Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. november (76. évfolyam, 249-273. szám)

1929-11-01 / 249. szám

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Gmernlvcrtrttung des Pester Lloyd »operate Zusendung de» Abendblattes nach “SH SaM _ _ sSSß JSgS BBI B*ä? 'ffiEl PWH _ PK® ~ BR PS® PSS liir Oeaterroich t I«. Dukes Naohf. A.-G.. dar Prorini sind vierteljährlich 1 Pengd aSH mR g 5® W SH «85 ■ life Hfi iWi M gffl « J®» JOB HK Wien, WolizeUe 16. ........... rn entrichten. .Sa BR, Bf «8 tsS» ári Sffi SH B SB# JE ©SS ISS «sä JUtf Mgi Jäfe Einzelnummer ftlr Bndapest nnd für Für Wien anch durch Herrn. GoidsohmidL I infur mjzj MgjaaHBMF ntaaBMAHBa neMfin Sffijfcél ' UfflKír* Waffia« Oie Provinz: Morgenblatt an Wochentagen Für das Ausland mit direkter Kreuzband- auIBIW TM IIHI1 Itilll IIP t(5 Heller, an Sonntagen 82 Heller, sen dang vierteljährlich: Für Oesterreich Abendblatt 16 Heller. — Für Oesierrelch: und Polen 80 Pengd, für Jugoslawien Morgenblatt an Wochentagen 30 Gr., Ä4 Pengd, für alle übrigen Staaten _ _ _ _ ___ an Sonntagen 40 Gr. nnd Abendblatt SO Pengd. 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Ich möchte vor allem betonen, daß jeder patrio­tisch denkende Ungar dem edlen Lord die größte Anerkennung, Dankbarkeit und Verehrung entge­genbringt, und daß diese Gefühle von keiner wie immer gearteten Meinungsverschiedenheit in takti­schen Fragen berührt werden können. Darum war es auch ganz unnütz, die auf Un­garns rückständige demokratische Einrichtungen hinzielenden Äußerungen Lord Rothermeres als apokryph bezeichnen zu wollen und ihn als ein irre­geführtes Werkzeug linksradikaler politischer Ma­chenschaften hinzustellen. Seine neuesten Eröff­nungen lassen bezüglich der Authentizität seiner frü­heren Meinungsäußerungen keinen Zweifel mehr aufkommen, und es wäre untunlich, beinahe un­schicklich, den edlen Lord, den wir bezüglich der ungarischen Zustände, so lange es sich nur um die Verkündung der Ungerechtigkeit des Trianoner Friedensvertrages handelte, als sehr kompetent und wohlinformiert anerkannten, nun, da er von ge­wissen Bedingungen des Erfolges der Revisionspro­paganda spricht, plötzlich einer unkompetenten und falsch informierten Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten zu beschuldigen. Er verdient es auf jeden Fall, daß wir, selbst wenn wir seiner Meinung nicht beistimmen, uns mit allem Respekt und geziemender Objektivität mit seinen Äußerungen befassen und ihm, sofern es nötig und möglich ist, seinen Irrtum nachweisen. Dies will ich im folgenden versuchen, indem ich vor allem den bezüglich unserer demokratischen Ein­richtungen lautgewordenen Tadel einer näheren Untersuchung unterziehe, dann aber auch die Frage beleuchte: ob die Berechtigung der Revision des Friedensvertrages überhaupt in einen Kausalnexus mit den Lücken der bei uns herrschenden Demo­kratie gebracht werden kann? Was mich in den neueren Äußerungen Lord Rothermeres wirklich betrübt, ist nicht sein Urteil über unsere rückständige Demokratie, sondern die Tatsache, daß der edle Lord mit dem bisherigen Erfolg seiner Aktion unzufrieden ist und deshalb nach den Gründen sucht, die diesen Erfolg vereiteln oder wenigstens hemmen. Er ist jedenfalls der kom­petenteste Beurteiler des Erfolges seiner Aktion, und es ist menschlich nur zu begreiflich, daß er in der festen und wohlbegründeten Überzeugung von der Richtigkeit seiner Bemühung, es außerhalb seines Willenskreises obwaltenden Umständen zuschreibt, daß diese Bemühung bisher nicht vom gewünschten und verdienten Erfolg gekrönt war. Und hier verfällt — meiner Ansicht nach — der edle Lord in den ersten Irrtum. Die Hemmnisse der Revisionspropaganda sind nicht in den inneren Zu­ständen Ungarns zu suchen, vielmehr sind sie auf ganz andere Umstände zurückzuführen. Erstens auf die noch immer nicht entschwundene Kriegsmentali­tät, die eine gewisse Solidarität der Siegerstaaten erzeugt; jeder Siegerstaat schützt seine eigene Kriegs­beute und befürchtet, daß, wenn einmal der Revi­sionsgedanke triumphiert, früher oder später auch der Besitz seiner eigenen Beute fraglich werden kann. Wo aber solche Gesichtspunkte nicht Platz greifen, erklärt sich die Gleichgültigkeit, die der Revisionspropaganda noch im Wege steht, aus den eigenen Sorgen der Völker. Durch den imglück­seligen Friedensschluß wurde ganz Europa der­maßen verelendet, daß beinahe überall schwere innere Probleme die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen und es nur wenigen, mit weiterem politi­schen Horizont begabten Persönlichkeiten gestatten, sich um das Los der von ihrem Stammland un­gerechter- und unnötigerweise losgetrennten Ungarn zu kümmern. Und nun möchte ich der Frage unserer demokra­tischen Rückständigkeit etwas näher an den Leib rücken. Lord Rothermere bezeichnet hauptsächlich die in unseren Landbezirken noch bestehende offene Abstimmung, sowie gewisse Vorgänge bei der Kandidierung der Abgeordneten als vom demo­kratischen Standpunkt anstoßerregend. In letzterer Beziehung, nämlich was das Kandidationsverfahren anbelangt, muß ich dem edlen Lord — ganz abge­sehen vom Interesse der Revisionspropaganda, die, wie ich nachzuweisen trachten werde, mit dieser Frage nicht verquickt werden kann —- vollkommen beipflichten. Mehr noch als die öffentliche Abstim­wenn das Gesinde nicht vor dem Läuten in der Kirche ist. Während sie diese Erklärungen abgeben, be­merkt ein jedes von ihnen, daß das andere rot und verschwitzt und so atemlos ist, daß die Brust keucht. Ganz gewiß hat keines von ihnen auch nur eine Minute vor der gewöhnlichen Zeit von daheim fort können, aber sie sind gelaufen und gejagt, um so früh wie möglich hinzukommen. Der Knecht sagt zu sich selbst: Inga ist den ganzen Weg gelaufen, weil sie vor dem Gottesdienst mit jemand sprechen will. Aber wer kann das sein, den sie treffen möchte? Und sie fragt sich ebenfalls, wen Axel wohl auf dem Kirchenplatz zu finden gehofft hat. Sie sehen einander fragend an, aber als ihre Augen sich begegnen, lesen sie die rechte Antwort darin. Sie verstehen alle beide, daß keines von ihnen gekommen ist, um einen anderen zu treffen, als den sie eben getroffen haben. Dadurch werden sie noch befangener als früher, aber auch sehr gerührt und aufgemuntert durch dieses Zusammentreffen. Ich glaube, ich sage es ihr gleich, denkt er. Es hat keinen Zweck, zu warten. Es wäre dumm, die gute Gelegenheit nicht zu nützen. Aber wie er gerade anfangen will, fällt es ihm ein, daß sie hier, wo sie stehen, sehr leicht gestört werden können. Es wäre besser, wenn sie sich auf einem einsameren Platze befänden. „Wenn du willst wie ich,“ sagte er, „so gehen wir in den Friedhof. Dort weht es so schön. Hier unter der Kirchenmauer spürt man kein Lüftchen.“ Er öffnete das Eisefigitter in der Friedhofs mauer, und sie folgte ihm gehorsam. Aber dabo» spürte sie einen schwachen Widerwillen, gerade »n diesem Augenblick zu den Toten hineinzugehen. Sie wandern also in die kleine hügelige Gräber­stätte, die sich südlich von der Kirche ausbreitet. Dort drinnen fangen die Büsche schon an, sich zw begrünen, die Weiden blühen, und die Bienen fliegen summend hin und her. Wieder befällt das Mädchen mung, bringt unser Wahlverfahren jenes Vorgehen in Mißkredit, das vielleicht nicht einmal ganz den: Gesetze gemäß, auch nicht als eine Folge der Regie­rungspolitik, vielmehr nur infolge der Ambition und des Übereifers einzelner Verwaltungsorgane Platz gegriffen hat, und das bei uns die Abgeordnetenwahl zu einem förmlichen Ernennungsakt stempelt und in der Folge dahin führt, daß unser Abgeordnetenhaus bald einer Versorgungsanstalt für regierungsfreund­liche Pensionisten gleichen wird, was gewiß ein recht hohes geistiges Niveau darstellt, aber immerhin eine etwas einseitige „Volksvertretung“ bedeutet. Ich glaube, die Regierung könnte, ohne ihre ohnehin bei­nahe zu große parlamentarische Mehrheit zu gefähr­den, von diesen Vorgängen abstehen und hiedurch viele gegen unseren Parlamentarismus lautwerdende Beschwerden zum Schweigen bringen. Was nun die geheime Abstimmung anbelangt, so muß ich mich zu einem etwas ketzerischen Standpunkt bekennen. Daß die Abgeordnetenwahlen durchaus mit geheimer Abstimmung erfolgen müssen, ist heute zu einem solchen Dogma erhoben, daß selbst diejenigen, die mit diesem System nicht ganz einverstanden sind, es nicht wagen, offen dagegen aufzutreten und nur einem Aufschub der Einführung das Wort reden. Aufrichtig gestanden, glaube ich,! daß die zukünftige Entwicklung dieser Frage eher einer Revision des allgemeinen und geheimen Wahl­systems als seiner weiteren Ausbreitung günstig sein dürfte. Die Krise des Parlamentarismus ist eine Welt­erscheinung, die sich nicht mehr ableugnen läßt' und die unstreitbar durch das allgemeine und ge­heime Wahlrecht entstanden ist. Es ist sicher, daß die geheime Abstimmung allen lichtscheuen Ein­flüssen auf die Wählerschaft Tür und Tor öffnet, und zwar — wohlgemerkt — nicht nur den radikal­subversiven, sondern ebenso auch den allerreak­tionärsten! Aufrichtige Freunde des Parlamentaris­mus, zu denen ich mich auch zähle, sollten doch bedenken, daß es die unhaltbaren parlamentarischen Zustände waren, die in immer mehr Ländern zur Aufstellung einer Diktatur geführt haben und sogar dahin führen, daß das Volk sich mit der Diktatur allmählich befreundet. Es ist evident, daß das allge­meine Wahlrecht in Verbindung mit der geheimen Abstimmung die Zersplitterung der Parteien und die Unmöglichkeit der Bildung tragfähiger Majori­täten zur Folge gehabt hat. Zustände, in denen dem Lande beinahe vierteljährlich eine Regierungskrise eine scheue Angst, aber der junge Mann denkt mit keinem Gedanken an all diese, die unter ihnen in die Erde gebettet sind und nie mehr die Bäume und Büsche sich belauben sehen oder die Vögel ihre Frühlingslieder singen hören können. Er wendet sich dem Mädchen zu und sagt ein­leitungsweise einige Worte über das Wetter, das un­gewöhnlich schön ist. Sie erwidert, sie könne sich nicht erinnern, daß je im Frühling so schöne Sonne gewesen sei wie in diesem Jahre, und damit ist der Gegenstand erledigt. Anstatt weiter mit ihr zu sprechen, geht er einher und betrachtet sie, und da­bei erhellt ein vergnügtes Lächeln sein Gesicht. Sie ist nicht schön, sie hat ein alltägliches Ge­sicht, aber wie gut und prächtig sie aussieht. Und er kann es bezeugen, so wie sie aussieht, so ist sie auch. Sie sind Kindheitsfreunde, auf zwei Bauern­gütern aufgewachsen, die ohne Nachbarhäuser dicht nebeneinander liegen. Er hat während seiner ganzen Kindheit kaum einen anderen Spielkameraden gehabt als sie. Niemand weiß besser als er, daß es keine fleißigeren Hände, kein treueres Herz auf der ganzen Welt gibt. Nur weil sie so an seiner Seite geht, ist er schon wie ein anderer Mensch. Er möchte sagen, er ist munterer, frömmer, besser, als er vor einer Stunde war. Wahrhaftig, sagt er zu sich selbst, ich will doch gleich um sie freien! Ich will einmal keine andere haben. Es gibt nicht ihresgleichen. Denkt nie an sich selbst und ist immer guter Laune, wie ärmlich und schwer sie es auch hat. Aber obgleich sein Entschluß gefaßt ist, zögert er doch, seine Werbung vorzubringen. Er hatte wirklich gehofft, daß es hier auf dem Friedhof ein­samer würde. Er liegt gar zu offen da. Man kann sie von allen Seiten sehen. Von dem Boden steigt trotz des Sonnenscheins eine leichte Kälte zu ihnen auf. Er denkt, daß das die auftauende Erde ist, aber sie hat das Gefühl, daß die Toten sie mit ihrer Kälte anhauchen, um sie zu vertreiben. „Du und er, und das, woran ihr denkt. Feuilleton. Was tot ist, ist tot. Ein Roman auf dem Friedhof. Von SELMA LAGERLÖF. Es ist neun Uhr am Sonntagsmorgen und es fehlt noch eine ganze Stunde zum Anfang des Gottesdienstes. Soviel früher pflegt sich niemand vor der kleinen Dorfkirche zu zeigen, aber an diesem Sonntag steuern wahrhaftig ein Paar junge Menschen aus verschiedener Richtung auf den offenen Platz zr der davor liegt. Sie bleiben plötzlich stehen, als sie einander sehen, so, als wären sie im höchsten Grade erstaunt, beinahe erschrocken. Dann zieht sie sich unter eine große Linde zurück, die dicht an der Friedhofsmauer steht, und als sie merkt, daß die Linde keinen Schatten gibt, weil sie nackt und unbe­laubt dasteht, schmiegt sie sich hinter den Stamm. Er hingegen eilt noch rascher als früher vorwärts, so daß er auch bald unter dem Baume steht. „Grüß’ Gott, Inga,“ sagt der Heranstürmende zu ähr, die sich versteckt hat. „Du bist aber heute zeitig ans!“ „Ja, das bin ich,“ gibt sie zu, und beginnt ihm zu erklären, daß es so weit von daheim zur Kirche ist und Mutter so genau darauf sieht, daß sie sich ibeizeiten auf den Weg macht und daß sie infolge­dessen immer vor allen anderen zur Kirche kommt. Sie spricht mit leiser Stimme und so verlegen, daß die Worte ein paarmal in unrichtiger Ordnung kommen. Er hält sich auch für verpflichtet, genauen Be­scheid darüber zu geben, warum er so in aller Gottesfrühe zur Kirche gekommen ist, und er spricht amit weit größerer Sicherheit als sie, obwohl er unge­fähr denselben Ursachen die Schuld gibt. Von dem Hof, wo er bedienstet ist, ist der Weg zur Kirche ■weit, und seine Bäuerin hat ihn schon vor acht Uhr wéggeschickt. Sie findet, daß es schlecht aussieht,

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