung! Maxton (sehr aufgebracht auf den Tisch schlagend): Es war doch ein Regierungsausschuß! Weder die Regie­rung, noch die Arbeiterpartei haben die Arbeiter vor der Lohnherabsetzung gerettet! Noch mehrere Redner der Unabhängigen Arbeiter­partei richteten Angriffe gegen den Innenminister und forderten die anwesenden Minister auf, über ihre bis­herige Tätigkeit Rechenschaft abzulegcn. Schließlich wurde die Fortsetzung der Debatte beschlossen. Die achtzehnjährige Delegierte Rose rief mit ihrer Rede große Heiterkeit hervor. Sie beschwerte sich im Namen der Jugendliga darüber, daß die Partei die jugendlichen Mitglieder als Kinder betrachte. Der Vor­sitzende Morrison beruhigte die Rednerin, das Exekutiv­komitee habe die Jugendorganisationen stets gehörig ge­wertet. Nach einer Meldung der Evening News ist es einem Moskauer Agenten gelungen, sich iu den Saal einzu­schmuggeln und dort alle Reden genau zu notieren. Die Polizei war nicht imstande, seine Identität festzustellen. Die Verhandlungen mit Rußland. London, 30. September. (Ung. Tel.-Korr.-Bur.) Der Staatssekretär des Aus­wärtigen Henderson wird noch heute nach London zurückkehren und morgen vormittag wahrscheinlich mit dem Sowjetbeauftragten Dowgalewski von neuem ver­handeln. Macdonalds Amerikareise und die amerikanisehen Zionisten, London, 30. September. (U. T.-K.-B.) Nach Evening Standard haben di« amerikanischen Zionisten die Absicht, Macdonald wäh­rend seines amerikanisehen Aufenthaltes Versprechungen darüber abzugewinnen, daß die Juden in Palästina weitere Begünstigungen erhalten sollen. Das Blatt er­blickt in dieser angeblichen Absicht eine Drohung, denn sollte Macdonald den erwähnten Wünschen nicht will­fahren, so würden ihm die Juden einen Empfang bereifen, wie er jedem englischen Ministerpräsidenten in Amerika vor Gewährung der irischen Autonomie von seiten der amerikanischen Iren zuteil geworden war. Gründung eines geräuschvollen Weltkurortes ab­zielten, wie die Errichtung einer Spielbank, fielen wie von selbst ins Wasser. Die Insel stellt ihre be­stimmten Stillorderungen, die nicht straflos über­treten werden dürfen. Um die gute alte Pferdebahn ist es nicht allzu schade, sie wirkte zum Schluß schon antiquiert und grotesk. Aber die Einstellung des Dampferverkehrs war ein schwerer Stil- und Gemütsfehler, der selbst durch einen dreifach ver­stärkten Autobusbetrieb niemals wettgemacht werden könnte. Durch diese Verfügung ist die Insel von der Wasserfläche, der sie von Natur aus verschwistert ist, weiter uferwärts abgerückt, in ihrem Eiland­charakter getroffen worden. Und die feingestimm­ten Kenner ihrer verborgensten Heize, die gewohnt waren, sich dem Inselbereiche abendlicher weilen auf dem Wasserwege ganz allmählich anzugliedern, sind um ein Erleben ärmer geworden. Man muß sich bei der künftigen Gestaltung und Verwaltung der Margareteninsel des Umstan­des klar werden: sie ist keine Goldgrube in dem Sinne, wie es manche unternehmende Geäster wün­schen würden, die an institutioneile Entwick­lungsmöglichkeiten auf diesem schmalen Stück Lande bis ins Unendliche glauben. Aber sie ist das 'Juwel der ungarischen Hauptstadt, das im Rahmen seiner gegenwärtigen Bestimmung liebevoll erhalten und betreut werden will. Erhalten für die Leidenden find Müden, die Naturanbeter und die Pilger auf (Mönchspuren — als „ein Asyl der Weisen, Poeten und (Kranken“ —, um den Dichter Ady zu zitieren — und {vor allem als der vornehmste Anziehungspunkt der {Fremdenstadt Budapest. Denn nichts vermag die {Fremden von distinguiertem Geschmack im Weich­­jbilde unserer Hauptstadt mehr zu faszinieren, als {der Wunderkontrast, der sieb zwischen dem groß­städtischen Betriebschaos und der pastoraleu Ein­tracht auf der Margareteninsel ergibt FRANKREICH. Minister Maginot über die Rheinlandräumung. (Telegramm des Pester Lloyd.) Paris, 30. September. Der Kolonialminister Maginot hielt beute im Gene­­ralral des Departements Meuse eine Rede über die poli­tischen Gegenwartsprobleme, in der er schwere Beden­ken gegen die im Haag erfolgte Zustimmung zu der Räu­mung der dritten Zone im Rheinland vorbrachte. Diese Zustimnimung sei nur erfolgt, um die Bezahlung der französischen Kriegsschulden zu ermöglichen. Eine vorzeitige Räumung der dritten Zone werde jedoch nur erfolgen, wenn der Young-Plan von den Parlamenten ratifiziert und ausgeführt wurde. Die Alliierten hätten diesen ausdrücklichen Vorbehalt im Haag in einem Schreiben an Dr. Stresemann mitgeteilt. Die Räumung bis zum 30. Juni 1930 bilde daher nur ein bedingtes Ver­sprechen. Reuaudel über die politische Rolle der Sozialisten. Toulon, 30. September. (Havas.) Der sozialdemokratische Abgeordnete Renaudel hielt eine Rede, in der er von der Alternative ausging, daß entweder die pazitistische Außenpolitik Briands sich der Auffassung der Parlanientsmehrheit an­passen oder aber die politische Gesinnung der Mehr­heit sicli in der Briandschen Richtung entwickeln soll. Die Kabincttsmitglieder fühlten selbst, daß der gegen­wärtigen Mehrheit und der Regierung keine lange Lebens­dauer beschieden sei. Die Sozialistenpartei mit ihren 100 Mitgliedern könne nicht daran denken, für sich allein die Macht zu beanspruchen, könne, aber die Teil- > nähme der Sozialisten in einer linksstehenden Regie­rung die Bildung einer reaktionären Mehrheit verhin­dern, so dürften die Sozialisten sich der Teilnahme nicht verschließen. I ÖSTERREICH. I’resscempfang beim Bundeskanzler. Wien, 30. September. (Ung. Tel.-Korr.-Bureau). Bundeskanzler Schober empfing heute nachmittag die Vertreter der in- und aus­ländischen Presse. In seiner Begrüßungsansprache bat er um ehrliche und aufrichtige Kritik bei vollkommener Freiheit. Er verwahrte sich dagegen, daß er gegen Vertreter der. Presse Drohungen ausgesprochen hätte. Er habe niemals gedroht, und wenn er es getan hätte, dann würde er es heute ruhig wiederholen. Wir brauchen — sagte der Bundeskanzler — Ihr Wohlwollen und Ihr Verständnis* Das österreichische Problem ist keine leichte Aufgabe, und zum Verständnis unserer Einrichtungen bedarf es schon sehr vielen österreichertums, um zu wissen, daß es in Österreich nie so kritisch wird, wie geredet und nie so kritisch, wie geschrieben wird. Wir haben in diesem Lande, das eine Leidenszeit von elf Jahren hinter sich hat, doch in ruhiger Entwicklung viel erreicht. Wenn ich den Weg, den wir seit dem Tage der Geburt dieser Republik zurückgelegt haben, über-: blicke, so staune ich, wie viel wir erreicht haben, und danke dem Schicksal, daß wir heute so weit sind, und wenn bei uns manchmal das Tempo nicht so rasch ist wie in anderen Staaten, so möge man die ungeheueren Schwierigkeiten berücksichtigen, die diesen Staat von Geburt aii begleitet haben. Heute können wir sagen: die Finanz Wirtschaft in diesem Staate ist in Ordnung uud keine Regierung, selbstverständlich auch die gegenwär­tige nicht, würde je zugeben, daß das Gleichgewicht des Staatshaushaltes irgendwie erschüttert werde. Das muß die Grundlage unseres staatlichen Lebens sein. Schwach sind wir ökonomisch, aber auch das werden wir mit Geduld überwinden, und wenn DEUTSCHLAND. Die Arbeitslosenversicherung. Berlin, 30. September. (Wolff.) Der Reichstag trat heute zu einer kurzen Zwischentagung zusammen, um die Reform der Arbeits­losenversicherung zu beraten. Abgeordneter Graf Westarp (deutschnational) er­klärte, seine Freunde behielten sich vor, heute abend die Besprechung der Haager Verhandlungen für Dienstag zu beantragen. Die Beratung der Vorlagen zur Arbeitslosenversiche­rungsreform begann mit einer Einführungsrede des Reichsarbeitsministers Wisscll, der dem Reichstag für den Ausweg dankte, den er mit seiner Vorlage aus den Schwierigkeiten gesucht habe, die sich bei den Partei­­besprechungen ergeben hatten. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. September. Die Kommunisten veranstalteten heute abend an­läßlich des Zusammentrittes des Reichstages eine Mas­senkundgebung, deren Hauptzweck der Protest gegen den Abbau der Erwerbslosenfiirsorgc war. Die Polizei hatte umfassende Maßnahmen getroffen, um Ausschrei­tungen zu verhindern. Vor allem war die Bannmeile zum Reichstag gesperrt. Zwischenfälle haben sich nicht ereignet. Das Volksbegehren. Berlin, 30. September. (Wolff.) Im Reichsanzeiger vom 1. Oktober wird eine Verordnung des Reichsministers des Innern bekannt­gegeben, durch die die Eintragungsfrist für das deutsche Volksbegehren auf die Zeit vom 16. bis 29. Oktober fest­gesetzt wird. Die Reichsregierung veröffentlicht aus die­sem Anlaß eine Erklärung, in der es unter anderem heißt: Die Reichsregicrung weiß sich mit der über­wiegenden Mehrheit des deutschen Volkes in der Auf­fassung einig, daß die Besserung der außenpolitischen Lage nicht durch ein deutsches Gesetz zu erzwingen ist, sondern allein durcli zähes Ringen im Verhandlungs­wege erreicht werden kann. Sie wird der Durchführung des Volksbegehrens die verfassungsmäßigen Garantien nicht vorenthalten, sachlich jedoch dem Beginnen, das nur geeignet ist, den innerpolitischen Zwist zu vertiefen, allen gebotenen Widerstand entgegensetzen. (Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. September. Der Beichsausschuß der Deutschen Volkspartei nahm heute nach einem Bericht des Reichsaußenministers Dr. Stiesemann über die politische Lage eine Entschließung an, in der das deutschnationale Volksbegehren über den Young-Plan verurteilt und als aussichtslos bezeichnet wird. Es wurde der Dank für Stresemanns Wirksamkeit im Interesse des Vaterlandes ausgesprochen. Die Urheber des Volksbegehrens — heißt es in der Entschließung — treiben ein frivoles Spiel mit den heiligsten Empfindun­gen und der wirtschaftlichen Not des deutschen Volkes. Es ist infam, die Männer, die unter Einsetzung ihrer gan­zen persönlichen Kraft und Aufopferung ihrer Gesund­heit die Interessen des deutschen Volkes vertreten, de» Vnterlaiidsverrates zu zeihen. Ven izeios in Berlin. .’Telegramm des Pester Lloyd.) Berlin, 30. September. Der griechische Ministerpräsident Venizelos ist gestern abend in Berlin eingetroffen. Er empfing heute mittag die Vertreter der Presse, um ihnen einige kurze Erklärungen abzugeben. Im Anschluß daran wurde Venie zelos vom Reichspräsidenten empfangen.

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