Pester Lloyd - reggeli kiadás, 1929. november (76. évfolyam, 249-273. szám)

1929-11-01 / 249. szám

PESTER LLOYD •2 • beschert werden kann, mögen von theoretisch­demokratischem , Gesichtspunkt als ideal gelten, ; mögen auch der Befriedigung politischer Ambitionen jsehr günstig sein; große, starke Nationon, deren | Lebensbedingungen nicht so leicht gefährdet werden können, mögen sich einen solchen Luxus des häufi­gen Regierungswechsels gönnen; ein Land wie Ungarn, das die schwerste Krise seines Daseins kaum erkt Überstunden hat, muß auch auf die Not­wendigkeit einer gewissen Stetigkeit in der Leitung der öffentlichen Angelegenheiten bedacht sein. Darum glaube ich, daß das allgemeine und geheime Wahlrecht — und besonders dieses letztere — in der Zukunft eher gewissen Korrekturen als einer weiteren Ausdehnung entgegensehen sollte. Aufrichtig gestanden, leuchtet es mir auch gar nicht ein, warum insbesondere die geheime Ab­stimmung — mag man sie auch für zweckmäßig [halten — einen kategorischen Imperativ des demo­kratischen Prinzips darstellen sollte? Wissen wir [es doch alle, daß eben die Öffentlichkeit in jeder Funktion des Gemeinwesens als Erfordernis der 'Demokratie zu, gelten pflegt. Die Demokratie hat Rie Öffentlichkeit des Gerichtsverfahrens auf der ganzen Linie gefordert und durchgesetzt; sie kämpft gegen die geheime Diplomatie und gegen geheime internationale Bindungen des Staatswillens; sie for­derte auch die Freiheit der Presse, hauptsächlich um die Behandlung der öffentlichen Fragen dem jUrteil der Öffentlichkeit nicht zu entziehen. Wäre [die Wahl der Volksvertreter die einzige Funktion, ibei der das Prinzip der Öffentlichkeit eine Einbuße [erleiden und dem geheimen Verfahren weichen imuß? )■. I *■ ........> ... Eih ebenso anerkanntes Prinzip der Demo­­jkratie ist die Verantwortlichkeit aller, die1 in einer [öffentlichen Angelegenheit eine Funktion zu ver­sehen haben. Auch dieses Prinzip scheint in unse­rem öffentlichen Leben restlos durchgeführt zu sein. Nur Se. Majestät der Wähler soll bezüglich des wichtigen Aktes der Wahl der Volksvertretung mit ■dem Privileg der Unverantwortlichkeit versehen sein? Nachdem ich diese Gesichtspunkte bei der Be­urteilung der demokratischen Einrichtungen Un­garns einer freundlichen Erwägung anzuempfehlen mir erlaubte, möchte ich jetzt auf die Behandlung jener anderen Frage übergehen, ob die Forderung der Revision dér Friedensverträge überhaupt von einer so öder anders gearteten inneren Politik Un­garns abhängig gemacht werden kann? Diese Frage kann nur mit einem entschiedenen (Nein beantwortet werden. Im Namen des heiligsten Prinzips der Demo­kratie, des Selbstbestimmungsrechts der Völker, haben wir seinerzeit bei den. sogenannten Friedens­verhandlungen die freie Entscheidung dér Betreffen­­iden Völkerschaften über ihre Zugehörigkeit zu Un­garn oder zu den Nachfolgestaaten gefordert und fordern sie auch jetzt noch. Es war absolut un­­demokratisch, daß man jene Landestéile Ohne jede (Befragung ihrer Bevölkerung von Ungarn lostrennte, denn jene improvisierten Volksversammlungen, die /unter dem Terror der eingedrungenen Truppen der (Nachbarstaaten ein angebliches Begehréri ausge­sprochen haben, konnten ja nicht erbst genommen werden. Und es ist absolut undemokrätisch, jene Forderung der freien Volksabstimmung auch jetzt unter welchem Vorwand immer abzulehnen. In einem einzigen Fall ist es uns gelungen, das Plebiszit unter dem Schutz einer nichtinteressierten Macht *— Italiens — durchzusetzen. Dies war der Fall von Sopron und der angrenzenden Gegend. Da­mals handelte es sich um eine zum großen Teil I deutsche Bevölkerung und um den Anschluß an ein deutsches Land: Österreich; und die Volksabstim­mung hat die Frage doch zu Ungarns Gunsten ent­schieden. Kann es überhaupt einem Zweifel unter­liegen, daß Städte und Dörfer mit beinahe ausschließ­lich ungarischer. Bevölkerung —- die übrigens ihren Wunsch, Ungarn zurückerstattet zu werden, auch vor der Grenzberichtigungskommissipn offen, kund­getan haben — im Falle einer Volksabstimmung sich dagegen .erklärt hätten, daß sie von Prag, bezw. Bukarest und Belgrad regiert werden sollen? Wir f.OCdeni, hurt daß diese (Völkerschaften selbst ent­scheiden sollen, ob sie die Verhältnisse, bei uns .für demokratisch genug halten, um in den Verband Un­garns zürück.zukehren; wir fürphteh ihr Urteil nicht, werden uns. davor beugen, aber wir protestieren da­gegen, daß. die sogenannte öffentliche Meinung frem­der Länder diese Frage tendenziösen Eingebungen gemäß entscheiden soll. Und übrigens, gesetzt den Fall, daß ein großer Teil der- europäischen öffentlichen Meinung unsere staatsrechtlichen Einrichtungen vom. demokratischen Standpunkt für rückständig hält, folgt etwa daraus, daß die abgetrennten Gebiete im neuen Verbände verbleiben müssen? Ist etwa die Demokratie der in Rede stehenden Staaten der ungarischen so muster­haft überlegen? Wir sehen, daß es beispielsweise in Jugoslawien nicht nur keine Demokratie, son­dern auch keine repräsentative Verfassung gibt; dort herrscht unbefristet die militärische Diktatur, die sich berufen fühlt, selbst die Einteilung des Landes der Idee eines serbischen Einheitsstaates gemäß vollkommen umzuwandeln. Und in allén drei Nach­barstaaten vverden, der wahren Demokratie zum Hohn, die nationalen Minderheiten äls mit dem herrschenden Stamm in keiner Weise gleichberech­tigt behandelt. Demokratie ist Gleichberechtigung, aber kann in einem Staate von Gleichberechtigung die Rede sein, in dem die nationalen Minderheiten bezüglich ihrer völkischen Eigenart, ihrer Spräche, ihrer Schule, ihrer nationalen Institute,' oft selbst ihres Vermögens entrechtet werden? ' "if Man möge über Ungarns Demokratie denken, wie man will, aber man soll das unbegründete Fest­halten an den ungerechten Verfügungen des Frie­densvertrages nicht uns in die Schuhe schieben. Mit ruhigem Gewissen können wir unseren abgetrennten Stammesbrüdern versichern, daß sie bei uns mehr demokratische Freiheit. genießen werden, als jene ist, die ihnen, seit zehn Jahren untéi' ihren jetzigen Machthabern zuteil geworden ist. •• v..h.f ■y.r v " ' t (paßt nicht hieher zu uns. Wir leiden unter so etwas, fwir, die wir außen stehen und von nichts anderem [wissen als von Kälte und Dunkelheit.“ Die große Freude, die eben erst in ihr auf­flammte, als sie ihn traf, .erlischt ganz langsam, Sie wird wieder ängstlich, wie sie es das ganze Jähr war, seit Axel als Knecht zu der reichen Witwe auf iHajnarby kam. Sie sollte so schön und stattlich sein, und die [Leute fingen schon an, davon zu sprechen, wie gut Axel bei ihr angeschrieben sei. Freilich war sie volle [zehn Jahré älter als er, aber das würde wohl da­durch aufgewogen, daß er ein reicher Mann und ein (großer Gutsbesitzer würde, wenn er sie nahm. Er fängt nun an, nach allerlei daheim zu fragen. [Er tut es nur, damit sie nicht so ganz stumm neben­­ieinandei* einhergehen, und anfangs hört er gar nicht, jwas sie sagt. Aber als sie von den kleinen Verände­rungen erzählt, die in den zwei Bauernhöfen vorge- Igangen sind, während er fort war, erwacht sein [Interesse. Alles daheim wird für ihn lebendig. Und [in allem daheim ist sie mit dabei. Vor allein bei all­dem, was schön und fröhlich war. Ich glaube, denkt er, es war Gottes Wille, daß (ich Inga heute hier treffe. Ich wußte ja gar nicht, jdaß auch sie so früh kommen würde, wenn ich sie jauch zu sehen hoffte, als ich so von daheim fort­istürmte. Mit jeder Minute, die vergeht, wird er immer [vergnügter. „Als mich die Bäuerin heute fragte, ob ich noch (ein Jahr bei ihr bleiben wollte, war es da nicht ganz iso, als hätte mich jemand am Rock gezupft und mich [gewarnt, zu antworten? Ich hielt mich auch tapfer, [obwohl ich sah, daß sie es verdroß, als ich sagte, [ich könne ihr noch keinen Bescheid geben, bis ich I Vater gefragt habe, ob er mich daheim in der [Wirtschaft brauche. Ich konnte ihr ja nicht sagen, jdaß es nicht vom Vater abhängt, sondern von Inga.“ Plötzlich wandelte ihn eine wunderliche Lust an, zu lachen, hoch in die Luft zu springen, Purzel­bäume zü schlagen. Es ist, als Ob etwas Schweres, das auf ihm gelegen hatte, plötzlich fortgenommen wäre. Er fühlt sich so leicht, daß er fliegen möchte. Das ist, weil ich Inga wiédér getroffen habe, denkt, ér. Im[ Winter fürchtete ich mich beinahe, sie zu treffen. Da dachté ich, wenn ieh'hiebt so halb und halb verlobt mit Inga wäre —- ja, verlobt sind wir ja nicht, aber solange ich daheim War, verstand es sich von selbst, daß Wir ein Paar würdeh —hätte ich jetzt die Aussicht, eine bessere Heirat zu machen. Aber jetzt will ich gar nicht mehr daran denken. Wenn Inga mich mag, bin ich es zuffiedén, mein Leb­tag ein Fronbauer zu bleiben. Er sieht Sich um. Es ist doch ärgerlich,.daß die Sträucher und. Bäume noch keine Blätter haben. Wenn es doch auf dem ganzen Friedhof nur eine Stelle gegeben hätte, wo sie so einigermaßen verbor­gen gewesen wären. Er will ja keine langen Reden halten, wenn er um Inga anhält. Er yyjll sie nur bei der Hand nehmen, sie an sich ziehen und .sie küssen. Das ginge so leicht, wenn er nur einen passenden Platz finden könnte. Hinter diesem großen Grabstein soll es sein, denkt er entschlossen. Ich muß alles entschieden ha­ben, ehe ich wieder mit der Bäuerin zusammentreffc. Wenn ich auf nichts Bestimmtes\ hin weisen, kann, läßt sie mich nicht fortgehen, und bleibe ich doch ein Jahr bei ihr, dann weiß ich nicht, wie es geht. Nein,, ieh muß, ihr sagen können, daß [ich mich mit Inga versprochen habe und sie im Herbst, heiraten werde. . , “ . ^. Sie sind jetzt hinter den hohen Grabstein ge­kommen, und da bleiben sie alle beide stehen. Wie­der sieht er sich um. -Nie hätte er geglaubt, daß és liier so offen wäre. Mah sieht sie ja vom Kirchplatz, vom Wege, von allen Seiten. Er kann sich auch hier nicht zur Werbung ent­schließen und rettet sich, indem er eine gleichgültige Frage stellt: „Ist sonst etwas daheim passiert?“ Sie zögert ein wenig, bevor sie antwörtét. Wieder fühlt sie diesen kalten Hauch von der Erde, und sie, die weit weg im dunklen Wald aufgewachsen ist, wo man beständig von all dem Schrecklichen, spricht, das hinter der Welt der Lebenden lauert, síé glaubt, daß es die kalten Hände der Toten sind, die ihr win­ken, ihr Bereich zu verlassen. Aber zugleich sieht sie* wie ein paar Schmetterlinge im Liebesspiel an ihr vorbeiflattern, und ein Buchfink an der Spitze einesj Holzkreuzes seinen klarsten Triller anstimmt. Und! unwillkürlich fragte sie sich in ihren Gedanken,; warum die auf dem Friedhof verweilen dürfen,! warum die Toten sie nicht fortweisen. „Das ist, weil der Frühling es so haben will,“; antwortet sie sich selbst. Und die Kraft des Frühlings^ ist größer als die der Toten. Und im Nu ist sie wieder vergnügt, denn derj Frühling steht auf ihrer Seite, das begreift sie, und der Frühling ist ein starker Helfer. Sie entschließt sich, Axel ein wenig entgegenzu­kommen, ihm etwas zu geben, wovon er ausgehenj kann. Er Steht so befangen da und kann die réchten, Worte nicht über die Lippen bringen. „Du hast vielleicht nicht gehört, daß Jän Eskil­­son, der den Älhof gehabt hat, vorige Woche ge­storben ist?“ Sie sieht ihm fest in die Augen, während sie dies sagt, und legt fast gegen ihren Willen eine ge­wisse Betonung auf die Worte. Er, der ganz zerstreut dagestanden hat, wird plötzlich aufmerksam. „Was sagst du?“ ruft er. „Da wird ja der Älhof frei. Vielleicht gibt ihn der Gutsherr mir, so daß ich im Herbst hinziehen könnte?“ Er versteht sie endlich. Ihm das zu sagen, ist sie gekommen. Sie hat nicht an ihm géz weif eit. Sie liebt ihn, sie weiß, daß er ihr gut ist, und in der Aufrichtigkeit ihres Herzens ist sie in die Kirche ge­eilt, um ihm zu sagen, daß jetzt die Möglichkeit für sie da ist, zu heiraten. Und während diese Worte gewechselt werden, fühlen sie, daß die Sonne noch heißer brennt als früher und der Duft der knospenden Pflanzen fast erstickend stark wird. Etwas Berauschendes strömt durch die Luft, das nichts anderes ist als die eigene, seltsame Kraft des Frühlings. Es ist ihnen, als woll­ten Gräser, Blumen, Blätter, alle auf einmal hervor­sprießen. Sie haben das Gefühl, als würden ihre eigenen Herzen ganz weit, als müßten sie die Brust sprengen, als wüchsen rote Liebesblumen daraus. Bank, vállalat, klub céljaira vagy üzletnek alkalmas nagy, félemeleti helyiség kiadó. Négy nagy uccai, három udvari szoba mellékhelyisé­gekkel, szolgalakással (Hungária bank helyiségeinek 6847 féle). Értesítés: IV., Petőd Sándor-u. 18, házfelügyelőnél. „Ungarns guter Engel“ ... Erinnerungen an Königin Elisabeth, die Märtyrerin. Am Allerseelentag gedenkt das ungarische Volk seiner Lieben und Großen und vor allem der Unglück^ liehen Königin Elisabeth, die wahrhaftig, wie Max Falk einst schrieb, „Ungarns gute Vorsehung; Ungarns guter Engel“ gewesen. Die Erinne' rung an diese edle Frau wird neuerding? geweckt durch ein Werk über die nicht nur lange Zeit den meisten Menschen unbekannte, sondern leider auch von ihnen verkannte edle Frau, durch ein wertvolles Buch, das endlich dem Herzen und dem Geist Elisabeths volle Würdigung zuteil werden läßt. Es muß mit Anerkennung hervorgehoben wer­­den, daß nach den vielen literarischen Versuchen, die Gestalt Elisabeths in den Rahmen larmoyanter oder pikanter Romane zu zwängen, nach den vielen gut­gemeinten, aber zumeist dilettantischen Biographien, hier eine Studie vorliegt (Elisabeth,. Kaiserin von Österreich, von Karl Tschuppik, Verlag Dr. Hans Epstein, Widi-Leipzig), die einerseits die traurigen Lebenserfahrungen der Königin schildert — viel­leicht da und dort zu düster —, andererseits die Be­ziehungen Elisabeths zu Ungarn in einer historisch begründeten, psychologisch vertieften Darstellung aufzeigt, wie sie bisher ein österreichischer oder deutscher Schriftsteller nicht vollbrachte. Das Buch Tschuppiks über Franz Josef stand nicht auf der Höhe seines Werkes über Elisabeth, denn diesmal hat ihm die Begeisterung die Feder geführt und den­noch sein Urteil nicht getrübt, denn im Gegenteil, liebevolle Augen sehen mehr, als kaltkritische Denker selbst durch die schärfsten Brillen wahrzunehmen imstande sind, Wohl hat auch die Arbeit Tschup­piks .manche Mängel, aber diese verschwinden vor den großen Vorzügen, und insbesondere Ungarn hat alle Ursache, dem Historiker dankbar für sein Bemühen zu sein, dem in allen Zonen lebenden deutschlesenden Publikum ein klares Bild der Köni­gin gegeben zu haben, die Ungarn verstanden, ge-; schätzt und geliebt hat, und die von Ungarn immer wie eine Heilige verehrt wird. Mit Schwärmerei schildert der Autor die junge lind schöne Prinzessin Elisabeth, ihren Herzensroman, ihre Vermählung mit Franz Josef — der entzückt üben seine junge Éhé schreibt: „Ich bin verliebt wie eilt Leutnant , und glücklich wie ein Gott“ — und ihr© Enttäuschungen. Wir lesen wieder einmal vieí über den Haß ihrer Schwiegermutter, die Strenge des Gatten, die Bösartigkeit des Hofes und die Flucht Elisabeths in die Einsamkeit. Man kennt diese Phasen eines wenig glücklichen Lebens, aber hier werden sie mit sympathischem Verständnis und in einer schwungvollen Sprache vorgetragen, erzielen demzufolge tiefe Wirkung. Freilich, mußj wiederholt werden, daß das Porträt Franz Josefs einige hellere Striche Verdient hätte; Doch mehr, als diese bekannten, aber stets ihteressänten biogra­phischen Mortiénte verdienén die politischen Aus-i führüngen des Büches und insbesondere jene Zeilen, die sich mit Ungarn befassen, die Aufmerksamkeit^ Einige Stellen aus dem Werk sollen hier wieder-i gegeben werden, die deutlcih beweisen, daß der Verfasser im Gegensatz zu den meisten österreichi-t sehen und deutschen Historikern den Wert und die] Bedeutung der Beziehungen zwischen Elisabeth! Freitag, 1. November 1Q29

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